Wir kommen jetzt zu Benjamin in 5. Mose 33,12. Von Benjamin sprach der Text: „Ihr, der Liebling des Herrn, in Sicherheit wird er bei ihm wohnen. Er beschirmt ihn den ganzen Tag, und zwischen seinen Schultern wohnt er.“
Benjamin erhält hier einen wunderbaren Kosenamen: den Liebling des Herrn. Solche Namen gibt Gott den Erlösten, wenn sie ihm treu sind. In Johannes 15 sehen wir das Prinzip: Der Herr liebt alle seine Erlösten. Aber er betont in Johannes 15,14: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“
Das ist der Ausdruck einer zusätzlichen Liebe, die bei Treue und Hingabe entsteht. Das ist auch der Grund, warum zum Beispiel Daniel, der sich als ein Mann völliger Hingabe an den Herrn auszeichnete, im Buch Daniel bereits in Kapitel 1 als Teenager nach Babylon kam, dem Herrn treu blieb und schließlich in Daniel 9, als der Engel Gabriel zu ihm kam, als „vielgeliebter Mann“ bezeichnet wurde. Das ist ein ganz gewaltiger Ausdruck, der als Antwort auf seine Treue und Hingabe zu verstehen ist.
Hier heißt es also: Benjamin, der Liebling des Herrn.
Nun stellt sich die Frage: „In Sicherheit wird er bei ihm wohnen.“ Wer ist „er“? Das bezieht sich auf den Herrn. „In Sicherheit wird er, der Herr, bei ihm wohnen.“ Und „er, der Herr, beschirmt ihn den ganzen Tag.“ Dann heißt es: „Und zwischen seinen Schultern wohnt er.“ Das ist Gott. Aber wie geht das?
Hier hilft es, Folgendes zu wissen: Das Tempelhaus in Jerusalem, auf dem Berg Moria oder Zion, stand auf dem Boden des Stammesgebietes von Benjamin. Die Grenze zwischen den Stämmen Juda und Benjamin verlief dort, und zwar genau zwischen Altar und Tempelhaus. Das bedeutet, der Altar stand im Stammesgebiet von Juda, und das Tempelhaus, in dem im salomonischen Tempel die Schechina als Zeichen der Gegenwart Gottes war, lag im Stamm Benjamin.
Das Tempelhaus befand sich zwischen den Bergabhängen im Norden des Tempelbergs und dem langgezogenen Bergabhang, der vom Ofel, der Davidstadt, hinunter bis zum Teich Siloah führt.
Im Hebräischen ist „Kettef“ (Schulter) auch der Ausdruck für Bergabhang. So wohnt Gott also „zwischen seinen Schultern“, also zwischen diesen Bergabhängen.
Ich habe das hier auf dem Blatt so zusammengefasst: Gott wird zwischen seinem Bergabhängen wohnen. Das eigentliche Tempelhaus in Jerusalem lag im Stammesgebiet Benjamins, zwischen dem Nord- und dem Südabhängen.
So wird deutlich, wie sich das Bild auflöst. Benjamin erhält einen besonderen Schutz und eine besondere Bewahrung, weil er der Stamm ist, der das Vorrecht hatte, dass Gott auf seinem Stammesgebiet im Tempel wohnen sollte.
Und dann gehen wir weiter zu Vers 13. Von Joseph sprach er: „Gesegnet von dem Herrn sei sein Land, vom Köstlichsten des Himmels, vom Tau und von der Tiefe, die unten lagert, und vom Köstlichsten der Erträge der Sonne, vom Köstlichsten der Triebe der Monde und vom Vorzüglichsten der Berge der Urzeit sowie vom Köstlichsten der ewigen Hügel und vom Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle.“
Wir sehen, dass Joseph also ein ganz besonders landwirtschaftlicher Segen in seinem Stammesgebiet verheißt wird. Wie schon im ersten Teil erklärt, bekam Joseph als der zum Erstgeborenen eingesetzte Sohn ein doppeltes Erbe.
Ich gebe vielleicht noch die Stelle an, wo man das sieht, dass im biblischen Erbrecht in Israel das so vorgesehen war: In 5. Mose 21 wird von dem Erstgeborenen gesagt, dass er zwei Teile von allem erhalten soll, was im Besitz des Vaters gefunden wird, denn er ist der Erstling seiner Kraft und ihm gehört das Recht der Erstgeburt. Diese zwei Teile meinen das doppelte Erbe.
Wenn man die Karte anschaut, die auf der dritten Seite des Skripts ausgeteilt wurde, sieht man die Stämme Israels. Manasse bekam ein Erbteil im heutigen jordanischen Gebiet, bis hinauf über die Golanhöhen bis zum Berg Hermon. Gerade dort, in Baschan, dem nördlichen Gebiet der Golanhöhen am Fuß des Berges Hermon, ist das Land ideal für Landwirtschaft, besonders für die Viehzucht.
Wer schon auf den Golanhöhen war, weiß, dass es sich um ein Hochplateau handelt, etwa tausend Meter über dem Meeresspiegel, das sehr fruchtbar und für Landwirtschaft hervorragend geeignet ist. Aber auch auf der westlichen Seite des Jordans bekam Manasse ein Stammesgebiet bis zum Mittelmeer. Auch dort ist das Gebiet ideal für Ackerbau.
Südlich davon liegt Ephraim. Der Name Ephraim bedeutet „doppelte Fruchtbarkeit“, was schon auf die besondere Fruchtbarkeit des Landes hinweist. So verheißt Mose diesen Stämmen, Manasse und Ephraim, die zusammen den Stamm Joseph bilden, einen besonderen Segen. Dabei orientiert er sich ganz an der Beschreibung von Vater Jakob, der Joseph ebenfalls so beschreibt.
