Wir durften in den vergangenen Tagen hier auf der langen Steinbacher Höhe bewegende Tage der verfolgten Gemeinde unter dem Thema „Unerschütterliche Hoffnung“ erleben.
Wer kann denn unerschütterliche Hoffnung haben in den Schwierigkeiten und Herausforderungen dieser Welt, erst recht in den Schwierigkeiten und Herausforderungen der Verfolgung? Darum ging es in den vergangenen Tagen. Dabei kann man bei einem Richard Wurmbrand erleben, dass es 14 Tage durch die Nacht gehen kann – und Gott dennoch das Blatt wenden kann. So hat es auch Hiob erlebt.
Auch in dem Predigttext heute Morgen, dem Magnifikat, dem Lobgesang der Maria, wird von nichts weniger als einer radikalen Zeitenwende berichtet. Ihr Lieben, Gott kann alles auf den Kopf stellen.
Was, wenn ich euch heute Morgen einen Tipp geben könnte, wie euer Leben noch einmal ganz anders werden könnte – ganz anders? Das lieben wir ja aus den Filmen: Wenn sich eine Problemsituation verdichtet und sich plötzlich das Blatt wendet. Was, wenn das auch in deinem Leben geschenkt werden könnte?
Bleiben wir bei den Filmen: Heute ist es oft so, dass die Leute den Abspann nicht sehen wollen, mit all den Informationen. Wahrscheinlich waren die Artisten und Künstler beleidigt, und irgendetwas musste man tun. Deshalb versteckt man am Ende noch Filmsequenzen, die noch einmal ganz spannend sind. Allerdings haben viele da schon abgeschaltet. Ich hoffe, ihr schaltet heute Morgen nicht ab.
Wie gut, dass wir die Bibel haben mit den Berichten darüber, wie es ganz anders werden kann. Aber wir müssen dranbleiben. Richard Wurmbrand musste dranbleiben – 14 Jahre Gefangenschaft. Hiob musste dranbleiben – und dann hat er es doch erlebt.
Und so erleben wir diesen Einstieg in die Adventszeit, dieses Magnificat der Maria. Magnificat – sie will Jesus groß machen, sie will Gott groß machen. Magnificare bedeutet „groß machen“, im Griechischen megaluno, mega – groß.
Das ist schon erstaunlich. Ihr kennt euch hier auf der langen Steinbacher Höhe mit der Bibel aus: Vierhundert Jahre lang hat Gott geschwiegen. Vierhundert Jahre! Stellt euch vor, die Dortrechter Synode wäre das letzte Ereignis gewesen, bei dem wir Gott in Europa hätten reden hören.
Jetzt fragt ihr vielleicht: Dortrechter Synode? Was ist das denn? Wann war das? Wo hat das stattgefunden? Die Dortrechter Synode fand 1618 und 1619 in Dordrecht statt. Wir haben dieses wichtige Datum der Reformation fast vergessen. Vierhundert Jahre lang hat Gott geschwiegen. Maleachi war der letzte Prophet.
Dann aber kommt Gabriel und spricht, und Gott redet wieder. Maria, Elisabeth und viele andere hören Gottes Wort. Es ist jetzt wichtig, dass wir Gott auch in unser persönliches Leben hineinsprechen lassen. Denn Gott handelt auch heute, Gott wirkt in der Welt bis in Ewigkeit.
Ich hoffe, ihr habt nicht abgeschaltet. Um diese Welt zu verstehen, um diese Zeit zu verstehen, brauchen wir die Perspektive, das große Narrativ der Bibel. Wo kommen wir her? Es wird uns erzählt, dass Gott am Anfang alles erschaffen hat. Er hat dich erschaffen, er hat mich erschaffen.
Ja, aber dann verstehen wir die Welt immer noch nicht. Warum sieht die Welt so aus, wie sie aussieht? Die Bibel sagt: Da war eine Schlange, da kam die Versuchung, und alles brach zusammen. In dieser Not und in diesem Elend stecken wir.
