Einführung und Überblick über das Lukasevangelium
Guten Abend, ich möchte alle herzlich begrüßen. Beim letzten Mal haben wir Lukas 6, Verse 20 bis 49 betrachtet, die Bergpredigt nach Lukas. Im Anschluss wurde mir der Wunsch geäußert, diese Verse noch einmal etwas detaillierter, Vers für Vers, durchzugehen, um noch mehr in die Tiefe zu gehen.
Beim letzten Mal haben wir die Bergpredigt eher in der Übersicht angeschaut. Ich fand die Idee gut, die Verse nun genauer zu betrachten. Sobald wir damit durch sind, würden wir, wie angekündigt, mit Kapitel 7 weitermachen.
Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass das Lukasevangelium aus zwei Hauptteilen besteht. Teil 1 beschreibt, wie der Sohn des Menschen aus der Herrlichkeit in diese Welt kommt. Dieser Teil umfasst Lukas 1 bis Kapitel 9, Vers 50.
Dann folgt die Wende ab Vers 51. Dort beginnt der zweite Teil mit den Worten: „Es geschah aber, als sich die Tage seiner Aufnahme erfüllten, dass er sein Angesicht feststellte, nach Jerusalem zu gehen.“ In diesem zweiten Teil geht es darum, wie der Sohn des Menschen aus dieser Welt über Jerusalem in die Herrlichkeit des Himmels zurückkehrt.
Diese zwei Hauptteile sind jeweils in fünf Blöcke unterteilt. Teil 1 hat fünf Blöcke, und Teil 2 ebenfalls fünf Blöcke.
Wir haben in der Übersicht Kapitel 5 und 6 im Lukas betrachtet. Diese bilden genau den dritten Block. Jeder Teil hat eine ganz bestimmte Botschaft.
Im dritten Block geht es um die Autorität des Messias beziehungsweise des Sohnes des Menschen. Lukas betont hier die Menschheit, die Autorität des Sohnes des Menschen sowie seine Ethik und Moral.
Im nächsten Teil, Kapitel 7, steht dann das Thema „Der Sohn des Menschen und seine Errettung“ im Vordergrund. In den folgenden Abschnitten wird dieses Thema ganz deutlich behandelt. Hier aber geht es um die Autorität.
Die Bedeutung der Spiegelstrukturen im Lukasevangelium
Zu diesem Abschnitt gehört die Bergpredigt, denn dort sagt der Herr Jesus mit Autorität, was richtig und was falsch ist.
Die Menschen dieser Welt behaupten, alles sei relativ. Es gäbe kein absolutes Gut und kein absolutes Böse. Doch Jesus sagt: Das ist absolut gut, und das ist absolut böse. In seiner Autorität kann er das sagen.
Letztes Mal habe ich kurz erklärt, dass jeder der fünf Teile im Lukas-Evangelium so aufgebaut ist, dass ein Teil in der Mitte eine Trennung hat. Jeder Teil ist also in zwei entsprechende Hälften aufgeteilt. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Geschichten in den beiden Hälften stets eine Spiegelung.
Jemand fragte mich, was der Zweck davon sei. Es soll einfach zeigen, wie wunderbar inspiriert die Bibel ist. Einerseits sieht man diese Struktur, die bis ins Detail aufgeht und nicht erfunden ist. Man könnte ja eine Geschichte erfinden, doch dass sie in einer Spiegelstruktur mit fünf und fünf Teilen so schön aufgeht, ist unwahrscheinlich.
Hier geht es aber um Dinge, die konkret geschehen sind. Trotzdem gibt es diese Spiegelungen. Das zeigt uns, dass es sich hier um Gottes Wort handelt.
Manche könnten es als Belastung empfinden, immer diese Strukturen zu sehen. Was ist denn der eigentliche Sinn davon? Der zusätzliche Sinn ist, dass diese Geschichten, die sich spiegeln, einander gegenseitig Auslegungshinweise geben.
Beispiele für Spiegelungen in Lukas 5 und 6
Im dritten Teil, in den Kapiteln fünf und sechs, stimmt die Einteilung der Abschnitte bemerkenswert gut mit den Kapiteln überein. Das muss nicht immer so sein, aber hier haben wir in Kapitel fünf sieben Abschnitte und in Kapitel sechs ebenfalls sieben Abschnitte, die sich spiegeln.
In Lukas 5,1-11 – das hatte ich beim letzten Mal nur kurz erwähnt – ist es kaum möglich, sich das einfach so zu merken. Mir ging es vielmehr darum, dass man überhaupt einmal gehört hat, dass das Lukasevangelium so aufgebaut ist.
In der ersten Geschichte wird der Herr Jesus als Herr der Schöpfung vorgestellt. Er bewirkt den wunderbaren Fischfang bei Petrus. In der entsprechenden Geschichte stellt sich der Herr als Herr des Sabbats vor. Die Jünger tun etwas am Sabbat und werden von den Pharisäern in Frage gestellt. Doch der Herr macht klar, dass er der Herr des Sabbats ist. Er bestimmt, was am Sabbat gilt und was nicht. Das können nicht die Rabbiner entscheiden.
Wenn er also sagt, er sei der Herr des Sabbats, wer ist dann dieser Herr des Sabbats? Es ist der Herr der Schöpfung, der auch die ganze Natur in der Hand hat und ihr gebietet.
In der Geschichte, in der er als Herr der Schöpfung vorgestellt wird, erkennt sich Petrus als Sünder: „Gehe von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch“, sagt er. In der Geschichte zum Sabbat fragen sich die Pharisäer, ob nicht diese Jünger Sünder sind, weil sie das Sabbatgebot brechen – zumindest nach ihrer Überzeugung. Deshalb habe ich hier „Sünder“ mit Ausrufezeichen und dort „Sünder“ mit Fragezeichen markiert.
Es geht um die Frage: Wer ist ein Sünder, wer nicht? Der Herr Jesus macht klar, wer ein Sünder ist und wer als Jünger gerechtfertigt ist – also kein Sünder mehr.
Dann folgt die Geschichte, in der der Herr Jesus einen Aussätzigen heilt. Es heißt, er streckt seine Hand aus. In der entsprechenden Geschichte in Kapitel sechs bis elf gebietet der Herr einem Mann mit einer steifen Hand, seinen Arm auszustrecken. In beiden Fällen kommt es zur Heilung. Die Parallele ist also sehr deutlich.
Aufgrund der Heilung des Aussätzigen kommt ein großer Aufmarsch von Rabbinern aus allen Städten Israels. Es heißt, die Kraft war da, um zu heilen. Im entsprechenden Abschnitt sehen wir den Herrn Jesus im Gebet. Dort wird ebenfalls von einem großen Aufmarsch von Menschen aus Israel und sogar aus dem Libanon berichtet, die kommen. Auch hier heißt es, es war Kraft da, um zu heilen. Die Parallele ist wirklich genau.
