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1. Korinther 10,14-11,1

1. Korinther, Teil 8/15
17.02.20131. Korinther 10,14-11,1
SERIE - Teil 8 / 151. Korinther

Herr Präsident! Ich freue mich, dass Sie alle sich die Vorträge von letzter Woche noch einmal angehört haben. Wir haben ein Problem: Wir wollen eine Bibelwoche veranstalten, die im letzten Jahr begonnen wurde.

Wer vielleicht noch einmal überlegt, worum es eigentlich letztes Jahr ging, der weiß, dass wir einen sehr merkwürdigen Bruch hatten. Glücklicherweise endete dieser nicht erst am Ende von Kapitel 10. Ich muss heute auch nicht mit Kapitel 11 beginnen – das machen wir morgen.

Wir haben im ersten Korintherbrief letztes Jahr einen sehr unglücklichen Bruch gemacht, und dieser liegt genau hinter 1. Korinther 10,13. Ich versuche heute und morgen mit Ihnen folgendes: Wir wollen einen neuen Einstieg in das Thema Erster Korintherbrief finden und genau dort weitermachen, wo wir letztes Jahr aufgehört haben.

Falls der eine oder andere denkt, dass der Vortrag bisher etwas holprig war, dann liegt das daran, dass der Bruch so ungünstig gesetzt wurde – wirklich mitten in einem Thema. So etwas macht man normalerweise nicht, aber irgendwie ging es auch nicht anders.

Deshalb empfehle ich allen, die heute noch nicht richtig reingekommen sind, unbedingt morgen Abend wiederzukommen. Denn dann beginnt ein ganz neues Thema. Es ist zwar nicht einfach, aber zumindest neu, umfassend und abgeschlossen. Das hängt jetzt ein bisschen davon ab, was wir hier miteinander machen.

Einführung in den Ersten Korintherbrief und die Stadt Korinth

Also, Bibelwoche, erster Korintherbrief, Korinth – eine Stadt in Griechenland, die für die damaligen Verhältnisse fantastisch war. Diese Stadt hatte zwei Häfen und war unglaublich reich. Heute würden wir sie als Metropole bezeichnen. Korinth war stolz auf das, was sie selbst erreicht hatte, und auf ihre große Nähe zu Rom. Außerdem war die Stadt eine Touristenattraktion. Alle zwei Jahre fanden dort die isthmischen Spiele statt.

Wenn man Korinth mit heutigen Städten vergleichen wollte, wäre es eine Mischung aus New York, Las Vegas und Los Angeles – eine Hochburg der Finanzen, des Vergnügens und der Unterhaltung. Für die damaligen Verhältnisse war Korinth der Inbegriff einer Stadt, in der man sein Glück machen konnte, wo einfach alles möglich war.

In diese Stadt kommt Paulus Anfang der 50er Jahre, wir sprechen vom ersten Jahrhundert, als Missionar. Er gründet dort eine Gemeinde, verlässt sie aber relativ schnell wieder. Er bleibt also nicht jahrelang oder jahrzehntelang, sondern zieht weiter. Die Gemeinde bleibt jedoch bestehen.

Kurze Zeit später, etwa im Jahr 54 nach Christus, schreibt Paulus von Ephesus – das liegt im Gebiet des heutigen Türkei – den Korinthern einen Brief. Diesen Brief nennen wir den ersten Korintherbrief. Der Gründer einer Gemeinde schreibt also zwei, drei, vier Jahre nachdem die Gemeinde entstanden ist, seiner Gemeinde, die er mit aufgebaut hat, einen Brief.

Er schreibt diesen Brief, weil es in der Gemeinde große Schwierigkeiten gibt. Es gibt zwei Anlässe für diesen Brief: Zum einen besuchen Leute aus Korinth Paulus in Ephesus und berichten ihm, was gerade alles schiefläuft. Das hatte Paulus bis dahin noch nicht gehört, aber das, was er erfährt, gefällt ihm gar nicht.

Zum anderen bekommt Paulus mindestens einen Brief von den Korinthern mit Fragen. Man kann sich vorstellen, dass die Gemeinde wächst und gedeiht und neue Fragen auftauchen. Wenn niemand mehr weiterweiß, kommt man auf die Idee, Paulus zu fragen. Also wird ein Brief an ihn geschickt.

Diese beiden Anlässe – der Besuch aus Korinth, der Paulus über die Probleme informiert, und der Brief mit Fragen – fließen zusammen in den ersten Korintherbrief.

Die Herausforderungen und Probleme der Korinthergemeinde

Ich mag den ersten Korintherbrief sehr. Ich schätze ihn, weil die Korinther als Gemeinde wahrscheinlich alles falsch machen, was man sich nur vorstellen kann.

Wenn man den ersten Korintherbrief einmal am Stück durchliest und einfach abhakt, was in der Gemeinde alles schiefläuft, dann fängt das schon am Anfang an. Ihre Perspektive auf das Evangelium – also auf das, wofür sie eigentlich in der Welt sind – ist irgendwie verloren gegangen.

Sie fangen an, mit dem Zeitgeist zu flirten. Das Evangelium ist zwar noch wichtig, und sie sind nach wie vor für Jesus, das ist klar. Aber sie sehen das Ganze nicht mehr so eng. Vielleicht muss man das mit dem Kreuz nicht so sehr in den Mittelpunkt stellen. Ein Messias, ein Retter, der als Schwerverbrecher irgendwo am Ende der Welt gekreuzigt wird – das kann man ja vielleicht auch etwas weicher und gefälliger formulieren.

