Wir haben beim letzten Mal mit den Versen 1 bis 7 begonnen. Dabei haben wir Ruben in Vers 3 sowie Simeon und Levi in Vers 5 betrachtet. Heute widmen wir uns Juda in Vers 8. Dennoch möchte ich einige Ergänzungen hinzufügen.
Ich wiederhole nicht mehr das, was wir beim letzten Mal besprochen haben. Wer möchte, kann den letzten Livestream noch einmal ansehen. Ergänzend haben wir gesehen, dass Ruben einen Schock erlebt. Man muss sich vorstellen: Voller Erwartung stehen die zwölf Söhne um das Sterbebett ihres Vaters Jakob, der 147 Jahre alt geworden ist. Ich hatte mich vor Kurzem vertan und sagte 130 Jahre – das kommt vor –, aber tatsächlich wurde er 147 Jahre alt. Jakob heiratete mit 77 Jahren, also in einem eher mittleren Alter, und lebte bis 147.
In diesem hohen Alter stehen die Söhne voller Erwartung da und fragen sich: Was wird der Vater jetzt über mich sagen? Ruben erlebt, dass sein Vater über die dunkelste Zeit seines Lebens spricht – über Ruben selbst und die schreckliche Unzucht, die er begangen hatte. Die Bibel nennt das Hurerei. Dabei bezeichnet sie jeglichen Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe als Hurerei – nicht nur käufliche Liebe, sondern alles, was außerhalb der Ehe geschieht.
Hier zeigt sich etwas sehr Interessantes: Eltern neigen oft dazu, bei ihren Kindern andere Maßstäbe anzulegen. Man kann bei anderen hart urteilen, doch sobald es um die eigenen Kinder geht, werden die Maßstäbe oft anders gesetzt, und die Kinder werden gedeckt. Doch Vater Jakob deckt Ruben nicht. Er sagt die Wahrheit. Ruben war zwar sein Erstgeborener und gewissermaßen sein besonderer Stolz, aber er hat alles vertan und sein Erstgeburtsrecht verloren.
Dann spricht Jakob über Simeon und Levi, die ebenfalls nicht wussten, was auf sie zukommt. Er erwähnt die schreckliche Geschichte aus 1. Mose 34, in der sie in Gewalt und bösem Zorn schwere Sünden begingen. Zuerst Unzucht, dann Gewalt – das sind im Leben eines Mannes Klippen, die um jeden Preis umschifft werden müssen.
Das Problem von Unzucht und das Problem von Gewalt sind ein No-Go. Doch genau das war das Problem bei Simeon und Levi. Jakob verflucht ihren Zorn, wie wir in Vers 7 gesehen haben – nicht die Söhne an sich, sondern das, was sie getan haben. Damit wollte er nichts zu tun haben. Das ist eine Wiederholung.
Außerdem sprach Jakob prophetisch ein Gericht aus: „Ihr werdet in Israel zerstreut werden“ (Vers 7). Wie wir beim letzten Mal gesehen haben, erfüllte sich das tatsächlich. Aus den zwölf Söhnen wurde ein Volk in Ägypten. Sie zogen unter Mose aus, durchwanderten 40 Jahre die Wüste, und unter Josua wurde das Volk ins verheißene Land geführt. Dort wurde das Land unter die zwölf Stämme verteilt, wie wir auch hier auf der Karte sehen können.
Und es hat sich so erfüllt: Simeon, den wir hier auf der Karte sehen, bekam – so wie es in Josua festgelegt wurde – eine ganze Reihe von Städten innerhalb des Stammesgebietes von Juda.
Ich gebe kurz die Stelle an, damit man sich Notizen machen kann. Es ist Josua 19,1-9, dort werden diese Städte aufgezählt, die innerhalb von Juda verteilt wurden.
In der weiteren Geschichte Israels geschah jedoch noch mehr. Ich nenne einfach die Stellen, die man sich notieren kann: 2. Chronik 15,9. Dort wird darüber gesprochen, wie Leute aus dem Stamm Simeon aus dem Norden, aus dem Reich der zehn Stämme, zum Südreich Juda überliefen.
Was bedeutet das? In der Zwischenzeit gab es also unter den Simeoniten eine solche Verschiebung, dass sie begannen, im Bereich der zehn Nordstämme zu wohnen. Das zeigt, dass diese Zerstreuung noch stärker wurde.
Ich kann noch 2. Chronik 34,6-7 erwähnen, wo ebenfalls von den Simeonitern im Bereich der zehn Stämme die Rede ist. So hat sich diese Prophetie wirklich erfüllt.
Etwas ganz Besonderes hatten wir beim letzten Mal im Fall von Levi angedeutet: Der Fluch wurde hier in einen Segen verwandelt.
Gott hatte ursprünglich vor, dass die Erstgeborenen aus allen zwölf Stämmen das Priestertum erhalten sollten – immer die Erstgeborenen in den Familien aller Stämme. Doch durch die Sünde des Goldenen Kalbes in 2. Mose 32 veränderte sich alles.
Gott nahm den Stämmen das Priestertum weg und gab es dem Stamm Levi, weil dieser in dieser Sache treu zum Herrn stand.
Dazu können wir aus 5. Mose 18 lesen. Wer liest? Ja, Sven, kannst du bitte 5. Mose 18 ab Vers 1 vorlesen?
"Die Priester, die Leviten, der ganze Stamm Levi sollen weder Anteil noch Erbteil mit Israel haben. Die Feueropfer des Herrn und sein Erbteil sollen sie essen, aber sie sollen kein Erbteil haben inmitten ihrer Brüder; der Herr ist ihr Erbteil, so wie er zu ihnen geredet hat.