In dieser Geschichte finden wir den Herrn Jesus auch persönlich im Gebet.
Dann folgt die Geschichte mit dem Jünger Levi, auch Matthäus genannt, vor seiner Bekehrung. Er ist am Zollhaus ein reicher Mann, der wohl unrechtmäßig zu Reichtum gekommen ist. Der Herr Jesus ruft ihn in seine Nachfolge. Dieser reiche Mann wird ein armer Jünger.
Das entspricht dem ersten Teil der Bergpredigt, den wir uns anschauen werden. Dort spricht der Herr Jesus vier Seligpreisungen über die Jünger aus: „Glückselig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ Matthäus war ursprünglich ein Diener des Königs der Könige von Rom. Er erkennt, dass dieser nicht der wahre Herr ist, sondern Jesus Christus, der Sohn des Menschen. Er folgt ihm nach und ist bereit, ein armer Jünger zu werden.
Der Herr Jesus sagt zu den armen Jüngern: „Glückselig seid ihr, denn euch gehört das Reich Gottes.“ Sie dienen jetzt nicht mehr dem Kaiser von Rom, sondern dem König der Könige.
In Kapitel 5 folgt dann ein Abschnitt, in dem Matthäus viele Zöllner und Sünder einlädt, damit sie mit dem Herrn Jesus zusammen essen können – ein großes Mahl, wie Lukas berichtet. Das entspricht dem nächsten Abschnitt in der Bergpredigt, wo der Herr Jesus ein Wehe über die Reichen ausspricht, die jetzt satt sind. Diese sind diejenigen, die nicht die Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus, dem Messias, suchen, sondern ohne ihn satt geworden sind.
Hier werden sie angesprochen mit „Wehe“ – es geht um Essen mit dem Messias oder Essen ohne den Messias.
Dann gibt es in Kapitel 5 einen Abschnitt, in dem gefragt wird: Warum fasten die Jünger Jesu nicht? Die ernsthaften Jünger von Johannes und auch die Pharisäer fasten. Der Herr Jesus antwortet, dass die Söhne des Brautgemachs nicht fasten können, solange der Bräutigam bei ihnen ist.
Er stellt sich als der Bräutigam aus dem Hohen Lied vor und nennt die Jünger „Söhne des Brautgemachs“. Man kann das auch übersetzen mit „Söhne des Hochzeitssaals“, so steht es in der Fußnote der Elberfelder CSV. Andere übersetzen es mit „Gefährten des Bräutigams“. Wörtlich steht im Griechischen „Söhne des Bräutigams“. Das ist zwar richtig mit „Gefährten“ übersetzt, aber wörtlich heißt es eben „Söhne“.
Das entspricht dem Abschnitt in der Bergpredigt, in dem der Herr Jesus beschreibt, wie seine Jünger sich verhalten sollen – auch gegenüber ihren Feinden. Er sagt, wenn ihr euch so verhaltet, dann werdet ihr „Söhne des Höchsten“ sein und den Vater im Himmel anrufen.
Hier geht es also um die „Söhne des Brautgemachs“ in Bezug auf den Bräutigam Messias und um die „Söhne des Höchsten“ in Bezug auf den Vater im Himmel und ihr Verhalten.
Am Schluss von Lukas 5 folgen drei Gleichnisse, ebenso wie am Schluss der Bergpredigt drei Gleichnisse folgen. In allen Gleichnissen geht es um Kontraste.
In Lukas 5 handelt es sich in den drei Gleichnissen um alte und neue Kleidung, alte und neue Schläuche sowie alten und neuen Wein. Herr Jesus erklärt, dass das System des Gesetzes im Judentum auf keinen Fall mit dem neuen System vermischt werden darf, das der Messias jetzt gebracht hat – ein System der Gnade.
Wenn man das vermischt, kommt es schief heraus, wie wenn man einen neuen Flicken auf ein altes Kleid näht – dann reißt das Kleid. Man kann auch keinen neuen Wein in alte Schläuche füllen, denn wenn sich der Wein entwickelt, würden die Schläuche platzen. Man muss also klar trennen: Neuer Wein gehört in neue Schläuche, alter Wein an seinen Platz in alte Schläuche.
Die Gegenüberstellung von altem und neuem Wein steht für das alte System des Judentums, des Gesetzes, das nur eine Vorbereitung bis zum Kommen des Messias war, und das ganz Neue, das der Messias gebracht hat. Das darf man nicht vermischen.
Natürlich gibt es Menschen, die sagen, der alte Wein sei besser. Genau dieses Problem haben heute viele Christen, die meinen, wenn man zum Judentum zurückkehrt, sei das besser. Doch der Herr sagt, das geht nicht. Das alte System des Judentums hatte seine Bedeutung als Vorbereitung bis zum Kommen des Messias. Jetzt aber gilt das neue System der Gnade, das der Messias gebracht hat.
Am Schluss von Lukas 5 finden sich drei Gleichnisse, die sich mit guter und schlechter Sehfähigkeit, guten und schlechten Früchten sowie gutem und schlechtem Bauen beschäftigen.
So hat Lukas diese Kapitel geschrieben und die Geschichten in einer Harmonie angeordnet. Das hilft, weil eine Geschichte Hinweise auf eine andere gibt. Dieses Prinzip zieht sich durch das ganze Evangelium.
Matthäus hat manche Geschichten, die auch bei Lukas vorkommen, anders angeordnet. Warum? Um seine spezielle Botschaft auf seine Weise zu vermitteln. Auch im Matthäusevangelium gibt es Spiegelstrukturen – nur eben ganz andere.
Es ist wirklich eindrücklich, das zu sehen, denn in der liberalen Theologie sind diese Aspekte kaum bekannt.
Wer sich besonders darum bemüht hat, war ein gewisser David Gooding. Vielleicht ist er nicht sehr bekannt, aber in eingeweihten Kreisen gilt er als einer der größten Spezialisten für die Septuaginta, die älteste griechische Übersetzung des Alten Testaments weltweit, und als Autorität.
Er war ein tiefgläubiger Mann und hat seine ganze Begabung und Gelehrsamkeit dem Herrn zur Verfügung gestellt. Geistlich war er in England bei den sogenannten offenen Brüderversammlungen und hatte eine sehr klare lehrmäßige Ausrichtung.
Er hat diese Strukturen im Lukasevangelium, im Matthäusevangelium, im Buch Daniel, im Buch der Richter und noch mehr ausgearbeitet.
