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Elia

Elia, das heißt „mein Gott ist Jah (Jahveh)“. —

1) Drei sonst unbekannte Männer des Namens werden erwähnt: 1 Chr. 8,27; Esra 10,21. 26. —

2) Die Geschichte des großen Propheten Elia wird erzählt in einer besonderen Quelle 1 Kö. 17-19. 21; 2 Kö. 1 u. 2. Sonst wird er im Alten Testament nur noch 2 Chr. 21,12 und Mal. 3,23 erwähnt. Nach 1 Kö. 17,1 stammte er aus Thisbe (s. d.) in Gilead. Weiteres ist über die Zeit vor seinem öffentlichen Auftreten nicht bekannt. Was 2 Kö. 1,8 von seiner Kleidung (ein haariger, von einem ledernen Gürtel zusammengehaltener Mantel) berichtet wird, deutet darauf hin, daß er, gegen sich selbst hart, an die einfachste Lebensweise sich gewöhnt hatte.

— Elia wirkte im nördlichen Reiche unter den Königen Ahab und Ahasja. Durch den Einfluß der Gattin Ahabs Isebel war der Dienst des Baal und der Aschera (s. 1 Kö. 16,32 f.) zur Staatsreligion geworden und drohte den Dienst des wahren Gottes zu verdrängen. Die damals sehr zahlreichen Propheten Jahvehs wurden blutig verfolgt (18,4. 13), während das Volk „auf beiden Seiten hinkte“ (Vers 21), das heißt Baal- und Jahvehverehrung für vereinbar hielt. Den durch Mose vermittelten, nun aber gebrochenen Bund wieder aufzuriäzten, war die Aufgabe des Elia Plötzlich trat er vor den König mit der göttlichen Gerichtsankündigung, daß in den nächsten Jahren kein Tau noch Regen kommen solle, es sei denn auf Elias Wort (1 Kö. 17,1, vgl. 5 Mo. 11,16 f.). (Nach Josephus’ Antiq. VIII,13,2 wußte auch Menander aus phönik. Quellen von einer Dürre in Phönikien zur selben Zeit.) Von nun an hielt sich der Prophet verborgen, dann zuerst am Bache Krith (s. d. Art.), Zarpath (jetzt Sarafand) am Mittelmeer, im Gebiete Sidons: dort durch die sonst ihre eigenen Jungen vernachlässigenden Raben ernährt, hier durch eine selbst vom Hunger bedrängte Witwe, welcher der Prophet dafür ihren verstorbenen Sohn lebendig wiedergeben durfte. Vergeblich sandte Ahab nach allen Seiten Boten aus, ihn zu suchen (18,10). Endlich im dritten Jahre, 18,1 (Luk. 4,25 und Jak. 5,17 wird diese Zeitbestimmung nur auf den Aufenthalt Elias in Zarpath bezogen und unter „etliche Zeit“ 1 Kö. 17,7 ungefähr ein Jahr verstanden, so daß eine 3½ jährige Dürre herauskommt), stellte sich Elia dem König wieder vor. Auf dem Berge Karmel an altheiliger Opferstätte erfolgte die wunderbare Bezeugung des lebendigen Gottes, der das ihm dargebrachte Opfer durch Feuer vom Himmel verzehren ließ (vgl. 3 Mo. 9,24), gegenüber dem Baal und seinen Propheten (dabei wurde von Elia durch die Zusammensetzung des Altars aus 12 Steinen deutlich auf die Einheit aller Diener des wahren Gottes in Israel auch während der Zertrennung des Volkes in die beiden Reiche hingewiesen, 1 Kö. 18,31), worauf die Propheten Baals, 450 an der Zahl (18,19. 22; die 400 Priester der Aschera sind in diesem Vers nicht genannt, daher V. 19 wohl später eingefügt), am Bache Kison geschlachtet wurden (vgl. 5 Mo. 13,6. 10; 17,5). Nun öffnete sich auch der lange verschlossen gebliebene Himmel zu einem gewaltigen Regen. Bei der Rückfahrt des Königs nach seiner Refidenz Jesreel lief Elia vor dessen Wagen her, um ihm dadurch seine Unterwürfigkeit als sein Untertan zu bezeugen.

Allein von der Höhe des Sieges wurde Elia nun, wie andere Knechte Gottes (vgl. zum Beispiel Johannes d. T.), in die dunkeln Tiefen der Anfechtung hinabgeführt (1 Kö. 19). Vor Isebel, die ihm Rache schwur (19,2), wandte er sich nach Beerseba, der südlichen Grenzstadt des Reiches Juda, und von da weiter in die arabische Wüste. Des Lebens überdrüssig legte er sich unter einen Wacholder- (richtiger: Ginster-) strauch (Vers 4 f.); aber durch einen Engel gestärkt gelangte er in 40 Tagen und 40 Nächten (Vers 8 — da die Entfernung von etwa 40 geograph. Meilen nicht so viel Zeit erfordert hätte, so ist diese nach dem Vorbild der 40 jähr. Wüstenwanderung bestimmte Zeit als Vorbereitungszeit auf den Empfang der hohen Gottesoffenbarung zu betrachten, vgl. 2 Mo. 24,18; Mt. 4,2) zu dem Berge Gottes Horeb. Dort, vielleicht in derselben Höhle (statt „eine Höhle“, 1 Kö. 19,9, ist richtiger „die Höhle“ zu übersetzen), wo einst dem Mose nach dem ersten Bundesbruch Israels die göttl. Barmherzigkeit, Gnade und Langmut bezeugt worden war (2 Mo. 33,22; 34,6 f.), erteilt ihm Gott die großartige Offenbarung, daß er zwar auch der zerstörenden Mächte sich bediene (Sturm, Erdbeben, Feuer bedeuten wohl die drei Gerichtswerkzeuge Hasael, Jehu, Elisa), aber nur als Bahnbrecher für das seinem Wesen allein entsprechende Wirken des milden Geistes (das stille, sanfte Säuseln). Der Herr gibt ihm zugleich den Trost, daß 7000 Getreue im Gericht übrigbleiben werden. Von den drei Aufträgen, die ihm Gott hier erteilte, führte Elia bloß den dritten, die Berufung Elisas zu seinem Nachfolger, selbst aus, die beiden andern, die Weihung Hasaels zum König über Syrien und Jehus zum König über Israel, überließ er dem Elisa.

