Immer noch folgen wir den Fußspuren Elijas, dessen Geschichte sich langsam dem Ende zuneigt. Zunächst erinnern wir uns daran, dass Elija lernen musste, dass Gottes Werk nicht allein von ihm abhängt. Das war eine ganz wesentliche Lektion für ihn. Gott sagte ihm, dass es mehr als siebentausend gibt, die dem Herrn genauso nachfolgen wie er.
Der Herr sagte also, da sind siebentausend. Doch es gab auch noch Obadja und weitere hundert, sodass es insgesamt noch mehr als siebentausend waren. Diese Menschen dienten Gott an ganz anderen Stellen und in ganz anderen Bereichen – trotzdem genauso treu wie Elija.
Aufgrund von Gottes Auftrag suchte Elija dann Elisa, um ihn geistlich zu prägen und mit ihm Verantwortung zu teilen. Auch das haben wir bereits betrachtet. Es ist ein geistliches Prinzip, an das man sich ständig erinnern muss: Es geht nicht zuerst darum, Dinge allein zu tun, sondern darum, dass die Heiligen – so sagt Paulus im Epheserbrief Kapitel 4 – für das Werk des Dienstes ausgerüstet werden.
Das bedeutet: Wenn ich eine geistliche Gabe habe, zum Beispiel Evangelisation oder Predigt, werde ich gleichzeitig herausgefordert, diejenigen zuzurüsten, die eine ähnliche Gabe haben. Es geht also nicht nur darum, selbst zu dienen, sondern auch immer wieder zu schauen, wo ich andere ausrüsten kann.
Das ist das Prinzip aus 2. Timotheus 2,2: „Was du von mir gehört hast vor vielen Menschen, das befiehl auch anderen an, die treu sind und fähig, andere zu lehren.“ Das hat Elija gelernt: Gib deine geistliche Erfahrung weiter und vertraue einen Teil deiner Aufgaben anderen an.
Das war also die große Lektion nach dem Burnout.
Der Abschied Elijas und die Berufung des Elisa
Und heute Morgen steht Elia buchstäblich vor der letzten Wegstrecke. Heute ist der Tag, an dem Elia diese Welt verlässt, um seinem Herrn zu begegnen. Wir sind dabei hautnah dabei in 2. Könige 2, und das wollen wir lesen – die ersten fünfzehn Verse dieses Kapitels.
Da heißt es:
„Und es geschah, als der Herr den Elia im Sturmwind zum Himmel auffahren lassen wollte, da gingen Elia und Elisa von Gilgal fort. Elia sagte zu Elisa: ‚Bleib doch hier, denn der Herr hat mich nach Bethel gesandt.‘ Elisa aber sagte: ‚So wahr der Herr lebt und deine Seele lebt, ich werde dich nicht verlassen.‘ Und sie gingen nach Bethel hinab.
Da kamen die Söhne der Propheten, die in Bethel waren, zu Elisa heraus und fragten ihn: ‚Hast du erkannt, dass der Herr heute deinen Herrn über deinen Kopf hinwegnehmen wird?‘ Er antwortete: ‚Auch ich habe es erkannt, seid still.‘
Elia sagte zu ihm: ‚Elisa, bleib doch hier, denn der Herr hat mich nach Jericho gesandt.‘ Er aber sagte: ‚So wahr der Herr lebt und deine Seele lebt, ich werde dich nicht verlassen.‘ Und sie kamen nach Jericho.
Da traten die Söhne der Propheten, die in Jericho waren, zu Elisa und fragten ihn: ‚Hast du erkannt, dass der Herr heute deinen Herrn über deinen Kopf hinwegnehmen wird?‘ Er antwortete: ‚Auch ich habe es erkannt, seid still.‘
Elia sagte zu ihm: ‚Bleib doch hier, denn der Herr hat mich an den Jordan gesandt.‘ Er aber sagte: ‚So wahr der Herr lebt und deine Seele lebt, ich werde dich nicht verlassen.‘
So gingen sie beide miteinander, und fünfzig Mann von den Söhnen der Propheten gingen mit und blieben abseits stehen, als die beiden an den Jordan traten.
Dann nahm Elia seinen Mantel, wickelte ihn zusammen und schlug auf das Wasser. Es teilte sich hierhin und dorthin, und die beiden gingen auf trockenem Boden hinüber.
Und es geschah, als sie hinübergegangen waren, da sagte Elia zu Elisa: ‚Bitte, was soll ich für dich tun, bevor ich von dir weggenommen werde?‘
Elisa sagte: ‚Dass mir doch ein zweifacher Anteil von deinem Geist gegeben werde.‘
Da sagte Elia: ‚Du hast Schweres erbeten. Wenn du mich sehen wirst, wie ich von dir weggenommen werde, dann wird es dir gegeben werden. Wenn aber nicht, dann wird es dir nicht gegeben werden.‘
Und es geschah, während sie gingen und redeten, siehe da: Ein feuriger Wagen und feurige Pferde trennten sie beide voneinander. Elia fuhr im Sturmwind auf zum Himmel.
