Ein Streit am Kreuz über Jesus
Lukas 23,39: Aber einer der Verbrecher, die am Kreuz hingen, schmähte Jesus: „Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!“
Da wies ihn der andere zurecht und sagte: „Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch die gleiche Strafe erleidest? Uns trifft sie zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten verdienen. Dieser aber hat nichts Unrechtes getan.“
Und er sagte: „Jesus, denke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“
Jesus sprach zu ihm: „Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Herr, gib uns diesen Glauben! Amen!
Liebe Schwestern und Brüder, es kommt ja vor, dass sich zwei streiten. Das erleben wir ja dauernd. Man kann sich über vieles streiten – wie die Wahl in Niedersachsen ausgeht, oder um einen Parkplatz in der Innenstadt, oder sogar über den Frieden.
Aber das, was die beiden da miteinander haben, ist ganz merkwürdig und ungewohnt: Sie streiten sich ja über Jesus. Für unser Verständnis darf man sich über Jesus ja nicht streiten. Gerade Jesus muss doch die verschiedenen Meinungen zusammenbringen und versöhnend sowie ausgleichend wirken, so hören wir das ja dauernd.
Und da muss doch Eintracht herrschen, Liebe und Verständnis. Aber dass man sich über Jesus streiten kann – das ist ungewohnt.
Der Streit um Jesus als historisches Phänomen
Aber was bei den beiden passiert ist, ist nichts Außergewöhnliches. Über Jesus streitet man sich von Land zu Land, und das nun schon seit fast zweitausend Jahren.
Wenn man das einmal im Religionsunterricht miterlebt, sieht man, wie einige aufstehen und sagen: „Jesus ist für mich der Sohn Gottes, und ich glaube an ihn.“ Die anderen lächeln dann mild und leidig und sagen: „Du.“ Dieses Miterleben bei einem Gespräch, bei dem plötzlich Freundschaften auseinandergehen, wie es bei diesen beiden geschah, ist nichts Neues.
Seit Jahrhunderten wird über Jesus gestritten. Was heute nur etwas ungewöhnlich ist, ist, dass wir diesen Streit sogar mitten in unseren Kirchengemeinden haben. Dass er in unserer Menschheit präsent ist, lässt sich gar nicht vermeiden.
Wenn dann einer kommt und die Friedensschalmei bläst und sagt: „Lasst uns doch alle lieb miteinander sein“, dann ist das wohl möglich. Aber es gibt zwei Ansichten, die sich unversöhnlich gegenüberstehen.
Diese beiden Ansichten über Jesus vertragen sich wie Feuer und Wasser. Sie scheiden Menschen voneinander, selbst wenn sie jahrelang miteinander gelebt haben und sonst alles miteinander teilten.
An der Stellung zu Jesus scheidet sich so viel. Darüber möchte ich heute ein paar Worte sagen.
Die Kreuzigung als Symbol der Spaltung
Die römischen Legionäre haben sicherlich ganz unbewusst gehandelt, als sie Jesus genau in der Mitte gekreuzigt haben – rechts von ihm einer, links von ihm einer dieser Verbrecher. Dadurch wird deutlich, dass diese Anordnung eine Trennung bewirkt. An Jesus gehen die Meinungen plötzlich weit auseinander. Der eine spricht so, der andere spricht anders.
Ich möchte dieser Situation nachgehen. Zuerst betrachte ich den einen, den wir Schecher nennen können, einen dieser Guerillakämpfer oder was auch immer er war, einen der Aufrührer am Kreuz. Er steht mit Jesus am Kreuz. Was hat er eigentlich mit Jesus zu tun gehabt? Was hat Jesus ihm getan? Überhaupt nichts. Hat Jesus ihn gequält? Hat Jesus ihn bestraft? Hat Jesus ihn angeschimpft? Kein Wort.
Es handelt sich um einen Menschen, der nur etwas von Jesu Anspruch mitbekommen hat, dass Jesus der Christus, der Messias, der Heiland der Welt sein will. Das hat er nie ernst genommen. Er war ganz woanders tätig und für solche Dinge hat er sich absolut nicht interessiert.
