Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt! Amen!
Wir besprechen hier Kurzgeschichten aus der Bibel. Ich glaube, die wenigsten unter uns haben viel Ahnung vom Propheten Haggai. Im ersten Kapitel steht eine Kurzgeschichte: Da sprach Haggai, der Bote des Herrn, der die Botschaft des Herrn an das Volk hatte: „Ich bin mit euch“, spricht der Herr.
Der Herr erweckte den Geist Zerubabels, des Fürsten Judas, den Geist Josuas, des Hohenpriesters, und den Geist des ganzen Volkes. So kamen sie und begannen, am Hause des Herrn, des Gottes Israels, zu arbeiten.
Herr, heilige uns in deiner Wahrheit! Dein Wort ist die Wahrheit! Amen!
Erinnerung an ein bewegendes Herbstlied und die Sehnsucht nach geistlichem Frühling
Meine Freunde, als ich noch ein kleiner Knabe war und im Flügelkleid, sangen meine Schwestern manchmal ein Herbstliedchen. Dieses Herbstlied hat mich tief berührt. Ich war damals ein bisschen sentimental und bin es heute noch. Es rührte mich jedes Mal zu Tränen. Ich erinnere mich, wie ich einfach geweint habe, wenn ich es hörte.
Das Herbstlied heißt so, dass es eigentlich nicht ganz zur Jahreszeit passt. Es beginnt mit den Worten: „Oh, wie ist es kalt geworden und so traurig, öd und leer. Raue Winde wehen von Norden und die Sonne scheint nicht mehr.“ Dann kommt ein Vers, der von Schalmeien spricht. Was das genau war, wusste ich damals gar nicht, und gerade das machte es für mich interessant.
Es heißt weiter: „Möchte hören die Schalmeien unterher den Glockenklang.“ Am Schluss heißt es dann: „Lieber Frühling, komm doch wieder, lieber Frühling.“ Das denken wir übrigens alle im Moment, finden Sie nicht? Lieber Frühling, komm doch bald, bring Blumen und Lieder mit, fülle wieder Feld und Wald oder so ähnlich.
Bei diesem Schluss habe ich immer geweint und ihn nie ganz mitbekommen. Dieses Lied spricht etwas in uns an, gerade an einem Herbsttag. Wie fürchten wir doch alle den Winter, und wie sehnen wir alle den Frühling herbei.
Seit ich ein Mann bin, weine ich bei diesem Liedchen nicht mehr. Doch seit ich ein Mann bin, fürchte ich mehr als den Winter mit Schnee und Eis oder, wie bei uns in den Zonen und Breiten, mit Regen und Sturm. Ich fürchte den geistlichen Winter, den Winter der Herzen. Einen Winter, in dem die Gewissen schlafen, wo die größten Sünder sagen: „Nicht du, Reich und scheue niemand.“ Einen Winter, in dem die Herzen erstarren im Tode irdischer Geschäfte.
Ach, wie sehne ich mich nach einem geistlichen Frühling, nicht nur einem geistigen, sondern einem geistlichen Frühling Gottes. Und ich meine, jetzt, wo der äußere Herbst kommt, ist es vielleicht richtig, einmal von einem geistlichen Frühling zu sprechen.
Warum sollte Gott in dem Winter, der vor uns liegt, nicht hier im Weigelhaus oder in unserer Stadt, in unserem Volk, einen geistlichen Frühling schenken? Ich erbitte es.
Die Bedeutung eines geistlichen Frühlings und ein biblisches Beispiel
Was ist denn das, ein geistlicher Frühling? Jerusalem hat einen geistlichen Frühling am ersten Pfingsttag erlebt. Es heißt dort, es wurden dreitausend Menschen hinzugetan. Hinzugetan wozu? Zu der Schar derer, die ewig gerettet sind durch das Blut Jesu Christi.
Dreitausend Menschen erwachten, kamen zu sich, kehrten um von ihrem alten Leben und glaubten an den Sohn Gottes, den Herrn Jesus. Sie bekehrten sich von Herzen zu ihm. Dreitausend an einem Tag – das war ein geistlicher Frühling.
