0:00:00
0:15:49

Im Leben geht es zu wie auf einem Jahrmarkt: Wurstbude, Plattentisch, Bonbonstand, Hafenmarkt. Aber an einem Kiosk sind wir vorbeigestolpert, dem Ladengeschäft unseres Gottes. Wer enttäuschende Erfahrungen mit Lebensangeboten gemacht hat, sollte dieses Sonderangebot bedenken. - Jugendgottesdienst aus der Stiftskirche Stuttgart


Leben wollen wir doch, liebe Freunde, richtig leben. Nur vespern, schuften, pennen ist der Rhythmus einer Waldameise. Nur sitzen, stehen, liegen ist der Dreitakt eines Roboters. Nur geboren werden, getrieben werden, getötet werden ist die Vita einer Milka-Kuh. Leben wollen wir, richtig leben, wirklich leben, endlich leben. Deshalb registrieren wir mit wachem Holzauge alle Angebote. Es geht doch zu wie auf einem Jahrmarkt. Wurstbude, Plattentisch, Bonbonstand, Hafenmarkt. An einem Kiosk sind wir vorbeigestolpert. Auch kein Wunder, denn dort riecht es nach Stall. Ochs und Esel schwitzen kein Kölnisch Wasser. Ein Baby liegt drin, in Windeln gewickelt, einfach so in der Futterkrippe. Und die paar Kunden sind auch nicht von der feinen Art: Schafhirten sind’s mit Dreck an den Schuhen und Läusen im Pelz. Wirklich eine alternative Exquisit-Boutique.

Aber liebe Freunde, genau diese Bruchbude ist das Ladengeschäft unseres Gottes. Er hat kein Großversandhaus aufgemacht, so eine Himmels-Quelle oder ein Jenseits-Neckermann, bei dem man nach Katalog alles bestellen kann, vom Sündenkiller bis zum Heiligenschein. Mitten drin auf dem Jahrmarkt der Welt, mitten drin auf dem Trödelmarkt des Lebens, da mitten drin im Geschiebe und Geschubse wirbt er, übrigens nachzulesen in Jesaja 55: “Her, wer Durst hat, hier gibt es Wasser! Her, wer Hunger hat, hier gibt es Brot! Warum zahlt ihr für das, was nichts taugt? Wieso schmeißt ihr Geld hinaus für das, was nichts bringt? Her, wer Lebenshunger und Lebensdurst hat, hier gibt es nicht nur etwas Leben, sondern ganzes Leben, volles Leben, ewiges Leben, Leben in seiner ganzen Fülle.” Vielleicht hörst du diesen Ton, obwohl du sonst ganz andere Töne drauf hast. Vielleicht verstehst du diese Worte, obwohl du sonst mit Bibelworten nichts am Hut hast. Vielleicht wirst du sogar einen Augenblick still, um nach all deinen enttäuschenden Erfahrungen mit Lebensangeboten dieses Sonderangebot zu bedenken. Der Mann sagt:

1. Hallo Sonderpreis!

Unsere erste Frage lautet immer: Was kost’s? Was muss ich blechen? Was muss ich dafür auf den Tisch blättern? Alles hat seinen Preis. Um nichts kriegst du nichts. Qualität will bezahlt sein. Das ist bei den Haaren so. Ein Frisör bietet mir eine fesche Zweitfrisur schon für wenige Mark an. Aber das Ding verträgt keinen Regen und schnurrt beim Gewitter zum Pferde­schwanz zusammen. Wer ein wetterfestes Toupet bevorzugt und aussehen will wie Herbert “Gröhlemeyer”, muss dafür einiges springen lassen. Qualität will bezahlt sein. Das ist bei den Autos so. Ein Gebrauchtwarenhändler schlägt Blechkisten schon für zwei Hunderter los. Aber diese Schraubenhaufen sind nur für Lebensmüde und explodieren bei der ersten Zündung. Wer eine fahrtüchtige Karre bevorzugt und brausen will wie Walter Röhrl, muss viele Tausender beim Händler lassen. Qualität will bezahlt sein, auch Lebens­qualität. Ein Immobilienmakler vermittelt eine Reiskolonie im brasilianischen Mato Grosso schon für wenige Cruzeiros. Aber dieser Schlangengart­en ist nur für Grasgrüne und Ausgeflippte. Wer ein schickes Leben mit Traumvilla und Yachthafen bevorzugt und leben will Fürst Rainier von Monaco, der muss entweder gut geerbt oder gut geheiratet haben. Wenn aber, liebe Freunde, ein schickes Leben unbezahlbar geworden ist, wieviel kostet dann dies ganze, volle, ewige Leben? Der Mann auf dem Jahrmarkt sagt dir: Nichts. Du hast richtig gehört: Nichts! Das Leben, das ich anbiete, ist umsonst. Das Leben, das ich empfehle, ist gratis. Das Leben, das ich weitergebe, ist ohne einen Pfennig zu bekommen. Ewiges Leben gibt es zum Nullpreis.

