1. Natürlicher Gebrauch
Über die israelitischen Gebräuche beim Essen siehe → Mahlzeit. Über das, was gegessen wurde, siehe → Speisegesetze. Das Bedürfnis des Essens (und Trinkens) ist das erste, natürlichste und unentbehrlichste, das der Mensch mit den andern lebenden Geschöpfen der Erde teilt, für dessen Befriedigung daher Gottes Schöpfergüte von Anfang an gesorgt hat (1Mo 1,29f.; 2,9.16) und ununterbrochen weiter sorgt (1Mo 8,22; Ps 104,27f.; 145,15f.; 147,9; Mt6 ,25ff.). Wenn es gleich von jedem Menschen gilt, das er nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund Gottes geht (5Mo 8,3), wäre es auch nur das Wort Gottes (wie Jesus Mt 4,4 diese Stelle deutet) — so ist es doch nur eine Ausnahme, wenn ein Mensch in diesem Leben durch Gottes Wunderkraft zeitweise von dem Bedürfnis des Essens entbunden wird (2Mo 34,28, vgl. 1Kön 19,8; Mt 4,2). Die Freundlichkeit Gottes zeigt sich darin, dass das Essen für gewöhnlich dem Menschen ein Wohlgefallen erregt (1Mo 2,9: „gut zu essen“; Ps 145,16; 104,15; 34,9).
Doch benuzt dies auch die Macht der Verführung, um den Menschen zu ködern (1Mo 3,6; 25,30; Spr 23,31). Denn wie der Erwerb der Nahrung (1Mo 3,19; 2Thess 3,10), so ist auch der Wohlgenuss beim Essen für den Menschen an sittliche Bedingungen geknüpft, vor allem an die Bedingungen ehrlicher Arbeit und zufriedener Mässigkeit (Spr 9,17; 20,17; Sir 31,30-31; vgl. Lk 14,24). Nach dem Essen und für das Essen gebührt Gott Dank (5Mo 8,10; 1Kor 10,30; 1Tim 4,4f.). Verkehrt aber ist es, vollends auf neutestamentlichem Boden, wenn im Essen oder Nichtessen einzelner Speisearten eine besondere Heiligkeit gesucht wird (Röm 14,2ff.; Kol 2,21; 1Tim 4,3, Mt 15,11), obwohl die Liebe zum schwachen Bruder in diesen Dingen zu großer Selbstverleugnung führen kann (Röm 14,21; 1 Kor. 8,13).
2. Übertragener Gebrauch
a) Von Christus wird es auch für das innerlich-ewige Leben, das er bringt, ein Essen (und Trinken) als unerlässliches Unterhaltungsmittel gefordert, und er selbst bzw sein Fleisch (und sein Blut) als die hierzu geeignete Speise (und Trank) bezeichnet (Joh 6,48-58). Das Essen lässt sich in diesem Fall zunächst auf die innerliche Aneignung der in Christo erschienenen Gnade und Wahrheit beziehen; der Zusammenhang führt aber weiter noch auf eine durch diese Aneignung vermittelte geistige Gemeinschaft mit Christus selbst (Joh 6,56; weiteres darüber siehe → Fleisch. Ähnlich erscheint das Essen auch in Jes 55,1.2 als das Aneignungsmittel für die zum wahren Leben nötigen Gotteskräfte (vgl. auch Offb 2,17; 22,2 und → Abendmahl)
b) Mit Beziehung auf den mit dem Essen verbundenen Genuss wird Essen zum Bild höherer, uns von Gott bereiteter Genüsse (so vielleicht in der dunklen Stelle Ps 22,27.30). Jedenfalls in den Bildern vom himmlischen Gastmahl (Jes 25,6; Mt 22,2ff.; Lk 14,16ff.; Offb. 19,9).
c) Gemeinsames Essen an Einem Tisch, von Einem Brot ist Zeichen und wird darum auch zum Bild der genauesten Verbundenheit(Ps 41,10; 1Kor 5,11; Lk. 15,2).