Interessante Grüsse

Reihe: Abschiedsworte (2/3)
Jürg Birnstiel
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Serie | 3 Teile

Abschiedsworte

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Reihe: Abschiedsworte (2/3)

Kolosser-Brief 4,10-14

Einleitende Gedanken Schon damals, als Paulus Briefe schrieb, war es üblich Grüsse auszurichten. Diese Grüsse geben uns Einblick, wer zur Zeit der Abfassung des Briefs mit Paulus zusammen war. Paulus lässt also folgendes ausrichten:

„Aristarch, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter von Barnabas, lassen euch grüssen. Was Markus betrifft, habt ihr ja bereits Anweisungen erhalten; wenn er zu euch kommt, heisst ihn herzlich willkommen. Ebenfalls grüssen lässt euch Jesus, der auch Justus genannt wird. Vom jüdischen Volk sind diese drei die Einzigen, die mit mir für das Reich Gottes arbeiten; sie sind mir ein grosser Trost geworden. Weiter lässt euch Epaphras grüssen, der ebenfalls einer von euch ist. Dieser Diener von Jesus Christus tritt als ein unermüdlicher Kämpfer für euch ein, indem er darum betet, dass ihr euch als geistlich reife Menschen bewährt, deren ganzes Leben mit Gottes Willen übereinstimmt. Ich weiss, wie viel Mühe Epaphras für euch und für die Gläubigen in Laodizea und Hierapolis auf sich nimmt; ich kann es bezeugen. Auch Lukas, der geliebte Arzt, lässt euch grüssen, ebenso Demas.“ Kol 4,10-14

Wir werden heute diese Männer, die mit Paulus unterwegs waren, etwas besser kennenlernen.

I. Es grüsst Aristarch, der treue Mitarbeiter

Aristarch war ein treuer Mitarbeiter von Paulus. Paulus spricht von „Aristarch, meinem Mitgefangenen“. Aristarch wuchs in Mazedonien. Er begleitete Paulus sozusagen durch dick und dünn. Als beispielsweise Demetrius in Ephesus einen Aufruhr gegen die Christen in Gang brachte, schleppten sie Aristarch zu einem Schauprozess ins Amphitheater. Lukas berichtet: „Wie ein Mann stürmten die Menschen ins Amphitheater, wobei sie die Mazedonier Gaius und Aristarch, zwei Reisegefährten von Paulus, ergriffen und mitschleppten.“ Apg.19,29. Und jetzt war dieser Aristarch mit Paulus vermutlich in Rom gefangen gehalten. Aristarch stand nicht im Rampenlicht, wir wissen sehr wenig über ihn, aber seine Mitarbeit war von grösster Wichtigkeit für das Reich Gottes. Paulus hätte seine Mission ohne diese „unscheinbaren“ Mitarbeiter nicht vorantreiben können. Es ist nicht wichtig, an vorderster Front zu stehen. Wir müssen im Reich Gottes nicht bekannt sein. Viel wichtiger ist, dass wir unseren Platz ausfüllen, an den uns Gott hinstellt. Wichtig ist, dass wir unsere Gaben für das Reich Gottes einsetzen. Paulus schreibt das der Gemeinde in Rom folgendermassen: „Es ist wie bei unserem Körper: Er besteht aus vielen Körperteilen, die einen einzigen Leib bilden und von denen doch jeder seine besondere Aufgabe hat. Genauso sind wir alle – wie viele und wie unterschiedlich wir auch sein mögen – durch unsere Verbindung mit Christus ein Leib, und wie die Glieder unseres Körpers sind wir einer auf den anderen angewiesen.“ Röm.12,4-5. Für Gott ist Grösse und Bekanntheitsgrad unwichtig, bei ihm zählt einzig und allein die Treue. Aristarch wollte offensichtlich Paulus den Platz nicht streitig machen, aber er wollte mit seinem Leben Jesus dienen.