Noch einmal tritt Elia vor Ahab, nachdem dieser der Isebel nicht gewehrt hatte, den unschuldigen Naboth aus dem Wege zu räumen und verkündigt ihm und seinem ganzen Hause den Untergang (1 Kö. 21). Ebenso hatte er dem Sohn und Nachfolger Ahabs, Ahasja, der sich in seiner Krankheit an den philistäischen Baal-Sebub zu Ekron wandte, seinen Tod anzukündigen, wobei er auf zwei nach ihm ausgesandte Hauptleute mit je 50 Mann Feuer vom Himmel herabrief, das sie verzehrte (2 Kö. 1). Nach 2 Chr. 21,12 ff. hätte Elia seine Wirksamkeit auch auf das Reich Juda ausgedehnt durch einen Brief an den dortigen König Joram, Ahabs Schwiegersohn, worin derselbe mit unheilbarer Krankheit bedroht wird. Das macht chronologische Schwierigkeiten. Wunderbar wie Elias ganzer Lauf war auch sein Ende (2 Kö. 2), worin sich an ihm das Henochwunder (1 Mo. 5,24) wiederholte. In Begleitung Elisas, von dem er sich vergeblich loszumachen suchte (wohl in der demütigen Absicht, keinen Zeugen seiner Verherrlichung zu haben), ging er, durch einen Schlag mit seinem Mantel das Wasser zerteilend, trockenen Fußes durch den Jordan. Bor seinem Abschied erlaubte er dem Elisa noch eine Bitte, der sich denn zwei Anteile an Elias Geist, gleichsam den dem Erstgebornen (nach 5 Mo. 21,17) gebührenden Doppelanteil an dem geistigen Erbe ausbat. Es erschienen ein feuriger Wagen und feurige Roffe, welche die beiden voneinander trennten, und Elia fuhr im Wetter gen Himmel. Jn dem Worte, welches Elisa dem Scheidenden zurief, 2 Kö. 2,12, bezeugt er, daß Elia ihm wie ein Vater, Israel wie eine schützende Heeresmacht gewesen sei. Die Prophetenschüler mußten durch ihre vergebliche Nachforschung nach Elias Leib die Tat der wunderbaren Entrückung bestätigen (Vers 16 bis 18).

Elia wie auch Elisa sind mehr Propheten der Tat als des Wortes. Beider Geschichte ist besonders reich an Wundern, deren bei Elia 8, bei Elisa 16 berichtet werden. Elia ist ohne Zweifel einer der größten Gottesmänner des Alten Testaments; „Eisen sein Wille, Blitz sein Blick, Donner sein Wort, dabei milde und freundlich, wo er, wie im Verhältnis zur Witwe in Sarepta, diese Eigenschaften entfalten kann, das Reich Gottes sein einziger Gedanke, Gottes Ehre seine einzige Basston“ (Hengstenberg). In ihm stellt sich der Kampf der geistigen Jahvehreligion gegen die Naturreligion des Baaldienstes dar, und er hat ihr den Sieg verschafft, allerdings z. T. mit gewaltsamen Mitteln, wie sie dem A. T., aber nicht dem Geist des N. B. entsprechen, Luk. 9,54. In welch hohem Ansehen er auch bei den späteren Juden stand, zeigt die Lobpreisung Sir. 48,1-12. Im Neuen Testament wird kein anderer Prophet so oft erwähnt und hervorgehoben wie Elia Der letzte Prophet, Maleachi, weissagt 3,23 f. die Wiederkunft des Elia vor dem Tag des Herrn. Diese Weissagung wurde und wird von den Juden wörtlich verstanden, sodaß sie noch heute für Elia bei sestlichen Gelegenheiten einen Stuhl hinstellen, vgl. Mt. 16,14; 17,10; 27,47. 49; Mk. 6,15; von Jesus wird sie in Joh. 1,21. 25 in Johannes dem Täufer, dem Manne „im Geist u. in der Kraft des Elia“ (Luk. 1,17) erfüllt gefunden, vgl. besonders Mt. 11,14; 17,10 ff. Bei der Verklärung Jesu, des Erfüllers des Gesetzes und der Propheten, erscheint er als Vertreter der Propheten, neben Mose, dem Vertreter des Gesetzes, Mt. 17,3.