Dann ist es der alte Vater Jakob, der segnend über seinen Söhnen plötzlich ausruft: „Wir warten auf deinen Heil.“ Und jetzt, mit diesem Bericht, und dann Simeon vor dem Tempel, der später Jesus in den Arm nehmen darf und sagt: „Nun haben meine Augen deinen Heiland gesehen.“ Das ist das Thema der Erlösung.
Darüber freuen wir uns in diesen Advents- und Weihnachtstagen, dass wir das ganz neu erfassen können. Aber dann geht Marias Blick noch weiter – auf die Ewigkeit, eine neue Schöpfung.
Bei unserem Text stehen wir beim Thema der Erlösung: Woher kommt mir Hilfe? Das ist die Frage der Menschen um uns herum. Durch alle Jahrhunderte war das die Frage, und es mag sein, dass sie heute Morgen bei vielen von uns auch die Frage ist.
Jetzt haben wir diese Ansage: Da kommt einer, der Retter, der Erlöser, der Heiland in diese Welt. „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich über Gott, meinen Heiland.“
Hoffentlich habt ihr noch nicht abgeschaltet, hoffentlich bleibt ihr dran – auch in der Geschichte eures Lebens. Hoffentlich lasst ihr Gott zum Zuge kommen. Das Beste kommt noch. Advent ist Erwartung.
Davon spricht unser Predigttext!
Wie gesagt, Maria verkündet hier nichts Geringeres als eine Zeitenwende. Und was nun? Wie soll es weitergehen? Alles darf anders werden, alles darf anders werden.
Marias Worte sind auch ein Abgesang. Ein Abgesang auf diese Welt, auf die Mächte und Welten, auf die Regierungen und Staaten. Nichts wird so sein wie früher.
Ihr Lieben, das war schon zu Jeremias Zeiten die trügerische Hoffnung: die guten alten Tage, wenn wir doch nur wieder zurückkämen. Doch Jeremia sagt: Nein, suchet der Stadt Bestes, richtet euch ein. Die Situation ist, wie sie ist.
Ja, Gott wird etwas Neues tun, aber die alte Zeit kehrt nicht zurück – auch in Deutschland nicht.
Und dann öffnet Maria fast schon ein wenig den Vorhang zu den Seligpreisungen. Lest heute im Laufe des Tages noch einmal dieses Kapitel: Lukas 1, Verse 46 und folgende, vor allem.
Selig sind, die da geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind die, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Selig sind, die hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.
Das Beste kommt noch. Hoffentlich habt ihr in eurem Leben noch nicht abgeschaltet. Bleibt dran, Jesus kommt!
Wenn wir in diese Weihnachtszeit hineingehen, was wollen wir da feiern? Natürlich die feste Liebe, dass Jesus in die Welt gekommen ist, aber vor allem doch, dass er kommt – er kommt wieder.
Das ist unsere Hoffnung. Nicht als Kind in der Krippe, nicht verborgen in Bethlehem, sondern mit Macht und Herrlichkeit kommt unser Herr. Wenn er kommt, wird er alles wieder zurechtbringen. Darum singt Maria: „Mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes.“
Und jetzt, ja, jetzt wird alles auf den Kopf gestellt. Jetzt werden die Gewaltigen vom Thron gestoßen, jetzt werden die Niedrigen erhoben. Was sich damals in Bethlehem ereignete, bleibt diesem Mächtigen und Einflussreichen verborgen. Selbst die Bewohner dieses Dorfes Bethlehem bekommen davon nichts mit.
Nur die Hirten hören: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ Aber auch für die Hirten reicht diese Information alleine noch nicht. Die Hirten mussten sich aufmachen.
Ihr Lieben, und das wünsche ich uns, das wünsche ich mir, das wünsche ich dir: dass wir uns in dieser Advents- und Weihnachtszeit aufmachen, dass wir das Evangelium wirklich hören und dass wir uns aufmachen, Jesus zu suchen und ihm zu begegnen.
