Einführung in die Prophetie des Sacharja
Heute Nachmittag wollen wir mit einer neuen Serie beginnen, und zwar mit dem Propheten Sacharja, den wir Vers für Vers betrachten werden.
In Herznach haben wir an den Mittelschultagen bereits alle zwölf kleinen Propheten durchgearbeitet. Dabei lag der Schwerpunkt hauptsächlich auf einer Übersicht. Ich habe damals auch eine Übersetzung zu den kleinen Propheten erstellt, die sich jetzt in dem Skript befindet, das ausgeteilt wurde. Dieses Skript beginnt auf Seite vier mit der Übersetzung.
Übrigens kann man alle zwölf kleinen Propheten auf meiner Homepage www.rogelebi.ch herunterladen. Unter dem Menüpunkt „Propheten“ findet man die Übersetzungen der kleinen Propheten.
Der größte Teil des Textes der zwölf kleinen Propheten ist Poesie, also im hebräischen Text in Verszeilen verfasst. In den meisten Bibelausgaben kommt das im Satzbild jedoch nicht zur Geltung. Das ist gut nachvollziehbar, denn im Alten Testament besteht etwa ein Drittel des Textes aus Poesie. Würde man jede Verszeile einzeln setzen, bräuchte das Alte Testament viel mehr Seiten. Das wäre auch ein Kostenfaktor.
Wenn man jedoch auf diese Verszeilen achtet, versteht man den Text automatisch viel besser. Deshalb wollen wir beim Durcharbeiten des Skripts immer wieder Bezug nehmen auf die Übersetzung ab Seite vier. Dort können wir uns auf diese Version einigen und gemeinsam darauf aufbauen.
Es gibt auch Texte, die nicht poetisch sind. Dort habe ich den normalen Flattersatz verwendet – also einen Zeilenumbruch, der nicht bündig ist, aber durchgezogen bleibt. Diesen Flattersatz habe ich so stehen lassen.
Ich lese nun Sacharja 1, Vers 1: „Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, geschah das Wort des Ewigen zu Sacharja, dem Sohn Berechias, des Sohnes Idos, dem Propheten, indem er sprach.“
Man merkt, dass dies noch keine Poesie ist, sondern nur die Einleitung. Nun folgt der erste Teil:
Aufruf zur Buße, alles in Verszeilen:
„Erzürnt war der Ewige über eure Väter mit Zorn, und du sollst zu ihnen sagen: So spricht der Ewige der Heerscharen: Kehrt um zu mir! Spruch des Ewigen der Heerscharen. Und so werde ich zu euch umkehren, spricht der Ewige der Heerscharen. Seid nicht wie eure Väter, zu denen die früheren Propheten geredet haben, indem sie sprachen: So spricht der Ewige der Heerscharen, kehrt doch um von euren bösen Wegen und von euren bösen Handlungen! Doch sie hörten nicht und merkten nicht auf mich, Spruch des Ewigen.“
Historischer Hintergrund und Kontext der Prophetie
Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie etwa in Ewigkeit? Doch meine Worte und meine Beschlüsse, die ich meinen Knechten, den Propheten, geboten habe, haben sie eure Väter nicht getroffen? Da kehrten sie um und sprachen: So wie der Herr der Heerscharen plante, sollen wir handeln, gemäß seinen Worten und unseren Taten. Also hat er mit uns gehandelt.
Zunächst einige Bemerkungen zum Zeitpunkt der Entstehung des Buches:
Die babylonische Gefangenschaft der Juden endete im Herbst 539 v. Chr. Damals erlebten die Babylonier ihre Niederlage. Die Perser und Meder hatten Babylon unter der Oberherrschaft von König Kyrus erobert. Gleich nach dieser Eroberung im Herbst des Jahres gab Kyrus ein Heimkehredikt heraus. Dies kann man in Esra 1 nachlesen.
Der König erlaubte den Juden in der babylonischen Gefangenschaft, in das Land ihrer Väter zurückzukehren. Dieses Land war von da an eine persische Provinz. Zudem erhielten sie den Auftrag, sogar den Tempel wieder aufzubauen. In der Folge kehrten Tausende von Juden aus der Gefangenschaft zurück.
Bereits 538 v. Chr. wurde der Altar an der ursprünglichen Stelle auf dem Tempelplatz wieder errichtet. Sofort wurden die Opfer wieder eingeführt. Dies ist in Esra 3, Vers 3 nachzulesen. All dies ist im ersten Absatz des Skripts zusammengefasst.
Im Jahr darauf, also 537 v. Chr., wurde der Grundstein des Tempelhauses gelegt (Esra 3,8.10). Doch es gab Widerstand von Feinden. Esra 4 berichtet darüber. Dabei spielten die Samariter eine wesentliche Rolle. Sie wollten die Juden am Wiederaufbau des Tempels hindern. Letztlich gelang ihnen das, als ein späterer König an der Macht war. Dieser wird Pseudosmerdis genannt, in Esra als Artasasta erwähnt.
Bitte nicht verwechseln mit dem Artasasta in Nehemia 2. Das ist ein anderer König, bekannt als Artaxerxes Langhand (Longimanus). Doch dieser Pseudosmerdis gab den Befehl: Der Tempel darf nicht mehr gebaut werden. Das führte zu einem Baustopp von etwa zwei Jahren.
Das entscheidende Jahr ist das zweite Jahr von Darius, das in Esra 5 erwähnt wird. In diesem Jahr begannen zwei Propheten, Haggai und Sacharja, zu weissagen. Sie hatten den Auftrag, das jüdische Volk zu ermutigen: Baut weiter am Tempel!
Die Tatsache, dass dieser persische König den Bau stoppte, war keine Grundlage dafür, dass der Wiederaufbau eingestellt werden musste. Wir sehen hier schon alttestamentlich das Prinzip, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen (Apostelgeschichte 5,29).
Diese beiden Propheten gingen mit gutem Beispiel voran und motivierten das Volk. Die Menschen begannen wieder zu bauen. Dann kam das Edikt eines neuen Königs, Darius, der auf Pseudosmerdis gefolgt war. Er erlaubte den Bau natürlich wieder.
In den Archiven Persiens wurde nachgewiesen, dass der große König Kyrus damals höchstpersönlich die Erlaubnis gegeben hatte, den Tempel wieder aufzubauen. So wurde schließlich der zweite Tempel im Jahr 516 v. Chr. vollendet (Esra 6,14-15).
Wir haben hier in Sacharja 1 gelesen, im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius. Dabei ist Darius Hystaspis gemeint, der auf Pseudosmerdis gefolgt war. Eine Fußnote im Skript erklärt, dass er von 522 bis 486 v. Chr. regierte. Somit ist das zweite Jahr 520 v. Chr.
In diesem Jahr 520 v. Chr. ermutigten Haggai und Sacharja das Volk, den Tempel weiterzubauen. Denn Gottes Gebot steht über den Geboten der Menschen.
In diesem bedeutsamen Jahr begann Sacharja seinen prophetischen Dienst. Wenn wir nun Haggai 1 aufschlagen, sehen wir, dass auch dieser Prophet sein Buch auf dasselbe Jahr datiert hat.
Vergleich der Prophetien von Haggai und Sacharja
Vielleicht fällt uns etwas auf bei Haggai 1,1: Im zweiten Jahr des Königs Darius, im sechsten Monat, am ersten Tag des Monats, geschah das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai zu Serubabel, dem Sohn Shealtiels, dem Landpfleger von Juda, und zu Joshua, dem Sohn Jozadaks, dem Hohenpriester.
Man sieht, dass es sich um dasselbe Jahr handelt wie bei Sacharja I, also das zweite Jahr des Darius, das heißt 520 v. Chr. Allerdings ist der Monat unterschiedlich: Haggai spricht vom sechsten Monat, Sacharja hingegen vom achten Monat.
Ab Seite zwei findet man Stichwörter zu den Kapiteln, Vers für Vers. Dort habe ich noch erläuternd hinzugefügt: Der achte Monat ist der Monat Cheschwan, der in unserem Kalender ungefähr Oktober und November entspricht. Diese Monate überschneiden sich, das heißt, das war im Monat nach dem Posaunenfest, das am siebten Tag gefeiert wird. Zehn Tage später folgt Jom Kippur, der große Versöhnungstag, und fünf Tage danach beginnt das Laubhüttenfest.
All diese Feste des Herrn sind in 3. Mose 23 beschrieben. Insgesamt gibt es sieben Feste, ein Teil im Frühjahr mit Pessach und so weiter, die Frühjahrsfeste beginnen und gehen bis Pfingsten. Danach gibt es eine Unterbrechung, und im Herbst folgen die letzten Feste wie Posaunenfest, Jom Kippur und Laubhüttenfest. Dann ist die Festzeit vorbei.
Der achte Monat ist also der Monat, in dem eigentlich alles vorbei war. Nun fällt auf: Sacharja hat nach diesem Festzyklus geweissagt. Haggai hingegen war noch im sechsten Monat aktiv, also im Monat Elul, noch bevor das Posaunenfest, Jom Kippur und Laubhüttenfest stattgefunden hatten. Einer war vorher dran, der andere danach.
Interessant ist, dass Haggai, als er zu weissagen begann, dem Volk einen Vorwurf machte. Er sagte, dass sie ihre Energie darauf verwenden, schöne Häuser zu bauen, während der Tempel unvollendet und gewissermaßen eine Ruine steht. Er fordert sie auf, umzukehren und die Prioritäten richtig zu setzen: zuerst kommt das Haus Gottes, dann die privaten Angelegenheiten.
Haggai sagt nicht, dass es aus politischen Gründen sehr schwierig sei. Er erwähnt nicht, dass sie von Persien den Befehl bekommen hätten, nicht zu bauen, und dass es verständlich sei, die Zeit zu nutzen, um eigene Häuser zu bauen. Nein, er sagt einfach, sie setzen die Prioritäten falsch und hält eine Ermahnungspredigt.
Erstaunlich ist, was wir in Haggai 1,12 lesen: Nach dieser kurzen Ermahnungspredigt von Vers 2 bis 11 heißt es: „Und Serubabel, der Sohn Shealtiels, und Joshua, der Sohn Jozadaks, der Hohepriester, und der ganze Überrest des Volkes hörten auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggai, so wie der Herr, ihr Gott, ihn gesandt hatte. Und das Volk fürchtete sich vor dem Herrn.“
Eine Predigt, und das ganze Volk hört darauf, akzeptiert sie und geht wieder ans Werk. Jetzt versteht man natürlich, dass das etwas ganz anderes war. Mit dem Posaunenfest am 1.7., dem Jom Kippur und dem Laubhüttenfest war etwas Neues geschehen. Sie hatten ihre Prioritäten wieder richtig gesetzt.
Das Feiern in Gottes Gegenwart war vorbei, und jetzt kam der Monat Oktober/November. Zacharja brachte seine Botschaft. In den Versen 2 bis 6 findet sich ein Aufruf zur Buße, eine Ermahnungsbotschaft. Gott sagt, dass er über die Vorfahren erzürnt war. Er hat die Propheten zu ihnen geschickt, damit sie umkehren, aber sie haben nicht gehört und die Botschaft nicht angenommen.
Darum heißt es in Vers 5: „Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie etwa in Ewigkeit?“ Gott betont, dass alle seine Worte und Beschlüsse sich erfüllt haben. Das jüdische Königreich wurde von den Babyloniern zerschlagen, die Juden wurden in Massen nach Babylon deportiert. Alles hat sich erfüllt und bewahrheitet.
Die Botschaft an die neue Generation lautet in Vers 6: „Doch meine Worte und meine Beschlüsse, die ich meinen Knechten, den Propheten, geboten habe, haben sie nicht getroffen, eure Väter.“ Wie ist die Reaktion?
Sie kehrten um und sprachen: „So wie der Herr der Heerscharen plante, uns zu tun, gemäß seinen Worten und gemäß unseren Taten, so hat er mit uns getan.“ Sie akzeptieren die Botschaft und stellen sich unter das Wort Gottes.
Sie sagen: Ja, Gott war gerecht in all den Katastrophen, die über unser Volk gekommen sind. Gott hat sich als gerecht erwiesen, und es war richtig, wie er gehandelt hat. Das ist eindrücklich.
Vertiefung der Umkehr und Erweckung im Volk
Aber es gibt doch Fragen. Bereits im Monat Elul, damals vor den drei Schlussfesten, heißt es in Haggai 1, dass sie umgekehrt sind. Und jetzt wird nochmals erwähnt, dass sie umkehrten. Wir müssen das verstehen. Reicht es nicht, wenn sie damals schon Buße getan hatten?
