Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 357: Was den Menschen verunreinigt, Teil 8.
Einführung in die Problematik der Speisegebote und Jesu Lehre
Im Raum steht die Frage, warum Jesus davon sprechen kann, dass nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn verunreinigen kann, obwohl es doch die Speisegebote gibt. Und warum Markus erklärend hinzufügt: „Damit erklärte er alle Speisen für rein.“
Mir war es wichtig, euch auf zwei Dinge hinzuweisen. Erstens: Die Gebote des Alten Bundes sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von zeitgebunden über prophetisch-illustrativ bis hin zu ewig bindend. Das hängt davon ab, ob sie sich auf ein aktuelles Geschehen, den Messias oder den Charakter Gottes beziehen.
Zweitens: Jesus ist nicht gekommen, um die mosaischen Gesetze einfach außer Kraft zu setzen – das ist es, was seine Feinde ihm vorwerfen. Vielmehr kam er, um sie zu erfüllen. Dabei bedeutet „Erfüllung“ nicht nur, dass er die Gebote hält, sondern dass er ihnen ihre volle Bedeutung gibt. Er verleiht ihnen den Stellenwert und den Fokus, der ihnen zukommt.
Die Erfüllung der Gebote durch Jesus und ihre neue Bedeutung
Und das tut er, indem er die moralischen Gebote des Alten Bundes als Ausdrucksformen des Liebesgebotes präsentiert und damit faktisch verschärft. Verschärft deshalb, weil er die Gebote aus der Perspektive eines liebenden Gottes darstellt – eines Gottes, der am Kreuz zeigt, was er unter Liebe versteht.
Deshalb kommt es bei den Geboten nicht nur auf die konkreten Tatsünden an, sondern auch auf die Herzenshaltung dahinter. Dies haben wir bereits genauer bei der Auslegung der Bergpredigt betrachtet.
Allerdings werden nicht alle Gebote des Alten Bundes auf diese Weise erfüllt. Die kultischen Gebote erfüllen sich durch den Messias, und zwar dadurch, dass er seinen Predigtdienst antritt. Deshalb kann Jesus auch so formulieren: „Das Gesetz und die Propheten gehen bis auf Johannes; von da an wird die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt“ (Lukas 16,16).
Mit dem Predigtdienst des Herrn Jesus bricht also eine neue Zeit an. Wenn man so will, gehen die alttestamentlichen Gesetze, deren Aufgabe es war, auf den Messias hinzuweisen, jetzt in Erfüllung, sobald der Messias beginnt, Messias zu sein. Dabei erfüllen sich nicht alle Gebote auf einmal, sondern Stück für Stück.
Die wechselhafte Bedeutung der Speisegebote im Alten und Neuen Bund
Und hier kommen nun die Speisegebote ins Spiel. Auch sie sind keine moralischen Gebote, die sich aus dem Charakter Gottes ableiten. Sie sind also nicht ewig bindend.
Woher ich das weiß? Ganz einfach, weil es Gebote sind, die sich ändern. Was der Mensch essen sollte und durfte, war zu unterschiedlichen Zeiten verschieden.
Am Anfang bestand die menschliche Diät aus Pflanzen und Früchten. In 1. Mose 1,29 heißt es: „Und Gott sprach: Siehe, hiermit gebe ich euch alles samentragende Kraut, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem samentragende Baumfrucht ist; es soll euch zur Nahrung dienen.“
Später, nach der Sintflut, kommt Fleisch hinzu. In 1. Mose 9,3-4 steht: „Alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Speise sein, wie das grüne Kraut; hiermit gebe ich es euch alles. Nur Fleisch mit seiner Seele, seinem Blut, sollt ihr nicht essen.“
Der Mensch darf jetzt nach der Sintflut alles essen, auch Tiere, allerdings musste er die Tiere vorher schlachten. Deshalb heißt es hier, dass Fleisch mit seiner Seele, also seinem Blut, nicht gegessen werden darf.
Wie wir in der letzten Episode gesehen haben, schränkt Gott dann die Auswahl an Essen bei den Israeliten im mosaischen Gesetz wieder ein. Eine Einschränkung, die er im Neuen Bund aber wieder aufhebt. Deshalb heißt es: „Damit erklärte er alle Speisen für rein.“
Dieses Hin und Her mit den Geboten macht ziemlich deutlich, dass es sich bei den Essensvorschriften nicht um ewig bindende moralische Gebote handeln kann.