Elisa sah es und schrie: ‚Mein Vater, mein Vater, Wagen Israels und sein Gespann!‘
Dann sah er ihn nicht mehr. Er fasste seine Kleider und zerriss sie in zwei Stücke. Den Mantel des Elia, der ihm entfallen war, hob er auf, kehrte um und trat an das Ufer des Jordan.
Er nahm den Mantel des Elia, der ihm entfallen war, schlug auf das Wasser und sagte: ‚Wo ist der Herr, der Gott des Elia?‘
Auch er schlug auf das Wasser, und es teilte sich hierhin und dorthin. Elisa ging hinüber.
Als nun die Söhne der Propheten, die gegenüber in Jericho waren, ihn sahen, sagten sie: ‚Der Geist des Elia ruht auf Elisa!‘ Und sie kamen ihm entgegen und warfen sich vor ihm zur Erde nieder.“
Die Bedeutung der Himmelfahrt Elijas
Im Grunde genommen spricht dieser Text von der Himmelfahrt des Elija.
Ich kenne nur eine weitere Himmelfahrt, und das ist die Himmelfahrt des Herrn Jesu. Die Himmelfahrt Marias ist biblisch nicht bezeugt, auch wenn sie im Kalender vermerkt ist. Hier jedoch haben wir die Himmelfahrt des Elija. Deshalb habe ich die Predigt auch so überschrieben, da mir keine andere passende Überschrift eingefallen ist: Die Himmelfahrt des Elija.
Das ist natürlich etwas ganz Besonderes. Ich rechne nicht damit, dass mein eigenes Abscheiden ähnlich verlaufen wird wie das des Elija. Das war schon etwas sehr Spezielles, was Gott ihm hier geschenkt hat.
Dennoch denke ich, dass wir aus diesem Abschnitt einiges für unser persönliches Leben lernen können. Dazu haben wir die Texte des Alten Testaments. Sie sind das Bilderbuch Gottes, das zeigt, wie er mit einzelnen Menschen handelt. Im Alten Testament geht es nicht so sehr um dogmatische Kernaussagen – das ist eher der Bereich des Neuen Testaments. Vielmehr geht es darum, wie Gott ganz konkret im Leben von Menschen wirkt.
Das hilft uns auch für unser persönliches Glaubensleben. Deshalb möchte ich heute Morgen drei Punkte mit euch teilen, die mir an diesem Text wichtig geworden sind.
Eine Gemeinde, die Gottes Stimme hört und verbindlich lebt
Zunächst einmal entdecken wir in diesem Text eine Gemeinde, die Gottes Stimme hört und verbindlich miteinander lebt. Es begegnet uns hier eine Gemeinschaft, die genau das tut: Gottes Stimme wahrnimmt und sich in enger Verbundenheit begegnet.
Das Besondere an dieser Situation ist, dass Elia weiß, dass der Herr ihn abholen wird. Doch nicht nur er ist sich dessen bewusst. Aus dem Text haben wir gelesen, dass auch Elisa das klar ist. Und nicht nur ihm, sondern auch den Söhnen der Propheten, so heißt es hier – das waren die Bibelschüler von damals – ist es ebenfalls klar.
Das zeigt mir, dass sie erlebt haben, was der Herr Jesus einmal in Johannes 10 sagt: „Meine Schafe hören meine Stimme“. So war es auch bei ihnen. Ihre Beziehung zu Gott war lebendig. Wenn sie ihre Schriftrolle aufrollten, um sie zu lesen, dann war das keine Pflichtveranstaltung. Vielmehr erlebten sie: „Hier redet Gott zu mir, er spricht in mein Leben hinein“. Sie hörten Gottes Stimme.
Ich habe diese Woche mit jemandem telefoniert. Wir haben eine ganze Weile gesprochen, und irgendwann sagte er: „Hallo, bist du noch da? Ich kann dich nicht hören.“ Ich habe ihn gut gehört, aber er mich nicht mehr. Irgendwann hat er das registriert. Er redete und redete, doch es kam keine Antwort. Mir ist das auch schon öfter so gegangen: Man redet, und plötzlich merkt man, dass der andere nichts sagt. Wahrscheinlich war er im Funkloch. Wenn jemand auflegt, ist das schon ein bisschen unhöflich, aber meistens ist es einfach das Funkloch.
