Markus 6,30:
Die Apostel versammelten sich bei Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
Begrüßung und erste Eindrücke der Gemeinde
Ich hoffe immer, dass Sie sich untereinander ein wenig an Ihren Plätzen begrüßt haben.
Ich freue mich jedes Mal, wenn Menschen zum ersten Mal hier sind und sagen: „Das war so nett! Ich habe neben so freundlichen Leuten gesessen. Ich war ganz überrascht, denn so etwas habe ich noch nie erlebt.“
Das ist wirklich wunderbar!
Einführung in die Speisung der Fünftausend
Wir haben die Speisung der Fünftausend in Markus 6 beschrieben. Es bricht einem das Herz, wenn man von manchen Theologen hört, sie würden die Zahl von 5000 oder 4000 nur als eine falsch abgeschriebene Geschichte ansehen.
Es wäre interessant, wenn man den Nebel lichten könnte, denn es handelt sich um ganz verschiedene Geschichten. Die Speisung der Fünftausend wird in allen Evangelien ähnlich beschrieben, ohne Widersprüche. Die Speisung der Viertausend ist hingegen ein anderes Ereignis. Das ist ganz offensichtlich.
Es gibt keinen Grund, warum Jesus nicht zweimal ein Wunder vollbracht haben sollte und warum genau die unterschiedliche Zahl genannt wird. Nun aber wollen wir uns hier auf die Speisung der Fünftausend konzentrieren und diese auslegen.
Die Rückkehr und der Auftrag der Apostel
Die Apostel kamen zu Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Jesus sagte zu ihnen: „Geht allein an eine einsame Stätte und ruht euch ein wenig aus.“
Denn es waren viele Menschen, die kamen und gingen, und sie hatten nicht genügend Zeit zum Essen. Die Apostel fuhren mit einem Boot an eine einsame Stätte, um für sich allein zu sein.
Man sah sie wegfahren, und viele bemerkten es. Sie liefen aus allen Städten zu Fuß dorthin und kamen ihnen zuvor.
Jesus sieht die Menschenmenge und beginnt zu lehren
Und Jesus stieg aus und sah die große Menge. Sie jammerten ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.
Er begann daraufhin eine lange Predigt.
Als der Tag fast vorüber war, traten seine Jünger zu Jesus und sprachen: „Es ist öde hier, und der Tag ist fast vorüber. Lasst sie gehen, damit sie in die Höfe und Dörfer ringsum gehen und sich Brot kaufen.“
Jesus aber antwortete ihnen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“
Sie fragten ihn daraufhin: „Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben?“
Die geringe Menge an Brot und Fischen
Er aber sprach zu ihnen: „Wie viel Brote habt ihr? Geht hin und seht!“
Jetzt dürfen sie nicht immer an ihre Treipfünder beim Bäcker Frank denken, sondern müssen an das Fladenbrot denken, das Türkebrot in der Markthalle. Dort sind ja immer in der Plastiktüte acht oder zehn davon. Das sind Brote, die flach und ein bisschen dick wie Pfannkuchen sind – das ist das Brot.
Als sie nachgesehen hatten, sprachen sie: „Fünf Brote und zwei Fische.“ Das sind Trockenfische, getrocknete Fische, die gepökelt und gesalzen wurden. Sehr interessant ist dabei das Salz. Das hat uns große Freude bereitet. Solche Entdeckungen sind mir mit meiner Frau gekommen, als wir den Israelführer geschrieben haben, wenn man das mal nachverfolgt.
Es war natürlich das Salz, das vom Toten Meer hochgebracht wurde. Anderes Salz kannte man damals nicht. Und wenn der Regen hineinfiel, war das großartig. Hinter dem Kienle-Fischbachweg gibt es einen Geologen, Doktor, der als Entwicklungshelfer in Jordanien war und oft ans Tote Meer kam. Er hat mir das chemisch und physikalisch erklärt: Wenn dieses Salz an der Oberfläche liegt und Regen hineinfällt, wird ein Teil dieses natürlichen Salzes ausgeschwemmt.
Das ist ein salzloses Salz, von dem Jesus spricht. Es war also ganz häufig in Israel, dass man auf dem Markt Salz kaufte, und die Mutter sagte: „Was hast du jetzt wieder gekauft? Das schmeckt ja nach nichts.“ Das war das ausgeschwemmte Salz, das aufgetreten war, wenn man nicht aufgepasst hatte. Man musste das Salz von unten holen. Von diesem Salz redet Jesus, wenn das Salz salzlos ist.
Das Salz hat man am See Genezareth zum Pökeln der Fische gebraucht. Ganz interessant, wie sich alles erklärt, auch die Bilder, die Jesus aus der Alltagswelt nimmt. Frische Fische können ja durch die Hitze sehr schnell verderben, sie würden im Nu stinken. Daher wurden sie gepökelt.
Die Mahlzeit auf dem grünen Gras
Und Jesus gebot ihnen, dass sie sich alle tischweise auf das grüne Gras lagerten. „Tischweise“ bedeutet hier eigentlich „mahlzeitenmäßig“ – also zu einer Mahlzeitgemeinschaft. Tische waren ja keine da, sondern es handelte sich um eine Festgesellschaft, die sich in Gruppen zusammenfand. Dabei herrschte eine gewisse Ordnung.
Sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig. Jesus nahm die fünf Brote und zwei Fische, sah zum Himmel auf, dankte und brach die Brote. Dann gab er sie den Jüngern, damit sie sie unter die Menschen verteilten. Auch die zwei Fische teilte er unter alle aus.
Alle aßen und wurden satt. Danach sammelten sie die Brocken auf – zwölf Körbe voll, sowohl von den Broten als auch von den Fischen. Insgesamt waren es fünftausend Männer, die gegessen hatten.
Der biblische Zusammenhang und die Lage der Welt
Es ist immer wichtig, beim Lesen der Bibel den Zusammenhang zu betrachten, auch wenn man einen Hauskreis hat. Das ist entscheidend, damit man nicht zu falschen Schlussfolgerungen kommt.
