Jahreswechsel und Vorsätze: Ein vertrautes Muster
Wir kommen jetzt zu Kapitel 9 und machen nach dem zweiten Vortrag eine Pause.
Mittlerweile haben wir Mitte November. Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht wie mir: Das Jahr vergeht wieder sehr schnell. In eineinhalb Monaten ist es schon wieder zu Ende. Der Jahreswechsel ist für viele Menschen ein Anlass, sich neue Vorsätze für das kommende Jahr zu nehmen.
Das ist auch in Deutschland so üblich. Besonders beliebte Vorsätze sind zum Beispiel: mehr Zeit für die Familie haben, mehr Sport treiben, weniger fernsehen und gesünder essen. Das sind Vorsätze, die sich viele Menschen vornehmen.
Meistens läuft es dann so: Man startet hochmotiviert ins neue Jahr. Man plant, ab sofort mehr Zeit für die Familie zu reservieren und trägt das sogar in den Kalender ein. Vielleicht lädt man sich eine App für Sport am frühen Morgen herunter oder meldet sich sogar im Fitnessstudio an. Alles soll anders werden – neue Vorsätze, ein neues Jahr.
Doch spätestens im März muss man feststellen, dass doch irgendwie alles beim Alten geblieben ist. Kennt ihr das? Das Jahr ist neu, aber das Verhalten ist das gleiche geblieben.
„Alles neu, alles beim Alten“ – das ist das Thema des nächsten Vortrags.
Neue Aspekte und alter Auftrag: Gottes Zusage an Noah
Der Text stammt aus 1. Mose 9,1-29. Er ist eine Mischung aus Altem und Neuem, was auch den Titel erklärt. Es gibt neue Aspekte, aber der Auftrag bleibt alt. Das ist der erste Punkt: neue Aspekte, alter Auftrag.
Das Erste, was Gott tut, ist, dass er wieder einen Befehl ausspricht: zur Fortpflanzung. Dies hatten wir bereits in Kapitel 1. Gott wiederholt den Befehl, denn die Erde muss jetzt auch wieder neu bevölkert werden. In Vers 1 heißt es: „Dann segnete Gott Noah und seine Söhne. Er sagte: Seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde.“
Dieser Auftrag wird in Vers 7 nochmals erwähnt. Innerhalb dieses Abschnitts von Vers 1 bis 7 wird der Text sozusagen eingerahmt: sowohl im ersten als auch im letzten Vers steht der Auftrag, sich zu vermehren. Das bedeutet, in diesem Abschnitt geht es um das Leben. Das lehrt uns bereits: Gott will das Leben nach wie vor.
Man könnte nach der Sintflut denken: Was ist das für ein Gott, der so viel Leben vernichtet? Doch hier, direkt nach der Sintflut, wird deutlich: Gott ist für das Leben. Er will das Leben, und deshalb gibt er auch den Auftrag, sich zu vermehren.
Noah steht hier oder tritt hier in gewisser Weise an die Stelle von Adam. Er ist sozusagen ein zweiter Adam, der Beginn einer neuen Menschheit. Dementsprechend bekommt er diesen Auftrag.
Weiter sehen wir in diesen Versen, dass Gott sich auch um die Speise des Menschen kümmert. Gott will nicht nur das Leben, sondern versorgt auch das Leben. In den Versen 2 und 3 heißt es: „Alle Tiere, alle Vögel, alles, was auf der Erde lebt, und auch alle Fische sind in eure Gewalt gegeben. Sie werden vor euch erschrecken und sich fürchten. Und alles, was lebt und sich regt, soll euch wie die Pflanzen zur Nahrung dienen.“
Also alles wie beim Alten, aber es kommt etwas Neues auf die Speisekarte: das Fleisch. Bisher standen nur Pflanzen auf der Speisekarte. Im Paradies gab es keinen Tod, deshalb auch kein Fleisch zu essen. Aber jetzt sieht Gott die Neuordnung, er sieht, dass der Tod da ist. Nun gibt Gott auch das Fleisch zum Verzehr frei.