Maria zeigt uns fünf Wahrheiten, die auch heute für uns wichtig sind. Diese fünf Wahrheiten über den Glauben möchte sie groß machen.
Die erste Wahrheit lautet: Der Glaube bringt persönliche Veränderung.
Der Glaube bringt persönliche Veränderung. Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich meines Gottes, meines Heilandes.
Das ist schon erstaunlich, was Maria hier sagt: Freude. Ja, darum geht es ja in der Adventszeit, in der Weihnachtszeit. Und genau diese Freude wünsche ich euch. Aber was ist das für eine Freude? Es geht hier um eine ganz besondere Freude.
Die Freude, die Maria beschreibt, passt so gar nicht in unsere Zeit. Sie sagt: „Ich freue mich meines Gottes, meines Heilandes.“ Das können die Menschen um uns herum doch gar nicht verstehen. Wie soll das gehen? Gott ist so fremd, so fern. Gibt es überhaupt einen Gott? Zwischen uns und Maria liegen ja Welten.
Ihr Lieben, an Gott kann sich nur freuen, wer ihn kennt. Wer keine Beziehung zu Gott hat, der kann sich auch nicht an ihm freuen. Maria singt voll Freude, sie ist davon erfüllt.
Stellt euch nun einmal ihre Situation vor: Wie sah sie aus? Ungewollt oder nicht? Sie hatte ja eingewilligt, aber plötzlich war sie schwanger. Josef ging durch eine Krise, er wollte sie heimlich verlassen. Die Reise nach Bethlehem – das war alles schwierig. Kopfzerbrechen, Sorgen: Wie soll das alles gehen?
Und in diesem ganzen Durcheinander freut sich Maria. Sie singt ihr Loblied. Das ist es, was sie fröhlich macht: Gott, ihr Heiland, das genügt ihr.
Darf ich dich heute Morgen, am Beginn der Adventszeit, mal ganz persönlich fragen? Können wir so reden? Hat Gott unser Leben so ganz in seiner Hand? Sind wir so ganz bei ihm geborgen, dass wir trotz aller Schwierigkeiten um uns herum – Inflation, Krieg, Energiekrise und was es alles ist – sagen können: Er ist mein Heiland, mein Retter, mein Soter, mein Helfer?
Der haut mich raus, der ist bei mir, auf den kann ich mich verlassen. Ohne ihn geht nichts. Aber wenn Jesus nur bei mir ist, mich begleitet auf Schritt und Tritt, dann komme ich klar. Er will mich führen, er will mich und dich segnen, er will, dass wir ihm vertrauen. Ich brauche mich nicht mehr zu sorgen.
Mein Heiland – das ist die Weihnachtsfreude. Euch ist heute der Heiland geboren, darum geht es.
Dann der zweite Punkt.
Der Glaube gründet sich auf Gottes Barmherzigkeit, Treue und Verheißung. Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht. Barmherzigkeit – was für ein Begriff! Da können die größten Kathedralen leer bleiben, da können Bischöfe reden und machen, was sie wollen, und doch geschieht nichts.
Die weltliche Macht stößt an ihr Ende. Diese Welt behauptet, sie brauche Gott nicht. Doch Gott geht dennoch seine Wege und erreicht die Niedrigen. Du hast die Niedrigkeit deiner Magd angesehen. Gott kann auch dein Leben und mein Leben, unser angefochtenes Leben, nehmen und segnen.
Unsere Beschränkung, unsere kleine Kraft, das muss uns gar nicht stören. Da singen wir: Es wird sich erweisen, dass du ihm treu bleibst. So wird er dich entbinden, da du es am wenigsten erwartest.
Maria hat Gott geglaubt und wurde ein Werkzeug in seiner Hand. Elisabeth sagt: „Unselig bist du, die du geglaubt hast, denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.“ Maria lässt Gottes Plan und Gottes Willen für sich gelten, und das müssen wir auch tun. Darum geht es.