II. Es grüsst Markus, der nützliche Helfer

Auch Markus lässt grüssen, der eigentlich Johannes heisst und warum auch immer den Beinamen Markus bekommen hat. Es ist erstaunlich, dass Markus jetzt bei Paulus ist. „Markus, der Vetter von Barnabas, lässt euch grüssen.“ Kol.4,10. Ja, einige werden wissen, welcher Markus hier grüssen lässt. Er ist der Mann, der Barnabas und Paulus auf der ersten Missionsreise begleitete. Doch in Perge hatte er die beiden bereits wieder verlassen und kehrte nach Jerusalem zurück. Für dieses Verhalten hatte Paulus kein Verständnis, denn als Barnabas und Paulus die zweite Missionsreise in Angriff nehmen wollten, entwickelte sich ein Streit zwischen Barnabas und Paulus, denn Markus wollte mit auf diese Reise. Paulus war aber nicht bereit mit einem Mitarbeiter zu reisen, der sie plötzlich wieder verlassen wird. „Darüber kam es zu einer so heftigen Auseinandersetzung, dass sich die beiden trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und bestieg ein Schiff, das nach Zypern fuhr.“ Apg.15,39. Paulus nahm Silas mit und reiste auf dem Landweg Richtung Syrien. Nun könnte man denken Markus sei bei Paulus für den Dienst im Reich Gottes komplett abgeschrieben. Doch später schreibt Paulus an Timotheus: „Bring, wenn du kommst, Markus mit; er wäre mir bei dem Dienst, den ich hier zu erfüllen habe, eine grosse Hilfe.“ 2.Tim.4,11. Markus wurde reifer und zuverlässiger und Paulus war wieder bereit, mit ihm zusammenzuarbeitet. Irgendwann gab es zwischen den beiden eine Aussprache und eine Versöhnung. Übrigens erwähnt ihn auch Petrus in seinem Brief: „Ebenso grüsst euch mein Sohn Markus.“ 1.Petr.5,13. Petrus bezeichnet Markus als seinen Sohn, was darauf schliessen lässt, dass Markus durch Petrus zu Jesus gefunden hat. Dieser Markus schrieb später das Markusevangelium. Die Überlieferung berichtet, dass er das aufgeschrieben habe, was er von Petrus hörte. Bezüglich Markus hatte Paulus bereits Anweisungen an die Kolosser gegeben, deshalb schreibt er: „Was Markus betrifft, habt ihr ja bereits Anweisungen erhalten; wenn er zu euch kommt, heisst ihn herzlich willkommen.“ Kol.4,10. Dieser, in den Augen von Paulus, unzuverlässige Bruder ist einer seiner engsten und vertrautesten Mitarbeiter geworden. Markus ist ein Beispiel für gelebte Versöhnung unter Christen.

III. Es grüsst Jesus, der unbekannte Begleiter

Jesus, der auch Justus genannt wird, lässt die Kolosser ebenfalls grüssen. Doch dieser Mann bleibt uns unbekannt. Das Einzige, was wir von ihm wissen ist, dass er, wie Markus und Aristarch, Jude war. Diese drei waren für Paulus ein grosser Trost, denn: „Vom jüdischen Volk sind diese drei die Einzigen, die mit mir für das Reich Gottes arbeiten; sie sind mir ein grosser Trost geworden.“ Kol.4,11. Paulus litt enorm darunter, dass so wenig Juden zum Glauben an Jesus fanden und sich so wenige an der Verbreitung des Evangeliums beteiligten. In seinem Brief nach Rom gibt er seiner tiefen Not Ausdruck: „Der Gedanke an die Angehörigen meines Volkes, an meine Brüder, mit denen mich die gemeinsame Herkunft verbindet, erfüllt mein Herz mit tiefer Traurigkeit. Ihretwegen bin ich in ständiger innerer Not; ich wäre sogar bereit, für sie ein Verfluchter zu sein, ausgestossen aus der Gemeinschaft mit Christus.“ Röm.9,2. Diese Tatsache nagte ständig an ihm. Und er betont nochmals: „Liebe Geschwister, was ich den Israeliten von ganzem Herzen wünsche und von Gott für sie erbitte, ist, dass sie gerettet werden.“ Röm.10,1. Und es ist ja nicht so, dass die Israeliten kein Interesse an Gott hätten. Im Gegenteil, so wie er früher für Gott eiferte, so setzen sich auch viele Juden für Gottes ein. Paulus meint: „Denn an Eifer für Gottes Sache fehlt es ihnen nicht; das kann ich bezeugen. Was ihnen fehlt, ist die richtige Erkenntnis.“ Röm.10,2. Das ist die grosse Not, die uns nicht unbekannt ist. Wir kennen viele sehr nette und liebe Menschen, die durchaus offen für geistliche Anliegen sind, aber sie lehnen Jesus ab oder er ist ihnen gleichgültig. Ihnen fehlt die richtige Erkenntnis. Das ist sehr bitter, denn das wird sie ins Verderben führen.

