Einführung in das Kapitel und die Perspektive Jakobs
Also jetzt Kapitel 38, ein Schlüsselkapitel, ein sehr, sehr wichtiges Kapitel in dieser Josefsgeschichte. Es ist ja nicht die Josefsgeschichte, es heißt ja die Tolle Tod Jakobs – vergessen wir das nicht.
Wenn wir diese ganze Geschichte lesen, müssen wir sie aus den Augen Jakobs betrachten. Es steht nicht umsonst dort: Das sind die Tolle Tod Jakobs. Es steht nicht da, das ist die Geschichte Josephs. Nein, das sind die Tolle Tod Jakobs, die Folgegeschichte Jakobs.
Während wir lesen, wollen wir immer versuchen, die Sache aus den Augen Jakobs zu sehen. Jakob ist jetzt zu Hause, ein gebrochener Mann, sein Lieblingssohn vermisst. Durch Betrug hat er den Sohn verloren. Und er hat nicht nur einen Sohn verloren. Hier ist der zweite Sohn, Juda, der sich jetzt vom Vater entfernt.
Der Bruch in der Familie und die Gefahr der Vermischung
Es begab sich zu jener Zeit, dass Juda von seinen Brüdern wegzog und zu einem Mann von Adulam ging, der Hira hieß.
Damals lebten die Söhne bei ihren Vätern, auch wenn sie bereits älter waren. Man blieb zusammen als Familie, als Sippe. Es war selbstverständlich, dass man gemeinsam wohnte.
Hier zeigt sich ein Zeichen für einen Riss in der Familie: Juda verlässt die Familie und geht zu den Kanaanäern. Er beginnt, sich mit ihnen zu vermischen.
Diese Vermischung betrifft nicht nur die Heirat, sondern auch die Aufgabe der Identität. Die Identität dieses Volkes, dieser Familie, die Gott speziell für einen bestimmten Dienst berufen hat, gerät dadurch in Gefahr.
Die Familie begibt sich darauf, ihre eigene Identität aufzugeben und sich mit den Kanaanäern zu vermischen. Alle Brüder sind nun in großer Gefahr, sich im Wesen der Kanaanäer aufzulösen.
Dies geschieht durch die Heirat mit kanaanäischen Frauen, deren Götzenverehrung und andere Bräuche. So verlassen sie schließlich den Gott ihrer Väter.
Dadurch wird auch die Verheißung nicht erfüllt.
Die Frage stellt sich: Wie kann die Einheit der Familie wiederhergestellt werden? Wie kann die Identität der Familie Jakob als Kern für das Volk Gottes bewahrt bleiben und vor Vermischung geschützt werden?
Judäas Fehltritte und die Folgen für die Familie
Der erste Fehler von Judah besteht darin, dass er eine Kanaaniterin heiratet. Sein erster Fehler ist also, dass er sich vom Vater entfernt. Der zweite Fehler besteht darin, dass er sich an eine Kanaaniterin bindet. Der dritte Fehler ist, dass er die Tochter eines Kanaaniters heiratet.
Der Kanaaniter hieß Schur. Judah nahm die Tochter Schurs zur Frau, das heißt, er heiratete sie. Er ging zu ihr, sie wurde schwanger und gebar einen Sohn. Diesen nannte er Eher oder Ger, je nachdem, wie man es übersetzt. Die Hebräer haben einen Knacklaut, das „R“ ist schwer auszusprechen. Manche übersetzen den Namen einfach mit „Ger“, was „Wächter“ bedeutet.
Judah lebt nach dem Lustprinzip und vermischt sich mit der Welt. Seine Söhne denken kananitisch, was nicht verwunderlich ist. Jedenfalls bekommt er noch zwei weitere Söhne. Die Frau wird erneut schwanger und gebärt einen Sohn, den sie Onan nennt. Onan wird je nach Interpretation als „der Kräftige“ oder „der Boshafte“ bezeichnet.
Schließlich gebiert sie wieder einen Sohn, den sie Schela nennt. Schela bedeutet „der Sorglose“ oder „der Ruhige“. Als sie ihn gebar, war Judah in Kessiv. Das wird hier so dargestellt, als ob er während der Geburt nicht anwesend war. Während die Frau und das Kind geboren werden, ist er also nicht da. Vielleicht zeigt er kein großes Interesse an seiner Familie. Die Arbeit und der Beruf sind ihm wichtiger.
Wie dem auch sei: Judah ist ein schlechtes Vorbild, und seine Kinder geraten nicht gut.
Die Tragödie um Er und Onan und Judahs Unverständnis
Judah nahm seinem Sohn Er, dem Erstgeborenen, eine Frau, die hieß Tama. Tama bedeutet „die Palme“. Er, der erstgeborene Sohn Judas, war böse in den Augen des Herrn. Deshalb ließ der Herr ihn sterben.
Nun erfährt Judah, was es bedeutet, einen Sohn zu verlieren – den erstgeborenen Sohn. Doch Judah versteht die Sprache Gottes nicht ganz. Er erkennt zwar, dass sein Sohn böse war, doch offenbar nicht vollständig. Später gibt er der Tama die Schuld daran.
Er denkt sich, Tama werde dann die Frau des nächsten Sohnes, so wie es bei den Juden üblich ist, in der sogenannten Leviratsehe. Das bedeutet: Stirbt ein Mann, soll der Bruder des Verstorbenen die Frau heiraten. Der erste Sohn aus dieser Ehe gilt dann als Nachkomme des verstorbenen Bruders.
Judah sprach zu Onan: „Geh zur Frau deines Bruders und vollziehe mit ihr die Schwagerehe, die Leviratsehe, damit du deinem Bruder Nachkommen verschaffst.“ Aber Onan wusste, dass der Samen nicht sein eigener sein sollte. Deshalb ließ er ihn auf die Erde fallen und verderben, wenn er zur Frau seines Bruders einging, damit er seinem Bruder keinen Nachkommen schenkte.
Onan wusste genau, dass der erste Sohn sozusagen nicht ihm gehören würde, sondern als Sohn des verstorbenen Bruders galt. Das gefiel ihm nicht, deshalb verweigerte er die Nachkommenschaft. Pech gehabt für ihn.
Das, was Onan tat, war böse in den Augen des Herrn, und auch ihn ließ der Herr sterben. Nun verliert Judah seinen zweiten Sohn. Das schmerzt ihn sehr – die Söhne nach der Reihe zu verlieren.
Er denkt sich: „Ich gebe Tama dem ersten Sohn, er stirbt. Ich gebe Tama dem zweiten Sohn, er stirbt auch. Jetzt soll ich sie dem dritten Sohn geben, und er stirbt dann auch? Nein, das mache ich nicht.“ Für ihn ist Tama schuld, das ist der abergläubische Kern seiner Gedanken. Tama trägt irgendwie ein böses Omen, und alle, die sie heiraten, sterben.