Und dies soll das Recht der Priester sein vonseiten des Volkes, vonseiten derer, die ein Schlachtopfer opfern, sei es Rind oder Kleinvieh: Man soll dem Priester die Schulter geben, die Kinnbacken und den Magen.
Die Erstlinge deines Getreides, deines Mostes und deines Öls und die Erstlinge von der Schur deiner Schafe sollst du ihm geben, denn ihn hat der Herr, dein Gott, erwählt aus allen deinen Stämmen, damit er dastehe, um den Dienst im Namen des Herrn zu verrichten, er und seine Söhne alle Tage."
Hier sehen wir, dass das Priestertum dem Stamm Levi gehören sollte und nicht mehr den Erstgeborenen aus den anderen Stämmen.
Außerdem mussten die anderen Stämme mit Naturalabgaben für das Leben des Stammes Levi aufkommen. Der Herr sollte das Erbteil dieses Stammes sein, nicht der Bodenbesitz eines Stammeserbbesitzes.
Der Herr ist ihr Erbteil.
Wir können noch aus 4. Mose 3,11-12 lesen:
"Und der Herr redete zu Mose und sprach: ‚Ich habe die Leviten aus der Mitte der Kinder Israels genommen anstatt aller Erstgeburt, die den Mutterschoss durchbricht unter den Kindern Israel. Die Leviten sollen mir gehören, denn mein ist alle Erstgeburt.
An dem Tag, als ich alle Erstgeburten im Land Ägypten schlug, habe ich mir alle Erstgeburten in Israel geheiligt, von Menschen bis zum Vieh; mir sollen sie gehören, mir, dem Herrn.‘"
Ja, danke. So hat Levi also diesen Platz erhalten anstelle der Erstgeburten aus allen anderen Stämmen.
Das war eine kleine Perle ganz am Schluss, oder ich würde sogar sagen eine große Perle, als wir beim letzten Mal gesehen haben, dass der Herr Fluch in Segen umwandeln kann.
Das war seine Antwort auf die Treue des Stammes Levi im Zusammenhang mit der schrecklichen Sünde des Goldenen Kalbes.
Wenn wir uns nochmals die Karte mit den Stammesgebieten anschauen, sehen wir, dass Ruben sein Erbteil auf der heutigen jordanischen Seite hatte. Dieses Gebiet liegt auf der anderen Seite des Toten Meeres und gegenüber von Jericho. Der Erstgeborene erhielt sein Erbteil also außerhalb des verheißenen Landes.
Gott hatte vorgesehen, dass das Land Kanaan – vom Mittelmeer bis zum Jordan – das verheißenen Land sein sollte. Das hört man heute oft in den Straßen bei gewaltvollen Demonstrationen mit dem Slogan „From the River to the Sea, Palestine will be free“. Gemeint ist damit der Bereich vom Jordan bis zum Mittelmeer. Doch in der Bibel ist dies nicht Palästina, sondern das verheißenen Land, das Gott Israel geben wollte.
Die Rubeniter, die Gaditer und der halbe Stamm Manasse jedoch fanden, dass das Gebiet auf der Ostseite des Jordans für sie ausreichte. Es war ideal für sie, und sie wollten dort bleiben. Das stellte ein Problem dar, denn sie wollten nicht ins verheißenen Land ziehen. Man könnte sagen, dass es Christen sind, die sich mit dem Status quo zufrieden geben: „Ich bin errettet.“ Sie wurden ja alle gewissermaßen aus Ägypten befreit, was ein Bild für Erlösung ist. Doch sie sagen: „Uns reicht das, wir sind erlöst, aber mehr wollen wir nicht.“ Sie wollen nichts von den Reichtümern des Landes, das Gott ihnen verheißen hat, und bleiben daher außerhalb.
Allerdings wurde im Buch Josua klargestellt, dass diese Stämme den anderen Stämmen bei der Eroberung des Landes helfen mussten. Sie konnten nicht einfach passiv bleiben. Sie gingen über den Jordan, halfen bei der Eroberung des verheißenen Landes und wohnten dann außerhalb davon.
Man stelle sich vor: Der Erstgeborene erhielt genau diesen Zipfel unten, gerade außerhalb des verheißenen Landes. Die Leviten hingegen hatten 48 Städte unter den Stämmen Israels verteilt. Unter diesen 48 Städten gab es sechs besondere Levitenstädte, die Zufluchtstädte genannt wurden.
Auf der Karte sehen wir davon drei im verheißenen Land. Doch im Blick auf die „irdisch gesinnten Christen“ reicht es, zu sagen: „Ich bin erlöst, und ja, das Leben hier auf der Erde ist eigentlich ziemlich toll.“ Sie wollen nicht mehr. Doch auch außerhalb des verheißenen Landes gab es Levitenstädte, damit sie im Fall von Not eine Zuflucht hätten. Dazu gehörten die Städte Golan, Ramoth-Gilead und Weser im Stammgebiet von Ruben.
So wurde der Stamm Levi zu einem besonderen Segen für das ganze Volk, indem sein Fluch umgewandelt wurde.
