Juda.
1) Sohn Jakobs und der Lea, 1 Mo. 29,35, wo auch der Name („Lobpreis“) erklärt wird. Obwohl dem Alter nach erst der vierte Sohn Jakobs, scheint er unter seinen Brüdern besondern Ansehens sich erfreut zu haben und mehr und mehr in die Stellung des Erstgeborenen, Rubens, vorgerückt zu sein, mit welchem er in der Geschichte Josephs abwechselnd als Wortführer auftritt. Zwar gibt er dort den folgenschweren Rat, Joseph zu verkaufen, zeigt sich aber namentlich 44,18 treu besorgt und aufopfernd für seinen alten Vater. Weniger rühmlich benimmt er sich freilich K. 38. Aber auch dort überwindet zuletzt sein Gerechtigkeitsgefühl. Seine verwitwete Sohnsfrau Thamar hatte nach semitischem Familienrecht Anspruch auf Nachkommenschaft von seiten ihres Schwagers, den Juda ihr vorenthielt; so wußte sie sich von Juda selbst ohne dessen Wissen u. Wollen solche zu verschaffen.
In Würdigung seiner den andern überlegenen Tatkraft und Treue zeichnete ihn dann auch sein sterbender Vater, 1 Mo. 49,8 ff., vor den übrigen aus und sprach ihm die Führerschaft zu, welche sein Stamm, ob auch stets Ephraim ihm dieselbe streitig zu machen suchte, behauptete. Das Verhältnis dieser beiden Stämme wird 1 Chr. 5,2 so bestimmt, daß Juda die Erstgeburtswürde, die Oberherrschaft, Joseph dagegen den Erstgeburtsanteil (doppeltes Erbe in Ephraim u. Manasse) erhielt. —
2) Der Stamm Juda vermehrte sich schon in Ägypten besonders stark. Seine Söhne, von denen drei Hauptgeschlechter (Selah, Perez, Serah) und zwei Nebenlinien (Hezron und Hamul, Söhne des Perez) ausgingen, s. 1 Mo. 46,12; vgl. 4 Mo. 26,20 f. Auch 1 Chr. 4,1 nennt 5 Geschlechter, aber statt Serah eine Seitenlinie von ihm, Karmi (Jos. 7,1), und daneben Hur und Sobal, von Hezron sich abzweigende Sprossen. Der Stammbaum, 1 Chr. 2,3 ff., hat besonders das Haus Davids im Auge, das von Hezron, näher von Nahesson, dem Stammfürsten beim Auszug (4 Mo. 1,7; 7,12), abstammte. Beim Auszug erscheint Juda als der zahlreichste Stamm: 74600 Männer, 4 Mo. 1,27 (vgl. 26,22: 76500). Auch steht er 4 Mo. 2,3 voran. Ihm gehörte Kaleb an, 4 Mo. 13,6; 34,19. Ebenso sollte er nach Josuas Tod den Kampf wider die noch im Land ansässigen Kanaaniter eröffnen, Ri. Kap. 1 (vgl. auch 20,18). Im weitern Verlauf der Richterzeit hielt sich Juda mit dem ihm näher verbündeten Simeon ziemlich abseits von den übrigen, bewies aber große Energie in der Säuberung seines Stammgebietes von den Heiden. Nur in der Niederung konnte er gegen die Streitwagen der Kanaaniter nicht aufkommen. Das Gebiet Judas, Jos. 15,1 ff., zerfiel nämlich hauptsächlich in vier Teile:
a. das Gebirge Juda (Jos. 15,48 ff.), die südliche Verlängerung des Gebirgs Ephraim, nur stellenweise fruchtbar, wie um Bethlehem, Hebron usw., aber reich an Wein und Milch (vgl. 1 Mo. 49,11 f.);
b. die Wüste Juda, ostwärts nach dem Toten Meere hin;
c. der Mittag, südwärts nach dem Edomiterlande hin. Hier war Simeons Erbe in das Judas eingeschlossen, Jos. 19,1 ff.;
d. die Niederung westwärts nach dem Mittelländischen Meere, reich an Triften und Städten. Dieser Teil blieb aber meistenteils in den Händen der Kanaaniter, und besonders der nachrückenden Philister.
— Von den Helden der Richterzeit gehören zum Stamme Juda Othniel (Ri. 3,9) und Ebzan, der Bethlehemite (12,8 ff.). Die ihm bestimmte Vorherrschaft erlangte aber Juda durch die Erhebung Davids auf den Königsthron. Der Bethlehemite sah seine Herrschaft zuerst auf diesen Stamm beschränkt, als er noch in Hebron residierte (vgl. 2 Sa. 2,4. 7. 10); dann nahm er seine Residenz zwar in einer Stadt, die benjaminitisch sein sollte, blieb aber in nächster Nähe des erstern, auf welchen er sich immer am meisten stützte. Ebenso blieb bei der Spaltung des Reiches unter Rehabeam Juda allein dem Hause Davids völlig treu und bildete fortan den Hauptbestand des südl. Königreiches, das darum Haus Judas heißt. Hier, wo das legitime Haus fortregierte und das Heiligtum stand, zu dem sich Gott bekannte, war auch trotz allen heidnischen Abfalls und aller Unsitte noch mehr treues Festhalten an dem Gesetz des Herrn zu finden als in Ephraim; auch große Propheten wirkten hier dem Verfall entgegen. Aus dem Stamm Juda hervorgegangen sind jedenfalls Amos, Jesaja, Micha, vielleicht auch Obadja, Joel, Nahum, Zephanja, Habakuk u. a. Die zähe Treue des Stammes Juda bewies sich noch bei der Rückkehr aus dem Exil, wo weitaus die meisten der Zurückgekehrten ihm angehörten. Der Name „Juden“ wurde, weil dieser Stamm fortan durchaus vorherrschte, weiterhin für Hebräer oder Israeliten überhaupt gebräuchlich. Die größte Ehre aber, die diesem Stamme widerfuhr, ist die, daß der „Sohn Davids“ aus ihm hervorgegangen ist, der als Überwinder der Welt „der Löwe aus dem Stamme Juda“ Heißt, Offb. 5,5.
In der nachexilischen und neutestamentlichen Zeit war der Männername Juda (griechische Form: Judas) sehr häufig geworden, besonders unter den Leviten, s. Judas.