Ich möchte lernen – und ich denke dabei ganz persönlich an mich, weil das auch meine Schwierigkeit ist – mich nicht gegen die Schwierigkeiten und Umstände, die mir nicht gefallen, in meinem Leben immer nur aufzulehnen. Das soll anders werden, leichter werden. Endlich mal ein paar Jahre nur geradeaus, nur leicht, ohne Schwierigkeiten.
Ich möchte in diesem meinem schwierigen, brüchigen Leben einfach erfahren, dass Gott führt, dass er mich segnet. Paulus darf das hören: „Lass dir an meiner Kraft genügen.“ Barmherzigkeit – dieser Jesus, das ist doch der gute Hirte, der dieses verlorene Schaf sucht, der es sich auf die Schultern legt und trägt.
Barmherzigkeit – der barmherzige Samariter, der sich kümmert um die, die unter die Räuber gefallen sind. Er will uns heil machen, er möchte uns zurechtbringen, er will sich dir schenken.
Die Mächtigen und Gewaltigen bekommen das nicht mit. Die Gemeinde Jesu ist oft ganz unscheinbar und unbedeutend: in China die kleinen Hauskreise, die sich im Verborgenen treffen, oder in Indien die armseligen Dorfgemeinden. Und doch tragen sie dieses Licht der Hoffnung, der unerschütterlichen Hoffnung, in die dunkle Welt.
Und in Deutschland sagen viele: „Ja, ich weiß gar nicht, was ihr mit eurem Jesus habt, was soll das denn?“ Ja, Maria weiß, was wir mit diesem Jesus haben: mein Heiland, mein Retter. Und es ist wichtig, dass wir das auch heute Morgen so sagen und beten können.
Ein dritter Gedanke...
Jetzt willst du gar nicht mehr weiter. Der Glaube weiß: Es wird regiert. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffertig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.
Ihr Lieben, ja, Gott kann die ganze Welt auf den Kopf stellen. Gott sitzt im Regiment. Die Mächtigen dieser Welt sind nicht wichtig, sie sind nur Randfiguren der Geschichte. Ein König oder ein Kaiser Augustus – ja klar, der kann noch einen Befehl erlassen, und auch Maria muss dem folgen. Ein Pontius Pilatus kann etwas beschließen, und Jesus wird gekreuzigt, der Heiland wird ans Kreuz gehängt.
Die Mächtigen dieser Welt – davon lesen wir in der Zeitung, davon sehen wir im Fernsehen, hören davon im Internet. Wie kann Maria so etwas sagen: „Er stößt die Gewaltigen vom Thron“? Wie kann ein junges Mädchen so etwas behaupten? Was weiß denn Maria schon von Politik, Kapital und Militär? Aber sie sagt es, weil sie es so erfahren hat: Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Du hast die Niedrigkeit deiner Magd angesehen. Gott hat Maria erwählt. Er möchte mit ihr etwas erreichen. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakobs in Ewigkeit. Sein Reich wird kein Ende haben (Lukas 1,52-55).
Wenn Gott sein Reich baut durch einfache Menschen wie dich und mich, wenn er seine Heilsgeschichte so zum Ziel bringt, dann können Menschen toben und machen, was sie wollen. Da können die Mächtigen dieser Welt sich auf den Kopf stellen, da können sie wüten – und doch kommt Gott zum Ziel durch alle Schwierigkeiten hindurch. Maria wusste das.
Gott hält die Fäden in der Hand. Maria wusste: Er setzt Könige ein, er setzt Könige ab. Die Heilsgeschichte hängt ja gar nicht ab von den Königen und Mächtigen dieser Welt. Gott baut sein Reich, sagt Jesus, und die Pforten der Hölle sollen es nicht überwinden (Matthäus 16,18).
Es geschieht in einem Stall in Bethlehem, und es zieht sich durch bis heute. Auch in diesem Jahr werden Hunderte und Aberhunderte von Millionen Christen weltweit Weihnachten feiern. Von den Mächtigen damals redet heute keiner mehr, aber dieser Jesusname wird in die Welt hineingetragen.