Als ich dieses Jahr in Singapur war, kam ich mit chinesischen Christen in Kontakt, die ich vorher nicht kannte. Sie bemühen sich gerade, eine Homepage einzurichten, um das gesamte Material von David Gooding zu verwalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Es sind Chinesen, die sich für einen Engländer einsetzen, der Großartiges geleistet hat. Übrigens nutzte er diese Strukturen auch, um liberaltheologische Theorien zu widerlegen.
So wird zum Beispiel das Buch der Richter in der liberalen Theologie oft als aus verschiedenen Quellen zusammengesetzt angesehen. David Gooding sagt jedoch, das geht nicht. Wenn man es in Quellen zerlegt, wird die gesamte Spiegelstruktur zerstört, die im Buch der Richter zu finden ist.
Auch beim Buch Daniel, wo Liberale versuchen, es in verschiedene historische Stadien einzuordnen, funktioniert das nicht. Das ganze Buch bildet eine vollständige Einheit. Wenn man Teile herausnimmt oder unterschiedliche Entstehungszeiten annimmt, ist die Struktur kaputt.
So hat David Gooding mit seiner Arbeit einen sehr wichtigen Dienst geleistet.
Die Frage nach der Inspiration und der Struktur der Bibel
Gut, also das zu den Strukturen. Aber jetzt gehen wir wirklich zu Lukas 6,20-24. Könnte man vorlesen?
Ja, bitte.
Bei mir weckt diese Frage, wenn man solche Strukturen und Parallelen findet: Ist das jetzt von Gott eingegeben, oder hatten die Autoren den Plan, das so zu machen? Kann man da eine Richtung angeben?
Also ich wiederhole jetzt deine Frage, einfach für die, die das über den Livestream hören und für die Aufnahme:
Eben diese Spiegelstrukturen – war das die Idee der Bibelschreiber, oder war das das Ergebnis der Inspiration?
Nun, es ist so, dass diese Spiegelstrukturen... Uns modernen Menschen des 21. Jahrhunderts mutet das vielleicht etwas seltsam an, dass man ein Buch schreibt und es strukturiert. Aber im Altertum wurde das zum Beispiel auch bei den Griechen gemacht. Auch griechische Schriftsteller haben Strukturen in ihren Büchern eingebaut und haben auf solche Strukturen Wert gelegt.
Aber es ist so, dass die Strukturen, wie wir sie in der Bibel finden – im Matthäusevangelium, im Lukasevangelium – so detailliert und dermaßen ausgefeilt sind, dass man eigentlich nicht sagen kann, Lukas hätte sich das vorher so aufgezeichnet und dann gesagt: „So mache ich das.“
Vielmehr ist es das Ergebnis der Inspiration.
Der Vorgang der Inspiration ist ja sowieso ein Geheimnis.
Von den Gläubigen heißt es in Römer 8, dass so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. Es ist normal, wenn ein gesunder Christ durch den Heiligen Geist geleitet wird – im Alltag und am Sonntag auch in der Gemeinde. Aber eben, das gehört dazu.
Im Zusammenhang mit der Inspiration heißt es in 2. Petrus 1,21: „Heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist.“
Und dieser Ausdruck „getrieben“ ist viel stärker als nur „geleitet“.
Das beinhaltet, dass der Heilige Geist die Bibelschreiber bis ins letzte Detail geführt hat und niemals zugelassen hat, dass eigene Gedanken oder Ideen eingeflossen sind.
Obwohl Gott bei der Inspiration die ganze Persönlichkeit benutzt hat.
Johannes schreibt ja ein ganz anderes Griechisch als Paulus. Johannes benutzt ein ganz spezielles Vokabular, Wörter wie Wahrheit, Licht, das Wort usw. sind ganz typische Ausdrücke, und er benutzt kurze Sätze.
Der Apostel Paulus hingegen verwendet lange und verschachtelte Sätze, bis hin zu Epheser 1,3-14, das im Griechischen ein Satz ist.
Man sieht, er hat einen ganz anderen Schreibstil als Johannes.
Jetzt könnte jemand sagen, das sei ein Hinweis, dass es eben keine Inspiration ist, weil jeder seinen Stil hatte.
Die Inspiration geht aber viel weiter.
Gott hat diese Gefäße, die er für das Aufschreiben der Bibel benutzte, geleitet – sogar in ihrer ganzen Entwicklung.
Der Apostel Paulus sagt, dass er von Gott von Mutterleib an abgesondert wurde, also lang vor seiner Bekehrung.
Die ganze Entwicklung, die er durchgemacht hat, war in Gottes souveräner Hand.
Er hat sich das Vokabular und den Stil des Griechischen angeeignet, genau so, wie Gott dieses Gefäß benutzen wollte.
Das Grandiose ist: Die Persönlichkeit ist nicht ausgeschaltet, sie ist hundertprozentig mit dabei.
Und das ist der Unterschied zur satanischen Inspiration.
Wenn jemand von Dämonen inspiriert ist, dann wird die Persönlichkeit zurückgedrängt – bis hin zum Extremfall, dass sie ausgeschaltet wird, zum Beispiel bei einem spiritistischen Medium, das in Trance spricht.
So ist Gott nicht.
Er benutzt keine spiritistischen Medien, sondern Personen mit ihrer vollen Persönlichkeit, die sich auch aus freiem Herzen entschieden haben, dem Herrn nachzufolgen.
Diese hat er geleitet und eben noch mehr getrieben, sodass schlussendlich das, was sie verfasst haben, Wort für Wort Gottes Wort ist.
Und trotzdem erkennen wir die Persönlichkeit von Lukas, die Persönlichkeit von Hosea, die Persönlichkeit von Mose und die Persönlichkeit von Johannes.
Ja, das war ein Versuch, eine Antwort zu geben.
Ja gut, mir ist das irgendwie groß geworden.
Beginn der Bergpredigt nach Lukas (Lukas 6,20-23)
Wenn die Jünger den Herrn Jesus in den Evangelien etwas fragen – und wir sollen ja von ihm lernen – dann stellen sie ihm zum Beispiel auf dem Ölberg vier Fragen. Sie möchten gerne zwei Zeichen der Endzeit wissen. Der Herr gibt ihnen eine Serie von weit über zwanzig Zeichen. So ist der Herr: Er beantwortet viel mehr, als sie gefragt haben.