Worum geht es im Zusammenhang? Es geht um das Ende von Johannes dem Täufer und die grausame Geschichte, die sich um Herodes Antipas rankt. Dieser Wüstling, ein widerlicher Charakter, ist kaum zu überbieten. Man weiß nicht, wer schlimmer war: Herodes oder Herodias mit ihrer hinterhältigen Diplomatie. Sie liefert Johannes ans Messer. Was in ihrem Herzen vorgeht, erinnert an eine KZ-Kommandeurin oder Ähnliches. Wenn eine Frau zu so einer Bestie wird, wie Herodias, zeigt das, was passiert, wenn der Mensch Gott verliert. Dann wird er zur Bestie – das haben unsere Väter uns aus ihren Erfahrungen im Dritten Reich mitgegeben. Darin steckt viel Wahres.
Johannes, der Mahner, der niemandem etwas getan hat, sondern nur Zeuge der Wahrheit war, muss sterben. Was für eine Welt ist das, die alles toleriert – den größten Dreck und Schmutz –, aber einen Johannes sterben lässt? Schon im Gefängnis sitzt er genug.
Und dann stirbt er durch eine abscheuliche Intrige. In so einer Welt leben wir. Die Bibel macht uns keine Illusionen. Ihr jungen Leute, ihr werdet im Leben oft enttäuscht werden. Ihr werdet Erfahrungen machen, denn wir neigen immer wieder dazu, die Welt romantisch zu verklären. Wir freuen uns an all den Schönheiten der Schöpfung und der Menschen und erleben doch, dass die Welt vom Fürsten der Welt und dunklen Mächten besetzt ist.
Das macht uns nicht resigniert, sondern umso entschlossener, mit Jesus etwas Neues aufzubauen: nämlich das Gottesreich zu errichten und die Königsherrschaft Gottes zu verkünden. Und das sind die Alternativen – es gibt keine Grauzone, in der man dazwischen stehen kann.
Die Erfahrungen der Apostel in der Welt
Und jetzt passiert Folgendes: Nachdem all das geschehen war, konnten die besten Freunde nur noch den toten Leichnam von Johannes, vermutlich ohne Kopf, bestatten. Die Jesusjünger, wie in Kapitel 6, Verse 7 bis 13 genannt, waren hinausgezogen in diese unheimliche Welt. Dort machten sie eine Erfahrung, die ihre ganze bisherige Erfahrung sprengte.
Sie berichteten: „Herr, wir waren draußen, da sind Dinge passiert, uns blieb die Spucke weg. Es war großartig, wir haben gepredigt, und Menschen sind zum Glauben gekommen. Wir haben die Angriffe des Feindes erlebt, die Dämonenmacht der Finsternis gespürt. Widerstände gab es, doch wir sind im Glauben hindurchgegangen und haben erlebt, wie du größer bist als alles andere.“
Sehen Sie, diese Erlebnisse liegen ganz nah beieinander: die Siegeserlebnisse, ähnlich wie wir heute Missionsberichte hören können. So wie unsere jungen Leute zurückkommen und berichten, dass von ihren Jugendfreunden viele zum Glauben gefunden haben. Da ist etwas passiert, es gab einen Durchbruch, es geschah etwas Großes.
Auf der anderen Seite steht jedoch die Resignation. In der Welt scheint die Dunkelheit zu triumphieren – die Finsternis, die Dämonie.
Die Bedeutung des Apostelbegriffs und der Sendung
Die Apostel kamen bei Jesus zusammen. Apostel werden sie hier genannt, weil „Apostel“ eigentlich „Botschafter“ oder „Gesandte“ bedeutet. Das ist auch ein tolles Wort, denn es zeigt, dass diese Sendung in die Welt für jeden Christen dazugehört. Mit der Himmelfahrt Jesu sind wir alle Gesandte.
Mich beeindruckt immer das Wort „Apostel“ auch hier, im Sinne von „versenden“. Wir sind nicht Apostel im ursprünglichen Sinn. Die Bibel unterscheidet nämlich noch einmal das Zeugnis der Apostel, auf denen unser Glaube ruht. Diese Apostel wurden in der Bibel nie nachgewählt. Das ist wichtig.
Das unterscheidet uns von der Apostolischen Kirche, ob neu- oder altkatholisch, altapostolisch oder anderen Gemeinschaften, die immer sagen, das Apostelamt müsse mit einem Stammapostel und so wieder neu besetzt werden. In der Bibel wurden Apostel nur einmal neu berufen, nämlich für Judas. Danach nie wieder.
Aber es gibt den Begriff „Apostel“ auch einfach für den Gesandten, denn das griechische Wort bedeutet „Gesandter“. Und da imponiert mir das immer wieder, gerade bei Diplomaten. Es gibt ja manchmal schwierige Situationen, wenn ein Diplomat sagt, dass er aus dem Irak oder Israel in einem arabischen Land seine Position und seine Regierung vertreten muss. Und zwar ohne Rücksicht darauf, ob das seiner Umgebung passt. Er ist der Bote seines Landes.
Das ist so ein schöner Begriff, weil Billy Krämer in „Friede mit Gott“ das schon als junger Mensch sehr schön beschrieben hat. Es hat mich damals tief beeindruckt: Wir sind Gesandte Jesu. Was wäre, wenn ein Gesandter in Moskau sich schämen würde, die Flagge seines Heimatlandes zu zeigen, nur weil er in einer fremden Umgebung lebt? Er muss dort bekennen, er muss würdig auftreten, er muss ein Land vertreten, wofür er gesandt ist.
Es ist nicht wichtig, was er selbst denkt. Er muss seinen Auftraggeber vertreten. So schön ist das, was in diesem Wort „Apostel“ schon drinsteckt: Gesandter, Botschafter, Missionar – das ist alles dasselbe. Und wir sind Missionare.
Ich finde das ganz wunderbar. Morgen sind die einen im Gericht, die anderen in der Schule, wieder andere in der Familie oder bei der Arbeit. Sie sind Gesandte Jesu und sie sind in der Welt. Unser Herr hat viel vor mit uns. Er hat eine tolle Strategie, wie er uns verteilt hat und wie die Stadt durchdrungen wird durch seine Leute.
Bericht der Apostel über ihre Taten und Lehren
Und jetzt kehrten sie zurück und verkündeten Jesus alles, was sie getan und gelehrt hatten.