Der ehemalige Bundespräsident Heinemann hat es doch so gesagt: Die Mächtigen dieser Welt gehen, unser Herr aber kommt. Die Sache Gottes braucht ja gar nicht die Unterstützung dieser Welt. Wir haben es in diesen zurückliegenden Tagen gehört: Die verfolgte Gemeinde braucht auch gar nicht Mitleid von uns. Nein, sie will uns Vorbild sein.
Jasir Eriks sagte: „Da mache ich mir keine Sorgen um die bedrängten Christen, da mache ich mir mehr Sorgen um uns hier in unserer Sattheit!“ Die Gemeinde Jesu braucht nicht die Unterstützung der Welt. Es ist doch egal, ob irgendein Politiker sich positiv oder negativ dazu äußert. Davon hängt die Heilsgeschichte nicht ab.
Und auch wenn es jetzt bei uns in Deutschland etwas schwieriger wird, da brauchen wir uns doch keine Sorgen zu machen, wenn wir nur bei Jesus sind. Gott baut sein Reich allen Schwierigkeiten zum Trotz, auch trotz der Sorgen, die wir haben, und er führt seine Gemeinde durch die Jahrhunderte.
Jetzt müssen wir in diesen Adventstagen nur persönlich wissen, ob wir uns auch so führen lassen, wie Maria – so vertrauensvoll einwilligen. Der Heiland möchte ja auch mit uns sein Reich bauen. Er möchte ja auch dich und mich mit auf seinen Weg nehmen. Er möchte ja jetzt auch bei uns Einzug halten, dieser Retter, der die Sünden der Welt trägt.
Nein, ganz funktioniert es noch nicht. Der, der die Sünden der Welt trägt – das ist ja sein Name, Jesus. Weil er die Sünden der Welt trägt, das ist das Evangelium. Da ist es vielleicht besser, wir lassen uns ganz aus. Ich weiß nicht, was du heute Morgen mitgebracht hast. In unserem Leben kann ja so vieles durcheinandergehen, da kann ja so vieles schwierig sein, und da brauchen wir dieses Dennoch des Glaubens: Dennoch bleibe ich stets an dir.
Maria hatte gar keine andere Hoffnung als diesen Gott, ihren Gott, ihren Heiland. Sie freut sich an ihm. Gott kann alles auf den Kopf stellen. Und...
Ein vierter Gedanke: Der Glaube hat ein Ziel. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unseren Vätern Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.
Abraham, Mose, Hanna, David – ihr Lieben, reiht euch doch jetzt ein! Wir dürfen uns einfach in diese Geschichte hineinschreiben.
Abraham wusste gar nicht, wohin es gehen würde. Mose stand plötzlich vor dem Meer. Pihuschret, dieser Ort der Verzweiflung, das enge Tal, wurde immer enger. Vor ihm das Meer, hinter ihm die Ägypter. Und jetzt sagen wir, wir seien in einer ausweglosen Situation.
Eli, der sie anschuldigt und sagt: „Gib doch den Wein von dir!“ David, der dem Goliath gegenübersteht. Ihr steht doch in einer großen Reihe von Männern und Frauen, jung und alt, die nicht mehr aus noch ein wussten. Die gefangen waren in den Sorgen und Schwierigkeiten ihres Lebens und nichts anderes hatten als den allmächtigen Gott, der eingreifen musste.
Maria blickt zurück auf Abraham und sieht sich jetzt als Teil dieser großen Geschichte. „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes, denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder, denn er hat Großes an mir getan.“
Dieser Gott hat auch in dir und mir ein Werk angefangen. Und dieser Gott wird auch in unserem Leben das Werk zu Ende bringen, das gute Werk, das er begonnen hat. Weg und Mittel dazu hat er.
Jetzt gilt es nur, dass wir auch den Sorgen gute Nacht sagen und einwilligen: Herr, mir geschehe nach deinem Willen.