Der Rebellengeist und die Ablehnung Jesu
Er war ein Mann der Tat, einer dieser entschlossenen Menschen, die die Welt verändern wollen. Er setzte genau dort an, wo man immer wieder ansetzt. Wer die Welt verändern will, muss die Machtverhältnisse dieser Welt verändern. Er musste dort eingreifen, wo Militärdiktaturen herrschen, und hat sein Leben dieser für ihn heiligen Aufgabe gewidmet.
Dieser Kampf hat ihn gefressen, in diesem Kampf hat er sich verzehrt und eingesetzt. Niemand von uns hätte gedacht, dass diesem Mann das doch irgendwo unter die Haut ging, als er von Jesus hörte, obwohl er äußerlich nichts davon anmerken ließ.
Irgendwo hat ihn dieses Wort Jesu getroffen: „Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis.“
„Ha“, hat er gelacht, „das sind ja Pfaffensprüche. Das brauche ich bei mir nicht. Ich halte nichts von Religion. Das ist Vertröstung, Verdummung der Menschen. Das hält die Leute nur davon ab, mit Energie ihre gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern.“
Und doch hat ihn das Wort getroffen: „Wer Sünde tut, der ist der Knecht der Sünde; wer aber vom Sohn Gottes frei gemacht wird, der ist wirklich frei.“
Freiheit als politisches Ziel
Ach, was hat er gesagt? Freiheit – das ist nur ein politisches Problem. Es ist nur eine Frage, wenn wir das römische Joch von unseren Schultern geschüttelt haben. Frei sind wir erst dann, wenn wir wirklich frei sind. Dann können wir eine Welt gestalten, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Dann werden Gerechtigkeit und Friede blühen. Zerreißt die Fesseln, die euch binden!
Und warum lästert er nun Jesus? Er hat in seinem Sterben noch einmal bestätigt, dass das ja nicht stimmt mit Jesus. Seine Worte sind nur Trug, eine Vertröstung der Menschen. Darum weist er sie von euch und werft sie weg – sie helfen doch nichts. Es sind Taten, die zählen. Er stirbt für seine Sache, an die er glaubt. Und meine Sache wird siegen, auch wenn ich sterbe.
Darum lästert er Jesus. Ich spüre, wie in seinen Worten das anklingt, was so viele Menschen empfinden und auch immer wieder aussprechen: Das sind ja nur Worte, Worte, Worte. Was geschieht denn in der Welt? Was habt denn ihr Christen je erreicht? Was hat denn euer Jesus in den zweitausend Jahren der Geschichte erreicht?
Schaut doch an, was die Weltveränderer geschaffen haben, die gekämpft haben. Sie haben wieder die Waffe in der Hand gehalten und für Gerechtigkeit und neue Zustände gearbeitet.
Die Enttäuschung und Ablehnung Jesu
Das ärgert ihn sehr, wie Jesus neben ihm am Kreuz hängt. Er fühlt den Drang, Jesus zu demütigen: „Armer Jesus, dummer Jesus, was hast du denn schon erreicht? Taten, Bomben legen – das ist etwas anderes als deine Worte.“
Hat er nie darüber nachgedacht, was eigentlich die Worte Jesu bedeuten? Hat er nicht auf die großen Veränderungen geschielt, die der Mensch bewirken kann? Besonders unter unseren jungen Menschen ist es verbreitet, dass sie sagen: Muss man sich nicht ganz von Gott lösen? Und dann soll der Mensch in seiner ganzen Kraft und Größe die Welt nach seinen eigenen Vorstellungen neu schaffen.
Doch er verharrt bis zu seinem Tod in seinem Kurs. Darum ist er auch im Kreuz mit Jesus verbunden. Er versteht das gar nicht. Was soll das Kreuz bedeuten? Wenn Jesus der Messias wäre, dann müsste er helfen. Er müsste mich jetzt vom Kreuz herunterholen.
Er ist so fest in seinem eingeschlagenen Kurs verankert, dass er nicht davon abweicht.