Es sind zwei Säulen: Sie haben Taten vollbracht. Diese Taten geschehen durch das Gebet, wodurch sich etwas verändert. Wir können nur dann Taten vollbringen, wenn Jesus durch uns hindurch wirkt.
Als Mutter können Sie ein Kind nicht prägen, wenn Jesus nicht Wunder vollbringt, sodass aus Ihrer ganzen Erziehungsarbeit eine Tat hervorgeht. Ebenso gilt das für jede Aufgabe, die Sie übernehmen, zum Beispiel wenn ein Besuch gelingt, den Sie machen. Oft ist es auch schon ein Fest auszurichten. Dann haben Sie gesagt: „Herr, wenn du nicht da bist und Frieden in die Familie schenkst, ist alles umsonst.“
Sie haben Taten gewirkt in der Gegenwart Jesu, und sie haben geredet. Das Reden ist ebenfalls ein Zeichen der Gegenwart Jesu.
Ergänzung durch den Bericht in Lukas 10
Wir finden einen Bericht im Lukas-Evangelium, genauer in Lukas 10, der von der Rückkehr der ausgesandten Jünger handelt. Dieser Abschnitt ergänzt sich sehr gut mit Lukas 10, Verse 17 bis 20. Dort ist die Aussendung der 72 Jünger beschrieben, manchmal auch als siebzig Jünger bezeichnet. Sie kamen zurück, offenbar voller Freude, und sagten: „Herr, auch die Dämonen und bösen Geister sind uns in deinem Namen untertan.“
Das war faszinierend, denn es zeigt, dass Jesus stärker ist als alle finsteren Mächte dieser Welt. Das ist wahr, und diejenigen, die sich auf diesen Weg machen, werden es erfahren.
Ich erinnere mich, als ich junger Vikar in Tuttlingen war. Dort gab es einen lieben alten Deutsch-Russen, der sehr schlecht Deutsch sprach. Er kam immer wieder und sagte, er wolle gerne Besuch empfangen. Einer der Pfarrer schickte mich zu ihm. Ich sagte: „Jetzt machen Sie mal einen Besuch.“ Ich warnte ihn aber auch: „Das ist ein schwieriger Mann. Er hat bisher alle Besucher wieder weggeschickt.“
Ich sehe noch den Mann vor mir, wie er in seiner russischen Sprache sprach und betete: „Herr, er ist ein Wolf, aber du bist stärker als der Wolf. Du machst ihn zum Lamm.“ Das ist das Wirken des Herrn, der mit Menschen reden kann.
Ich habe das selbst erlebt, auch in schwierigen Schulstunden, wenn man Angst hat vor einem Jungen, mit dem man nicht zurechtkommt. Da spürt man die Vollmacht Gottes.
Das Wunderbare daran ist: Es ist eigentlich tragisch, dass wir so wenig Gefängnisseelsorge machen oder Ähnliches. Für Jesus gibt es keine Hindernisse, um Menschen zu überwinden.
Jesu Ermutigung und Warnung zur Freude
Ich kam begeistert zurück. Herr, du bist stärker. Jesus sprach zu ihnen: „Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie ein Blitz. Seht, ich habe euch Macht gegeben, auf Schlangen und Skorpione zu treten, Macht über alle Gewalt des Feindes, und nichts wird euch schaden. Doch darüber freut euch nicht, sondern freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“
Warum bremst Jesus die Freude? Weil unsere emotionale Freude etwas ganz Gefährliches ist. Wir sind immer schwankend. Wir kommen ganz erhoben zurück. Am 11. Januar, beim Jugendmissionstag auf dem Kielesberg, fragt man sich: Kommen überhaupt Leute? Und dann erlebt man das wahnsinnig voll, mit so ernsthaften jungen Leuten.
Dann geht mir manchmal zurück und sagt: „Ha, wir sind doch Kerle.“ Es ist ja immer so, dass wir uns jetzt plötzlich auf unsere Fahnen stecken. Sie kennen das auch, wie schnell wir aus der Angst heraus plötzlich wieder in einer falschen emotionalen Begeisterung stehen.
Jesus bremst seine Jünger ganz stark. Es kommt aus diesen Versen nicht deutlich heraus, aber es ist für uns ganz wichtig: Jesus will nicht, dass wir uns in großer Begeisterung emporschwingen. Stattdessen sagt er: „Geht an eine einsame Stätte und ruht ein wenig.“
Die Bedeutung von Ruhe und Stille im Glaubensleben
Es muss in unserem Leben, besonders nach großen Eindrücken, ganz besonders betont werden, wie dankbar ich dafür bin, dass uns Gott auch nach dem 11. Januar eine Zeit der Stille geschenkt hat. Diese Stille war auch im Hinblick auf andere Belastungen sehr wichtig. Einfach die Gelegenheit zu haben, wieder ganz allein zu sein, sich neu im Wort Gottes zu stärken und im Gebet zu ruhen – das ist etwas, das wir alle brauchen.
Die Menschen erleben große und tiefe Dinge, oft auch demütigende Erfahrungen. Deshalb ist es wichtig, immer die Ruhe und die Stille zu bewahren. Über dieses Thema sprechen wir gern, aber haben wir wirklich die Stille? Sie merken es selbst, wenn Sie unruhig oder zappelig werden: Dann verschwindet die Stille und die innere Ruhe. Das Wort Gottes wirkt jedoch unglaublich beruhigend. Ich habe das heute Mittag beim Lesen der Bibel erlebt, ganz wunderbar, besonders mit dem Buch Hesekiel heute Morgen. Es sind ganz wunderbare Worte, die eine ganz andere Welt eröffnen. Es ist wie ein Rückzug an eine einsame Stätte, um ein wenig zu ruhen.
Warum machen wir immer so viel hektischen Betrieb? Das kommt nicht von Jesus, sondern ist die Unruhe unseres Herzens. Ich weiß, wir müssen viel arbeiten, aber gerade deshalb gibt uns der Herr auch Zeiten der Stille. Wir müssen uns ermutigen, gerade in Urlaubszeiten zur Ruhe zu kommen, an Sonntagen zur Ruhe zu kommen und auch abends zur Ruhe zu kommen. Wo finden Sie Ihre Ruhe? Sie müssen nicht alle Details der Ermordung der vier Zöllner heute im Fernsehen verfolgen. Viel wichtiger ist es, zur Ruhe zu kommen mit dem, was Sie heute an furchtbaren Dingen erlebt haben, mit sich selbst und mit der Unruhe in Ihrem Herzen.