Judah versteht die Sprache Gottes nicht. Gott züchtigt hier die Söhne. Ihm ist jedenfalls klar, dass der dritte Sohn Tama nicht bekommen soll. Der dritte Sohn ist der Einzige, der ihm noch übrig bleibt – der Jüngste, der Liebling des Vaters.
Dann sagt er zu Tama: „Geh ins Haus deines Vaters, bleib Witwe im Haus deines Vaters, bis mein Sohn Scheler groß ist.“ Denn er dachte sich, damit soll nicht auch der dritte Sohn sterben wie seine Brüder. Nein, den gebe ich nicht her.
Doch er tut so, als sei er fromm. „Geh ins Haus deines Vaters, und wenn Scheler groß ist, dann bekommst du ihn.“ Natürlich wollte er ihn nicht geben. Das war unehrlich, eine Lüge.
Judah versteht die Sprache Gottes nicht. Der Herr meint dich, Judah. Es geht darum, dass Judah erkennt, dass sein Weg nicht in Ordnung ist.
Judahs eigene Erfahrung mit Verlust und die Haltung seiner Söhne
Aber Judah erlebt genau dasselbe, was er über seinen Vater gedacht hat. Judah hatte gedacht: Was kümmert mich das Elend meines Vaters? Was kümmern mich die Tränen meines Vaters wegen Joseph? Es geschieht ihm ja recht.
Jetzt muss er selbst erfahren, was es heißt, Kinder zu verlieren. Seine Söhne denken genauso wie Judah: Was kümmert uns der Vater? Onan sollte Tamar Nachkommen schenken. Was kümmert ihn der Vater? Ich tue, was mir passt.
Diese Haltung setzt sich in der nächsten Generation fort. Der Vater ist nicht wichtig, die Gefühle des Vaters sind nicht wichtig, und Gehorsam erst recht nicht. Judah klammert sich an seinen letzten Sohn, sozusagen den Einzigen, den er noch hat: den Schela. Und Schela soll Tamar nicht bekommen.
Als nun viele Tage vergingen, starb auch Judas Frau. Jetzt sind drei Tote in der Familie Judah, und Judah versteht immer noch nicht die Worte Gottes. Judah wird hier von Gott geprüft und gezüchtigt. Er sollte erkennen, dass es so nicht weitergehen kann. Er sollte verstehen, was es bedeutet, nacheinander Kinder zu verlieren. Nun verliert er auch seine Frau.
Tamar nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand
Na ja, wenn ich keine Frau mehr habe, dann gehe ich zur Hure – und nicht nur einmal. Tamar kennt mittlerweile die Gewohnheiten von Judah sehr gut.
Als viele Tage vergangen waren, starb Judas Frau, die Tochter des Schur. Nachdem Judah ausgetrauert hatte, ging er zu seinen Schafscheren hinauf nach Timna. Dort gibt es immer ein großes Fest beim Schafscheren. Er und Hira, sein Freund aus Dann, wurden von Tamar informiert: „Siehe, dein Schwiegervater geht hinauf nach Timna, um seine Schafe zu scheren.“
Daraufhin legte sie die Kleider ihrer Witwenschaft ab, bedeckte sich mit einem Schleier und verhüllte sich. Sie setzte sich vor das Tor von Enaim an den Weg nach Timna, denn sie sah, dass Scheler groß geworden war und dass sie ihm nicht zur Frau gegeben worden war.
Sie verkleidete sich als Hure – und sie wusste, dass das funktionieren würde. An solchen Festtagen klappt das auf jeden Fall bei ihnen. Judah lebt auch nach dem Prinzip der Lust. Er hat weder seine Familie wirklich regiert, noch kann er sich selbst beherrschen.
Sollte Judah einmal regieren? Wenn Judah regieren soll, dann hat er noch einen weiten Weg vor sich. Gottes Ziel mit dem Menschen war: Du sollst herrschen. Du sollst herrschen – und das erste, worüber man herrschen soll, ist über sich selbst.
Hier kommt die Geschichte mit dem Ziegenbock ins Spiel. Ziegenböcke im ersten Buch Mose sind ein interessantes Thema.
Tamar und Judah: Die Begegnung am Weg
Sie legte ihre Kleider der Witwenschaft ab, bedeckte sich mit einem Schleier und verhüllte ihr Gesicht. Dann setzte sie sich vor das Tor von Nahem, an dem Weg nach Timna. Sie sah, dass Scheler groß geworden war und dass sie ihm nicht zur Frau gegeben worden war.
Judah sah sie und meinte, sie wäre eine Hure, denn sie hatte ihr Angesicht bedeckt. Offenbar hatten sich die Huren verschleiert. Er bog zu ihr am Wege ab und sprach: „Lass mich doch zu dir eingehen.“ Er wusste jedoch nicht, dass es seine Schwiegertochter war.
Sie antwortete: „Was willst du mir geben, dass du zu mir eingehst?“ Er sprach: „Ich will dir einen Ziegenbock von der Herde schicken.“ Sie entgegnete: „So gib mir einen Pfand, bis du ihn schickst.“
Er fragte: „Was soll ich dir als Pfand geben?“ Sie antwortete: „Deinen Siegelring und die Schnur, an der dieser Siegelring hängt, die hat man, glaube ich, wahrscheinlich um den Hals getragen. Deinen Siegelring, deine Schnur und deinen Stab, den du in der Hand hast.“
Ein Ring ist für einen Herrscher etwas Wichtiges. Zum Beispiel sehen wir das beim Pharao: Er hat Joseph, dem Verwalter, später einen speziellen Ring gegeben. Das war ein Siegelring, mit dem man sozusagen unterschrieb. Man drückte den Siegelring auf Wachs oder Ähnliches, um zu versiegeln.
Ein solcher Ring ist für einen Herrscher sehr bedeutend. Für einen ganz normalen Menschen wie Judah, der kein Herrscher ist, ist ein Siegelring jedoch nicht so wichtig. Ein Stab ist für einen König sehr wichtig, sogar ein Zeichen seiner Herrschaft. Für einen normalen Menschen wie Judah hat er weniger Bedeutung.
Der Stab ist für einen Herrscher ein Zeichen seiner Macht und viel mehr wert als ein Ziegenbock. Auch der Siegelring ist mehr wert als ein Ziegenbock. Dennoch war es ein gutes Pfand für Tamar.
Da gab er es ihr. Er kam zu ihr, und sie wurde schwanger von ihm.
Sie wurde schwanger von ihm, machte sich auf, ging hin und legte ihren Schleier ab. Dann zog sie die Kleider ihrer Witwenschaft wieder an.
Judahs Versuch, seine Schuld zu vertuschen
Judah will seine Schuld begleichen, aber er geht nicht selbst. Das ist ihm zu umständlich. Stattdessen schickt er seinen Freund Hira, einen alten Bekannten, um das Geld für die ganze Angelegenheit mit der Hure zu bezahlen.
