Zum Inhalt

Noah

Bedeutung: Ruhe

Noah, Sohn Lamechs aus Seths Geschlecht, 1Mo 5,28f, durch seinen Namen „Ruhe“ ein Zeuge von der in den Urvätern (auf Grund von 3,15) fortlebenden Hoffnung auf Erlösung von dem auf dem Menschengeschlecht (3,17-19) lastenden Fluch, welche Lamech durch diesen Sohn erwartete. Er wurde derjenige, durch den Adams Geschlecht über die Sintflut gerettet wurde, durch den somit eine Erfüllung der an den Samen der Frau geknüpften Verheißung möglich wurde.

Leben

Gott bewahrte Noah vor dem Gottesgericht der durch das Überhandnehmen der Sünde und die Unverbesserlichkeit des Menschengeschlechts heraufbeschworenen Sintflut (6,1ff; 6,11) aufgrund seiner Frömmigkeit, 1Mo 6,8f; 1Mo 7,1. Von Gott in seinen Gerichtsratschluss eingeweiht und damit zur Würde eines Propheten erhoben (vgl. Am 3,7) und mit dem Bau der Arche beauftragt, gab er durch Ausführung des Baus ein Beispiel des Glaubensgehorsams „und verdammte, das heißt verurteilte die Welt (in ihrem Unglauben)“,Hebr 11,7. Er wurde dadurch eines der Hebr 11 aufgeführten Glaubensvorbilder der Vorzeit. Durch die Arche wurde er mit seiner Frau, seinen drei Söhnen, Sem, Ham und Japhet und deren Frauen, zusammen acht Personen, (1Mose 7,7, vgl. 1Petr 3,20; 2Petr 2,5) bei der Sintflut errettet, s. 1Mo 7,8 (→ Sintflut).

Von Gott angewiesen, die Arche zu verlassen, (1Mo 8,15ff), bezeugte er danach seine Hingabe an Gott durch ein Brandopfer, in das er den Dank für die Errettung wie die Bitte um fernere Gnade hineingelegt haben mag; er baute dazu den ersten in der Bibel erwähnten Altar.

Gottes Bund mit Noah

Gott ließ sich das Opfer als „lieblichen Geruch“ wohlgefallen und seine Antwort auf das Suchen seines Angesichts seitens des Menschen war der Entschluß, die Erde nicht mehr zu verfluchen und durch eine neue Sintflut zu verderben, sondern die das Leben auf Erden bedingenden Weltordnungen mit dem Wechsel der Jahres- und Tageszeiten zu erhalten, solange die Erde stehe, 8,20-22.

Die Worte: „denn das Dichten des menschl. Herzens ist böse von Jugend auf“ sollen nicht, wie man gewöhnlich versteht, den Grund der künftigen Verschonung angeben; sie wollen nicht den ganzen vorangehenden Satz, sondern nur die Worte „um der Menschen willen“ begründen. Gott will die Erde um der Menschen willen, weil nämlich ihr Dichten böse ist, nicht verfluchen, das heißt die Bosheit der Menschen, die eigentlich ein Grund zur Verfluchung der Erde wäre, soll Gott doch nicht dazu veranlassen. Die auch als Zeugnis von der großen Verderbtheit der menschlichen Natur wichtigen Worte besagen, daß der Fortbestand der durch und durch verderbten Menschheit nur der göttlichen Verschonung und Gnade zu verdanken ist.

Noah wird nun durch seine Söhne der Stammvater des neuen Menschengeschlechts. Der auf das erste Menschenpaar, 1,28, gelegte Segen samt der Herrschaft über die Tierwelt wird auf ihn und seine Nachkommen übertragen, 9,1f. (vgl. schon 8,17), wobei der Ausdruck: „eure Furcht und Schrecken sei über alle Tiere usw.“ darauf hinweist, daß das paradiesische Friedensverhältnis zwischen Mensch und Tier nicht mehr besteht. Jetzt wird auch den Menschen, anders als 1,29, neben den Gewächsen der Erde das Fleisch der Tiere zur Nahrung zugewiesen; doch wehrt das Verbot, blutiges Fleisch (noch lebender oder ganz getöteter Tiere) zu essen, der Roheit und dient zur Pflege einer gewissen heiligen Scheu vor dem Leben, das im Blut ist (vgl. 3 Mo. 17,10f.).

Dagegen soll die Vergießung von Menschenblut als todeswürdiges Verbrechen gelten und wer Menschenblut vergießt, des Blut auch durch Menschen vergossen werden, 1Mo 9,3-6. „Ist jenes Verbot des Blutgenusses der Anfang der Gesittung, so diese Ermächtigung der Anfang der Rechtsordnung, aber auch des Kriegs.“ Die Heilighaltung des Menschenlebens wird gefordert, „weil Gott den Menschen zu seinem Bild gemacht hat“. Dem Zeugnis von der tiefen Verderbtheit der Menschen in 1Mo 8,21 tritt hier eines von der gleichwohl dem gefallenen Menschen vermöge seiner dem göttlichen Wesen ursprünglich verwandten geistigen Natur noch zukommenden hohen Würde zur Seite, vgl. Jak. 3,9.

An die in 1Mo 9,4-6 enthaltenen Gebote knüpfte die spätere jüdische Lehre von den noachischen Geboten an, deren Erfüllung von den sog. Proselyten des Tores gefordert wurde und mit denen sich die den Heidenchristen für den Verkehr mit den Judenchristen auferlegten Lebensordnungen, Apg. 15,28f, nahe berühren, wenn auch nicht vollständig decken. Seinen Entschluß künftiger Verschonung der Erde kündigt Gott an, indem er mit Noah und seinen Nachkommen und allem lebendigen Tier „einen Bund schließt“ (das heißt sich ihnen gegenüber dazu verbindlich macht) und denselben durch das Bundeszeichen des Regenbogens bekräftigt, 1Mo 9,8-17.

Vermächtnis

Noahs Nachkommenschaft entwickelt sich in drei von seinen Söhnen Sem, Ham und Japhet ausgehenden Stämmen, 1Mo 9,18-27, denen ihre Geschichte in dem Spruch Noahs, 9,25-27, in wenigen großen Strichen vorgezeichnet ist (vgl. über die Bedeutung der auf jeden sich beziehenden Worte die betreffenden Artikel). Durch die Trunkenheit Noahs, der in 1Mo 9,20 als Vater des Weinbaus erscheint, 9,21 wird das Gesamturteil der Schrift über ihn nicht beeinflußt.

Wenn sein Leben als ganzes betrachtet wird, so war er „ein frommer Mann und ohne Wandel und führte ein göttlich Leben zu seinen Zeiten“,1Mo 6,9; er wurde „vor Gott gerecht ersehen“,1Mo 7,1, vgl. Sirach 44,17, und erscheint als Urbild der Gerechtigkeit gleich Daniel und Hiob, Hes 14,14-20, als Mann des Glaubens, der durch den Glauben gerecht wurde, Hebr 11,7, und als Prediger der Gerechtigkeit, 2Petr 2,5. Nach 1Mo 9,28 f überlebte er die → Sintflut um 350 Jahre und starb 950 Jahre alt.