Maxifreude

Gottes Konzept "Freude 2000"
Konrad Eißler
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Standard oder kompakt oder groß oder maxi? Seit dem Jahr ‘0 gibt es bei der christlichen Gemeinde das Konzept “Freude 2000”. Die Bibel gibt Auskunft über verschiedene Freuden - bis hin zur Maxifreude. Wer sich an Weihnachten an’s Freuen macht, soll sich gründlich instruieren. - Predigt aus der Stiftskirche Stuttgart


Seit dem Jahr ‘93 gibt es bei der deutschen Bundespost das Konzept “Brief 2000”. Ein dünnes Blatt, diese Service-Information für alle Kunden, gibt Auskunft über vier verschiedene Briefe. Von einem Standardbrief ist die Rede, dann von einem Kompaktbrief, dann von einem Großbrief und schließlich von einem Maxibrief. Dazu werden drei Fragen beantwortet, die fettgedruckt auf der Titelseite zu lesen sind: Wie groß? Wie schwer? Wie teuer? Wer sich also ans Schreiben macht, und das ist zu Weihnachten nötig, der informiere sich gründlich.

Und wer sich ans Freuen macht, und das ist zu Weihnachten erst recht nötig, der instruiere sich ganz gründlich. Denn seit dem Jahr ‘0 gibt es bei der christlichen Gemeinde das Konzept “Freude 2000”. Ein dickes Buch, die Bibel, diese Service-Information für alle Leute, gibt Auskunft über vier verschiedene Freuden.

Von einer Standardfreude ist die Rede, zum Beispiel bei den Brüdern Josefs. Als diese Hungerleider vom Dürregebiet im ägyptischen Pharaonenpalast der Tisch gedeckt wurde mit allen Köstlichkeiten aus den bewässerten Gärten des Nildeltas, da freuten sie sich wie die Kinder. Die Freude an Essen und Trinken, an einem Stück Christstollen und einer Tasse Kaffee dazu, auch an Lebkuchen, Vanillebrötchen und Zimtsternen, da ist die Standardfreude, die zum Danken Anlass gibt.

Dann ist auch von einer Kompaktfreude die Rede, zum Beispiel bei den Hochzeitsgästen in Kana. Als diesen Festgästen eine Einladung ins Haus geflattert war und sie sich in Schale warfen, um dort im illustren Kreis der Geladenen am kerzenerleuchteten Tisch Platz zu nehmen, da freuten sie sich wie die Schneekönige. Die Freude an Festen und Feiern, an einem netten Bräutigam und einer hübschen Braut, auch an glücklichen Ehen, intakten Familien, fröhlichen Häusern, das ist die Kompaktfreude, die auch zum Danken Anlass gibt.

Dann ist noch von einer Großfreude die Rede, zum Beispiel bei den Trauerleuten in Kapernaum. Als diese Betroffenen das zwölfjährige Töchterlein des Synagogenvorstehers Jairus, das eben noch auf dem Totenbett gelegen war, lebend entgegenkam, da freuten sie sich wie die reich Beschenkten. Die Freude an Taten und Wunder, an Kraft- und Machterweisen unseres Gottes, auch an Genesungsprozessen, Heilbehandlungen, gelungenen Operationen, das ist die Großfreude, die erst recht zum Danken Anlass gibt.

Aber gibt es dann noch eine Maxifreude, die die Standardfreude des Alltags mit allen Köstlichkeiten übertrifft? Gibt es dann noch eine Maxifreude, die die Kompaktfreude des Sonntags mit allen Persönlichkeiten überragt? Gibt es dann noch eine Maxifreude, die die Großfreude des Festtages mit allen Wundern weit in den Schatten stellt?

Die Engel über dem Hirtenfeld geben klare Information: “Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren.” Die alles überragende Freude ist die Freude am Kind in der Krippe. Die alles übertreffende Freude ist die Freude an dem Mann am Kreuz. Die alles andere in Schatten stellende Freude ist die Freude am wiederkommenden Herrn. Die Maxifreude ist die Freude an Jesus Christus.

Und hier im Text werden auch jene drei Fragen beantwortet, die wir auf dem Post-Service gelesen haben: Wie groß? Wie schwer? Wie teuer?