Verstehen Sie, wie wichtig es ist, einfach zur Ruhe zu kommen. Das ist Jesus besonders wichtig in diesem Spannungsfeld, in dem eine Herodias-Wüste wütet, in der die dunklen Mächte aktiv sind. Gleichzeitig hat uns der Herr Vollmacht gegeben. Das ist sicher das Allerwichtigste, besonders für alle, die in Aufgaben tätig sind – ganz besonders für Prediger, Mitarbeiter und verantwortliche Personen: Kommt zur Stille. Ruht ein wenig!
Die biblische Bedeutung von Ruhe und der Ruhetag
Es ist schon beeindruckend, was die Bibel über die Ruhe sagt. Wir hatten das, glaube ich, schon einmal als Text für eine Urlaubspredigt. Ruhe gehört zu den großen Jesusworten und spielt eine wichtige Rolle. Sie wissen, dass die Ruhe in der gesamten Bibel zu den Heilsgütern der Ewigkeit gehört.
In der Schöpfung ist es der Höhepunkt, dass Gott ruht. Es ist keine Evolution, die immer weitergehen muss. Die Erde ist gut geschaffen. Wenn ich an dieser Stelle innehalte und sage: „Jetzt ist genug mit meinem Werk“, und was ich nicht fertiggebracht habe, muss ohnehin der Herr richten, dann liegt darin ein Segen. Für alle, die sich auf eine Prüfung vorbereiten und schuften, liegt kein Segen darin, den Sonntag zum Werktag zu machen. Man sollte die Arbeit in die Hände Jesu legen und die übrige Zeit zur Ruhe nutzen. So wird man neue Kraft schöpfen.
Jeder, der sieben Tage durcharbeitet, wird merken, dass er nicht mehr erreicht als jemand, der sechs Tage arbeitet und einen Tag zur Ruhe kommt. Im Gegenteil: Er erreicht weniger. Zur ganzen Frage des Sonntags und des Ruhetags kann man viel sagen. Die Ruhe ist die Heilserwartung des Volkes Israel auf dem Weg durch die Wüste. Es war eine Ruhe vorhanden im Volk Gottes.
Das gilt natürlich auch für die Juden, die seitdem in der Welt verstreut und flüchtig leben. „Wann werde ich zur Ruhe kommen?“ Das wollte ich Ihnen zeigen. Das ist in der Passa Haggatha, dem nächsten Mal in Jerusalem, wenn wir das Abendmahl feiern, das Passamahl. Dieses Mahl wird in unserem Abendmahl bis zu dem Zeitpunkt gefeiert, an dem wir es neu in der Herrlichkeit feiern. Das ist unsere Sehnsucht.
Wann sind wir dort? Wann kommt endlich die Ruhe, die Erfüllung der Heilszusage über Israel? Das Volk Gottes, das durch die Wüste wandert, hat eine große Sehnsucht danach. Im Hebräerbrief wird diese Frage noch einmal aufgegriffen: „Wann kommen wir zur Ruhe?“ Die Ruhe ist ein Kernwort, das sich durch die gesamte Bibel verfolgen lässt. Im Lexikon oder in der Konkordanz findet man viele Hinweise zum Thema Ruhe.
Manchmal genügt es, eine einsame Stätte aufzusuchen, um zur Ruhe zu kommen. Die Menschen hatten oft nicht einmal genug Zeit zum Essen. Das ist nicht gut, denn ohne Essen geht es nicht. Pausen zur Ruhe sind wichtig!
Der Haushalt unseres Körpers muss stimmen. Die Schlafzeiten müssen passen. Es gibt vielleicht Zeiten, in denen man wach sein muss, aber irgendwo muss man wieder zur Ruhe kommen. Darin liegt kein Segen, wenn alles im Durcheinander ist.
Gerade das Kommen und Gehen und die großen Erlebnisse sind wichtig, um sie anderen zu erzählen und einander zu sagen: „Ich glaube, du brauchst mal wieder Ruhe. Du brauchst Stille.“ Das ist nichts mit Faulheit zu tun, sondern damit, dass man sich zurückzieht, sich sammelt und neue Kraft gewinnt.
Auch Sie brauchen das immer wieder. „Ich brauche mal wieder Stille, vielleicht einen Tag, oder eine Wanderung, wo ich allein bin und meine Gedanken ordnen kann.“ So ist es klar. Vielleicht fahren Sie in einem Boot an eine einsame Stätte, um für sich allein zu sein.
Historischer Hintergrund der Speisung der Fünftausend
Wo ist die einsame Stätte am See Genezareth?
Jetzt kommen wieder unsere Touristen. Die Westseite des Sees Genezareth war früher vielleicht mit 30 Menschen bewohnt. Heute leben dort viel mehr Menschen, ungleich mehr. Früher war die Westseite dicht besiedelt; ein Ort lag neben dem anderen.
Gegenüber, auf der Ostseite, war es ganz anders. Dort gab es nur wenige Siedlungen. Dieses Gebiet war das Land der zehn Städte, der griechischen Städte, der Dekapolis. Dort lebten ehemalige griechische Legionäre. Man hatte sie dort angesiedelt. Beim Militär wurden diese Veteranen, die als Berufssoldaten ausgemustert waren, mit Land und Abfindungen belohnt. So entstanden dort Städte, und das Land war heidnisch.
Wissen Sie, dass in diesem Gebiet Schweinezucht betrieben wurde? Die Schweine, die Jesus ausgetrieben hat, stammten von dort. Das war jenseits des jüdischen Gebietes, dort wohnten keine Juden. Es ist beeindruckend, wie alles historisch genau zusammenpasst. Man kann das mit moderner Forschung gut erklären.
In diesem Gebiet, bevor man hinübergeht, also gegenüber, unterhalb des Golan, saßen die Menschen. Auch auf dem Golan lebten einige. Wenn man den Jordan überquert, sieht man heute nur noch die Reste von Bethsaida. Dort stammten einige Jünger her. Es war ein Grenzgebiet mit Zollstationen.
