Herzlich willkommen auch von mir zur Jugendmissionskonferenz heute, am 9. Januar.
Die Herausforderung der Bequemlichkeit im Glauben
22 Jahre lang musstet ihr früh aufstehen. Zum Teil bei Glatteis das Auto überprüfen und die Scheiben freikratzen. Einige der Jumiko-Besucher sind morgens schon um 4 Uhr im Ruhrgebiet in den Reisebus gestiegen, damit sie pünktlich zur ersten Einheit da waren.
Ich habe wirklich beeindruckende Menschen kennengelernt. Heute könnt ihr es ruhig angehen lassen. Ich sehe die Mädels ganz entspannt auf dem Sofa sitzen, auch das Wohnzimmer in Dresden wirkt sehr gelassen. Ihr könnt also ganz entspannt auf dem Sofa sitzen. Aber ich werde alles dafür tun, dass das nicht so bleibt.
Denn das Problem bestand nicht nur wegen Corona und bestimmt nicht nur im Jahr 2022. Es war schon immer ein Problem der Christenheit, dass viel gechillt wurde, dass man wenig Möglichkeiten genutzt hat und seine kostbare Lebenszeit zum Teil verplempert hat. Dabei hat man sich selbst darüber gefreut, im Himmel zu sein und gerettet zu sein. Man ließ es ruhig angehen und bremste möglichst auch noch die anderen, die mit dem Feuer des Evangeliums hinaus in die Dunkelheit gehen wollten, um andere Menschen zu retten.
Ich habe hier einen Flyer vom Missionswerk Bruderhand dabei. Ich werde den Mann, der dahintersteht, noch ein bisschen vorstellen. Aber wen interessiert es schon, wo er einfach drüber schreibt? Schon zu seiner Zeit im 19. Jahrhundert war es den Leuten eigentlich egal, dass Menschen verloren gehen.
Es gab schon immer eine Art Sofa-Christentum, bei dem man sich mit einer Cola-Dose und einer Chipstüte hinsetzt, die Welt betrachtet und gerne zuschaut, wie sich andere auf dem Missionsfeld oder in der Gemeinde abstrampeln. Aber man selbst kommt aus seinem eigenen Bermuda-Dreieck aus Apathie, Bequemlichkeit und Chill-Out eigentlich nie heraus.
Weil das nie anders war, finden wir bereits in der Bibel Texte, die sich genau mit diesen Fragen beschäftigen: Wie kannst du dein Leben verbringen, wenn dein Umfeld deinen Glauben in Frage stellt? Wie kannst du dich selbst losreißen von einer bequemen, auch christlichen Gesellschaft, die zwar einerseits gerne die Rettung durch das Blut Jesu Christi für sich in Anspruch nimmt, aber keinen Einsatz zeigt, dass andere davon erfahren?
Und wie gehst du mit denen um, die dich für deinen Glauben angreifen, deinen Glauben hinterfragen oder ihn schlicht und ergreifend für Schwachsinn halten? Denn das gab es von Anfang an: Menschen, die den Glauben an Jesus Christus schlichtweg lächerlich fanden.
Einer, der dagegen etwas unternehmen und die Christen stärken wollte, war Simon Petrus, einer der ersten Jünger. Der Mann, von dem Jesus Christus sagte, er wolle auf diesem Felsen seine Gemeinde bauen. Ein Fischer, der zum Menschenfischer wurde und zum Briefeschreiber.
Aus einem dieser Briefe möchte ich heute unseren Text nehmen. Wer übrigens mehr über die Petrusbriefe im gesamten Zusammenhang lernen möchte, kann auf YouTube nach "frogwords" suchen. Dort findet ihr Jürgen Fischer, der ebenfalls ein Menschenfischer ist, sogar Fischer heißt, in Berlin frische Fische fischt und eine ganz tolle Gemeindearbeit macht.
Die Botschaft des zweiten Petrusbriefes
Petrus schrieb diesen zweiten Petrusbrief, weil es in der jungen Gemeinde Gefahren gab. Im ersten Kapitel versucht er noch einmal, als Augenzeuge von den Erlebnissen zu berichten, die er selbst mit Jesus hatte. Er will daran erinnern, dass in Christus alles – aber auch wirklich alles – zu finden ist, was man im Leben brauchen könnte. Das ist ihm extrem wichtig.