Nun betrachten wir noch einen weiteren Punkt, wenn wir in Erste Mose 49 nachschlagen. Zunächst hatten wir Ruben, den Erstgeborenen, und seine Unzucht als Thema. So beginnt die Geschichte Israels in Ägypten. Man kann sich dies notieren und später zuhause nachlesen, zum Beispiel in Hesekiel 20 und Hesekiel 23. Dort wird berichtet, wie sich die Israeliten in Ägypten, noch vor dem Auszug, dem Götzendienst der Ägypter angepasst haben. Sie übernahmen also die Götter Ägyptens.
Deshalb kam dieses Gericht über sie, dass die Ägypter sie so schrecklich unterdrücken konnten. In Zweiter Mose 4, Vers 22 nennt Gott Israel in Ägypten seinen Erstgeborenen Sohn. Doch sie haben geistliche Hurerei begangen. Götzendienst wird zum Beispiel im Buch Jeremia, in den ersten Kapiteln, ausdrücklich als Unzucht, als Hurerei bezeichnet. Somit steht der Erstgeborene in Ägypten für Unzucht.
Dann hatten wir den Abschnitt mit Simeon und Levi. Dort geht es um die Verteilung des Landes und darum, dass Simeon und Levi in Israel zerstreut werden sollen. Dies steht in Zusammenhang mit einer nächsten Etappe in der Geschichte Israels nach der Zeit in Ägypten, nämlich dem Auszug aus Ägypten und der Landnahme. Diese Zerstreuung wurde dann auch so umgesetzt.
Und heute kommen wir zu Judah. Wir betrachten einen weiteren Abschnitt und sehen die Geschichte Israels bis hin zum Kommen des Messias.
Lies du bitte 1. Mose 49,8-12:
„Dich, Judah, dich werden deine Brüder preisen, deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein. Vor dir werden sich niederbeugen die Söhne deines Vaters. Judah ist ein junger Löwe, vom Raub, mein Sohn, bist du emporgestiegen. Er duckt sich, er legt sich nieder wie ein Löwe und wie eine Löwin, wer will ihn aufreizen? Nicht weichen wird das Zepter von Judah, noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen, bis Shiloh kommt, und ihm werden die Völker gehorchen. Er bindet an den Weinstock sein Eselsfohlen und an die Edelrebe das Junge seiner Eselin. Er wäscht im Wein sein Kleid und im Blut der Trauben sein Gewand, die Augen sind trübe von Wein und weiß die Zähne von Milch.“
Das Wort „Preis“ ist übrigens verwandt mit „todda“. Man sagt „Juda“ auf Hebräisch „Jehudah“ und „todda“ bedeutet auf Hebräisch „Preis“ oder „Dank“. „Todda“ ist eines der wichtigsten Wörter in Israel. „Juda“ heißt also Dank, Preis, Lob.
Hier wird ein Wortspiel gemacht: „Dich loben“ – deine Brüder werden dich loben oder preisen.
Warum wird Judah von den anderen Brüdern besonders gepriesen? Weil es heißt: „Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein, vor dir werden sich niederbeugen die Söhne deines Vaters.“ Er wird also erfolgreich sein im Kampf gegen Feinde, und die anderen Söhne müssen sich seiner Herrschaft beugen.
Das hat sich dann auch erfüllt. Gott hat schließlich den Stamm Judah zum Königstamm gemacht.
Zuerst wollten die Menschen in Israel einen König nach ihren eigenen Vorstellungen. Da wurde Saul aus dem Stamm Benjamin König. Aber das war eben ein König nach dem Herzen der Menschen. Es war eine Katastrophe und endete auch so.
Danach sagt Gott: „Ich habe David erwählt als König“, und zwar aus dem Stamm Judah.
Wir sehen dann auch, wie David Israel von großer Not durch die Feinde befreit. Wenn man zurückblickt auf die Tage von Saul, waren die Philister schreckliche Todfeinde Israels. Ständig waren die Israeliten ihnen im Nacken.
Auch in der Richterzeit, bei Samuel, Eli und davor bei Simson, gab es ständig diese Bedrohung durch die Philister.
Doch wir sehen, wie David, zum Beispiel in 2. Samuel 8, einen Feind nach dem anderen besiegt. Damit legte er die Grundlage, dass sein Sohn Salomo ein Friedensreich errichten konnte.
Das Land Israel wurde viel größer als das Gebiet, das auf der Karte mit den zwölf Stämmen dargestellt ist. Es erstreckte sich bis zum Euphrat im Norden, also über Libanon und Syrien, sowie über die jordanischen Gebiete und das heutige Israel mit Westjordanland und Gazastreifen. Alles war Salomo untertan.
So hat sich die Verheißung erfüllt: „Dich, Judah, dich werden deine Brüder preisen, deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde sein, vor dir werden sich niederbeugen die Söhne deines Vaters.“
Alle Stämme Israels mussten sich dem Stamm Judah und dem König aus Judah unterstellen.
Gott hatte David auch die Verheißung gemacht, und so steht es in Psalm 132: Von der Frucht deines Leibes wird der Messias abstammen.
Der König über alle Könige wird also aus dem Stamm Judah kommen.
Was ist geschehen? Ruben hat sein Erstgeburtsrecht verloren. Doch was beinhaltete dieses Erstgeburtsrecht?
Es sind drei Punkte, die ich kurz zusammenfassen kann. Erstens: das doppelte Erbe. Zweitens: die Priesterschaft. Drittens: die Herrschaft. All das war im Erstgeburtsrecht enthalten. Der Erstgeborene sollte den Vater in der Familie geistlich vertreten können.