Ich lese aus 1. Mose 49,22: „Sohn eines Fruchtbaumes.“ Daraus entstand übrigens der Familienname Fruchtenbaum. Joseph wird also als „Sohn eines Fruchtbaumes“ bezeichnet. Das bedeutet einen jungen Fruchtbaum, einen Baum, der viel Frucht bringt – auch hier wird die Landwirtschaft angedeutet.
Noch mehr ist Joseph aber ein „Sohn eines Fruchtbaumes am Quell“, wie der Mann in Psalm 1, der nach Gottes Gedanken wandelt. Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht zu seiner Zeit bringt.
Die Schösslinge treiben über die Mauer, also so fruchtbar, dass sie sogar über das Gebiet hinauswachsen, wenn sie im Garten darüber wachsen. Die Schösslinge treiben über die Mauer, und es reizen ihn und schießen auf ihn die Bogenschützen. Aber sein Bogen bleibt fest, und gelenkig sind die Arme seiner Hände durch die Hände des mächtigen Jakobs.
Von dort ist der Hirte, der Stein Israels, von dem Gott deines Vaters, und er wird dir helfen, dem Allmächtigen. Er wird dich segnen mit Segnungen des Himmels, da oben, mit Segnungen der Tiefe, die unten liegt, mit Segnungen der Brüste und des Mutterleibes.
Die Segnungen deines Vaters überragen die Segnungen meiner Voreltern bis zur Grenze der ewigen Hügel. Sie werden auf dem Haupt Josefs sein und auf dem Scheitel des Abgesonderten unter seinen Brüdern.
Man merkt die vielen Parallelen in diesen beiden Segnungen von Jakob und von Mose. Was noch auffällt: Wenn wir 1. Mose 49 offen halten, steht dort in Vers 16: „Und vom Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle und das Wohlgefallen dessen, der im Dornbusch wohnt, es komme auf das Haupt Josephs.“
Auch in 1. Mose 49,26 finden wir wörtlich Parallelen, und weiter heißt es: „des Abgesonderten unter seinen Brüdern.“ Der gleiche Titel wird also sowohl in 1. Mose 49,26 als auch hier verwendet.
Joseph war wirklich der Abgesonderte unter seinen Brüdern – nicht nur, weil er von seiner Familie gewaltsam getrennt wurde. Er wurde ja den Ismailiten verkauft, einer Karawane, die nach Ägypten zog und ihn dort weiterverkaufte. So war er von seiner Familie abgesondert.
Er erlebte schwere Ablehnung in der eigenen Familie. Manche können sich vielleicht darin wiederfinden: Ablehnung in der Familie ist sehr verletzend und schmerzhaft. Joseph hat das so erlebt. Gott führte ihn auch in Ägypten durch schwere Wege. Doch schließlich, mit dreißig Jahren, kam er aus dem Gefängnis und wurde in rasantem Tempo zur höchsten Position in ganz Ägypten erhoben, direkt unter dem Pharao.
Er war weiterhin von seinen Brüdern getrennt. Erst als eine schwere Not über Kanaan kam, mussten die Brüder nach Ägypten reisen. Dort verneigten sie sich vor ihm. Nach komplizierten Wegen, auf denen Gott in den Herzen wirken konnte, kam es schließlich zur Versöhnung. Joseph offenbarte sich seinen Brüdern: „Ich bin Joseph, euer Bruder. Lebt mein Vater noch?“ So bewegend wurden der Abgesonderte und seine Brüder wieder zusammengefügt. Doch es brauchte echte Versöhnung und einen Zusammenbruch bei den Brüdern.
Ich habe gesagt: Joseph war nicht nur zu diesem Zeitpunkt der Abgesonderte, sondern das begann schon in seiner Jugend. Die Geschichte von Joseph beginnt im ersten Buch Mose, Kapitel 37, Vers 2: „Dies ist die Geschichte Jakobs.“ Das ist eigentlich eine Bemerkung, die den vorherigen Abschnitt abschließt. Dann beginnt die Geschichte von Joseph: „Joseph, siebzehn Jahre alt, weidete die Herde mit seinen Brüdern.“
Im nächsten Satz wird noch einmal zeitlich zurückgegriffen, in noch frühere Jahre, lange bevor er siebzehn war. Dann begann alles: Er wurde verkauft und so weiter. Als Knabe war er bei den Söhnen Bilhas und Silpas, der Frauen seines Vaters. Er hatte seine Mutter früh verloren. Rahel starb bei der Geburt von Benjamin. Das war ein schweres Leiden. Joseph musste ohne seine eigene Mutter aufwachsen. Natürlich übernahmen die anderen Frauen Jakobs die Erziehungsaufgabe, doch er hatte bei ihnen nicht dieselbe Bezugsperson wie zu einer echten Mutter.
Es heißt, er war als Knabe bei den Söhnen Bilhas und Silpas, den Frauen seines Vaters. Das deutet an, dass diese Mägde, Silpa und Bilha, so etwas wie eine Mutterfunktion übernommen haben. Aber das wird hier nicht explizit gesagt. Es wird nur erwähnt, dass er dort bei den Jungs war. Die Söhne Bilhas waren Dan und Naftali, die Söhne Silpas waren Gad und Aser. Doch das waren schlechte Jungs. Im weiteren Verlauf lesen wir: „Joseph brachte ihre üble Nachrede vor ihren Vater.“ Sie liebten es, schlecht über andere zu reden.