Das ist doch Gnade, oder? Gott gibt dem Menschen die Gewalt über die Tiere. Diese Gewalt hatte der Mensch grundsätzlich auch vorher, aber jetzt auch über das Leben der Tiere. Wir müssen jedoch genauer hinschauen: Es geht hier um Nahrung.
Gott befürwortet es nicht, wenn man Tiere einfach quält oder mutwillig tötet. Sie sind Geschöpfe Gottes. Aber zu Nahrungszwecken darf der Mensch über das Leben der Tiere verfügen. Gott genehmigt den Fleischverzehr, er gebietet ihn nicht. Man darf auch gerne Vegetarier sein, wenn man will.
Aber es ist definitiv so – und ich glaube, das muss man in der heutigen Zeit wieder sagen – es ist nicht unmoralisch, Fleisch zu essen. Es gibt Menschen, die aus ideologischen Gründen Veganer sind. Heutzutage wird Ernährung zur Religion, und man hält sich für einen besseren Menschen. Letztendlich ist es ein Versuch, durch eigene Werke gerecht zu werden: „Ich fühle mich besser, ich habe ein reines Gewissen, wenn ich kein totes Tier esse.“
Das ist nicht biblisch. Gott hat das Fleisch freigegeben, deshalb dürfen wir Fleisch essen.
Aber auch hier gibt es eine Einschränkung. Hier sehe ich eine Parallele zum Garten Eden. In Vers 4 heißt es: „Nur das Fleisch, das sein Lebensblut noch in sich hat, dürft ihr nicht essen.“
Könnt ihr euch noch an die Haribo-Box erinnern, die für die Fruchtbäume stand? Gott sagt: Ihr dürft von allen Bäumen essen, nur von einem nicht. Hier sagt Gott: Ihr dürft das Fleisch essen, aber es gibt eine Ausnahme. Die Parallele zum Garten Eden ist offenkundig.
Sie dürfen kein Fleisch essen, in dem noch das Blut ist, denn Blut steht für das Leben. Uns fehlt die Zeit, das wäre ein großes Thema für sich. Im dritten Buch Mose wird das auch noch einmal aufgegriffen, ebenso im Neuen Testament, in Apostelgeschichte 15, wo gesagt wird, dass der Mensch kein Blut essen soll.
Der Schwerpunkt liegt hier jedoch nicht auf der Einschränkung, sondern auf all dem, was Gott freigibt. Gott ist ein Versorger.
Schutz des menschlichen Lebens: Ein besonderer Wert
In den nächsten Versen, genauer in den Versen fünf und sechs, sehen wir, wie Gott das Leben schützt. Euer eigenes Blut darf auf keinen Fall vergossen werden, denn ich wache darüber und werde es einfordern. Nun kommt etwas Interessantes: Vom Tier wird Gottes auch einfordern, genauso wie vom Menschen. Ich werde Rechenschaft für das Leben jedes Menschen fordern.
Wer das Blut von Menschen vergießt, dessen Blut wird durch Menschen vergossen sein, denn der Mensch ist zum Abbild Gottes gemacht. Was Gott hier tut, ist, dass er das menschliche Leben unter einen ganz besonderen Schutz stellt. Das musste Gott bisher noch nicht tun. Im Paradies war das nicht nötig. Aber inzwischen gab es den Brudermord, inzwischen gab es Lamech, inzwischen gab es die Gewalttat vor der Sintflut.
Jetzt ist Gott dazu angehalten und sagt: „Jetzt gebe ich ein Gebot und stelle das menschliche Leben unter einen ganz besonderen Schutz.“ Warum? Weil der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde.
Der Begriff der Menschenwürde ist sogar in unserem Grundgesetz in Deutschland verankert. Er stammt aus der Bibel, aus diesen Versen. Weil der Mensch nach dem Ebenbild Gottes geschaffen ist, hat sein Leben einen höheren Wert als das Leben eines Tieres. Auch das muss heute wieder neu betont werden.
Vor einiger Zeit wurde in der Politik sehr stark diskutiert, ob man den Paragraphen 219a abschafft. In diesem Paragraphen ist es verboten, für Abtreibung zu werben. Ihr habt die Diskussion sicherlich mitbekommen. Zur gleichen Zeit haben sich die Grünen beispielsweise sehr stark dafür eingesetzt, diesen Paragraphen abzuschaffen. Sie waren dafür, dass man für Abtreibung werben darf.
