Jerobeam.
1) Der erste König des Zehnstämmereichs aus Ephraim, 1 Kö. 11,26, Jerobeam I., der Sohn Nebats von Zereda (s. Zarthan). Unter Salomo erhielt er die Aufsicht über die Lastträger aus dem Hause Joseph, 1 Kö. 11,28, und durch den Propheten Ahia von Silo die Berufung zum künftigen Herrscher. Bor Salomos Zorn, der wohl davon Kunde erhielt, flüchtete er sich nach Ägypten zu Pharao Sisak, der ihn ehrenvoll aufnahm und, nach der Septuaginta 1 Kö. 12,24, ihm sogar seine Schwägerin Ano zum Weib gab. Nach Salomos Tod kehrte er zurück und wurde durch den Abfall der zehn Stämme von Rehabeam, 1 Kö. 12, König über Israel. Nach 1 Kö. 14,30; 15,6 war zwischen ihm und Rehabeam Krieg ihr Leben lang, wobei sich der König von Juda mit Syrien verband. Der Chronist erzählt eine blutige Niederlage am Berg Zemaraim II. 13,2 ff. mit unmöglichen Zahlen. Jerobeam befestigte Sichem und erhob es zu seiner Residenz, die er nach 1 Kö. 14,17 mit Thirza vertauschte. Um seinem Volk für den Tempel in Jerusalem, dessen Besuch durch seine Untertanen ihm gefährlich schien, einen Ersatz zu bieten, errichtete er in Dan und Bethel, den beiden Endpunkten des Reiches, einen eigenen Gottesdienst, indem der Herr unter dem Bilde goldener Kälber oder Stiere angebetet wurde. Diese übertretung ist die „Sünde Jerobeams“, die fortan nie mehr aus dem Reiche verschwand. Dazu kam, daß Jerobeam Priester aus allerlei Volk, 1 Kö. 12,33, nicht bloß aus dem Stamme Levi bestellte, ja selbst die Räucherung vornahm. Deshalb weissagte ihm Ahia von Silo nicht nur den Tod seines kranken Sohnes Abia, sondern auch die Ausrottung seines Hauses, 1 Kö. 14,1 ff. Jerobeam starb nach 22 jähriger Regierung (etwa 933-912 v. Chr.), 1 Kö. 14,20, zu Thirza. —
2) Jerobeam II., König von Israel, Sohn des Joas, Urenkel Jehus, wohl der kraftvollste und glücklichste Fürst dieses Reiches, von dem aber nur ein kurzer Bericht in 2 Kö. 14,23 bis 29 sich findet. Er brachte an Israel zurück das Gebiet „von gegen Hamath an bis zum Meer der Steppe“, nach Am. 6,14 genauer bis zum „Steppenbach“. Die erste Angabe setzt glückliche Kämpfe mit den Syrern voraus, die unter Jehu und Joahas das Reich so bedeutend verkleinert hatten; dabei ist V. 28 nicht so zu verstehen, daß Hamath und Damaskus selbst an Israel zurückgebracht worden wären; nur Teile des Gebietes dieser Städte können gemeint sein. Die zweite Angabe führt auf glückliche Kriege mit den Moabitern. So wurde er, noch mehr als Joas, der ersehnte, von den Propheten verkündigte Retter des Reiches 2 Kö. 13,5; 14,25 ff.). Aber bei all seiner Macht und dem zunehmenden Reichtum des Landes schritt doch auch unter seiner Regierung der sittlich-religiöse Zerfall des Zehnstämmereichs unaufhaltsam fort. Nicht nur bestand der alte Bilderdienst fort und neue Stätten eines verbotenen Gottesdienstes kamen auf, sondern auch wirklicher Götzendienst, besonders der von Jehu ausgerottete Baalskultus wagte sich wieder hervor, und mit ihm ging das sittliche Verderben des Volkes Hand in Hand. Besonders Amos und Hosea klagen darüber und drohen dem Hause Jehus darob den Untergang. Bald nach seinem Tod brach auch das göttliche Strafgericht herein. Die Zeit seiner Regierung ist nicht sicher zu bestimmen. Nach 2 Kö. 14,23 regierte Jerobeam 41 Jahre, wozu die andern Angaben 2 Kö. 15,1. 8 nicht stimmen wollen. Da die frühere Ansetzung der älteren Königsgeschichte nicht haltbar ist (s. Art. Zeitrechnung), ist an die Stelle der früheren Zeitbestimmung (825-774, Köhler 822-769) eine spätere getreten: 783-743 oder ähnlich.