Die egoistische Berufung Jesu
Und ich bin erschrocken. Haben wir nicht oft Jesus auf diese Weise gebraucht? In einer schwierigen Situation rufen wir plötzlich: „Jesus, hilf uns!“ Dabei wollen wir ihn für unsere eigenen, eigennützigen Ziele einsetzen. Er soll uns aus dem Schlamassel herausführen und unsere Ziele groß und leuchtend werden lassen.
Doch Jesus hat sein Ziel am Kreuz – nicht unsere Ziele. Sein Reich, für das er stirbt, ist anders, als wir es uns vorstellen. Auch seine Herrschaft sieht ganz anders aus, als wir es erwarten. Deshalb erleben Christen oft schmerzhafte Erfahrungen, die sie traurig machen. Wenn Jesus uns ins Leiden führt, wenn er unsere Wünsche nicht erfüllt oder heiß ersehnte Bitten unerhört bleiben, dann verstehen wir das nicht.
Er will nicht vor unseren Wagen gespannt werden. Das ärgert den Rebellen, der neben Jesus am Kreuz hängt. Deshalb lästert er. Und Jesus hat kein Wort mehr für ihn. Wer mit dem Gekreuzigten am Kreuz hängt, für den gibt es keinen Trost mehr – keinen Trost.
Der Rebellen hängt neben Jesus, sein Leib zerbricht, sein Atem kommt stoßweise, und er hat keine Hoffnung mehr.
Die Realität des Sterbens und die Täuschung moderner Vorstellungen
Ich war tief betroffen, als ich in der Zeitung las, dass vor wenigen Tagen in Stuttgart wieder einer dieser Vorträge stattgefunden hat. Dort wird erzählt, dass Menschen im Sterben in eine Lichtfülle hineingeführt werden.
Solche Vermutungen stützen sich auf Erlebnisse von Menschen, die zurückgekehrt sind – etwa aus schwerer Krankheit oder aus dem Koma. Doch Koma bedeutet nicht Sterben. Nach allem, was wir in der Bibel wissen, ist das ein großer Trugschluss, ein Betrug am Menschen.
Sterben ist das Zerbrechen der Menschenherrlichkeit, und das wird oft verschwiegen. Der moderne Mensch wird in einen Traum hineingelogen, als ob Sterben Erlösung wäre. Dabei ist Sterben Geschiedensein von Gott.
Die Bibel sagt immer wieder: Sterben ist unheimlich. Sterben bedeutet, die eigene Menschengröße zerbrechen zu sehen. Genau in diese Wahrheit geht dieser Mann. Ich möchte Ihnen keine Angst machen, denn Sie müssen Ihr Sterben selbst erleben.
Das Bittere daran ist, dass wir es vorher nicht testen können. Sie müssen wissen, wem Sie glauben: dem Wort Gottes oder diesen modernen Propheten. Es ist unheimlich und schrecklich, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.
Die unversöhnliche Trennung der beiden Verbrecher
Wer mit dem Gekreuzigten das Kreuz durchlebt, hat keine Hoffnung. Das ist das Unheimliche, das über diesem Geschehen liegt: Wie Jesus schweigt und gar nicht mehr antwortet. Es herrscht Stille über diesem Mann.
Und die zwei Komplizen kommen gemeinsam durch das Kreuz. Sie gehen durch das Kreuz, durch das Kreuz, weil sie unterschiedliche Meinungen haben. Die beiden müssen ja ein Herz und eine Seele gewesen sein, wie Pech und Schwefel, Pat und Patachon, Zahn und Nopper – zwei, die immer dabei waren, wenn es irgendwo brannte. Sie konnten sich aufeinander verlassen, egal was passierte. Durch dick und dünn, in den Gefahrensituationen, in denen sie standen, wenn es um Tod oder Leben ging.