1. Wie groß ist die Maxifreude?

So wie es für uns klar ist, dass der Maxibrief mit 350 auf 250 mm ein sehr großer Brief ist, so war es für Israeliten glasklar, dass die Maxifreude in Höhe und Breite eine sehr große Freude sein muss. Sie schauten nach Bethlehem, diesem Flecken vor den Toren Jerusalems. Dort war doch David geboren, der jüngste von sieben Brüdern im Haus des Bauern Isai. Schön war er, dunkelhäutig, von drahtiger Gestalt. Und als Samuel zur Königskür auf den Hof kam, da ließ er sieben stramme Söhne abblitzen und goss diesem Nesthäkchen das Salböl über den Wuschelkopf. Dann wuchs er heran zu einem mächtigen Baum, mit einem dicken Stammbaum, vielen ausladenden Zweigen, mit einer herrlichen Krone. Und dort oben musste ein neuer Spross ausschlagen, aus den Blättern ein Ruhmesblatt, aus der Krone die Krönung, aus dem Gipfel die absolute Spitze, nämlich der längst erwartete und heiß ersehnte Messias.

Aber dann schlug nichts aus, sondern es schlug fürchterlich ein. Die Babylonier hauten mit ihren Streitäxten grausam zu, fällten diesen Baum und transportierten das ganze Volk Israel wie Kleinholz ab. Übrig blieb ein kleines Völklein, ein Wurzelstock, ein Baumstumpf, ein Stumpen, mehr nicht. Nur noch Weinen und Heulen war an den Wassern Babylons zu hören.

Und dann vermoderte der Wurzelstock nicht. Und dann verfaulte der Baumstumpf nicht. Und dann begann aus dem Stumpen ein Reis hervorzubrechen, ein Zweig, ein unscheinbares Ästchen. Jesaja zeigte dorthin und sagte: “Das ist’s!”, und die Leute fragten: “Entschuldigung, ein winziger Seitentrieb, ist das alles?” So wie wir auch fragen: “Entschuldigung, ein winziges Kindlein, ist das alles? Eine wacklige Futterkrippe, ist das alles? Eine uneheliche Mutter, ist das alles? Ist das wirklich alles? Mehr habt ihr an Weihnachten nicht zu bieten?”

Propheten, Evangelisten, Apostel blieben dabei: “Das ist’s”. Die Maxifreude ist mini, nur 50 auf 20 cm, ein neugeborenes Kind eben. Aber in diesem Kind lässt Gott dem Verfallsprozess dieser Welt nicht seinen freien Lauf. In diesem Sohn bläst Gott gegen den Verwesungsgeruch dieser Welt an. In diesem Jesus Christus gibt es einen Neuanfang.

Auch für unsere gefällten Lebensbäume, die einmal in den Himmel wuchsen und dann unter der Wucht der Schicksalsschläge zu Boden gingen: Es wird ein Reis hervorgehen. In diesem Jesus Christus gibt es einen Neuanfang, auch für unsere geknickten Lebenszweige, die einmal weit hinausragten und dann unter der Last der Tage abbrachen: Es wird ein Reis hervorgehen. In diesem Jesus Christus gibt es einen Neuanfang, auch für unsere zusammengehauenen Lebenspläne, die unter schmerzlichen Erfahrungen zerfetzten: Es wird ein Reis hervorgehen.

Die Maxifreude ist so klein wie ein Kind.

2. Wie schwer ist die Maxifreude?

So wie es für uns klar ist, dass der Maxibrief mit 1000 Gramm ein sehr schwerer Brief ist, so war es für die Israeliten glasklar, dass die Maxifreude an einer gewichtigen, alles überragenden Herrscherpersönlichkeit eine sehr große Freude sein muss. Sie sahen Kaiser Augustus mit einer goldenen Krone, König Herodes mit einem goldenen Stab, Statthalter Quirinius mit einem goldenen Stern, alles Herrscher mit goldschweren Insignien. Wenn also schon Menschen mit solchen Ordens- und Ehrenzeichen geschmückt sind, wieviel mehr musste ihr Gott mit Mitra und Krummstab, mit Samt und Purpur, mit schönen Schnüren und Lametta ausgezeichnet sein und seine Machtfülle beweisen?

Und Jesaja sagt: “Auf ihm ruht der Geist des Herrn.” Und die Leute fragten: “Entschuldigung, ein bisschen Geist, ist das alles?” So wie wir auch fragen: “Entschuldigung, keine Krone, nur Geist, ist das alles? Kein Zepter, nur Geist, ist das alles? Keine ordenbesetzte Brust, nur Geist, ist das alles? Ist das wirklich alles? Mehr habt ihr an Weihnachten nicht zu bieten?”

Biblische Zeitzeugen bleiben dabei. Die Maxifreude ist leicht, so hopfenleicht wie eben Geist ist. Bei einem Saul blieb er nur wenige Jahre. Auch bei einem Elia oder Elisa ruhte er nur für kurze Zeitspanne. Alle waren Geistträger auf Zeit. Jesus allein ist Geistträger in Ewigkeit, der an Weihnachten kommt und bei uns wohnen will.