Er begründet das auch: Er weiß nämlich, dass er bald sterben wird. Er hat den Brief also als alter Mann geschrieben. Im zweiten Kapitel spricht er dann von den konkreten Gefahren, die entstehen, wenn geistliche Lehrer und Leiter in der Gemeinde anfangen, nachlässig zu werden und in Sünde zu fallen. Sie leben irdische Schlägereien und sexuelle Ausschweifungen aus und vergessen dabei, dass Gott alles sieht.
Petrus wird deutlich und warnt vor diesen Brunnen ohne Wasser und Wolken ohne Regen. Er verwendet ziemlich deutliche Worte in seinem Text, redet von kotzenden Hunden und dreckigen Schweinen – das kann man mal nachlesen. Was mich aber noch mehr beeindruckt hat bei der Vorbereitung ist, dass dieser einfache Fischer ohne große Bildung die Bibel zitiert. Er hält die Sintflutgeschichte genauso für wahr wie jene von Sodom und Gomorrha.
Er berichtet von Dingen, für die man sich heute im Religionsunterricht wahrscheinlich schon mal beim Lehrer entschuldigen müsste, wenn man sagt, dass man sie glaubt. Aber dieser Mann, auf den Gott seine ganze Gemeinde bauen will, setzt das einfach mal als Tatsache voraus.
Das ist meine erste Zwischenfrage: Wie steht es um deine Bibeltreue? Wenn es Stress gibt in Diskussionen, hast du den Mut, mit Bibelworten, mit der Kraft des Wortes Gottes auch mal etwas zur Diskussion beizutragen? Und wie steht es um deine Bibelkenntnis, wenn du nach Details gefragt wirst, die mal über Weihnachten, Ostern und Pfingsten hinausgehen?
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gab es kurz vor Weihnachten einen Artikel, der besagt, dass Weihnachten 2021 vermutlich das letzte Weihnachtsfest in Deutschland ist, bei dem es eine christliche Bevölkerungsmehrheit gibt. Dabei bedeutet christliche Bevölkerungsmehrheit nur, dass es Kirchensteuerzahler sind, die sich zur Taufe, zur Hochzeit oder zur Beerdigung in ein kirchliches Gebäude bewegen – oder eben von anderen Leuten bewegt werden.
In so einem Land gibt es immer mehr Menschen, die überhaupt nichts wissen über das, woran du glaubst. Deshalb wäre es echt gut, wenn du da Auskunft geben könntest – in deinen eigenen Worten, aus deinem eigenen Leben und aus deiner Bibel.
Die Bibel sagt, dass Petrus im zweiten Petrusbrief 1,19 schreibt: „Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet.“ Und in Kolosser 3,16 schreibt Paulus: „Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen.“ Also, lebt mit dem Wort Gottes.
Hast du die Bibel schon mal ganz durchgelesen? Hast du mal einen Bibelleseplan gemacht?
Bei uns gibt es einen jungen Mann aus dem Iran, der zum Glauben gekommen ist. Er hat an Silvester seine erste Predigt gehalten. Er ist seit vier Jahren Christ und predigt bei uns in der Fußgängerzone in Stuttgart. Er hat gesagt, dass er bis auf zwei Bücher die ganze Bibel durchgelesen hat.
Das ist schon meine Frage: Ich lerne andere Christen kennen, die haben noch nie die ganze Bibel gelesen. Hier ist jemand, der vor vier Jahren noch Moslem war, dann Christ wurde und fast die ganze Bibel durchgelesen hat.
Das Jahr ist noch jung, und vielleicht ist 2022 das Jahr, in dem du Gott von einer völlig neuen Seite kennenlernst, weil du endlich mal jede Seite deiner Bibel aufschlägst, liest und dich von Gott anrühren lässt.
Die Herausforderung von außen: Zweifel an der Wiederkunft Christi
Nach der einen Gefahr von innen, verursacht durch Lehrer, die die Gemeinde völlig durcheinanderbringen, kommt Petrus zu einer weiteren Gefahr – nämlich der von außen. Er beginnt das dritte Kapitel seines Briefes mit einem Hinweis darauf, wie wichtig ihm dieser Brief ist.