Der kleine Joseph, der ständig mit ihnen zusammen war, hatte in dieser Situation eine klare Entscheidung getroffen: Wenn die Brüder so ein schlechtes Vorbild sind, dann mache ich da nicht mit. Warum? Es ist wie bei Samuel. Er war als kleiner Junge in der Stiftshütte in Schilo. Seine Mutter gab ihn dort nach dem Stillen ab. Die Söhne des Hohenpriesters waren schreckliche Männer, die in Unzucht lebten. Man könnte meinen, das sei eine Katastrophe, dass Samuel so aufwächst. Erstens war der Hohepriester Eli nicht fähig, seine Erziehungsaufgabe wirklich wahrzunehmen. Zweitens schien es so, als würden seine zwei Söhne Samuel verderben. Doch wir sehen, dass Samuel als kleiner Junge seinen eigenen Weg ging.
Als der Herr ihm erschien und der Hohepriester Eli ihm sagte: „Wenn Gott dich ruft, dann musst du einfach sagen: Rede, Herr, dein Knecht hört“, geschah es. Gott sprach zu Samuel, und der Junge antwortete in seiner Schlichtheit ungefähr so, wie Eli ihm gesagt hatte. Schließlich wurde Samuel zum Propheten. Er hatte sich entschieden, diesen Weg zu gehen.
Man kann also nicht sagen, man sei einfach Opfer seiner Umwelt. Nein, es ist eine Frage der Entscheidung. Bei Joseph war das genauso. Er entschied sich gegen die üble Nachrede: „Ich mache nicht mit.“ Er war der Abgesonderte unter seinen Brüdern.
Manche kritisieren Joseph und sagen, er sei ein Petzer gewesen. War er das? Ein Petzer würde herumgehen und allen Leuten alles erzählen. Doch der Bibeltext sagt, Joseph brachte ihre üble Nachrede vor ihren Vater. Ein kleiner Junge braucht eine Vertrauensperson, bei der er solche schweren Dinge aussprechen kann. Das ist kein Petzen.
Wir müssen Kinder ermutigen, in solchen Situationen, zum Beispiel in der Schule, darüber zu sprechen. Wenn Druck ausgeübt wird, „Du sagst deinen Eltern nichts, sonst...“, dann muss man klar sagen: Du musst darüber sprechen. Das ist nicht Petzen, das ist sehr wichtig. Joseph tat das bei seinem alten Vater Jakob, zu dem er ein Vertrauensverhältnis hatte.
Darum hatte Jakob eine besondere Beziehung zu Joseph. Dass es heißt, Jakob habe ein besonderes Empfinden für Joseph, hängt damit zusammen, dass Joseph anders war. Er hatte sich von klein auf entschieden: Ich möchte den Weg mit dem Herrn gehen. Das zeigt sich auch in seinem weiteren Lebensweg.
Als er mit siebzehn Jahren sagt: „Die Brüder sind in Sichem, geh und schau nach ihrem Wohl“, hätte er ja sagen können: „Du bringst mein Leben in Gefahr. Du weißt, die zehn Brüder hassen mich alle. Sie sagen mir nicht einmal Schalom am Morgen.“ Das heißt, sie konnten morgens nicht grüßen. Und ich soll zu ihnen gehen, und du bist nicht da – sie werden mich umbringen.
Doch Joseph antwortete: „Hier bin ich.“ Er ging nach Sichem, fand sie dort nicht und suchte weiter, bis ihm jemand sagte, sie seien nach Dothan gegangen. Dothan heißt „Zwei Brunnen“. Er ging also nach den zwei Brunnen. Sichem ist heute Nablus im sogenannten besetzten Westjordanland. Von dort ging er noch nördlicher bis in die Nähe von Jenin, einer Hochburg von Terroristen. Gut, auch Nablus ist eine solche Hochburg, aber Jenin gilt als noch schlimmer.
Vor dem Tell von Dothan, dem biblischen Dothan, gibt es tatsächlich zwei Brunnen. Dort warfen sie Joseph in einen Brunnen und verkauften ihn danach nach Ägypten. Dort wurde er als Sklave einem hohen Beamten verkauft. Joseph ging mit dem Herrn seinen Weg und war so treu, dass dieser Minister ihn schließlich zum obersten Verwalter seines Hauses erhob. Er wurde der oberste Manager im Haus eines der größten Minister Ägyptens.
Dann warf die Frau Potiphars ihre Augen auf ihn und versuchte, ihn zum Ehebruch zu verleiten. Doch er blieb der Abgesonderte unter seinen Brüdern.
In 1. Mose 38 wird als Einschub beschrieben, in welchen schweren Sünden sein älterer Bruder Juda fiel. Juda heiratete eine Kanaaniterin, eine Götzendienerin, die starb. Dann wollte er unbedingt Verkehr haben – um jeden Preis. Es kam zu Inzest mit Tamar, eine üble Geschichte.
Als Juda erfährt, dass Tamar schwanger ist, sagt er, sie müsse verbrannt werden. Sie kann ihm jedoch beweisen: „Du bist schuld, du bist gerechter als ich.“ Welcher Kontrast! Dort leuchtet Joseph auf, auch in Ägypten, wo er keine soziale Kontrolle durch Familienmitglieder hatte, die sagen: „Was machst du?“
Darum werden viele Ausländer, die nach Europa kommen, straffällig, weil sie nicht mehr die soziale Kontrolle haben wie zu Hause. Man ist schneller geneigt, schwere Sünden zu begehen. Joseph aber sagte zu der Frau: „Ich fürchte Gott, so etwas werde ich nie machen.“ Er war der Abgesonderte unter seinen Brüdern.