Ihre Perspektive auf das Evangelium geht verloren. Ebenso ihre Sicht auf die Apostel, die alles aufgebaut haben. Diese werden plötzlich zu Buhmännern, und man kann sie nicht mehr als Vorbilder ernst nehmen. Stattdessen gibt es andere Typen, die woanders herkommen und viel mehr gelten.

Auch ihre Perspektive auf Moral geht verloren. Sexualität wird so gehandhabt, dass am besten jeder mit jedem zusammen sein kann. Betrug unter Geschwistern ist kein Problem. Wer Macht hat, setzt sich durch.

Ihre Sicht auf ihre eigene geistliche Reife geht ebenfalls verloren. Sie halten sich für den Inbegriff von Wissen und Reife. Paulus muss ihnen ehrlich sagen: Wenn ich sehe, wie ihr miteinander umgeht, wie ihr mit mir umgeht, wie ihr mit Gott umgeht und wie ihr Gottes Gebote behandelt, dann seid ihr unreif. Ihr seid kleine Kinder. Das ist das geistliche Stadium, das ihr erreicht habt.

Sie halten sich für die Größten, aber wenn man mit ihnen spricht, kann man ihnen nicht einmal das Einmaleins des Glaubens erklären, ohne dass sie anfangen zu schreien und sagen, das sei zu schwer.

Also: Ihre Perspektive auf das Evangelium ist weg, ihre Sicht auf die Apostel ist irgendwie kaputt, ebenso auf Moral und Reife. Sogar ihre Perspektive auf die Ehe ist nicht mehr richtig.

Sie haben die Mitte verloren. Die einen haben überhaupt kein Problem damit, zu Prostituierten zu gehen. Die anderen wollen so heilig sein, dass sie sagen: Ehe und Heiraten sind eigentlich Sünde.

Man merkt, es ist völlig unausgewogen, was da passiert.

Die Krönung, die wir uns letztes Jahr angeschaut haben, war, dass sie im Blick auf ihre eigene Freiheit – was ist mir erlaubt, was darf ich als Christ – so weit gegangen sind, dass sie sagten: Meine eigene Freiheit, das, was mir erlaubt ist, ist wichtiger als die Liebe zu den Geschwistern. Hauptsache, ich mache mein Ding. Was das bei den anderen anrichtet, wenn ich mein Ding mache, spielt keine Rolle.

Und das ist nur, wenn man so will, die erste Hälfte des ersten Korintherbriefes. Man merkt, es geht alles drunter und drüber.

Die Hoffnung auf Gottes Treue trotz Gemeindechaos

Warum mag ich den Brief? Ich mag den Brief, weil ich eine Gemeinde vor mir sehe, die Gott nicht aufgibt. Eine Gemeinde, die Gott nicht aufgibt, obwohl sie ist, wie sie ist. Ist das nicht schön?

Ich weiß nicht, wie ihr euch als Gemeinde fühlt. Vielleicht sagt ihr: „Jetzt haben wir zwei neue Älteste und ein neues Grundstück.“ Vielleicht sehen die Visionäre unter euch schon die Gebäude wachsen. Oder ihr denkt an ein neues Solarprojekt 2.0 – keine Ahnung. Vielleicht sagt ihr auch: „Boah, wir sind ganz hibbelig, hier ist alles am Werden, Wachsen und Schönwerden.“ Und dann 220 Leute auf der nächsten Gemeindefreizeit – Wahnsinn! Vielleicht sagt ihr: „Hier geht richtig was los.“ Schön, ich freue mich.

Aber für den Fall, dass ihr irgendwann den Eindruck habt, wir haben die Perspektive verloren. Dass wir nicht mehr genau wissen, wo vorne und hinten ist. Dass unter uns Dinge passieren, die wir uns vielleicht nie vorgestellt hätten. Dinge, die so gruselig und schrecklich sind, dass ihr nicht wollt, dass außerhalb der Gemeinde jemand darüber spricht. Wenn ihr vielleicht enttäuscht seid von eurer Gemeinde, wenn ihr niedergeschlagen seid von dem, was im Leben der Geschwister wirklich passiert, und wenn ihr dann glaubt, es hat keinen Sinn mehr mit Gemeinde, dann empfehle ich euch den 1. Korinther 5,3-12.

Immer wenn ich frustriert bin über Gemeinde, immer wenn ich denke: „Nee, Vater im Himmel, lass mich auswandern, lass mich irgendwohin! Ich suche mir so in Finnland an einem See ein kleines Häuschen mit Internetanschluss, mehr brauche ich nicht. Aber lass mich bloß in Ruhe mit Gemeinde!“ – immer wenn mir so ein Gedanke kommt, dann ist der 1. Korintherbrief klasse. Denn dann merke ich: Es war immer schon so!

Gottes Gemeinde war immer schon ein durch und durch chaotischer Haufen aus Menschen, die nur die Hälfte verstanden haben, wenn überhaupt. Und die permanent dabei sind, sich in ihrer Unterschiedlichkeit, Sündhaftigkeit und Verrücktheit zu etwas zusammenzufassen, was Gott sagt: Meine Braut.

Das finde ich cool. Genau das habe ich mir vorgestellt. Nicht, dass Gott für Sünde ist, aber dass Gott für Gemeinden ist, die ein Stück verrückt sind. Ich bin jetzt ungefähr 27 Jahre Christ oder so, und was ich gelernt habe im Gemeindebau ist: Entweder erhebst du Chaos zum Prinzip und sagst: „Ja, so ist es!“ oder du wirst an deinen Idealen scheitern. Denn Gemeinde wird immer so funktionieren wie die Korinther – in aller Heiligkeit, Besonderheit und Herausgerufenheit aus der Welt –, ob du willst oder nicht.