Zum Beispiel sehen wir in Hiob sehr schön, wie der Vater in der Familie eine Priesterfunktion hat. Er brachte immer treu Opfer für seine Kinder dar, besonders an deren Geburtstagen. Hiob hatte zehn Kinder, und es war für ihn eine Frage, ob auf diesen Geburtstagsfesten etwas nicht gut gelaufen war. Vielleicht hatten sich die Kinder innerlich von Gott losgesagt, und Hiob setzte sich für sie ein.
Der Älteste hatte also immer die Aufgabe, den Vater geistlich zu vertreten, wenn es nötig war. Das ist der Gedanke des Priestertums. Zweitens sollte der älteste Sohn auch dort, wo es nötig war, Aufsicht über die jüngeren Geschwister übernehmen. Das ist der Punkt der Autorität, also der Herrschaft.
In 5. Mose finden wir dieses Prinzip, dass der Erstgeborene das doppelte Erbe erhält. Wir können kurz nachschlagen: 5. Mose 21,17. Dort heißt es: „Sondern den Erstgeborenen, den Sohn der Gehassten, soll er anerkennen, dass er ihm zwei Teile gebe von allem, was in seinem Besitz gefunden wird; denn er ist der Erstling seiner Kraft, ihm gehört das Recht der Erstgeburt.“
Das war das Gesetz in Israel. Natürlich können wir das nicht auf unser heutiges Erbrecht übertragen, das wäre nicht möglich. Aber biblisch galt dieses Prinzip. Darum war das doppelte Erbteil auch ein Vorrecht.
Dieses Erstgeburtsvorrecht wurde verteilt, indem Levi den Priesterdienst erhielt, Juda das Königtum und der Stamm Joseph das doppelte Erbteil. Wir haben bereits in der Geschichte von Josef gesehen, dass Vater Jakob zwei Söhne von Josef adoptiert hatte, sodass sie zu zwei Stämmen wurden.
Auf der Stammeskarte sehen wir das Gebiet von Manasse, ein großes Gebiet bis hinauf nach Baschan, also die Golanhöhen, und bis zum Berg Hermon. Manasse sollte auch im verheißenen Land selbst ein sehr großes Erbteil erhalten, vom Fluss bis zum Meer.
Südlich von Manasse, im Gebiet von Schilo bis nach Sichem mit den Bergen Ebal und Garizim, sollte Ephraim sein Erbteil haben. So erhielt der Stamm Joseph ein doppeltes Erbteil im Land.
So lässt sich einfach einordnen, warum der Stamm Juda das Königtum erhielt, warum Levi das Priestertum bekam und warum Joseph ein doppeltes Stammeserbteil im Land erhielt.
Und jetzt gehen wir weiter zu 1. Mose 49,8-9:
Judah ist ein junger Löwe, vom Raub mein Sohn bist du emporgestiegen. Er duckt sich, er legt sich nieder wie ein Löwe und wie eine Löwin. Wer will ihn aufreizen?
Verschiedene Stämme werden mit Tieren verglichen. Judah wird mit dem Löwen, dem König der Tiere, verglichen. Auch in Sprüche 30 wird der Löwe als „der Held unter den Tieren“, Gibor, bezeichnet.
Im Psalm 24 heißt es: Wer ist jetzt der König der Herrlichkeit, der nach Jerusalem einzieht? Es ist der Herr, und zwar der Held, mächtig im Kampf. Held ist dort Gibor, der Löwe. Das ist der Königsstamm, der mit einem Löwen verglichen wird.
Jesus Christus, der später aus diesem Stamm kommen sollte, wird im Neuen Testament als „der Löwe aus dem Stamm Juda“ genannt. Er hat überwunden.
Schlagen wir auf in Offenbarung 5. So ziehen wir die Linie vom ersten Buch der Bibel zum letzten Buch.
Johannes sieht das Buch mit den sieben Siegeln. Niemand ist würdig, es zu öffnen, und er weint. Das zeigt, dass man im Himmel unter Umständen weinen kann, aber man wird immer vollständig getröstet.
Es wird ihm trostvoll gesagt (Offenbarung 5,5):
„Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel.“
Dann sieht Johannes Jesus Christus als Mensch im Himmel. Das Lamm Gottes ist der Löwe aus dem Stamm Juda.
Und jetzt gehen wir weiter. Dieser Stamm wurde so mächtig und war unter David und Salomo ein Schrecken für alle Völker ringsum. Diese Völker mussten sich Israel beugen, und es entstand ein richtiges Friedensreich.
In Vers 10 finden wir eine Verheißung. Dort heißt es: „Nicht weichend wird das Zepter von Judah noch der Herrscherstab zwischen seinen Füßen weg, bis Shiloh kommt, und ihm werden die Völker gehorchen.“ Was bedeutet das Zepter von Judah? Es steht für die Königsherrschaft.
Jeder Stamm hatte ein Zepter. In 4. Mose 18 mussten die Fürsten aller zwölf Stämme ihre Stäbe abgeben, die dann ins Allerheiligste gelegt wurden. Dabei ging es darum, zu klären, welcher Stamm wirklich von Gott für das Priestertum erwählt war. Der Stab Aarons, vom Stamm Levi, trieb Mandelblüten und Sprossen. Damit wurde belegt, dass Aaron der erwählte Hohepriester aus dem Stamm Levi war – und nicht die anderen Stämme – weil seine Aufgabe vom Herrn in Frage gestellt wurde.
So hatte jeder Stamm einen Stab in der Hand des Fürsten. Dieser Stab war gewissermaßen die Identität eines Stammes. In 4. Mose 18 war auf dem Stab der Name des Stammes geschrieben. Auf dem Stab von Judah stand „Judah“ beziehungsweise „Yehuda“, auf dem von Levi „Levi“ und so weiter.