Man sieht, dass sich die Dienste von Haggai und Sacharja ergänzten. Haggai legte gewissermaßen eine Grundlage, und es gab bereits eine Umkehr. Doch Sacharja vertiefte dieses Werk noch mehr in den Herzen. Man kann zwar umkehren, aber die Erkenntnis ist nicht immer tief genug. Durch die Botschaft von Sacharja wurde diese Erkenntnis, dass sie Gott vollkommen Recht geben und ihm die Ehre geben, noch tiefer in die Herzen eingesenkt. Die begonnene Buße wurde also nochmals vertieft.
In den weiteren Versen werden wir eine Trostbotschaft sehen. Ein Volk, das in zwei Phasen eine gründliche Umkehr erlebt hat, wird nun ermutigt. Aber es gibt noch ein Problem. Man könnte sagen: Ja, aber damals, im Jahr 539 v. Chr., im ersten Jahr des Königs Kyros, gab es doch schon den Erlass, heimzukehren. Und was lesen wir dort? Es hatte eine Erweckung gegeben.
Rund zwanzig Jahre zuvor gab es eine Erweckung. Ich schlage dazu im Buch Esra nach. Im ersten Jahr Kyros, des Königs von Persien, also 539 v. Chr., heißt es: Damit das Wort des Herrn aus dem Mund Jeremias erfüllt würde, erweckte der Herr den Geist Kyros, des Königs von Persien. Er ließ einen Ruf ergehen durch sein ganzes Königreich, auch schriftlich, indem er sprach: „So spricht Kyros, der König von Persien: Alle Königreiche der Erde hat der Herr, der Gott des Himmels, mir gegeben, und er hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem, das in Juda ist. Wer von euch aus seinem Volk ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus des Herrn, des Gottes Israels. Er ist der Gott, Ha Elohim, das heißt der wahre Gott in Jerusalem. Und jeder, der übrig bleibt an irgendeinem Ort, wo er sich aufhält, den sollen die Leute seines Ortes unterstützen mit Silber und Gold, mit Habe und mit Vieh, nebst freiwilligen Gaben für das Haus Gottes in Jerusalem.“
Man merkt: Es beginnt mit einer Erweckung im Herzen dieses Perserkönigs. Es heißt, Gott erweckte den Geist Kyros (Vers 1). Aber jetzt möchte ich betonen, dass in Vers 5 steht: „Und es machten sich auf die Häupter der Väter von Juda und Benjamin, die Priester und Leviten, jeder, dessen Geist Gott erweckte, hinaufzuziehen, um das Haus des Herrn in Jerusalem zu bauen.“
Gott hat also eine Erweckung unter den Juden bewirkt. Sie erkannten, dass das Wichtigste ist, zurückzukehren und dem wahren Gott wieder sein Haus zu bauen sowie den Gottesdienst nach all den Jahren der babylonischen Gefangenschaft neu einzurichten. Das war wirklich im wörtlichen Sinn eine Erweckung durch Gottes Wort.
Doch nun sehen wir, dass keine zwanzig Jahre später durch Haggai und Sacharja erneut eine Erweckung stattfand. Was lernen wir daraus? Etwas, das wir eigentlich schon längst aus der Bibel hätten wissen können, besonders aus den früheren Geschichten, vor allem aus dem Buch Josua und den Richtern: Eine Erweckung dauert nie länger als zwanzig Jahre.
Es gibt einen Neuaufbruch unter dem Volk Gottes, doch dieser geht üblicherweise sehr bald wieder zurück. Was braucht es dann? Ein neues Erwachen. Und das hat Gott durch Haggai und Sacharja bewirkt, ebenfalls in zwei Phasen. Haggai löste bereits einen ganz wesentlichen Anfang aus, und Sacharja unterstützte ihn, indem er das Werk der Erneuerung in den Herzen noch vertiefte.
Darum haben wir zu Beginn des Prophetenbuches als Einführung einen Aufruf zur Buße. Danach folgt der zweite Teil: Acht Nachtgesichter. Auf Seite eins im Skript findet man den Titel zum Aufbau des Buches. Dort wird das Datum 1,1 genannt, also das erste Kapitel, erster Vers, wo das Buch datiert wird und erklärt, wer es geschrieben hat.
Dann folgt erstens die Einführung mit dem Aufruf zur Buße und zweitens die Acht Nachtgesichter, die bis zum Ende von Kapitel sechs gehen. Diese Acht Nachtgesichter sind so aufgebaut, dass sie eine Spiegelstruktur aufweisen.
Das erste Nachtgesicht, also der erste Traum von Gott, habe ich überschrieben mit „Pferde durchziehen die Erde“ (Sacharja 1,7-17). Der zweite Traum zeigt, dass die Nationen gerichtet werden.
Der dritte Traum handelt davon, dass Jerusalem beschützt wird. Der vierte Traum zeigt, dass der Hohepriester gereinigt wird.
Im nächsten Traum geht es darum, dass der Herrscher Zerubbabel gestärkt wird. Der sechste Traum zeigt, dass das Böse gerichtet wird. Der siebte Traum beschreibt, wie Jerusalem gereinigt wird. Und schließlich, im achten Traum, durchziehen wieder Pferde die Erde.
Man erkennt, dass der letzte Traum, der achte, mit dem ersten Traum eng verwandt ist. Ich habe den ersten Traum als A bezeichnet und den achten als A'. Diese beiden Nachtgesichter spiegeln sich also wider.
Der zweite Traum, den ich B1 genannt habe („Die Nationen werden gerichtet“), spiegelt sich mit B1 („Das Böse wird gerichtet“) wider. Dann B2 („Jerusalem wird beschützt“) spiegelt sich mit „Jerusalem wird gereinigt“. In der Mitte steht der Hohepriester, der gereinigt wird, und das spiegelt sich mit „Der Herrscher wird gestärkt“.
Wir finden hier eine wunderbare, harmonische Struktur. Diese Spiegelstruktur hilft uns, den Inhalt besser zu verstehen. Das sind keine bloßen Spielereien, sondern solche Strukturen unterstützen wirklich das Verständnis des Textes, wie wir noch sehen werden.
Das erste Nachtgesicht: Pferde durchziehen die Erde
Ich lese jetzt weiter in Sacharja 1, Vers 7, also das erste Nachtgesicht Sacharjas: Pferde durchziehen die Erde.
Am vierzehnten Tag des elften Monats, das ist der Monat Schwat, im zweiten Jahr des Darius, geschah das Wort des Herrn zu Sacharja, dem Sohn Berechias, des Sohnes Idos, dem Propheten. Er sprach:
Ich sah des Nachts, und siehe, ein Mann ritt auf einem roten Pferd. Er hielt an zwischen den Mürten, die im Talgrund waren. Hinter ihm waren rote, hellrote und weiße Pferde.
Und ich sprach: Was bedeuten diese, Herr? Da sprach zu mir der Engel, der mit mir redete: Ich will dir zeigen, was diese bedeuten.
Der Mann, der zwischen den Myrten anhielt, antwortete und sprach: Diese sind die, welche der Herr ausgesandt hat, die Erde zu durchstreifen.
Sie antworteten dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten hielt, und sprachen: Wir haben die Erde durchstreift, und die ganze Erde sitzt still und ist ruhig.
Da antwortete der Engel des Herrn und sprach: Herr der Heerscharen, bis wann wirst du dich nicht über Jerusalem erbarmen und über die Städte Judas, auf die du zornig gewesen bist diese siebzig Jahre?
Da antwortete der Herr dem Engel, der mit mir redete: Gute Worte, tröstliche Worte.
Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Rufe aus, indem du sagst:
Merken wir, dass das Schriftbild nach diesen Versen, die ich jetzt gelesen habe, die Prosa waren, also ganz gewöhnliche Sprache. Jetzt folgt Poesie.
So spricht der Herr der Heerscharen: Ich eifere um Jerusalem, ja um Zion, mit großem Eifer. Mit großem Zorn zürne ich den sorglosen Nationen, denn ich habe ein wenig gezürnt, aber sie haben geholfen zum Bösen.
Darum, so spricht der Herr: Ich kehre nach Jerusalem zurück mit Erbarmungen. Mein Haus soll in ihr gebaut werden – Spruch des Herrn der Heerscharen. Die Messschnur soll über Jerusalem ausgespannt werden.
Rufe wiederum aus, indem du sagst: So spricht der Herr der Heerscharen: Es sollen noch überströmen meine Städte von Gutem. Der Herr wird noch Zion trösten, und er wird noch Jerusalem erwählen.
Bedeutung der Namensgebung und Gottes Plan für Jerusalem
Zuerst möchte ich einige Bemerkungen zu Vers 1 in Kapitel 1 anbringen. Dort wird der Prophet mit seinem vollen Namen vorgestellt: „Da geschah das Wort des Ewigen zu Sacharja, dem Sohn Berechjas, des Sohnes Idos, dem Propheten, in dem er sprach.“
Warum werden hier drei Generationen erwähnt, also Sacharja, Ben Berechja, Ben Iddo? In diesen Namen ist die Botschaft des Buches Sacharja bereits zusammengefasst. Sacharja bedeutet „Der Herr gedenkt“. Berechja heißt „Der Herr“, also „Ja“ – am Schluss ist das die Abkürzung von Yahweh, dem Ewigen, dem Herrn, der segnet. Iddo bedeutet „die bestimmte Zeit“. Genau das ist die Botschaft.
Sacharja gibt uns einen Ausblick auf die Zukunft Jerusalems. Nach all den traurigen Ereignissen, die schon vor Sacharja über diese Stadt gekommen sind und die noch kommen werden, zeigt Sacharja in den weiteren Kapiteln, dass Gott diese Stadt am Ende auf eine ganz besondere Weise segnen wird. Diese Stadt wird die wichtigste Stadt der ganzen Welt sein.
In gewissem Sinn hat Mr. Trump mehr verstanden als die meisten Politiker der Welt, indem er irgendwie gefühlsmäßig spürte, dass diese Stadt etwas ganz Besonderes ist. Jawohl, und Sacharja zeigt uns, warum das so ist. Diese Stadt wird der Herr nie vergessen. Sacharja bedeutet: „Der Herr gedenkt.“
Gott hat Pläne, diese Stadt auf eine ganz besondere Weise zu segnen – in Berechja. Doch Gott hat seinen eigenen Zeitplan. Nicht dann, wenn die Menschen es erwarten, sondern so, wie er es plant.
Das Buch Sacharja gibt uns viele Aufschlüsse darüber, wie Gott gedenkt, wie Gott segnet und wann diese Zeit sein wird. Das wird in diesem Prophetenbuch sehr eindrücklich und detailliert mitgeteilt.
Aufruf zur Umkehr und Gottes Gerechtigkeit
Wir haben gesehen, ab Vers 2 gibt es einen Rückblick auf die Geschichte Israels, auf die Untreue und den Abfall, die Gottes Zorn herausgefordert haben. Dies führte zur babylonischen Gefangenschaft. Für die zehn Stämme gab es zuvor bereits die Wegführung in die assyrische Gefangenschaft.
Ab Vers 3 sehen wir einen Aufruf an die Zeitgenossen Zacharjas: Wenn ihr umkehrt, werdet ihr erleben, dass Gott sich zu euch bekennen wird. Das bedeutet: So werde ich zu euch umkehren. Gott wird sich also denen zuwenden, die zu ihm umkehren. Dieser Grundsatz zieht sich durch die ganze Bibel. Wenn der Mensch sich zu Gott hinwendet, wird er erfahren, wie Gott sich zu ihm wendet.
In Vers 4 finden wir den Ausdruck „Spruch des Ewigen der Heerscharen“. Gerade dieser Gottesname, der Ewige, also Yahweh, wird in der Synagoge aus Ehrfurcht nicht ausgesprochen. Stattdessen setzt man beim Lesen in der Lutherbibel „Herr“ mit Großbuchstaben. Hier steht jedoch Yahweh und dann Zwa'ot, der Heerscharen, also Adonai Zwa'ot. Man kennt es aus der Lutherbibel als „Herr der Heerscharen“ oder „Herr Zebaot“.
Was bedeutet Zebaot? Ich erkläre: Zwa'ot ist die Mehrzahl von Zawah. Zawah heißt auf Hebräisch Armee. Die israelische Armee nennt man Zahal, eine Abkürzung. Das Z steht für Zawah, Heer oder Armee, das H für Haganat, Verteidigung von, und L für Le Yisrael, Israel. Die Konsonanten Z H L bedeuten also die Armee, das Heer, die Verteidigung für Israel.