Einzig und allein, weil du Teil dieser Gemeinde bist. Und du bist so verrückt wie die Korinther irgendwo tief in dir drin, ob du es willst oder nicht. Auch dir kann es passieren, dass du die Perspektive verlierst – sei es auf das Evangelium, auf Leute, die sich in dich investiert haben, auf die Moral, auf Ehe oder auf deine eigene Reife und wie du dich selbst einschätzt.

Es kann uns ganz leicht passieren. Und weil es uns immer wieder passiert, bin ich dankbar für den Korintherbrief. Hier gibt Gott mir eine Lektion mit: Es hat immer Sinn, an einer solchen Gemeinde zu arbeiten. Es hat immer Sinn, sich in so eine Gemeinde zu investieren. Weil es Gottes Gemeinde ist und weil Gott diese verrückten Typen wirklich liebt.

Deshalb, an die neuen Ältesten: Nehmt das mit, viel Spaß mit eurem Job, genießt es und lest den 1. Korintherbrief. Das ist die Realität, egal was ihr bis heute gedacht habt. Lasst euch darauf ein, weil Gott sich darauf einlässt.

Wenn du Perfektion in einer Gemeinde suchst, vergiss es. Und wenn du eine halbe Perfektion suchst, vergiss es auch. Aber wenn du bereit bist, die Korinther so zu nehmen, wie sie sind, und zu sagen: „Hier ist eine Gruppe von Leuten, die auf dem Weg sind, Gott nachzufolgen. Die haben denselben Hirten und stolpern diesem Hirten hinterher. Und sie versuchen sich irgendwie dabei zu helfen, miteinander den Weg nicht zu verlieren,“ dann hast du eine Vorstellung davon, was es heißt, Gemeinde Gottes zu leben und zu erleben.

Ich glaube, dafür wirbt der 1. Korintherbrief.

Das Thema Götzenopferfleisch und die Herausforderung der Freiheit

Wir stecken in einem Thema fest, das auf den ersten Blick nichts mehr mit unserer Lebenswirklichkeit zu tun hat. Es geht um das Thema Götzenopferfleisch.

Dieses Thema beginnt im 1. Korinther 8. Korinth war keine christliche Stadt, sondern eine durch und durch heidnische Stadt. Deshalb musste Paulus dort eine Gemeinde gründen. In Korinth gab es viele Götzentempel. Okkultismus wurde dort ganz offen und auf breiter Front propagiert und gelebt – ein Tempel nach dem anderen.

In diesen Tempeln gab es so ziemlich alles, was man sich vorstellen kann. Wenn man sich an die griechische Geschichte erinnert, weiß man, dass es viele Götter gab und zu jedem Gott einen Tempel. In den Tempeln wurden Gottesdienste gefeiert. Diese Gottesdienste waren nicht einfach nur Opfergaben, nach denen man wieder nach Hause ging. Sie waren soziale Veranstaltungen. Die Opfer, also die Tiere, die geschlachtet wurden, das Götzenopferfleisch, wurde danach verteilt. Man hat zusammen gegessen und gefeiert.

Das ging so weit, dass es in den Tempeln von Korinth Bereiche gab, die man heute eher als Restaurant bezeichnen würde. Diese Bereiche konnten auch für private Feiern genutzt werden. Die Grenze zwischen Tempel und Privatbereich war fließend. Man ging zum Tempel, nahm an den Veranstaltungen teil und konnte, besonders wenn man arm war, dort günstig Fleisch bekommen. Man setzte sich hin, aß, Freunde kamen dazu, und es entstand eine Art Durcheinander.

Man wusste oft nicht mehr, wo der Gottesdienst oder Götzendienst aufhörte und wo die private Feier begann. Die Frage, die sich stellte, war: Wenn ich Christ bin, weiß ich doch, dass ich in so einen Götzentempel gehe, wo ein großes Götzenbild steht. Ich weiß, dass dahinter nichts steckt, dass das kein Gott ist. Es gibt nur einen Gott, und hinter dem Götzenbild steckt kein Gott.

Also könnte ich doch eigentlich jederzeit in den Götzentempel gehen und mir dort mein billiges Fleisch holen. Dabei kann doch nichts falsch sein. Ich weiß ja, dass das kein Gott ist, und ich bete nicht zu diesem Götzen an. Ich will einfach nur mein Fleisch, ich will gut essen.

Die Frage lautet also: Darf ein Christ auf diese Weise in so einen Götzentempel gehen? Ihr merkt, dass es schwierig ist, das eins zu eins auf unsere heutige Lebenswelt zu übertragen. Ihr sucht in euren Gedanken nach Götzentempeln hier, findet sie aber nicht. Das ist tatsächlich ein Problem.

Die Verantwortung gegenüber dem Gewissen anderer Christen

Was einfach ist, ist die erste Lösung, die Paulus zu dem Problem bringt, zu übertragen. Paulus sagt nämlich: Hör her, du hast schon Recht, wenn du sagst, dass es hinter diesen Götzen keinen Gott gibt.

Aber denk doch mal nach: Wenn du da reingehst, der du das weißt und das auch mit so einer inneren Festigkeit halten kannst, wie geht es den Christen, die noch nicht so lange gläubig sind wie du? Die, wenn sie an Götzentempel denken, nicht einfach nur sagen können: „Na, da ist doch nichts“, sondern die sich gut daran erinnern, wie sie früher in diesen Götzentempel hineingegangen sind und echte, okkulte Erfahrungen mit den Dämonen dahinter gemacht haben.

