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Segen

Segen, segnen. Segnen heißt: zu jemandes Wohl einen Wunsch aussprechen, der durch die bloße Kraft des ausgesprochenen Wortes in Erfüllung geht. Solche Kraft besitzt eigentlich nur Gott; aber es ist ein Glaube schon vieler Heidenvölker, den auch die Bibel bestätigt, daß die Gemeinschaft mit Gott auch Menschen die Kraft verleiht, andere zu s., das heißt ihnen durch ein bloßes Wort etwas Gutes zuzuwenden.

1) Das Segen, segnen Gottes ruht darauf, daß sein Wort überhaupt ein Kraftwort ist (Ps. 33,9). So hat Gottes Wort bei der Schöpfung gewirkt (1 Mo. 1), und das erste Segen, segnenwort, von dem die Bibel erzählt, ist nur eine Fortsetzung der Schöpfungsworte, wodurch das Fortleben und -wirken der Geschöpfe verbürgt wird, (1 Mo. 1,22. 28). Und wo Gott seine Wohltaten durch ein Segen, segnenwort vermittelt und mit einem solchen begleitet, da ist das ein Zeugnis, daß das entsprechende Glück des Menschen nicht zu den Wohltaten gehört, die Gott auch den Ungerechten zukommen läßt (Mt. 5,45), sondern ein wirklicher Ausfluß u. Beweis seines gnädigen Wohlgefallens ist. So hat Gott den Noah (1 Mo. 9,1), den Abraham (1 Mo. 12,2) gesegnet. So heißt es Ps. 5,13: du Herr s. die Gerechten, vgl. Ps. 112,2; 115,13; 133,3; Spr. 3,3. So verheißt Gott seinen Segen, segnen denen, die seine Gebote halten (5 Mo. 11,26 f.; 28,1-14). Aber das Wort s. wird nun auch da gebraucht, wo ein ausdrückliches Sprechen Gottes an keines Menschen Ohr kommt, sondern wo nur aus den tatsächlichen Wohltaten Gottes auf seinen Willen zu s. geschlossen wird. In solchen Stellen ist „s.“ oft ganz gleichbedeutend mit „Wohltun“ (5 Mo. 2,7; 16,15; Mal. 3,10). Was den Inhalt des göttl. Segen, segnen betrifft, so wird im Alten Testament beim Segen, segnen Gottes der Hauptnachdruck auf äußere Wohltaten gelegt, wie 3 Mo. 26 u. 5 Mo. 28 zeigen. Bes. betont wird langes Leben (vgl. Alter 2, a). Und doch weiß auch schon das Alte Testament., einmal daß der göttl. Segen, segnen nicht bloß in irdischen Gaben sich zeigt, sondern in einer besonderen geheimnisvollen Kraft, die macht, daß der Mensch überhaupt etwas von denselben hat (vgl. zum Beispiel 3 Mo. 25,21; 2 Mo. 23,25; Ps. 132,15). Sodann aber zeigt sich auch, daß diese äußeren Gaben nicht an sich selbst, sondern nur als Unterpfänder der Nähe und Gnade Gottes (3 Mo. 26,11 f). ein Segen, segnen sind. Im Neuen Testament tritt der Segen, segnen des Evangeliums (oder der Segen, segnen Christi, wie es Röm. 15,29 nach besserer Lesart heißt) in den Mittelpunkt: der geistliche Segen, segnen in himmlischen Gütern (Eph. 1,3), den uns Christus erworben hat, dessen Inbegriff das Erbe des ewigen Lebens ist (1 Pe. 3,9). —

2) Daß auch Menschen s. können, das heißt daß auch ihrem Wort die Kraft innewohnen kann, andern Gutes zuzuwenden, ist, wie schon erwähnt, die durchgängige Überzeugung der Bibel. Aber diese Fähigkeit ruht nach ihren Zeugnissen auf der Gemeinschaft des Segnenden mit Gott. Diese Gemeinschaft mit Gott ist aber teils eine amtliche, teils eine persönliche. Jenes war der Fall zum Beispiel bei dem Hohepriester, der das Volk Israel regelmäßig zu s. beauftragt war, 4 Mo. 6,23 ff., vgl. 3 Mo. 9,22. 23, und zwar zum Schluß des Opfergottesdienstes (Sir. 50,22). Etwas ähnliches ist es mit dem Segen, segnen der Eltern: auch diese haben kraft ihres Elternamtes eine gewisse Vollmacht zu s., die nicht durchweg von ihrer persönlichen Gemeinschaft mit Gott abhängig ist (vgl. den Segen, segnen Isaaks 1 Mo. 27,4 ff., Jakobs 48,15 ff.; 49,26, vgl. Sir. 3,10. 11). In anderen Fällen ist es die rein persönl. Gemeinschaft mit Gott, welche zum Segen, segnen fähig macht, zum Beispiel bei Melchisedek (1 Mo. 14,19); bei Simeon (Luk. 2,34); im höchsten Grade bei Jesus (Mk. 10,16; Luk. 24,50 f.). Und so kann Jesus seine Jünger geradezu auffordern zu s. (Mt. 5,44, vgl. Röm. 12,14). Daß bei solchen menschl. Segnungen alles von Gott abhängt, zeigt sich darin, daß sie auch der Form nach meist in einer Anwünschung und Zuwendung des göttl. Segen, segnen bestehen (vgl. 4 Mo. 6,24; 1 Mo 14,19; 1 Sa. 23,21). Im A. T. kommt das Segen, segnen auch im tägl. Leben sehr oft vor, zum Beispiel beim Abschiednehmen (1 Mo. 24,60; 32,1). „Sich s.“ heißt „sich Glück wünschen“; „sich in dem wahrhaftigen Gott (vgl. Amen) s.“ (Jes. 65,16) heißt: sich sein Glück von dem wahrhaftigen Gott erwünschen mit der Gewißheit, es von ihm allein erlangen zu können. Ähnlich Jer. 4,2: „die Heiden werden sich in ihm s.“ (Grundtext), werden sich ihr Glück nicht mehr von den Götzen, sondern von Jahveh erwünschen. Dagegen 1 Mo. 12,3; 18,18; 22,18; 26,4; 28,14, wo die richtigere Übersetzung lautet: „in dir sollen sich s. alle Geschlechter auf Erden“ — ist der Sinn des „in dir“: sie sollen sich einen Segen, segnen wünschen, wie ihn Abraham von seinem Gott erhält (vgl. 1 Mo. 48,20). —

3) Segen, segnen wird endlich auch von Personen und Sachen gebraucht, von denen, ohne daß sie selber reden, auf andere ein Segen, segnen, das heißt ein beglückender, namentlich innerlich fördernder Einfluß ausgeht. So zum Beispiel 1 Mo. 12,2: du sollst ein Segen, segnen sein, vgl. Ps. 21,7; Sach. 8,13; Spr. 10,7. Das Gedächtnis der Gerechten bleibet im Segen, segnen In diesem Sinn heißt „s.“ = etwas zum Segen, segnen, zur Segensquelle machen, 1 Mo. 2,3: Gott segnete den siebenten Tag, 1 Kor. 10,16: der gesegnete Kelch (wörtlich: der Kelch des Segen, segnen), welchen wir s.