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Wie kommt Segen in unsere Ehen, Familien und Gemeinden?

In Gottes Seelsorgeschule, Teil 23/24
11.06.2012Haggai
SERIE - Teil 23 / 24In Gottes Seelsorgeschule

Einführung in die prophetische Botschaft und historische Einordnung

Ich hatte euch gestern schon diese Quizaufgabe mitgegeben: Was geschah am achtzehnten Dezember des Jahres 520 vor Christus? Eben habe ich schon eine Lösung gehört. Du hast geraten? Hast du geraten? Nein. Hast in der Bibel nachgeschaut? Richtig. Genau!

Es geht um die beiden Propheten Haggai und Zacharja. Über sie hört man ja eher wenig, oder? Man sagt, das sind die kleinen Propheten, aber das liegt eigentlich nur daran, dass ihre Bücher so kurz sind. Dabei waren es sehr bedeutende Propheten.

Ich habe das Thema mal so überschrieben: Wie kommt Segen in unsere Ehen, Familien und Gemeinden?

Natürlich hatten die Menschen damals eine andere Zeitrechnung. Der 18. Dezember ist umgerechnet auf unsere heutige Zeit, damit wir uns das besser vorstellen können. In der Bibel finden wir natürlich die Daten nach dem jüdischen Kalender, die anders heißen. Das werden wir gleich noch sehen.

Bevor wir überlegen, in welcher Zeit das genau war, will ich zunächst mit euch Kapitel 1 aus dem Buch Haggai lesen:

„Im zweiten Jahr des Königs Darius“ – das ist nicht der Darius, von dem wir gestern bei Daniel gehört haben. Das war Darius der Meder. Dieser Darius war ein Perser und lebte etwas später.

„Im sechsten Monat, am ersten Tag des Monats, geschah das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai zu Serubbabel, dem Sohn des Schealtiel, dem Statthalter von Juda, und zu Jeschua, dem Sohn Jotzadaks, dem Hohenpriester.

So spricht der Herr der Heerscharen: Dieses Volk sagt, die Zeit sei noch nicht gekommen, das Haus des Herrn zu bauen.

Und das Wort des Herrn geschah durch den Propheten Haggai: Ist es für euch selbst an der Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus verödet daliegt?

Und nun, so spricht der Herr der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!

Ihr habt viel gesät, aber wenig eingebracht; ihr esst, aber werdet nicht satt; ihr trinkt, aber seid noch durstig; ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter bringt seinen Lohn in einem durchlöcherten Beutel heim.

So spricht der Herr der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege! Steigt hinauf ins Gebirge, bringt Holz herbei und baut das Haus, dann werde ich Gefallen daran haben und mich verherrlichen, spricht der Herr.

Ihr habt nach vielem ausgeschaut, und siehe, es wurde wenig; und brachtet ihr es heim, so blies ich da hinein.

Weshalb das? spricht der Herr der Heerscharen. Wegen meines Hauses, das verödet daliegt, während ihr jeder für sein eigenes Haus lauft.

Deshalb hat um eueretwillen der Himmel den Tau zurückgehalten, und die Erde hat ihren Ertrag zurückgehalten. Ich habe eine Dürre gerufen über das Land, über die Berge, über das Korn, über den Wein, über das Öl und über das, was der Erdboden hervorbringt, sowie über die Menschen, das Vieh und über allen Arbeitsertrag der Hände.“

Da hörten Serubbabel, der Sohn des Schealtiel, und der Hohepriester Jeschua, der Sohn Jotzadaks, und der ganze Rest des Volkes auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Haggai, so wie der Herr ihr Gott ihn gesandt hatte. Das Volk fürchtete sich vor dem Herrn.

Da sprach Haggai, der Bote des Herrn, im Auftrag des Herrn zum Volk: „Ich bin bei euch, spricht der Herr.“

Und der Herr erweckte den Geist Serubbabels, des Sohnes Schealtiels, des Statthalters von Juda, den Geist Jeschuas, des Sohnes Jotzadaks, des Hohenpriesters, und den Geist des ganzen Rests des Volkes. So kamen sie und machten sich an die Arbeit am Haus des Herrn, des Heerscharen, ihres Gottes, am vierundzwanzigsten Tag des sechsten Monats im zweiten Jahr des Königs Darius.