Dieses Bild kam mir in den Sinn, als ich den Text las. Es gibt das auch im Blick auf den Herrn Jesus: Ich rede und rede an der einen Seite des „Handys“, bete meine Gebete herunter, merke aber, dass ich seine Stimme gar nicht mehr höre. Ich lebe von dem, was ich aus der Bibel über den Herrn weiß, aber mein letztes echtes Gespräch mit ihm liegt vielleicht schon sehr lange zurück.
Wenn ich das merke, was mache ich dann? Zunächst einmal ist es gut, dass ich es überhaupt bemerke – dass ich nicht stundenlang im übertragenen Sinn am Handy stehe und einfach nur rede. Es gibt Gründe dafür, die ich greifen kann, und andere, die ich nicht greifen kann.
Ein Grund, den ich greifen kann, ist, wenn offensichtlich Sünde in meinem Leben ist. Dann wird Gott nicht weiter mit mir reden, bis diese Sache bereinigt ist. Ich kann mich gut erinnern, dass ich als Christ in einer Situation ganz bewusst gelogen habe, weil ich ziemlich unter Druck stand. Dabei habe ich etwas gesagt, was garantiert nicht stimmte. Meine stille Zeit danach hätte ich mir sparen können. Ich habe zwar immer noch Gottes Stimme gehört, aber sie war sehr eindeutig und bezog sich auf einen Punkt: „Du musst es in Ordnung bringen.“ Erst als ich das getan hatte, konnte ich Gottes Stimme wieder hören, konnte reden und spürte, dass er zu mir sprach.
Sünde ist also klar ein Grund, warum ich Gottes Stimme nicht höre. Ein weiterer Grund ist, wenn Gott mir etwas Wichtiges sagt, das er von mir möchte. Dann ist es entscheidend, dass ich darauf eingehe und konkret überlege, wie ich es umsetzen kann. Es ist eine Sache, etwas zu wissen, und eine andere, es im Leben umzusetzen.
Vor einiger Zeit hörte ich jemanden über den Heiligen Geist sprechen. Sein Schwerpunkt war: Der Heilige Geist ist wie eine Taube. Das fand ich einen sehr interessanten Ansatz, den er aus der Bibel genommen hatte. Er erzählte von Tauben vor seinem Haus. Wenn er mit Steinen nach ihnen wirft, treten sie einfach zur Seite, sind aber bald wieder da und gurren unaufdringlich und beständig von morgens bis abends.
Er berichtete, dass seine Frau anregte, eine bestimmte Spende in das Reich Gottes zu geben. Er sagte, die Hälfte tut es auch, und das machten sie dann. Er sagte, das Gurren des Heiligen Geistes war wie die Tauben vor seinem Fenster – immer da. Am Schluss überwiesen sie dann auch den zweiten Teil, und das Gurren war weg.
Ich fand das sehr lebendig dargestellt. Man könnte auch sagen: Das Mahnen des Heiligen Geistes war einfach da, er mahnte ihn immer wieder, an einem gewissen Punkt gehorsam zu sein. Danach nimmt man Gottes Stimme kaum noch wahr, weil der Herr immer wieder seinen Finger darauflegt und sagt: „Ich habe dir gesagt, tu das!“ Dann liegt die Verantwortung bei mir, es auch zu tun.
Vielleicht sind es bei dir ganz andere Punkte, oder ganz sicher werden es andere sein. Aber die Frage bleibt: Höre ich noch Gottes Stimme? So wie die Prophetenjünger, wie Elia und Elisa in diesem Text.
Manchmal kann man nicht greifen, warum man Gottes Stimme nicht mehr hört. Es gibt keine bewusste Sünde, die man festhält, nichts, worauf der Herr seinen Finger legt und sagt: „Das solltest du tun.“ Und trotzdem merkt man, dass man Gottes Stimme nicht mehr hört.
Ich denke, der einfachste und doch beste Weg ist, das im Gebet auszudrücken. Ich kann sagen: „Herr Jesus, ich höre deine Stimme nicht. Warum ist das so? Du kannst mir zeigen, warum das so ist. Bitte mach es mir deutlich.“ Wenn ich das ehrlich bete, wird der Herr darauf antworten. Er wird mir den Grund zeigen und ich werde wieder Gottes Stimme hören.
Die Gemeinde in diesem Text – ich weiß, im Alten Testament gibt es in dem Sinne noch keine Gemeinde –, aber ich möchte es übertragen: Es war eine geistlich wache Gemeinde. Sie hatte einen Blick dafür, was Gott tun wird. Das wünsche ich uns auch: eine geistlich wache Gemeinde zu sein, die wach bleibt und erkennt, wo Gott am Werk ist und was er tun will.