Die zwei mussten sich nicht einmal mehr in die Augen schauen. So arbeiteten sie Hand in Hand, wenn es um Befreiung, Mord oder Raub ging, die sie ausführten. Es ist etwas Wunderbares an solch einer Bruderschaft, wenn sie zustande kommt. Aber an dieser Stelle sind sie geschiedene Leute. Und das hat Jesus gemeint, als er sagte: „Zwei werden auf einem Bette liegen, der eine wird angenommen, der andere verworfen werden. Zwei werden an der Mühle mahlen, der eine wird angenommen, der andere verworfen werden.“
Es zieht sich eine furchtbare Scheidung durch diese Welt. Und diese Scheidung ist schrecklich.
Die Kluft zwischen Menschen durch die Haltung zu Jesus
Wer das in einer Ehe einmal durchleiden muss, sagt, dass man es mit Worten kaum ausdrücken kann. Man will ganz eng verbunden sein und ist doch im Wichtigsten voneinander geschieden.
Wenn das zwischen Eltern und Kindern steht, geschieht es nicht, weil man ein böses Wort sagt. Und wenn es auch als Kluft durch eine Gemeinde von Christen geht, so ist es doch so, dass man weiß: Die einen haben Jesus nicht als ihren Retter erkannt. Dabei sagt man ihnen nichts Böses. Die anderen meinen immer, man würde ihnen etwas absprechen. Doch das tut man nicht. Man unterscheidet sich nur im Wissen um die Macht Jesu, der mich rettet.
Das öffnet eine Kluft, eine unheimliche Kluft. Obwohl man lieblich und freundlich miteinander umgehen kann, sagt der andere Scheker zu seinem Kumpel und Komplizen kein böses Wort. Er weist ihn nur zurecht.
Machen Sie das einmal, wenn einer die Göttlichkeit des Messias Christus Jesus leugnet. Dann werden Sie etwas von einem Hass spüren, der Sie trifft. Sie werden als arrogant und anmaßend verdammt. Sie sind geschiedene Leute, obwohl Sie ein Leben lang miteinander verbunden waren. Und das nur, weil ein Mensch Jesus als seinen Retter, seinen Erlöser, erkennt und es seinem Kumpel sagt: „Du, fürchtest du nicht Gott?“
Das ist der entscheidende Punkt: Ob man Gott fürchtet. Und das andere Eingeständnis lautet: „Wir empfangen, was unsere Taten wert sind.“ Ein Leben lang hat er das immer wieder gesagt.
Das ist die Gesellschaft. Und das stimmt ja auch. Etwas ist ja dran. Es ist ja so verführerisch. Viele Nöte unseres Lebens werden durch äußere Umstände verursacht. So viel Leid, das wir erleben, wird durch Menschen verursacht. Wir können direkt mit dem Finger auf sie zeigen und sagen: Das sind sie.
Wir können doch nicht leugnen, dass viel Böses in der Welt geschieht, auch durch die Regierungen und durch die Systeme. Ganz richtig.
Die persönliche Verantwortung vor Gott
Aber es geht um die letzte Konsequenz: dass ich mich der Schuld meines Lebens beuge. Und das ist die entscheidende Frage.
An diesem Punkt sieht ein Mensch plötzlich klar. Alles andere mag unbestritten sein, aber dass ich hier hänge und sterbe, dass mein Leben zerbricht und ich keine Hoffnung habe – das wird deutlich. Dass ich dorthin muss, wo Staub und Asche sind, das haben wir verdient. Das ist mein Leben.
Deshalb ist der Wunsch so vieler gläubiger Menschen, die an Jesus Christus festhalten, folgender: Sie sagen, man solle doch nicht am Grab ihrer Verdienste sprechen, denn das stimme gar nicht.
Ich sehe angesichts des Sterbens meine Versäumnisse und meine Schuld, die mich anklagt. Ich weiß, wie der Zorn Gottes über meinem Leben steht. Wir empfangen, was unsere Taten wert sind.
Die innere Zerrissenheit und Erkenntnis
Dritter Gedanke
Dieser Mann war mit sich selbst überkreuzt. Das war der springende Punkt.