Dann kam man in das Gebiet des Vierfürsten Philippus. Dort war man bei Herodes Antipas. Wenn man die Grenze überschritt, gelangte man in eine relativ einsame Gegend. Es gab dort noch Dörfer und Höfe, aber die Gegend war nicht mehr dicht besiedelt. Das Blühende lag dort, wo Herodes Antipas herrschte.
Es ist interessant, dass alles einen Sinn ergibt. Dort zeigt man die Stelle der Speisung der 5000 und auch der Speisung der 4000. Jetzt kommen natürlich Touristen und geraten in große Not: Was ist mit der Brotvermehrungskirche? Sie steht an einem völlig falschen Platz. Diese Kirche wurde wegen der Pilger dort errichtet, weil man 100 Jahre nach Christus nicht mehr richtig an den ursprünglichen Ort gelangen konnte.
Deshalb baute man eine andere Stelle auf, die keinen historischen Bezug hat. Auch die Stadt Tabgha und andere Orte, die heute besichtigt werden, liegen an einer schönen Stelle, aber nicht am ursprünglichen Ort. Die Speisung der 5000 fand ganz sicher in einem einsamen, wüstenähnlichen Ort statt.
Der alte Altertumsforscher Dahlmann hat das sehr gut erforscht. Man kann sich gut vorstellen, wo so ein Platz war, an dem sich die 5000 gelagert haben. Aber das ist nicht so wichtig, denn der genaue Ort wird in der Bibel nicht näher genannt. Es war eine Wüste der Städte. Nach 2000 Jahren kann man nicht mehr viel finden.
Auf jeden Fall lag der Ort auf der anderen Seite des Sees. Besonders deutlich sieht man das, wenn man hinüberfährt und zurückblickt. Von wo fuhr man hinüber? Von Kapernaum. Genau so erzählt es das Johannesevangelium, Kapitel 6. Die gleiche Geschichte wird dort berichtet.
Man fuhr hinüber und herüber. Die Leute kamen und suchten Jesus. Er hielt dann seine berühmte Rede vom Brot des Lebens in der Synagoge von Kapernaum. Danach fuhren sie wieder herüber, suchten Jesus jenseits des Meeres, fanden ihn aber nicht. Schließlich kamen sie zurück und fanden Jesus in der Synagoge von Kapernaum.
Die Brotvermehrung ist eindeutig. Daran gibt es eigentlich keine Zweifel. Der Ort liegt etwa drei Stunden Fußweg entfernt, etwa 15 Kilometer von der Mündung des Jordans an der nordöstlichen Seite des Sees Genezareth.
Die Menschenmenge und ihre Sehnsucht nach Jesus
Und jetzt wird es interessant: Menschen mit großer Begeisterung laufen zu Jesus hin. Wir sehen, wie eine Menschenmenge sich bildet, weil sie Jesus sehen wollen. Das ist bemerkenswert, und es wird in der Bibel deutlich beschrieben.
Ich bin dankbar, dass mir viele Ausleger immer wieder gezeigt haben, dass es nicht interessant ist, wenn wir nur von uns selbst, unseren Kirchen oder unseren Angelegenheiten erzählen. Die Menschen interessieren sich für Jesus. Das ist der zentrale Punkt und das Herzstück des Glaubens. Diesen Punkt müssen sie finden, alles andere können wir vergessen.
Deshalb brauchen wir nur einige organisatorische Fragen zu klären. Aber das interessiert keinen Menschen. Man sollte sich nicht über katholisch, evangelisch oder andere Konfessionen unterhalten, denn das interessiert die Menschen nicht. Unsere Botschaft, die wir der Welt verkünden, soll Jesus sein.
Die Menschen haben Hunger und Heimweh nach Jesus, denn Jesus ist der Sohn Gottes, das Licht der Welt. Denken Sie an das Weihnachtsevangelium, an Karfreitag und Ostern, an die Worte Jesu. Wenn Menschen Jesus finden, sind sie gerettet. Wer auf ihn blickt, wird gerettet. Wer Jesus hat, hat das Leben.
Das bricht zu bestimmten Zeiten durch. Wir nennen diese Zeiten Erweckungszeiten. Das geschieht oft, wenn die Widerstände verschwinden und die Menschen wirklich das sehen. Das Johannes-Evangelium beschreibt das sehr schön, als einige Griechen zu den Jüngern kamen und sagten: „Wir wollen gern Jesus sehen.“
Diese Sehnsucht ist groß. Sie laufen den weiten Weg um den See herum und warten an einem stillen Ort. Sie haben bereits überlegt, dass Jesus dort vorbeikommen wird, bevor sie mit dem Boot ankommen. Wahrscheinlich ließen sie es etwas langsamer angehen, denn die Bootsfahrt mit Rudern dauert lange – heute braucht man dafür mit dem Motorboot etwa zwei Stunden.
Als sie schließlich ankommen, sitzen die Menschen bereits erwartungsvoll da. Was ist das in unserem Herzen? Selbst bei scheinbar ablehnenden Menschen gibt es ein Heimweh nach Jesus.
Persönliche Erfahrungen mit der Suche nach Jesus
Ich war früher mit den Mitarbeitern vom Weigli Haus auf Freizeiten. Dabei war ein junger Mann, der immer erzählte, wie er zum Glauben gekommen ist. Im Weigli Haus wurden viele Hausbesuche gemacht. Er hat die Einladungen der Mitarbeiter oft abgelehnt. Eines Tages, als er gerade ging, sagte jemand zu ihm: „Naja, ich verstehe, dass du nicht kommst, aber du müsstest auch mal Jesus kennenlernen.“
Dieser junge Kerl war so berührt von diesen Worten, dass er Jesus kennenlernen wollte. Vielleicht ist es immer wieder gut, wenn man sagt, worum es eigentlich geht. Es gibt Leute, die sagen, es sei toll, wie voll es bei euch ist. Man muss einfach sagen: Ja, es ist sicher schön, aber das Wichtigste ist, auf Jesus zu blicken.