Hira geht also in die Stadt und fragt: „Wo ist denn die Hure?“ Man kann sich das schon vorstellen, oder? „Hure? Hure? Wir haben hier keine Hure.“ Hira sagt: „Ich muss etwas bezahlen.“ Die Leute fragen: „Was bezahlen?“ Hira antwortet: „Nicht für mich, sondern für Herrn Judah.“ Daraufhin heißt es: „Ach so, für Herrn Judah. In ganz Italien gibt es keine Hure.“ Sehr peinlich für Judah.
Hira kehrt zu Judah zurück und berichtet: „Ich habe sie nicht gefunden. Auch die Leute hier sagen, es sei keine Hure da gewesen.“ Judah sagt daraufhin: „Sie mag es behalten. Hauptsache, wir geraten nicht in Verruf.“ Doch das ist schon zu spät.
Dann sagt Judah: „Siehe, ich habe dieses Böcklein geschickt, und du hast sie nicht gefunden.“ Ein Ziegenböcklein – er verliert seinen Ruf, welch eine Schmach für ihn. Damals hatte er mit einem Ziegenböcklein gedeckt und dachte, die Sache sei damit erledigt. Doch das war nicht so.
Hier versucht er erneut, seine Schuld mit einem Ziegenböcklein zu begleichen. Er meint, jetzt sei alles in Ordnung, wenn die Hure nicht da ist. Aber das stimmt nicht. Die Sache geht weiter.
Die öffentliche Anklage und Judahs Erkenntnis
Jetzt, nach drei Monaten, hört man, dass die Schwiegertochter Tama Hurerei begangen hat. Und siehe da, sie ist von dieser Hurerei schwanger geworden, wird ihm berichtet. Judah sagt: „Was? Meine Schwiegertochter begeht Hurerei?“ Daraufhin führt er sie hinaus, damit sie verbrannt wird.
Das ist die Höchststrafe. Man könnte jemanden auch auf andere Weise töten, aber Verbrennen ist eine öffentliche Hinrichtung. Das ist eine sehr ernste Sache. Hier wird also eine sehr harte Strafe für Hurerei verhängt. Sie wird hinausgeführt, um verbrannt zu werden.
Als sie hinausgeführt wird, schickt sie zu ihrem Schwiegervater und sagt: „Ich bin von dem Mann schwanger, dem dieses gehört.“ Sie zeigt ihm den Siegelring, die Schnur und den Stab. Man kann sich vorstellen, dass bei einer öffentlichen Verbrennung nicht nur zwei oder drei Leute anwesend sind, sondern wahrscheinlich die ganze Stadt.
Judah erkennt diese Dinge und sagt: „Sie ist gerechter als ich.“ Jetzt versteht er die Sprache Gottes. Er hat nicht nur die Frau und die zwei Söhne verloren, sondern auch seinen schlechten Ruf im Dorf. Jetzt ist auch bekannt geworden, dass er bei der Hure war.
Doch das Schlimmste ist nicht nur das. Das Schlimme ist, dass er dem Schäler die Frau versprochen hatte, sie aber nicht gegeben hat. Er bekennt sich öffentlich: „Sie ist gerechter als ich, denn ich habe sie nicht meinem Sohn Scheler gegeben.“ Von da an erkannte er sie nicht mehr an.
Judahs Buße und der erste Schritt zur Wiederherstellung
Zwei Dinge sehen wir hier: Er kennt das eine, seine Schuld, und das zweite ist, dass er lernt, sich selbst zu beherrschen. Er erkannte sie von nun an nicht mehr. Er lebt nicht mehr nach dem Lustprinzip.
Jetzt ist etwas in Judah geschehen, in dem Luder. Er tut offensichtlich Buße, geht zu keiner anderen Frau mehr und auch zu keiner Hure. Er lernt, seine Fleischeslust zu überwinden.
Das ist hier der erste Schritt zur Wiederherstellung für Judah. Gott hat etwas mit Judah vor. Durch Judah soll eines Tages der Messias kommen.
Am Ende von 1. Mose, in Kapitel 49, lesen wir in Vers 10: „Es soll das Zepter von Judah nicht weichen, der Stab nicht von seinen Füßen weichen, bis der Shiloh kommt, und ihm werden die Völker gehorchen.“
Judah hat einen Stab, einen Herrscherstab. Solange Judah selbst nicht König ist, ist der Stab vielleicht nicht wichtig. Sobald er aber König ist, wird der Stab sehr wichtig.
Also lernt Judah hier zum ersten Mal, seine Schuld in Bezug auf die Tama zu erkennen. Gleichzeitig lernt er, sich selbst zu überwinden und zu beherrschen.
Die Geburt der Zwillinge und ihre Bedeutung
Und als Tama gebären sollte, siehe, da waren Zwillinge in ihrem Leib.
Als sie gebar, kam zuerst eine Hand heraus. Die Hebamme nahm einen roten Faden und band ihn darum. Sie sprach: „Der ist zuerst herausgekommen.“
Als der Erste seine Hand wieder hineinzog, kam sein Bruder heraus. Die Hebamme fragte: „Warum hast du für dich einen Riss gerissen?“
Man nannte den Erstgeborenen Peres, das heißt „Riss“. Danach kam sein Bruder heraus, der den roten Faden an seiner Hand hatte. Man nannte ihn Serach, das heißt „Lichtglanz“.
So waren es Zwillinge: Der eine heißt Riss, der andere Lichtglanz. Der Messias kommt später durch den Riss, denn Peres wird der Vorfahr des Messias sein, nicht Serach.
Peres, Serach, der Lichtglanz, kündigt an, dass es wieder Licht gibt. Doch der Messias kommt durch Peres. Aus dem Kind des Risses stammt schließlich der Messias.
Tama wird somit die Vorfahrin des Messias und erscheint später im Geschlechtsregister des Messias.
Die Bedeutung von Tamar und Gottes Gnade
Was ist die ganze Bedeutung dieser Geschichte? Warum ist sie so wichtig, und was bedeutet die Tamar, eine Heidin?
Wir lesen im Buch Ruth, und auch im Buch Ruth Kapitel 4, Vers 11 und 12, wird von Tamar gesprochen. Dort heißt es: Ruth hat Boas geheiratet, und es wird gesagt: „Ja, wir machen die Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und wie Lea, die beide das Haus Israel gebaut haben. Du wirst mächtig sein in Ephratha, in Bethlehem, und einen Namen stiften in Bethlehem. Von dem Samen, den Jahwe dir von dieser jungen Frau gegeben wird, wird dein Haus sein wie das Haus des Peretz, den Tamar dem Judah geboren hat.“
Der Peretz hat auch eine lange Ahnenreihe, übrigens in Kapitel 4, Vers 18. Dort steht: „Dies sind die Ahnen des Peretz.“ Was ist aus Peretz hervorgegangen? Peretz zeugte Hetzron, Hetzron zeugte Ram, Ram zeugte Aminadab, Aminadab zeugte Nachschon, Nachschon zeugte Salmon, Salmon zeugte Boas, Boas zeugte Obed, Obed zeugte Isai, und Isai zeugte David, den König. Aus David, dem Herrscher, kommt der Messias.