Die Funktion der Speisegebote als Trennung und ihr Bezug zum Messias
Bleibt jedoch die Frage, wie die Speisegebote auf den Messias hinweisen. Ist das nicht ein wenig weit hergeholt? Ich denke das nicht, und zwar aus folgendem Grund: In Apostelgeschichte 10 begreift Petrus, dass die Speisegebote im Neuen Bund nicht mehr gelten.
Das ist aber nicht alles. Er erkennt diesen neuen Sachverhalt im Zusammenhang mit einem Besuch bei einem heidnischen Hauptmann. Petrus fasst seine neue Einsicht so zusammen: Apostelgeschichte 10,34-35: „Petrus aber öffnete den Mund und sprach: In Wahrheit begreife ich, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern in jeder Nation ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm angenehm.“
Das sind unglaubliche Worte für einen Juden, weil für ihn Heiden unrein waren. Mit solchen Leuten verkehrte man nicht. Als Petrus nach Jerusalem zurückkehrt, wird er deshalb auch sofort zur Rede gestellt. Apostelgeschichte 11,2-3: „Und als Petrus nach Jerusalem hinaufkam, stritten die aus der Beschneidung mit ihm und sagten: Du bist bei unbeschnittenen Männern eingekehrt und hast mit ihnen gegessen.“
Merkt man hier: Als guter Jude hatte man keinen Kontakt mit Heiden, und mit ihnen zu essen war völlig ausgeschlossen. Nun verstehen wir etwas von der Funktion der Speisegebote. Die Speisegebote isolierten das Volk Israel. Sie machten es fast unmöglich, mit Heiden einen halbwegs normalen Umgang zu pflegen.
Die Speisegebote waren ein äußerliches Zeichen für die Heiligkeit des Volkes Gottes. Nur diese Trennung wurde durch den Messias aufgehoben.
Der Messias als Retter aller Völker und die Aufhebung der Trennung
Er kommt zwar zu dem Volk Israel, weil der neue Bund mit Israel geschlossen wird, doch der Fokus seines Dienstes besteht nicht nur darin, Israel zu retten. Von Anfang an war klar, dass der Messias ein Retter der Welt sein würde.
Jesaja 49,5-6:
„Und nun spricht der Herr, der mich von Mutterleib an für sich zum Knecht gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen und damit Israel zu ihm gesammelt werde, und ich bin geehrt in den Augen des Herrn, und mein Gott ist meine Stärke geworden. Ja, er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels zurückzubringen. So mache ich dich auch zum Licht der Nationen, da meine Rettung reicht bis an die Enden der Erde.“
Licht der Nationen, Rettung bis ans Ende der Erde – da haben wir es.
Kurz noch einmal zurück zu den Speisegeboten: Sie waren dazu da, Israel von den Heiden ganz praktisch zu trennen. Diese Trennung war gut und nötig. Bis zum Kommen des Messias sollte Israel als ethnische Größe Bestand haben.
Nur jetzt, mit dem Messias, musste diese Fixierung auf das Völkische aufgebrochen werden. Es ging doch darum, dass aus Juden und Heiden ein neues Volk Gottes, eine neue Ekklesia, entsteht.
Paulus über die Beseitigung der Trennung zwischen Juden und Heiden
Aber hören wir dazu, was Paulus den Heidenchristen schreibt. In Epheser 2, Verse 13 bis 15 heißt es:
„Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden. Denn er ist unser Friede. Er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung, die Feindschaft, in seinem Fleisch abgebrochen. Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei friedenstiftend in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen.“
Wenn man sich nun die Frage stellt, welche Gebote und Satzungen hier beseitigt wurden, um aus Juden und Heiden eins zu machen, dann fallen besonders die Speisegebote ins Auge.
Deshalb müssen wir uns in der nächsten Episode Gedanken darüber machen, warum die Erfüllung der Speisegebote darin besteht, sie zu beseitigen.
Abschluss und praktische Anregung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest Apostelgeschichte 10 und 11 lesen und darüber nachdenken, was Petrus dort verstanden hat.
Das war's für heute.
Ein guter Tipp fürs Leben: Schreibe dir immer am Montagmorgen drei Dinge auf, mit denen dich Gott in der zurückliegenden Woche gesegnet hat.
Es ist übrigens diese Liste, mit der ich am Neujahrsmorgen Gott im Wald für das vergangene Jahr danke.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.