Kommen wir nun zu Lukas 6. Edmund liest uns dort so deutlich und klar die Verse 20 bis 23 vor:
„Glückselig seid ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Glückselig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. Glückselig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen, euch absondern, schmähen und euren Namen als böse verwerfen um des Sohnes des Menschen willen. Freut euch an jenem Tag und hüpft vor Freude, denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel; ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten getan.“
Herr Präsident! Hier haben wir viermal das Wort „glückselig“. In Matthäus, wo wir die Bergpredigt viel ausführlicher haben – Kapitel 5 bis 7 –, haben wir beim letzten Mal schon gesehen, dass sie mit neunmal „glückselig“ beginnt. Dafür fehlen dort die vier „Wehe“, die hier in den Versen 24 bis 26 folgen. Aber hier haben wir vier „glückselig“ und dann vier „Wehe“.
Letztes Mal haben wir nicht definiert, was eigentlich dieses Wort „glückselig“ bedeutet. Andere Übersetzungen haben „wohl“ oder „glücklich“. Die alten Elberfelder haben „glückselig“. Könnte man es auch als „überglücklich“ umschreiben? Das wäre eine gute Möglichkeit.
Ja, das ist wirklich klar. „Selig“ ist für den heutigen Sprachgebrauch nicht mehr so verständlich. Es gibt verschiedene Kombinationen, zum Beispiel „trübselig“. Das beschreibt ein Leben, das von trüben Gedanken erfüllt ist. Oder das Wort „leutselig“ – das ist jemand, der ständig mit Leuten zu tun hat, also ein Leben voller Kontakt mit anderen Menschen. Sozusagen ein Facebook-Typ mit zweitausend Freunden.
Jansen übersetzt in seinem Neuen Testament, das er auf Deutsch gemacht hat, obwohl er Kanadier ist, „Freude“ als zukünftigen Teil, bezogen auf die Jünger. Das ist hier verbunden mit „Ihr seid glückselig, die ihr jetzt hungert“. Das macht den zukünftigen Aspekt deutlich, den du ansprichst: Freude für die Zukunft.
Ich finde „glücklich“ als Übersetzung total falsch. Es ist eine Verheißung für etwas Zukünftiges, also für ein zukünftiges Glück. Ich bin glücklich, wenn ich jetzt Freude erlebe. Und das ist es in vielen Fällen eben nicht. Hier ist es deutlich in Bezug auf etwas Zukünftiges, das mit einer schwierigen Situation zu tun hat: ihr Armen, die jetzt hungert, die jetzt weint.
Man muss aber aufpassen, wenn man ein Wort aus dem Zusammenhang definiert. Man müsste schauen, ob das Wort immer so gebraucht wird, dass der, der „glückselig“ genannt wird, im Moment traurig ist oder Schwierigkeiten hat und erst in der Zukunft etwas bekommt. Und da muss man sagen: Nein, denn das Wort wird auch für Gott genutzt, um ihn als „glückselig“ zu bezeichnen.
Das findet sich zum Beispiel in 1. Timotheus 1,11, wo es um das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes geht. Und in Kapitel 6 von 1. Timotheus wird Gott beschrieben als der glückselige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewige Macht, Amen.
Jetzt die Frage: Wird das Wort dort überall mit „glückselig“ übersetzt? Ich frage natürlich, weil ich wusste, dass es nicht so ist. Es heißt meist „selig“. Die revidierte Elberfelder und auch Luther übersetzen es so. Woher kommt das wohl? Irgendwie hatten die Übersetzer Hemmungen, das Wort „makarios“ – das gleiche Wort wie bei den Glückseligkeitsreden – mit „glückselig“ zu übersetzen.
Aber warum diese Hemmungen? Denn es drückt genau das aus, dass Gott von Ewigkeit her in sich selbst völlig glücklich und befriedigt ist. Man muss sich das klar vor Augen halten: Der dreieinige Gott, der Vater in Gemeinschaft mit dem ewigen Sohn und dem Heiligen Geist, ist von Ewigkeit her in sich selbst völlig genügsam und glücklich.
Gott musste nicht erst ein Gegenüber erschaffen – weder Engel noch Menschen –, um glücklich zu werden. Alles, was auch das Glück und eine Beziehung beinhaltet, ist in Gott selbst. Das ist ein großer Unterschied zum Islam. Allah ist nicht der Gott der Bibel. Im Koran wird Allah ausdrücklich als eine Person beschrieben, bei der es keine Gemeinschaft und keine Beziehung gibt.
Deshalb wird Allah niemals als Liebe bezeichnet. Den Satz „Allah ist Liebe“ wird man im ganzen Islam nicht finden. In der Bibel hingegen heißt es: „Gott ist Liebe“. Übrigens nicht „Gott ist die Liebe“, das wäre Hinduismus. Dort ist jedes Gefühl von Liebe Gott, alles ist Materie, überall ist quasi das Göttliche oder alles ist letztlich göttlich.
Nein, in der Bibel heißt es „Gott ist Liebe“, im Griechischen ohne Artikel. Das bedeutet, das Wesen Gottes ist Liebe. Diese Liebe war von Ewigkeit her vollkommen in Gott vorhanden – in der Beziehung des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
So ist Gott in sich völlig glücklich. Er brauchte uns nicht, um glücklich zu sein. Trotzdem hat er uns sein Evangelium gebracht, um uns glücklich zu machen in der Gemeinschaft mit ihm. Und jetzt, aus der Glückseligkeit Gottes heraus, erfolgt die Glückseligkeit des Menschen.
Die Bedeutung von "Glückselig" im Alten und Neuen Testament
Können wir mal Psalm 32 anschauen? Das ist ja ein wichtiges Hauptwort der Psalmen: „glückselig“. So beginnt ja auch das Buch der Psalmen, Psalm 1, Vers 1: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen.“
Psalm 32 lesen wir so: Baum 32 – das ist natürlich hebräisch, aber entspricht das dem griechischen „Makarios“? In der Elberfelder Übersetzung heißt es „die Glücklichen“, in der revidierten von Brockhaus auch. Die revidierte von CSV, die eine bessere Revision ist, hat „glückselig“ beibehalten.
Liest du mal Psalm 32, Vers 1 vor?
Ja, gerne: „Glückselig der, dem Übertretung vergeben ist, dem Sünde zugedeckt ist. Glückselig der Mensch, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet und in dessen Geist kein Trug ist.“
Dieses Wort „Aschrei“ auf Hebräisch drückt eben dieses innere Glück, diesen inneren Segen Gottes aus. Es wird hier dem zugesprochen, der diese Glückseligkeit erfährt. Worin besteht sie? Die Sünde ist weg, sie ist vergeben, zugedeckt und gesühnt. Das heißt, die Trennung zwischen Mensch und Gott ist durch göttliche Vergebung aufgehoben. So wird ein Mensch glückselig.