Zawah ist das normale Wort für eine Armee. Zwa'ot ist die Mehrzahl, also Armeen. Hier steht „der Herr der Armeen“, der Heerschar. Wichtig ist Folgendes zu verstehen: Zwa'ot, Heere in der Mehrzahl, wird in der Bibel zum Beispiel für die Sterne verwendet.
Im ersten Buch Mose, am Schluss des Schöpfungsberichts, lesen wir in 1. Mose 2,1: „So wurden vollendet der Himmel und die Erde und all ihr Heer.“ Das ist Zawah, ihre Armee. Gott hatte am siebten Tag sein Werk vollendet, das er gemacht hatte, und ruhte am siebten Tag von all seinem Werk.
Hier wird also über Himmel und Erde und all ihr Heer gesprochen, wobei „Heer“ die ganze Sternenwelt meint. „Gott der Heerscharen“ bedeutet „der Gott, der das ganze Universum mit allen Sternen und Galaxien in seiner Hand hat“. Galaxien sind Sternansammlungen in Spiralen.
In den vergangenen Jahren hat man viel über die tiefe Struktur des Universums herausgefunden, was früher nicht möglich war. Unsere Erde kreist um die Sonne zusammen mit anderen Planeten – das ist das Sonnensystem. Dieses Sonnensystem gehört zu einer Galaxie mit unzähligen Sternen, die sich als Spirale um ein Zentrum drehen.
Doch es gibt viele weitere Galaxien im Universum, die nach einem bestimmten Plan aufgebaut sind. Viele Galaxien bilden Supersysteme, die an hohlen Platten am Rand angeordnet sind. Die Tiefenstruktur des Universums wurde weiter erforscht. Dabei stellte man fest, dass diese Anordnung systematisch ist.
Im ganzen Universum sind solche Superhaufen von Galaxien an weitgehend leeren Platten am Rand angeordnet. So gibt es eine Struktur bis hin zum ganzen Universum. Diese Struktur ist nicht zufällig, sondern geordnet.
Es ist ein Problem, warum es keine Gleichverteilung der Galaxien gibt. Aufgrund der Urknalltheorie hätte man erwartet, dass die Materie gleichmäßig verteilt ist. Doch das ist nicht so. Warum gibt es diese hohlen Bereiche und an den Rändern diese Anhäufungen von Galaxien?
Im Prinzip ist das genauso geordnet wie eine Armee. Die Sonne hat ihre Planeten, und die Planeten wiederum werden von einem oder mehreren Monden umkreist. In unserer Galaxie gibt es viele Sonnen, unzählige Sterne, und man nimmt an, dass auch sie Planeten haben. Es gibt genügend Hinweise darauf, dass das der Regelfall ist.
Man kann sich das vorstellen wie in einer Armee: Zuerst kleine Gruppen, etwa ein Kommandant mit einigen Soldaten. Diese Gruppen gehören zu einer größeren Einheit, die wiederum Teil einer noch größeren Einheit ist. So geht es weiter bis zu Divisionen.
Genau so ist das Weltall aufgebaut: von Sonnensystemen über einzelne Galaxien, dann zu Superhaufen, die wiederum strukturiert sind bis hin zum gesamten Universum. Es ist hierarchisch strukturiert.
Wer steht an der Spitze des Universums? Wer ist an der Spitze all der Divisionen? Im Kriegsfall wird in der Schweiz ein General eingesetzt. Und wer steht an der Spitze des Universums? Adonai Zwa'ot. Er hat alles in seiner Hand.
Dieses Universum ist für den menschlichen Geist unfassbar in seinen Dimensionen. Die Größenordnung des Raums kann man zwar mit Zahlen beschreiben, aber niemand kann sagen, dass er es wirklich versteht. Man kann vernünftig darüber sprechen, aber es gibt höhere Dinge, über die man spricht, ohne sie wirklich zu begreifen.
Wir dürfen wissen, dass über allem der Gott der Bibel steht, der Herr der Herrscher. Derjenige, der alles so vollkommen in der Hand hält, hat auch unser persönliches Leben in der Hand. Jedes Detail unserer Nöte, manche sprechen sogar von Schicksalen – er hat es in der Hand.
Auch den Zeitplan hat er in seiner Hand. Er weiß, wann die Zeit zum Segnen kommt. Er vergisst nicht, er gedenkt. So ist es auch für Israel.
Israel hat eine schreckliche Geschichte hinter sich. Man denke an 2000 Jahre Verfolgung in aller Welt, 13 Millionen Tote seit dem Jahr 70. Wenn man bedenkt, was alles über dieses Volk im zwanzigsten Jahrhundert gekommen ist, ist es unfasslich.
Trotzdem sagt Zacharja: Der Herr gedenkt. Gott hat dieses Volk nicht vergessen. Es gibt zwar Leute, die sagen, Israel sei vorbei. Doch die Bibel sagt etwas anderes. Gott hat Israel nicht vergessen.
Zacharja sagt: Der Herr gedenkt, er wird dieses Volk noch segnen. Aber er hat seinen eigenen Zeitplan, „Iddo“, zu seiner Zeit.
Engelheere und ihre Bedeutung
Jetzt muss ich erklären, dass wir mit dem Wort Zawah noch nicht alles verstanden haben. Dieses Wort Zawa'ot wird in der Bibel auch für die Engelheere verwendet. Es gibt von diesen Engelheeren Hunderte von Millionen Engel.
Das lesen wir in Offenbarung 5. Dort sehen wir im Himmel den Herrn Jesus in der Mitte des Thrones, und darum herum die 24 Ältesten. In einem weiteren Kreis sind Engel. Wenn wir kurz Offenbarung 5 aufschlagen, steht dort in Vers 11: „Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten, und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende, die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung.“
Tausend mal Tausend sind eine Million, aber hier heißt es Tausende mal Tausende. Das sind Millionen von Engeln. Doch hier steht auch noch Zehntausende mal Zehntausende. Zehntausende mal Zehntausende sind hundert Millionen. Es sind also Hunderte von Millionen Engeln im himmlischen Tempel, im Allerheiligsten, um den Thron Gottes herum.
Diese Engel sind diejenigen, die nicht abgefallen sind, sondern sich entschieden haben, Gott die Treue zu halten. Diese Engel werden übrigens in 2. Timotheus als die auserwählten Engel bezeichnet. Das sind nicht diejenigen, die schicksalshaft treu blieben, sondern jeder Engel musste sich selbst entscheiden. Von denen, von denen Gott im Voraus wusste, dass sie treu bleiben würden durch eigene Entscheidung, hat er erwählt, seine Diener zu bleiben in alle Ewigkeit. Darum sind das die auserwählten Engel.
Bei den Menschen ist das etwas anderes. Wir waren nicht direkte Geschöpfe im gleichen Sinn wie die Engel, die vollkommen geschaffen wurden und dann entscheiden konnten, ob sie abfallen oder nicht. Nein, wir sind von sündigen Eltern in diese Welt hineingeboren worden; wir sind als Sünder geboren. Aber deshalb gibt Gott jedem Menschen die Möglichkeit, sich zu entscheiden, ob er zurückkehren will oder nicht. Diejenigen Menschen, die sich entscheiden, zurückzukehren, sind die Auserwählten. Nicht, weil sie schicksalshaft dazu bestimmt wurden, sondern weil Gott wusste, dass sie sich positiv entscheiden würden, und sie hat er auserwählt, um seine Kinder zu sein. Aber jeder wird vor die Entscheidung gestellt und muss selbst entscheiden.
Das, was die Engel einmal getan haben, war definitiv. Der Abfall der Engel ist endgültig, darum werden sie nie mehr zurückkehren. Hebräer 2 sagt, dass Gott sich des Samens Abrahams annimmt, aber die Engel führt er nicht hinaus. Das heißt, er greift nicht Engel, die abgefallen sind, um sie aus der Sünde wieder herauszuführen. Das ist nicht nötig, weil ihre Entscheidung damals endgültig war, als ein Drittel abgefallen ist.
Ich will damit nur sagen: Wir haben also Hunderte von Millionen Engeln in Offenbarung 5 im Himmel, aber dazu käme noch ein Drittel der Engelwelt, die abgefallen sind, nach Offenbarung 12. Ein Drittel der Sterne, die da mitgerissen werden von Satan – das ist ein Bild der Engel. Engel werden in der Bibel mit den Sternen in Verbindung gebracht. Darum werden Engel an manchen Stellen, zum Beispiel in Hiob 38, als Morgensterne bezeichnet.
Engel haben offensichtlich eine Beziehung zu den unzähligen Sternen im Universum. Diese Sterne sind nicht einfach da, um zum Großteil von Menschen nie gesehen zu werden. Wenn man entfernte Galaxien mit dem Fernrohr betrachtet, kann man die Galaxien sehen, aber nicht die Einzelsterne. Es ist begrenzt, wie viele Einzelsterne man sehen kann. Eine große Zahl der Galaxien wird nur als Galaxie mit Hunderten von Millionen Sternen wahrgenommen. Aber es besteht ein Zusammenhang mit der Engelwelt.
Der langen Rede kurzer Sinn: Adonai Zwa'ot ist der Gott, der die ganze Engelwelt – die treuen, die ausgewählten Engel und die abgefallenen – in seiner Hand hat. Er bestimmt alles. Wir sehen in Hiob 1 auch, was den Satan betrifft: Gott kann genau sagen, bis wohin er handeln darf und wo nicht. Er ist der Herr, der alles in der Hand hat und über alles regiert.
Aber damit haben wir noch nicht verstanden, was Adonai Zwa'ot bedeutet. Es ist nämlich so, dass auch die Armeen der Nationen in aller Welt im Alten Testament als Zawa beziehungsweise Zwa'ot bezeichnet werden. Das heißt also, Gott ist auch der, der alle Armeen der Nationen in seiner Hand hält und sie für seine Ziele benutzen kann.
Nur ein Beispiel: Als die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg schließlich in der Normandie landeten und aufs Festland kamen, war das eine dramatische, unglaubliche Sache. Viele Amerikaner sind dabei umgekommen, aber sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass das Nazireich in Europa zusammenbrechen konnte. Wer stand hinter all dem und hatte letztlich alles in der Hand? Das ist der Herr der Heerscharen.
Dazu kommt, dass die Armee Israels ebenfalls in der Bibel als die Armee dargestellt wird, die Gott in seiner Hand hat. Das ist natürlich sehr aktuell, wenn man an die israelische Armee heute denkt: Sie ist in Gottes Hand, genauso wie alle Armeen der Welt. Aber auch gerade diese Armee – das ist der Herr der Heerscharen.
Das wird in Sacharja 51 Mal gesagt: „Der Herr der Heerscharen“. Vielleicht hat jemand gedacht, als ich am Anfang vorgelesen habe, warum es immer wieder heißt: „Spruch des Herrn der Heerscharen“ oder „spricht der Herr der Heerscharen“. Warum wird das so oft wiederholt? Damit wir immer wieder neu daran erinnert werden.
Das ist dieser Gott, der das ganze Universum, die ganzen Engelmächte und auch alle Armeen der Welt, einschließlich der Armee Israels, in der Hand hält. Dieser Gott spricht hier zu uns, und dieser Gott sagt: Wenn ihr zu mir umkehrt, werde ich euch zuwenden. Dieser Gott spricht hier zu Jerusalems Herzen tröstliche und gute Worte.
Nochmals zu Vers 6: Ich habe im Skript noch aufgeführt, dass die Prophezeiungen über die Vorfahren sich erfüllt haben, wie die Wegführung nach Assyrien, die Wegführung nach Babylon und so weiter. Ich habe bereits erklärt, dass die Zeitgenossen Zacharias umkehren und Gottes Gerechtigkeit in all seinem Handeln anerkennen. Sie machen Gott keinen Vorwurf, er hätte Fehler gemacht.
Es sind schreckliche Dinge geschehen in den Kriegen, besonders was die Babylonier den Israeliten angetan haben. Trotzdem sagen sie: Der Herr ist gerecht. Das ist die wesentliche Voraussetzung, um das prophetische Wort überhaupt verstehen zu können. Wenn man Gott innerlich anklagt, hat man eine Blockade und wird auch die nachfolgenden Prophezeiungen und die Worte des Trostes nicht verstehen können. Das war wirklich die Basis.