Historischer Hintergrund und politische Umstände

Zunächst ein wenig Geschichte, denn ich denke, es ist wichtig, wenn man solche Propheten im Alten Testament liest, sich genau zu erkundigen, in welcher Zeit und unter welchen Umständen damals gesprochen wurde.

Wir hatten uns gestern schon daran erinnert: Israel, also das Nordreich – ihr erinnert euch an die Karte, die ich euch gezeigt habe – wurde schon 150 Jahre vorher von den Assyrern erobert und weggeführt.

Das Südreich wurde im Jahr 606 v. Chr. durch den babylonischen König Nebukadnezar weggeführt. Er führte insgesamt drei Wegführungen durch. Bei der ersten Wegführung nahm er sozusagen die Elite des Volkes mit, um sie auszubilden. Das war eigentlich die Strategie der Babylonier: Sie holten sich aus den eroberten Ländern und Völkern die Elite, bildeten sie um und setzten sie wieder als Statthalter ein. Dadurch erhielt das gesamte Weltreich eine stabile Struktur.

So wurden damals unter anderem auch Daniel und Hesekiel nach Babel verschleppt. Nebukadnezar setzte einen Nachkommen von Josia als König ein. Dieser lehnte sich jedoch auf und wollte keine Steuern an Nebukadnezar zahlen. Daraufhin kam Nebukadnezar zurück, setzte ihn ab und ernannte einen neuen König. Auch dieser erhob sich gegen ihn. Schließlich kam Nebukadnezar erneut und zerstörte Jerusalem sowie den Tempel.

Zur ersten Wegführung, wie gesagt, wurden Daniel und Hesekiel nach Babel verschleppt, während Jeremia in Jerusalem blieb und dort prophezeite. Daniel und Hesekiel prophezeiten also in der Gefangenschaft.

Wie ich bereits sagte, begann Nebukadnezar die Belagerung Jerusalems, und im Jahr 586 v. Chr. wurden Jerusalem und der Tempel zerstört. Von diesem Zeitpunkt an kann man die siebzigjährige Gefangenschaft berechnen. Man kann sie von zwei verschiedenen Daten aus rechnen: entweder von der ersten Wegführung oder von der Zerstörung des Tempels.

Wir werden gleich sehen, dass 70 Jahre später Kyros (Chores) es erlaubte, dass die Israeliten, die in Gefangenschaft waren, wieder zurückkehren konnten. Das war genau 70 Jahre nach der ersten Wegführung, also im Jahr 536 v. Chr.

Man kann die siebzigjährige Gefangenschaft auch ab der Zerstörung des Tempels rechnen. Siebzig Jahre später wurde der Tempel wieder aufgebaut und neu eingeweiht, im Jahr 516 v. Chr. Egal, wie man rechnet, es sind jeweils siebzig Jahre.

Zwischendurch wurde Babel im Jahr 539 v. Chr. von Kyros erobert. Wir hatten gestern bei der Geschichte von Daniel gesehen, dass Darius der Meda-Verwaltungskönig über Babel war.

Im ersten Regierungsjahr von Kyros gab er den Erlass heraus, dass das Haus Gottes wieder aufgebaut werden durfte. Offenbar hatte Daniel ihm mitgeteilt, dass Jesaja bereits 150 Jahre vorher über ihn prophezeit hatte.

Kyros gab also die Gelegenheit, dass die Israeliten, die wollten, wieder in ihr Land zurückkehren konnten. Unter Serubbabel zogen dann ungefähr 42.000 Juden zurück nach Israel. Sie begannen, den Tempel wieder aufzubauen, denn dazu hatten sie ja die Genehmigung von Kyros.

Sie legten den Grundstein, doch dann stockten die Bauarbeiten. Sie merkten, dass sie auch ihre eigenen Häuser bauen mussten. Kyros starb, und die nachfolgenden Könige in der Weltgeschichte waren Kambyses und Ahasveros (in der Bibel genannt). In der Zeit von Esra wurde Anklage gegen die Juden erhoben, und es wurde ein Baustopp verhängt. Sie durften also nicht weiter am Tempel bauen.

Zu dieser Zeit, wie wir gelesen haben (Haggai 1,1), regierte König Darius I., ein persischer König. Im zweiten Jahr seiner Regierung, im sechsten Monat, am ersten Tag, prophezeite Haggai.

