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Freude

Freude, sich freuen. Man kann in der Bibel eine dreifache Freude unterscheiden: Erdenfreude, Christenfreude, Himmelsfreude.

1) Erdenfreude kommt von Gottes Güte, der unsere Herzen erfüllt mit Speise und Freude, Apg. 14,17. und uns so geschaffen hat, daß wir auch an kleinen Dingen eine große Freude haben können (zum Beispiel Jon. 4,6; Luk. 15,5). Als Beispiele edler Freude rühmt die Bibel namentlich die Freuden des Familienlebens (Jes. 62,5; Spr. 5,18; Joh. 16,21; Spr. 10,1), und die Freuden des Berufslebens, des Schnitters (Jes. 9,2), des Kriegshelden (Ps. 19,6), des Lehrers (Hbr. 13,17), des Apostels (1 Th. 2,19 f.) usw. Damit aber die Freude nicht egoistisch werde, soll man lernen, sich mit den Fröhlichen zu freuen und mit den Weinenden zu weinen (Röm. 12,15). Leider gibt es, seit die Sünde in die Welt gekommen ist, auch viel verkehrte Freude. Die Sünde hat die Freude in ihren Dienst genommen, um durch dieselbe über die innere Hohlheit eines ihr gewidmeten Lebens zu täuschen (vgl. Luk. 16,19). Die schlimmste Freude ist die Schadenfreude (Ps. 35,26; Spr. 24,17) und die Freude, Böses zu tun (Spr. 2,14). Aber es ist nun auch die allgemeine Regel in dieser Welt: nach der Freude kommt Leid (Spr. 14,13). Denn teils muß Gott vieler Freude durch seine Gerichte ein Ende machen (Jes. 16,10; Joel 1,12. 16; Jak. 4,9), teils wird des Menschen Herz selbst für bloß irdische Freude abgestumpft (Pr. 2,2), und wer kein höheres Glück kennt, freut sich zuletzt nur noch auf das Grab (Hi. 3,22). Christen sollen allerdings auch ihr Herz an keine irdische Freude ganz hängen, sondern sich freuen, als freueten sie sich nicht (1 Kor. 7,30); ganz dagegen sollen sie sich hingeben an

2) Christeufreude. Freude ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des Christentums, das ja als Freudenbotschaft, als Evangelium (s. d. Art.) in die Welt eingetreten ist. Gegenstand dieser Freude ist die Gnade Gottes in Christo. Schon das Alte Testament. zeigt namentlich in den Psalmen viele Beispiele einer innigen, die Furcht überwindenden Freude an Gott (Ps. 16,9; 21,7; 30,12; 31,1; 43,4; 64,11; 68,4; 84,3 usw.), die ihre Kraft darin beweist, daß sie auch durch zeitliche Bevorzugung der Gottlosen sich nicht irre machen läßt (Ps. 4,8), und die sich nährt an den schönen Gottesdiensten des Herrn (Ps. 122,1) und an Gottes Befehlen (Ps. 19,9; Jer. 15,16). Jesus aber hat seinen Jüngern einen Anteil an der vollkommenen, unverwüstlichen Freude verheißen, die sein eigen Herz erfüllte (Joh. 15,11; 16,22; 17,13), Diese vollkommene Freude steht gegenüber der Anfangsfreude im Christentum, die nicht immer Bestand hat (Mt. 13,20 f.). Sie nahm ihren Ausgang bei den Jüngern in der Wiedersehensfreude nach der Auferstehung, Luk. 24,41, vgl. Joh. 16,22, wurde befestigt durch die Ausgießung des h. Geistes (Apg. 13,52; Röm. 14,17; Gal. 5,22) und der durch ihn versiegelten Gewißheit, daß unsere Namen im Himmel geschrieben sind (Luk. 10,20). Die Christenfreude muß allen Anfechtungen gegenüber mit Ernst behauptet werden (2 Kor. 13,11; Phi. 1,18; 4,4; Jak. 1,2), und zwar bis ans Ende (Apg. 20,24). Darum soll sie fleissig hinausschauen auf die

3) Himmelsfreude. Ein Vorspiel derselben ist, was die Propheten von der großen Erlösungszeit schreiben, Jes. 35,10; 51,11; Jer. 31,13, vgl. Ps. 126,5. 6. Denn gerade was sie als die Hauptsache in derselben hervorheben: „ewige Freude wird über ihrem Haupte sein, Freude u. Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seuszen wird weg müssen“

— gerade das ist ja auf Erden nicht völlig zu erreichen, sondern erst dort, wo es heißt: Gehe ein zu deines Herrn Freude! Mt. 25,21. Davon sagt Petrus (1 Pe. 1,8): ihr werdet euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude (vgl. 4,13), und die $$Offb. (21,4)::Offb 21,4$$: Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen usw. Der Unterschied dieser Himmelsfreude von der Christenfreude auf Erden ist also der, daß jene nicht erst im Kampf gegen Anfechtung u. Traurigkeit behauptet werden muß, wie diese.