Ich möchte diese Einleitung direkt aus der Bibel vorlesen: „Das ist nun der zweite Brief, den ich euch schreibe, ihr Lieben. In beiden wecke ich euren lauteren Sinn und erinnere euch daran, dass ihr an die Worte denkt, die zuvor gesagt wurden von den heiligen Propheten und an das Gebot des Herrn und Heilands, das verkündet ist durch die Apostel.“
Hier erkennt man gut, wie bibeltreu Petrus ist. Er spricht sowohl von den Worten der heiligen Propheten als auch von den Geboten des Herrn Jesus. Die Apostel verkündigen vor allem den anderen Jüngern, darunter auch der Apostel Paulus. Es ist wichtig, dass wir uns diese Bibeltreue vor Augen halten. Vielleicht stellt sich auch die Frage: Ist das alles richtig übertragen?
Es gibt einen Papyrus 72, der aus dem dritten Jahrhundert nach Christus stammt. Dort sind der erste und der zweite Petrusbrief schon das erste Mal originalgetreu abgeschrieben worden. Es handelt sich also um ein sehr altes und völlig korrekt überliefertes Dokument.
Nun schreibt Petrus eine Warnung in Bezug auf die Gefahr von außen: „Ihr sollt vor allem wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen gebieterischen Begierden nachgehen und sagen: Wo bleibt denn die Verheißung seines Kommens? Denn nachdem die Väter eingeschlafen sind, bleibt hier alles, wie es von Anfang der Schöpfung an gewesen ist.“
Das ist der Angriff von außen – die Frage nach der Wiederkehr Christi. Wann kommt er denn, auf den ihr wartet? Wo bleibt Jesus, der wiederkommen soll als Weltenrichter? Solange wir leben, bleibt hier alles gleich. Mal scheint die Sonne, mal regnet es, und es wird immer so weitergehen. Ihr könnt einfach aufhören, auf jemanden zu warten, der sowieso nie kommen wird. Ihr wartet umsonst.
Vielleicht hat mancher über die Gemeinden in Kleinasien Spottlieder gesungen. Im bayerischen Kinderlied heißt es so schön: „Heut kommt der Hans zu mir, freut sich die Lies.“ Aber über Oberammergau oder Unterammergau oder überhaupt nicht kommt, ist nicht gewiss. So hat man vielleicht auch die Christen verspottet: Es ist gar nicht gewiss, dass dieser Gott wiederkommt.
Petrus weiß auch ganz genau, warum die Leute so spöttisch waren über die Wiederkehr Christi, das Weltengericht und die Sinnlosigkeit des Wartens. Sie machten sich lustig, weil sie davon nichts wissen wollten. Ich lese den fünften Vers: „Denn sie wollen nichts davon wissen, dass der Himmel vor Zeiten auch war, dazu die Erde, die aus Wasser und durch Wasser bestand, durch Gottes Wort. Dadurch wurde damals die Welt in der Sintflut vernichtet.“
Man will nichts davon wissen, dass Gottes Gericht real war, real ist und real sein wird. In all diesen Zweifeln, die von fremden Spöttern gestreut wurden, und vielleicht auch in den Selbstzweifeln, die manche Christen in den Gemeinden in Kleinasien hatten – genauso wie du sie vielleicht heute hast –, stellt sich die Frage: Wann soll das denn sein? Wann kommt er denn wieder?
Jetzt warten wir schon 2000 Jahre. Kann das überhaupt alles stimmen mit diesem Gericht Gottes, mit der Wiederkehr Christi und all dem, was wir in der Offenbarung des Johannes lesen? Wenn du sie dann mal liest, lies sie bitte noch einmal. Kapitel 20: Der Feuersee ist nicht nur ein Gewässer im westlichen Stadtteil von Stuttgart, sondern hat auch eine ganz andere, ernste Bedeutung.
In all diese Zweifel hinein schreibt Petrus unseren heutigen Predigttext. Ich lese Gottes Wort aus 2. Petrus 3,7-13: „So werden auch jetzt Himmel und Erde durch dasselbe Wort aufgespart für das Feuer bewahrt, für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen. Sei euch aber nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde.
Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen, die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden nicht mehr zu finden sein. Wenn das alles so vergeht, wie müsst ihr dann dastehen? In heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und ihm entgegen eilt, wenn die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen?
Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“
Aus diesem Text habe ich drei Botschaften herausgenommen, die ich heute mit euch teilen möchte: Gott hat einen Plan, Gott hat Zeit, Gott plant ein Gericht und Gott plant mit seiner Gemeinde und mit dir.