IV. Es grüsst Epaphras, der unermüdliche Kämpfer

Natürlich lässt auch Epaphras grüssen, der selber in Kolossä lebte und von dem die Ausleger denken, dass er wesentlich an der Gründung der Gemeinde in Kolossä beteiligt war. Paulus meint ja zu Beginn des Briefes: „Euer Lehrer in all diesen Dingen war Epaphras, unser geliebter Mitarbeiter und ein treuer Diener Christi, der sich mit ganzer Kraft für euch einsetzt.“ Kol.1,7. In den Grundlagen des Glaubens wurden sie von Epaphras unterwiesen. Und Paulus ist des Lobes voll für ihn: „Dieser Diener von Jesus Christus tritt als ein unermüdlicher Kämpfer für euch ein, indem er darum betet, dass ihr euch als geistlich reife Menschen bewährt, deren ganzes Leben mit Gottes Willen übereinstimmt.“ Kol.4,12. Epaphras, ein unermüdlicher Kämpfer. Sein Kampf – das müsste uns aufhorchen lasse – findet im Gebet statt. Er betet für die Christen in Kolossä. Er investiert sich aber auch für die Christen in Laodizea und in Hierapolis. „Ich weiss, wie viel Mühe Epaphras für euch und für die Gläubigen in Laodizea und Hierapolis auf sich nimmt; ich kann es bezeugen.“ Kol.4,13. Gebet – und das sollte uns aufhorchen lassen – ist anstrengend. Es ist ein Kampf, wie Paulus sagt: mit Mühen verbunden. Im Gebet geht es nicht in erster Linie um die persönliche geistliche Bereicherung. Epaphras betete nicht für sich, dass es ihm nach dem Gebet besser geht. Sein Kampf und sein Mühen im Gebet war für die anderen – ihnen soll es besser gehen! Vielleicht sind die Gebetstreffen in unseren Gemeinden oft nicht so gut besucht, weil Gebet in gewisser Weise eben anstrengend ist. Natürlich können und sollen wir uns darüber Gedanken machen, wie man die Gebetstreffen attraktiver gestalten könnte. Doch Gebet kann man nur beschränkt attraktiver machen, denn schlussendlich machen wir nichts anderes als beten! Gebetszeiten sind eben nicht besonders attraktiv, denn der Erfolg zeigt sich oft nicht sofort. Es ist anstrengend oder zuweilen sogar langweilig, immer wieder mit denselben Anliegen vor Gott zu treten. Sind wir dennoch bereit, die Mühe des Gebets auf uns zu nehmen? Oder gehören wir zu den Christen, die lieber davon sprechen, wie wichtig das Gebet ist, aber selber nicht handeln. Das Hauptanliegen, das Epaphras vor Gott bewegte, konnte man auch nicht gut messen. Die „Erfolgskontrolle“ war schwierig. „Epaphras tritt für euch ein, indem er darum betet, dass ihr euch als geistlich reife Menschen bewährt, deren ganzes Leben mit Gottes Willen übereinstimmt.“ Kol.4,12. Er betet für die geistliche Reifung der Christen in Kolossä, Laodizea und Hiereapolis. Dafür, dass sie sich im Glauben bewähren und Jesus treu bleiben, auch wenn sie wegen ihres Glaubens benachteiligt oder sogar verfolgt werden. Auch dann, wenn Irrlehrer sie von der gesunden Lehre abbringen wollen, denn Epaphras kannte die Gefahren. Paulus warnte einmal die Korinther: „Wer meint, er stehe fest und sicher, der gebe Acht, dass er nicht zu Fall kommt.“ 1.Kor.10,12. Nie werden wir Persönlichkeiten sein, noch als Gemeinde so weit kommen, dass wir auf die Fürbitte verzichten könnten. Wir brauchen die ständige Fürbitte als Gemeinde, dass wir feststehen im Glauben und Gottes Willen erfüllen. Wir brauchen Geschwister wie Epaphras, die um die Verletzlichkeit der Christen wissen und im Gebet kämpfen. Die nicht im blinden Vertrauen sagen: Es wird schon werden.

V. Es grüsst Lukas, der geliebte Arzt

Lukas grüsst, der Paulus auf verschiedenen Reisen begleitete. Bei der zweiten Missionsreise traf er Paulus in Troas und begleitete ihn bis Philippi. Später reiste er mit Paulus nach Jerusalem zurück und schliesslich ging er mit ihm auch nach Rom. Lukas war ein scharfer Beobachter und ein aufmerksamer Zuhörer. Er schrieb das Lukasevangeliums und die Apostelgeschichte. Paulus gibt seiner tiefen Verbundenheit mit ihm Ausdruck, indem er vom geliebten Arzt spricht.