Durch Zacharja wurde das Anfangswerk der Umkehr vertieft und befestigt. Jetzt kommen wir zum ersten Nachtgesicht, datiert auf den Monat Schwad, also Dezember/Januar. Dort sehen wir dieses Traumgesicht. In Vers 8 sieht er einen Reiter auf einem roten Pferd. Wer ist das? In Vers 11 erfahren wir, dass es der Engel des Herrn ist.
Es ist wichtig zu verstehen, wer diese Person ist. Auf Hebräisch heißt das Malach Adonai. Malach kann man mit Engel übersetzen, aber es bedeutet im Hebräischen allgemein Bote. Wenn wir Engel sagen, verstehen wir darunter Geister, die Gott erschaffen hat als Diener, von denen ein Drittel abgefallen ist.
Das Wort Malach ist weiter gefasst. Es wird im Alten Testament auch für Boten verwendet, die ein König schickt. Zum Beispiel in 2. Könige 1 wird das Wort nicht mit Engel, sondern mit Bote übersetzt. Malach Adonai heißt einfach „Der Bote des Herrn“. Nicht „ein Bote des Herrn“, sondern das Wort Malach ohne Artikel, verbunden mit dem Eigennamen Gottes, Yahweh. In der hebräischen Grammatik ist das determinierend. Das kann nie übersetzt werden mit „ein Engel des Herrn“, sondern immer mit „der Engel des Herrn“. Das ist Grammatik.
Wer ist dieser Engel des Herrn? Schlagen wir 1. Mose 16 auf. Das ist die Geschichte von Hagar, die Hals über Kopf aus prekären familiären Problemen flüchtete mit Ismael. Dort heißt es in 1. Mose 16, Vers 7: „Und der Engel des Herrn fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur.“ Also sie ist nicht bei Aarau, sondern in der Nähe von Beerscheva in der Wüste.
Der Engel des Herrn, Malach Adonai, könnte also übersetzt werden mit „Der Bote des Herrn fand sie an der Wasserquelle in der Wüste“. Er sprach zu Hagar: „Woher kommst du und wohin gehst du?“ Eine sehr grundsätzliche Frage, die man jedem Menschen in der Evangelisationsverkündigung stellen muss: Woher kommst du und wohin gehst du?
Vor über tausend Jahren kamen Missionare im nördlichen Europa und predigten den Barbaren. Die Barbaren sagten: „Wir sind wie dieser Vogel, der durch das offene Fenster kam und wieder hinausflog. Wir wissen nicht, woher wir kommen und wohin wir gehen. Wenn ihr uns das sagen könnt, dann wollen wir Christen werden.“ Das war der Anfang der Mission in England und Irland.
Hagar antwortete: „Ich fliehe von meiner Herrin Sarai.“ Der Bote des Herrn sprach zu ihr: „Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände.“ Er versprach ihr: „Ich will deinen Samen sehr mehren, dass er nicht gezählt werden kann vor Menge.“
Der Bote des Herrn sagte weiter: „Du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären. Du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn Gott hört. Der Herr hat auf dein Elend gehört. Er wird ein wilder Esel von Mensch sein, seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und er wird angesichts all seiner Brüder wohnen.“
Da nannte sie den Herrn, der zu ihr redete, „Du bist ein Gott, der sich schauen lässt“, denn sie sprach: „Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er sich hat schauen lassen?“ Darum nannte man den Brunnen Be'er Lachai Roi, „Brunnen des Lebendigen, der sich schauen lässt“. Das ist zwischen Kadesch und Bered.
Plötzlich in Vers 13 heißt es: „Der nannte sie den Herrn, der zu ihr redete.“ Das ist Yahweh auf Hebräisch. Das heißt also, der Bote des Herrn ist der Herr. Der Bote Yahwehs ist Yahweh.
So liest man im Alten Testament immer wieder, dass Malach Adonai Gott selbst ist. Als er den Eltern von Simson erschien, in Richter 13, war es so dramatisch, dass sie realisierten: „Wir haben Gott gesehen.“ Der Vater von Simson sagte: „Wir müssen sterben.“ Seine Frau, die eine tiefere Herzensbeziehung zu Gott hatte, sagte: „Nein, das kann nicht sein. Wenn Gott mit uns so geredet hat und einen Plan für uns hat, können wir nicht sterben.“ Sie konnte es nicht begründen, aber für sie war klar: Sie haben Gott gesehen.
Noch deutlicher: Es ist Yahweh. Das stellt eine wichtige Frage: Wie kann das sein? Der Bote des Herrn ist der Herr. Dann gäbe es ja mehr als eine Person in Yahweh. Da ist einer, der sendet, und einer, der gesendet wird. Ja, natürlich.
Man kann es also klar sagen: Der Malach Adonai im Alten Testament ist immer der Herr Jesus, der ewige Sohn Gottes, gesandt vom Vater. Zu diesem Thema werden wir in Zacharja noch viel mehr lernen. Es wird in Kapitel 2 ganz dramatisch, dort sehen wir ausdrücklich, dass Adonai Zwa'ot sendet. Wie das geht, werden wir noch deutlicher sehen.
Jetzt aber geht es hier darum: Der Mann, der auf einem roten Pferd reitet, ist Gott selbst, nämlich der Sohn Gottes. In Vers 8 hält er bei einer Myrte im Talgrund an, und hinter ihm sind weitere Pferde – rote, hellrote und weiße. Der Prophet weiß nicht, was das bedeutet, und stellt die Frage: „Was bedeuten diese, Herr?“ Der Engel, der mit ihm redet, antwortet: „Ich will dir zeigen, was diese bedeuten.“
In Sacharja ist immer wieder ein Engel als Interpret dabei. Er hat den Auftrag, Zacharja die Visionen zu erläutern und zu erklären. Er sagt: „Ich will dir zeigen, was diese bedeuten.“ Der Mann, der zwischen den Myrten anhält, spricht: „Diese sind die, welche der Herr ausgesandt hat, die Erde zu durchstreifen.“
Wir müssen uns zuerst fragen: Was bedeuten diese Pferde? Auch das Pferd, auf dem der Engel des Herrn selbst reitet. In Offenbarung 19, Vers 11, lesen wir eine Prophetie über die Wiederkunft Christi als König der Welt. Dort reitet er nicht auf einem roten Pferd, sondern auf einem weißen Pferd.
Offenbarung 19,11: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, heißt treu und wahrhaftig. Er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen sind eine Feuerflamme, auf seinem Haupt viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst. Er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt ‚Das Wort Gottes‘.“
Ist zufällig ein Arzt oder eine Ärztin unter den Zuhörenden? Nein? Also gut. Hier in Offenbarung 19,11 reitet Jesus auf einem weißen Pferd. Weiter heißt es in Vers 13: „Er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt das Wort Gottes. Die Kriegsheere im Himmel folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit weißer, reiner Leinwand. Aus seinem Mund geht ein scharfes zweischneidiges Schwert hervor.“
In Vers 16 wird er König der Könige und Herr der Herren genannt. Damit ist klar: Jesus Christus kommt aus dem Himmel, reitend auf einem weißen Pferd.
In Psalm 18, Vers 11, wird ebenfalls die Wiederkunft Christi beschrieben. König David beschreibt sie eindrücklich: Er reitet auf einem Cherub. Cherubim sind mächtige Engel mit einer Aufgabe in Verbindung mit dem Thron Gottes. Diese Engel direkt um den Thron Gottes herum werden in der Bibel Cherubim genannt.
Wenn Jesus Christus als König der Welt kommt, wird er auf einem Cherub reiten, und dieser Cherub wird die Gestalt eines Pferdes haben.
Engel können in ganz unterschiedlichen Formen erscheinen. In Hebräer 1 lesen wir, dass Gott Engel macht zu Winden und zu Feuerflammen. Engel können also in der Form von Feuer oder Wind erscheinen. Die Cherubim werden zum Beispiel in Hesekiel 1 als Gestalten mit Flügeln beschrieben, die Gesichter haben wie ein Löwe, ein Adler, ein Stier oder ein Mensch. Cherubim können vier oder zwei solcher Gesichter haben und erscheinen in verschiedener Form.
Wenn wir an die Beschreibung von Satan denken, der auch ein Cherub war, sagt Hesekiel 28, dass er ein schirmender Cherub war, bevor er gefallen ist und zum Satan wurde. In Offenbarung 12 wird er als feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern beschrieben.
Engel können also in verschiedenen Formen erscheinen, auch als Pferde. Zum Beispiel das Pferd al-Burak, auf dem Muhammad angeblich von Mekka geritten sein soll, ist nicht nur Fantasie. In den Religionen werden manche Dinge aus der jenseitigen Welt aufgenommen, die es wirklich gibt. Das geflügelte Pferd al-Burak ist im Prinzip eine Beschreibung einer Cherubim-Erscheinung.
Das rechtfertigt aber nicht die Religionen. Man findet zum Beispiel bei den Assyrern in ausgegrabenen Palästen Cherubimgestalten mit Adlerkopf und Ochsenfüßen. Das entspricht den wirklichen Erscheinungsformen von Cherubim, die wir auch in der Bibel finden.
Gute Nachricht für kleine Mädchen: Im Himmel gibt es Pferde – nur sind das Engel, intelligente Engel. Wir sehen also, dass der Herr Jesus auf einem Cherub kommen wird, und auch die Gemeinde, die himmlischen Heerscharen, folgen ihm auf weißen Pferden. So wird die Gemeinde auch in Harmagedon erscheinen, auf dem Ölberg und so weiter.
Hier haben wir also den Sohn Gottes in Sacharja 1, Vers 8, auf einem roten Pferd, und hinter ihm drei Gruppen von Pferden: rote, hellrote und weiße Pferde.
Noch ein Gedankenschritt, dann haben wir Wesentliches erreicht. Die Bibel erläutert, dass Engelmächte an der Spitze der verschiedenen Nationen stehen. Zum Beispiel in Daniel 10 kommt ein Engel zu Daniel, allerdings später als gewollt. Er wurde drei Wochen aufgehalten und erklärt auch warum.
In Daniel 10, Vers 13 heißt es: „Der Fürst des Königreichs Persien stand mir einundzwanzig Tage entgegen, doch siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich trug dort den Sieg davon bei den Königen von Persien. Ich bin gekommen, um dich verstehen zu lassen, was deinem Volk am Ende der Tage widerfahren wird.“
Der Fürst des Königreichs Persien, der dem Engel widerstand, war kein Mensch, kein König Kyros, sondern ein Engelfürst an der Spitze von Persien.
In Vers 20 spricht der Engel weiter: „Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Jetzt werde ich zurückkehren, um mit dem Fürsten von Persien zu streiten. Wenn ich ausziehe, wird der Fürst von Griechenland kommen.“ Das ist der Engelfürst an der Spitze von Griechenland.
Jetzt wissen wir zumindest, wer hinter den Mullahs im Iran steht: ein gefallener, böser Engelfürst. Und wer hinter der Finanzkrise in Griechenland steht, mit viel Veruntreuung: der Fürst von Griechenland.
Das macht Epheser 6 viel verständlicher. Dort heißt es in Vers 12: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“
Die Weltbeherrscher dieser Finsternis, Kosmokratoren, sind die Herrscher über die Welt. Der Teufel wird in Johannes 12,31 „der Fürst dieser Welt“ genannt, in 2. Korinther 4,4 sogar „der Gott dieser Welt“. Er steht an der Spitze all dieser gefallenen Engelfürsten, die an der Spitze der Nationen stehen.
Manche Nationen wissen das, andere nicht. Atheisten können das nicht wissen, denn in ihren Augen gibt es keine Engel. Aber sie sind trotzdem da. In Thailand sieht man zum Beispiel einen Cherub auf allen amtlichen Dokumenten mit einem bekannten Namen auf Thai. Dort weiß man, dass das der Engelfürst an der Spitze von Thailand ist, sogar über dem König.
Diese Engelmächte spielen eine wichtige Rolle im Verlauf der Weltgeschichte. Wenn Nationen sich streiten, finden in der unsichtbaren Welt Kämpfe zwischen Engeln statt. In Offenbarung 12 lesen wir, wie Michael und seine Engel gegen Satan und seine Engel kämpfen. Michael ist stärker und wird den Teufel endgültig aus dem Himmel hinauswerfen, sodass er keinen Zugang mehr zum Thron Gottes hat, um die Gläubigen zu verklagen.
Weltgeschichte ist wie Schach, aber auf zwei Ebenen. Man muss ein Genie sein, um gut Schach zu spielen – hier sind es zwei Ebenen. Das, was wir in der Weltgeschichte sehen, hat eine zweite Ebene in der unsichtbaren Welt.