Diese Stelle wird ja auch in Römer 4 zitiert. Der Apostel Paulus behandelt dort die Frage: Was ist diese Glückseligkeit? In Römer 4 benutzt er das Wort „Makarios“. So haben wir die Brücke vom Hebräischen „Aschrei“ im Alten Testament zum „Makarios“ im Neuen Testament. Die Verbindung ist ganz klar gelegt.
Weiß jemand zufällig, wie oft das Wort in den Psalmen vorkommt?
Nein? Es könnte sein, dass das jemand gezählt hat. Es lohnt sich manchmal, solche Stichwörter zu zählen und alle Stellen durchzustudieren.
Das Wort kommt etwa fünfundzwanzig Mal vor. Das zeigt, dass es ein Wort ist, das die Psalmen durchzieht und prägt. Gerade diese Gedichte handeln oft von Nöten, Ängsten, Schrecknissen des Lebens und Verzweiflung – und immer wieder taucht „Aschrei“ auf. Das zeigt, wer der Glückliche ist: Derjenige, der dieses göttliche innere Glück hat. Dieses Glück muss nicht ein extravertiertes Herumjubeln sein. Es kann auch mitten in der Not ein tiefes inneres Glück sein, in der Gemeinschaft mit Gott und im Bewusstsein, dass die Schuld vergeben ist.
Dass das Glückselige so beschrieben wird, zeigt Psalm 32: „Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind!“ Auch Psalm 1 sagt: „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen.“ Das ist das gleiche Wort, eben „Aschrei“, das Glück und Wohl ausdrückt. Es bedeutet, dass etwas Wohltuendes und Glückbringendes auf dem Menschen liegt.
Im Hebräischen ist „Aschrei“ kein Adjektiv, sondern sogar eine Mehrzahlform von „Oscher“. Glückseligkeit heißt „Osher“. Darum heißt der Berg der Seligpreisungen in Israel, bei Kapernaum, „Har Ha-Oscher“. Die Mehrzahl davon ist „Aschrei“. Dieses Wort wird in der Bibel ständig gebraucht.
Man könnte es als Ausruf übersetzen: „Oh, die Glückseligkeiten des Mannes, der nicht wandelt! Oh, die Glückseligkeiten dessen, dem Übertretung vergeben ist, dessen Sünde zugedeckt ist, oder des Menschen, dem der Herr die Ungerechtigkeit nicht zurechnet!“ Das hat im Hebräischen noch eine stärkere Bedeutung als das Deutsche.
Das wollte ich vorher nicht sagen, weil wir keinen hebräischen Unterricht, sondern deutschen Bibelunterricht haben. Wer möchte noch etwas sagen?
Glückselig – vielleicht hilft hier das Englische. In modernen Übersetzungen wird das oft mit „Blessed“ übersetzt, nicht mit „happy“. Im Englischen heißt es also gerne „Blessed“, also „gesegnet“ und nicht einfach „glücklich“.
Jetzt wird klar: Es geht um ein inneres Glück, das aus Gott herauskommt und das Gott selbst in sich empfindet. Dieses Glück von innerem Frieden und Gemeinschaft kündigt der Herr hier seinen Jüngern an.
Wie schon betont wurde, gibt es einen Hinweis auf die Zukunft: „Glückselig seid ihr!“ „Amen!“ Euch ist das Reich Gottes. „Glückselig seid ihr, die ihr jetzt hungert, die ihr jetzt in der Welt gesättigt werden werdet, die ihr jetzt weint, die ihr jetzt gehasst, ausgeschlossen, geschmäht und verworfen werdet.“ Aber sie dürfen sich doch schon in der Gegenwart freuen.
Sehen wir das in Vers 23? „Freut euch an jenem Tag!“ – also im Moment, wo die Menschen euch schmähen, nicht erst in der Zukunft! „Freut euch an jenem Tag und hüpft vor Freude, denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel.“
Sie wissen also um die Zukunft. Und hier haben wir wieder den Aspekt, der schon betont wurde: Es gibt einen zukünftigen und einen gegenwärtigen Aspekt in diesem Glücklichsein.
In der Not selbst gibt der Herr dieses innere Glück. Aber wir wissen auch, dass dieses Glück in der Zukunft eine ganz besondere Bedeutung bekommen wird.
Das Reich Gottes: Gegenwart und Zukunft
Und jetzt ganz wichtig dieses Wort: "Denn euer ist das Reich Gottes." Was ist das, das Reich Gottes? Kann uns jemand das kurz erläutern?
Das Reich Gottes ist das ewige Reich Gottes, ja. In gewissen Aspekten kann es auch das tausendjährige Reich sein, das tausendjährige Friedensreich in der Zukunft. Wenn wir hier arm sind und nicht auf Reichtum achten, dann gehören wir schon zum Reich Gottes.
Also willst du sagen, wenn wir hier arm sind und dem Reich Gottes angehören, dass das Reich Gottes auch schon jetzt existiert?
Nicht hier auf Erden, nicht so, aber es ist uns versichert. Wie soll ich das beschreiben? Es ist so, dass wir schon ein Teil des Reiches sind. Wir sind schon ein Teil des Reiches, aber hier auf Erden? Oder wo denn?
Also eigentlich in der Zukunft.
In der Zukunft, aber wenn wir schon ein Teil sind, dann ist es ja schon gegenwärtig.
Ich habe nicht präsent, dass der Herr über die ganze Erde regiert.
Nicht so, dass der Herr jetzt über die Welt regiert, ja? Sichtbar! Also in der unsichtbaren Welt sind wir schon ein Teil.
Ja, es ist also sehr kompliziert. Aber machen wir es doch einfach, drehen wir die Tafel. Das ist ein so schwieriges Thema, an dem sich schon viele Menschen die Zähne ausgebissen haben: das Reich Gottes.
Dann sagen die von der Bundestheologie, dass es kein zukünftiges tausendjähriges Reich gibt. Das ist nur symbolisch, und da sind wir eigentlich schon jetzt drin.
Ja, aber im Vaterunser heißt es: "Dein Reich komme."
Ja, das ist ja Zukunft. Man kann nicht sagen, das tausendjährige Reich ist jetzt, und dann betet man "Dein Reich komme." Das passt irgendwie nicht zusammen.
Aber genau diesen Kampf hatten wir vorher in dem Zwiegespräch mit Philipp: gegenwärtig und doch zukünftig und doch nicht.
Man kann es so einfach erklären, dass ein zwölfjähriger Junge oder ein zwölfjähriges Mädchen es versteht: Das Reich Gottes besteht aus drei verschiedenen Phasen in der Bibel. Wenn man über das Reich Gottes spricht, muss man erklären, ob man jetzt über Phase 1, Phase 2 oder Phase 3 spricht.