Wie sage ich das als Sehne, wo jetzt der äußere Winter wiederkommt? Einen solchen Geistesfrühling? Wir singen in Weiglaus gerne ein Lied, dessen erster Vers so lautet: „Wenn Gottes Winde wehen vom Thron der Herrlichkeit und durch die Lande gehen, dann ist es Seelenzeit. Wenn Scharen armer Sünder entfliehen der ewigen Glut, dann jauchzt das Gotteskinder Hoch auf vor Gutemut.“ Das ist geistlicher Frühling.
Geistlicher Frühling im Text: Erweckung und Aufbruch
Meine Freunde, in unserem Text wird ein geistlicher Frühling beschrieben. Als Überschrift für diesen Text und die Predigt möchte ich „Geistlicher Frühling“ wählen.
Ich lese den Text noch einmal vor, denn ich kenne meine Idee, und die meisten haben sie inzwischen wahrscheinlich schon wieder vergessen. Da spricht Haggai, der die Botschaft des Herrn an das Volk überbringt: „Ich bin mit euch“, spricht der Herr. Der Herr erweckte den Geist Zerubabels, des Fürsten, den Geist Josuas, des Hohenpriesters, und den Geist des ganzen Volkes, sodass sie kamen und am Haus des Herrn, dem Tempel ihres Gottes, arbeiteten.
Das ist geistlicher Frühling.
Ich habe den Text in drei Teile gegliedert.
Der Frühlingswind als Zeichen geistlicher Erneuerung
Erster Teil: Der Frühlingswind.
Zum Frühling gehört auch ein Frühlingswind, der weit durch die Lande weht und Eis sowie Schnee zum Schmelzen bringt. Also zunächst der Frühlingswind.
Meine Freunde, auch im geistlichen Frühling gibt es einen Frühlingswind. Gehen Sie noch ein wenig weiter hinter die Tür. Draußen stehen einige Menschen im Freien. Lassen Sie sie noch herein, seid nicht so grausam. Aber lassen Sie die Tür offen, sonst bekommen wir keine Luft mehr.
Sehen Sie, auch im geistlichen Frühling gibt es einen Frühlingswind. Dieser Frühlingswind bringt und kündigt gewissermaßen den geistlichen Frühling an. Es ist die klare Verkündigung des Evangeliums von der freien Gnade Gottes in Jesus.
Ohne diese Botschaft bleibt es geistlich Winter. Ja, meine Freunde, genau das geschieht hier. Haggai, der die Botschaft des Herrn an das Volk überbringt, sagt: Gott sagt ja zu euch. Der Herr ist mit euch, er liebt euch.
Historischer Hintergrund und die Situation des Volkes
Sehen Sie, ich muss ein bisschen weiter ausholen. Hier wird wirklich die Geschichte einer geistlichen Erweckung, eines geistlichen Frühlings, erzählt. Ich glaube, es ist gut, wenn ich ein wenig aushole und Ihnen die Anfänge und Zusammenhänge berichte. Denn ich fürchte, dass kaum einer von uns Theologen eine Ahnung hat, wann und wo Haggai gelebt hat.
Die Sache war so: Israel hatte 70 Jahre in der babylonischen Deportation gelebt. Dann war Babylon zusammengebrochen, und Israel kam zurück, zurück in ihr Land. Dabei ging es ihnen wie den Heimkehrern aus der Kriegsgefangenschaft 1945. Sie fanden nur Trümmer vor, überwachsene Trümmer.
Dann begann es, wie 1945, mit dem Wiederaufbau. Offenbar brachten sie es erstaunlich weit. Es ist merkwürdig, wie ähnlich das unserer Zeit ist, nicht? Sie brachten es erstaunlich weit. Haggai sagt, sie wohnten bereits wieder in getäfelten Häusern.
Doch über diesem ganzen kolossalen Aufbau, diesem Aufschwung und Wirtschaftswunder – wo die Leute schon wieder in getäfelten Häusern wohnten – lag eine eigenartige Unsicherheit. Niemand war glücklich.