Ein fünfter Gedanke
Der Glaube an Gott kann Menschen und ganze Gesellschaften verändern. Dabei denke ich an Geschwister in Vietnam. Die Situation der Gemeinde Jesu in Vietnam ist eine einzige Katastrophe. Wir haben davon gehört: Ungerechtigkeit, Verletzung aller Menschenrechte, eingesperrte Pastoren, ein Willkürstaat, Korruption – ohne Ende. Und mittendrin die kleine Gemeinde Jesu.
Wie sieht es aus in Vietnam? Die Regierung, die mächtig ist, hat alles in der Hand, und die armen Christen können kaum etwas tun. Und doch baut Gott sein Reich.
Manchmal gibt es fast humorvolle Geschichten aus der Missionsgeschichte, wenn man davon erfährt. In Vietnam gibt es ein entlegenes Volk, darüber haben wir gestern gehört, in den Bergen, im Hochland. Dieses Volk war für die Propaganda der Regierung schwer zu erreichen. Dann hatte ein Funktionär eine glorreiche Idee: Wir müssen diesen Familien einfach ein Radio zur Verfügung stellen. Dann können sie unseren Rundfunk einschalten, und wir beschallen sie mit unserer Regierungspropaganda. Gesagt, getan.
Die Volksempfänger wurden verteilt. Die Familien in den Bergdörfern, die schwer erreichbar waren, bekamen ein Radio. Sofort begann die Indoktrination. Aber Gott hat andere Pläne.
Auf den Philippinen gibt es einen Missionssender, die Far Eastern Broadcasting Corporation. Einer der Hamong – so heißen diese Leute, das Volk – fand die Regierungspropaganda langweilig. Er hörte nach, ob man dort vielleicht auch etwas anderes empfangen kann. Dann stieß er auf diesen Missionssender und kam durch diese Sendung zum Glauben an Jesus.
Jetzt könnt ihr euch vorstellen: Er behielt diese Frequenz nicht für sich, sondern gab sie weiter. Mehr und mehr Hamong hörten zu. Am Ende waren es Hunderttausende, die zum Glauben an Jesus kamen.
Mich bewegt das sehr, weil diese Gemeindebewegung inzwischen so groß ist, dass es in Hanoi ein offiziell akzeptiertes theologisches Seminar gibt. Gestern haben wir von den Schwierigkeiten gehört, aber es gibt doch diese Segensspuren.
Ich durfte dabei sein, als der erste Jahrgang, der dieses Seminar durchlaufen hat, als junge Pastoren ins Land entlassen wurde. Ein Vertreter der Regierung, so bedeutend ist die Bewegung dort geworden, hielt ein Grußwort.
Es ist ja auch eine Herausforderung, als kommunistischer Funktionär bei der Verabschiedung von Pastoren aus einem Bibelseminar ein Grußwort zu sprechen. Aber er hat es gut gemacht. Er nahm ein Wort aus den Sprüchen und sagte etwas von der Weisheit. Er wünschte den jungen Pastoren, dass sie weise und gute Staatsbürger seien und sich für Vietnam einsetzen.
Gott baut seine Gemeinde allen Schwierigkeiten zum Trotz.
Auch heute Morgen – das ist ja witzig – habe ich in der Technik gesagt: Bitte diese Bilder mit den Gesichtern nicht im Stream zeigen. Aber jetzt können wir sie alle nicht sehen.
Aber Gott baut sein Reich in Kuba. Wenn man erlebt, wie seit den 1950er Jahren des letzten Jahrhunderts die Kommunisten versuchen, die Kirche zu zerstören, und heute die Gemeinden auf Kuba voller denn je sind, ist das beeindruckend.
Ich war in Havanna in einem theologischen Seminar und durfte dort eine Vorlesung halten. Ich sah in die Augen dieser jungen Leute und fragte sie: Was wollt ihr machen? Sie antworteten: Wir wollen Jesus groß machen – Magnificat, Megaluno – das war ihre Berufung.