In der Vision sieht Zacharja den Sohn Gottes, Yahweh selbst, Adonai Zwa'ot, der alle Heere in der Hand hat. Hinter ihm kommen drei Gruppen von Pferden, die die nachfolgenden oder weiterfolgenden Weltreiche darstellen.
Aus dem Buch Daniel kennen wir Kapitel 2 und 4, die große prophetische Übersichten über vier Weltreiche geben: das babylonische Reich zur Zeit Daniels, dann das medo-persische Reich, dann das griechische Weltreich Alexanders des Großen und schließlich das römische Reich.
In Sacharja sind wir nach der babylonischen Gefangenschaft. Die siebzig Jahre, in denen der Herr über Israel zürnte, sind vorbei. Jetzt kommt die Zeit der tröstlichen Worte. Darum haben wir nur noch drei Gruppen: die roten Pferde stehen für das medo-persische Reich, die hellroten für das griechische Reich, und die weißen Pferde für das römische Reich.
Es ist interessant, dass der Herr Jesus in Offenbarung 19 auf einem weißen Pferd kommt, um das römische Reich der Endzeit zu besiegen und wahre Gerechtigkeit zu bringen. Dort richtet er und führt Krieg in Gerechtigkeit.
Hier sitzt er auf einem roten Pferd, und die erste Gruppe roter Pferde hinter ihm stellt das persische Reich dar, das sich als pro Israel erwiesen hatte. Kyros setzte sich ein, und Gott bewirkte, dass er den Geist von Chores erweckte (Esra 1), sodass die Juden zurückkehren konnten.
Darum reitet der Engel des Herrn auf einem roten Pferd, als Führer, der diese Befreiung durch die Perser und Meder in seiner Hand hatte.
Drei Gruppen Pferde, weil das babylonische Reich vorbei ist. Der Bote des Herrn hält bei den Myrten im Talgrund an. Warum das?
Die Myrte ist ein Busch mit sehr schönen weißen Blüten und spielt eine wichtige Rolle im Laubhüttenfest. Im Laubhüttenfest bringt man einen Feststrauß, der aus vier Teilen besteht. In 3. Mose 23 werden die sieben Feste des Herrn beschrieben, und als siebtes das Laubhüttenfest, das alle Feste zusammenfasst und zum Höhepunkt vereint.
Dort steht in Vers 40: „Und ihr sollt euch am ersten Tag Frucht von schönen Bäumen nehmen, Palmzweige und Zweige von dicht belaubten Bäumen und von Bachweiden, und sollt euch vor dem Herrn, eurem Gott, sieben Tage freuen.“
Die vier Teile sind: Frucht von schönen Bäumen, Palmzweige, Zweige von dicht belaubten Bäumen und Bachweiden.
Von Alters her wurde „Frucht von schönen Bäumen“ als Frucht vom Etrogbaum verstanden, eine bestimmte Zitronenbaum-Varietät. Darum hat man heute noch am Laubhüttenfest eine Etrogfrucht, die sorgfältig ausgewählt wird.
Dazu kommen Palmenzweige, das Auffälligste, dann die Myrtenzweige, weil die Myrte ein dichter Busch ist, und schließlich die Bachweiden.
Was bedeutet das?
Im Laubhüttenfest wohnt man in Hütten, wie die Israeliten während 40 Jahren in der Wüste. Das erinnert an Gottes Fürsorge in diesen schwierigen Jahren. Es war heiß, und es gab große Herausforderungen. Woher sollten sie Wasser und Essen bekommen? Gott führte sie treu und bewirkte Frucht in den Herzen derer, die ihm treu nachfolgten, besonders bei Josua und Kaleb.
Der Etrog spricht von dieser Frucht, die Gott in den Seinen bewirkt, die durch Nöte hindurchgehen und ihm vertrauen.
Die Palmzweige sprechen von Gottes Freundlichkeit in der Wüste. Nach dem Auszug aus Ägypten kam Israel unverhofft nach Elim, wo 70 Palmen und 12 Wasserbrunnen waren – eine völlige Überraschung in all den Schwierigkeiten.
Das erleben wir im Leben auch: Der Herr führt durch schwierige Umstände, und dann erleben wir wieder Elim – unerwartete Freundlichkeit Gottes, ausgedrückt im Palmwedel.
Die Myrten sprechen vom Land Israel. Nach der Wüstenwanderung mussten die Israeliten die Kanaaniter in den Tälern oft nicht vertreiben, sondern die Hügelkuppen besiedeln. Das Land Kanaan war damals stark bewaldet, ganz anders als heute. Die Myrte steht für dieses wunderbare Land, das Gott Israel gab, um nach den 40 Jahren Schwierigkeiten zur Ruhe zu kommen.
Die Bachweiden findet man am Jordan, bei Jericho. Dort, wo Israel mit Josua den Jordan überquerte, um Jericho einzunehmen. Die Bachweiden sprechen davon, dass Gott zur Vollendung führt. Er hat nicht nur den Auszug begonnen, sondern führt auch über das Tor.
Am Schluss haben wir gesehen, dass die Myrte ein Symbol für das Land Israel ist, ein gutes Land – Eretz Dovar heißt es im Alten Testament.
Dass der Bote des Herrn bei der Myrte hält, zeigt, dass der Segen, den Gott Israel geben will, mit dem Land verbunden ist.
Übrigens heißt Myrte auf Hebräisch Hadas. Wer kennt nicht den wirklichen Namen von Esther? Esther war ein persischer Deckname, um ihre jüdische Herkunft zu verschleiern. Esther heißt Stern, verwandt mit dem persischen Ester, Stern. Ihr hebräischer Name war Hadassa, also Myrte.
In Vers 9 lesen wir die Erklärung, was das alles bedeutet: Der Mann, der zwischen den Myrten anhielt, sprach: „Diese sind die, welche der Herr ausgesandt hat, die Erde zu durchstreifen.“ Das sind die drei Pferdegruppen, die den drei Weltreichen entsprechen, die nach der babylonischen Gefangenschaft noch aktuell waren.
In Vers 11 antworteten die Pferde dem Engel des Herrn und sagten: „Wir haben die Erde durchstreift, und die ganze Erde sitzt still und ist ruhig.“
Mit der Eroberung Kyros’ wurde ein Weltreich aufgebaut, das von Afrika bis Indien reichte. Dieses riesige medo-persische Reich, viel größer als das babylonische, war eine Zeit der Stabilität und des Friedens. Das drückt sich hier aus, wenn die Pferde sagen, die Erde sei still und ruhig.
Diese Ruhe ermöglichte es dem jüdischen Volk, zurückzukehren, den zweiten Tempel wieder aufzubauen und später die Stadt Jerusalem unter Nehemia wieder aufzubauen.
In Vers 12 fragte der Engel des Herrn: „Herr der Heerscharen, bis wann wirst du dich nicht über Jerusalem erbarmen und über die Städte Judas, auf die du zornig warst diese siebzig Jahre?“
Das war um 520/519 v. Chr., die Zeit von Zacharja. Der Tempel war noch nicht wieder aufgebaut, das geschah erst vier Jahre später. Die Stadt Jerusalem war noch in Trümmern und sollte erst unter Nehemia wieder aufgebaut werden.
Diese Frage „Bis wann wirst du dich nicht erbarmen?“ bezieht sich auf den Zorn der siebzig Jahre, die auf das babylonische Weltreich zurückgehen, das eine Katastrophe für das jüdische Volk war.
In Jeremia 25 finden wir die eindrückliche Prophetie, dass die Zeit des babylonischen Reiches auf siebzig Jahre festgelegt ist. Jeremia 25,11: „Dieses ganze Land wird zur Einöde, zur Wüste werden. Die Nationen im Nahen Osten um Israel herum werden dem König von Babel siebzig Jahre dienen.“
Wenn die siebzig Jahre voll sind, wird Gott den König von Babel und das Volk heimsuchen, Jeremia 25,12.
Die siebzig Jahre Babylon waren eine schwere Zeit. Assyrien fiel 612 v. Chr., wie im Buch Nahum vorausgesagt, und um 609 war Assyrien endgültig besiegt. Babylon wurde Weltmacht Nummer eins. Das ging bis Herbst 539 v. Chr., als Kyros mit den Armeen der Perser und Meder Babylon eroberte. Genau siebzig Jahre.
In dieser Zeit mussten die Nationen Babylon dienen, und das jüdische Volk kam in die babylonische Gefangenschaft, ab 606 v. Chr., mit der ersten Belagerung Jerusalems (Daniel 1,1).
Jeremia 29,10 sagt: „Sobald die siebzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort an euch erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen. Ich weiß die Gedanken, die ich über euch denke, Gedanken des Friedens und nicht des Unglücks, um euch Ausgang und Hoffnung zu geben. Ihr werdet mich anrufen, zu mir beten, und ich werde auf euch hören. Ihr werdet mich suchen und finden, denn ihr werdet nach mir fragen mit eurem ganzen Herzen, und ich werde mich von euch finden lassen.“
Nirgends steht, dass Israel oder Juda siebzig Jahre in Babylon sein würden. Ab der Belagerung (Daniel 1,1) bis zur Eroberung Babylons waren es genau 67 Jahre, aber sie fielen in diese siebzig Jahre babylonischer Gefangenschaft.
In Daniel 9 sehen wir, wie der Prophet das Bibelstudium macht. Der betagte Prophet war damals rund achtzig Jahre alt, im ersten Jahr von Darius dem Meder, einem Unterkönig Kyros’. Das war 539 v. Chr., das Jahr der Eroberung Babylons.
Daniel 9,1-2: „Im ersten Jahr Darius, des Sohnes Ahasveros, aus dem Samen der Meder, der König über das Reich der Kaldäer geworden war, merkte ich, Daniel, in den Schriften die Zahl der Jahre, die das Wort des Herrn zu Jeremia über die Verwüstung Jerusalems gesagt hatte, nämlich siebzig Jahre.“
Er hatte das Buch Jeremia als Gottes Wort und wusste: Die siebzig Jahre sind vorbei, jetzt muss ein Neuanfang kommen. Das war genau das Jahr, in dem Kyros die Erlaubnis gab, zurückzugehen und den Tempel wieder aufzubauen.
Zacharja war also mitten in den schwierigen ersten Jahren des Wiederaufbaus. Der Engel des Herrn, der Bote des Herrn, setzt sich ein und sagt: „Herr der Heerscharen, bis wann wirst du dich nicht über Jerusalem erbarmen?“
Die Antwort in Vers 13: „Da antwortete der Herr dem Engel oder Boten, der mit mir redete, mit guten und tröstlichen Worten.“
Der Bote sagte: „Rufe aus, indem du sagst: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich eifere um Jerusalem, ja um Zion mit großem Eifer.“
Im Skript habe ich zu den Versen 14 und 15 vermerkt: Gott musste Gericht über Israel bringen wegen Sünde, aber die Nationen sind in ihrer Bosheit über das Maß hinausgegangen. Die Nationen sollen dafür bestraft werden.
Darum heißt es in Vers 15: „Mit großem Zorn zürne ich den sorglosen Nationen, denn ich habe ein wenig gezürnt, aber sie haben zum Bösen geholfen.“
Das bedeutet, Gott hat zwar die Babylonier als Zuchtrute für Israel benutzt, aber in ihrer Bosheit sind die Babylonier über das Maß hinausgegangen und haben sich verschuldet gegenüber dem jüdischen Volk. Gott ist zornig über diese Nationen und wird sie bestrafen.
Wir können die ganze Weltgeschichte so betrachten: Wegen Judas Sünde und Götzendienst kamen die Babylonier und zerstörten alles. Aber sie gingen über das Maß hinaus, darum benutzte Gott die Meder und Perser, um Babylon zu bestrafen.
Auch das medo-persische Reich ist später unwürdig geworden und hat sich am jüdischen Volk vergangen. Unter Xerxes (Ahasveros, dem Mann von Esther) wollte Haman alle Juden im persischen Reich vernichten. Gott griff ein.
Später vergriffen sich die Perser wieder am jüdischen Volk und wurden von Alexander dem Großen bestraft. Alexander eroberte in einem 13-jährigen Feldzug von Europa aus Gebiete bis nach Indien und vereinte Europa, Afrika und Asien in seinem Reich.
Auch dieses Reich verschuldete sich gegen das jüdische Volk. Ein anderes Reich breitete sich von Italien aus aus, eroberte alles und schlug die letzten Reste von Alexanders Reich in der Schlacht von Actium 31 v. Chr. Das war das römische Reich.
