Hoffen, Hoffnung. Unter Hoffnung versteht man im allgemeinen die Erwartung eines zukünftigen Gutes; sobald das erwartete Gut ein gegenwärtiges geworden ist, hört die Hoffen, Hoffnung auf, Hoffen, Hoffnung zu sein (Kö. 8,24). Übrigens wird öfters im bibl. Sprachgebrauch das erwartete Gut selbst Hoffen, Hoffnung genannt (zum Beispiel Kol. 1,5: um der Hoffen, Hoffnung willen, die euch beigelegt ist im Himmel), oder gehen beide Bedeutungen ineinander über wie Jer. 17,13. Die Hoffen, Hoffnung ist mit dem Glauben verwandt, daher Luther im Alten Testament öfters Hoffen übersetzt, wo das hebr. Zeitwort zuversichtliches u. ausharrendes Vertrauen bezeichnet. Verwandt sind Hoffen, Hoffnung und Glaube nach ihrem Begriff eben durch die beiden gemeinsame feste Zuversicht, nach ihrem Gegenstand, sofern er bei beiden etwas Unsichtbares ist (Hbr. 11,1). Während aber der Glaube sich auf das Unsichtbare überhaupt richtet, abgesehen davon, ob dieses der Gegenwart oder Vergangenheit oder Zukunft angehört, bezieht sich die Hoffen, Hoffnung auf ein Gut, das nicht bloß unsichtbar, sondern auch erst zukünftig ist. Glaube und Hoffen, Hoffnung werden daher in der Bibel öfters zusammen genannt (zum Beispiel Hbr. 11,1; 1 Pe. 1,21; 1 Kor. 13,13). Ja Röm. 4,18 erscheint die Hoffen, Hoffnung geradezu als Grundlage des Glaubens, sonst umgekehrt. Zu hoffen, Hoffnungen zu haben, ist etwas allgemein Menschliches (Pr. 9,4; Sir. 40,2; 1 Kor. 16,7), Fromme und Gottlose, Gerechte und Ungerechte haben Hoffnungen. Aber die wahre Hoffen, Hoffnung wurzelt in sittlich-religiösen Voraussetzungen. Die Hoffen, Hoffnung der Gottlosen wird zu schanden, Spr. 11,23; 24,20, die Gerechten aber fetzen ihre Hoffen, Hoffnung auf Gott, nicht auf Eitles, sie fürchten ben Herrn, darum dürfen sie auf ihn hoffen, Ps. 115,11; 9,19; 37,5; 40,4. (In dieser Form klingt der Gegensatz noch nach 1 Tim. 6,17: Hoffen auf den ungewissen Reichtum und den lebendigen Gott.) Während die Hoffen, Hoffnung der Gottlosen zu schanden wird (Spr. 11,23; 24,20), hoffen die Frommen, die den Herrn fürchten, nicht vergebens (Ps. 9,19; 40,5). Wichtiger ist der Unterschied zwischen der Hoffen, Hoffnung der dem A. B. Angehörenden und der Hoffen, Hoffnung der Mitglieder des von Christus gestifteten N. B. Bewegt sich die Frömmigkeit des A. B. wesentlich in den Voraussetzungen des Diesseits, wie denn auch die Hoffen, Hoffnung des ewigen Lebens erst im Buch der Weisheit (2,22; 3,4) einen klaren und bestimmten Ausdruck findet, so ist natürlich, daß die Hoffen, Hoffnung im Alten Testament keine so bedeutende Rolle spielt wie in N. T. und mehr auf sichtbare als auf unsichtbare Güter sich richtet. Was die Frommen im Alten Testament hoffen, ist Hilfe in äußerer Not: Errettung vom Feinde (Ps. 31,7. 15 f.), Befreiung von Krankheit (Hiob), Bewahrung vor Unglück (Ps. 9,11). Der Grund der Hoffen, Hoffnung im A. B. ist Gott überhaupt, sein Bundesname „Herr“ (Jahveh, s. d.), zum Beispiel Jer. 15,21; Ps. 9,11, seine Güte (Ps. 33,18. 22), seine Allmacht (Jer. 14,22; Sir. 34,15). Mit dem Untergang des israelitischen Staates durch die Weltreiche aber erwacht die Hoffen, Hoffnung Israels im theokratischen Sinn, die Hoffen, Hoffnung der Wiederherstellung des Gottesreiches, vgl. Esra 10,2; Luk. 24,21; Apg. 23,6; 26,6, und das Warten des Simeon, Luk. 2,25. Allerdings war auch diese Hoffen, Hoffnung oft äußerlich aufgefaßt: Wiederherstellung des davidischen Königreichs in irdischer Herrlichkeit. Aber sie bildet die Brücke zum Begriff der Hoffen, Hoffnung im Neuen Testament Die Hoffen, Hoffnung im N. B. ist eine „lebendige Hoffen, Hoffnung“ (1 Pe. 1,3), eine „bessere Hoffen, Hoffnung“ (Hbr. 7,19). Diesen Namen verdient sie sowohl wegen des höheren Gutes, auf das sie sich richtet, als auch wegen des festeren Grundes, auf dem sie ruht, und des höheren Grades von Gewißheit, den sie gewährt. Das Gut, auf das sich die Hoffen, Hoffnung der Gläubigen des N. B. richtet, ist kurz gesagt Christus selber (Kol. 1,27; 1 Tim. 1,1). Damit ist nichts anderes gemeint, als was Tit. 2,13 genauer heißt: — warten auf die selige Hoffen, Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi, das heißt Gegenstand der christl. Hoffen, Hoffnung ist die künftige Vollendung des Erlösungswerkes durch den in Herrlichkeit wiederkommenden Christus. Das Erlösungswerk ist ja weder in den einzelnen Gläubigen, noch im Ganzen vollendet: wir sind wohl selig, aber in Hoffen, Hoffnung, Kö. 8,24; es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden, 1 Joh. 3,2; die ganze Schöpfung feußt noch im Dienst des vergänglichen Wesens, Röm. 8,21; erst bei der Wiederkunft Christi wird das Ziel der Erlösung, daß Gott sei alles in allen (1 Kor. 15,28), erreicht.