Gottes langfristiger Plan und seine Geduld
Erster Fakt: Gott hat einen Plan, und dieser ist relativ langfristig. Dieses „relativ“ muss ich am Anfang kurz erklären. Meine Frau Anke reitet gerne und hat hier in Stuttgart eine Reitbeteiligung. Das ist für uns ein kleines Wunder, dass das so geklappt hat. Mehr dazu kann ich jetzt nicht erzählen. Ich kann euch nur ermutigen, auf Gott zu vertrauen. Wenn ihr euch für ihn einsetzt, geschehen manchmal auch Wunder – selbst bei ganz privaten Wünschen.
Bei dieser Reitbeteiligung gibt es die Haflinger-Stute Gina. Gina ist jetzt 20 Jahre alt. Vielleicht sind einige von euch gerade 20, stehen mitten in der Lehre oder haben nach dem Abi ein Bachelor-Studium begonnen. Das ganze Leben liegt noch vor euch. Gina als Pferd gilt in den Augen eines Tierarztes jedoch schon als alt, denn die Lebenszeit von Pferden wird anders berechnet. Sie haben eine viel geringere Lebenserwartung als wir Menschen. Zwanzig Jahre sind also relativ.
Meine Frau korrigiert mich gerade: Es heißt Shamila, genau, also das andere Pferd ist so alt. Die Lebenserwartung von Gott hingegen ist ewig. Er regiert ewig, war immer da und wird immer sein. Im Verhältnis zu dieser Ewigkeit verhalten sich zwanzig Jahre – auch bei euch oder bei Shamila – ganz anders.
Wenn Gott also etwas plant, kann es durchaus sein, dass es viel länger dauert, als wir es uns vorstellen können. Vieles von dem, was die Bibel berichtet, erstreckt sich über hunderte von Jahren. Egal, ob es um das Geschenk Gottes an Abraham, das verheißene Land, die Zeit der Gefangenschaft des Volkes Israel in Ägypten oder die Ankunft des Messias geht – hunderte von Jahren vergehen.
Warum das so ist? Petrus bringt es ganz schlicht auf den Punkt: Einerseits hat Gott die Fähigkeit, Milliarden Menschen gleichzeitig Tag für Tag genau zu beobachten und wahrzunehmen, was du an einem beliebigen Schultag, Studientag oder Arbeitstag machst – „Recording is in progress“. Andererseits hat Gott sehr viel Zeit und viel Geduld.
In 2. Petrus 3,7 heißt es: „So werden auch jetzt Himmel und Erde durch dasselbe Wort, das ist also dieses Schöpfungswort, mit dem die Erde geschaffen wurde, durch dasselbe Wort aufgespart.“ Und weiter: „Sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.“ Gott kann warten – und er tut es aus einem guten Grund, weil seine Zeit noch nicht gekommen ist.
Vielleicht denkst du, es wäre gut, wenn Gott jetzt eingreifen würde in die Ungerechtigkeit dieser Welt. All das, was zwischen 1933 und 1945 durch die Nazis angerichtet wurde, die Brutalität Stalins oder Maos in China, die Christenverfolgungen in Nordkorea oder der Hunger im Sudan. Oder vielleicht auch ganz persönlich die Ungerechtigkeit, die bei dir in der Schule, an der Uni, im Betrieb, in der Clique oder sogar in deiner Familie herrscht. Du denkst vielleicht, eigentlich wäre es gut, wenn Gott jetzt den Stecker ziehen würde und Schluss wäre.
Aber Gott greift nicht ein, weil das Maß noch nicht voll ist. Doch Gott misst jede Sekunde, jeden Tag, jedes Jahr. Alles wird von Gott wahrgenommen, gespeichert, nichts wird vergessen. „Recording is in progress“. Und Gott hat einen guten Grund dafür. Er plant ein Gericht.
Mir ist völlig bewusst, dass das, was ich jetzt sage, manchem sauer aufstoßen wird. Ich predige gelegentlich über ewige Verdammnis, über Hölle und das Gericht Gottes. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir, wenn wir nach dem biblischen Auftrag aus der Apostelgeschichte handeln, wie Paulus den ganzen Ratschluss Gottes predigen sollen. Wir dürfen diesen schwierigen Themen nicht aus Feigheit ausweichen.