Das geht aber nur, wenn jeder Einzelne für sich darauf achtet: Höre ich Gottes Stimme? Wenn ich in meinem persönlichen Leben Gottes Stimme höre, dann ist es so, dass viele Leute, die Gottes Stimme hören, auch gemeinsam Gottes Stimme hören können. Wenn die Einzelnen sie nicht hören, ist es sehr schwer, gemeinsam Gottes Stimme zu hören.
Eine weitere wichtige Frage ist: Ist es mir wichtig, Gottes Stimme zu hören? Das muss ich mich natürlich auch fragen. Vielleicht denke ich: Zum Glück höre ich sie nicht, weil ich genau weiß, dass ich das, was Gott sagt, nicht tun möchte. Wenn Gott in mein Leben hineinspricht, ist das in Gefahr, was ich geplant habe.
Das ist natürlich keine Voraussetzung, um Gottes Stimme zu hören. Aber als Christ habe ich das Privileg, Gottes Stimme zu hören. Das ist ein großes Privileg: Seine Gedanken zu erkennen, zu wissen, was jetzt Gottes Wille für mein Leben ist. Der lebendige Gott redet mit mir.
Ich gebe nie auf, den Wunsch zu haben, Gottes Stimme zu hören und ganz nah an seinem Mund zu sein. Denn das ist Ausdruck von Beziehung. Beziehung lebt von Gespräch. Ich kann nicht sagen, ich habe eine Beziehung zu jemandem, aber rede nicht mit ihm. Das ist menschlich schwierig.
Ebenso kann ich schlecht sagen, ich habe eine Beziehung zu Jesus, höre seine Stimme nicht, rede nicht mit ihm und erlebe ihn nicht. Das ist es, was Gott mir schenken will: dass ich immer wieder mit ihm lebe und ihn erlebe.
Manchmal ist es vielleicht so, dass du sagst: „Okay, ich höre zwar, was du sagst, aber ehrlich gesagt habe ich gar nicht so den Wunsch, Gottes Stimme zu hören.“ Dann darfst du genau da ansetzen und sagen: „Herr Jesus, du kannst selbst den Wunsch in mir wecken, deine Stimme zu hören.“
Paulus sagt im Philipperbrief: Gott wirkt das Wollen und das Vollbringen. Er wirkt auch das Wollen. Der erste Schritt ist dann, dass ich sage: „Herr, du kannst es schenken, dass ich will.“ Selbst das ist ein Schritt in diese Richtung, dass ich sage: „Herr, ich will deine Stimme hören.“
Der erste Abschnitt in dem Text, den wir gelesen haben, zeigt also Menschen, die Gottes Stimme gehört haben. Gleichzeitig zeigt er Menschen, die sehr verbindlich miteinander gelebt haben. Das merken wir hier.
Elisa geht zum Beispiel mit Elia mit: einmal nach Bethel, dann nach Jericho, zum Jordan. Er lässt Elia nicht allein. Vielleicht hat der eine oder andere schon ein bisschen aufgestöhnt und gedacht: „Ah, ich weiß schon, was im Text kommt, nämlich das, was vorher war. Es ist ja immer das Gleiche.“ Aber Elia gibt ihn immer wieder frei und sagt: „Bitte, Elisa, du kannst gehen.“ Elisa antwortet: „Nein, das werde ich nicht tun. Ich bleibe bei dir.“
Das ist verbindliches Leben.
Es gibt viele Bereiche, in denen wir verbindlich miteinander leben können. Als ich so nachdachte, fiel mir auf, dass das in unserer Gemeinde schön gelebt wird. Es beginnt beim regelmäßigen Gottesdienstbesuch. Ich sage nicht: „Na ja, dann komme ich mal, wenn ich Lust habe, oder wenn ich einen Ausflug oder eine Reise habe, dann komme ich mal wieder.“ Sondern es ist mir wichtig.
Wir haben das, glaube ich, gestern im KJE gesungen: „In deinem Haus bin ich gern, Vater.“ Das drücke ich durch diese Haltung aus. Das fängt beim Gottesdienstbesuch an und geht über verschiedene Dienste hinaus.
Kinderstunde zu machen bedeutet zum Beispiel auch, dass ich nicht bei jedem Event dabei sein kann. Wenn ich an einem Wochenende für die Kinderstunde eingeteilt bin, kann ich nicht wandern gehen. Das heißt, verbindlich zu leben – bis hin zum persönlichen Miteinander.
Das zeigt sich zum Beispiel in Gruppen wie dem KJE, Gebetskreisen, Zweierschaften. Es freut mich, das zu sehen. Das ist echt gelebte, verbindliche Gemeinschaft. Das ist schön und ein Grund zur Dankbarkeit. Man freut sich, sich zu sehen, und man redet immer wieder über den, der einen verbindet – und das ist Herr Jesus.