Der Prophet drückt das so aus: "Meint ihr nicht, das wäre gerade so eine Schilderung unserer Zeit, eine klassische Schilderung unserer Zeit? Ihr kleidet euch und werdet doch nicht warm." Und wer Geld verdient, legt es in einen löchrigen Beutel. Wer Geld spart, hat Angst vor der nächsten Inflation und Geldentwertung.
Wer Geld verdient, legt es in einen löchrigen Beutel. Ihr kleidet euch und werdet doch nicht warm. Das wurde vor dreitausend Jahren geschrieben – wie unheimlich aktuell das ist!
Die Mahnung des Propheten und das Erwachen des Volkes
Und nun tritt dieser Prophet Haggai auf. Er stellt sich dem verbissen arbeitenden Volk gleichsam in den Weg und sagt: Ihr fühlt doch, dass etwas bei euch nicht in Ordnung ist. Ihr spürt es mit Leib und Seele, dass etwas nicht stimmt.
Ich will euch sagen, was bei euch nicht stimmt: Ihr habt keine Zeit für den lebendigen Gott. Ihr nehmt ihn nicht ernst. Das ist das Problem.
Er sagt es wörtlich so: Ihr sprecht, es sei jetzt noch nicht die Zeit, das Herrenhaus zu bauen. Die Arbeit an eurem eigenen Haus müsse erst abgeschlossen werden, nicht wahr? Der Prophet drückt es so aus: Jeder eilt auf sein eigenes Haus, aber das Herrenhaus liegt wüst.
Erstaunlich, man meint, unsere Zeit wird hier geschildert. Doch nun wird es anders als in unserer Zeit.
Als der Prophet so spricht, erschrickt das Volk. Sie haben Gott nicht ernst genommen. Das Volk erschrickt und horcht auf. Es heißt, sie fürchteten den Herrn. Nein, es heißt sogar noch deutlicher: Sie fürchteten sich vor dem Herrn.
Es wird einem Propheten nahegelegt, den Umkreis dieses Textes, dieser Kurzgeschichte, etwas zu beleuchten. Es wird ein phantastisch interessantes Gespräch des Propheten mit den Priestern erzählt.
Wissen Sie, diese Priester waren vom Geist der Zeit angesteckt. Sie wurschtelten so ihren Laden. Im Übrigen waren sie in ihrem Betrieb auch Manager. Sie betrösteten das ganze Volk. Die Leute waren ein tüchtiges Volk, da müsste ja schließlich alles gut gehen. Und die Leute wollten ja nicht anders hören.
Dann wird ein Gespräch des Propheten mit den Priestern geschildert. Er fragt sie: Was haltet ihr von einem Mann, der einen Toten berührt hat?
Die Priester Israels antworten schaudern: Der ist unrein.
Da sagt Haggai: So spricht der Herr, so unrein ist vor mir dieses ganze Volk. All ihr Tun, euer Kultus und eure Religiosität sind unfähig, Gottes Wort zu hören.
Der lebendige Gott sagt heute zu uns: So unrein ist dieses ganze Volk vor mir, mit all ihrem Tun, all ihrem Tun. Ich kann mir die Ohren zuhalten, bitteschön, aber so spricht er.
Und all ihr Tun, auch eure ganze Christlichkeit und all eure Opfer, so steht es hier.
Jetzt war es anders als in unserer Zeit. Da horchte das Volk auf und fürchtete sich vor dem Herrn.
Die erste Regung eines geistlichen Frühlings: Gottesfurcht
Meine Freunde, wenn Menschen anfangen, den heiligen Gott zu fürchten, ist das das erste Ahnen eines geistlichen Frühlings, das erste Frühlingsahnen. Sie fürchten sich vor dem Herrn – das geschieht nicht auf einmal, sondern in verschiedenen Stufen.
Zunächst empfindet jemand nur ein dumpfes Unbehagen. Er spürt: Es stimmt etwas nicht in meinem Leben. Wenn dieser Pastor Busch recht hätte, bin ich verloren. Von diesem Unbehagen aus kann sich die Situation steigern.