Man kann sich an den Menschen ärgern, und es gibt auch Enttäuschungen. Aber man muss den Blick auf Jesus richten. Dann kommen die Menschen in Scharen zusammen, bis zum nächsten Sonntag. Das ist es, was wir aus Europa oft nicht verstehen. In ganz Europa herrscht eine Lähmung im nachchristlichen Raum. Das Christentum hat die Menschen irgendwie immun gemacht und mit falschen Vorurteilen vollgepfropft.
Das volkreichste muslimische Land, Indonesien, mit 230 Millionen Muslimen, hat riesige Zahlen von Muslimen, die Jesus suchen. Auch in China ist das wahnsinnig. An der Universität, von der Rosifeta erzählt hat, sind die Studenten von der Staatsführung ausgesucht. Kein einziger konnte einen Christen nennen, aber 80 Studenten kamen zum Glauben, obwohl jedes christliche Zeugnis verboten ist.
Rosifeta sagt, die Ideologie des Kommunismus bricht zusammen. Das ist für uns immer interessant und wichtig. Ich habe Ihnen von Südamerika erzählt, wo viele sagen, dass kurz nach dem Jahr 2000 Lateinamerika überwiegend ein evangelischer Kontinent sein wird. Das Evangelium prägt die Menschen dort. Das kann man sich kaum vorstellen.
Von Afrika wissen wir Ähnliches. Dort hat man immer Sorge, ob der Glaube wirklich in die Tiefe geht oder nur oberflächliche Begeisterung bleibt. Jesus ist die Antwort auf das Suchen der Menschen, auf die großen Fragen des Lebens. Die Erfahrung mit Jesus verändert.
Bei uns herrscht eine solche Lähmung, das muss uns immer wieder zu denken geben. Ich bin überzeugt, wenn Sie anfangen, Jesus zu suchen und mit anderen darüber reden, werden Sie erleben, wie Jesus durchbricht und sich offenbart.
Vielleicht liegt es daran, dass wir oft mit falschen Dingen probieren, Menschen zu erreichen. Man meint, man müsse sie zuerst mit Musik oder irgendwelchen Theorien überzeugen. Aber die Menschen suchen Jesus. Sie kommen in großen Scharen, laufen zusammen und sind oft schon da, bevor wir es erwarten.
Jesu Mitleid mit den Menschen
Und Jesus stieg aus und sah die große Menge. Nun steht da ein Wort, das etwas schwierig zu übersetzen ist. Wir müssen vorwärtsmachen. Es jammerte ihn.
Übersetzungsfragen sind immer schwierig, aber das ist nicht schlimm. Am besten ist es, ein Bibellexikon zu verwenden. Ich finde, das Rieneker Bibellexikon ist vielleicht das hilfreichste. Das habe ich auch jetzt wieder herangezogen. Sie kennen das, was Gott 29,80 ist – ein super Ding.
Herr, eigentlich ist das das Wort für Erbarmen. Was ist mit Erbarmen gemeint? Das ist ja ein abgegriffenes Wort. Ich nehme immer die Bedeutung: Es drehte sich ihm das Herz im Leibe herum. Das ist genau gemeint. Es konnte Jesus nicht mit ansehen.
Jesus leidet, wenn er sieht, wie Menschen das Leben als Qual empfinden. Sie erleben keine Befreiung und keine Freude am Leben. Wie verrückt leben wir! Das Evangelium ist eigentlich so simpel, und Jesus jammert um die Menschen. Deshalb kann er nicht schweigen.
Das, was genannt ist, sind eigentlich alles dumme Schafe. Der Mensch ist ein ganz blödes Herdentier. Blöd irgendeiner Mode, Meinung und Musikstil, und alles ist irgendwie normiert, geprägt und so weiter.
Im Grund sind sie hirtenlos. Sie haben kein Ziel, wohin die Reise geht, wofür man lebt. Sie haben keine Behütung, keine Versorgung. Der Mensch ist in die Welt hineingestellt und bleibt bis ins Alter hinein ein unbeschütztes Kind. Eine ganz tolle Beobachtung.
Er bräuchte den Hirten. In der Bibel ist das große Hirtenamt ja das Amt Gottes. Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Wir behüten einen Ausgang. Der Hüter Israels wacht in der Nacht, wo Jakob sich auf die Steine in Bethel legt. Gott ist im Himmel und wacht – der Hirte.
Und das ist dann übernommen. Wir haben es auch noch bei den Israelführern noch einmal gezeigt. Das Hirtenbild von Bethlehem, das zurückgeht auf David, hat im Hirtenamt Gottes seine Mitte. Und wie das alles eine biblische Linie ist: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln – beim David, der selber wieder Hirte war, den Hirten von Bethlehem ganz bewusst und Bethlehem, die Geburtsstadt von David usw.
Dann die wunderbaren Hirtenkapitel, am schönsten Hesekiel 34. Wir können es jetzt nicht aufschlagen, aber notieren Sie es. Lesen Sie mal durch, wo Gott mit den verantwortlichen Leitern des Gottesvolkes ins Gericht geht und sagt: Ihr müsst Hirten sein. Das Amt des Pastors heißt Hirte.
Heißt er auf Deutsch Hirte, Pastor – sicher schöner als Pfarrherr. Das Wort Pastor bedeutet Hirte. Die Hirten suchen nur sich selbst, denken nur an sich und vergessen die Herde. Und dann sagt Hesekiel ganz verzweifelt: Gott hat gesagt, ich will mich meiner Herde selbst annehmen.
Und deshalb Jesus als der gute Hirte. Johannes 10: Ich bin der gute Hirte, meine Schafe hören meine Stimme, ich kenne sie, sie folgen mir. Jesus, der nie enttäuscht, der Menschen führt. Niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.
Weil das das schönste Wort ist: Sie werden nimmermehr umkommen. Die große Geborgenheit, die absolute Heilsgewissheit in den Händen des guten Hirten. Muss sie wissen: Bin ich drin oder bin ich nicht drin?
Und das hat Jesus erbarmt. Und das will ergeben Hirten, die keinen Hirten haben. Wir haben viele. Wir haben viele Leute, die uns vielleicht Ideologen sind, aber keine Hirten.
Jesu lange Predigt und die Bedeutung von Wort und Tat
Und dann fing Jesus eine lange Predigt an. Dazu möchte ich auch noch ein paar Dinge sagen, bevor wir zur Speisung kommen.