Einen Bereich möchte ich herausgreifen, von dem ich denke, dass wir vielleicht etwas mehr darauf achten sollten. Er gehört auch zum Thema verbindliche Gemeinschaft: unsere älteren Geschwister. Wir sollten sie nicht aus den Augen verlieren, gerade dann, wenn das tägliche Leben nicht mehr so einfach ist, wenn Grenzen spürbarer werden und wenn vielleicht auch das Gefühl der Einsamkeit sie am Tag immer wieder begleitet.
Ein Anruf, eine Karte, ein Besuch bringen Licht in diese Eintönigkeit. Aber ich muss mich aufmachen, ich muss es tun, nicht nur wissen.
Das sind Geschwister, die jahrzehntelang mit Jesus unterwegs sind. Unsere Gemeinde wäre ohne sie nicht das, was sie ist. Deshalb ist es so entscheidend, hier Verbindlichkeit zu leben.
Es wäre schön, wenn einzelne von euch dieses Anliegen aufnehmen und den Satz, den Elisa hier sagt, mit Leben füllen: „So lebt der Herr, wenn ich dich auf dieser so schwierigen Wegstrecke verlassen sollte.“
Ich habe es schon so gemacht, dass ich Leute mitgenommen habe, um sie zu besuchen. Dann hat man sich kennengelernt, und sie konnten später alleine hingehen. Ich bin jederzeit bereit, wenn ihr sagt, ihr möchtet das machen. Wir müssen nur einen Termin ausmachen.
Das war mir noch wichtig im Blick auf verbindliches Leben.
Gottes Reich an die erste Stelle setzen lernen
Ja, es geht nicht nur um hörende Leute und nicht nur um Menschen, die in einer verbindlichen Gemeinschaft miteinander leben. Es geht auch, so habe ich meine zweite Überschrift genannt, darum, von Christen zu lernen, die Gottes Reich an die erste Stelle setzen. Das macht Elisa.
„Lerne von Christen, die Gottes Reich an die erste Stelle setzen.“ Ihr habt es ja im Kopf, ich übertrage die Situation: Die Leute, die im Predigerkurs sind, fragen vielleicht, warum es im Alten Testament überhaupt Christen geben soll. Das stimmt, es gibt dort keine Christen, aber ich versuche, die Situation auf unsere Zeit zu übertragen.
Elisa hatte einen ganz großen Wunsch, den wir hier in Vers 9 lesen. Er will einen zweifachen Anteil vom Geist des Elias. Die Frage ist natürlich: Warum denn zweifach? Über diese Frage wurde viel diskutiert. Vielleicht ist es eine Vermutung, weil er sich seiner Begrenztheit so stark bewusst war. Er wusste: Wenn ich in die Schuhe des Elia treten und seinen Dienst tun soll, dann brauche ich das Zweifache seines Geistes, um genau das Gleiche zu tun, was er tut. Manche sagen auch, er wollte vielleicht einen größeren Dienst als Elia tun. Wir werden das heute Morgen nicht unbedingt lösen. Aber eins ist klar: Sein Herz brennt für Gottes Sache.
Elisa ist es ganz wichtig, dass Elias Dienst weitergeht. Man könnte auch sagen – oder man muss eigentlich sagen –, dass Gottes Dienst weitergeht. Denn Elia hatte ja nicht seine eigene Firma gegründet, sondern Gott hat ihn gebraucht, um manches zu tun. Und das wünsche ich uns auch als Gemeinde: Dass unser Leben von Gottes Sache bestimmt wird, dass die Förderung seiner Sache in unserem Leben Nummer eins ist.
Dabei ist klar, dass jeder von uns ganz unterschiedliche Möglichkeiten hat, Gottes Sache zu fördern. Einige können sich kontinuierlich in Diensten einsetzen, andere nur projektbezogen, weil ihre Arbeitszeiten das nicht anders zulassen. Wieder andere sind beruflich und familiär so eingespannt, dass kaum noch Kraft für Gottes Reich bleibt.
Es ist klar: Die Arbeitswelt von heute ist nicht mehr die Arbeitswelt von vor zwanzig Jahren. Es geht hier um extreme Effektivität, und die Aktionäre wollen zufrieden sein. Man macht Milliardengewinne und sagt trotzdem: „Oh Hilfe, wir haben einen massiven Gewinneinbruch“, so wie wir es in diesen Tagen gelesen haben. Das Ergebnis ist oft, dass man nach Hause kommt, erschöpft ist und sagt: „Ich kann eigentlich nichts anderes mehr tun.“ So ist es.
Und doch glaube ich, muss ich mich fragen: Herr, ich habe diese Rahmenbedingungen, ich brauche meine Ruhezeiten, ich bin erschöpft. Ja, das gilt genauso für Mütter, die zuhause bleiben. Sie können genauso erschöpft sein wie jemand, der zehn Stunden Arbeit hinter sich hat. Aber die Frage muss immer sein: Herr, wie kann ich dein Reich fördern?
