Paradies als Ursitz der Menschen s. Eden, und zu den vier Paradies-Flüssen auch Euphrat. Jesus verheißt Luk. 23,43 dem neben ihm Gekreuzigten: er werde heute, also gleich im Anschluß an seinen Tod, mit ihm im Paradies sein. Hier ist Paradies der Name für den Ort, an den die, die im Frieden Gottes sterben, versammelt werden. Ganz ebenso sprachen die Lehrer Palästinas vom „Garten Eden“ als dem Ort, wohin die Gerechten nach dem Tode gelangen. Der Name knüpft an 1 Mo. 2 an, an den Ort, an dem die von Gott geschaffenen Menschen noch ohne Sünde in seiner Gemeinschaft lebten. Dieser Anfang bestimmt auch das Ziel, zu dem die gelangen, die in Gottes Frieden scheiden. Damit war nicht notwendig eine Vorstellung über die Lage des Paradies verbunden, weder dessen, in dem die Menschheit ihren Anfang nahm, noch dessen, in dem die Toten Gottes reiche Gnade erleben, und die an den Gekreuzigten gerichtete Verheißung Jesu hat vollends nicht den Zweck, ihm eine Offenbarung über die Lage des Paradies mitzuteilen. In jenem Augenblick bestand die Gabe Jesu an den Sterbenden darin, daß er ihn in den Frieden Gottes setzte und ihm die Gewißheit des ewigen Lebens gab. Dies tat mit dem tiefen und schönen Ausdruck „Paradies“, den damals jeder Jude verstand. Als Paulus den Korinthern einige Andeutungen über die ihm gewährten Offenbarungen gab, hat er von zwei Erlebnissen gesprochen, von einer Entrückung in den dritten Himmel und von einer solchen in das Paradies, 2 Kor. 12,4. Der Schluß, Paulus habe das Paradies in den dritten Himmel verlegt, hat keinen Grund; vielmehr ist auch hier beim Paradies an den Ort der abgeschiedenen Frommen zu denken. Mit beiden Sätzen drückt Paulus die Größe der ihm zuteil gewordenen Begnadigung aus; in den dritten Himmel wurde er getragen, das heißt an den Ort der herrlichen himmlischen Geister, und in das Paradies, das heißt an den Ort der vollendeten Gerechten, die drüben beim Herrn sind. An den Lebensbaum im Paradies schließt sich die Verheißung Offb. 2,7 an; der Christus reicht denen, die überwunden haben, die Frucht vom Lebensbaum im Paradies Hier ist nicht nur an den Zustand nach dem Tod gedacht, sondern ohne Verteilung auf die verschiedenen Zeiten einheitlich das Ziel der Vollendung bezeichnet, zu dem der Christus seine Gemeinde führt. Sie wird durch ihn vom Tod erlöst und in den Besitz des Lebens gesetzt. Das wird daran sichtbar, daß nach dem letzten Gesicht der Off., das die ewige Vollendung der Gemeinde beschreibt, die Lebensbäume zum neuen Jerusalem gehören, Offb. 22,4. Auch in der Judenschaft ist 1 Mo. 2 u. 3 oft mit der Erwägung gelesen worden, daß das Paradies und sein Lebensbaum nicht verschwunden sein könne, sondern nur für die Gegenwart der Menschheit verschlossen sei. Daraus ergaben sich mancherlei Vermutungen über seine Lage; bald wird es im Himmel gesucht, bald neben die Erde gesetzt, etwa durch den Ozean von ihr getrennt. Aber keine dieser Vorstellungen erhielt in der jüdischen Gemeinde die Bedeutung einer befestigten Lehre, und das Neue Testament hat vollends keine Spekulationen über solche Dinge in seine Verkündigung eingemengt, sondern den Rückblick auf die erste Heimat des Menschen nur dazu benützt, um uns das Ziel zu zeigen, zu dem uns die uns Erlösung bereitende Gnade führt. [Das Wort Paradies selbst (im A.T. nur Hohel. 4,13; Pr. 2,5 u. Neh. 2,8 in der Bedeutung Park) ist pers. Ursprungs, kommt aber auch schon im späteren Babylonisch als pardêsu vor.]
Irdische Paradiese sind wunderbar, aber sie haben keinen Bestand. Wer mit Jesus lebt, lebt schon inmitten allen Dunkels im Paradies. Durch ihn ragt das Paradies in unsere Zeit hinein: Er will mich, er liebt mich, er schickt mich. - Predigt aus der Stiftskirche Stuttgart