Das zieht sich durch sein ganzes Leben. Er wurde nicht verbittert gegenüber seinen Brüdern. Als er ihnen schließlich sagte: „Ich bin Joseph, euer Bruder. Lebt mein Vater noch?“, vergab er alles. Er sagte: „Gott hat mich hierher geschickt, um euer Leben, das Leben der Familie, zu retten.“ Er sah einen Plan in dem Leidensweg, den er erlebt hatte.
Er war der Abgesonderte unter seinen Brüdern. Sehr interessant ist, dass er später zu seinen Brüdern sagte: „Erzürnt euch nicht über euch selbst.“ Warum sagt er das? Wir haben erlebt, dass Joseph ihnen all das Unrecht vergab, das sie ihm angetan hatten – das war großartig.
Aber in uns steckt etwas, das uns wütend auf uns selbst machen kann. Jemand fragte mich vor kurzem: „Wie ist das? Wenn ich die Vergebung Gottes annehme, muss ich mir dann auch selbst vergeben?“ Das hört man heute oft: sich selbst vergeben.
Ich antwortete, dass man damit meint, die Vergebung auch für sich in Anspruch zu nehmen. Aber warum sich selbst vergeben? Weil man irgendwie die freie, kostenlose Vergebung nicht annehmen will. Man kann auf sich selbst zornig sein, und das ist eine Form der Selbstkasteiung.
Das kennen wir aus Klostergeschichten, wo Menschen sich geißeln und plagen, weil sie denken, so etwas abbüßen zu können und Vergebung zu verdienen. Genau das erkannte Luther als grundfalsch. Die Gnade ist völlig frei.
Joseph sagt seinen Brüdern: „Seid nicht zornig auf euch selbst.“ Das heißt, ihr müsst nicht böse auf euch sein oder euch selbst bestrafen, um würdig für die Vergebung zu sein. Nein, Vergebung ist nichts, wofür wir uns würdig machen müssen. Wir müssen sie einfach dankbar im Glauben annehmen – das ehrt Gott.
Auch darin war Joseph der Abgesonderte unter seinen Brüdern. Er war so anders, konnte vergeben und wurde nicht verbittert.
Als Vater Jakob Jahre später starb, kamen die Brüder noch einmal zu Joseph, beschrieben in 2. Mose 50. Sie sagten: „Unser Vater hat uns gesagt, bevor du stirbst – ich sage das mit meinen Worten – dann geht zu Joseph und bittet ihn nochmals um Vergebung.“ Das taten sie.
Wie reagierte Joseph? Er begann zu weinen. Das war das siebte Mal in der Geschichte von Joseph, dass er in Tränen ausbrach. So bewegend sagte er damit: „Ich habe die Vergebung damals vor siebzehn Jahren nicht angenommen. Ihr wisst immer noch nicht, wer ich bin.“
Er war eben der Abgesonderte unter seinen Brüdern. Irgendwie konnten sie nicht glauben, dass er vergibt – nicht nur, um Vater Jakob zu gefallen, sondern auch, wenn dieser weg ist. Das war seine tiefste Überzeugung: Vergebung.
Dann spricht Joseph zu ihren Herzen. Das ist keine kalte Seelsorge, wo man sagt: „Du musst dich jetzt zusammenreißen.“ Nein, er spricht zu ihren Herzen, wie man das Herz gewinnt. Zweimal sagt er: „Fürchtet euch nicht!“ Und er fügt hinzu: „Ihr meintet es böse, aber Gott hat aus dem Bösen Gutes gemacht.“
So ist Joseph der Abgesonderte unter seinen Brüdern. So wird er genannt von Mose in 5. Mose 33 und bereits von Vater Jakob in 1. Mose 49.
In Vers 17 auf dem Blatt wird gesagt, dass Joseph das Erstgeburtsrecht mit doppeltem Segen erhalten soll. Er soll militärisch mächtig werden, und zwar über die ganze Welt hinweg. Dort heißt es: „Sein ist die Majestät des Erstgeborenen, seines Stieres, und die Hörner des Wildochsens sind seine Hörner; mit ihnen wird er die Völker insgesamt niederstoßen bis an die Enden der Erde.“ Außerdem werden die Zehntausende Ephraims und die Tausende Manasses erwähnt.
Hier wird vorausgesagt, dass der Stamm Joseph auch in der Zukunft militärisch bedeutend sein wird – nicht nur im Nahen Osten, sondern, wie es heißt, bis an die Enden der Erde. Das bedeutet, dass wir noch einiges erwarten dürfen.
Ich habe hier einige Stellen aufgeschrieben, zum Beispiel Psalm 47, Vers 10. Dort heißt es, dass der Herr Jesus, wenn er als Messias wiederkommt, die Kriege bis an das Ende der Erde beschwichtigen wird. Das bedeutet, dass der Herr Jesus am Ende der großen Drangsal von dreieinhalb Jahren, also nach dem letzten Weltkrieg, der die Menschheit an den Rand der Selbstvernichtung führen wird, als Friedensbringer erscheinen wird. Dieser Krieg wird nicht nur im Nahen Osten stattfinden, sondern wirklich die ganze Welt betreffen – alle fünf Kontinente werden davon betroffen sein.
Der Ausdruck „die Enden der Erde“ lohnt sich, einmal mit der Konkordanz zusammenzubringen. Man sieht, wie häufig die Bibel darüber spricht. Die Enden der Erde bezeichnen nämlich die Teile des Festlandes unseres Planeten, die am weitesten von Israel entfernt sind.