Wie geht es denen, wenn sie dich da reingehen sehen? Werden die verstehen, was du denkst? Oder wird es nicht so sein, dass in ihrem Inneren, in ihrem Gewissen, alles rebelliert und sagt: „Du kannst doch da nicht reingehen!“?

Und wenn du dann sagst: „Ach, weißt du was, ich bin doch schon länger gläubig als du, ich weiß schon, was ich tue, komm doch einfach mal mit!“ Wenn die dann mitgehen und quasi mit einem schlechten Gewissen da reingehen, weißt du, was du dann kaputt machst?

Wenn du einen anderen Christen dazu bringst, gegen sein Gewissen etwas zu tun, weißt du, was du dann kaputt machst? Du machst seine persönliche Gottesbeziehung zu seinem Gott kaputt. Und wenn das schlimm läuft, wenn das richtig schlecht läuft, dann nimmst du ihn mit und führst ihn direkt wieder in sein altes Leben hinein.

Und der, der noch gar nicht so richtig Wurzeln geschlagen hat im Glauben, wird durch die Erfahrungen, die er jetzt wieder neu macht mit seinem alten Leben, womöglich wieder vom Glauben weggerissen. Und wer ist schuld? Du, weil du sagst: „Ich darf doch.“

Paulus wird das dann so beantworten, er wird sagen: „1. Korinther 8,9: Seht aber zu, dass nicht etwa diese eure Freiheit den Schwachen zum Anstoß werde. Denn wenn jemand dich, der du Erkenntnis hast, im Götzentempel zu Tisch liegen sieht, wird nicht sein Gewissen, da es schwach ist, bestärkt werden, die Götzenopfer zu essen.“

Ein schwaches Gewissen ist ein Gewissen, das sich nicht erlaubt, etwas zu tun, was eigentlich erlaubt ist. Aber ich muss mich an mein Gewissen halten, weil das Gewissen der innere Maßstab ist, den ich habe, den Gott mir gegeben hat, um zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Ich habe keinen anderen Maßstab.

Und wenn ich das Gewissen eines anderen Menschen kaputt mache, mache ich kaputt, was ihn an Gott hält, was ihm zeigt, was richtig und falsch in seiner ganz persönlichen Gottesbeziehung ist.

Und dann ein ganz gruseliges Wort in Vers 11: „Und durch deine Erkenntnis kommt der Schwache um.“ Der Bruder oder auch die Schwester – das Wort im Griechischen bedeutet beides – um dessen Willen Christus gestorben ist.

Also die Antwort auf die Frage „Darf ich in den Götzentempel gehen und mir da billig Fleisch abgreifen?“ lautet hier: Na ja, theoretisch schon, aber nein, wenn dein Lebensstil jungen Christen zur Gefahr wird.

Paulus’ Lebensprinzip: Freiheit zum Dienst an anderen

Paulus erklärt in Kapitel 9, wie er sein Leben eingerichtet hat und was für ihn wichtig ist. Er kommt zu dem Ergebnis, dass er in Vers 22 sagt: „Ich möchte allen alles werden.“ Das bedeutet, er möchte sein Leben so gestalten, dass er, egal mit wem er zu tun hat, der Bekehrung eines Menschen und dem geistlichen Wachstum von Geschwistern nicht im Wege steht – egal, was es ihn kostet. Wenn das bedeutet, auf Dinge zu verzichten, bei denen er eigentlich frei ist, sie zu genießen, dann wird er darauf verzichten. So weit geht Paulus.

Das Interessante ist, dass die Problematik mit dem Götzenopferfleisch eine weitere Dimension hat. Das Thema wird in Kapitel 8 angesprochen, dann gibt es einen Einschub in Kapitel 9, in dem Paulus sehr breit denkt. Anschließend wird die Thematik in Kapitel 10 wieder aufgegriffen.

Wenn man sich Kapitel 8 anschaut und versucht, die Prinzipien daraus zu übertragen, kann man sagen: Das Prinzip lautet, nichts zu tun, was anderen in ihrer geistlichen Entwicklung schadet. Dabei fallen unterschiedlichen Menschen ganz unterschiedliche Dinge ein. Das hängt stark davon ab, woher wir kommen.

Wenn jemand einen sehr stark esoterischen Hintergrund hat und du die Freiheit hast, alles zu tun, was auf dem Markt der medizinischen Möglichkeiten erlaubt ist, dann weißt du: Ich werde mich im Umgang mit dieser Person zurückhalten.

Wenn jemand aus einem satanischen Hintergrund kommt – es gibt Musikgruppen, die wirklich sehr problematisch sind, die nicht von oben inspiriert sind, um es vorsichtig auszudrücken. Diese Musik ist einfach böse, teuflisch, und zwar sowohl von den Texten als auch von der Präsentation her. Wenn sich jemand aus so einem Hintergrund bekehrt, werde ich alles tun, um ihn nicht wieder in diese Szene hineinzuführen. Im Deutschen sagt man „den Teufel tun“, um etwas nicht zu tun. Ich weiß, dass diese Person mit dieser Musik Dinge verbindet, die ich überhaupt nicht damit verbinde. Aber diese Prägung ist viel stärker, als ich es mir vorstellen kann.