Kapierst du das Revolutionäre dieses Sonderangebots? Baal will, dass Pflanzen verräuchert und Tiere verbrannt werden. Zeus will, dass Tempel besucht und Kerzen angezündet werden. Buddha will, dass Meditation gehalten und Versenkung geübt wird. Allah will, dass Suren gelernt und Gebete verrichtet werden. Bhagwan will, dass rote Kleider angelegt und jeder rote Pfennig nach Oregon geschickt wird. Alle Götter wollen, nur Gott will, dass wir sein Leben umsonst wollen.

Jesus hat es seinen Jüngern gesagt: Umsonst habt ihr es empfangen. Jesus hat es den Jerusalemer Festtouristen gesagt: Wen da dürstet, der komme und trinke. Jesus hat es allen Lebensdurstigen gesagt: lch will den Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst. Jesus will heute dir den Mund wässrig machen. Hallo Sonderpreis! Du musst kein frommes Gesicht machen; das gelingt deinem Milchgesicht ohnehin nicht. Du musst keine frommen Sprüche klopfen; die kauft deinem Mundwerk keiner ab. Du musst keine müde Mark locker machen; DM, Franc, Lire, sogar der hochgeschnellte Dollar ist bei ihm nur Spielgeld. Er gibt’s umsonst. Er verschenkt freigebig. Ewiges Leben zum Null­tarif.

Warum greifen wir nicht sofort zu? Warum zögern wir im­mer wieder? Warum sind wir an dieser Stelle so zurückhaltend? Vielleicht macht uns eine alte Erfahrung zu schaffen. In einem Zoogeschäft wollten wir einmal einen Hund kaufen. Nach langen Begutachtungen wählten wir einen schwarzen Wollknäuel aus, bei dem man nicht so recht wusste, was vorne und hinten ist. “Den kriegt ihr umsonst”, sagte der Tierhändler und schenkte uns ein Pfund Schappi dazu. Aber schon auf dem Heimweg merkten wir: Der Dackel hat nur einen Rückwärtsgang. Jeden Passanten verwechselt er mit einem Laternenpfahl. Statt bellen jault er wie eine Robbe. Zu­hause ernährte er sich ausschließlich vom Teppichboden. Was nichts taugt, kostet nichts. Doch, Ramsch wird verschleudert. Schund wird verschenkt. Billigware wird ohne Geld unter die Leute gebracht. Deshalb Vorsicht beim Leben zum Sonderpreis!

Unser Mann auf dem Markt fügt jedoch ein Zweites hinzu:

2. Hallo Sonderaktion!

Von Ramsch kann keine Rede sein. Gott hat nicht den Himmel entrümpelt und seinen Staubfänger auf den Floh­markt gekarrt. Er ist kein windiger Marktschreier. Von Schund kam keine Rede sein. Gott hat nicht Vergilbtes ausgegraben und in der Fußgängerzone feilgeboten. Er ist kein kleiner Straßenverkäufer. Und von Billigware kann keine Rede sein. Gott hat keinen Winterschlussverkauf angesetzt und seine Lager geräumt. Er ist kein billiger Jakob.