Die erste Phase ist das erste Kommen des Königs. Der Herr Jesus kam vor zweitausend Jahren als König in diese Welt und begann seine Predigt mit: "Tut Buße, denn das Reich Gottes ist nahegekommen." In Lukas 17 sagt er den Pharisäern: "Das Reich Gottes ist mitten unter euch."
Ja, natürlich, der König war da. Und da, wo der König ist, da ist das Reich.
Ich muss vielleicht noch erklären: Reich heißt auf Griechisch Basileia. Darin steckt das Wort König, Basileus. Auf Deutsch steckt dieses Wort nicht drin, außer wir nehmen Englisch: Kingdom. Da haben wir das Wort King drin, und darum ist Kingdom eigentlich besser, weil es mehr dem biblischen Wort entspricht.
Es ist wirklich das Reich des Königs, und der König ist Gott. Darum das Königreich Gottes, so könnte man es am besten auf Deutsch sagen: das Königreich Gottes. Jedes Mal, wenn es "Reich" heißt, ist eigentlich das Königreich Gottes gemeint.
Also war das Königreich Gottes in der Person des Königs da. Aber dann lesen wir in den Evangelien: Die Masse seines eigenen Volkes lehnte den König ab, und schließlich wurde der König sogar getötet. Aber er ist am dritten Tag auferstanden und in den Himmel gegangen.
Damit begann die zweite Phase des Reiches Gottes. Der König ist nicht auf der Erde, sondern im Himmel sitzt er zu Rechten des Thrones Gottes als Mensch. Aber er hat seine Jünger auf der Erde, seine Knechte.
Das hat der Herr Jesus zum Beispiel in Matthäus 13 in den Gleichnissen des Reiches Gottes, des Reiches der Himmel, erklärt und gezeigt. Dort gibt es ein Reich hier auf der Erde, in dem es gute und schlechte Knechte gibt, Weizen und Unkraut, gute Fische und schlechte Fische, die mit dem Netz gefangen werden.
Das entspricht dem, was wir im Deutschen als Christenheit bezeichnen.
Ja, "freue dich, oh Christenheit", heißt es in dem Weihnachtslied. Christenheit umfasst alle, die sich zu Christus, dem König, bekennen, ob sie nun echte Gläubige sind, wiedergeboren, oder nur Bekenner.
Das umfasst das Reich Gottes in der heutigen Zeit: eine Vermischung hier auf Erden, aber der König ist im Himmel.
Und das wollte Philipp sagen: Er ist im Himmel, aber er regiert eben nicht sichtbar über diese Welt.
Der Herr Jesus sagte ja zu Pilatus: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Wer von dieser Welt ist, der kämpft um seine Knechte.
Genau, und damit wollte er sagen, als er zu Pilatus sagte: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt", dass diese dritte Phase noch nicht da ist. Denn dann wird sich die Situation im Reich Gottes völlig ändern.
Der Tag wird kommen, an dem der Messias das zweite Mal als König auf den Wolken des Himmels kommt. Er wird dann die ganze Welt übernehmen, die Herrschaft über alle Nationen übernehmen und von Jerusalem aus – ob die UNO will oder nicht – die ganze Welt regieren im Reich Gottes.
Dann wird auch das Ungerechte auf dieser Erde sofort gerichtet werden. Gott wird dann eine direkte Regierung haben.
In der zweiten Phase geschieht so viel Unrecht in der Christenheit, und die Menschen können sagen: "Ja, Gott schaut zu und greift nicht ein."
Im Moment greift er noch nicht ein. Erst wenn Phase drei kommt.
Diese Phase drei entspricht dem, was in der Offenbarung 20 als das tausendjährige Friedensreich bezeichnet wird.
Dann wird der Teufel tausend Jahre gebunden sein und die Nationen nicht mehr verführen können.
Und da muss man denen von der Bundestheologie sagen: Wenn ihr sagt, das tausendjährige Reich sei jetzt, dann ist der Teufel los, nicht gebunden, und verführt die Nationen weltweit.
Jetzt verführt er auch wieder die ganze Welt, die gegen Gottes Plan ist. Jerusalem ist die Hauptstadt des Volkes Israel, und dagegen stimmen viele.
Es ist so wie in Psalm 2: "Was toben die Nationen und sinnen Eitles, die Völker."
Es ist genau das.
Also sehen wir vor uns: Das ist die Situation in der zweiten Phase.
Aber dann, in der dritten Phase, wird Gott alles bestimmen, er wird direkt eingreifen, und Satan wird gebunden sein.
Es wird wirklich tausend Jahre Frieden auf Erden geben.
Darum spricht die Bibel an so vielen Stellen über das Reich Gottes. Man muss immer erklären, wenn man davon spricht, was man genau meint, um Verwirrung und Missverständnisse zu vermeiden.
Ich wollte euch das in dieser Art erklären. Für mich war es bisher komplizierter, aber diese Auflistung ist eigentlich recht verständlich.
Denn das Reich Gottes ist jetzt gegenwärtig, aber auch zukünftig und auch gewesen.
Ja, du wolltest darauf hinweisen, dass es einen gegenwärtigen, zukünftigen und auch vergangenen Aspekt gibt.
Gut, und das haben wir hier so auf den Punkt gebracht.
Die Wehe-Rede: Warnung an die Reichen (Lukas 6,24-26)
Ja, gehen wir weiter. Edmund, liest du Verse 24 bis 26?
"Aber wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin. Wehe euch, die ihr voll seid, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen. Wehe, wenn alle Menschen wohl von euch reden, denn ebenso taten ihre Väter den falschen Propheten."
Also jetzt haben wir den Kontrast: "Wehe" ist das Gegenteil von "glückselig". Hier droht Gottes Fluch, Gottes Gericht und Friedelosigkeit dem Menschen. Wenn der Herr Jesus also hier die Reichen anspricht, könnte man sagen: "Ja gut, aber Matthäus war ja auch ein Reicher." Ja, das hatten wir ja gesehen. Er hat diesen ungerechten Reichtum hinter sich gelassen und ist ein Nachfolger von Jesus Christus geworden. Er war bereit, sogar ein armer Jünger zu werden.
Jetzt die Frage: Was ist mit einem Christen, der immer noch reich ist? Müssen alle reichen Christen den Reichtum aufgeben? Wir kennen die Geschichte mit dem reichen Jüngling. Der Herr wies ihm auf den wunden Punkt hin, als er meinte, er hätte alles im Gesetz erfüllt: "Verkaufe alles, was du hast, gib es den Armen und folge mir nach." Das war zu viel.