Gott baut sein Reich.
Dann denken wir an unser Land: so viel Verhärtung, so viel Verschlossenheit. Aber wir dürfen auch beten für unser Land: Herr, schenke noch einmal ein Hören auf dein Wort.
Dann kommt Gott wieder zu uns zurück und sagt: Jetzt werdet doch solche wie Maria, die Jesus groß macht – Megaluno, Magnificat.
Wovon reden wir? Wovon schwärmen wir? Aber wir wollen doch davon schwärmen.
Wir haben in diesen Tagen das alte Lied gesungen: Ich will dir danken unter den Völkern, ich will dich loben vor allen Menschen.
Ich werde das nie vergessen, kann ich auch nicht, weil das für mich so etwas wie ein zweiter Geburtstag war – am Ende meines Zivildienstes.
Ich fuhr mit dem Auto voller Sachen von Stuttgart, wo ich Zivildienst gemacht hatte, zurück in meine Heimat nach Friesland. Es war der 17. Juni 1988, ein total heißer Tag. Irgendwie war ich wohl dauerhaft zu schnell gefahren.
Plötzlich löste sich ein Reifenprofil vom Reifen – ein Materialfehler. Der Reifenhersteller hat das später bezahlt. Es gibt auch eine Rechnung von der Autobahn, weil die Leitplanken beschädigt wurden. Die Kosten haben sie übernommen. Aber das Auto war kaputt.
Ich hatte nicht mal einen Kratzer.
Ich werde das nie vergessen. Genau in diesem Moment sang ich das Lied: Ich will dir danken unter den Völkern, ich will dich loben vor allen Menschen.
Ich war ganz bedröppelt, stieg aus dem Auto aus und lief auf der Autobahn herum. Ich hatte Glück: Da kam ein Mann von der Bundesbahn. Die hatten so ein Blaulicht auf ihrem Wagen. Er stellte sich quer auf die Fahrbahn, und alles war sicher.
Ich sagte nur: Ich will dir danken unter den Völkern, ich will dich loben vor allen Menschen.
Später fragte ich mich, was die Polizei wohl gedacht hat, als sie kam.
Aber so kann es sein, wenn wir Gott erfahren.
Das war ja das, was Maria geschenkt wurde: Sie hatte Gott erfahren, ihr Herz war voll davon.
Megaluno, Magnificat.
Wovon wollen wir schwärmen? Wen wollen wir groß machen?
Ihr Lieben, wir wollen doch nicht selbst groß herauskommen. Wir wollen doch mit unserem Leben zum Lobe seiner Herrlichkeit sein.
Ich komme zum Schluss: Das Beste kommt noch. Etwas steht ja noch aus – die Neuschöpfung. Maria beschreibt das von ferne.
Wir haben über die Grundlagen des Glaubens gesprochen. Wir haben gefragt: Haben wir diese Hoffnung? Hast du diese Hoffnung? Hast du diesen Glauben? Das ist ja ein verlässlicher Bericht. Lukas war Arzt, aber auch Historiker. Er hat über Fakten geschrieben.
Jetzt sagen manche: „Na ja, gut, das mit der Jungfrauengeburt und so weiter, wie soll das denn gehen?“ Ja, dann brauchen wir ja gar nicht erst anzufangen mit dem Glauben. Eine Jungfrauengeburt ist ja Pipifax gegenüber dem Universum und den Galaxien, die alle von Gott geschaffen sind durch sein Wort.
Aber das mit der Jungfrauengeburt ist natürlich auch theologisch irgendwo wichtig. Denn wenn Joseph der Vater gewesen wäre, ja, dann kann doch nicht ein Mensch aus Fleisch und Blut uns trösten, retten und helfen durch den Tod hindurch. Wie soll das denn gehen?
Nein, nein, der Lukas, der Arzt – es ist ein Arzt, der uns das hier schreibt – der hat das alles recherchiert. Aber er wartet jetzt auch so ein bisschen Glauben von uns an dieses übernatürliche Eingreifen Gottes.