Es nützt nichts, wenn ich stehen bleibe und sage: „Das sind meine schrecklichen Rahmenbedingungen, die sind da.“ Das, was ich auf jeden Fall tun kann, ist – ich sage das mal in Anführungsstrichen – „nur beten“. Das ist ein ganz entscheidender Dienst: dass ich für Anliegen in der Gemeinde bete und mir bewusst Zeit dafür nehme. Wenn das konkrete Gebet wegbricht, wird auch die Gemeindearbeit einbrechen.
Hier ist unser Einsatz ganz entscheidend gefragt. Es geht nicht darum, mich in möglichst viele Bereiche einzubringen. Ich finde es sogar besser, wenn man lieber weniger macht und das richtig, als vieles und das nur halbherzig. Aber ich denke, in diesem Text geht es darum, von Elisa zu lernen, Gottes Reich und sein Wirken an die erste Stelle zu setzen.
Wenn ich das tue, wird dieses Denken Einfluss haben auf meinen Arbeitsplatz, auf die Gestaltung meiner Freizeit, auf die Wahl meiner Lektüre und auf die Besuche, die ich mache. Es wird mein ganzes Leben durchziehen, weil es eine Haltung ist, die ich lebe. Natürlich muss ich mit meinen Grenzen klarkommen, die ich habe. Doch mein Verlangen wird immer sein: Herr, das ist das Erste, und dafür lebe ich.
Dabei schwingt auch die Frage mit: Was ist mir meine Beziehung zu Jesus wert? Wo will er ein Opfer von mir? Nicht: Welche Opfer bringe ich? Ich glaube, dass auch in der Gemeinde Jesu oft Opfer gebracht werden, die der Herr gar nicht von mir will. Die Frage muss sein: Ist diese Möglichkeit, die sich da ergibt, dem Herrn zu dienen, auch ein Auftrag, den er für mich hat? Das muss ich mich immer wieder fragen.
Elisa erlebt hier, so haben wir es gelesen, dass Gott sein Gebet erhört. Wir lesen es so locker: Er nimmt den Mantel, und der Jordan teilt sich. Wenn du dabei gewesen wärst, hättest du wahrscheinlich erst mal vor Staunen den Mund nicht zugekriegt. Aber das zeigt wirklich, dass Gott sein Gebet erhört.
Die Prophetenschüler sagen das nachher auch: Der Geist des Elia ruht auf Elisa. Ist das mein Wunsch? Das sollte mein Ziel sein, dass an meinem Leben deutlich wird: Das ist jemand, auf dem Gottes Geist ruht. Wirklich merkt man, da ist jemand, der vom Heiligen Geist verändert wird.
Das geschieht nicht nebenbei. Da muss ich bewusst sagen: Ich will Gott jeden Bereich meines Lebens zur Verfügung stellen, damit er dort hineinreden und mich verändern kann. Wenn ich darauf eingehe, wird in meinem Leben deutlich, dass der Herr die Nummer eins ist. Dann ist es nicht nur etwas, das ich mit meinem Mund bekenne, sondern etwas, das man in meinem Leben sieht.
Übrigens kann man auch sehr viel von Texten wie dem, den wir gelesen haben, lernen – von Elisa, von Menschen, die das gelebt haben, oder von Biografien im Blick auf Mission oder andere Biografien von Christen. Wie haben die das praktisch gelebt?
Wenn das mein Ziel wird, werde ich mich mit solchen Leuten beschäftigen. Ich fand es interessant, als Friedemann Wunderlich bei uns war. Er sagte: „Wisst ihr, es gibt in der Gemeinde ein ganz gewisses Niveau. Das ist in jeder Gemeinde verschieden, ein Niveau des Wissens, so viel weiß ich aus der Bibel. Oft ist es so, dass man, wenn man an diesem Niveau angekommen ist, sagt: ‚Okay, jetzt kann ich mich zurücklehnen, Klassenziel erreicht.‘“
Ich kann mich noch erinnern, dass er sagte: „Lass dich herausfordern von Christen, die darüber hinausgehen.“ Das ist mir geblieben, und ich glaube, das ist sehr wichtig. Das kann ich tun, indem ich solche Biografien lese oder wirklich sage: Herr, ich will derjenige werden, auf dem dein Geist ruht, und dir wirklich zur Verfügung stehen.
Bereit sein, dem Herrn zu begegnen
Ja, ich komme nun in die Schlusskurve mit der letzten Überschrift. Dort habe ich geschrieben: „Nimm dir ein Vorbild an Christen, die bereit sind, ihrem Herrn zu begegnen.“ Bei euch klingt das ein bisschen knackiger als hier, aber ich habe gedacht, der Gemeinde kann man es auch ausführlicher zumuten.