Wenn jemand aus dem Hedonismus, also aus der Genusssucht, herauskommt, werde ich nicht mit ihm zuerst über teuren Käse und exklusive Autos diskutieren. Denn ich weiß, dass ihn das nur wieder zurück in seinen alten Lebensstil bringen würde. Diese Person muss etwas ganz anderes lernen.

So haben wir unterschiedliche Möglichkeiten, das Prinzip anzuwenden: Ich möchte mit meinem Leben dem anderen keinen Anstoß geben. Ich möchte nichts tun, damit sein Leben mit Gott nicht auf der Strecke bleibt. Dabei fallen uns viele Dinge ein.

Die geistliche Realität hinter dem Götzendienst

Paulus denkt jedoch weiter; ihm reicht das noch nicht aus. Wenn Paulus über Götzenopferfleisch und Götzentempel nachdenkt, sieht er dahinter auch eine reale Macht – eine dämonische Macht, die sich durch okkulte Erfahrungen in dieser Welt manifestiert.

Vielleicht hat der eine oder andere schon Erfahrungen mit dem Okkulten gemacht, etwa mit Pendeln, mit irgendwelchen Brettern, die Antworten geben, oder mit Séancen – keine Ahnung. Klar ist: Das Okkulte hält sich in dieser Welt, weil es tatsächlich Erfahrungen gibt, die Menschen binden können.

Jetzt geht Paulus einen Schritt weiter. Die erste Antwort auf die Frage, ob man in den Götzentempel gehen darf, um dort Götzenopferfleisch billig zu bekommen, lautet grundsätzlich: Ja, aber nur, wenn du dadurch keinem anderen schadest. Wenn du dem anderen zur Gefahr wirst, dann nicht.

Paulus legt jedoch nach, und am Ende seiner Argumentation steht ein ganz klares Nein: Das darfst du nicht. Das überrascht oft, wenn man beide Antworten nebeneinanderlegt – darf man jetzt oder nicht? Die Antwort ist: Verstehe Paulus richtig.

Paulus sieht ein Problem, das er in zwei Aspekte unterteilt. Aspekt eins: Wenn du anderen schadest, ist das immer falsch. Aspekt zwei: Wir werfen einen genaueren Blick auf das, was du tust, wenn du in den Götzentempel gehst. Was du dort tust, ist Götzendienst. Und das ist unter keinen Umständen erlaubt.

Dass das nicht geht, beweist Paulus am Beispiel der Israeliten. Das hatten wir zum Abschluss der Bibelwoche im letzten Jahr miteinander betrachtet. Wir starten jetzt in Vers 14 mit dem eigentlichen Text und lesen bis zum Ende des Kapitels.

Aufruf zur Flucht vor dem Götzendienst und die Bedeutung des Abendmahls

Darum, 1. Korinther 10,14: Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst! Dieses „darum“ bezieht sich noch auf das, was zuvor gesagt wurde. Paulus hat erklärt, dass das, was ihr hier erlebt, diese Lust, in den Götzentempel zu gehen und dort einen Vorteil zu erlangen, eine Versuchung ist. Aber glücklicherweise handelt es sich nur um eine menschliche Versuchung. Das ist in dem Sinne gar nicht so dramatisch, denn Gott ist treu. Er wird euch in dem Moment, in dem so etwas passiert, auch einen Ausgang schaffen. Er wird euch eine Idee schenken, wie ihr das vermeiden könnt.

Es ist eigentlich nicht so großartig kompliziert, das Problem. Und weil das so ist, weil es eine lösbare Sache ist, weil es nichts ist, was Gott ihnen quasi auferlegt hat als Last, die sie nicht abschütteln könnten, sagt Paulus: Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst. Schaut also, dass ihr damit nichts zu tun habt.

Du darfst befreundet sein mit einem Götzendiener, das ist gar kein Problem. Ja, hab so viele Freunde, die okkult belastet sind, wie du willst. Aber lass dich nicht an dieser Stelle reinziehen. Ich rede zu Verständigen, also zu Leuten, die Dinge beurteilen können. Beurteilt ihr, was ich sage.

Jetzt kommt das Argument, und ich mag dieses Argument: Wenn wir miteinander das Brot brechen – das ist das Abendmahl, dieser Moment, in dem die Gemeinde als Ganzes sich trifft und untereinander Brot teilt – was bringen wir in diesem Moment als Gemeinde eigentlich zum Ausdruck?

Paulus würde sagen: Der Kelch der Segnung, den wir segnen – und das ist der Kelch, den wir beim Abendmahl benutzen – ist die Gemeinschaft des Blutes Christi, der Kelch der Segnung. Wenn du den Kelch nimmst, an deine Lippen führst und daraus trinkst, was bringst du damit eigentlich zum Ausdruck? Ein Zeichen ist in der Bibel immer ein Statement, es ist immer eine Botschaft.

Was bringst du zum Ausdruck, wenn du den Kelch nimmst, daraus trinkst und ihn dann weiterreichst? Paulus sagt: Du bringst zum Ausdruck, dass du Teil einer Gemeinschaft bist. Du bist Teil einer Gemeinschaft, die entstanden ist dadurch, dass Jesus sein Blut vergossen hat – und zwar für dich, für den neben dir und für alle, die da sind.

Wir sind verbunden durch ein und dasselbe Heilsereignis, nämlich dadurch, dass am Kreuz einer für uns gestorben ist.

Das Brot, das wir brechen – und deswegen finde ich das beim Brot so schön, wenn es wirklich so ein Haufen ist, von dem jeder nimmt, oder ein Leib, von dem jeder ein Stück abrupft – das Brot, das wir brechen, ist die Gemeinschaft des Leibes Christi.

