Einleitung: Die Herausforderung des Ausharrens im Glauben
Wie können schwierige Zeiten in meinem Leben ein Segen sein? Fünf Punkte, die du wissen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es ums Ausharren.
Ich wäre lieber jetzt schon bei Christus. Ich kann Paulus sehr gut verstehen, wenn er aus einer römischen Zelle heraus Folgendes schreibt: Philipper 1,23: „Ich bin hin und her gerissen; am liebsten würde ich das irdische Leben hinter mir lassen und bei Christus sein. Das wäre bei weitem das Beste.“
Recht hat er, der Paulus: Das Beste kommt noch, aber es ist noch nicht da. Der Weg dorthin, in die Ewigkeit zu Gott – zu jenem Moment, wo endlich eine neue Erde unser Zuhause wird, eine Erde, auf der es keinen Tod, keine Trauer, kein Leid und keinen Schmerz mehr geben wird – ist lang und mühsam. Ein, in den Worten Jesu, schmaler oder bedrängter Weg.
Die Realität des Leidens und die Verheißung des Segens
Paulus macht den auf der ersten Missionsreise bekehrten Heiden von Anfang an eines klar. In Apostelgeschichte 14,22 heißt es: Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu verharren. Dabei sagten sie, dass wir durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes hineingehen müssen, gemeint ist die Ewigkeit.
Unser Herr wurde der Mann der Schmerzen genannt, der mit Leiden vertraut war. Wir folgen seinen Spuren und teilen sein Schicksal, genauso wie wir seine Berufung teilen. Dem Leid können wir nicht entgehen. Es gehört zu unserem Leben dazu, so selbstverständlich wie das Atmen oder die Steuererklärung.
Doch Gott wäre nicht Gott, wenn er nicht aus Asche Gold machen würde. Im Buch Nehemiah wird über Bileam berichtet, einen freischaffenden Verflucher. Er wurde von Balak, dem König der Moabiter, angeheuert, um Israel kurz vor der Landnahme zu verfluchen (Nehemiah 13,2). Dabei sind die Ammoniter und die Moabiter gemeint. Sie waren den Söhnen Israels nicht mit Brot und Wasser entgegengekommen und hatten Bileam gegen sie angeheuert, um sie zu verfluchen.
Aber unser Gott hat den Fluch in Segen verwandelt. Das ist unser Gott – einer, der Fluch in Segen verwandelt.
Die Bedeutung des Leidens für den Glauben
Und deshalb soll es diese Woche um den Segen gehen, den schwierige Zeiten für uns bereithalten.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Leid bleibt Leid. Auch dann, wenn ich fünf Gründe aufzählen kann, warum es uns zum Segen wird. Leid bleibt immer Leid und tut immer weh.
Als Christ stehe ich mitten im Leid. Im Moment des Leidens finde ich die Situation zum Kotzen, möchte nur raus und habe die Nase gestrichen voll. Aber ich weiß auch, dass da noch mehr ist.
Mit den Worten des Apostels müssen alle Dinge, auch das Leid, zum Guten mitwirken. Mein Leid ist nicht sinnlos. Deshalb diese Reihe: der Segen von schwierigen Zeiten.
Die erste Lektion: Ausharren durch Versuchungen
Fangen wir ganz einfach an mit Jakobus Kapitel 1, die Verse 2 und 3:
"Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet, indem ihr erkennt, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt."
Eine Versuchung ist ein Moment im Leben, in dem ich zur Sünde verführt werde. Jakobus geht es meines Erachtens ganz stark um die Versuchung, die aus mir selbst heraus erwächst – aus dem Teil meiner Existenz, der noch nicht erlöst ist: meinem Körper mit seinen Trieben und Lüsten.
Ich spüre in mir eine Lust darauf, das Falsche zu tun, und muss nun lernen, Nein zu sagen. Ich muss mich bewähren – die Bewährung eures Glaubens. Und wenn ich das tue, wenn ich mich bewähre, wenn ich der Versuchung nicht nachgebe und das damit verbundene Leid ertrage, was passiert dann?