Ganzes Leben, das mich ganz befriedigt, ist teuer. Volles Leben, das mir’s voll bringt, ist sehr teuer. Ewige Leben, das den Tod überdauert, ist ohne Höchstpreis nicht zu kriegen. Einer muss bezahlen. Einer muss dafür geradestehen. Einer muss ganz tief in die Tasche greifen und die Sache begleichen. Und eben das hat Gott selber getan. Er machte seine Hände ganz weit auf. Von allem Anfang an kam der Vater über das Geben nicht hinaus. Wenn ich “Vater” sage, ist bei vielen sofort Feierabend. Nur nicht an den Alten denken! Meistens gleicht er einem alten Muffel, der immer dagegen ist, den man nicht stören darf, der nie Zeit hat und dessen drei Lieblingssätze lauten: Erstens, ich bin auch einmal jung gewesen, zweitens, das hätten wir uns früher nie erlaubt, drittens, ich will jetzt meine Ruhe haben. Der Vater, von dem die Bibel erzählt, ist ganz anders. Der gönnte seinen Kindern etwas und gab: ein Land, in dem Milch und Honig floss, einen König, der die Fäden in der Hand behielt, einen Bund, mit dem man vor den Feinden geschützt war, ein ganzes Bündel von Ver­sprechungen und Verheißungen. Aber weil seine Leute immer noch an Schuld und Tod litten, gab er sein Letztes, sein Liebstes, sein Höchstes. Gott gab seinen Sohn. Das ist unfasslich, weil Kindern von ihren Eltern weglaufen können, weil junge Männer ihre Mädchen versetzen können, weil Ehemänner ihre Ehefrauen sitzen­ lassen können, aber weil ein Vater nicht von seinem Kinde lassen kann. Und Gott lässt von seinem Sohn, dass er am Kreuz total verlassen ist. In dieser Sonderaktion für das Leben gab er sein Leben zur Bezahlung für viele. Seit Golgatha ist die Rechnung bezahlt. Mit einem Längsstrich und einem Querstrich des Kreuzes ist der Preis durchgestrichen. Wegen seinem Tod ist unser Leben gratis. Dein Leben muss nicht mehr der Wettlauf zwischen Geld­verdienen und Geldverschwenden sein.

Dein Leben muss nicht mehr der Einkauf zwischen Würstchenbude und Plattentisch sein. Dein Leben kann zum neuen Geschenk werden, das dir umsonst in die Hände kommt. Einer hat gesagt, und ich sage es dir weiter: “Fürchte dich nicht, dass dein Leben einmal enden wird, fürchte dich aber, dass dein Leben nie beginnen könnte.” Heute Abend kann es beginnen, wenn du betend die Hände öffnest und mit einem Mitarbeiter zusammen sagst: Herr, ich habe so viel gekauft, aber genug habe ich nicht bekommen. Herr, ich habe so viel gesehen, aber befriedigt hat mich das alles nicht. Herr, ich habe so viel erlebt, aber viel treibt mir die Schamröte ins Gesicht. Gib mir das, was meinen Hunger und meinen Durst für immer stillt.” Darauf wird Jesus antworten: “Selig sind, die da hungert und dürstet nach Gerechtig­keit, denn sie sollen satt werden.” Hallo Sonderaktion! Und:

3. Hallo Sonderaufgabe!

Wer gut eingekauft hat, wird es nicht verschweigen. Wer freundlich bedient worden ist, wird es nicht für sich behalten. Wer voll auf seine Rechnung kam, der wird andere darauf hinweisen. Andere sollen das auch wissen. Andere allen davon auch profitieren. Andere sollen damit auch glücklich werden. Das Weitersagen ist die Sonderaufgabe der Beschenkten. Und das ist bei Gottes Ladengeschäft nicht anders. Das Weitersagen ist die Sonderaufgabe der Christen. Sicher haben sie auch andere Aufgaben. Die ZDL unter uns können ein Lied davon singen. Aufgaben in Hülle und Fülle, aber die Sonderaufgabe bleibt das Weitersagen. Ein Amos hat das getan. Ein Hesekiel hat das getan. Ein Johannes hat das getan. Jetzt bist du dran.

Viele haben das getan. Und wenn du Bammel hast, und wenn du Hosensausen davor be­kommst, und wenn dir Mikos zu schaffen machen, dann erinnere dich noch einmal an Johannes Ziegenbalg. In der Schule war er kein Kirchenlicht. Hätte er Gotthelfs Großmutter zur Oma gehabt, dann hätte sie auch ihm gesagt: Johannes, du bist ein Esel und bleibst ein Esel. In seinem Abschlusszeugnis hieß es: “Schwach an Leib und Seele”, das war ein Gesamtdurchschnitt von 4 bis 5. Und der reiste nach Indien und erfüllte die Sonderaufgabe und wurde ein gesegneter Missionar. Dein Durchschnitt ist besser. Deine Birne hat 1000 Watt mehr. Dein Intelligenzquotient schlägt jeden Esel. Deshalb sags dem Kumpel, sag’s dem Kollegen, sag’s deinem angebeteten Sternchen, das dir dauernd im Herz herumfunkelt: Her, wer Durst hat, hier gibt es Wasser! Her, wer Hunger hat, hier gibt es Brot. Her, wer Lebenshunger und Lebensdurst hat, hier gibt es nicht nur etwas Leben, sondern ganzes Leben, volles Leben, ewiges Leben, Leben in seiner ganzen Fülle. Hört, so werdet ihr leben. Umsonst!

Amen