Nach Hesekiel 5,5 heißt es: „Dies ist Jerusalem; ich habe es mitten unter die Nationen gesetzt und Völker um es her.“ Tatsächlich ist Israel die Landbrücke der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika – einzigartig, nicht wahr? Gott betrachtet Israel als das Zentrum der Welt. In Hesekiel 38,12 wird das Land Israel sogar als der Nabel der Erde bezeichnet. Das ist das Zentrum der Welt.
Darum werden die Teile des Festlandes, die am weitesten von Israel entfernt sind, als die Enden der Erde gesehen. Das ist wichtig, wenn zum Beispiel in Kolumbien verkündet wird, dass man wirklich am Ende der Welt ist. Denn wenn man in Kolumbien über die Anden hinaus noch weiter nach Westen geht, dann kommt man wieder nach Hause. So ist das. Ich habe den Kolumbianern gesagt, sie seien damit gemeint, mit den Enden der Erde. Den Thailändern habe ich dasselbe erzählt.
Das soll zeigen, dass gerade die Nationen, die so weit entfernt sind und leicht denken könnten, sie seien nicht in der biblischen Geschichte eingeschlossen, tatsächlich alle eingeschlossen sind. Viele Stellen sprechen darüber. Psalm 47 spricht darüber, dass der Messias die Kriege bis an die Enden der Erde beschwichtigen wird.
So wird der letzte Weltkrieg zur Ruhe kommen, aber Israel wird darin eine wichtige Rolle spielen. Deshalb habe ich weiterhin Sacharja 9,10 und 13,10 hinzugefügt. Das sind Stellen im Zusammenhang mit dem Stamm Joseph. Dort wird deutlich, dass der Überrest Israels in diesen Schlusskämpfen ganz entscheidende Schlachten schlagen wird. Vom Himmel her, wenn der Herr kommt, wird er beschrieben, wie er über ihnen erscheint – quasi wie die Luftwaffe, die die Bodentruppen unterstützt. So wird das beschrieben.
Joseph spielt dabei eine Rolle, und es wird bestätigt, dass er seine Macht zeigen wird: „Mit ihnen wird er die Völker insgesamt niederstoßen bis an die Enden der Erde.“
Natürlich könnte jetzt jemand fragen: „Was erzählst du? Wo ist der Stamm Joseph heute? Die zehn Stämme sind doch alle verloren gegangen.“ Es wird erstaunt gesagt, dass die zehn Stämme seit der Wegführung nach Assyrien 722 v. Chr. verschollen seien. Manche meinen, das könne heute nicht mehr erfüllt werden, obwohl wir in der Endzeit leben.
Man muss die Bibel ganz genau lesen. Ich gebe nur einige Stellen an. Ein kleiner Exkurs ist hier wichtig für das weitere Verständnis der biblischen Prophetie.
Nach dem Tod von Salomo wurde Israel ja getrennt in die zehn Stämme im Norden und die zwei Stämme Juda und Benjamin im Süden. Diese zehn Stämme wurden später nach Assyrien weggeführt. Aber jetzt muss man Folgendes lesen: In 2. Chronik 11,16 heißt es über Rehabeam, den König über die Südstämme Juda und Benjamin: „Und ihnen folgten aus allen Stämmen Israels die, die ihr Herz darauf richteten, den Herrn, den Gott Israels, zu suchen.“
Habt ihr das gesehen? Aus allen zehn Stämmen gab es Überläufer ins Südreich. So geht das weiter. Ich könnte viele Stellen zeigen, wo noch mehr Überläufer genannt werden.
Kurz möchte ich 2. Chronik 15 erwähnen. Dort heißt es in Vers 9: „Und er versammelte ganz Juda und Benjamin und die Fremden, die aus Ephraim und Manasse und aus Simeon bei ihnen lebten; denn in Menge liefen sie aus Israel, den zehn Stämmen, zu ihm über.“
Das geht auch in den nachfolgenden Kapiteln weiter. Das bedeutet, im Südreich waren Vertreter aus allen zwölf Stämmen. Als die zehn Stämme weggeführt wurden, blieben also Teile dieser Stämme im Süden erhalten. Diese gingen dann auch in die babylonische Gefangenschaft und kehrten zurück.
Darum lesen wir in der Weihnachtsgeschichte bei Lukas 2 von einer Prophetin Hanna aus dem Stamm Asser, einem der zehn Stämme. Das ist nicht verwunderlich.
Paulus sagt in Apostelgeschichte 26 vor König Agrippa: „Unser zwölfstämmiges Volk dient Gott Tag und Nacht.“ Er spricht also von zwölf Stämmen.
Jakobus schreibt seinen Brief im Neuen Testament an messianisch gläubige Juden. Er heißt „Jakobus, Knecht Gottes, den zwölf Stämmen“. Er grüßt sie mit den Worten: „Brüder, achtet es für lauter Freude.“ Er richtet sich an die zwölf Stämme, die damals noch vorhanden waren.
Die Geschlechtsregister der Stämme waren bis ins Jahr 70 n. Chr. vorhanden, dann wurden sie verbrannt. Danach kam es zu Vermischungen der Stämme. Das, was wir heute kollektiv als Juden bezeichnen, beinhaltet Gene aus allen zwölf Stämmen.
Gott weiß, wer aus welchem Stamm ist. Darum wird er dann zwölf aus Josef, zwölf aus Manasse, zwölf aus Ruben, zwölf aus Issachar und so weiter versiegeln.
Das war ein kleiner Exkurs, aber wichtig. Manche behaupten, es gäbe diese Stämme heute nicht mehr, und decken das Wort Gottes einfach zu. Aber das darf nicht sein.