Aber jetzt die Frage: Muss jeder Reiche, wenn er sich bekehrt, arm werden? Bei Matthäus war das der Fall. Der Herr hat ihn klar berufen in seiner Nachfolge, und sein ungerechtes Geschäft musste er aufgeben. Den Reichtum will ich sagen, nicht unbedingt, wenn man Geld hat. Aber man muss bewusst sein, dass man nicht das Geld als Liebe hat, sondern den Herrn liebt. Dann darf man das Geld und den Reichtum behalten.
Aha, also Reichtum darf man behalten, aber nicht mehr Liebe zum Reichtum, sondern Liebe zum Herrn. Natürlich dann auch das Geld für den Herrn richtig einsetzen, also in die Mission gehen, das Geld sinnvoll verwenden.
Ah, den Reichtum auch richtig einsetzen, gut. Aber jetzt ist das eine Behauptung. Könntest du uns das mit einer Schriftstelle belegen, damit wir es glauben? Sonst glauben wir dir nichts.
Wenn wir jetzt die Apostelgeschichte nehmen, dann haben wir verschiedene Geschichten, in denen die Gläubigen sich verkauften, um den Aposteln für die Gemeinde und die Vision zu dienen. Es entstand eine gemeinsame Kasse, von der alle lebten, weil sie Gaben in Reichtum hatten. Ein Beispiel ist der Anfang der Apostelgeschichte, wo viele reiche Christen ihre Immobilien, Häuser und Äcker verkauften und das Geld den Aposteln der Gemeinde gaben.
Ja, das wäre eher ein Beispiel, so wie Matthäus Levi seinen Reichtum aufgab. Aber es gibt noch andere, die helfen: vermögende Frauen, die dem Herrn Jesus mit ihrer Habe dienten. Das kommt übrigens im nächsten Teil, Teil vier. Können wir jetzt gerade mal schauen, wie dort Reichtum eingesetzt wird? Liest du vor Lukas 8, Vers 3? Ab Vers 1 werden diverse Jüngerinnen des Herrn Jesus beschrieben. Lies bitte vor.
Natürlich, Edmund, du bist der Leser! Von Vers 1 an.
Von Vers 2 an: "Und einige Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren, Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen ausgefahren waren, und Johanna, die Frau des Chusa, des Verwalters Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen mit ihrer Habe dienten."
Mit ihrer Habe dienen. Ich meine, diese Johanna musste ja schon ein Konto haben. Sie war die Frau Chusas, eines Verwalters des Herodes. Ihr Mann war ein hoher Beamter des Vierfürsten Herodes Antipas von Galiläa. Und sie kam zum Glauben. Von Susanna wird nichts über den Mann gesagt, aber sie dient mit ihrem Vermögen. Das heißt, sie hat das Vermögen nicht einfach weggegeben, sondern es so eingesetzt, dass es dort gebraucht wurde.
Ja? Nein, ich wollte vorher noch sagen: Wenn heute jemand reich ist und das auf legale Art geworden ist, ist das etwas anderes, als wenn es umgekehrt wäre. Das ist ein wichtiger Unterschied. Wenn jemand illegal reich geworden ist, wie viele Zöllner – denken wir an Matthäus Levi –, dann ist das etwas anderes als bei jemandem, der durch Fleiß und gesunde Sparsamkeit reich geworden ist. Das sieht man bei vielen Christen.
Sie sind fleißig, zuverlässig in der Arbeit, brauchen das Geld nicht für Vergnügen am Wochenende und überlegen sich, wie sie ihr Geschäft erhalten. Viele zerstören ihr Geschäft durch zu viel Vergnügen am Wochenende. Das ist ein ganz wesentlicher Faktor. Durch eine gesunde Ethik im Leben ruht ein Segen auf ihnen, und ihre Geschäfte entwickeln sich.
Aber jetzt noch eine Bibelstelle, die uns das wirklich klar macht: 1. Timotheus 6, und zwar Vers 17. Lies uns vor.
Und noch eine Bemerkung: Es wurde vorhin erwähnt, wie viele reiche Christen ihre Immobilien verkauften – Apostelgeschichte 2 bis 7. Das war so im ersten Jahr des Christentums. Es war kein Gebot, sondern sie taten das freiwillig. Der Heilige Geist bewirkte das in ihren Herzen. Nicht alle auf einmal, sondern je nach Bedarf wurden Immobilien verkauft und das Geld der Gemeinde zur Verfügung gestellt.
Aber das war nur im ersten Jahr so. Später in der Apostelgeschichte sehen wir, dass Christen ganz klar Privateigentum haben. In Apostelgeschichte 11 war Not in Judäa bei den Gläubigen. Die Gläubigen in Nordsyrien, in Antiochia, sammelten, je nachdem, wer Besitz hatte. Da sieht man, nicht alle hatten alles gemeinsam, sondern es gab soziale Unterschiede.
Gott will das Privateigentum und schützt es. Das ist eigentlich schon in den zwei Tafeln vom Sinai festgeschrieben: "Du sollst nicht stehlen." Das ist eine klare Absage an Sozialismus und Kommunismus. Gott will den Privatbesitz und schützt ihn. Auch das zehnte Gebot schützt das Privateigentum: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Besitz und auch nicht seine Frau." Gott schützt das Privateigentum.
Jetzt sehen wir 1. Timotheus 6, das ist geschrieben etwa im Jahr 64 nach Christus, Vers 17: "Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, nicht hochmütig zu sein, noch auf die Ungewissheit des Reichtums Hoffnung zu setzen, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss; Gutes zu tun, reich zu sein in guten Werken, freigebig zu sein, mitteilsam, in der Gerechtigkeit, indem sie sich selbst eine gute Grundlage für die Zukunft sammeln, um das wirkliche Leben zu ergreifen."
Das ist doch interessant, hier steht wirklich ein Abschnitt an die reichen Christen gerichtet. Man kann das im Kontrast zu Vers 10 im gleichen Kapitel sehen. Dort heißt es:
"Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, welche die Menschen in Verderben und Untergang versenken. Denn eine Wurzel alles Bösen ist die Geldliebe, nach der einige getrachtet haben und vom Glauben abgeirrt sind und sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben."
Da sehen wir etwas Interessantes: Die, die reich werden wollen, sind nicht die Reichen, sondern diejenigen, die gerne reich sein möchten. Das ist gefährlich.
Man muss sagen, wenn junge Leute sich sagen: "Ich gründe eine GmbH, gebe da meine Tausende von Franken rein, und mein Ziel ist, reich zu werden," dann ist das die falsche Basis. Hier haben wir eine Prophetie, was dann geschehen wird. Die, die reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstrick, in viele unvernünftige und schädliche Begierden. Die Geldliebe ist eine Wurzel alles Bösen. Das ist eine gefährliche Sache.