Ihr Lieben, das System dieser Welt ist nicht geschlossen. Gott ist immer noch der souveräne Gott, und er kann eingreifen. Und er greift ein. Und jetzt sind wir gefragt: Entweder oder – wo wollen wir stehen?
Maria hat diesen Lobgesang angestimmt auf ihren Gott, auf ihren Heiland. Welches Lied möchtest du anstimmen?
Ich hatte zu Anfang gefragt: Was wäre, wenn ich dir einen Tipp geben könnte, wie dein Leben noch einmal ganz anders werden könnte? Vielleicht hörst du ja noch zu, vielleicht hast du ja noch nicht abgeschaltet.
Ja, wie kann das denn gehen? Ich kann dir diesen Tipp geben, weil die Bibel uns diesen Tipp gibt in dem Bericht, den wir gehört haben: Mach es wie Maria. Sage Gott: „Mir geschehe nach deinem Willen.“ Übereigne dein zittriges, ängstliches Leben diesem ewigen, allmächtigen Gott.
„Mir geschehe nach deinem Willen.“ Gib die Herrschaft über dein Leben diesem Gott, glaube ihm. Und dann gilt dieses Wort, das Elisabeth der Maria sagte, auch dir: Selig bist du, wenn du glaubst.
Hören wir noch einmal die Wahrheiten des Glaubens, wie Maria sie beschreibt: Er zerstreut die, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.
Maria sieht hier zwei Wege: Hochmut und reiche Sattheit haben keine Verheißung. Aber wer demütig und hungrig kommt, den möchte der Herr mit seinen Gütern füllen.
Wisst ihr, was Sattheit ist? Dann brauchen wir an Weihnachten den Baum und so ein bisschen Geschenke, aber mit den geistlichen Traditionen können wir nichts anfangen. Da muss man schon schmunzeln, oder soll man weinen?
In Berlin hat jetzt Olaf Scholz vom Reichstag ein Weihnachtsbäumchen oder vom Bundeskanzleramt aufstellen lassen. Es wird diskutiert, ob das nicht Energieverschwendung ist, aber immerhin darf es vier Stunden oder so am Tag leuchten.
Also von der Dessertkarte nehmen wir dann schon gerne diese Reliquien der Tradition: den Weihnachtsbaum, die Geschenke. Aber im gleichen Berlin möchte man nicht ertragen, dass am Schloss steht: „In keinem anderen ist Heil.“
Und einmal werden sich alle Knie vor diesem Heiland beugen. Wisst ihr, das ist Sattheit, wenn man so ein bisschen Tradition mitnehmen möchte, die Form, aber wenn man sich für den Inhalt so gar nicht mehr interessiert.
Und wisst ihr, was Hunger ist? Das habe ich einmal in Burkina Faso erlebt, das erschüttert mich bis heute. Mein Freund und ich haben Mangos gegessen, alles abgenagt und die Kerne weggeworfen. Dann haben sich Kinder darum geprügelt, wer das noch aufessen durfte.
Haben wir noch geistlichen Hunger? Maria sagt: Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. „Mir geschehe nach deinem Willen.“
Ihr Lieben, Gott lässt niemanden, der zu ihm kommt, leer weggehen – außer dem, der voll ist von sich selbst. Hochmut und Sattheit oder Demut und Hunger – welchen Weg wollen wir gehen?
Und ich glaube, hier liegt auch das Geheimnis, warum die verfolgte Gemeinde die wachsende Gemeinde ist. Und warum bei uns, wie Winrich Schäffbuch in diesen Tagen sagte, oft Schwindsucht herrscht.
Warum? Weil unsere Sattheit uns im Wege steht. Die Verheißung gilt denen, die demütig sind und hungrig.
Bist du hungrig, bist du demütig, bist du leer, dann darfst du zu Jesus kommen. Er möchte dich füllen, egal wie niedrig und schwach du dich fühlst.