Negativ gefaßt, bedeutet diese Hoffen, Hoffnung Grrettung vom zukünftigen Zorn (Kö. 5,9), positiv: Seligkeit (Kö. 5,2; 1 Th. 5,8), ewiges Leben (Tit. 1,2; 3,7); sie verwirklicht sich für den Christen durch die Auferstehung von den Toten (1 Kor. 15,19). Objektiv ruht diese Hoffen, Hoffnung in Gott, der seine Liebe gegen uns durch Hingabe seines Sohnes betätigt hat, Kö. 5,1 ff. Daß diese göttliche Liebe ihre Heilsabsichten wirklich hinausgeführt hat, ist uns verbürgt durch die Auferstehung Christi. Sofern ruht auf ihr eigentlich unsere Hoffen, Hoffnung, 1 Kor. 15,12 ff. Subjektiv betrachtet, liegt der Grund der Hoffen, Hoffnung in der Wiedergeburt als dem inneren Erlebnis dieser Auferstehung, 1 Pe. 3,21, auf der Herzenserfahrung der Liebe Gottes, Röm. 5,5, auf dem uns gegebenen Geist, ebd., 1 Kor. 1,22 u. a. O. Darum hat die Hoffen, Hoffnung des N. B. einen viel festeren Grund als die des A. B., weil sie auf einem bestimmten geschichtl. Ereignisse ruht. Darum ist sie auch eine viel gewissere, eine „lebendige Hoffen, Hoffnung, 1 Pe. 1,3, sie läßt nicht zu schanden werden, Röm. 5,5, und übt einen bedeutenden Einfluß auf das Leben des Christen aus: der Christ ist fröhlich mitten in der Trübsal (Kö. 12,12), freudig in seinem Berufe trotz aller Anfechtungen (2 Kor. 3,12). gewappnet im Streit (1 Th. 5,28), ja er rühmt sich sogar der Trübsal (Kö. 5,3), er reinigt sich von der Sünde (1 Joh. 3,3), alles dies wirkt die Hoffen, Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit. Die Hoffen, Hoffnung ist es, was den Christen von allen andern Menschen unterscheidet, die keine Hoffen, Hoffnung haben (Eph. 2,12; 1 Th. 4,13; 1 Pe. 3,15); der Gott, an den die Christen glauben, ist der Gott der Hoffen, Hoffnung (Kö. 15,13). Daher kann für das Eigentümliche des christlichen Glaubens geradezu gesetzt werden: Hoffen, Hoffnung, die in euch ist, 1 Pe. 3,15, Bekenntnis der Hoffen, Hoffnung, Hbr. 10,23. Namentlich im ersten Petrus-brief bildet die Hoffen, Hoffnung eigentl. den Mittelpunkt des Christen-lebens, daher man Petrus als Apostel der Hoffen, Hoffnung bezeichnet. Die Hoffen, Hoffnung ist neben Glaube und Liebe die wichtigste Tugend des Christen; wie Glaube und Liebe bleibt auch sie, wenn auch alle andern Gaben und Tugenden aufhören (1 Kor. 13,13); auch in der Ewigkeit, wenn die zukünftige Herrlichkeit eine gegenwärtige geworden ist, bleibt die Hoffen, Hoffnung, sofern wir auch in der Herrlichkeit immer neuen und höheren Entfaltungen derselben entgegensehen werden.