Wir sind ein Leib. Dieses Ein-Leib-Sein, Zusammengehören, gilt, egal wie konfus unser Leben aussehen mag.

Paulus sagt nicht, es gibt unter euch die, die machen alles richtig, die sind Leib Christi, und dann gibt es die, die machen alles falsch und gehören nicht dazu. Quatsch! Wir sind Leib Christi, wie es in Vers 17 heißt: „Denn ein Brot, ein Leib sind wir.“ Wir werden das nicht dadurch, dass wir uns heilig anstellen, sondern wir sind es.

In dem Moment, wo ich mich bekehre, wo ich zu Gott finde und er in meinem Leben Herr wird, macht der Heilige Geist Folgendes – das werden wir im 1. Korinther 12 noch sehen: Er steckt mich hinein in eine Gemeinschaft und sagt: „Da gehörst du jetzt hin.“

Spannende Sache! Du bist das schon. Du kannst dich umschauen – das betrifft jetzt ausnahmsweise mal nicht die Gäste, sondern alle, die hier fest zur Gemeinschaft gehören – und sagen: „Gehört alle zu mir, meins, meins, meins, meins, meins.“ Und ich gehöre mit dazu.

Wir sind eine Gemeinschaft, und diese Gemeinschaft ist nicht dadurch entstanden, dass wir heilig sind. Sie ist nicht dadurch entstanden, dass wir uns angestrengt haben, sondern dadurch, dass Christus uns zu dem gemacht hat, was wir sind.

Denn „ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen“, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot. Du nimmst von dem Brot und sagst damit: Ich gehöre zu diesen Hanseln, die mit mir davon genommen haben. So einfach.

Was ich sehr spannend finde: Im ersten Jahrhundert hat man Brot und Wein oder Brot und Kelch auch den Kranken gebracht, die nicht am Abendmahl teilnehmen konnten. Ich überlege immer wieder, ob man das nicht in der heutigen Zeit genauso machen sollte.

Denn eigentlich: Wo ist denn die Grenze zwischen Drinnen und Draußen bei der Gemeinde? Klar, man kann eine Gemeindeliste haben, eine Telefonliste oder was auch immer, aber eigentlich ist die Grenze genau an dieser Stelle.

Du nimmst von diesem Brot und sagst: Ich gehöre dazu. Oder du nimmst nicht, dann gehörst du nicht dazu. Du musst das selbst entscheiden. Die Entscheidung kann dir niemand abnehmen.

Aber wenn du davon nimmst, wenn du sagst: Ich rupfe mir da ein Stück ab, dann kannst du das hochhalten vor die himmlische Welt und sagen: Ich gehöre dazu. Das ist das, was du damit zum Ausdruck bringst.

Deshalb ist es auch wichtig, dass wir, wenn wir das zum Ausdruck bringen, es mit der richtigen Haltung tun. Das werden wir uns morgen wahrscheinlich genauer anschauen.

Jetzt erst mal so viel: Paulus sagt, wir sind eine Gemeinschaft.

Gemeinschaft durch Opfer im Alten und Neuen Testament

Was bedeutet das? Schauen wir noch einmal zurück auf das Volk Israel. Vers 18 sagt: Seht auf das Israel nach dem Fleisch, das Volk Israel, das irdische Israel, sind nicht diejenigen, die die Schlachtopfer in Gemeinschaft mit dem Altar essen.

Hier braucht man ein bisschen mehr Hintergrundwissen. Auch im Alten Testament gab es einen Tempel und einen Altar. Man ging mit einem Opfer zu dem Altar, ein Teil des Tieres wurde geopfert, manchmal das ganze Tier. In diesem Fall geht es um einen Teil des Tieres: Ein Teil wurde dem Priester gegeben, ein Teil bekam man zurück und aß es dann gemeinsam.

Was verband die Menschen, die zusammen aßen? Sie waren verbunden durch die Tatsache, dass sie gemeinsam zu diesem Altar gingen und dort ein Opfer brachten. Die Gemeinschaft entstand durch die Erfahrung, die sie als Familie, wahrscheinlich eher als Großfamilie, am Altar Gottes gemacht hatten.

Das heißt: Im Alten wie im Neuen Testament gilt, dass ich Gemeinschaft habe und zusammengehöre, wenn ich Gott begegne und gemeinsam mit anderen ein Opfer bringe.

Paulus weiß jedoch, dass bei seinem Argument eine falsche Vorstellung aufkommen könnte. In Vers 19 fragt er: „Was sage ich nun? Dass das einem Götzen Geopferte etwas sei?“ Will er damit ausdrücken, dass hinter den Götzenbildern vielleicht doch ein richtiger Gott steckt oder dass ein Götzenbild etwas sei?

Paulus sagt: Nein! Das, was sie opfern, opfern sie den Dämonen und nicht Gott. Das ist die Realität.

Du kannst dein Leben führen und auf okkulte Erfahrungen bauen, und du wirst etwas erleben. Das Problem ist, dass du in dem Moment, in dem du das tust – und das war in der Antike ganz einfach, weil du in einen realen Tempel hineingegangen bist – dich mit einer falschen Seite verbindest.

In der Moderne ist Okkultismus nicht mehr mit einem Tempel verbunden, sondern findet zu Hause statt. Trotzdem geschieht es immer noch, wenn auch vielleicht versteckter. Es kann immer noch passieren, dass Böses, Dunkles und Okkultes dein Leben besetzt und dich dazu bringt, Dinge zu opfern – sei es deine Gesundheit, deine Familie, deine Karriere oder etwas anderes –, um irgendwelchen dunklen Ansprüchen gerecht zu werden.