Am Ende steht die restlose Verzweiflung, wenn ein Mensch sagt: „Mich hat Gott verworfen. Meine Sünde ist größer, als sie mir vergeben werden könnte. Ich bin verworfen und habe es verdient.“ Das ist die tiefste Verzweiflung, in die ein Mensch kommen kann – die Überzeugung, dass Gott ihn aufgegeben hat.
Dies ist das erste Ahnen des Frühlings: Sie fürchteten sich vor dem Herrn.
Die Verkündigung des Evangeliums als Frühlingswind
Und meine Freunde: Nun tritt Hagai auf. Bitte passen Sie gut auf! Nun tritt Hagai auf und verkündet das Evangelium, die frohe Botschaft, den Frühlingshauch diesem erschrockenen Volk.
Doch der Herr ist mit euch – eine ganz kurze Predigt. Er sagt: Ja zu euch, er sucht euch, er liebt euch und brennt für euch. Es geht uns zu wie dem verlorenen Sohn. Sie kennen die Geschichte: Wie der Sohn nach Hause kommt und sagt: „Vater, ich habe gesündigt, ich will ein Knecht sein.“ Und dann schließen sich die Arme des Vaters um ihn. Er kann nur staunen, er kann nur staunen.
So fühlt sich diese Folge an: Sie fürchten sich vor dem Herrn, doch er hat euch lieb. Er sagt: Ja zu euch, uns Sündern. Ja, Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, dass die Erkenntnis der Wahrheit komme.
Doch der Herr ist mit euch. Da stehen wir mitten im Neuen Testament. Da höre ich Paulus sprechen, der das Wort auch gehört hat: „Der Herr ist mit uns.“ Und da fährt er fort: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Welcher auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben.“ Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Herrliches Evangelium! Wo dieses Evangelium gepredigt wird, sagt Paulus, kannst du als Sünder selig werden. Sünder, du kannst errettet werden. Wo dieses Evangelium gepredigt und geglaubt wird, meine Freunde, da wehen die Frühlingswinde eines geistlichen Frühlings.
Die Frühlingssonne als Symbol göttlicher Offenbarung
Und nun kommt der zweite geistliche Frühling. Wir sprachen von den Frühlingswinden, jetzt spreche ich von der Frühlingssonne. Von der Frühlingssonne. Ach ja, liebe Sonne, komm doch wieder! Wir wollten heute ein Sportfest machen. Liebe Sonne, komm doch wieder!
Zum Frühling gehört Sonne, und zum geistlichen Frühling gehört auch Sonne. Die Sonne des geistlichen Frühlings ist der geoffenbarte Gott. Im Alten Testament heißt er Jehova, und im Neuen Testament kennen wir seinen Namen Jesus.
Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt, ich bin das Licht der Welt.“ Es ist Winter, wo Jesus nicht ist. Da können Sie es so heiß haben, wie Sie wollen – es bleibt Winter.
Als der Herr Jesus kam, hat ein alter Priester einen Lobgesang gesungen. Dort nennt er den kommenden Herrn Jesus den Sonnenaufgang aus der Höhe. Sonst empfinden wir den Sonnenaufgang, der aus der Tiefe kommt. Man könnte sagen: Sonnenaufgang aus einer anderen Dimension.
Jesus, der offenbarte Gott, ist die Sonne. Im Text heißt es nun: Als der Herr Jesus predigte, da erweckte der Herr den Geist Zerubabels und des Volkes. Da erweckte der Herr geistlichen Frühling. Die Sonne scheint, und der Herr ist in Menschenherzen am Werk.
Da erwacht der Herr. Wie sehne ich mich nach solch einem geistlichen Frühling, wo man nicht mehr vergeblich predigt, wo kein kirchlicher Betrieb ohne Sinn und Verstand abläuft, sondern wo der Herr selbst an den Herzen arbeitet und die Frühlingssonne aufgeht!
Die Freude und Veränderung durch die Frühlingssonne
Wie schön ist Frühlingssonnenschein! Sonst denkt man am Herbsttag im Moment daran: Wie schön ist Frühlingssonnenschein!