Gut, wir gehen weiter zu Vers 18: Sebulon. Von Sebulon sprach er: „Freue dich, Sebulon, über deinen Auszug, und du, Issachar, über deine Zelte!“
Sie werden Völker zum Berg laden, und dort werden sie Opfer der Gerechtigkeit darbringen. Denn sie werden die Fülle der Meere saugen und die verborgenen Schätze des Sandes.
Hier werden die Stämme Sebulon und Issachar zusammen erwähnt. Auf dem Skript habe ich kurz versucht, dies zusammenzufassen: Beide Stämme sollten unter Josua ein Erbteil erhalten, das sich in der Nähe des Sees Genezareth und des Mittelmeers befindet.
Betrachten wir die Karte auf dem Blatt: Sebulon liegt genau im Mittelbereich zwischen dem Mittelmeer und dem See Genezareth. Issachar befindet sich etwas südlich von Genezareth und hat durch die Hagedonebene eine Verbindungsstraße mit gutem Zugang zum Mittelmeer.
Am Fuß des Karmelgebirges, das sich bis zu einer Spitze ins Mittelmeer erstreckt, liegt ein guter Zugang zu einem Hafen am Mittelmeer. Deshalb habe ich weiter zu diesen Stämmen geschrieben: Dadurch sollten sie einen guten Zugang zum damaligen Welthandel erhalten und vom Herrn gesegnet werden.
Sie bekamen also wirtschaftlich einen besonderen Segen durch ihre günstige Lage und den besonderen Zugang. Ihren Reichtum würden sie für den Gottesdienst im Tempel zu Jerusalem einsetzen.
Darum wird hier gesagt, dass sie andere einladen werden – nämlich zum Berg, dem späteren Tempelberg. Dort werden sie Opfer der Gerechtigkeit darbringen, also Opfer, die sie bezahlen, damit dort geistliche Gemeinschaft gepflegt werden kann.
Dies zeigt die Möglichkeit, dass, wenn der Herr einem wirtschaftliche Möglichkeiten gibt, man überlegen kann, wie man Geld für die Sache des Herrn und für die Gemeinde einsetzen kann, um so die geistliche Gemeinschaft zu fördern.
Dann gehen wir weiter zu Gad, Vers 20. Von Gad sprach man: „Gesegnet sei der Gad, der Raum schafft.“ Wie eine Löwin lagert er und zerreißt Arm und Scheitel. Er hat sich das Erste des Landes ersehen, denn dort war der Anteil des Gesetzgebers aufbewahrt. Er zog an der Spitze des Volkes, führte die Gerechtigkeit des Herrn und seine Gerichte mit Israel aus.
Das klingt also verschlüsselt, nicht wahr? Was macht man da? Man schlüsselt auf und studiert die Bibel, am besten mit einer Karte. Das hilft sehr. Schauen wir, wo das Stammesgebiet von Gad liegt: auf der östlichen Seite des Jordans. Dort sehen wir die große Grenzlinie von Gad mit Aram und dann mit Ammon, beides feindliche Nationen.
Dadurch war Gad in seiner Geschichte militärisch mehr herausgefordert als andere Stämme. Wenn man zum Beispiel Sebulon betrachtet, ist dieser schön eingebettet zwischen Aser, Naftali und Issachar. Auch Manasse oder Ephraim sind gut eingebettet. Aber Gad hat diese Außengrenze, an der sie häufiger von Feinden angegriffen werden konnten.
Jetzt ein Wortspiel: Gad heißt auf Hebräisch „Glück“. Bei der Geburt von Gad sagte die Mutter, dass der Herr ihr mit dieser Geburt Glück und Freude geschenkt habe. Darum gab sie ihm den Namen Gad.
Dieses Wortspiel machte übrigens schon Vater Jakob in seinem Segen, in 1. Mose 49. Wer daran interessiert ist, dem empfehle ich meine Serie über Joseph, dort gibt es eine ausführliche Auslegung zu 1. Mose 49, dem Segen über die zwölf Patriarchen, in der all diese Details behandelt werden.
Schon dort macht Vater Jakob ein Wortspiel, in dem er Gad nicht von „Glück“ ableitet, sondern von „Gadad“, was „zusammendrängen“ bedeutet. Gad kann also eine Truppe von Soldaten bedeuten, die eng zusammengerückt als Kampfverband vorrücken.
Hier wird von Gad gesagt, dass er wie eine Löwin lagert, zerreißt Arm und Scheitel – also ein kämpfender Stamm. Dabei setzt er dieses Kämpfen für das Gute Israels ein. Er zog an der Spitze des Volkes und führte die Gerechtigkeit des Herrn und seine Gerichte mit Israel aus.
Nun war es so, dass die zweieinhalb Stämme Ruben, Gad und der halbe Stamm Manasse nicht ins verheißene Land ziehen wollten. Aus wirtschaftlichen Gründen – wegen der Landwirtschaft – wollten sie im Osten bleiben.
Mose sagte jedoch: „Ihr müsst mit euren Brüdern über den Jordan ziehen und ihnen helfen, das verheißene Land zu erobern. Danach könnt ihr wieder zurückkehren.“ Und genau so geschah es.
Hier wird Gad gerühmt, weil er sich nicht einfach hinten hielt, sondern vorne mitmischte, um den übrigen Stämmen im Kampf beizustehen. Das bedeutet, dass sie nicht nur für ihre eigenen Belange kämpften, sondern auch für ihre Geschwister da waren und ihren geistlichen Kampf unterstützten.
