Jesaja (wohl Heil des Herrn oder Heil geschafft hat der Herr), Sohn des Amoz von Jerusalem, gilt auf Grund des Buches, das heute in unsern Bibeln seinen Namen trägt, als der König unter den Propheten, als der Evangelist des Alten Bundes. In der deutschen Bibel steht das Buch nach dem Vorgang der lateinischen und griechischen Bibel an der Spitze der vier sogenannten großen Propheten, ebenso in unsern hebräischen Bibeln drucken vor Jeremia, Hesekiel und dem Zwölsprophetenbuch, offenbar der Zeitfolge wegen. Eine andere jüdische Überlieferung stellt Jesaja hinter Jeremia und Hesekiel vor das Zwölfprophetenbuch, augenscheinlich, weil sie die Bücher nach der Größe ordnet. Die erste Stelle und den heutigen Umfang hatte das Buch offenbar auch schon zur Zeit des Jesus Sirach; vgl. Sir. 48,25-28 mit 49,8. 10. 12. An dem Buch fällt auf, daß die erste Hälfte (Kap. 1-35) von der zweiten (Kap. 40-66) durch einen geschichtlichen Abschnitt (Kap. 36-39) getrennt ist, der fast genau ebenso im zweiten Buch der könige (18,13-20,21) kommt, ähnlich wie am Schluß des $$Jeremia (Kap. 52)::Jer 52$$ ein geschichtlicher Anhang steht, dem 2 Kö. 24,18-25,21 (2 Chr. 36) entspricht.
Es ist jedoch ist nicht zu verkennen, dass zwischen den beiden durch Kap. 36-39 getrennten Teilen auch Beziehungen stattfinden, also Verbindungsfäden herüber- und hinüberlaufen.
— Nach 1,1 wirkte Jesaja unter Usia, Jotham, Ahas und Hiskia, das heißt wohl von der letzten Zeit des Usia an, da nach 6,1 seine entscheidende Berufung in das Jahr fiel, da der König Usia starb. Nach jüdischer Überlieferung ist er erst unter Manasse gestorben, und zwar als Märtyrer: eine Zeder hat ihn schützend aufgenommen, mit ihr wurde er zersägt (Hbr. 11,37, Luther: „zerhackt“, wörtlich: „zersägt“). Für seine Wirksamkeit läßt sich also ungefähr 758-690 v. Chr. ansetzen. Als sein Gedächtnistag gilt im christlichen Kalender der 6. Juli. In zwei entscheidungsvollen Augenblicken der Geschichte seines Volks hat er bedeutsam in dessen Geschicke eingegriffen,
1) unter Ahas zur Zeit des syrisch-ephraimitischen Kriegs, Kap. 7ff. 2) unter Hiskia, bei der Belagerung Jerusalems durch Sanherib (Kap. 36 ff.). Beidemal hat er durch sein Gottvertrauen den König und sein Volk ermutigt, das zweitemal Jerusalem geradezu gerettet; 7,9 „Glaubet ihr nicht, so bleibt ihr nicht“; 37,6 ff. 21 ff. Dies Gottvertrauen war aber verbunden mit der klaren Einsicht, daß das Volk, so wie es ist, dem Gericht verfallen sei, daß nur ein „Rest“, als ein „heiliger Same“ für die Zukunft bestehen könne, 6,13; 10,20 ff. An der Herausbildung eines solchen Keims zu arbeiten, wird die Hauptaufgabe des Propheten gewesen sein. Mit welchem Erfolg, zeigt die spätere Geschichte des Volks, die Reform unter Josia, die Erhaltung einer religiösen Gemeinde im Exil, Daß der „Heilige Israels“ zugleich der erhabene Herr der ganzen Welt, der allmächtige und gerechte Lenker der Weltgeschichte sei, ist ihm an den Erlebnissen seiner Zeit gewiß geworden. Luther faßt den Inhalt des Buchs in die drei Stücke: zum ersten, daß der Prophet des Volkes mancherlei Sünde straft, vornehmlich ihre mannigfaltige Abgötterei; zum andern, daß er sie schickt und bereitet, auf das zukünstige Reich Christi zu warten; zum dritten, daß er mit dem Kaisertum zu Babel zu tun hatte, dadurch das Volk sollte gestraft und Jerusalem zerstört werden, trotzdem aber das Volk getröstet und vor der Verzweislung bewahrt bleiben, als sei es mit ihnen aus und werde das Reich Christi nicht kommen. Daher sei das Buch auch für uns voller lebendiger, tröstlicher, herzlicher Sprüche für alle arme Gewissen und elende, betrübte Herzen, und umgekehrt sei auch der Drohsprüche und Schrecken genug drinnen wider die verstockten, hoffärtigen, harten Köpfe der Gottlosen, wo es helfen sollt. So wie es vorliegt, läßt sich das Buch etwa einteilen: Erste Hälste 1-35: 1) Allgemeine Reden ohne besondern geschichtlichen Anlaß Kap. 1-6(2,2 Der Berg des Herrn; 5,1 Der Weinberg des Herrn);
2) Jes 7-12 Syrisch-ephraimitischer Krieg;
3) Jes 13-27 Über fremde Völker;
4) Jes 28-35 Assyrische Bedrängnis.
Im zweiten Teil (Jes 40-66) sind die Hauptgedanken:
Jes 40-48 Erlösung aus der Gefangenschaft;
Jes 49-62 Buße u. Bekehrung des Volks als des Knechtes des Herrn und durch den Knecht des Herrn (hier das berühmte Kap. 53)
Jes 63-66 Das zukünftige Heil