Zur gleichen Zeit sagte die Vorsitzende Katrin Göring-Eckardt in einer Rede auf dem Bundesparteitag in Berlin Folgendes: „Wir wollen, dass in diesen vier Jahren jede Biene, jeder Schmetterling und jeder Vogel in unserem Land weiß, dass wir uns weiter für sie einsetzen.“
Ich meine, nicht dass das schlecht ist. Ich bin auch dafür, dass man sich für Tiere einsetzt. Aber diese Parallele ist doch das Problem: Abtreibung ja, aber wehe, ihr tut der Biene etwas zu Leide.
Vor einiger Zeit konnte man auf einem Auto zwei Aufkleber sehen. Der eine Aufkleber stand für Abtreibung, der andere lautete: „Ich bremse auch für Frösche.“ In welcher Welt leben wir? Diese Verse sind deshalb so wichtig, auch theologisch: Der Mensch, menschliches Leben, hat einen höheren Wert als das Leben der Tiere.
Das macht etwas mit uns, auch in der Art, wie wir mit Menschen umgehen. Klar, wenn man an die Evolutionstheorie glaubt, ist der Mensch nur ein etwas weiterentwickeltes Tier. Aber die Bibel sagt: Nein, der Mensch ist nach dem Ebenbild Gottes geschaffen, Gott hat ihm Würde gegeben, und menschliches Leben muss geschützt werden.
Das sollte uns auch dazu bringen, dass wir unsere Stimme erheben, auch wenn wir vielleicht mal Kritik auf der Arbeit einstecken müssen. Wir dürfen das so nicht stehen lassen. Wir müssen für den Wert des menschlichen Lebens einstehen. Wir müssen sagen, dass auch Behinderte einen Wert vor Gott haben, dass auch eingeschränktes Leben, weil es trotzdem menschliches Leben ist, wertvoll ist.
Das muss sich auch darin zeigen, wie wir mit solchen Menschen umgehen. Es muss sich zeigen, wie wir mit Senioren, mit Kranken und mit Behinderten umgehen. Der Begriff der Menschenwürde ist so wichtig.
Was ich aber in diesem Text auch interessant finde: Gott sagt selbst, dass er die Tiere bestrafen wird, wenn sie einen Menschen umbringen. Das war mir so noch nie bewusst. Wenn ich in den Text schaue, fällt mir etwas Interessantes ein: Vor einiger Zeit gab es im Kölner Zoo einen Tiger, der eine Zoowärterin umgebracht hat. Der Tiger wurde erschossen. Vom Bibeltext her muss man sagen, zu Recht.
Er hat ein Menschenleben gefordert, und das muss vom Tier wiederum eingefordert werden. Es muss eine Strafe bekommen. Es bleibt vielleicht in gewisser Weise ein Geheimnis, aber der Text sagt es: Wenn ein Tier Menschenleben fordert, wird Gott es vom Tier wieder einfordern.
Gott schützt das menschliche Leben.
Ein neuer Bund mit Noah: Gottes Versprechen der Treue
Wir kommen zum zweiten Punkt: ein neues Versprechen, aber es ist dasselbe.
Ich lese die Verse 8 bis 12:
„Und dann sagte Gott zu Noah und seinen Söhnen: Ich schließe diesen Bund mit euch und euren Nachkommen und auch mit allen Lebewesen bei euch, mit den Tieren, die in der Arche waren. Ich sichere euch zu, nie wieder werde ich das Leben durch eine Wasserflut vernichten. Nie mehr wird eine Flut die Erde zerstören. Dieser Bund zwischen mir und euch gilt jeder kommenden Generation und jedem Lebewesen bei euch.“
Gott schließt hier einen Bund mit Noah und seinen Nachkommen. Es ist der erste Bund, der geschlossen wird, und mit diesem Bund verpflichtet Gott sich selbst. Im Alten Testament gibt es Bünde, bei denen beide Vertragspartner Verpflichtungen haben. Ein Bund ist ja ein Vertrag. Zum Beispiel bei Israel: Gott sagt, wenn ihr ungehorsam seid, werde ich euch verfluchen, wenn ihr gehorsam seid, werde ich euch segnen.