Die Geschichte geht weiter: Die Römer wurden von Barbaren aus Norden und Osten bestraft. Im 20. Jahrhundert verfolgte das Nazireich die Juden, dann kamen die Amerikaner und die Sowjetunion, und das Reich wurde nach zwölf Jahren zerstört.
So geht die Geschichte weiter. Gott hat alles in der Hand und sagt: „Mit großem Zorn zürne ich den sorglosen Nationen.“
Zum Wort „sorglos“ habe ich in der Fußnote vermerkt, dass das hebräische Wort auch „sichere“ oder „übermütige“ Nationen bedeutet. Gott hat nur kurz gezürnt, aber diese Nationen haben zum Bösen geholfen.
In Vers 16 heißt es: „Darum spricht der Herr: Ich kehre nach Jerusalem zurück mit Erbarmungen, mein Haus soll gebaut werden in ihr.“ Das war eine Prophetie, die den Bau und die Vollendung des zweiten Tempels bedeutete, was 516/515 v. Chr. erfüllt wurde (Esra 6,15).
Das wird nochmals unterstrichen mit „Spruch des Herrn der Heerscharen“, dem Gott, der alles in der Hand hat. Die Messschnur soll über Jerusalem ausgespannt werden.
Rufe aus und sag: „So spricht der Herr der Heerscharen: Es sollen meine Städte von Gutem überströmen, und der Herr wird Zion noch trösten und Jerusalem noch erwählen.“
Die Erfüllung reicht von der Zeit Zacharjas bis zum endgültigen Ziel Jerusalems in der Endzeit. Das wird in den weiteren Kapiteln Zacharjas ausführlich verdeutlicht.
Gott hat eine wundervolle Zukunft für diese Stadt, die so viel Elend erlebt hat. Diese Zukunftsverheißungen für Israel werden vollständig erfüllt im tausendjährigen Friedensreich des Herrn Jesus.
Das zweite Nachtgesicht: Die vier Hörner und die Schmiede
Wir kommen zu Kapitel 2. Ich lese zuerst das zweite Nachtgesicht vor.
Ich erhob meine Augen und sah: Siehe, vier Hörner. Ich sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Was bedeuten diese? Wiederum ist ihm etwas nicht klar, ja? Er stellt immer Fragen. Es ist sehr wichtig, Fragen zu stellen, denn Gott gibt Antworten, und so kann man weiterkommen. Man muss fragen.
Das Wort Gottes wird in der Bibel selbst mit dem Manna, dem Brot aus dem Himmel, verglichen (2. Mose 16). Was haben die Israeliten gesagt, als sie zum ersten Mal diese seltsame Speise von oben gesehen hatten? Sie sind aus ihren Zelten gekommen und haben gesagt: „Man hu, man hu, man hu!“ Alle haben gesagt „man hu!“ Im Deutschen ist das übersetzt mit „Was ist das?“ Wörtlich heißt es „Was das?“ – „Man!“
Darum hat man dieser Speise den Namen „Man“ gegeben. Die griechische Aussprache lautet „Manna“, also „Manna“. „Man“ ist einfach eine Frage: Was? So muss man die Bibel lesen. Man muss sorgfältig, langsam und genau lesen und ständig Fragen stellen. Es hilft auch, wenn man Fragen aufschreibt und, falls man die Antwort nicht selbst findet, solche Personen fragt, die die Antwort geben können. So kommt man weiter.
Das ist grundsätzlich der Grund, warum das Wort Gottes gewissermaßen „Manna“ heißt: Was ist das? Also sagt er: „Was bedeuten diese?“ Und er sprach zu mir: „Diese sind die Hörner, die zerstreut haben Juda, Israel und Jerusalem.“
Der Herr zeigte mir vier Schmiede, und ich sprach: „Was sollen diese tun?“ Er stellt wieder eine Frage. Und er sprach zu mir: „Diese sind die Hörner, die Juda zerstreut haben, so dass niemand sein Haupt erhob. Diese sind gekommen, um sie zu erschrecken, um die Hörner der Nationen niederzuwerfen, die das Horn gegen Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen.“
Im Skript, wo wir Vers für Vers durchgehen, habe ich geschrieben: „Was bedeuten die Hörner?“ Sie sind ein Symbol der Kraft. Wer das nicht glaubt, soll es mal mit einem Widder versuchen. Besser mit einem Widder als mit einem Stier, aber beides würde zum gleichen Ergebnis führen: Hörner sind ein Symbol der Kraft und der Macht.
Diese vier Hörner stellen die vier Weltreiche aus Daniel 2 und 7 dar. Das, was jeder Jude damals schon aus dem Buch Daniel wissen konnte: Gott hat einen heilsgeschichtlichen Plan. Die Zeit der Nationen mit den vier großen Weltreichen Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom – das sind diese vier Hörner.
Vers 2 sagt, dass diese Hörner Juda, Israel und Jerusalem zerstreut haben, gegen sie gewirkt haben. Wirklich alle vier Weltreiche haben das Volk Israel angegriffen und bekämpft. Alle sind dem jüdischen Volk schuldig geworden.
Nun kommen hier Schmiede oder Werkleute ins Spiel. Das sind Leute, die einen sehr gut funktionierenden Hammer haben, um die Hörner zu zerschlagen. Hörner sind zwar ein Bild der Macht, aber wenn man mit einem richtigen Schmiedehammer auf die Hörner einschlägt, dann zersplittern auch diese.
Das soll bedeuten: Gott hat für alle Weltmächte wieder eine Macht, um sie zu bestrafen für das Unrecht, das sie an dem jüdischen Volk getan haben.
Man versteht die Weltgeschichte wirklich besser, wenn man die Verheißung an Abraham, den Stammvater von Israel, vor Augen hat (1. Mose 12,1-3). Gott sagt zu Abraham, er soll aus seiner Vaterstadt hinausgehen. Dann in Vers 2: „Ich will dich zu einer großen Nation machen und dich segnen, ich will deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen. In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter oder alle Stämme der Erde.“
Vers 3 sagt: Die Geschichte wird so sein mit den Völkern: Wer Israel segnet, kommt selber unter den Segen Gottes. Wer Israel flucht, wird automatisch auch unter den Fluch kommen.
Das hat sich durch die ganze Geschichte hindurch bis ins zwanzigste Jahrhundert bewahrheitet. Das Nazireich ist tosend, krachend und schrecklich zusammengebrochen 1945. Doch der Judenhass ging im Nahen Osten weiter. In Europa wurde in Bezug auf das jüdische Volk eine deutliche Wende gemacht, aber im Nahen Osten ging der Judenhass unvermindert weiter.
Noch 1945 wurde die Arabische Liga gegründet. Warum? Weil die Zündschnur gelegt war. Jetzt könnte ein Judenstaat entstehen. Viele Nationen waren unter dem Schock der geöffneten Konzentrationslager und dachten: Wir setzen uns ein, damit ein Judenstaat in dem damals so genannten Palästina entsteht.
Darum wurde die Arabische Liga von sieben Gründungsnationen gegründet: Irak, Jordanien, Saudi-Arabien, Jemen, Syrien, Libanon und Ägypten. Im Blick auf die Palästinenser wurde diese Liga gegründet, um zu verhindern, dass ein Judenstaat entstehen könnte.
Doch 1948 rief Ben Gurion den Staat Israel aus. Die Gegner hatten angekündigt, einen totalen Krieg zu führen. Tatsächlich waren neun Armeen an den von der UNO vorgesehenen Grenzen massiert, als die letzten Truppen der Engländer in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai aus dem Land abzogen, um den totalen Krieg zu eröffnen. Eine totale Übermacht.
„Wer dir flucht, den werde ich verfluchen.“ Menschlich war völlig klar, wie dieser Krieg ausgehen würde. Übrigens wollten die Amerikaner im letzten Moment noch die Staatsgründung Israels verhindern. Nicht, weil sie gegen die Juden waren, sondern weil sie dachten, das werde eine Katastrophe, das könne man nicht zulassen.
Doch die Juden in damals Palästina sagten: Diese Chance – wir haben zweitausend Jahre darauf gewartet, die lassen wir uns nicht entgehen. Es kam zum totalen Krieg. Nach einem Jahr war Israel auf dem Vormarsch, mit Landgewinn, und die Gegner wurden quasi besiegt.
Aber es ging weiter. Man sagte sich: Wir müssen das später nochmals machen. Die Sowjetunion rüstete auf, und 1967 kam die Überzeugung auf, dass man die Vernichtung Israels schaffen könnte. So kam es zum Sechstagekrieg. Nach sechs Tagen war Ruhe an allen drei Fronten, und die Übermacht war geschlagen. Unglaublich!
Man sagte sich: Wir müssen das später machen, und zwar ganz anders, nicht mehr mit Vorankündigung, sondern als Überraschungskrieg. Das führte schließlich zu dem schrecklichen Jom-Kippur-Krieg von 1973. Das war ein totaler Überraschungsangriff am Jom-Kippur, als kein Fernseher lief, kein Radio lief in Israel, und man die Reserve gar nicht mobilisieren konnte.
Doch schließlich war auch in diesem Krieg Israel auf dem Vormarsch, fast bis nach Damaskus, und wieder haben die Gegner verloren. Wie kann man sich das erklären? Der Grundsatz bleibt: Wer Israel flucht, kommt selber unter den Fluch.
Das muss man bedenken. In unserer Gesellschaft wird eine solche Pro-Palästina-Haltung verbreitet, und damit auch Judenhass. Je länger sich Palästinenser gegen das jüdische Volk stellen und ihre Vernichtung fordern, desto mehr wird das zu ihrem eigenen Elend führen.
Man sieht aber auch das Gegenteil. Wenn ich vom Flughafen Ben Gurion hinauffahre nach Jerusalem, schaue ich immer wieder gerne nach rechts, nach Abu Ghosh. Das ist eine arabische, heute sehr stattliche Ortschaft. Viele Leute heißen Ghosh in diesem Ort, denn sie stammen alle von Abu Ghosh, der früher ein Gangster war. Dieses Gangsterdorf ist heute eine Stadt und sehr interessant, denn sie haben sich 1948 entschieden: Wir gehen nicht gegen die Juden vor.
Jetzt blüht das. Araber leben dort in wirklicher friedlicher Koexistenz mit den Juden. Es funktioniert. Wer Israel segnet, wird selber gesegnet. Abu Ghosh ist wirklich etwas ganz anderes. Man kann die Ortschaft besuchen, man muss keine Angst haben, es sei gefährlich.
Wer Israel segnet, kommt automatisch auch unter den Segen. Das gilt auch für die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts. England hatte sich im Ersten Weltkrieg stark für das jüdische Volk eingesetzt. Mit der Balfour-Erklärung sagten sie: Wir werden alles tun, was möglich ist, damit eine nationale jüdische Heimstätte in Palästina gegründet werden kann. England war damals noch eine Weltmacht.
Doch nach dem Ersten Weltkrieg stellte sich England verräterisch gegen das jüdische Volk. Das war wirklich schlimm. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wollten sie die Juden immer noch nicht ins Land lassen und fingen die Einwanderer in Auffanglagern wie zum Beispiel Atlit ab.
Es lohnt sich, Atlit zu besuchen. Das ist ein Lager, das an ein Konzentrationslager erinnert. Menschen aus den Konzentrationslagern kamen mit Schiffen über das Mittelmeer ins Land und wurden abgefangen und in das Camp gebracht, umgeben von Stacheldraht – wirklich ein Eindruck, wenn man dort steht, sieht es aus wie in Europa.
Es gibt dort ein zentrales Gebäude mit Duschen. Die Juden mussten zuerst duschen, um sicherzugehen, dass sie keine Flöhe oder Ähnliches mitbrachten. Dann gibt es dort seltsame Maschinen, die wie Verbrennungsmaschinen aussehen. Das sind aber keine Verbrennungsmaschinen, sondern Waschmaschinen.
Die Juden mussten sich ausziehen, und all ihre Kleider wurden in diese Maschinen getan, um desinfiziert zu werden. Die Menschen wurden mit DDT abgespritzt und blieben dann im Gefangenenlager.
Unglaublich, was England getan hat. Und was ist mit England geschehen? Diese Weltmacht ging so schnell unter wie eine Schweizer Seilbahn bis auf den Talgrund. Wirklich eindrücklich: Sobald sie sich gegen die Juden stellten, ging es mit England bergab.
Diese Beispiele ließen sich vervielfältigen. Hier sehen wir im zweiten Nachtgesicht: Für jede Nation, für jedes Weltreich, das sich gegen das jüdische Volk stellt, gibt es eine Macht, die sie zertrümmern wird.
