Haggai, der Prophet, unter Serubabel aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, trat im zweiten Jahre des Darius (520) zwei Monate vor Sacharja auf, im Namen Gottes die Wiederaufnahme des im zweiten Jahr nach der Rückkehr (534) nur bis zur Grundsteinlegung gediehenen und nicht nur durch Schuld äußerer Umstände, sondern auch durch Lässigkeit des Volks wieder aufgegebenen Tempelbaues zu betreiben (vgl. Esra 3,8 ff.; Hag. 1,2). Seine und Sacharjas Predigt wirkte; der Bau wurde mit Genehmigung des Darius entschieden in Angriff genommen und in vier Jahren vollendet (vgl. 1,12 ff.; 2,18; Esra 5,1 f.; 6,1-15).
Sein in schmuckloser aber nicht unlebendiger Sprache geschriebenes Buch enthält vier binnen vier Monaten gehaltene Reden. 1) In 1,2-11 wird die Unterlassung des Tempelbaus, die dem Volk Unsegen gebracht habe, gerügt. Die Notiz, V. 12 ff., berichtet den Erfolg dieser Strafpredigt.
2) 7 Wochen später wird 2,1-9 dem wegen der Dürftigkeit des begonnenen Tempels niedergeschlagenen Volk der Beistand des bundestreuen Gottes am Werke verheißen und eine die frühere Herrlichkeit des Tempels weit übertreffende Verherrlichung dieses Hauses geweissagt; denn die Heiden werden daselbst Jahveh huldigen (Luther: „es soll kommen aller Heiden Trost“, richtiger: „die Kostbarkeiten aller Völker“) und Gott wird daselbst Frieden geben.
3) In 2,10-19 wird dem Volk bezeugt, wie es in seiner Lässigkeit vor Gott unrein, durch Unsegen gestraft worden sei, aber fortan, nach Wiederaufnahme des Tempelbaus, gesegnet werde, — 4) Die Rede V. 20-24 verheißt dem Serubabel, daß er bei den demnächst die Königreiche der Völker treffenden Umwälzungen als Gottes Erwählter wie ein Siegelring bewahrt werden soll. Die dem David gegebenen Verheißungen sind damit auf diesen seinen Nachkommen übertragen. „Der eigentümliche Beruf Haggais ist gewesen, zu weissagen, daß die Heilserfüllung an den zweiten Tempel und die Weltherrschaft des Hauses Davids an die Linie Serubabel geknüpft sei!“.