Das lässt sich übertragen auf die Seelsorge: Man kann auf verschiedene Weise für andere da sein – in persönlichen Gesprächen, als Freunde oder in der Verkündigung. So kann man das nachahmen, was Gad für Israel getan hat.
Es wird auch gesagt: „Er hat sich das Erste des Landes ersehen, denn dort war der Anteil des Gesetzgebers bewahrt.“ Mose wurde am Fuß des Berges Nebo begraben, und das liegt im Gebiet von Gad.
Der Stamm Gad hatte also die Ehre, dass das Grab des Gesetzgebers unter ihnen war.
Wir gehen weiter zu Dan, Vers 22: „Und von Dan sprach er: Dan ist ein junger Löwe, der hervorspringt aus Basan.“
Wenn wir die Karte anschauen, sieht man den Stamm Dan. Er hat sein Erbteil unter Josua in der Nähe des Gebiets von Tel Aviv bekommen. Auf der Karte erkennt man Joppa, das heutige Jaffa, das zusammen mit Tel Aviv eine Stadt bildet: Tel Aviv-Jaffa.
Im Buch der Richter und auch im Buch Josua sehen wir jedoch, wie die Daniter nach Norden gezogen sind. Schließlich eroberten sie die Stadt Laish, die ganz im Norden Israels liegt. Auf der Karte ist Dan ganz oben bei Naftali und Manasse eingetragen. Die Stadt Dan, die früher Laish hieß, wurde von ihnen eingenommen.
Nun sehen wir die Nähe zum Berg Hermon. Am Fuß des Hermon liegt der Golan. Das Gebiet auf dem Golan heißt in der Bibel Basan, oder auf Hebräisch Baschan. Hier wird beschrieben, wie Dan bei Basan seine militärische Kraft für Israel einsetzt – er „hervorspringt aus Basan“.
Ein junger Löwe also, der sich, ähnlich wie Gad, für das Wohl des ganzen Volkes eingesetzt hat. Diesen geistlichen Kampf, übertragen auf unsere Zeit, müssen wir als etwas sehr Wichtiges ansehen.
Um das zu illustrieren, möchte ich noch den Judasbrief heranziehen. Dort heißt es: „Geliebte, während ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu schreiben und zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“ (Judas 1,3)
Es ist also sehr wichtig, dass wir für die Wahrheiten der Bibel einstehen. Ich erinnere mich an die 1960er Jahre, als die liberale Theologie stark aufkam und von vielen Evangelikalen als Bedrohung empfunden wurde. Damals gab es noch viele, die wirklich für die Wahrheit und die Inspiration der Bibel eingestanden sind.
Wenn man das mit der heutigen Situation vergleicht – ich habe all die Jahrzehnte bis heute miterlebt – sieht man, dass es heute oft ganz anders ist. Manche sehen das lockerer, manche zweifeln an der Inspiration der Bibel oder nehmen sie unterschiedlich wahr. Insgesamt gibt es heute oft kein Interesse mehr, für die Wahrheit einzustehen und für die Wahrheiten der Bibel zu kämpfen.
Aber das Wort Gottes ruft uns auf, für den ein für allemal überlieferten Glauben zu kämpfen. Gott hat uns einmal die Bibel gegeben; er wird keine weitere Offenbarung schenken. Für diese Bibel müssen wir einstehen. Das sehen wir sehr schön bei Gad und bei Dan.
Wir kommen zu Naftali, Vers 23: Und von Naftali sprach er: Naftali, gesättigt mit Huld und erfüllt mit dem Segen des Herrn. Westen und Süden nimm in Besitz, ein Stamm von Gott gesegnet.
Das können wir besonders gut im Zusammenhang mit dem Messias sehen. Der Messias sollte Naftali ganz besonders ehren.
In Matthäus 4,12-17 lesen wir, wie der Herr Jesus aufgewachsen ist – bis etwa zum Alter von dreißig Jahren – in Nazaret im Stammesgebiet von Sebulon. Übrigens bedeutet Sebulon „Wohnung“. Dort wohnte der Messias die meiste Zeit seines Lebens.
Nach seiner Geburt in Bethlehem und der Zeit in Ägypten kehrte er nach Nazaret zurück. Bevor der Herr Jesus begann, öffentlich drei Jahre lang im ganzen Land Israel und darüber hinaus zu predigen, zog er um. Matthäus 4 berichtet, dass er von Nazareth nach Kapernaum zog, am Nordende des Sees Genezareth. Von dort aus begann der Herr Jesus zu predigen.
Er konnte immer wieder nach Kapernaum zurückkehren, weil er dort im Haus von Petrus wohnen konnte. Er selbst hatte kein eigenes Haus. Füchse haben Höhlen, Vögel haben Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo sein Haupt hingelegt wird. Das bedeutet nicht, dass er nicht schlief, sondern dass er kein festes Zuhause besaß.
Von Kapernaum aus predigte und wirkte er seinen Dienst im Segen. Dieses Gebiet gehörte zum Stammesgebiet von Naftali. So wurde Naftali durch die Huld des Herrn besonders gesegnet, wie wir hier lesen, und erfuhr den Segen des Herrn in einer ganz besonderen Weise.
Und dann kommt der Segen über Aser, Vers 24: „Und von Aser sprach er: Gesegnet seien die Söhne Aser, und er sei wohlgefällig seinen Brüdern. Er tauche seinen Fuß in Öl. Eis und Erz seien deine Riegel, und wie deine Tage, so sei deine Kraft.“
Aser, dessen Name im Skript Glückseligkeit bedeutet, erhält hier einen vielfältigen Segen. Er soll viele Söhne als Nachkommen haben und eine gute Annahme von den anderen Stämmen erfahren. Das bedeutet eine schöne Gemeinschaft. „Er sei wohlgefällig seinen Brüdern“ – diesen Ausdruck haben wir gelesen. Er drückt aus, was in Psalm 133, Vers 1 beschrieben wird. Wir kennen das Lied: Hinne, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.