Die Lehre von Hölle und ewiger Verdammnis gehört zu einer wahrhaftigen Evangeliumsverkündigung dazu. Im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es über unseren Herrn Jesus: „Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Ja, es wird ein Gericht geben, und dieses Gericht wird Folgen haben – im Himmel und auch in der Hölle.
Dennoch habe ich erlebt, wie nach Gottesdiensten, Jugendstunden oder auch schon mal nach Predigten Menschen auf mich zukamen und mir vorwarfen, ich hätte nichts von der Gnade Gottes verstanden. Dass ich jungen Leuten unnötig Angst mache, ihnen die Freude an der Nachfolge verderbe, wenn ich sie unter Druck setze, Mission zu machen. Dass ich eine ärmliche Hoffnung hätte, wenn ich glaube, Gott würde am Ende nicht doch alle Menschen mit sich versöhnen.
All das, neben den Leuten, die mir sagen, sie hätten nie geglaubt, dass jemand mit akademischer Bildung im 21. Jahrhundert die Bibel für wirklich wahr halten könnte. Die Bibel sei doch nur eine Erzählung, die Hölle ein Narrativ, wie man so schön sagt, und so etwas wie ewige Verdammnis könne es gar nicht geben.
Das alles habe ich schon so oft gehört. Ehrlich gesagt macht es mir wenig aus, denn ich befinde mich in bester Gesellschaft. Diese Kritik gab es schon immer. Vielleicht kennt ihr die Heilsarmee, eine Missionsorganisation, die 1865 in England gegründet wurde und 1886 hier in Stuttgart. „Super Seile, Superseife, Seelenheil, Oops Observation“ – das war der Slogan ihrer Arbeit. Sie versuchten immer, gute soziale Arbeit mit einer klaren evangelistischen Botschaft zu verbinden. Das war natürlich umkämpft.
Schon der Gründer dieser Heilsarmee, William Booth, der auch diesen fantastischen Flyer geschrieben hat – den könnt ihr beim Missionswerk Bruderhand bestellen – hat das vor hunderten von Jahren formuliert. Der Flyer wurde später von Catherine Booth überarbeitet. Vielleicht habt ihr euch mal mit dem Namen Catherine Booth oder der Geschichte dieses Mannes auseinandergesetzt? Auch sie waren Menschen, die für Gott und das Evangelium brannten.
William Booth schrieb um 1900 Folgendes: „Ich bin überzeugt, dass die größten Gefahren, die dem kommenden Jahrhundert bevorstehen, folgende sind: eine Religion ohne den Heiligen Geist, eine Christenheit ohne Christus, eine Vergebung ohne Buße, eine Erlösung ohne Wiedergeburt, eine Politik ohne Gott und ein Himmel ohne Hölle.“
Wenn man ehrlich ist und die Welt 22 Jahre nach Ende dieses kommenden Jahrhunderts betrachtet, muss man zugeben, dass William Booth Recht hatte. Viele dieser Gefahren sind eingetreten. Leider wird wahrscheinlich auch bei uns hier in Deutschland in den meisten Kirchen und Gemeinden ein verkürztes Evangelium gepredigt, in dem viel vom Himmel geredet wird, die Hölle jedoch verschwiegen wird.
Ja, die Predigt macht sich schuldig, und wer das duldet übrigens auch. Petrus jedenfalls will Klartext reden. Er spricht in 2. Petrus 3,7 klar über Gericht und Bestrafung: „So werden auch jetzt Himmel und Erde durch dasselbe Wort aufgespart, für das Feuer bewahrt, für den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.“
Es geht um Gericht und Verdammnis für gottlose Menschen. Petrus formuliert das nicht mit Häme, im Sinne von „Dann werdet ihr schon sehen, was ihr davon habt.“ Petrus, dieser Mann, der als Jüngling so viel falsch gemacht hat, oft danebenlag, den Mund voll genommen hatte und letztlich doch Jesus Christus an einem Lagerfeuer noch vor einem Markt mit Flüchen verleugnet hat.
Dieser Petrus weiß, wie unverdient die Gnade ist, als aller Sündhaftigkeit und allem Versagen gerettet zu werden. Da bleibt kein Raum für Besserwisserei, Spott, Häme oder Gehässigkeit. Petrus wurde noch einmal an einem Lagerfeuer dreimal gefragt, ob er Jesus kennt. Mehr noch: Er wurde sogar dreimal gefragt, ob er Jesus liebt – vom auferstandenen Jesus selbst. Und er antwortete ganz demütig. Er bekam zwei Aufträge: „Weide meine Schafe“ und „Folge mir nach“.