Man kann sagen, der Stab wird im Hebräischen „Mate“ oder „Shevet“ genannt. Hier haben wir das Wort „Shevet“. Es ist das Symbol für die Identität des Stammes. Interessant ist, dass „Shevet“ auf Hebräisch auch „Stamm“ bedeutet. So versteht man noch besser, dass dieser Stab ein Bild für die Identität des Stammes ist.
Hier wird gesagt, dass das Zepter, das Zeichen der Identität von Judah – und natürlich auch der Regierung über den Stamm Judah – nicht weichen soll, bis „Shiloh“ kommt. Wer ist Shiloh?
Im Talmud wird erklärt, dass Shiloh ein Name des Messias ist. So wie es viele Namen des Messias gibt. Zum Beispiel heißt er in Daniel 11, Verse 36-39, „die Sehnsucht der Frauen“. Das bedeutet, jede jüdische Frau wünscht sich, die Mutter des Messias zu werden.
Ein anderer Name des Messias, der im Alten Testament prophetisch genannt wird, ist im Neuen Testament „Friedefürst“ und „Ewigvater“, „starker Gott“ und viele weitere Namen. Einer davon ist eben Shiloh.
Was bedeutet Shiloh? Es heißt „der Ruhe- oder Friedensbringer“. Dieser Name kommt sehr oft im Alten Testament vor. Doch in welchem Zusammenhang? Shiloh war keine Zufluchtsstadt. Die Stiftshütte wurde in Shiloh aufgestellt (Josua 18,1). Über Jahrhunderte war Shiloh der Ort des Gottesdienstes. Dort konnten Menschen, die mit Sünde beladen waren, vor Gott treten, ihre Sünden bekennen und durch Vergebung Entlastung erfahren.
Shiloh war der Ort der Ruhe und des Friedens. So war dieser Name ein ständige Erinnerung daran, dass einmal der kommen wird, der die Sünde wirklich wegnimmt und dadurch ewige, vollkommene Vergebung bringt.
Hier ist Shiloh nicht nur ein Ortsname, sondern es besteht ein Zusammenhang mit dem Ort Shiloh, dem Ort der Opfer. Es weist auf denjenigen hin, der das wahre Opfer bringen wird und dadurch den Menschen durch Vergebung zur Ruhe verhilft.
Das Zepter von Judah soll also nicht weichen, bis Shiloh kommt.
Aber es gab einen ganz dramatischen Moment, in dem man denken konnte, das Zepter weicht. Wann? Nein, noch früher. Wie? Ja, es hieß, das Zepter von Juda würde weichen.
War das bei der Gefangennahme nach Babylon? Ja, bei der babylonischen Gefangenschaft. Im Jahr 605 vor Christus kamen die Babylonier. Sie führten vier Kriege und zerstörten schließlich Jerusalem bis auf den Grund. Den Tempel ließen sie in Flammen aufgehen, und die Juden wurden massenweise deportiert – in das heutige Gebiet des Irak, nach Babylonien.
Damit kam das Königtum des Hauses David, die jüdische Herrschaft, zum Ende. Das war natürlich eine Katastrophe. Aber die Frage ist: Weichte damals das Zepter von Juda? Man hätte fast denken können, ja. Aber Abschied war noch nicht da. Was geschah?
Das war keine Zerstreuung des jüdischen Volkes unter die Völker. Vielmehr wurden sie einfach von einem Ort an einen anderen verfrachtet. Am Ende des Buches der Könige sieht man, wie noch über Jahre ein König aus dem Haus Juda als Gefangener in Babylon lebte. Er wurde sogar erhöht, durfte auf einem Thron sitzen.
Auch Älteste Judas konnten weiterhin den Stamm Judah führen – also die Deportierten in Babylon. Zum Beispiel liest man in Hesekiel 8, wie der Prophet zu den Ältesten Judas spricht, obwohl sie in Babylon sind. Sie hatten dort einen halbautonomen Status im babylonischen Reich.
So wich das Zepter nicht von Judah. Auch die Identität des Stammes blieb erhalten, weil sie als Stamm zusammenblieben.
Wann kam es ganz anders? Das war bei der babylonischen Gefangenschaft nicht der Fall. Obwohl Zedekia die Herrschaft verlor, blieb eine Selbstverwaltung Judas in Babylon bestehen.
Etwas Ähnliches geschah dann nochmals mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nach Christus. Die Römer zerstörten Jerusalem, wie zuvor die Babylonier, und auch den zweiten Tempel. Von da an wurde das jüdische Volk in einem Prozess aus dem Land gerissen und weltweit zerstreut.
In der Folge des Untergangs von Jerusalem wich die Identität und Selbstverwaltung Judas. Das Zepter ging verloren.
Im Judentum war aber klar: Shiloh ist der Messias. Das Zepter von Judah wird nicht weichen, noch wird der Herrscher zwischen seinen Füßen sterben, bis Shiloh kommt. So musste man im Judentum ausrufen: Wehe uns, wenn das Zepter gewichen ist und Shiloh nicht gekommen ist!
Doch er ist gekommen – und zwar genau in den Jahren vor der Zerstörung Jerusalems. Daraus folgt: Der Messias musste vor dem Jahr 70 gekommen sein. Das ist sehr wichtig, wenn man mit orthodoxen Juden spricht, die ebenfalls an den Messias glauben.