Diese Eintracht wird hier besonders auf Aser bezogen. Dann wird sein Segen in Verbindung mit Olivenöl erwähnt. Wenn wir die Karte hinzuziehen, sehen wir, dass Aser ein Stammesgebiet entlang des Mittelmeeres war. Dieses Gebiet war ideal für den Anbau von Olivenbäumen.
Olivenöl ist in der Bibel ein Bild des Heiligen Geistes und seiner Wirksamkeit. Das können wir schön übertragen. Gerade die schöne Gemeinschaft von Geschwistern in Psalm 133 wird mit dem Öl verglichen, das vom Haupt Aarons herabfließt bis auf seinen Saum am Boden.
Und dann kommt Vers 25, der nicht mehr an Aser gerichtet ist, sondern an alle zwölf Stämme. Genauso wie die ersten Verse – wir haben gesehen, 2b bis 5 – noch bevor Ruben als erster erwähnt wird, waren das Segensworte für ganz Israel.
Es beginnt also mit einem Segen für ganz Israel, dann folgen die Stämme, und schließlich wieder ganz Israel.
Nun lese ich: „Keiner ist wie der Gott Jeschuruns.“ Wir wissen, was das bedeutet. Jeschurun ist ein großer Name für Israel, den Gott Israels. Aber Jeschurun meint hier das bekehrte Israel, das geradlinig den Weg mit dem Herrn nach seinem Wort geht.
Keiner ist wie der Gott Jeschuruns, der auf den Himmeln ein Heer fährt, zu deiner Hilfe, und in seiner Hoheit auf den Wolken.
Das schließt wieder an den Anfang an. Dort haben wir gesehen, wie der Herr in Macht und Herrlichkeit kommen wird – von Sinai, von Seir, von Paran. Hier wird er auch auf den Wolken des Himmels gesehen, genau so, wie es der Herr Jesus in Matthäus 24 in der Endzeitrede beschreibt, nach der großen Drangsal.
In Matthäus 24, Vers 30 heißt es: „Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen, und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen. Sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“
Hier steht: „Keiner ist wie der Gott Jeschuruns, der auf den Himmeln fährt, zu deiner Hilfe, und in seiner Hoheit auf den Wolken.“
Dann richtet sich das Wort an ganz Israel: „Deine Zuflucht ist der Gott der Urzeit, und unter dir sind ewige Arme. Er vertreibt vor dir den Feind und spricht: Vertilge!“
Hier wird der Segen verkündet: Jesus wird bei seiner Wiederkunft nicht nur Aser, sondern alle Stämme Israels aus aller Not herausretten. So wird Israel im Tausendjährigen Reich die volle Befreiung und den vollen Segen genießen.
Darum heißt es in Vers 28: „Und Israel wohnt sicher, abgesondert an der Quelle Jakobs, in einem Land von Korn und Most, und sein Himmel träufelt Tau. Glückselig bist du, Israel! Wer ist wie du, ein Volk, gerettet durch den Herrn, den Schild deiner Hilfe und der das Schwert deiner Hoheit ist? Und deine Feinde werden dir schmeicheln, und du wirst ein Heer schreiten auf ihren Höhen.“
Das Gesetz Mose endet mit einem Ausblick auf den Segen für Israel im tausendjährigen Friedensreich.
Die Gemeinde wird das alles miterleben. In 1. Thessalonicher 3, Vers 13 erklärt der Apostel Paulus, dass die Heiligen mit Jesus Christus kommen werden. Bei der Entrückung wird er die Gläubigen wegnehmen, damit sie später mit ihm aus dem Himmel zurückkehren.
Wir werden diese Reise miterleben: vom Sinai nach Seir, Paran, dann nach Harmagedon zum Ölberg und noch viel mehr.
In Jesaja 19, Vers 1 heißt es: „Der Herr kommt auf einer Wolke nach Ägypten.“ Das ist eine weitere Phase der Wiederkunft Christi, diesmal nach Ägypten.
Schließlich wird er nach Psalm 47 die Kriege bis ans Ende der Erde beschwichtigen, und alle Augen werden ihn sehen, wenn er auf den Wolken des Himmels kommt.
Darum wird das in verschiedenen Phasen geschehen, sodass die ganze Welt ihn sehen wird.
Wir werden all das teilen und gemeinsam mit dem Herrn erleben – auf seiner Seite.
Auch das, was Gott für Israel tun wird, diese Nation, die heute die meistgehasste der Welt ist. Es ist unglaublich, wie groß der Hass ist. Ich erinnere mich an den 7. Oktober 2023. Kurz danach haben auch die Medien für Israel Stellung genommen. Dann fragten sie mich: „Und wie lange?“ Aber dass es so kurz sein würde, hatte niemand erwartet.
Diese Bosheit ist das Böse und Hässlichste, was man sich unter Menschen vorstellen kann, dass das später einfach verdreht wird. Das ist unfassbar.
Doch gerade diese Nation wird diesen Segen erleben. Allerdings muss man sagen, dass es der Überrest sein wird, der das erleben wird – der Überrest, der nach Römer 11, Vers 25 ganz Israel darstellen wird.
Aber jedes Wort des noch zukünftigen Segens aus diesem Kapitel wird sich in voller Fülle über Israel entfalten.
Ja, an dieser Stelle wollen wir schließen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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