Was ist die Bedeutung von Tamar? Stellen wir uns einmal vor, was gewesen wäre, wenn Tamar nicht gewesen wäre, wenn diese beharrliche Heidin nicht gewesen wäre. Was wäre mit dem Stab und dem Ring aus dem Hause Juda passiert? Was wäre mit dem Zepter aus dem Hause Juda geschehen?
Es wäre keine Tamar gewesen, und das Zepter wäre vielleicht verloren gegangen. Doch eigentlich ist es ein ähnliches Gräuel wie das von Ruth. Ja, es war Hurerei, es war Hurerei. Wir wollen Tamar nicht verteidigen, es geht nicht um ihre Ethik. Sie ist eine Heidin, und doch ist sie eine Heilung.
Es geht um Folgendes: Gott hat Tamar verwendet und auch in den Ahnenreihen aufgenommen. Diese Frau, die aus Not zu diesem Mittel gegriffen hat – das war natürlich nicht das richtige Mittel –, aber Gott hat es doch verwendet. Er nennt sie mit Namen in der Geschlechtslinie von Jesus Christus. Das ist etwas Besonderes.
Wir entschuldigen keine Hurerei, natürlich nicht. Aber was ist die tiefere Bedeutung dieser Geschichte? Das Zepter soll nicht aus dem Hause Juda weichen. Hier wäre es fast verloren gegangen durch die Hurerei von Juda.
Das Zepter, der Stab, und damit das Königtum, wären verloren gewesen. Juda war für das Königtum bestimmt, doch er interessierte sich nicht dafür. Er interessierte sich nur für seine Lust. „Hier und jetzt“ wollte er Lust haben.
Am Ende findet man das Zepter Judas im Haus einer Heidin, im Haus Tamar, und den Siegelring, das Zeichen der königlichen Verwaltung, ebenfalls in den Händen dieser Heidin. Durch sie wird der Same erhalten.
Dieser Same, der dann schließlich aus Juda und Tamar hervorgeht, ist Peretz. Aus Peretz geht es weiter bis zu David und schließlich bis zum Messias.
Es ist für uns nicht ganz verständlich, wie Gott so etwas zulassen kann. Man könnte meinen, man sollte die Kinder verfluchen, weil sie aus einer Hure stammen. Doch nein. Hätte Gott nichts gesagt, hätte man Tamar verbrannt.
Aber Tamar zeigte den Stab, und Juda konnte nicht mehr anders. Er machte es öffentlich bekannt, und so wurde er fähig, ein Herrscher zu werden.
Zeitlicher Rahmen und die Entwicklung der Familie
Das spielt sich in der Zeit ab, in der Joseph in Ägypten war. Joseph war dort mindestens 20 bis 25 Jahre, oder? Wie lange genau war Joseph in Ägypten, bis seine Brüder kamen?
Joseph kam mit 17 Jahren nach Ägypten. Als er 30 wurde, waren also 13 Jahre vergangen. Danach kamen noch sieben Jahre der Fülle, also sieben reiche Jahre, die auf den Traum des Pharaos folgten. Joseph war zu diesem Zeitpunkt bereits der Erhöhte, der Zweithöchste im Land. Das bedeutet, wir haben hier insgesamt 20 Jahre.
Dann begannen die Hungersnotjahre. Zum Zeitpunkt, als die Hungersnot begann, waren diese Jahre gerade erst angebrochen. Die Hungersnot wird ab Kapitel 42 beschrieben, nicht Kapitel 40, wie manchmal angenommen wird. Das heißt, wir haben hier genau diese 20 Jahre, die vergangen sind. Es können nicht 25 Jahre sein, ich habe mich da geirrt. Zweiundzwanzig Jahre könnten höchstens vergangen sein, vielleicht auch einundzwanzig Jahre. Im ersten Jahr der Hungersnot kamen die Brüder bereits nach Ägypten.
Judah ging dann zurück zu seinem Vater. Das ist ein wichtiges Detail: Judah erkannte, dass er wieder zu seinem Vater zurückkehren sollte. Wenn er später wieder auftaucht, finden wir ihn beim Vater. Er muss also tatsächlich zurückgegangen sein. Das steht im Anfang von Kapitel 42, Vers 3: „So zogen zehn Brüder Josephs hinab.“ Zehn Brüder, das bedeutet, Judah war dabei, denn Benjamin blieb ja zu Hause. Es blieben also immer zehn Brüder übrig. Das heißt, Judah war auch schon bei der ersten Reise dabei.
In diesem Fall waren 22 Jahre vergangen, beziehungsweise 21 Jahre. Danach verging noch ein Jahr, und es war das zweite Jahr der Hungersnot. Nein, das dritte Jahr der Hungersnot. Im dritten Jahr der Hungersnot kam Jakob schließlich zu Joseph. Das heißt, im besten Fall haben wir hier 22 Jahre insgesamt.
In diesen 22 Jahren konnte all das passieren. Joseph hat sehr früh geheiratet. Seine Kinder mussten ebenfalls jung geheiratet haben, damit sich das zeitlich ausgeht. Das passt von der Grundlage her. Joseph hat im Vergleich zu seinem Vater sehr jung geheiratet, und seine Brüder waren noch jünger.
Übrigens haben auch die beiden Brüder geheiratet, das erfahren wir später. Sie hatten alle Kinder. Sie bildeten fast ein Volk von siebzig Personen, knapp siebzig Seelen, die dann nach Ägypten zogen. Das steht in Kapitel 47, wenn ich mich nicht irre. Dort wird gesagt, dass sie alle bereits Familien hatten, als sie hinunterzogen.
Das heißt, in diesen 20 bis 22 Jahren haben sie alle geheiratet. Natürlich haben sie keine Frauen aus Ägypten oder anderen fremden Völkern geheiratet. Denn das wäre eine Gefahr für Gottes Volk gewesen. Wenn sie alle Kanaaniterinnen geheiratet hätten, bestünde die Gefahr, dass sich das ganze Volk mit den kanaanitischen Wesen vermischt und auflöst.
Gottes Bewahrung des Volkes und Judas Rolle
Was macht Gott jetzt, um sein Volk zu bewahren, um den Kern des Volkes zu erhalten, damit sie sich nicht unter die Kanaaniter auflösen?
Juda hat sich selbst nie um seinen Vater gekümmert. Er erlebt, dass seine Kinder sich nicht um ihn kümmern. Auch Judah hat sich nicht um seine Nachkommenschaft, um den Samen und um die Verheißung gekümmert. Offensichtlich war ihm das ganz aus der Erinnerung geraten. Es war für ihn überhaupt nicht mehr wichtig, dass es einmal eine Verheißung gab, von einem Samen, aus dem sogar Könige hervorgehen sollten.
Er verhielt sich so, als wäre das alles bedeutungslos. Er heiratete einfach irgendeine Kanaaniterin. Gott hat etwas Besonderes mit Judah vor, aber so, wie Judah jetzt ist, kann Gott ihn nicht gebrauchen. Ein Judah, der sich nicht um seinen Vater kümmert, ein Judah, der sich selbst nicht beherrschen kann – wie soll der jemals herrschen? Ein Judah, der bereit ist, seinen Siegelring und seinen Stab für einen Moment der Lust aufzugeben und damit seine ganze Zukunft.