VI. Es grüsst Demas, der halbherzige Beobachter

Zuletzt lässt Demas grüssen. Überraschenderweise macht Paulus keine Bemerkung zu ihm: „Ebenso lässt Demas euch grüssen.“ Kol.4,14. Man bekommt den Eindruck, dass Demas keinen besonderen Platz im Herzen von Paulus hat. Vermutlich zeigte sich schon damals, dass Demas halbherzig dabei war. Tatsächlich verliess er später Paulus. Im letzten Brief an Timotheus schreibt Paulus: „Demas hat mich verlassen, weil er diese Welt wieder lieb gewonnen hat.“ 2.Tim.4,10. Das heisst so viel, dass er sich nicht mehr um das Reich Gottes kümmern wollte. Er war vielleicht der Meinung, er würde das Leben verpassen, wenn er sich weiterhin für die Verbreitung des Evangeliums engagiere. Demas muss deswegen kein böser Mensch gewesen sein. Vielleicht war er innerlich so hin- und hergerissen, wie das Mani Matter in einem Lied über den Verein ausdrückt. Mir hei e Verein, i ghöre derzue, und d’Lüt säge: Lue dä ghört o derzue und mängisch ghören i würklech derzue und i sta derzue. Und de gsehn i de settig, die ghöre derzue und hei doch mit mir im Grund gno nüt z’tue. Und anderi won i doch piess derzue, ghöre nid derzue. Und ou was si mache, die wo derzue tüe ghöre, da standen i nid geng derzue und mängisch frage mi d’Lüt: Du lue ghörsch du da derzue? Und i wirde verläge, sta nümm rächt derzue und dänken: O blaset mir doch i d’Schue und gibe nume ganz ungärn zue: Ja i ghöre derzue. Und de dänken i albe de doch wider: Lue s’ghört dä und dise ja ou no derzue und de ghören i doch wider gärn derzue und i sta derzue. So ghör i derzue, ghöre glych nid derzue. Und stande derzue, stande glych nid derzue. Bi mängisch stolz und ha mängisch gnue und das ghört derzue. Mir hei e Verein, i ghöre derzue. Und d’Lüt säge: Lue dä ghört o derzue. Und mängisch ghören i würklech derzue und i sta derzue. (Mir hei e Verein; Text & Musik: Mani Matter) Dieser Zwiespalt ist vielleicht einigen von uns bekannt. Innerlich hin- und hergeworfen. Einmal ist man froh und dankbar, dass man dazu gehört und ein andermal würde man am liebsten davonlaufen. Paulus war in seinem Glauben und in seinem Auftrag gefestigt. Er sagte: „Zu dieser Botschaft bekenne ich mich offen und ohne mich zu schämen, denn das Evangelium ist die Kraft Gottes, die jedem, der glaubt, Rettung bringt.“ Röm.1,16. Leider war Demas in seinem Glauben nicht so gefestigt und er hatte sich offensichtlich gegen Christus und gegen die Gemeinde entschiede – sehr schade!

Schlussgedanke Übrigens richtet Paulus auch Philemon Grüsse von diesen Männern aus, die aber in seinem Brief knapper ausfallen: „Epaphras, der wegen der Botschaft von Christus zusammen mit mir im Gefängnis ist, lässt dich grüssen. Meine Mitarbeiter Jesus, Markus, Aristarch, Demas und Lukas senden dir ebenfalls Grüsse.“ Phlm.23-24. Die Grüsse an die Kolosser zeigen uns, dass Paulus von motivierten Leuten umgeben war. Jede Person war für ihn und vor allem für den Auftrag wichtig. Jeder erfüllte eine wichtige Aufgabe. Einzig Demas nahm eine Sonderstellung ein, weil er vermutlich nicht mit voller Überzeugung dabei war. Wenn wir innerlich auch hin- und hergerissen sind. Wenn wir uns nicht so sicher sind, ob wir mit Jesus unterwegs bleiben wollen, dann kann uns helfen, uns in Erinnerung zu rufen, welchen Reichtum wir in Jesus haben. Das schreibt Paulus den Christen in Rom so: „Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie gross Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf.“ Röm.12,1. Weisst du wie gross das Erbarmen Gottes ist? Bist du bereit zu diesem Gottesdienst?