Das heißt im Geiste vor mir: Da springen und tanzen die Kinder, und die Opas sitzen in den Anlagen. Sie haben zum ersten Mal wieder kein Ich-Ja-Licht. Die Mädchen und Frauen tragen so fröhliche Kleider wie Siegesfahnen über den Winter. Selbst der schlimmste Pessimist – und es gibt viele von der Sorte – hat ein leises Lächeln auf seinen säuerlichen Zügen: Wie schön ist so ein Frühlingssonnenschein!
Und meine Freunde, wie viel schöner – und endlich viel schöner – ist doch eine geistliche Frühlingssonne, wenn Jesus offenbar wird und am Werke ist. Der Mann von Golgatha mit den Nägelmalen, der Auferstandene, wenn er offenbar wird und am Werke ist.
Sie sagen die Sorgenbeladenen, die keinen Weg wissen: „Sie sagen, die Sonne scheint in unserer Dunkelheit – ein Heiland, ein Heiland! Der mich liebt, der mich kennt und bei meinem Namen nennt.“
Sie sagen die Leute, die Furcht haben heute – ja, sagt jeder Philosoph, alle Furcht. Sie sagen die Furchtbeladenen: „Die Sonne scheint, ein Heiland, ein Heiland mitten in der dunklen Furcht, ein Heiland, der sogar den Tod besiegt hat.“
Ein Heiland, sagen alle, die erweckt sind: Die Sonne scheint!
Und wie haben wir die Finsternis mehr geliebt als das Licht, und wie haben wir uns an ihm versündigt, und wie haben wir alle, alle Jesus gekreuzigt! Und sieh mal die Sonne: Er ist uns doch gnädig, doch er ist mit uns, er sagt Ja zu uns. Es fehlt für mich sein teures Blut, das glaub und fasse ich, es macht auch meinen Schaden gut.
Denn Jesus starb für mich und lebt jetzt – sieh mal die Sonne!
Die Bedeutung des erweckten Geistes
Ich muss Sie noch auf eine ganz merkwürdige Sache in unserem Text hinweisen. Wie ist Ihnen das aufgefallen? Ich bitte jetzt, allen gut zuzuhören.
Doch der Herr erweckte den Geist Zerubabels, des Fürsten, den Geist des Hohenpriesters und den Geist des Volkes. Ich hätte gesagt, das Herz oder das Gewissen, aber hier steht ausdrücklich der Geist. Das scheint mir ein sehr, sehr wichtiger Hinweis zu sein.
Wir meinen oft, wenn ich glauben will, das Evangelium, dann müsse ich meinen Geist in die Kiste verpacken. Glauben meint man, das heißt, alles, was man weiß, wegzutun, Scheuklappen aufzusetzen, die Kirche hat es gesagt, jetzt wird geglaubt und gefressen. Ich glaube nicht, dass die katholische Kirche weithin diesen Glaubensbegriff verbreitet.
Glauben heißt, ja zu sagen zu dem, was die Kirche sagt, auch wenn es unerhört ist, zum Beispiel die Himmelfahrt Mariens. Meine Freunde, das ist nicht biblisch.
Mir sagte neulich ein Mann: „Wenn ich glauben wollte, was in der Bibel steht, muss ich meinen Verstand, Geist und meine Vernunft in der Garderobe abgeben.“ Dies ist ein fundamentaler Irrtum.
Im Gegenteil: Der unerleuchtetste Weltmensch ist dumm, denn er hat einen schlafenden Geist. Sein Geist ist betäubt von der Wichtigkeit irdischer Dinge.
Ich habe einmal auf einer Bühne eines Theaters reden müssen. Wenn man da vorne steht und vorsichtig in die Lampen schaut, die die Bühne beleuchten, das Rampenlicht, dann sieht man die Leute einfach nicht mehr. So geblendet ist man, man ist völlig geblendet.
Und der natürlich unerweckte Mensch ist durch die Wichtigkeit der natürlichen Dinge, durch das Rampenlicht des Vordergründigen so geblendet, dass er die Wirklichkeit gar nicht sieht, dass er gar nicht sieht.
Ein unerweckter Mensch ist so töricht, dass er nicht begreift, dass die wichtigste Frage im Leben doch wäre, dass ich mit dem Herrn aller Herren erst einmal Frieden bekomme.