Vielleicht ist es auch für dich dran, in einer ganz persönlichen Begegnung mit Jesus Christus nochmal neu zu bekennen, wie sehr du den Herrn liebst. Und dann zuzuhören, ob er dir Aufträge gibt.
Weil Petrus so beauftragt ist, weil er ein Jesusnachfolger wurde und die Schafe der Herde weiden und beschützen musste, kann er das Wort von der Hölle andererseits auch nicht verschweigen oder weglassen. Nicht freundlich überlackieren. Gericht und Verdammnis gehören zur Evangeliumsbotschaft dazu. Unsere Aufgabe ist es, genauso wie damals bei Petrus, Menschen davor zu warnen.
Wer gottlos leben möchte und Gott loshaben will, wird in der Hölle merken, was es heißt, ohne Gott zu sein. Denn dort ist der Teufel los. Es wäre verplempert, das Leben zu leben, wenn man selbst trotz aller eigenen Schuldhaftigkeit in Gedanken, Worten und Werken, aller Großmäuligkeit, vergeblicher Bekenntnisse und allen feigen Verleugnens letztlich doch von der Gnade Gottes gefunden wurde und sich auf den Himmel freuen würde.
Und dann selbst die Schuldhaftigkeit anderer Menschen nicht anspricht, kleinlaut das Gericht Gottes verschweigt und verleugnet, dass zur Rettung aus Gottes Gnade neben ihm immer auch Schuldbekenntnis und Buße dazugehören.
Gott hat einen Plan, und die Frage ist, ob du Gottes Plan in deinem Lebensplan berücksichtigst. Ob das Gericht Gottes eine Art Planungsgrundlage in deinem Leben ist. Zuallererst, wenn es um dich selbst und deine Seele geht.
Hast du Gottes Gericht auf deinem Zettel? Hast du den Zettel deiner Sünden, den Schuldschein deiner Schuldhaftigkeit ans Kreuz gegeben? Kannst du für dich das bejahen, was der Apostel Paulus im Kolosserbrief schreibt? Die Bibel sagt in Kolosser 2,13: „Und Gott hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn festgehalten und ans Kreuz geheftet.“
Weißt du sicher, dass dein Schuldschein wirklich weg ist? Ans Kreuz genagelt durch Jesus Christus und weggenommen? Wenn du das nicht weißt, dann warte bitte nicht bis morgen, sondern mach das heute noch fest. Nicht erst in Corona-Zeiten wissen wir, was morgen ist. Wir wissen nicht, wie lange wir noch leben, wie lange wir noch bei Bewusstsein oder bei Trost sind.
Ganz ehrlich: Ich habe manchmal den Eindruck, dass selbst in christlichen Kreisen mehr Gedanken über Übersterblichkeit gemacht werden als über Sterblichkeit. Diese tödliche Realität des Lebens hat doch nichts mit Corona zu tun. Wir müssen alle irgendwann sterben. Die Frage ist: Wohin gehen Menschen dann?
Wenn du bereits gerettet bist, wenn du als Christ lebst und die ersten Schritte in der Nachfolge mit Jesus Christus gegangen bist, hat diese Planungsgrundlage vom Gericht Gottes noch eine zweite Auswirkung auf dein Leben. Nämlich die Frage, wie du dein Leben leben willst, um Menschen vor diesem Gericht Gottes zu warnen, dem du selbst entkommen bist.
Das darf dir nicht egal sein. Das kann dir eigentlich auch nicht egal sein, wenn du einmal verstanden hast, was die Erlösung für dich bewirkt. Wie gesagt, lese einmal Offenbarung 20.
William Booth wurde mal gefragt, was er sich für seine Mitarbeiter bei der Heilsarmee wünschen würde. Er antwortete: „Wenn ich mir von Gott etwas wünschen könnte, würde ich darum bitten, dass meine Mitarbeiter für einige Augenblicke einen Blick in die Hölle bekommen, wie es dort zugeht – und noch mehr dafür brennen, Menschen vor der Hölle zu retten.“
Gott hat einen Plan mit seinem Gericht, und er hat auch einen Plan mit seiner Gemeinde und mit dir persönlich. Darum soll es jetzt im dritten Abschnitt gehen.