Zurück nach Korinth: Die Menschen gingen in einen echten Tempel mit einem echten Altar, auf dem richtige Opfer gebracht wurden. Paulus sagt nun: „Ich will nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.“

In dem Moment, in dem du diesen Tempel betrittst und dich auf okkulte Erfahrungen einlässt, hast du Gemeinschaft mit der falschen Seite. Hier gilt dann Vers 21 und 22: „Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilhaben und zugleich am Tisch der Dämonen.“

Die Beziehung zu Gott ist wie eine Liebesbeziehung. Wenn du eine solche Beziehung hast, sind bestimmte Dinge einfach ausgeschlossen. Wenn du sagst, du gehörst zu Gott, kannst du nicht in einen Tempel gehen, einem Götzen ein Opfer bringen und dich so mit diesem Götzengottesdienst verbinden. Dort hast du nichts mehr verloren.

Deshalb muss klar sein: Wenn du Christ bist, gibt es keinen Raum mehr für okkulte Handlungen – egal ob in einer Freimaurerloge, bei modernen neu entstandenen Formen, im privaten oder öffentlichen Raum.

Und ich spreche hier nicht einmal von echten Satanisten, das ist uns allen klar. Aber auch für diese gibt es keinen Raum mehr.

Warum nicht? Vielleicht denkst du: „Ich weiß doch, dass da nichts dahintersteckt, wir haben doch nur ein bisschen Spaß.“ Falsch! Dahinter steckt eine reale geistliche Macht. Wenn du dich dieser Macht näherst, wird Gott eifersüchtig.

Vielleicht hast du dieses Argument schon einmal gehört. Ich finde es schön: Gott ist ein eifersüchtiger Gott. Er sagt: „Du und ich, wir gehören zusammen. Ich werde dich mit keiner geistlichen Macht im Universum teilen – nicht fünf Prozent. Ich will dich ganz für mich haben.“

Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilnehmen und zugleich am Tisch der Dämonen okkulte Dinge tun. Oder wollen wir den Herrn zur Eifersucht reizen? Sind wir etwa stärker als er?

Bist du stärker als Gott? Traust du dich zu sagen: „Komm, Gott, ich mache, was ich will. Mal sehen, wer gewinnt.“ Willst du das wirklich tun? Das ist doch Unsinn.

Die Beziehung zu Gott ist eine Liebesbeziehung mit Ausschließlichkeitscharakter. Da passt nichts anderes hinein.

Deshalb, wenn die erste Antwort in 1. Korinther 8 noch so klang, als könne man vielleicht doch hineingehen, wenn man anderen keinen Anstoß gibt, kommt jetzt der Nachschlag: Wenn du hineingehst, kannst du die Trennung nicht halten. Du betrittst den Tempel und wirst Teil dieses Gottesdienstes.

In dem Moment, in dem du Teil des Gottesdienstes wirst, fängst du an, Dämonen anzubeten, ihre Macht anzuerkennen und lässt dich auf etwas ein, womit Gott völlig dagegen ist.

Zusammenfassung und praktische Anwendung des Themas Freiheit

Wie lässt sich dieses Thema zusammenfassen? Es ging um die Frage der Freiheit: Was darf ich, wenn ich Christ bin?

Die Korinther hatten den Slogan „Alles ist mir erlaubt“ (1. Korinther 6,12). Paulus antwortet darauf, dass es zwar Freiheiten gibt, diese aber nicht uneingeschränkt sind. Er sagt: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich.“ Es mag sein, dass du als Christ Freiheiten hast, doch diese sind begrenzt durch das, was dir und anderen wirklich nützt und gut tut. „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles erbaut.“ Nicht alles, was du tun kannst, führt dazu, dass andere danach sagen: „Das war klasse, super, du hast mir wirklich gut getan.“

Ein wichtiges Prinzip steht in Vers 24: „Niemand suche das Seine, sondern das des anderen.“ Das ist ein zentrales Prinzip für das Leben: Wenn du durchs Leben gehst, frage dich, wie du anderen dienen kannst und dich dabei selbst weiterentwickelst.

Was aber, wenn du ein schwaches Gewissen hast? Wenn du an bestimmten Punkten zu eng denkst und dir Dinge verbietest, die eigentlich erlaubt sind? Paulus sagt dazu: Wenn dein Gewissen zu eng ist und du ständig darüber nachdenkst, ob zum Beispiel das Essen Götzenopferfleisch ist, dann gilt für dich Vers 25: „Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, esst, ohne es um des Gewissens willen zu untersuchen.“ Das heißt, du gehst einkaufen und fragst nicht ständig: „Ist das Götzenopferfleisch oder nicht?“ Du kaufst einfach.

Wenn du zu eng im Gewissen bist, dann solltest du zulassen, dass Gott durch sein Wort zu dir spricht und dir bestimmte Freiheiten schenkt. Die Freiheiten, die Paulus meint, beziehen sich auf einen Bibelvers aus dem Alten Testament, Psalm 24,1: „Denn die Erde ist des Herrn und ihre Fülle.“ Du kannst alles essen, weil alles Gott gehört. Das ist eine einfache Theologie.

Geh also auf den Fleischmarkt, und auch wenn du ein bisschen ein mulmiges Gefühl hast, kaufe und genieße. Du wirst nicht zum Götzendiener, nur weil du Götzenopferfleisch auf dem Fleischmarkt kaufst. Aber Vorsicht: Gehe nicht in den Tempel, dort gibt es klare Grenzen.