Noch einmal: Nicht, dass ich bestreiten wollte, dass es viele Ursachen für das Elend dieser Welt gibt. An einer Stelle muss ich jedoch nur wissen: Vor Gott stehe ich und stehe für meine Sünden gerade.
Es ist heute ein Sport geworden, für die Fehler der Väter Buße zu tun und immer wieder zu erzählen, was unsere Vorfahren in früheren Zeiten falsch gemacht haben. Das ist schön, wenn man darüber nachdenkt, und doch etwas anmaßend.
Wer heute um seine Schuld weiß, wird es in einer ganz anderen Form tun. Er sagt: Ich weiß, was meine Taten wert sind. Und wer dann über die Sünden der Väter spricht, wird es auf andere Weise tun, und man wird es ihm vielleicht auch abnehmen.
Bei diesem Mann war es plötzlich eine Erkenntnis: Er merkte, dass sein Leben falsch war. Der Kurs, den er eingeschlagen hatte, war nicht richtig. Er war vor Gott davongelaufen. Er blickte auf sein Leben zurück und sah alles, was falsch war, was er verkehrt gemacht hatte.
Ist Ihnen das auch schon einmal aufgeblitzt? Oder haben Sie dann gesagt: Dann muss ich zur Flasche greifen?
Die Alkoholsucht unserer Tage, die bis in das Leben vieler Christen hineinreicht, hat eine Ursache im Verdrängenwollen der schweren Gedanken und der Depression. Auch die Medikamente, die man nehmen muss, um sich zu beruhigen, sind Ausdruck dessen.
Die Traurigkeit, die uns oft lähmt, ...
Die Kraft des Glaubens trotz Unwissenheit
Und der Mann, der plötzlich erkennt: Nein, das ist mein Leben. Weichen Sie dem nicht aus! Denn da sind Sie auf dem Weg zum Licht.
Das Einzige, was er versteht, ist, dass er nicht viel von der Göttlichkeit versteht. Jesus – er weiß nur, dass Jesus unschuldig ist. Das hat er begriffen. Darum sagt er das seinem Kumpel hinüber: „Er ist unschuldig.“ Obwohl sie gar nicht viel von Jesus verstehen.
Ich möchte Ihnen heute noch etwas ganz Wichtiges sagen: Jesus kann Sie tragen, auch wenn Sie Ihr eigenes Leben nicht mehr tragen können. Dann will er zu Ihnen kommen. Da werden Sie ihn am ehesten und am schönsten erleben.
Sie müssen an dieser Stelle einmal standhalten, über den Trümmern Ihres Lebens. Das ging uns doch allen so und geht uns noch immer so, wenn wir vor Jesus stehen. In diesem Augenblick, in dem man fliehen will, in dem man weglaufen will.
Wie hat dieser Mensch plötzlich Glauben gefunden? Glauben können Sie nicht erklären. Glauben ist ein wunderbares Geschenk. Dass dieser Mann noch in seinem schmerzgepeinigten Körper plötzlich glauben kann, ist wunderbar.
Ich verstehe nicht, wie er plötzlich versteht: Da ist Jesus, und Jesus ist das Heil meines Lebens. Es leuchtet so groß und wunderbar auf. Das will Jesus bei Ihnen machen. Er will Ihnen diesen Glauben schenken. Öffnen Sie sich doch!
Die Vergebung und das Geschenk des Glaubens
Was Jesus bei diesem Mann getan hat, war nicht nur für ihn allein bestimmt. Es ist gut, dass Jesus an diesem Beispiel deutlich gemacht hat: Keiner steht so tief unten. Dieser Mann war ein Mörder.
Auch in unserer Zeit leiden viele Menschen darunter – Frauen und Väter –, weil sie ungeborene Kinder getötet haben. Doch Vergebung ist möglich, ebenso die Heilung von Schuld. Das muss man im Licht Jesu sehen. Dann schenkt Jesus Glauben. Für mich ist er gestorben. Der Mann versteht gar nicht, was ihm alles durch Jesus geschenkt ist. Er kann sich nur mit seinem sterbenden Leib zu Jesus wenden und rufen: „Herr, denk an mich!“
Wenn Menschen sagen „denk an mich“, wissen wir oft, wie leicht wir das vergessen. Ich sage immer: Geben Sie mir einen Zettel, wenn Sie sagen „denk an mich“ oder wenn Sie jemanden besuchen. Geben Sie mir lieber einen Zettel, denn ich vergesse das so leicht. Aber Jesus vergisst keinen einzigen.