Gott führt Judah jetzt in eine Situation, in der er öffentlich Buße tut – vor der ganzen Stadt, offensichtlich. Was wir dann erfahren, ist, dass er zum Vater zurückgekehrt ist, wahrscheinlich zusammen mit Thamar und diesen zwei Kindern und mit dem Siegelring. Wir nehmen an, dass Thamar diesen Herrscherstab Judas bewahrt hat.
Thamar wird im Geschlechtsregister Jesu Christi erwähnt. Sie ist eine besondere Frau. Das zeigt natürlich auch die Gnade Gottes. Das Geschlechtsregister Jesu Christi in Matthäus 1 erwähnt vier Frauen. Diese vier Frauen zeigen alle die Gnade Gottes.
Die eine ist eine Moabiterin, Ruth. Eine andere ist eine Frau aus Jericho, Rahab. Dann ist da Thamar, eine Kanaaniterin, und die vierte ist die Frau des Uria, des Hethiters. Die Hethiter waren ebenfalls Kanaaniter. Von der Herkunft der vierten Frau weiß man nicht genau, woher sie stammt, vielleicht war sie Jüdin.
Trotzdem werden alle vier Frauen erwähnt, und alle haben irgendwie eine schwierige Vergangenheit. Rahab war eine Hure, Ruth hatte auch keine einfache Vergangenheit, und Thamar hat Hurerei getrieben mit ihrem Schwiegervater Judah. Hier sieht man die Gnade Gottes. Solche Menschen sind im Geschlechtsregister Jesu Christi. Da passen wir auch dazu, oder? Als geistliche Nachkommen.
Gott ist ein Gott der Gnade, der Menschen wie uns in seine Familie aufnimmt. Wir sind in seine Familie aufgenommen, zusammen mit den anderen.
Es war natürlich unangenehm, beim Vater zu wohnen, wenn der Vater die ganze Zeit Josef nachtrauert und du derjenige bist, der schuld ist, dass Josef jetzt in Ägypten ist.
Die Bedeutung der Geschichte von Judah innerhalb der Josefsgeschichte
Die Geschichte von Juda ist keineswegs ein bloßes Anhängsel, das man einfach zwischen die Geschichte von Josef einfügt, ohne zu wissen, warum das Ganze wichtig ist. Im Gegenteil: Juda spielt eine sehr wichtige Rolle in der Folge. Er wird nicht nur einmal erwähnt, sondern taucht an entscheidenden Stellen immer wieder auf.
Josef musste unschuldig leiden und wird dadurch zu einem Prototypen für den Herrn Jesus. Ebenso muss Juda an einen Punkt kommen, an dem er bereit ist, stellvertretend für seine Brüder zu leiden. Auch er wird so zu einem Prototypen für den Herrn Jesus. Oft sprechen wir von Josef als Prototypen für Jesus, doch wir dürfen nicht vergessen, dass auch Juda eine solche Rolle einnimmt. Das ist ganz deutlich erkennbar.
Aus der Familie Jakobs sind zwei Personen für alle Zeiten äußerst wichtig: Josef und Juda. Josef erhält das Erstgeburtsrecht, während Juda den Herrscherstab, also das Königtum, bekommt. Später wird das Volk Israel in zwei Reiche aufgeteilt, die nach diesen beiden benannt sind: das Nordreich heißt Josef oder nach seinem Sohn Ephraim, und das Südreich heißt Juda.
Josef spielt also eine wichtige Rolle im Tod Jakobs. Die beiden, Josef als Erstgeborener und Juda als König, sind von großer Bedeutung. Sehr oft wird das Nordreich Ephraim genannt, manchmal aber auch Josef. Zum Beispiel kommt Josef auch in Offenbarung 7 vor. Ephraim und Manasse sind die beiden Söhne Josefs.
Jakob adoptiert diese beiden Söhne von Josef als seine eigenen Kinder, wie wir in Kapitel 48 erfahren. Dadurch hat Jakob dreizehn Stämme, nicht zwölf, was interessant ist, da wir oft von zwölf Stämmen sprechen. Es gibt einundzwanzig Stammeslisten, in denen diese zwölf oder dreizehn Stämme aufgeführt werden. Keine zwei Listen sind gleich. Ich habe sie einmal alle auf dem Computer zusammengetragen. Sie unterscheiden sich in der Reihenfolge, den Namen und auch darin, dass manchmal ein Stamm fehlt.
Levi zum Beispiel bekam keinen Erbteil, also kein Land. Manchmal wird Josef genannt, manchmal Ephraim. Auch Manasse taucht manchmal als eigener Stamm auf, manchmal fehlt er. Später wird Manasse in zwei Hälften geteilt: Halb-Manasse diesseits und Halb-Manasse jenseits des Jordans.
Das Nordreich, das nach der Spaltung entstand, heißt Israel, während das Südreich Juda heißt. Statt des Namens Nordreich Israel wird es auch oft Ephraim genannt, zum Beispiel im Buch Hosea.
In Hosea 11,3 heißt es: „Als Israel jung war...“ und in Vers 1: „Ich liebte ihn, und aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.“ Dort wird Ephraim als Synonym für Nordisrael verwendet. In Vers 8 heißt es: „Wie sollte ich dich hingeben, Ephraim, dich überliefern, Israel?“ Hier stehen Ephraim und Israel synonym.
Hosea predigt im Nordreich, und im Buch kommen Ephraim und Israel oft synonym vor. Zum Beispiel in Hosea 9, Vers 9: „Nicht will ich ausführen die Glut meines Zornes, nicht wiederum Ephraim verderben.“ Im Buch Hosea gibt es mindestens 30 bis 40 Vorkommen von Ephraim.
Auch im Buch Sacharja kommt Ephraim vor. In Sacharja 9, Vers 10 heißt es: „Ich werde die Wagen ausrotten aus Ephraim.“ In Vers 13 und 10, Vers 7 wird Ephraim ebenfalls erwähnt: „Ich habe mir Juda gespannt und den Bogen mit Ephraim gefüllt.“ Ephraim wird als Held beschrieben.
Joseph als Stamm wird ebenfalls erwähnt, zum Beispiel in Hesekiel 37, Vers 16: „Für Josef, Holz Ephraims und des Hauses Israel, seine Gefährten.“ Auch in Offenbarung 7, Vers 8 wird Joseph genannt, wo die Stämme aufgeführt werden.