Aber wenn jemand eine GmbH gründet, fleißig ist und sein Vertrauen nicht auf den Reichtum setzt – denn man kann schnell alles verlieren –, dann ist das anders. Wir wissen, wie anfällig das Wirtschaftssystem ist. Schon in wenigen Tagen könnten die Reichen plötzlich gar nichts mehr haben.
Da heißt es eben, nicht auf den Reichtum zu hoffen, sondern auf Gott. Paulus sagt, sie sollen mitteilsam sein, bereit geben, wo es nötig ist, aber nicht dort, wo es nicht nötig ist.
Wenn mich also jemand am Bahnhof bittet: "Könntest du mir ein paar Franken geben? Ich muss für den Zug etwas haben," und man sieht, dass die Person Drogen braucht, wäre es falsch, ihr Geld zu geben. Die Freigebigkeit wäre falsch angewandt. Man könnte sagen: Wenn man merkt, die Person hat Hunger, kaufen wir ihr ein Sandwich. Aber manchmal lehnen sie das ab. Gut, aber man hat es ihnen angeboten.
Reich werden wollen ist etwas ganz anderes und gefährlich.
Und wann ist man reich? Das hängt auch davon ab, in welchem Land man lebt und mit wem man sich vergleicht. Wenn jemand 6.000 Baht in Thailand hat, denkt er, das ist ein guter Monatslohn. Bei uns wären das etwa 180 Franken – das ist nichts.
Das kommt also aufs Land an. Im Prinzip können wir sagen, die meisten in der Schweiz sind reich, sogar die, die vom Staat unterstützt werden. Manche können trotzdem Weltreisen machen, was früher nur Superreichen möglich war. In den 1960er Jahren war es ein Traum, nach Amerika zu reisen.
Darum können wir das, was hier über die Reichen gesagt wird, sehr direkt auf uns alle beziehen.
Zum Abschluss noch einmal Lukas 6: Der Herr warnt die Reichen, die ihren Reichtum und Wohlstand genießen, aber ohne Gemeinschaft mit dem Herrn leben. Darum habe ich diese Gegensätze aufgezeigt.
Hier haben wir das Essen von Matthäus Levi mit den Zöllen und Sünden, zu dem der Herr Jesus einlädt. Das ist etwas ganz anderes als das Leben der Reichen, besonders der Pharisäer, die reich waren. Letztes Mal haben wir in Lukas 16 gelesen, dass sie geldliebend waren – typisch für sie.
Das ist das Essen ohne den Messias: Das Leben genießen ohne Gemeinschaft mit dem Herrn. Das ist etwas ganz Furchtbares. Darum sagt der Herr: "Wehe euch, wehe euch!"
Wahre Freude und Genuss im Buch Prediger
Aber wir haben ein Buch in der Bibel, das uns zeigt, wie wahrer Genuss aussieht: Prediger. Und damit wollen wir schließen.
Das Buch Prediger hat übrigens auch einen wunderbaren Aufbau. Am Ende jedes Teils im Buch Prediger endet es mit Freude. Dieses Buch spricht von Eitelkeit der Eitelkeiten und Haschen nach Wind – man könnte sagen, es ist ein Buch von Frustration. Doch jeder der neun Teile endet mit Freude, wobei der letzte Teil sogar mit Freude beginnt und alle anderen mit Freude enden.
Dazu haben wir einen ganz wichtigen Schlüsselvers: Prediger 2,24. Dort heißt es: „Es gibt nichts Besseres für den Menschen, als dass er isst und trinkt und seine Seele Gutes sehen lässt bei seiner Mühe.“ Und jetzt kommt die Pointe: „Auch da sah ich, dass dies alles aus der Hand Gottes kommt, denn wer kann essen und wer kann fröhlich sein ohne mich?“ Jawohl, „ohne mich“ – das ist quasi ein Zitat des Predigers, wie Gott spricht.
Andere haben das sinngemäß angepasst mit „Wer kann genießen ohne ihn, ohne Gott?“ Aber wörtlich steht wirklich: „Wer kann genießen ohne mich?“, sagt Gott. Und das ist der Punkt: Wenn wir alles, was Gott uns im Leben schenkt, alle Freuden – und da kann ja jeder für sich mal eine Liste machen, was Gott mir alles an Freuden in meinem Leben gegeben hat – bewusst wahrnehmen, dann wird es besonders.
Auch diejenigen, die nicht verheiratet sind und vielleicht denken, sie könnten nur glücklich sein, wenn sie verheiratet wären – das denken nicht alle Unverheirateten, aber manche schon – sollten einmal aufschreiben, was der Herr ihnen alles gegeben hat. Dann kommt man auf eine sehr große Liste. Wenn man das dankbar aus der Hand Gottes annimmt und auch das tägliche Essen mit einem bewussten Dank aus Gottes Hand empfängt, dann kann man es richtig genießen.
Dann wird man auch nie übertreiben beim Essen, sondern aufhören, wenn man genug hat. Man hat einen ganz anderen Genuss als jemand, der meint: „Mein Glück besteht jetzt darin“, ich hätte fast gesagt, „Fressen“ – und dann kommt der Überdruss am Schluss und das Gefühl: „Hätte ich doch weniger gegessen.“ Das ist kein Genuss.
Aber wenn man es mit Dankbarkeit aus der Hand des Herrn nimmt, ebenso alle anderen Freuden wie schöne Musik, schöne Landschaften oder wenn Gott uns Kinder schenkt – die Freude an Kindern –, dann sind das alles Dinge, die wir genießen können, wenn wir sie ganz bewusst aus der Hand des Schöpfers empfangen. Das hat eine ganz andere Qualität als für die Menschen dieser Welt, denen der Herr sagt: „Wehe euch, Reichen!“
Abschließende Gedanken zum Wohlstand und Lebensstil
Christoph, noch zum Schluss: Wenn wir betrachten, dass der Westen seinen Reichtum meistens auf Kosten anderer Länder erworben hat, dann stellt sich die Frage, wie wir als Christen damit umgehen sollten.
Wenn wir zum Beispiel Smartphones, elektronische Geräte und all die anderen Vorzüge nutzen, müsste man eigentlich sagen, dass wir eher ein einfacheres oder bescheideneres Leben führen sollten.
Ich denke, es wäre schade, wenn ich versuche, dir diese Frage in 30 Sekunden zu beantworten. Es geht darum: Der Westen lebt auf Kosten anderer Länder. Sollten wir deshalb nicht bescheidener werden in unserem Lebensstil?
Was bedeutet es für uns, wenn unser Wohlstand darauf beruht, dass Menschen im Elend Rohstoffe, zum Beispiel in Bergwerken, erarbeiten müssen?
Darauf wollen wir beim nächsten Mal gerne zurückkommen.
Lass uns zum Schluss noch beten.