Nimm dir ein Vorbild an Christen, die bereit sind, ihrem Herrn zu begegnen. Vor einiger Zeit, also vor einigen Wochen, habe ich persönlich das Matthäusevangelium gelesen. Dabei ist mir aufgefallen, wie oft der Herr Jesus von Menschen redet, die nicht bereit waren, ihm zu begegnen. Er gebraucht verschiedene Bilder: Einmal sagt er, sie hätten kein weißes Kleid, das heißt, Gott hatte ihnen nicht vergeben und sie hatten keine echte Beziehung zu ihm. Andere haben ihre Talente vergraben, das heißt, sie haben Kraft und Gaben, die Gott ihnen für den Dienst gegeben hatte, nur für sich selbst verbraucht und eingesetzt.
Und dann sagte Herr Jesus immer wieder am Abschluss dieser Gleichnisse: „Wacht, das sage ich euch, wacht, seid bereit, eurem Herrn zu begegnen.“ Wenn man solche Texte dann liest, eine nach dem anderen – Matthäus 25 ist ja das klassische Kapitel – dann stellt sich natürlich die Frage: Wie ist es denn mit mir? Bin ich bereit, meinem Herrn zu begegnen?
Denn dieser Termin, den Elija hier erlebt, der ist ganz sicher. Er ist so sicher, dass du ihn schon in deinem Terminkalender in die To-do-Liste eintragen kannst. Du kannst ihn eintragen, er kommt ganz sicher. Interessant wäre dann nur noch, an welches Datum man ihn setzt. So macht man es ja: Die To-do-Liste ist erst mal voll und dann setzt man die einzelnen Punkte auf bestimmte Daten.
Das weißt du natürlich noch nicht, kannst du noch nicht machen, aber der Termin kommt, der Tag, an dem du deinem Herrn begegnest. Jedes Mal, wenn du über den Friedhof gehst – das mag vielleicht selten sein – dann siehst du auf den Grabsteinen zwei Daten stehen. Und dazwischen ein Strich: So lang ist unser Leben, sozusagen. Und das zweite Datum ist der Tag, an dem diese Menschen tatsächlich ihrem Herrn begegnet sind.
An diesem Tag wird klar: Ist jemand gerettet oder verloren? Nach diesem Tag kann ich das nicht mehr verändern. Dieses Schicksal ist unumkehrbar. Diesen Tag wird es auch in meinem Leben geben, und es ist gut, darüber nachzudenken. Betet einmal: Herr, lehre uns darüber nachzudenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden. Klug werden, weil wir als Christen immer in der Gefahr stehen, diese Erde zu unserer Heimat zu machen. Für die Ziele zu leben, die auf dieser Erde so wichtig sind, und dann am Ende vielleicht zu entdecken: Das war für Gott überhaupt nicht wichtig.
Vor Kurzem habe ich mit meinem Sohn ein Legohaus gebaut. Das war in einer großen Ausstellung, da gab es endlich mal genug Steine. Das ist bei uns zu Hause immer ein bisschen schwierig: Man will etwas bauen und dann fehlen einem die Steine. Dort gab es genug Steine. Also haben wir dieses Legohaus gebaut. Meine Frau hat es immerhin noch fotografiert, damit wir einen Nachweis haben, wie wir unsere Zeit eingesetzt haben.
Aber die Kinder, die nach uns kamen, haben dann unser Haus wahrscheinlich gebraucht, um ihr eigenes Bauwerk zu bauen. Sie haben sich der Steine unseres Hauses bedient, obwohl wir doch eine ganze Zeit gebraucht haben. Als ich darüber nachdachte, fiel mir auf: So geht es manchmal im Leben. Wir sind so damit beschäftigt, die Steine unserer Lebenshäuser aufeinanderzusetzen, möglichst noch Fotos zu machen, was wir denn geschafft haben. Aber es ist so vergänglich.
Für Gott sind manche Dinge absolut unwesentlich, die für uns so wesentlich sind. Deswegen muss ich aufpassen, dass ich mich auf dieser Erde nicht verliere, dass ich sie nicht zu meiner Heimat mache. Ich will im Blick behalten: Ich bin auf dem Weg zum Himmel. Hier unten ist nicht meine Heimat. Ich will mich nicht an diese Erde binden. Ich werde hier nur siebzig, achtzig Jahre sein. Und dann beginnt die Ewigkeit. Und die beginnt damit, dass ich meinem Herrn begegne.