Einmal war Josef im Gefängnis, und der Mundschenk und der Bäcker waren dort bei ihm. Als der Mundschenk frei wurde, sollte er an Josef denken, doch er hat ihn vergessen. Jesus aber vergisst sie nicht. Er hat diesen Schächer nicht vergessen. Er sagt zu ihm: „Wahrlich, heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Amen. Das heißt: Wahrlich, unumstößlich, jetzt in diesem Augenblick. Jetzt, jetzt bekommst du Freiheit, jetzt bekommst du Frieden. Jetzt spreche ich dich los, jetzt nimmt Jesus dich an.
Die Einladung zum Glauben und zur Hoffnung
Auf was wollen sie eigentlich warten? Heute, in diesem Augenblick, will Jesus ihnen seinen ganzen Frieden geben. Und sie sagen: „Aber bei mir…“ Dieser Mann stellt sich quer zu seinem Leben, stellt sich quer zu seinem Kumpel. Er fragt nicht, was die anderen Leute tun. Er kann über die Schuld seines Lebens nicht mehr hinwegkommen. Er kann nur Jesus anrufen, ihn bitten.
Auf der Stelle hat ihm Jesus das zugesprochen – heute, nicht irgendwann später, heute, jetzt, in diesem Augenblick.
Ich wollte es Ihnen sagen, mutlose, verzagte, traurige Menschen, die Angst haben vor der Zukunft. Sie hören das alles. Für wen ist denn das geschrieben? Für Sie ist das geschrieben, damit Sie so glauben: „Ich kann nicht glauben“, sagen Sie. Der Jesus, der dem Tschecher Glauben schenkte, ohne dass er Konfirmation hatte oder Religionsunterricht besuchte, ohne dass er stille Zeit hatte, der will Ihnen heute Glauben schenken. Damit Sie sagen können: „Jesus, bei Dir will ich sein, nimm du mich! Ich verstehe nicht mehr, aber nur das verstehe ich, dass du mich tragen kannst.“
Und sie dürfen dieses Wort hören: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ Heute wirst du hineingestellt in die Nähe Gottes. Heute schließt dir Gott seine ganze Welt auf. Seine Liebe schlägt dir entgegen – Menschen, die nichts mehr bringen können. Ohne Bedingungen war das alles. Nicht, dass Jesus gesagt hätte: „Du musst dich erst noch bewähren, du musst das erst noch unter Beweis stellen, dass du dich geändert hast.“ Alles ist nicht wahr.
Heute schließt er Ihnen sein Paradies auf. Heute will Ihnen Jesus seine ganze Liebe erfahren lassen.
Der Mann war vor seinem eigenen Leben gestanden und kam mit sich selbst übers Kreuz. Das hat ihn zum Heil geführt, das hat ihn auf Jesus schauen lassen. Das ist mir so groß, dass ich immer nur darüber nachdenken muss, in dieser Todesstunde am Nachmittag. Es war wohl wenig Zeit, sechzig Minuten, achtzig Minuten vor dem Sterben, im letzten Augenblick, wo Jesus seine Gedanken richtet, dass er nun vor den Vater treten wird in der Ewigkeit.
Da will er unbedingt noch den einen mitnehmen. Es ist der Schmerz Jesu, dass er nicht beide mitnehmen kann. Aber da lässt sich Jesus in diesen Minuten noch damit befassen, um einen, der ganz selig werden will.
Heute, an diesem Sonntagmorgen, wartet Jesus auf den einen unter uns, der ganz selig werden will und der Jesus erkennen will. Er will sie mitnehmen in seine Herrlichkeit.
Amen.