Aber hier haben wir einen Bund, der einseitig ist. Nur Gott verpflichtet sich. Er sagt: „Ich gebe euch ein Versprechen, ich werde diese Welt nicht mehr durch eine Flut vernichten.“
Jeder Bund hat ein Zeichen. Im Alten Testament hatte der Abraham-Bund das Zeichen der Beschneidung, der Sinai-Bund den Sabbat als Zeichen. Der Noah-Bund hat auch ein Zeichen, und dieses Zeichen wird in den nächsten Versen erwähnt.
„Und als Zeichen dafür setze ich einen Bogen in die Wolken. Jedes Mal, wenn ich Wolken über die Erde zusammenziehe und dann der Bogen erscheint, werde ich an mein Versprechen denken, das ich euch und allen Lebewesen gegeben habe. Nie mehr sollen die Wassermassen zu einer Flut werden, die alles Leben vernichtet. Der Regenbogen wird in den Wolken stehen, und ich werde ihn ansehen und an den ewigen Bund denken, den ich mit euch und mit allen Lebewesen auf der Erde geschlossen habe.“
Und dieser Bogen, sagte Gott zu Noah, ist das Zeichen für den gültigen Bund. Es geht hier um den Regenbogen.
Natürlich kann man die Entstehung des Regenbogens naturwissenschaftlich erklären. Aber wir dürfen nie vergessen, wer die Naturgesetze einsetzt: Gott!
Und dieses Zeichen passt wunderbar zum Inhalt, oder? Wie entsteht ein Regenbogen? Ein Regenbogen entsteht, wenn es regnet und die Sonne scheint.
Jetzt versetzt euch mal in die Lage der Leute damals: Es hatte nie geregnet seit der Sintflut. Regen ist immer mit Trauma verbunden. Kommt jetzt die nächste Flut? Und die Sonne scheint. Sie werden an das Versprechen erinnert: Nein, es wird keine Flut mehr geben.
Ein wunderbares Zeichen, das genau den Leuten Gottes Treue vor Augen malt.
Ihr Lieben, ich möchte einfach noch einmal betonen: Gott ist so treu. Im Psalm 19 heißt es: „Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes.“ In diesen Versen steht letztendlich, dass der Regenbogen die Treue Gottes verkündet.
Wir leben in einer Zeit, in der Versprechen nicht mehr gehalten werden. In der Geschäftswelt zählen mündliche Verträge oft nicht mehr, oder? Wo macht man heute noch mündliche Verträge? Hier und da, vielleicht in anderen Kulturen. Aber mündliche Verträge zählen häufig nicht mehr.
Wir halten oft unsere Versprechen nicht. Wenn wir Eltern sind, mussten wir uns schon einige Male bei unseren Kindern entschuldigen, weil wir etwas versprochen hatten und es vergessen oder nicht eingehalten haben. Wir Menschen versagen oft und halten uns nicht an Versprechen.
Aber wenn Gott etwas verspricht, dann hält er es. Siebentausend Versprechungen macht Gott in der Bibel, und er hält sich an jedes einzelne.
Was haben wir für einen wunderbaren Gott! Er ist treu.
Neue Situation, alte Probleme: Die Geschichte von Noah und seinen Söhnen
Das führt uns zum letzten Punkt: eine neue Situation, aber alte Probleme.
In Vers 18 heißt es, dass zusammen mit Noah auch Sem, Ham und Japheth die Arche verlassen hatten. Ham war übrigens der Stammvater von Kanaan. Von diesen drei Söhnen Noahs stammen alle Völker der Erde ab.
Noah begann, Felder zu bestellen und legte auch einen Weinberg an. Eines Tages trank er so viel von seinem Wein, dass er betrunken wurde und entblößt in seinem Zelt lag. Das neue Leben nach der Sintflut nimmt seinen Lauf.
Noah hatte in den letzten Jahrzehnten als Schreiner gearbeitet und die Arche gebaut. Jetzt macht er eine Umschulung und wird Winzer. Der erste Winzer legt sich einen Weinberg an, was an sich noch kein Problem ist. Wein kann aber gefährlich werden, und bei Noah wird diese Gefahr Realität: Er betrinkt sich und liegt nackt im Zelt.