Es gibt ein wunderbares Lied, das das Glaubensbekenntnis ausdrückt. Es basiert auf den Formulierungen von Mosche ben Maimon, einem der wichtigsten Rabbiner im Judentum. Das Lied heißt „Animamin“ und ist herzergreifend.
Es heißt: „Ich glaube, dass der Messias kommen wird, und ich glaube ganz fest daran. Auch wenn er sich verzögert, glaube ich, dass er kommen wird.“ Dieses Lied wurde sogar in den Konzentrationslagern in den Gaskammern gesungen.
Ich habe es mit einem Chor begonnen einzuüben. Es gibt dazu eine sehr ergreifende Violinbegleitung und Klavierunterstützung. Das Lied wird gesungen: „Animamin, Dscher Maschiach Javo“ – dass der Messias kommen wird.
Ja, der Messias wird kommen – er muss aber schon gekommen sein! Shiloh ist ja schon längst erschienen.
Tatsächlich ist Jesus Christus gekommen. Er hat über dreihundert Prophezeiungen aus dem Alten Testament erfüllt – und zwar noch vor dem Jahr 70. Er starb im Jahr 32 am Kreuz. Durch seinen Opfertod machte er Ruhe und Frieden mit Gott möglich.
Deshalb ist es wichtig, mit orthodoxen Juden so zu sprechen: Wenn du sagst, ich glaube, dass der Messias kommen wird, dann muss man klarstellen, dass der Messias schon gekommen sein muss. Denn das Zepter ist längst gewichen – und er ist gekommen.
Genau nach der Zeitangabe der 69 Jahrwochen in Daniel 9 kann man berechnen, wann der Messias kommt. Man kommt auf den Einzug Jesu als Fürst nach Jerusalem. Darum geht es in Daniel 9: bis zum Fürsten kann man die Jahrwochen in Tage umrechnen.
Das Ergebnis führt auf den April 32 nach Christus, als Jesus am Palmsonntag in Jerusalem einzog.
Das ist schon eindrücklich.
Und was man dann gleich tun muss – das ist eben wichtig –, wenn man schon so eine überhängende Wand hat, dann muss man sie noch ganz herunterstoßen. Ich meine jetzt mit „überhängender Wand“ den Widerstand gegen das Evangelium. Wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen solche Widerstände. Man muss die überhängende Mauer dann ganz herunterreißen.
Das finden wir bei Maleachi, dem letzten Propheten des Alten Testaments. Lesen wir Maleachi 3, ab Vers 1: „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir bereite, und plötzlich wird er zu seinem Tempel kommen, der Herr, den er sucht, und der Engel des Bundes, den er begehrt.“
Hier wird gesagt, dass plötzlich der Herr zu seinem Tempel kommen wird, den er sucht. Der Herr ist im Alten Testament auch ein Titel für den Messias, einer der vielen Namen für ihn. Der Herr, den ihr sucht, ist also der ersehnte Messias – nicht nur die Sehnsucht der Frauen, sondern die Sehnsucht ganz Israels. Möge der Messias kommen! Diese Sehnsucht wird in dem Lied „Anima Amin“ so herzergreifend ausgedrückt. Ich glaube, dass der Messias kommt – das ist der Herr, den ihr sucht.
Weiter wird er genannt „der Engel des Bundes“. Engel ist das hebräische Wort für Bote, „Malach“, wie in „Malach Adonai“, meistens übersetzt mit „der Engel des Herrn“. Doch wie man in 1. Mose 16 sieht, ist der „Engel des Herrn“ der Herr selbst, also der Ewige. Er ist der Gesandte des Herrn, aber zugleich der Herr selbst. Hier wird dieser Ausdruck „Gesandter des Bundes“ verwendet. Damit wird die Brücke geschlagen, dass der „Engel des Herrn“ im Alten Testament, der der Herr ist, dieselbe Person ist wie der Messias. Und zwar der Messias, der einmal den neuen Bund, das Neue Testament, einführen sollte.
Beim letzten Passahmahl sagt der Herr Jesus, als er den dritten Kelch nimmt: „Dies ist der neue Bund in meinem Blut.“ Das ist der Bote des Bundes, den ihr begehrt – also nochmals der verheißene Messias.
Worauf will ich hinaus? Es heißt hier: „Und plötzlich wird er zu seinem Tempel kommen, der Herr, den ihr sucht.“ Der Messias kommt also zum Tempel in Jerusalem. Aber im Jahr 70 wurde der Tempel zerstört und bis heute, im Juni 2024, nicht wieder aufgebaut.
Alle, die in den vergangenen zweitausend Jahren auf den Messias gewartet haben, vielleicht auch noch in unserer Zeit, wissen, dass im Judentum seit über zweitausend Jahren täglich dreimal dieses Gebet gesprochen wird: „Möge es dein guter Wille sein, dass der Tempel wieder aufgebaut wird in unserer Zeit, in Eile.“ Dieses Gebet wurde über 2000 Jahre lang nicht erhört.
Wenn man aber darauf wartet, dass der Messias kommt, geht das gar nicht, denn er muss ja zum Tempel kommen. Und der Tempel wurde im Jahr 70 zerstört. Das heißt, der Messias musste vor dem Jahr 70 gekommen sein, denn er muss zum Tempel kommen.