In Psalm 80, Vers 2 heißt es: „Hirte Israels, nimm zu Ohren, der du Joseph leitest wie Schafe.“ Hier steht Joseph als Synonym für das Volk Israel. Psalm 81, Vers 6 erwähnt ebenfalls Joseph als ein Zeugnis für Israel: „Als Zeugnis setzte er es ein in Joseph, als er auszog über das Land Ägypten.“
Joseph oder Ephraim stehen für die Nachkommen, die flächenmäßig die besten Gebiete hatten. Wahrscheinlich hängt das mit dem Erstgeburtsrecht zusammen, das Josef erhalten hat. Dieses Erstgeburtsrecht geht dann weiter auf seine Söhne Ephraim und Manasse über. Ephraim wird vor Manasse gesetzt und ist somit der entscheidende Stamm. Deshalb steht der Erstgeborene hier für die ganze Gruppe, in diesem Fall für die zehn Stämme.
Ruben wird nur noch kurz erwähnt als Erstgeborener in 1. Chronik 5, Vers 1. Dort heißt es, dass Ruben zwar der Erstgeborene Israels war, aber weil er das Lager seines Vaters entweiht hatte, wurde sein Erstgeburtsrecht den Söhnen Josefs gegeben. Ruben wird daher nicht nach der Erstgeburt verzeichnet, denn Juda hatte die Oberhand und das Königtum unter seinen Brüdern. Der Fürst kommt aus ihm, aber das Erstgeburtsrecht wurde Josef zuteil (1. Chronik 5,1-2).
Stammeslisten und ihre Variationen
Gibt es eine Aufzählung, in der alle dreizehn Stämme zusammen genannt werden? Ja, ich muss jetzt gerade schnell etwas nachschauen. Ich habe mir all diese Listen herausgeschrieben, in der Stelligkeit. Ich finde hier die 21 Stämme bei Hesekiel 48.
Also, wir haben hier eine Datei, die ich weitergeben kann, wer sich dafür interessiert. Es sind 21, nein mehr, 18, 19, 21, 24 Mal, in denen alle dreizehn genannt werden. In Hesekiel 48 sind es Asarja, Manasse, Ephraim, Ruben, Juda, Levi, Benjamin, Simeon, Issachar, Sebulon und Gad – das sind dreizehn. Joseph steht dabei für Manasse und Ephraim.
In Hesekiel 48 sind es genau genommen vierzehn, aber anstelle von Joseph stehen die zwei Enkel. Manchmal wird Joseph anstelle von Ephraim genannt. Joseph verschwindet eigentlich, weil Ephraim und Manasse hier vertreten sind. Damit Joseph aber nicht ganz verschwindet, wird sein Name manchmal an die Stelle des Erstgeborenen gesetzt, jedoch niemals an die Stelle von Manasse.
Was diese Listen betrifft, haben wir zum Beispiel eine Liste in 4. Mose 34, wo zweimal zwei Stämme fehlen. Dort fehlen Ruben und Gad, weil sie jenseits des Jordans wohnen. In 5. Mose 33 fehlen Simeon. In 5. Mose 33 werden zwölf Stämme aufgeführt, aber Simeon fehlt, was recht eigenartig ist. Es werden dort tatsächlich nur elf Stämme genannt, weil Josef für beide, Ephraim und Manasse, steht. Somit fehlen Simeon und es sind nur elf Stämme.
Zum Beispiel in 1. Chronik 2 bis 8, wo die Geschlechtsregister aufgeführt sind, werden Dan und Sebulon nicht genannt, aus irgendeinem Grund. In 1. Chronik 6 fehlt Dan ebenfalls, und in Offenbarung 7 fehlt auch Dan. Aber im Tausendjährigen Reich sind alle dreizehn Stämme genannt, wie in Hesekiel 48.
Ich möchte damit nur sagen, dass die Reihenfolge immer unterschiedlich ist. Ich glaube nicht, dass es einen besonderen Grund dafür gibt. Manche wollen da alles Mögliche hineininterpretieren, ich glaube das nicht. Manche sagen, Dan falle deshalb aus, weil er im Götzendienst abgefallen sei. Aber in Hesekiel 48 steht Dan an erster Stelle, also dort, wo das Tausendjährige Reich beschrieben wird.
Man kann also nicht sagen, Dan fehle deshalb in der Offenbarung, aber in Hesekiel 48 sei er wieder aufgenommen worden. Warum das so ist, kann ich nicht genau sagen. Ich messe dem nicht so große Bedeutung bei, weil häufig Stämme fehlen. Man will ja die Zwölfzahl erhalten. Wenn man aber Ephraim und Manasse einzeln zählt, hat man keine Zwölfzahl mehr.
Bei den Aposteln ist es ähnlich. Eigentlich gibt es dreizehn Apostel. Wie kann man die Zwölfzahl erhalten, wenn es dreizehn Apostel sind? Paulus wird vielleicht in der Offenbarung nicht gezählt, ich weiß es nicht. Dort heißt es die Zwölf Apostel. Matthias ist der Ersatz für Judas, das wird in Apostelgeschichte 1 ganz klar gesagt.
Er bleibt also dabei. Gut, ich bin jetzt ein wenig vom Thema abgekommen, aber wer sich dafür interessiert, kann ich die Listen mit den Stammesaufzählungen geben.
Wir müssen jetzt aber weitermachen mit Kapitel 39.
Judahs Nachkommenschaft und der Übergang zu Kapitel 39
Übrigens hat Juda keine weiteren Söhne. Von ihm wird nur noch Schela, von Peres und von Serach berichtet. Das bedeutet, Juda hat nicht erneut geheiratet und keine weiteren Kinder gezeugt. Das war das Ende seiner Nachkommenschaft.
In 4. Mose 26,20 werden die Geschlechter Judas aufgezählt: von Schela die Schelachiter, von Peres die Parziter und von Serach die Serachiter. Das sind die drei Söhne; weitere sind nicht genannt.
Wir gehen nun zu Kapitel 39.
Josephs Charakter und Treue in der Fremde
Der junge Joseph war der einzige von den Söhnen Jakobs, der seinem Vater in allem wirklich treu war. Ehrlich gesagt, ich meine hier nicht Benjamin, sondern die anderen zehn Söhne. Joseph war ehrlich und treu bis ins Mark. Schon zu Hause war er ein Verwalter, der seinem Vater aufrichtig und ohne Eigennutz diente. Er schaute nicht auf seinen eigenen Vorteil, sondern war offen und arglos, wie man sagt. Er hatte keine Hintergedanken und dachte sich nichts Schlechtes. Auch hatte er keine Angst vor seinen Brüdern. Er glaubte nicht, dass sie ihn schlecht behandeln würden, wenn er zu ihnen ging. Diese Gedanken kamen ihm gar nicht in den Sinn. Sein Denken war wirklich arglos.
Hier dürfen wir in der Praxis etwas mitnehmen: Wie bekommt man einen guten Charakter? Wie entwickelt man einen feinen Charakter? Gute Vorbilder sind sicher hilfreich, schlechte Vorbilder dagegen ein Nachteil. Auch die Erziehung spielt eine wichtige Rolle. Wenn man in der Jugend zum Beispiel eine Mutter verliert, kann das einen zum Herrn treiben. Doch letztlich ist es die eigene Entscheidung, die zählt. Es geht darum, konsequent bei dieser Entscheidung zu bleiben.