Der unerweckte Mensch ist so töricht, dass er nicht einmal merkt, wie unglücklich er im Grund seines Herzens ist.
Der unerweckte Mensch ist so blind, dass er seine schreienden Sünden gut nennt.
Der unerweckte Mensch ist so ein Narr, dass er einfach nicht fragt, was nach dem Tode kommt – weshalb diese Frage sehr brennend ist.
Nein, liebe Freunde, wenn ein Mensch erweckt ist, gibt er nicht seinen Verstand in der Garderobe ab. Sondern dann wird sein Verstand erweckt.
Und der Herr erweckte den Geist Zerubabels und erweckte den Geist des Volkes. Auf einmal kommt die Zusicht, das Rampenlicht ist abgedreht, und man sieht die Wirklichkeit. Man sieht das helle Licht des Evangeliums im Angesicht Jesu Christi, so wie Paulus einmal sagt.
Man kommt zu sich und merkt, welch einen unerhörten Winterschlaf ich in meinem Geist gehabt habe. Jetzt wird es Zeit, aufzustehen und aufzuwachen.
Die Frühlingsblumen als Zeichen des aktiven Glaubens
So, noch ein dritter Frühling, ein geistlicher Frühling. Wir hörten von der Frühlingssonne, jetzt muss ich noch eben von den Frühlingsblumen sprechen. Von den Frühlingsblumen.
Meine Freunde, wenn es Frühling wird, dann kommen auch die Frühlingsblumen heraus. Schön sind da Primeln und Anemonen. Es gibt auch geistliche Anemonen und geistliche Primeln.
Da erweckte doch der Herr den Geist des Volkes, sodass sie kamen und am Hause sehr arbeiteten. Meine Freunde, ihr wisst, der Herr wohnt nicht in Tempeln, die mit Menschenhänden gemacht sind. Ich werde immer nervös, wenn Leute eine Kirche ein Gotteshaus nennen. Der Herr wohnt nicht in Tempeln, die von Menschenhänden gemacht sind.
Aber die Leute bauten den Tempel – das sollte heißen, wir hatten ihn verachtet. Jetzt soll er unter uns Raum bekommen, Raum für Jesus.
Meine Freunde, vielleicht ist heute Morgen ein Mensch hier, der sagt: „Jetzt bin ich mein bisheriges Leben in eigener Regie gefahren und gelaufen, und es war danach. Ich bin es leid. Jetzt muss der geoffenbarte Gott, Jesus, in meinem Leben Raum bekommen.“ Von morgens früh wird gebetet und die Bibel gelesen. Und jetzt werde ich ihn ernst nehmen, seinen Wegenwandel.
Raum für Jesus, Raum für Jesus.
Vielleicht ist ein Familienvater hier. Er geht nach Hause und sagt: „Wie war das eigentlich bei uns in unserer Wohnung? Wir hatten keinen Raum für Gott. Da war Zank und Streit und kleinkariertes Wesen. Von heute an muss Raum gemacht werden für Jesus in unserer Familie.“
Raum machen für Jesus – gibt es so ein schönes Gebet: „Sie bauten am Tempel des Herrn. Nimm ganz, oh Gott, zum Tempel ein mein Herz hier in der Zeit. Und lass es deine Wohnung sein alle Ewigkeit.“
Raum für Jesus, nicht?
Gemeinschaftliches Bauen am geistlichen Tempel
Ich möchte zum Schluss noch Folgendes sagen: Die Bauten am Tempel.
Im Neuen Testament hören wir, dass der Tempel des Herrn die Gemeinde ist – die lebendige, glaubende Gemeinde. Die Bauten sind mitgemeint, nicht nur der Hohepriester allein.
Meine Freunde, wenn geistlicher Frühling ist, dann ist Schluss mit der Pastorenkirche. Immer wieder erzählt Herr Kriech, dass bei ihnen alle so tot seien, auch der Pastor. Sie fragten nicht: „Wann kommt der Maurerpolier?“ Stattdessen stiegen sie selbst auf die Mauern und arbeiteten als Maurer mit.
Lasst uns Zion bauen, mit fröhlichem Vertrauen, die schöne Gottesstadt!