Noch etwas Interessantes: In Daniel 9 habe ich schon gesagt, dass man, wenn man diese Jahrwochen umrechnet, genau auf das Jahr 32 nach Christus kommt. Das habe ich an vielen anderen Stellen aufgezeigt. Natürlich kann man sagen, der Tempel muss wieder aufgebaut werden, und darum hat man auch zweitausend Jahre lang gebetet, dass der Tempel wieder aufgebaut wird. Aber man muss diesen Punkt sehen:
In den vergangenen 2000 Jahren sind nach Jesus Christus über 50 Personen aufgetreten, die sagten: „Ich bin der Messias. Die Zeit der Erlösung ist gekommen.“ Und zwar durch alle Jahrhunderte hindurch – angefangen im ersten Jahrhundert, durch die Antike, dann durch das Mittelalter und bis heute. Der letzte falsche Messias war Menachem Mendel Schneerson, ein alter Rabbi aus New York, der inzwischen gestorben ist.
Diese über 50 Personen waren nichts anderes als falsche Messiasse. Sie sind alle zu spät gekommen, denn der Messias hätte noch kommen müssen, bevor das Zepter von Juda weicht. Das ist ein wichtiger Punkt in der Kombination.
Zurück zu Daniel 9: In meinem Buch „Der verheißene Erlöser“ habe ich die Berechnung der Jahrwochen dargestellt, darum wiederhole ich das hier nicht. Es ist nur ein kleiner Exkurs zu 1. Mose 49. Wenn man das durchrechnet, kommt man auf April 32 nach Christus, auf den Messias, den Fürsten, nach Daniel 9,25.
Aber lies, was in Vers 26 steht: „Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Messias weggetan werden und nichts haben, und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein, und bis ans Ende Krieg, fest beschlossenes von Verwüstungen, und er wird einen festen Bund mit den vielen schließen für eine Woche.“
Es geht also darum: Der Messias kommt als Fürst (Vers 25), wird dann getötet und weggetan. Danach wird „das Volk des kommenden Fürsten die Stadt und das Heiligtum zerstören.“
Diese Stelle kann man in jeder Rabbinerbibel nachlesen. Man nennt sie „Mikra'ot“, mit hebräischem Text, aramäischer Übersetzung und den wichtigen Kommentaren aus dem Mittelalter. Die Buchstaben sind je nach Bedeutung groß oder klein gedruckt. Der wichtigste Kommentar ist der von Raschi. Wenn man mit Juden über diese Stelle spricht, sagen sie oft: „Ich muss mal bei Raschi nachschauen.“ Raschi ist ihre Referenz für Bibelauslegung.
Dort steht im Kommentar wiederholt: „Das Volk des kommenden Fürsten wird zerstören.“ Er unterschreibt: „Der Schried am Nagid Habar wird zerstören, das Volk des kommenden Fürsten.“ Und dann kommt sein Kommentar: „Aleihem, hu di dos we ochlosav“, also das ist Titus und seine Mengen, eine Armee.
Jede Rabbinerbibel sagt, dass sich dieser Satz „Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören“ durch Titus erfüllt hat, der im Jahr 70 Jerusalem und den Tempel zerstört hat.
Dann fragt man: „Ja gut, es ist Jahr 70 – was ist vorher?“ Da ist der Messias. Der Messias musste kommen. Shiloh musste kommen, bevor das Zepter vom Stamm Juda weicht. Das ist doch der Hammer!
Bis ins 19. Jahrhundert wurden diese Schriften der Rabbiner in der Judenmission kaum oder sehr wenig benutzt. Deshalb sind auch wenige Juden zum Glauben gekommen. Aber ab dem 19. Jahrhundert hat man entdeckt: „Das ist ja eine Fülle, das müssen wir ausnutzen.“ Seither sind viele Juden im 19., 20. und auch bis heute zum Glauben gekommen. Weltweit gibt es etwa dreihunderttausend bekehrte Juden. Prozentual sind das mehr als bekehrte Schweizer.
Zurück zu 1. Mose 49: „So wunderbar, bis Shiloh kommt.“ Und was wird verheißen? „Und ihm werden die Völker gehorchen.“ Das muss man sich vorstellen: Ab dem Kommen des Herrn Jesus wurde die frohe Botschaft von dem Messias Jesus in Asien, Europa, Afrika und später auch nach Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Australien verbreitet. Alle fünf Kontinente wurden erreicht, und alle Nationen der Welt bis heute. Millionen von Nichtjuden erkannten den Juden Jesus als den Sohn Gottes, den verheißene Erlöser, der Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes. So haben Millionen aus allen Nationen der Welt Shiloh angenommen und sich ihm angeschlossen.
Interessant ist Römer 1, Vers 5, wo Paulus das Evangelium thematisch den Römern vorstellt. Dort spricht er vom Glaubensgehorsam unter allen Nationen. Und das ist es: „Und ihm werden die Völker gehorchen“ – Glaubensgehorsam unter allen Nationen.
So sollte es auch kommen, nach Jesaja 49. Das ist eines der fünf Gottesknechtgedichte über den Messias in Jesaja. In den ersten Versen hört man den Messias sprechen, wie enttäuscht er ist, weil er in Israel so viel Ablehnung erlebt hat. Aber dann kommt die Ermutigung in Vers 6. Lies du, Jesaja 49, Vers 6:
Gott, der Vater, spricht zum Messias: „Ja, es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.“
Auch hier wird gesagt: Nach dieser Enttäuschung, dass viele damals nicht glaubten, dass der Herr Jesus kam, wird es eine große Frucht unter den Nationen geben – und zwar bis an das Ende der Erde.