Dann werde ich etwas sehr Wichtiges lernen, nämlich Ausharren. Das klingt, ich weiß, nicht sonderlich spektakulär: Ausharren oder Geduld, Standfestigkeit, Durchhaltevermögen, Beharrlichkeit – eben genau der Charakterzug, den ein Christ braucht, der weiß, dass noch ein Leben voller Bedrängnisse vor ihm liegt. Erinnert euch an den Rat von Paulus an die jungen Christen aus Apostelgeschichte 14, dass noch so ein Leben voller Bedrängnisse vor ihnen liegt.
Aber bitte unterschätzt nicht den Wert von Ausharren. Nicht umsonst schreibt Jakobus: "Haltet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Versuchungen geratet." Freut euch darüber, dass ihr Ausharren lernen dürft. Das ist großartig – macht was draus!
Also bitte unterschätzt nicht den Wert eines Charakters, der in der Glut der Versuchung gestählt wurde und dem es leichtfällt, unter Druck und Leid am Glauben festzuhalten.
Das Wachstum durch Ausharren und die Vorbilder im Glauben
Man kann Ausharren lernen, und gerade die Situationen, die mir am leidvollsten erscheinen, bergen das größte Potenzial dafür. Wenn ich mich heute diszipliniere und der Versuchung widerstehe, gewinne ich im Laufe der Zeit die Entschlossenheit, Ausdauer und Unbeugsamkeit, die nötig sind, um den größten geistlichen Herausforderungen gewachsen zu sein.
Wie Hiob, der seinen Wohlstand, seine Kinder und seine Gesundheit verlor und dennoch nicht vom Glauben abfiel. Im Jakobusbrief heißt es über ihn, Kapitel 5, die Verse 10 und 11: „Nehmt, Brüder, zum Vorbild des Leidens und des Ausharrens die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. Siehe, wir preisen die Glückseligen, die ausgeharrt haben.“
Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört? Ja, haben wir. Jeder, der die Bibel liest, kennt Hiob. Er war ein Mann, der mitten im Leid nicht aufgehört hat, an seinem Gott festzuhalten. Was war sein Geheimnis? Ausharren. Bevor die Krise kam, hatte er etwas gelernt. Deshalb hatte er in der Krise Hoffnung.
Wir kennen wohl alle diesen Vers aus Hiob 19,25, in dem Hiob ein Kapitel lang aufzählt, wie schlecht es ihm geht, um dann zu sagen: „Doch ich weiß, mein Erlöser lebt.“ Das ist Hoffnung – wenn mich die Umstände nicht davon abhalten, auf Gott zu vertrauen. Ich weiß, mein Erlöser lebt.
Die Perspektive des Paulus auf Bedrängnisse und Hoffnung
Frage: Wie komme ich zu so einer Glaubensfestigkeit?
Hören wir zum Schluss dazu noch einmal den Apostel Paulus. In Römer 5,3-4 heißt es: „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, da wir wissen, dass die Bedrängnis Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung.“
Paulus sagt, er rühmt sich in den Bedrängnissen. Das bedeutet, er freut sich darüber, dass es schwierig wird. Warum? Weil Bedrängnis Ausharren bewirkt. Wenn ich also gelernt habe, auszuharren, dann entsteht daraus Bewährung und Hoffnung.
Ich kann auf zweierlei Weise mit schwierigen Zeiten umgehen: Ich kann mich über sie ärgern oder mich über sie freuen. Der Tipp, den Jakobus und Paulus uns geben, ist ganz einfach: freudig sein.
„Freu dich an schwierigen Zeiten, weil sie dir das an innerer Festigkeit schenken, was du brauchst, um in den Stürmen des Lebens deine Hoffnung nicht zu verlieren.“
Abschluss: Einladung zum Mitnehmen und Segen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest Jakobus 1,2-3 auswendig lernen. So etwas schadet nie.
Das war's für heute. Morgen geht es weiter.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