Gottes Geduld und der Auftrag an die Gemeinde
Ich möchte noch einmal kurz aus unserem Text lesen. Ab Vers 9 sagt die Bibel: Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde.
Es wird aber der Herrestag kommen wie ein Dieb. Dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen. Die Elemente aber werden vor Hitze zerschmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden nicht mehr zu finden sein. Wir aber warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Gott plant seine Gemeinde bei der Rettungsaktion ein, und deshalb ist sein Plan auch so langfristig. Ich habe manche Bibelkommentare gelesen und einige Predigten über diese Bibelstelle gehört. Oft wird dargestellt, dass diese Verzögerung Gottes dazu da sei, damit sich Menschen noch bekehren könnten. Auch sollen die Leute rechtzeitig umkehren, von denen in den ersten beiden Kapiteln geschrieben wird. Das schließt die Stelle aber ein bisschen anders aus.
Wenn ich den Wechsel der Anrede betrachte, der auch im Urtext so ist, heißt es: Der Herr verzögert nicht die Verheißung, sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren gehe. Gott weiß schon, wie seine Gemeinde im Allgemeinen damals zu Petrus’ Zeiten in Kleinasien war – genauso wie 2022 in Deutschland.
Mission ist nichts für mich, heißt es oft. Das sollen andere machen. Aber der Herr hat Geduld mit euch, mit uns in all unserem Egoismus, der nur an die eigene Rettung denkt. In allem Zweifel, ob es denn wirklich so schlimm werden wird, in all unserer Bibelunkenntnis, die uns in falscher Sicherheit wiegt. In aller Verführung zur Bequemlichkeit, zu Hause auf dem Sofa zu bleiben, anstatt hinaus an die Hecken und Zäune, bis an die Enden der Welt zu gehen, um dort Jünger zu machen.
Gott weiß, wie verpeilt, verpennt und verplant seine Gemeinde manchmal ist. Trotzdem überträgt er die Rettung der Menschen nicht den Engeln als gehorsamen Geistern, sondern seiner menschlichen Gemeinde auf der Erde. Generation für Generation, Jahrhundert für Jahrhundert, Jahrzehnt für Jahrzehnt, Jahr für Jahr, Monat für Monat, Woche für Woche, Tag für Tag.
Diese menschliche Gemeinde ist gehorsam und tut, was Gott sagt – oder eben nicht. Du gehörst zu dieser Gemeinde und kannst dich heute entscheiden: Willst du Gott gehorsam sein in diesem Missionsauftrag oder nicht? Was planst du mit deinem Leben? Was peilst du an? Was sind deine Orientierungspunkte, was sind deine Planungsgrundlagen?
Kurz gefragt: Was hast du auf deiner persönlichen Bucket List? Was und wie willst du leben? Was willst du erlebt und erreicht haben, bevor du stirbst?
Ich hatte das vorhin schon kurz erwähnt: Petrus steht kurz vor dem Ende seines Lebens. Im 1. Kapitel, Vers 14, drückt er das ganz drastisch aus: Bald wird die Zelthülle meines Körpers hier auf Erden abgerissen. Das Camping auf der Erde ist zu Ende. Es geht zum endgültigen Bestimmungsort in die Wohnungen Gottes. Das hier war ein relativ – ich sage es noch einmal so – relativ kurzer Aufenthalt. Was sind schon 70, 80 Jahre gegen die Ewigkeit?
Die große Wahrheit ist: Auch bei dir werden eines Tages die Heringe aus dem Lebenszelt gezogen. Wohin gehst du dann hin, und was hast du bis dahin getan?
Petrus hat eine Erwartung, die er im Vers 13 noch einmal deutlich zum Ausdruck bringt: Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.
Petrus macht sich keine Illusionen zum Thema Gerechtigkeit auf Erden. Er weiß, dass es ungerecht zugeht. Bei seiner letzten Begegnung mit Jesus sagt dieser ihm, dass Petrus am Ende seines Lebens wahrscheinlich in einem ungerechten Gerichtsverfahren zum Tode verurteilt wird.