Wenn du an bestimmten Punkten ein schwaches Gewissen hast und weißt, dass du zu eng tickst, dann ist dieser Vers eine Ermutigung, dein schlechtes Gewissen vorsichtig und bewusst zu übertreten. Sage dir: „Ich lasse mich im Vertrauen auf Gott darauf ein, ein bisschen freier zu werden.“ Das ist ein wichtiger Vers für diejenigen, die zu eng im Gewissen sind.

Das gilt auch, wenn du von Ungläubigen eingeladen wirst. Wenn jemand euch einlädt oder ihr hingehen wollt, dann esst alles, was euch vorgesetzt wird, ohne es aus Gewissensgründen zu hinterfragen. Einfach essen. Schön, oder? Ganz simpel: Du schaust nicht in den Topf und fragst, ob das Stückchen, das da drin schwimmt, vorher den Götzen geopfert wurde oder woher das kommt. Mach einfach Essen und gut.

Umgang mit unterschiedlichen Gewissenshaltungen in der Gemeinde

Es sei denn, da sitzt jemand im Kreis, der sagt: „Entschuldigung, ich denke, du bist Christ, darfst du das eigentlich essen? Das ist doch hier Götzenopferfleisch.“ Das ist ein anderes Gewissen. Man wird jetzt aufmerksam und denkt sich, man müsse sich warnen.

Was mache ich dann? Also, was mache ich, wenn ich auf einen Menschen treffe, der die Vorstellung hat, Christen dürften das doch nicht essen? Was hilft ihm am meisten: wenn ich ihm lang und breit erkläre, warum seine Sicht von Christsein falsch ist, oder wenn ich sage: „Weißt du was, dann mache ich es nicht, und wir unterhalten uns später noch mal“?

Wir machen in jeder Situation das, was den einzelnen Leuten hilft, um ihnen auf ihrem Weg zum Evangelium nicht im Wege zu stehen. Also: Wenn aber jemand zu euch sagt: „Dies ist Opferfleisch, so esst nicht um jenes willen, der es anzeigt, und um des Gewissens willen“ – und ich meine nicht das eigene Gewissen, sondern das des anderen –, versteht er das, wenn er anderen ein Problem damit hat. Und ich merke: Da stehe ich. Wenn ich das jetzt esse, stehe ich ihm im Wege, Gott zu finden.

Da gibt es nur Soße und Klöße, und wir lassen die Stückchen da dran umschwimmen – und fertig. Heißt das, der andere beurteilt, und der andere darf mir quasi seine engen Grenzen auferlegen? Nein. Vers 29 am Ende: „Denn warum wird meine Freiheit von einem anderen Gewissen beurteilt? Oder welchen Vorteil habe ich davon, dass ich meine Freiheit auslebe, wenn ich dadurch von einem anderen oder von euch dafür verurteilt werde? Was ist der Vorteil...“

Nein, sie haben mich verquatscht. Ich fange nochmal an: Warum wird meine Freiheit von einem anderen Gewissen beurteilt? Also, kann ein anderer mir mit seinem Gewissen quasi auferlegen, wie ich zu leben habe? Und die Antwort lautet: Ja und Nein.

Wenn ich mit Danksagung teilnehme, warum werde ich geschmäht für das, wofür ich Dank sage? Wenn ich ein freies Gewissen habe, darf der andere mich nicht dafür verurteilen. Das ist richtig. Ich bleibe in meiner persönlichen Beziehung vor Gott stehen. Das ist die einzige Beziehung, die gilt.

Nur wenn ich mir die Frage stelle, was das Grundlegende ist, dann geht es nicht um die Frage: Wie stehe ich vor Gott? Sondern: Wie stehe ich als Christ vor Gott in meiner Berufung, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen?

Und da muss abschließend gesagt werden – und jetzt hätte ich gerne Vers 31 bis 11,1 –, da muss abschließend gesagt werden, Vers 31: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut, tut Erstens alles zur Ehre Gottes, seid unanstößig sowohl für Juden als auch für Griechen als auch für die Gemeinde Gottes.“

Das heißt, das Zweite ist: Ich verführe niemanden zur Sünde. Und diese beiden Prinzipien – ich lebe zur Ehre Gottes, und ich achte darauf, dass mein Leben niemandem zum Fallstrick wird, dass ich niemandem im Weg stehe – diese beiden Prinzipien sind höher einzuschätzen als meine persönliche Freiheit.

Da bin ich bereit, ein Stück zurückzutreten, damit das passiert, damit Gottes Ehre und das Evangelium verherrlicht wird.

Nächster Vers: „Wie auch ich in allen Dingen allen zu gefallen strebe, dadurch, dass ich nicht meinen Vorteil suche, sondern den der vielen, dass sie errettet werden.“ Das ist sein Ziel.

Ich glaube, es ist ein gutes Ziel und ein guter Punkt, wo wir Schluss machen. Paulus hat diese Vision: Ich bin Werkzeug in der Hand Gottes, damit Menschen errettet werden. Mit dieser Vision beendet er das Thema Freiheit kontra schwacher Glaube.

Und ich hoffe, dass wir uns morgen Abend sehen, wo wir ein ganz anderes Thema eintauchen, ein sehr komplexes Thema. Wer das noch nie gehört hat: Es geht um das Thema Kopftuch, Beten mit etwas auf dem Kopf oder nichts auf dem Kopf.

Ich bin sehr gespannt. Ich glaube, wir werden ein bisschen Spaß haben miteinander, und ich lade euch dazu herzlich ein.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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