In Vers 22 heißt es weiter: Einer seiner Söhne, der Stammvater Kanaans, sah ihn in seiner Nacktheit daliegen und erzählte es seinen Brüdern draußen. Aber Sem und Japheth nahmen einen Mantel, hielten ihn zwischen ihren Schultern und gingen rückwärts ins Zelt. Das Gesicht abgewandt deckten sie ihren Vater zu, denn sie wollten seine Nacktheit nicht sehen.
Ham ist zur falschen Zeit am falschen Ort, könnte man sagen, und er handelt auch falsch. Was genau hat Ham falsch gemacht? Sein Fehler besteht darin, dass er keine Scham empfand, seinen Vater so liegend zu sehen, und sich darüber lustig machte. Vermutlich lief er zu seinen Brüdern und sagte: „Papa liegt nackt im Zelt.“ Das ist eine Schande – eine absolute Schande, so mit seinem Vater umzugehen und sich über ihn lustig zu machen.
Natürlich hat auch Noah falsch gehandelt, das muss betont werden. Wie er reagiert hätte oder wie er reagieren sollte, sehen wir an seinen Brüdern, die diskret mit dieser peinlichen Situation umgehen. Sie zeigen eine gewisse Ehrerbietung gegenüber ihrem Vater.
Dann wird Noah wach. Ab Vers 24 heißt es: Als Noah seinen Rausch ausgeschlafen hatte, erfuhr er von dem beschämenden Verhalten seines jüngsten Sohnes und sprach über einen von dessen Nachkommen: „Verflucht sei Kanaan, der niedrigste Sklave wird er seinen Brüdern sein. Gepriesen sei Yahweh, Sems Gott, doch Kanaan sei ein Sklave von ihm. Dem Japheth gebe Gott weiten Raum, und er wohne in den Zelten von Sem, doch Kanaan sei ein Sklave von ihm.“
Nach der Flut lebte Noah noch 350 Jahre und starb im Alter von insgesamt 950 Jahren.
Noah wird irgendwann wach von seinem Rausch, er bekommt mit, was Ham getan hat – ja, es war sein jüngster Sohn. Er sieht auch, wie die älteren Brüder sich verhalten haben, und spricht dementsprechend Fluch und Segen über seine Söhne aus.
An dieser Stelle ist es wichtig, ein bisschen zurückzuzoomen, um das größere Bild zu sehen. Denn das, was wir hier in diesem Fluch und Segen von Noah haben, bestimmt ganze Völker.
Interessant ist, dass von Ham die Kanaaniter abstammen – das sehen wir auch im nächsten Vortrag. Von Sem kommen die Israeliten, die Semiten, und von Japheth kommen die Nationen, die Heiden. Eigentlich stammen wir von Japheth ab, das sollten wir wissen. Diese Informationen werden in den nächsten Kapiteln erklärt.
Der Text sagt uns, dass die Nachkommen Hams Knechte der Nachkommen Sems sein werden. Das heißt: Wer waren die Nachkommen Hams? Die Kanaaniter werden Knechte der Israeliten sein. Merkt ihr? Joshua zieht in das verheißene Land Kanaan ein – hier nimmt es schon seinen Lauf. Noah prophezeit gerade frisch aus dem Rausch heraus.
Dann wird in Bezug auf Japheth deutlich: Die Nachkommen Japheths werden durch die Nachkommen Sems gesegnet werden. Das heißt: Die Nachkommen Japheths, also die Heiden, werden durch die Israeliten gesegnet werden. In Kapitel 12 sagt Gott zu Abraham, dass die Heiden durch ihn gesegnet werden sollen.
Was wir hier haben, ist Heilsgeschichte in diesen wenigen Versen.
Jetzt gehen wir aber wieder von der Makroperspektive zur Mikroperspektive. Wir sehen den so vorbildlichen Noah – wir haben gerade festgestellt, dass er untadelig war. Jetzt, nach der Flut, ist er es nicht mehr. Er hat es nicht geschafft, sündlos zu leben, auch nicht nach der Flut. Das wusste Gott natürlich: Die Flut wäscht die Sünde nicht aus dem Menschen heraus.