Darum lesen wir am Schluss von Vers 4: „Und diese“ – das heißt die Schmiede aus Vers 3 – „sind gekommen, um sie zu erschrecken, um die Hörner der Nationen niederzuwerfen, die das Horn gegen Juda erhoben haben, um es zu zerstreuen.“
Das dritte Nachtgesicht: Jerusalem wird vermessen und geschützt
Wir kommen zum dritten Nachtgesicht. Ich habe es überschrieben mit „Jerusalem beschützt“. Zunächst muss ein Engel Jerusalem ausmessen. Und ich erhob meine Augen. Es ist immer noch der gleiche Traum, aber eine dritte Traumphase.
Ich sah: Und siehe, ein Mann, und in seiner Hand war eine Messschnur. Ich sprach: Wohin gehst du? Merken wir, er hört nicht auf zu fragen. Er antwortete mir: Jerusalem zu vermessen und zu sehen, wie viel ihre Breite und ihre Länge ist.
Ich habe auf dem Skript hier bei Vers 5 notiert, dass ein Engel Jerusalem ausmessen muss. Vergleiche Hesekiel 40,3 und Offenbarung 11,1. In Hesekiel 40 wird uns der zukünftige Tempel beschrieben. Hesekiel muss diesen Tempel in der Vision besuchen. Er hat einen Engel zur Seite, einen Fremdenführer, der ihn durch den Tempel und die verschiedenen Gebäude führt. Dieser Engel hat ein Messrohr und muss alles ausmessen und dem Propheten die Maße mitteilen.
Was bedeutet dieses Ausmessen? Es bedeutet, dass Gott diesen Tempel als sein Haus anerkennt und dass er so verwirklicht werden soll. In Offenbarung 11,1 sehen wir den dritten Tempel, der noch gebaut werden wird, bevor der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit zurückkehrt. Auch dieser Tempel muss mit einem goldenen Rohr vermessen werden. Das bedeutet ebenfalls, dass Gott diesen kommenden Tempel anerkennt.
Ich weiß, es gibt viele, die ihn überhaupt nicht anerkennen. Schon jetzt sagen manche, ein dritter Tempel werde gar nicht gebaut werden. Es sind die gleichen Menschen, die früher gesagt haben, Israel sei vorbei, und dass es nicht zu erwarten sei, was manche aus der Bibel herauslesen wollten. Die Juden werden wieder heimkehren ins Land und den Staat neu gründen. Doch es ist so gekommen.
Es gibt heute noch Leute, die sagen, ein dritter Tempel wird nicht gebaut werden. Doch der Tag wird kommen, da wird man staunen, und er wird trotzdem gebaut werden. Er wird kommen, und Gott wird ihn anerkennen. Denn in 2. Thessalonicher 2 heißt es, dass der Antichrist sich in den Tempel Gottes setzen wird. Er heißt „der Tempel Gottes“, eben weil er anerkannt ist.
Nun, der langen Rede kurzer Sinn: Ausmessen drückt Gottes Anerkennung für ein Gebäude aus, hier für eine Stadt. Jerusalem wird vermessen, um zu sehen, wie viel ihre Breite und ihre Länge ist. Das will andeuten, dass Gott einen Plan für Jerusalem hat. Er anerkennt diese Stadt.
Die ganze Welt ruft Nein: Jerusalem ist nicht die Hauptstadt der Juden. Sie wollen das nicht anerkennen. Gott sagt: Ich anerkenne diese Stadt, und zwar als meine Stadt, die Hauptstadt Israels. Übrigens anerkennt Gott Ost- und Westjerusalem.
Schlagen wir Psalm 120 bis 134 auf, die sogenannten fünfzehn Stufenlieder. In Psalm 122, einem Stufenlied von David, heißt es: „Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasst uns zum Haus des Herrn gehen! Unsere Füße werden in deinen Toren stehen, Jerusalem.“ Das Haus des Herrn ist der Tempelberg in Ostjerusalem. Also sind wir hier bereits in Ostjerusalem angelangt.
„Unsere Füße werden in deinen Toren stehen, Jerusalem, Jerusalem, die du aufgebaut bist als eine fest in sich vereinigte Stadt.“ Wow, das steht wirklich im Hebräischen so: „vereint“. Andere haben es mit „in sich geschlossen“ übersetzt, aber es heißt wirklich „zusammengefügt“. Warum wird diese Stadt als zusammengefügt bezeichnet? Eine Stadt ist doch sowieso zusammengefügt.
Man kann es mit Berlin vergleichen: Als Ost- und West-Berlin wiedervereinigt wurden, war die Stadt in sich zusammengefügt. Jerusalem war durch eine Mauer der Jordanier getrennt, als Folge des Krieges 1948. Doch sie wurde wiedervereinigt. Und da lesen wir: „Jerusalem, die du aufgebaut bist als eine fest in sich vereinigte Stadt.“ Gott anerkennt diese Stadt.
Nun Vers 7: „Und siehe, der Engel, der mit mir redete, ging aus. Und ein anderer Engel ging ihm entgegen.“ Merken wir, in der Vision sieht Zacharja mehrere Personen, jetzt auch mehrere Engel. Der Engel sprach zu dem anderen: „Lauf, rede zu diesem Jüngling und sprich: Als offene Stadt soll Jerusalem bewohnt werden, vor Menge an Mensch und Vieh in ihrer Mitte.“
Übrigens erfährt man hier nebenbei, dass Zacharja ein junger Prophet war. Einen Sechzigjährigen würde man nicht mehr einen Jüngling nennen. Ich rechne auch nicht damit, dass er so alt war. Aber Zacharja war ein junger Mann, und das zeigt, wie Gott junge Männer als sein Sprachrohr gebrauchen kann.
Dann folgt die Verheißung: Jerusalem wird eine offene Stadt sein, die nicht durch eine Mauer umgeben ist, mit vielen Menschen und Vieh in ihrer Mitte. Weiter heißt es: „Und ich werde ihr sein“, Spruch des Herrn, „eine feurige Mauer ringsum, und zur Herrlichkeit werde ich sein in ihrer Mitte.“
Also Jerusalem wird eine offene Stadt ohne Ringmauer sein. Die Altstadt von Jerusalem hat eine Ringmauer, aber Groß-Jerusalem, zu dem all die Ortschaften zählen, die nach und nach gebaut wurden, bildet ein Groß-Jerusalem. Zum Beispiel mit Ma’ale Adumim, einer Siedlung auf den Bergkuppen. Dort wurde extra gebaut, um diesen Gürtel immer mehr zu vergrößern – ein großes Jerusalem. Das ist der Plan Israels.
Mal klar gesagt: Das Westjordanland wird benutzt, um mit den Palästinensern zu verhandeln. Aber Israel wird nie alles zurückgeben, denn das wäre strategischer Selbstmord. Israel wäre ohne das Westjordanland ein ganz schmaler Streifen entlang des Mittelmeers. Das kann man gegen Nationen, die Israel vernichten wollen, nicht verteidigen. Man braucht strategische Tiefe.
Man hat gesagt, man wird einen Teil zurückgeben, um Frieden mit den Palästinensern zu erreichen. Aber nie alles. Und gerade Jerusalem muss man speziell strategisch schützen mit Siedlungen, die ein großes Jerusalem ergeben.
Hier sind wir aber zeitlich schon weiter. Gott sagt: „Ich werde zur Herrlichkeit sein in ihrer Mitte.“ Das sind wir bereits in der Zeit nach der Wiederkunft Christi. Gott hat versprochen, in dieser Stadt zu wohnen, im tausendjährigen Friedensreich. Er verspricht: „Ich werde die Mauer sein, eine Firewall.“
Übrigens, das war ein Israeli, der die Firewall erfunden hat. Aufgrund dieser Stelle kam dieser Name: Sacharja 2, Vers 9, „Chomat Esch“, Mauer des Feuers. Das hat man auf Englisch als Firewall übersetzt. Wenn Computer geschützt werden und man die Firewall einschaltet, kann man daran denken, dass Gott versprochen hat, eine feurige Mauer um Jerusalem herum zu sein.
Das ist wunderbar, denn das irdische Volk Israel ist ein Abbild der Gemeinde, die das himmlische Volk Gottes ist. So wie Gott versprochen hat, eine Sicherheitsmauer um Jerusalem zu sein, so ist er bereits diese feurige Mauer um jeden Erlösten, um jedes Kind Gottes heute.
Ein Vers dazu aus 1. Johannes 5, der besonders für Kinder Gottes mit Anfechtungen ermutigend ist: 1. Johannes 5, Vers 18: „Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt.“ Das ist ein Durativ, also nicht fortdauernd sündigt, sondern nicht in der Sünde lebt.
Der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an. Das ist ein Faktum. Satan hat kein Recht, die Kinder Gottes anzutasten.
Was war mit Hiob? Gott hat gesagt: Ja, du darfst seinen Besitz antasten, aber ihn selber nicht. Später erlaubte Gott, dass du seine Gesundheit antasten darfst, aber nicht sein Leben. Gott sagt genau, bis wohin Satan gehen darf.
In Hiob 1 können wir das kurz nachlesen. Gott spricht zu Satan: „Hast du Acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn seinesgleichen ist kein Mann auf Erden, vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend.“ Satan antwortete: „Ist es umsonst, dass Hiob Gott fürchtet? Hast du nicht selbst ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingezäunt? Du hast das Werk seiner Hände gesegnet, sein Besitztum hat sich ausgebreitet im Land. Aber strecke einmal deine Hand aus und taste alles an, was er hat, ob er sich nicht offen von dir lossagen wird.“
Mir geht es um den Ausdruck „ihn und sein Haus, alles, was er hat, ringsum eingezäunt“. Im Altertum, im Nahen Osten, machte man Zäune, aber es gab noch keinen Stacheldraht. Man machte Zäune mit Dornen. Wer diesen Schutzzaun überschreiten wollte, verletzte sich daran. Genau so ist dieser Zaun gemeint.
Wenn Satan einen Gläubigen antasten möchte, verletzt er sich selbst daran. So ist der Gläubige geschützt. Ein anderes Bild ist der Stachelzaun, die feurige Mauer, und dann eben die Zusage aus 1. Johannes 5: „Der Böse tastet ihn nicht an.“
Ich habe das so erlebt in Afrika, als ich in Togo war. Ein afrikanischer Missionar erklärte mir, die Schamanen dort können schlimme Dinge bewirken, zum Beispiel eine Riesenschlange auf eine Person schicken. Wenn die beißt – die Boa ist keine giftige Schlange –, aber wenn sie beißt, geschickt vom Schamanen, dann stirbt die Person. Sie können sogar eine Wespe schicken, und wenn die sticht, stirbt die Person.
Aber sie wissen, bei den Gläubigen, bei den Kindern Gottes, funktioniert das Ganze nicht. Es ist sogar unter den Heiden in Togo bekannt: Es funktioniert nicht bei Gläubigen, sondern nur bei Ungläubigen. Das ist eine Illustration der feurigen Mauer um den Gläubigen. Gott hat alles eingezäunt.
Das Schöne ist: Sogar der Besitz ist unter Gottes Schutz. Gott kann in gewissen Fällen zulassen, dass der Besitz angetastet wird, aber alles ganz genau nach seinem Plan. Das ist ermutigend – diese Firewall.
Vers 10: „Ach, ach, ja, flieht aus dem Land des Nordens“, Spruch des Herrn, „denn nach den vier Winden des Himmels habe ich euch ausgebreitet“, Spruch des Herrn.
Das jüdische Volk ist unter alle vier Himmelsrichtungen zerstreut. Das war damals nicht der Fall. Die Juden wurden nach Babylon deportiert und kamen später zurück. Aber hier wird von einer Zerstreuung nach den vier Winden gesprochen, die erst noch kommen sollte.
In der jüdischen Geschichte geschah das im Jahr 70 nach Christus, als die Römer Jerusalem zerstörten. Das jüdische Volk wurde weltweit zerstreut, wie in 5. Mose 28, Vers 64 vorausgesagt.
Die babylonische Gefangenschaft ist ebenfalls in 5. Mose 28 vorausgesagt, Vers 36: „Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast, nur noch deine Väter zu einer anderen Nation weggeführt nach Babylon.“ So erfüllte sich das Wort Mose etwa tausend Jahre später.
Aber in Vers 64 sagt Mose: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde.“ Das erfüllte sich erst ab dem Jahr 70, als Juden wirklich auf alle fünf Kontinente zerstreut wurden.