Die Kirchengeschichte berichtet, dass man die Ehefrau von Petrus absichtlich vor ihm gekreuzigt hat, damit er sie noch leiden und sterben sehen muss. Und als er dann an der Reihe war, bat er darum, kopfüber gekreuzigt zu werden, weil er es nicht verdiene, so zu sterben wie sein geliebter Herr. Die Henker erfüllten ihm den Wunsch und kreuzigten ihn sozusagen im Kopfstand.
Die Welt war damals ungerechter – man hat nichts Übles getan – und sie ist es noch heute, auch hier in Deutschland. Einige wissen, wovon ich rede, weil es in ihrer Stadt passiert ist: Um sich an seiner Frau zu rächen, sprüht ein Mann Bauschaum in Münster in gemeinsame Kinder, damit sie daran ersticken. Letztes Jahr hier in Deutschland passiert.
So ist diese Welt. Die Welt ist krank und kaputt. Wir können versuchen, nachhaltige Systeme herzustellen, soziale Systeme auszuklügeln und versuchen, Gerechtigkeit vorzuleben. Aber alles, was wir versuchen, tun wir immer in einer gefallenen Schöpfung. Wir tun es immer in einem System der Sünde, während wir selbst noch Sündhaftigkeit an unserem Körper und in unserer Seele tragen.
Der Apostel Paulus drückt das in Römer 7 einmal so aus: Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das streitet gegen Gottes Gesetz in meinem Verstand und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem Leib des Todes?
Petrus wartet auf einen neuen Himmel und eine neue Erde. Paulus wartet auf einen neuen Leib. Auf was wartest du?
Zum Plan Gottes und hoffentlich auch zu deinem Plan gehört, dass du auf einen neuen Leib, ein neues Leben, einen neuen Himmel und eine neue Erde wartest, so wie Gott es verheißen hat. Wo endlich authentische Treue und echte Gerechtigkeit herrschen werden.
Ich hoffe, dass zu deinem Plan genauso wie zu Gottes Plan gehört, dass du dich im Privaten und in deiner Gemeinde oder vielleicht auch in der Weltmission dafür einsetzt, anderen Menschen von diesem Gott, von dieser Lösung, von diesem neuen Himmel und dieser neuen Erde zu erzählen.
Dass du vielleicht 2022 ganz neu beginnst, den Missionsauftrag ernst zu nehmen und so wartest wie Petrus – nicht auf dem Sofa mit der Chipstüte in der Hand, sondern als Menschenfischer, als Hirte, der bereit ist, sich selbst und das Liebste zu opfern, was er hat, wenn es darum geht, die größte Liebe, die die Erde je gesehen hat, anderen Menschen zu bezeugen.
Unser Jesus wird wiederkommen. Die Frage ist, wie er dich und mich dabei vorfinden wird.
Amen. Ich möchte noch mit euch beten.
Gebet um Treue und Zeugnis
Lieber Herr, wir lesen in deinem Wort vom Gericht. Wir lesen von der Gerechtigkeit, die du herstellst, und von einer Erlösung, die die meisten von uns kennenlernen durften. In dieser Erlösung dürfen wir uns bergen und von ihr Tag für Tag leben.
Wir wissen, dass deine Gnade für all unsere Sündhaftigkeit reicht. Du hast uns erlöst, doch viele Menschen um uns herum wissen davon nichts.
Ich möchte dich bitten, dass die, die jetzt hier zuhören, für sich noch einmal klar machen, wo sie ein Zeugnis sein können. Vielleicht in der eigenen Familie, vielleicht morgen, wenn es wieder losgeht an der Uni, in der Schule, in der Ausbildung oder im Betrieb.
Es soll nicht einfach weggeschluckt werden, wenn irgendjemand etwas sagt, das auf die Ewigkeit bezogen werden kann. Vielmehr soll die Frage gestellt werden: Wo willst du denn eigentlich dieses Immer und Ewig erleben?
Lass uns ehrliche und treue Zeugen deiner Gnade sein, ohne Angst und Sorge vor dem Gericht, das uns selbst nicht mehr trifft. Aber mit Sorge und vielleicht auch mit einer gewissen Fürsorglichkeit für die Menschen, die um uns herum sind, damit sie diese Gnade noch ergreifen mögen, solange Zeit dafür ist.
Du verplempelst die Zeit nicht, sondern wartest ab, bis du kommst, weil du möchtest, dass Menschen gerettet werden.
Hilf uns, dass auch wir unsere Zeit nicht verplempern.
Armin.