Liebe Freunde, wir haben doch so viel andere Geister im Haus, die sich ungebeten einquartiert und unverschämt breit gemacht haben. Bei wem wohnt nicht der Geist der Angst vor dem, was noch an Ungerechtigkeiten und Gewalttätigkeiten auf uns zukommen könnte? Bei wem wohnt nicht der Geist der Furcht vor dem, was Menschen an Unmenschlichem noch ersinnen können? Bei wem wohnt nicht der Geist der Bedrückung vor dem, was man an Schuld auf sich geladen hat? Bei wem wohnt nicht der Geist der Verzagtheit vor dem, was an Schmerzen, Leiden, Krankheiten noch auf uns wartet?

Mandatsträger und Ordensträger und Würdenträger können uns dabei nicht helfen, nur der Geistträger Jesus. Und wenn der mit seinem Geist der Weisheit und des Verstandes kommt, dann gilt: “Weicht ihr Trauergeister, denn mein Freudenmeister, Jesus tritt herein!” Und wenn der mit seinem Geist des Rates und der Stärke kommt, dann wird es wahr: “Um Trost war mir sehr bange, aber du hast dich meiner Seele herzlich angenommen.” Wenn der mit seinem Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn kommt, dann steht es fest: “Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.” Seit Jesus sind wir nicht mehr von allen guten Geistern verlassen.

Die Maxifreude ist so leicht wie ein Geist.

3. Wie teuer ist die Maxifreude?

So wie es für uns klar ist, dass der Maxibrief mit 4 Mark ein sehr teurer Brief ist, so war es für die Israeliten glasklar, dass die Maxifreude eine sehr teure Freude sein muss. Sie wussten, dass Freude nie billig ist und deshalb legten sie Tauben und Schafe und Ziege und Rinder für Gott auf den Opfertisch, damit die Freude groß werde. Je teurer das Opfer, je größer die Freude.

So wie beim Weihnachtstisch auch. Wir legen eine Kiste Bordeaux für den Vater auf den Gabentisch, eine Flasche Chanel für die Mutter, einen Videorekorder für den Sohnemann und ein eigenes Telefon ohne Gebührenanzeige für die Tochter, damit die Familienfreude groß werde. Je teurer das Opfer, je größer die Freude. Und dann wundern wir uns, wenn das mit der Freude nicht so klappte, wenn die Großen am Heiligen Abend sofort nach der Bescherung Hallo sagten und mit Freunden feierten, wenn das Fest längst nicht das brachte, was man sich erhoffte.

Die Maxifreude gibt es für unsere Währung nicht. Sie ist in DM oder Dollars nicht zu bezahlen. Keiner kann sie kaufen, weil sie - und so steht es wenige Verse nach unserem Text - schon Gott selber gekauft hat. Er hat mit dem Tod seines eigenen Sohnes teuer bezahlt. Nun will er sie verschenken. Die Maxifreude gibt es zum Nulltarif.

Nur müssen wir hin zu ihm, so wie die Hirten. Auf dem Feld gab es kein Tischlein-deck-dich mit gebratener Weihnachtsgans, auf dem Feld regnete es keine Sterntaler als 13. Monatsgehalt vom Himmel. Neben dem Feld fielen keine Wünsche aus dem Feigenbaum. Märchen gehen an Weihnachten nicht in Erfüllung. Das Hirtenfeld blieb und bleibt dunkel. Deshalb liefen sie durch die Nacht, bis sie an der Krippe knieten und ihre betenden Hände aufhielten. Einfacher geht es nicht. Noch billiger ist nichts zu haben. Nachwerfen tut uns die Maxifreude niemand.

Deshalb gehen Sie durch das Dunkel, das Sie seit der Krankheit umgibt. Gehen Sie durch die Nacht, die Sie seit dem Todesfall bedrückt. Gehen Sie durch die Finsternis, die Sie seit jenem furchtbaren Geschehen belastet. Gehen Sie durch alles hindurch bis zu ihm und bitten um die ganze Freude in allem Leide.

Friedrich von Bodelschwingh, der Vater von Bethel, stieg an Weihnachten auf die Kanzel. Mit den Rollstühlen waren die Körperbehinderten hereingefahren. In den Bänken saßen die Epileptiker neben ihren Pflegern. Auf den Liegen hatten die Schwerstbehinderten ihre Augen weit aufgerissen. Ein fast unüberbietbares Bild menschlicher Not und Traurigkeit. Dann fasste Vater Bodelschwingh die Festbotschaft in einem Satz zusammen: “Das ist das Wunder der Weihnacht, dass ganz traurige Leute ganz fröhlich werden können.”

Liebe Gemeinde, dieses Weihnachtswunder ist ein Wiederholungswunder.

Amen