Eine lange Predigt – bei uns ist heute oft Streitfrage, was wichtiger sei: das Wort oder die Tat. Das ist eigentlich unsinnig, denn beides hängt zusammen.
Ich habe gestern schon sehr viel für die Predigt am kommenden Sonntag gearbeitet. Ich freue mich riesig auf Hebräer 4, das Wort Gottes ist schärfer als ein zweischneidiges Schwert. Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam. Es ist das, was unser Leben erneuert und bis in die Seele hinein durchdringt. Kein Psychotherapeut dringt so tief hinein wie das Wort Gottes. Das wird auch im schönen Lied von dem Zeller ausgedrückt: „Zeige deines Wortes Kraft an uns armen Wesen.“
Das Wort Gottes verwandelt Menschen und schenkt Frieden dort, wo Unruhe herrscht, in den tiefen psychologischen Abgründen meines Innersten.
Jesus redet, und wir haben oft eine falsche Meinung vom Wort. Was redet denn Jesus? Er quatscht doch nicht über Gott und die Welt, nicht über Herodes, die Römer oder die Zollpolitik. Er plaudert auch nicht über das, was heute oder morgen kommt, wie aus der Zeitung. Nein, er redet Worte ewigen Lebens. Diese Worte sind Lebensmittel, sie sind heilsam.
Durch dieses Wort kommt der Geist Gottes in unser Leben. Aus dem Hören des Wortes Gottes entsteht das Leben. Wir haben jetzt viele Stille-Momente aufgeschrieben, die wir heute Abend gar nicht alle schaffen können. Deshalb machen wir es mal anders, wie in der Apostelgeschichte: Das Wort Gottes wuchs, wurde kräftig, und die Menschen wurden gläubig – immer durch das Wort Gottes.
Das unterscheidet uns auch von vielen charismatischen Bewegungen unserer Zeit. Wir sagen: Der Geist Gottes kommt nicht durch irgendwelche übernatürlichen, emotionalen Schwingungen, sondern durch das Wort Gottes. Durch das Bibellesen bekommen Menschen plötzlich den Blick des Geistes Gottes, denn der Geist Gottes benutzt das Wort wie eine Röhre.
Vor zwei Jahren hatten wir in einer Predigt sehr schön analysiert, wo Jesus sagt: „Meine Worte sind Geist und Leben.“ Was Jesus redet, trägt das neue Leben in sich. Wenn jemand das Wort hört, passiert das, was bei Carla Tacker passiert ist. Da kommt Leben und der Geist Gottes durch das Hören des Bibelwortes.
Es war immer tragisch, wenn Menschen den Geist Gottes woanders suchten als im Bibelwort. Dann blieben sie am Ende bei komischen Lehren hängen, weil sie die Korrektur durch das Wort Gottes nicht mehr hatten.
Das kann man durch die ganze Bibel verfolgen: Das Wort Gottes ist die Lebenskraft. „Ich will in deinem Wort bleiben.“ Man sieht es auch an der Gemeinde in Ephesus: Das Wort wuchs, breitete sich aus und befestigte die Menschen.
Je mehr das Wort Gottes in einem Menschen Raum gewinnt, desto mehr verändert sich dieser Mensch. „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen, lehret und vermahnet euch selbst.“ So wird der Weg zur Heiligung unseres Lebens ergriffen.
Darum hat Jesus gepredigt, aber dabei die äußere Hilfe nicht vernachlässigt. Es ist kein Gegensatz.
Heimatlose Menschen brauchen zuerst die Wegweisung des Wortes, das evangelistische Wort, bevor ihnen auch die Hilfe ein Zeichen Gottes auf ihrem Weg wird.
Wir wollen uns nicht umtauschen, sondern immer wieder merken: Menschen müssen den Blick freikriegen auf den wirkenden Gott, der zu ihnen kommt.
Bibelstellen zum Hirtenamt und Jesu Fürsorge
Einige haben das Blöckli dabei. Ich selbst habe nur schöne Wortaufschriebe zum Hirtenamt, zum Beispiel 1. Petrus 2,25 und Hebräer 13,20. Der große Erzhirte – wunderschöne Segensworte – waren auch schon einmal Thema in einer Predigt vor einiger Zeit.
Nun kommen die Leute, die dort stehen. Das machen wir noch mit dem Hunger, und das ist wichtig: Sie sehen die Not. Jesus sagt ganz betont: „Gebt ihr doch!“ Warum kommt er zu mir? Ihr könnt doch etwas tun! Und dann fragen sie ganz richtig: „Ja, was sollen wir denn tun?“ Warum hat Jesus die Jünger so blamiert? Er will das ganz bewusst zeigen. Warum redet er davon? Wir haben doch nicht die Ohnmacht.
Dann rechnen sie schnell nach und sagen: zweihundert Silbertrachmen. Ein Silbertrachmen entsprach etwa einem Tageslohn in der damaligen Zeit. Zweihundert Tageslöhne für fünftausend Leute – das wird doch kaum reichen. Obwohl Lebensmittel heute billiger sind als damals, rechnen sie und sagen: Das klappt doch irgendwie nicht.
Und so, wie Jesus das herrliche Wort teilt, was hat er ihnen gepredigt? Wahrscheinlich gerade so eine Hirtenrede, eine innegehaltene Rede. Er sagt: Ich bin der gute Hirte, der von Sehnsucht und Frieden spricht, den er gibt. Er nimmt sich der Nöte unseres Leibes an. Sie dürfen wissen, dass Jesus alle ihre Nöte sieht – ihre Kopfschmerzen heute Abend, ihre körperlichen Beschwerden, ihre Herzverklemmungen sind ihm nicht gleichgültig.
Er hat uns aber keine Leidensfreiheit versprochen. Dennoch erleben wir seine Wunder und seine Hilfen in der Not. Und dann ist da irgendwo ein Junge – so steht es ja in einer anderen Evangelienstelle – der etwas mitgebracht hat. Vielleicht war er auf dem Weg zum Bäcker, ist einfach weitergelaufen und hat das, was er hatte, mitgenommen. Vielleicht hatte er es im Rucksack oder in einer Textiltasche, oder in einer Plastiktüte.