Umso trauriger ist, dass das tatsächlich die Realität ist: Neue Situation, aber alte Probleme. Die Umstände haben sich verändert, aber das Herz des Menschen nicht.
Noah versagt als Vorbild für seine Söhne. Er liegt nackt und betrunken im Zelt. Was sollen die Söhne über ihn denken?
Es kommt zum nächsten Familiendrama: Ham wird aus der Familie ausgeschlossen. Was denken Sem und Japheth über ihren Vater? Ist er noch ein Vorbild für sie?
Wir merken, Sünde kann so viel kaputtmachen – und das geschieht in der Familie. Wir haben es bei Adam und Eva gesehen: Ein Riss in der Familie zwischen Adam und Eva. Wir sehen es bei Kain und Abel, ein Riss mitten in der Familie. Und Sünde nimmt ihren Lauf.
Dort, wo der Mensch nicht mehr nach Gottes Prinzipien lebt, leidet auch das Miteinander.
Dieses Drama zieht sich weiter bis nach Köln, bis nach meiner Gegend. Wir sehen es, wir bekommen es mit.
Gerade in der Weihnachtszeit, in die wir bald gehen, wird besonders deutlich, wie viele Beziehungen durch die Sünde kaputt sind. So vieles liegt im Argen.
Da stellt sich die Frage: Wenn selbst die Flut das Problem der Sünde nicht lösen konnte, wie bekommen wir das Problem mit der Sünde in den Griff?
Hesekiel 36 sagt: Wir brauchen ein neues Herz. Echte Veränderung passiert immer nur im Herzen, nicht in den Umständen.
Das ist natürlich ein Bild, das deutlich machen möchte: Unser Denken muss sich verändern, unsere Gesinnung muss sich sich ändern.
Wir brauchen den Heiligen Geist in unserem Leben, der uns leitet und stark macht, gegen die Sünde anzukämpfen.
Gebet um Herzensveränderung vor der Pause
Ich möchte dich ermutigen: Wenn du merkst, ja, das kenne ich, ich gehe ins neue Jahr mit neuen Vorsätzen. Dieses Jahr will ich in Reinheit leben. Im März merkst du schon, dass du wiedergefallen bist. Dieses Jahr willst du mit der und der Sünde endlich abschließen, aber du schaffst es nicht.
Es liegt nicht an den Umständen, es liegt nicht am neuen Jahr, es liegt nicht an irgendetwas oder an den Mitmenschen in deiner Umgebung. Es liegt an deinem Herzen.
Deswegen möchte ich diesen zweiten Vortrag mit einem Gebet schließen, dass Gott an unseren Herzen arbeitet. Dort, wo ein Problem wirklich gelöst werden kann. Dass wir Vergebung erfahren, dass der Herr unser Herz bestimmt und dass wir ihn allein in unseren Herzen anbeten.
Dafür würde ich jetzt gern vor der Pause noch beten. Lasst uns aufstehen!
Herr, wir haben festgestellt, dass echte Veränderung nur im Herzen geschehen kann. Vielleicht ist uns jetzt keine sehr konkrete Sünde bewusst. Aber Herr, wir möchten dich bitten: Zeig du uns, was in unserem Herzen ist. Unser Herz ist so trügerisch. Manchmal sehen wir gar nicht, wie verdorben wir eigentlich in unserem Herzen sind, Herr.
Ich möchte dich bitten, dass du uns zwei Dinge zeigst: Zum einen die Sündhaftigkeit in unserem Herzen, aber bitte zeig du uns dann auch deine Gnade, Herr. Verändere unser Herz, dass wir dich ungeteilt anbeten, Herr. Dass wir wie Noah vor der Sintflut untadelig vor dir leben, Herr, allein auf dich ausgerichtet. Dass wir wie Henoch Tag für Tag mit dir wandeln, Herr.
Bitte stärke unseren Willen, stärke unser Herz, dass wir dir gefallen, Herr. Und bitte geh du jetzt auch mit uns in die Pause. Wir danken dir für die Geschwister, die etwas vorbereitet haben. Schenk du uns einen guten Austausch. Amen.
Wir machen um acht Uhr hier wieder weiter.