Man sollte nicht denken: „Meine Eltern haben mich nicht gut erzogen, also habe ich Pech gehabt. Ich bin ein schlechter Charakter, und damit müssen die anderen leben.“ Nein! Jeder ist selbst verantwortlich. Gott hat zugelassen, welche Erziehung man bekommen hat und welche Einflüsse in der Jugend auf einen eingewirkt haben. Doch jetzt geht es um die eigenen Entscheidungen – gute Entscheidungen und schlechte Entscheidungen – und darum, bei den guten zu bleiben.
So kann der Herr uns prägen. Der Begriff „Charakter“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Prägung“. Gott möchte uns nach dem Vorbild des Herrn Jesus prägen. Durch viel Umgang mit Jesus und mit Menschen, die Jesus ähnlich geworden sind, werden wir geprägt.
Aber wie zeigt sich unser Charakter? Es gibt Zeiten, in denen Gott uns auf die Probe stellt. Der Charakter zeigt sich erst, wenn er geprüft wird. Erst wenn die Möglichkeit zur Unehrlichkeit besteht, zeigt sich, ob ich ehrlich oder unehrlich bin. Es muss eine Prüfung geben.
Wenn uns andere unfair behandeln, zeigt sich, wie wir reagieren. Josef wurde nicht bitter. Er arbeitete treu und fleißig weiter. So wurde der Charakter Josephs geprüft. Wird er treu bleiben? Wird sein Glaube wachsen? Zu Hause hat er dem Vater treu gedient – wunderbar! Aber wird er jetzt in der Fremde auch treu dienen?
Es ist schwer: Du dienst treu deinem Vater und machst alles vorbildhaft. Als Belohnung wirst du nach Ägypten verkauft. Das ist schwer anzunehmen, aber Joseph hat es angenommen. Nun stellt sich die Frage: Wird er dem Potiphar treu dienen oder seinen eigenen Vorteil suchen?
Er dient tatsächlich treu. Und was ist die Belohnung? Er steigt auf.
Josephs Aufstieg im Hause Potiphar
Der Herr war mit Joseph. Er war ein Mann, dem alles gelang. Er war im Hause seines Herrn, des Ägypters, und sein Herr sah, dass Jahwe mit ihm war und dass Jahwe alles, was er tat, in seiner Hand gelingen ließ. Joseph fand Gnade in seinen Augen und wurde sein persönlicher Diener.
Jetzt kommt die Belohnung: Er darf mehr Verantwortung übernehmen und steigt auf unter den vielen Knechten Potipars. Potipar war nicht irgendein Mann, sondern der Kämmerer des Pharao, einer der höchsten Posten im ganzen Staat Ägypten. Nur ganz vertraute Leute bekamen so einen Posten am Pharao – den des Kämmerers. Der Kämmerer hatte Zugang zu den privaten Räumen des Königs; es mussten besondere Leute sein.
Joseph steigt auf zum Herrn des Hauses. Er wird der zweite Mann, der zweite Mann, wie Adam. Adam war der Erste. Gott sagt zu Adam: „Du bist mein Bild, ich setze dich auf die Erde. Du bist mein Bild, du bist mein Stellvertreter und herrschst über alles andere.“ Adam ist der zweite in Gottes Königreich, sozusagen der Vizekanzler.
Zuerst war Joseph zu Hause in der Familie. Gott erhöhte ihn zum Zweiten hinter dem Vater, über Ruben. Joseph hatte eine besondere Stellung in der Familie gehabt, und jetzt wird er der zweite Mann im Hause Potiphar. Nur Potiphar steht noch höher; Joseph hat den guten Platz, den zweiten Platz.
Der Herr hat auch uns vor, auf den zweiten Platz zu setzen. Joseph dient Potiphar treu und wird Organisator auf höchster Ebene. „Joseph fand Gnade in seinen Augen und wurde sein persönlicher Diener, und er setzte ihn über sein Haus, und alles, was er hatte, gab er in seine Hand.“
Von der Zeit an, als er ihn über sein Haus und über alle seine Güter gesetzt hatte, segnete Jahwe das Haus des Ägypters um Josephs Willen. Der Segen Jahwes war auf allem, was Potiphar hatte, im Hause und auf dem Feld. Darum überließ Potiphar alles, was er hatte, der Hand Josephs und kümmerte sich um nichts mehr bei ihm.
Joseph ist also der zweite Mann im Hause, doch eigentlich tut er die Arbeit des Ersten. Er ist der verlängerte Arm des Ersten, des Potiphar. Es gab vielleicht Hunderte von Dienern in diesem Haus, das wahrscheinlich schon ein Palast war, in dem Potiphar wohnte – mehr als ein einfaches Haus.
Nun stellt sich die Frage: Wird Joseph treu sein in allem? Er war ja schon treu. Gibt es noch eine höhere Stufe? Noch mehr? Jetzt kommt die Probe seiner Treue – nicht nur im Bereich der Arbeit, sondern in einem ganz anderen Gebiet.
Die Versuchung durch Potiphars Frau und Josephs Standhaftigkeit
Jemand hat als junger Mensch etwas gesagt, das ich mir gut gemerkt habe. Ich bete, dass ich es bis zu meinem Lebensende nicht vergesse. Es gibt drei Bereiche, in denen Männer Gottes in der Geschichte und in der Bibel gefallen sind: Geld, eigene Ehre und das andere Geschlecht. Das dritte ist wahrscheinlich das Gefährlichste.
Josef ist im Umgang mit Geld richtig gewesen, doch jetzt soll er auf dem Gebiet der Sexualität geprüft werden. Potifars Frau versucht ihn zu verführen – und nicht nur einmal. Sie sagt: „Lege dich zu mir!“ Doch Josef weigert sich und antwortet ihr: „Siehe, mein Herr kümmert sich bei mir um nichts im Hause, und alles, was er hat, hat er in meine Hand gegeben. Niemand in diesem Hause ist größer als ich, und es gibt gar nichts, was er mir vorenthalten hat, außer dich, weil du seine Frau bist. Wie sollte ich nun so großes Übeltun begehen und gegen Gott sündigen?“
Josef hat keine Hemmungen, von dem Gott Israels zu sprechen – und das zu einer Frau, die an irgendeinen Ra oder Osiris oder andere Götter glaubt. Tag für Tag bedrängte sie Josef mit solchen Worten (Vers 10), doch er gab nicht nach. Er wollte gar nicht in ihrer Nähe sein, weil er wusste: Allein die Nähe ist gefährlich. Josef weigert sich konsequent.
Man muss sich vorstellen: Dieser Mann ist vielleicht zwanzig Jahre alt oder noch siebzehn, achtzehn. Wir wissen nicht genau, wie viele Jahre vergangen sind. Vielleicht sind es fünf oder sechs Jahre. Aber eines ist klar: Hier ist ein junger Mann auf dem Höhepunkt seiner Hormonproduktion. Vom Körper her würde er ja sagen „ja“, aber Gott sagt „nein“. Deshalb sagt auch Josef „nein“.