Hier heißt es: „Ach, ach, ja, flieht aus dem Land des Nordens“, Spruch des Herrn. Warum wird das Land des Nordens so hervorgehoben? Dieses Land sollte eine besondere Bedeutung bekommen. Hier werden sie aufgerufen, das Land zu verlassen, zu fliehen.
Wie hat sich das erfüllt? Fast 2000 Jahre war das jüdische Volk weltweit zerstreut. Aber es gab eine besondere Konzentration von Juden in Osteuropa und Russland. 1882, nach der Ermordung von Zar Alexander, brach eine schreckliche Judenverfolgung in Russland aus.
Das führte dazu, dass Tausende russischer Juden sagten: „Jetzt gehen wir, jetzt ist genug.“ Sie packten ihre Koffer und reisten aus dem Land des Nordens ins Land der Väter, nach Palästina. Das war die erste große Einwanderungswelle.
Es ging weiter: 1883, 1884, 1885 und so weiter bis 1903. Dann gab es wieder Verfolgungen, und eine zweite Welle, ebenfalls hauptsächlich aus Russland, folgte. Das ging bis 1914, dann kam der Erste Weltkrieg. Nach dem Krieg ging es wieder weiter.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 kamen schließlich eine Million Juden aus Russland und anderen GUS-Staaten nach Israel. Aber alles begann mit der Flucht aus dem Land des Nordens. So begann dieser Prozess der Einwanderungswellen.
„Ach, ach, ja, flieht aus dem Land des Nordens“, Spruch des Herrn! Das ist der Beginn dieser Einwanderungswellen, die Flucht aus Russland.
Vers 11: „Ach Zion, rette dich, die du wohnst bei der Tochter Babel.“ Oh, das ist aber nicht Russland, sondern die Tochter Babel. Die babylonische Gefangenschaft ist doch längst vorbei, oder?
Es war so: Im Jahr 70 nach Christus, als die Römer Jerusalem zerstörten, gab es eine große Fluchtwelle von Juden nach Babylonien. Warum Babylonien?
Übrigens gab es 132 nach Christus einen zweiten Aufstand gegen die Römer, der von Kaiser Hadrian brutal niedergeschlagen wurde. Dabei starben nochmals etwa eine Million Menschen, wie schon im Jahr 70. Insgesamt starben etwa drei Millionen.
Viele Juden flohen nach Babylonien, dem heutigen Irak. Warum? Man wollte so schnell wie möglich römisches Territorium verlassen. Das Römische Reich war überall in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten. Sie wollten darüber hinaus und waren außerhalb, im Gebiet des heutigen Irak.
Darum gab es durch diese zwei Fluchtwellen etwa eine Million Juden in Babylonien. Die großen Rabbiner des Weltjudentums waren in Babylonien. Deshalb heißt der Talmud, der in dieser Zeit verfasst wurde, der babylonische Talmud.
So gab es eine besondere jüdische Gemeinschaft von Anfang an in Babylonien, die sich bis ins Mittelalter fortsetzte. Im zwanzigsten Jahrhundert lebten noch etwa 150 Juden in Babylonien.
Doch in der Nazizeit gab es ein schlimmes Massaker im Irak. Ich habe das im Skript bei Vers 11 aufgeführt. 1941, in Bagdad, wurde eine Massenabschlachtung verübt.
Der deutsche Botschafter im Irak war damals sehr populär. Der Irak stellte sich stark auf die Seite der Nazis. 1941 fand in Bagdad eine Massenabschlachtung der jüdischen Gemeinschaft statt.
Das erschütterte die babylonischen Juden so sehr, dass sie eine Geheimorganisation gründeten, die allen Juden half, aus dem Irak zu fliehen. In den folgenden Jahren flohen Massen von Juden aus dem Irak.
Der Irak versuchte, die Grenzen zu schließen, aber die Flucht ging weiter. Die Flugzeuge waren sehr primitiv. Ich habe vor Kurzem noch ein solches Flugzeug dieses Typs gesehen. Sie sahen abenteuerlich aus. Sie landeten auf Feldern, nahmen Leute auf und flogen nach damals noch Palästina.
Das war eine riesige Fluchtwelle, die bis 1950 andauerte. Dann sagte der Irak: „Alle Juden, die wollen, dürfen gehen, aber sie müssen die Staatsbürgerschaft aufgeben.“ Man rechnete mit 7.000 bis 10.000, die gehen würden.
Aber es meldeten sich 140.000 an. Sie wollten gehen, aber nur bis 1952, also ein etwa zweijähriges Fenster. Sie versuchten, alle rauszubringen, was jedoch nicht gelang.
Nach 1952 ging es weiter. Dann gab es wieder Verfolgungen, und Juden flohen aus Babylonien. Am Vorabend des Golfkrieges gab es praktisch keine Juden mehr dort. Über hundert blieben noch, aber die ganze Gemeinschaft war gegangen.
So muss man Vers 11 lesen: „Ach Zion, rette dich, die du wohnst bei der Tochter Babel.“ Sie haben sich so gerettet, auch vor der Katastrophe der Golfkriege.
Vers 12: „Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Nach der Herrlichkeit hat er mich gesandt zu den Nationen, die euch ausgeplündert haben. Denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.“
Was heißt „nach der Herrlichkeit“? Ich habe das im Skript vermerkt. Der Ausdruck kommt auch in Psalm 73, Vers 24 vor. Die Herrlichkeit meint hier die Wiederkunft Christi in Herrlichkeit.
Hier hören wir den Messias sprechen. Er sagt, nach der Herrlichkeit, nach seiner Wiederkunft in Herrlichkeit, sei er gesandt zu den Nationen, die Israel ausgeplündert haben, um unter den Nationen eine Abrechnung zu machen.
Denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an. Hier haben wir nochmals das Prinzip: Wer Israel flucht, wird von Gott verflucht. Israel anzutasten ist wie, wenn man den Augapfel Gottes angreift.
Das ist etwas, was man besonders schützt, sprichwörtlich. Israel ist Gottes Augapfel. Man muss sich vorstellen, zum Beispiel in den Kriegen 1967 und 1973, als Ägypten gegen Israel kämpfte.
Es gibt viele gläubige Christen in Ägypten, die eingezogen wurden. Für sie war das ein schlimmer Gewissenskonflikt. Sie wussten, wer Israel antastet, tastet Gottes Augapfel an.
Das war ähnlich wie bei vielen Soldaten in Deutschland im Zweiten Weltkrieg, die überzeugte Christen waren und wussten, dass es Unrecht ist, Menschen zu töten.
Ich habe noch einen solchen Mann gekannt, der aus Stalingrad mit weißen Haaren zurückkam, obwohl er noch jung war. Er wurde mit siebzehn eingezogen, in der Kanonentruppe.
Er betete jeden Tag: „Herr, bewahre mich, dass ich keinen Menschen töte.“ Er konnte später sagen, er habe nie einen Menschen getötet, obwohl er alles mitgemacht hat, auch die Schlacht um Stalingrad und die Jahre der Gefangenschaft.
Er erzählte, dass er 14 Semester Theologie studiert habe – direkt bei Gott in Stalingrad. Das war seine theologische Ausbildung. Sein Name war Hans Winterhoff.
Die ägyptischen Christen waren in einem ähnlichen Zwiespalt. Für sie war klar: Das ist ein No-Go. Aber sie wurden eingezogen und mussten Gottes Hilfe und Bewahrung erfahren.
„Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.“
Vers 13: „Denn siehe, ich schwinge meine Hand über sie, und sie werden zum Raub werden ihren Knechten. Und ihr werdet erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich gesandt hat.“
Der Herr Jesus sagt hier, dass er wiederkommt und dann mit den Nationen abrechnet. In mehreren Phasen wird er in Harmagedon Feinde vernichten.
Das betrifft den Norden Israels. Zacharja 14 beschreibt, wie er die Feinde bei Jerusalem vernichten wird, wenn er auf dem Ölberg kommt.
Es ist noch einmal etwas anderes, was in Jesaja 63 beschrieben wird: Wie der Herr Jesus feindliche Nationen in Edom, dem heutigen Südjordanland, vernichten wird.
Die feindlichen Nationen werden durch ihn gerichtet und auch durch andere Nationen bestraft. Sie werden zum Raub ihrer Knechte.
Interessant ist, dass es heißt: „Ihr werdet erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich gesandt hat.“ Wer spricht hier eigentlich?
Vers 12 sagt ganz klar: „Denn so spricht der Herr der Heerscharen.“ Wer spricht? Adonai Zwa'ot, der Herr der Heerscharen.
„Nach der Herrlichkeit hat er mich gesandt.“ Wie? Der Herr der Heerscharen wird gesandt?
Am Schluss heißt es: „Ihr werdet erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich gesandt hat.“
Der Herr der Heerscharen sendet den Herrn der Heerscharen. Yahweh sendet Yahweh. Da haben wir es. Es muss mehr als eine Person in Gott sein.
Abschluss und Ausblick
Vierzehn, juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme, und ich werde wohnen in deiner Mitte, Spruch des Herrn.
Hier sagt Gott, dass er in Zion, das ist der Tempelberg in Ostjerusalem, wohnen wird im Tausendjährigen Reich.
Vers 15: Und viele Nationen werden sich dem Herrn anschließen an jenem Tag, das heißt zu jener Epoche, und sie werden mir zum Volk sein. Ich werde in deiner Mitte wohnen, und du wirst erkennen, dass der Herr der Hirscharen mich zu dir gesandt hat.
Wie bitte? Jetzt haben wir es nochmals. Wer spricht hier? Jubel, freue dich, ich komme, ich werde in deiner Mitte wohnen, Spruch des Herrn. Aber dann heißt es: Und du wirst erkennen, dass der Herr der Hirscharen mich zu dir gesandt hat.
Wieder spricht der Herr der Hirscharen, und alle werden sehen, dass der Herr der Hirscharen den Herrn der Hirscharen gesandt hat.
Hier können wir die Lehre der Dreieinheit Gottes ganz klar schon alttestamentlich begründen, und zwar in Bezug auf den Vater und den Sohn. Es gibt auch andere Stellen in Bezug auf den Heiligen Geist.
Viele aus den Völkern werden sich dem Herrn anschließen. Das ist diese unzählbare Schar aus Offenbarung 7,9: Aus allen Stämmen, Völkern, Nationen und aus allen Sprachen werden Menschen sich bekehren, durch die große Drangsal hindurchgehen und sich dem Herrn anschließen.
Vers 16: Und der Herr wird Juda besitzen als sein Erbteil im heiligen Land, und er wird noch Jerusalem erwählen.
Gott steht ganz klar zu der Stadt Jerusalem und wird der eigentliche Besitzer des jüdischen Landes sein. Juda wird sein Erbteil sein. Hier wird gesagt „im heiligen Land“. Das ist die einzige Stelle in der Bibel, wo dieser Ausdruck vorkommt, aber es ist ein biblischer Begriff.
Vers 17: Psst, alles Fleisch vor dem Herrn! Denn er macht sich auf aus dem Wohnort seiner Heiligkeit.
Jetzt reden die Menschen viel und laut, auch gegen Gott. Aber der Moment wird kommen, an dem die ganze Welt schweigen muss. Ich habe das extra so übersetzt, nicht einfach „Stille“, sondern „Psst“, denn im Hebräischen ist das ein lautmalerischer Ausdruck: Psst, alles Fleisch vor dem Herrn!
Die ganze Welt soll schweigen und nichts mehr sagen, auch die UNO soll schweigen. Das letzte Wort wird Jesus sprechen.
Der Herr macht sich auf aus dem Wohnort seiner Heiligkeit. Damit ist der himmlische Tempel gemeint. Offenbarung 11,19 spricht über den himmlischen Tempel. Von dort aus wird er ausgehen, von diesem heiligen Ort, und das letzte Wort sprechen. Er wird sagen, was gerecht und was ungerecht ist, was heilig und was unrein ist – nicht das, was die Menschen sich selbst ausgedacht haben. Er wird das letzte Wort sprechen.
Hier schließt sich der Kreis auch mit dem Buch Hiob, wenn der Geprüfte sagt in Hiob 19,25: „Und ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er auf der Erde stehen.“
Er wird das letzte Wort sprechen, nicht die Nationen und ihre Regierungen, auch nicht die Zusammenschlüsse der Nationen, sondern er, der Sohn Gottes.
Heute, wir, die wir die Seite gewechselt haben und uns zu ihm bekennen, dürfen wissen, dass er schon heute diese Firewall um uns herum ist.
Ja, wir wollen an dieser Stelle schließen.