Er kam und sagte, sonst habe man nichts mehr gefunden. Darauf gebietet Jesus, dass sie sich auf das grüne Gras setzen. Eine kleine Beobachtung noch: Gerhard Mayer, in seinem großartigen Kommentar, betont, dass es dort nur zweimal im Jahr grünes Gras gibt, nämlich im Frühjahr und im Herbst, weil es sonst kaum regnet.
Das ist auch bei Markus interessant. Dort kann man die Jahreszeiten erkennen. Es passt genau zur dreijährigen Wirksamkeit Jesu und fällt in die Passahzeit. Deshalb wollte ich das Buch weitergeben, weil die ganze Geschichte neben ihrer realen Bedeutung auch eine wunderbare symbolische Bedeutung hat.
Der reale Grund wird nicht aufgehoben, sondern Jesus lässt sie lagern. Es ist eine Festgemeinschaft. Sie müssen wissen, dass die Juden im Orient das Passah auf der Straße feiern. Jeder, der vorbeikommt, steht auch dabei. Jeder, der des Weges kommt, darf einfach mitfeiern.
Das fasziniert auch immer wieder Reisende in Jerusalem. In Mea Shearim steht überall: „Fremder, komm rein, du wirst hier bedient und darfst kostenlos mitessen.“ Gastfreundschaft ist in Israel eine große Sache, besonders bei den strenggläubigen orthodoxen Juden.
So lagern sie sich in dieser festlichen Tischgemeinschaft, und es fehlt nur noch die Speise. Im Grunde geht es ja gar nicht um diese fünf kleinen Fladenbrote und die zwei kleinen Fische. Da sind ja keine Walfische aus dem See Genezareth gewachsen. Es sind eher diese „Petrusfische“, von denen ich immer sage: Außer Gräten ist nichts dran. Manche sagen, es sei doch ein bisschen mehr dran.
So etwas muss es gewesen sein. Jesus nimmt das Wenige und macht daraus etwas Großes. Wir erzählen gern solche Geschichten. Als Kinder haben wir das erlebt: Fünfundvierzig in Stuttgart, ohne das, was da war, und ohne Essen. Ich weiß heute noch nicht, wie wir damals durchgekommen sind – als sechs Kinder, der Vater in Gefangenschaft und so weiter.
Die Wunder, die man in großer Not erlebt, sind unvergesslich. Wenn ich solche Geschichten erzähle, sagen meine Jungen immer: „Ihr habt es ja gut gehabt, ihr durftet hungern.“ Sie meinen, dass man durch das Hungern tolle Erlebnisse hat, die man am vollen Tisch nicht macht. Aber das sind wirklich unvergängliche Erlebnisse.
Man erinnert sich an Zeiten, in denen nichts mehr auf dem Tisch stand, und auch an das, was die Mütter und Väter damals erlebt haben: dass Jesus oft schöne rote Wangen macht, selbst bei geringem Mahl. Wie oft haben wir das gesungen?
Und doch ist es bei dieser Geschichte ganz wunderbar, wie Jesus in der Mitte steht und ganz deutlich zeigt: Er ist die eigentliche Heilsgabe. Obwohl die Leute danach die Körbe voll haben, steht das Ergebnis der Speisung gar nicht so sehr im Mittelpunkt. Vielmehr ist die Mitte des Heils Jesus selbst.
Und ich meine, wenn das noch stimmt, was Gerhard Mayer über die Jahreszeit sagt – nämlich, dass es offenkundig in der Passahzeit geschah – dann war es für die Leute ganz klar, wie Jesus das Brot nimmt. Wenn man das in Darstellungen sieht, wie der Hausvater das Matzenbrot in der Passahzeit hochhebt, wird das deutlich.
Die Beispiele sind groß: Auf der einen Seite geht es um die großen Brotwunder von Elija und Elisa, vom Krug und vom Mehl im Kadischa. Diese werden hier überhöht. Hier ist doch der, der größer ist als Elija. Ein Zeichen der Herrlichkeit Jesu, wirklich geschehen. Und noch viel wunderbarer als Mose, der das Passah feierte.
Das Volk, das da sitzt, ahnt etwas vom großen Weltheiland. Es bricht nur ein bisschen durch die ganze Geschichte hindurch. Es ist also nicht nur das Wunder der Brotvermehrung, das schon groß ist, sondern das ganz Große: dass er, wie Johannes es dann beschreibt, in der Synagoge von Kapernaum genau nach diesem Geschehen noch einmal erklärt: „Ich bin das Brot, das vom Himmel gekommen ist.“
Der Jugendchor hat es früher immer so schön gesungen, mit diesem Sprechtext dazwischen: „Das ist eine harte Rede, wer kann sie verstehen?“ Lesen Sie Johannes 6, dort ist die große Brotrede nach der Speisung, die genau zur gleichen Geschichte gehört, nach der Johannes berichtet.
Und genau das klingt hier schon an, wenn Jesus sagt, dass sie essen und satt werden.
Das Abendmahl und die Gegenwart Jesu
Wir jungen Leute hatten immer sicher Probleme mit dem Abendmahl. Das ist für mich eine ganz besonders große Freude. Wir sind ja immer wieder unsicher. Wir haben das Abendmahl durch die Reihen gegeben und dann haben wir es wieder nach dem Anschluss gemacht.
Immer wieder sehe ich, wie Menschen, bei denen ich denke: Ja, sie wollen das Abendmahl, und es spricht zu ihnen. Was ist das? Ein Stück Brot und der Kelch? Sie wollen diesen Zuspruch haben, und der Friede Gottes legt sich auf sie. Das ist etwas Wunderbares, die Gegenwart Jesu zu erleben und zu erfahren, der Frieden schenkt.
Es geht also um eine wirkliche Geschichte, die so passiert ist. Trotzdem ist sie voller Andeutungen, die weit darüber hinausgehen – auf die Herrlichkeit Jesu, die erfüllt ist in der großen Freude des Abendmahls. Deshalb das Brotbrechen, das Matzenbrot, das ausgeteilt wird.
Der Herr kann uns die materiellen Dinge in einer großen, gewaltigen Weise füllen. So, jetzt müssen wir aufhören, aber ihr habt treu und brav zugehört.