Er besitzt eine innere Kraft und Stärke, ganz anders als sein Bruder Juda. Was Juda erst durch jahrelange Züchtigung lernen musste – zwanzig Jahre lang –, das hat Josef schon früh gelernt. Juda sollte später Herrscher werden und musste das lernen. Josef hat es schon lange gelernt und war konsequent. Er führte einen keuschen und disziplinierten Umgang mit sich selbst. Das steht in starkem Kontrast zu Kapitel 38.
Sie bedrängte Josef mit solchen Worten Tag für Tag, doch er hörte nicht auf, bei ihr zu liegen oder bei ihr zu sein. Weil er sich selbst beherrschen konnte, hat Gott etwas mit ihm vor: Er soll einmal Herrscher werden und über andere herrschen.
In Vers 11 ergreift sie ihn sogar bei seinem Kleid, als er einmal in ihrer Nähe arbeitete. Es war niemand sonst im Haus, und sie sprach: „Liege bei mir!“ Doch Josef ließ das Kleid in ihrer Hand und floh hinaus.
Josef will keine Beziehung mit irgendeiner Frau haben. Er will auf die eine Frau warten, die Gott ihm einmal geben wird. Und er wird sie bekommen – Gott wird ihm eine Frau geben.
Potifars Frau möchte ihn benutzen. Sie liebt ihn nicht wirklich, sondern liebt sich selbst und will ihn für ihre Zwecke gebrauchen. Als sie handgreiflich wird, flieht Josef. Er weiß: Bei dieser Sache kann man nur fliehen. Das ist seine einzige Chance.
In 1. Korinther 6,18-20 steht: „Fliehet die Unzucht!“ Gott sagt hier nicht „Widerstehe“, sondern „Fliehe“. Der Widerstand besteht in der Flucht. Das war 1. Korinther 6,18-20.
Biblische Ermahnungen zur Flucht vor Unzucht
1. Korinther 6,18: Flieht die Unzucht! Im Griechischen heißt es hier: "fliehet stets", also immer wieder. Es ist nicht so, dass man es einmal tut und dann für alle Zeiten damit fertig ist. Das Imperativpräsens im Griechischen ist ein Gegenwartsbefehl. Das bedeutet, man soll etwas tun, was man immer wieder oder fortwährend tun muss. Flieht also fortwährend die Unzucht!
Jede Sünde, die ein Mensch tut, ist außerhalb des Leibes, aber wer Unzucht begeht, sündigt gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel, ein Heiligtum des Heiligen Geistes ist, der in euch ist? Denn ihr habt ihn von Gott empfangen und gehört nicht euch selbst. Ihr wurdet um einen teuren Preis erkauft. Verherrlicht also Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gottes sind.
Das war die eine Stelle, 1. Korinther 6,18-20. Die andere Stelle ist 2. Timotheus 2,22: Fliehe die jugendlichen Lüste! Fliehe sie! Das heißt, fliehe die Begierden, die dich jetzt verführen möchten.
Hier ist wichtig: Er hat sich nicht selbst in diese Situation begeben, sondern wurde sozusagen hineinmanövriert. Die Versuchung ist ihm nachgelaufen. Wenn man sich selbst in solch eine Situation begibt, hat man schon vorher einige Schritte in die falsche Richtung gemacht. Dann heißt es auch, so schnell wie möglich zu fliehen. Aber da hat man schon einen Fehler gemacht. Man kann immer noch fliehen, aber es wird schwerer.
Die Chance zur Flucht liegt normalerweise schon lange vorher. Dem geht etwas voraus. Es gibt eine hilfreiche Regel aus der Seelsorge, die mir ein Bruder aus Rumänien sagte: Entweder ein Mann mit zwei Frauen oder zwei Männer mit einer Frau. Das heißt, er macht keine Seelsorge mit einer Frau alleine. Wenn eine Frau ein Seelsorgegespräch möchte, dann nicht eins zu eins. Entweder soll eine zweite Frau dabei sein oder ein zweiter Bruder.
Etwas anderes ist es, wenn wir im Versammlungssaal sitzen und ein Gespräch stattfindet, bei dem alle anwesend sind. Das ist eine andere Situation. Aber wenn man ungestört sein möchte, sollte man zu dritt sein, nicht ein Bruder und eine Schwester allein. Das war eine gute Regel, die mir ein Vater erzählt hat. Seine fünf Söhne haben das übernommen und alle dienen dem Herrn und halten sich daran.
Zurück zur Situation hier: Er hat sich nicht selbst hineingebracht, sondern wurde hineingeführt. Manche Ausleger meinen, es sei mehr als eine sexuelle Versuchung gewesen, vielleicht auch eine Versuchung zur Macht. Ich weiß es nicht genau. Manche vermuten, die Frau hätte eine Beziehung mit ihm gewollt. Hätte er sie geheiratet, hätte er vielleicht Macht über Potiphar gewinnen können. Aber das scheint spekulativ. Es geht hier um sexuelle Versuchung und seine Unzucht.
Frau Potiphar hatte offensichtlich eine schlechte Beziehung zu ihrem Mann, das wird in der folgenden Geschichte deutlich. In den Versen 12 bis 18 wird sechsmal das Kleid erwähnt. Das fällt auf. Sie ergriff ihn bei seinem Kleid. Er ließ das Kleid in ihrer Hand. Sie sah es und rief laut aus, schrie herum: "Er ließ sein Kleid neben mir liegen!" Sie legte das Kleid neben sich, bis der Herr nach Hause kam. Als sie ihre Stimme erhob und schrie, erklärte sie: "Er ließ sein Kleid neben mir liegen."
Sechsmal wird das Kleid erwähnt. Kleider spielen in der Geschichte mit Joseph eine große Rolle. Vier verschiedene Kleider sehen wir:
Zuerst der Leibrock, das bunte Kleid, das der Vater Joseph gemacht hat. Dieses wird ausgezogen und eingetaucht. Dann ist es das Kleid im Hause Potiphars. Danach sind es die Kleider, die Joseph anzieht, wenn er zum Pharao kommt – Kapitel 41, Vers 14. Und schließlich, in Kapitel 41, Vers 42, nachdem er zum Vizekönig erhoben wird, bekommt er wieder Kleider, und zwar von weißer Baumwolle.
Viermal spielen Kleider eine wichtige Rolle. Später gibt Joseph seinen Brüdern noch Wechselkleider. Kleider machen Leute, heißt es. Jesus hat uns mit dem Kleid der Gerechtigkeit bekleidet und will uns in sein Bild verwandeln. Es geht um Kleider. Kleider sprechen vom Charakter, vom Wandel, den wir in der Welt haben.
Eines Tages wird der Herr uns kleiden mit einem Herrlichkeitskleid, mit einem herrlichen Leib. Jetzt tragen wir das Kleid der Gerechtigkeit in Christus, bald bekommen wir weiße Kleider.
Ich denke, wir machen hier eine Pause.