Dieser Ausdruck kommt sehr oft in der Bibel vor und bezeichnet immer die Teile des Festlandes, die am weitesten von Israel entfernt sind. Nach Sacharja 5,5 heißt es: „Dies ist Jerusalem, ich habe es mitten unter den Nationen gesetzt und Völker um es her.“ Jerusalem liegt genau an der Knotenstelle von Europa, Asien und Afrika.
In Ezechiel 38,39 wird das Land Israel sogar als der Nabel der Erde bezeichnet. Der tiefste Punkt des Planeten ist beim Toten Meer, der Nabel der Erde, am Knotenpunkt der Kontinente. Von dort aus soll das Evangelium zu den Enden der Erde ausgehen.
Das heißt auf der Weltkarte: Ob Australien, Südamerika, Nordamerika oder andere Kontinente – das sind alles die Enden der Erde. Und das Evangelium soll dorthin kommen. Das ist bis heute geschehen.
Er soll das Licht der Nationen sein, die Rettung bis an das Ende der Erde. Bis Shiloh kommt – und ihm werden die Völker gehorchen.
Und dann wird weiter über den Segen des Stammes Judah berichtet. Liest du noch? Er bindet an den Weinstock sein Eselsfohlen und an die Edelrebe das Junge seiner Eselin. Er wäscht im Wein sein Kleid und im Blut der Trauben sein Gewand. Die Augen sind trübe vom Wein und weiß die Zähne von Milch.
Hier wird gesagt, dass der Stamm Judah landwirtschaftlich sehr gesegnet sein soll. Es soll so viele Weinstöcke geben, dass es einem nicht zu schade ist, das Eselsfohlen sogar an einem Weinstock anzubinden. Ja, das Risiko ist groß, dass dabei der Weinstock beschädigt wird. Das wäre natürlich ein finanzieller Verlust, aber das ist in Judah kein Problem.
An die Edelrebe bindet er das Junge seiner Eselin. Das nennt man hyperbolische Rede in der Poesie, wenn etwas mit stark übertriebenen Ausdrücken beschrieben wird. Zum Beispiel, dass ein Kamel eher durch ein Nadelöhr gehen kann als ein Reicher in den Himmel – das ist hyperbolische Rede. Oder in der Bergpredigt, dass man zuerst den Balken aus dem eigenen Auge herausnehmen soll. Natürlich ist das nicht wörtlich gemeint, sondern eine Übertreibung in der Poesie.
Auch hier gibt es so viel Wein in Judah, dass man damit sein Kleid waschen und im Blut der Trauben sein Gewand reinigen kann. Natürlich macht das niemand wirklich, aber es wird hyperbolisch gesagt: Wein ist so reichlich vorhanden, dass man damit sogar Kleider waschen könnte.
Ist das nicht auch eine Anspielung auf den Messias, der von Bosra kommt mit hochroten Kleidern? Ja, dieser Zusammenhang kommt hinzu, aber zunächst bezieht sich die Aussage auf den Segen des Stammes Judah. Tatsächlich, wenn Shiloh ein zweites Mal kommen wird – nicht mehr als Friedensbringer im Sinne von Frieden durch das Kreuz, sondern als Richter, der Frieden durch Gericht bringt und Ordnung in diese Welt bringt – dann liest man davon, wie die Kleider eines Traubenträters rot sein werden. Genau, dieser Zusammenhang besteht ebenfalls.
Weiter wird gesagt: Die Augen sind trübe vom Wein, trübe oder rötlich vom Wein, und die Zähne weiß von Milch. Das bedeutet, man trinkt so viel Milch, dass die Zähne gerade noch weiß von den Milchresten sind. Es ist ein Bild für Überfluss an Milch. Nicht so wie in Rumänien unter Ceausescu, wo man mit einer ärztlichen Vorschrift in die Apotheke gehen musste, um Milch für ein Kind zu bekommen, das unbedingt Milch brauchte. Dort hatten die Menschen keine weißen Zähne von Milch, aber im Stamm Judah ist das anders.
Jetzt ist es ein bisschen schwierig, den Ausdruck „Die Augen sind trübe vom Wein“ zu verstehen. Die Bibel warnt uns sehr eindrücklich und scharf vor Alkoholmissbrauch. Das ist wirklich eine schwere Sünde vor Gott. In den Sprüchen wird deutlich beschrieben, wie schrecklich Alkoholmissbrauch ist.
Aber es ist so, dass sogar moderate Mengen Wein die Tränenflüssigkeit verändern können. Darum können die Augen rötlich werden. Außerdem entzieht Wein dem Körper Wasser. Dieses Wasser wird über die Nieren ausgeschieden, was die Rötung der Augen begünstigt. Zusätzlich führt Wein zur Erweiterung der Blutgefäße, was ebenfalls die Rötung verstärkt.
Es geht hier nicht darum, Alkoholmissbrauch zu preisen, sondern einfach zu sagen, dass der Stamm Judah – und noch heute die jüdischen Berge – für einen ganz besonderen Wein bekannt sind. Das wird hier als Segen für den Stamm Judah ausgedrückt, also als landwirtschaftlicher Segen mit Weinbau und Viehzucht, Milch.
Ja, wir sind mit der Zeit durch. Beim nächsten Mal gehen wir dann mit Sebulon, Issachar und Dan weiter. Dabei werden wir sehen, dass uns die Prophetie über die vergangenen zweitausend Jahre bis in die Endzeit führt, wenn der Antichrist aus dem Stamm Dan kommen wird. Die Prophetie wird dann bis ins tausendjährige Reich weitergeführt, wenn wir diese wunderbaren Segenssprüche in Verbindung mit Joseph betrachten. Hier schließen wir.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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