Der Apostel Johannes sagt es einmal: Wir werden ihn sehen, wie er ist. Also ich freue mich auf diesen Moment. Mein Schwiegervater wird ja auch immer älter, und dann sagt er: „Na, ein Glück, sonst müsste ich ja ewig auf dieser Erde bleiben.“ Da merkt man auch, dass schon ein gewisser Blick da ist: Ich werde diese Erde demnächst irgendwann verlassen. Ich werde meinen Herrn sehen. Ich werde ihn sehen und begreifen: Das ist also Jesus, dem ich mein ganzes Leben oder die Zeit, die ich mit ihm hier gehen durfte, gewidmet habe. Jetzt sehe ich ihn, wie er ist.
Auf diesen Moment kann ich mich freuen. Auch Elija hat sich hier sicher gefreut. Er wird sichtbar abgeholt – das ist außergewöhnlich. Ich werde auch abgeholt, wenn auch nicht sichtbar. Aber ich weiß, dass der Herr mich nicht vergisst.
Und die Frage, die ich am Anfang gestellt habe, stelle ich noch einmal: Bin ich bereit für diesen Tag, dem Herrn zu begegnen? Wenn ich ihm meine Schuld bekannt habe und seine Versöhnung angenommen habe, dann bin ich bereit für diesen Tag. Denn das Paket der Gnade, das er mir gibt, hat ein Schild, und auf diesem Schild steht: Dieses Paket ist unverkäuflich. Man kann es nur geschenkt bekommen. Ich kann es mir durch meine Werke nicht erarbeiten.
Das ist die eine Seite. Aber die Bibel zeigt auch, dass der Tod uns nicht alle gleich macht. Paulus redet sehr ausführlich davon. In 1. Korinther 3 zeigt er, dass das Fundament eines Lebens Jesus sein muss. Darüber habe ich eben gesprochen. Aber dann kommt es darauf an, was ich auf diesem Fundament baue, wofür ich lebe.
Paulus betont auch in 1. Korinther 3, dass das Lebenswerk nichts mit der Rettung zu tun hat. Das sagt er dort explizit. Aber ich werde vor Jesus stehen, und vielleicht verbrennt mein Lebenswerk vor ihm. Das heißt, Gott konnte an meinem Leben und durch mein Leben nichts tun. Ich finde diesen Gedanken schrecklich. Deshalb ist es wichtig, dass ich mich frage: Bin ich in diesem Sinne bereit, meinem Herrn zu begegnen?
Vielleicht denkst du jetzt: Okay, ich sollte noch die Sache regeln oder an diesem Punkt gehorsam werden. Wie lange will ich eigentlich noch warten? Warum will ich es nicht tun, dass ich sage: Herr Jesus, ich will bereit sein, dir zu begegnen.
Wenn ich himmlisch lebe, im Blick auf den Himmel lebe, dann hat das Konsequenzen hier auf dieser Erde. Es ist gut, immer wieder mal ganz konkret fürs eigene Leben darüber nachzudenken, damit man im Blick behält: Ich bin hier nicht zuhause. Ich habe eine Heimat, die weit darüber hinausgeht.
Als Elija hier zu dieser himmlischen Heimat aufbricht, ist es wie ein Triumphzug. Er zieht triumphierend seinem Herrn entgegen. Er war bereit. Und das wünsche ich uns auch.
Das Ende ist entscheidend, ebenso die Entscheidungen, die ich hier treffe. In meinem Alltag muss ich immer wieder vom Ende her sehen. Das hilft mir manchmal auch, eine Entscheidung zu treffen.
Wir haben heute Morgen eine Gemeinde entdeckt, die Gottes Stimme gehört hat, die uns motivieren soll, die verbindlich miteinander gelebt hat. Wir haben von Elisa gelernt, Gottes Reich an die erste Stelle zu setzen. Und wir wollen uns bei Elija das Vorbild nehmen, selbst bereit zu sein, um unserem Herrn vielleicht heute noch zu begegnen. Amen!
Ja, wir nehmen uns jetzt eine kurze Zeit, um persönlich zu beten, vielleicht über manches der Predigt nachzudenken, dem Herrn Antwort zu geben. Horst wird dann laut am Schluss mit uns beten:
Danke, treuer Gott und Vater, für dein Wort, das wir auch heute hören durften. Wir haben von Menschen gehört, die ein Ziel in ihrem Leben hatten, die für dich gelebt haben und die da sein wollten, wo du am Werk bist. Herr, das erbitten wir auch für unser Leben, dass wir nicht ziellos durch dieses Leben gehen, sondern dass unser Blick auf dich gerichtet ist, jeden Tag. Dass wir fragen: Was möchtest du, dass ich tun soll?
Herr, wir danken dir, dass du uns auch in der kommenden Woche diesen Blick schenkst, dass du uns vorangehst, du der gute Hirte, dem wir folgen sollen. Wir danken dir dafür. Amen.