Haggai ermutigte die Juden, Serubbabel und den Hohenpriester Jeshua, die Arbeit am Haus Gottes wieder aufzunehmen, obwohl es verboten war.

Sie fragten daraufhin beim König Darius nach. Er prüfte die Unterlagen und gab einen positiven Bescheid, sodass sie weiterbauen durften.

So wurde im Jahr 516 v. Chr. der Tempel neu eingeweiht und mit einem ersten Passafest groß gefeiert.

Die prophetische Botschaft Haggais und ihre Bedeutung für die Gegenwart

Wir befinden uns jetzt im Buch Haggai, Kapitel 1, im Jahr 520 v. Chr. Diesen Abschnitt wollen wir uns näher ansehen. Die weiteren Jahreszahlen lasse ich zunächst unkommentiert, da sie für unser Thema weniger relevant sind. Wir sind also im Jahr 520 v. Chr. und lesen: „Am ersten Tag des sechsten Monats“. Wenn man diesen Zeitpunkt in unsere heutige Zeitrechnung überträgt, entspricht das dem 29. August.

Haggai prophezeit. Man bezeichnet Haggai zusammen mit anderen Propheten in diesem Teil der Bibel als die „kleinen Propheten“, weil ihre Schriften relativ kurz sind. Man könnte sagen, Haggai ist ein „Siebenmonatsprophet“, denn er hat praktisch nur in diesem Jahr 520 im Namen des Herrn gesprochen. Er war bereits ein alter Mann und war zusammen mit Serubbabel aus der Gefangenschaft zurückgekehrt.

Haggai hatte den Baubeginn des Tempels und auch den anschließenden Stopp miterlebt. Er hatte beobachtet, wie die Israeliten lebten, und nun spricht er zu Serubbabel und zu Jeschua, dem Hohenpriester. Diese Worte sind teilweise bekannt und werden gelegentlich zitiert: „Ist es für euch an der Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus verödet da liegt?“

Manchmal denke ich, wenn ich in unsere Zeit schaue, dass wir eigentlich nicht so einen Haggai in unseren Gemeinden brauchen, der uns deutlich macht, was die Prioritäten im Reich Gottes sind. Viele Christen wohnen herrlich in ihren schönen Häusern, doch wenn man sich die Gemeinden anschaut, scheint das Glaubensleben nur nebenbei zu laufen.

Vor der Wende war ich öfter in der Tschechoslowakei. Dort hat mich beeindruckt, dass viele Gemeinden trotz Armut ihre Gemeindehäuser sehr gepflegt hielten. Das zeigte mir, dass ihr Interesse der Gemeinde galt, trotz großer materieller Einschränkungen. Heute hingegen hat man oft den Eindruck, dass viele Christen ähnlich leben wie damals zur Zeit Haggais. Er sagt: „Ihr selber habt getäfelte Häuser, und das Haus Gottes ist verödet.“

Dann macht er ihnen deutlich: „Ihr habt gearbeitet, aber was ist dabei herausgekommen? Ihr habt Lohn bekommen, sagt er, in löchrigen Beuteln.“ Das kennen wir doch alle: Am Monatsende fragt man sich, wo das Geld geblieben ist. Haggai fährt fort: „Ihr esst und bleibt hungrig, ihr trinkt und bleibt durstig, ihr kleidet euch und es wird euch nicht warm.“

Woran liegt das? Haggai macht sehr deutlich, dass es daran liegt, dass sie nicht an das Haus Gottes denken und sich nicht für Gott einsetzen. Auch heute erleben wir oft: „Mein Zuhause ist meine Burg“, dafür tut man alles. Am Sonntag wird dann die Kollekte gegeben – aber das ist kein Opfer, sondern nur eine Kollekte.

Haggai sagt: So geht das nicht. Wenn man sich den Zeitpunkt anschaut, an dem er diese Botschaft gibt – am ersten Tag des sechsten Monats –, dann ist das der Beginn der Erntezeit. Die Israeliten standen kurz davor, ihre Ernte einzubringen. Und da sagt Haggai: „Moment, überdenkt eure Prioritäten!“

Man könnte meinen, sie würden sagen: „Haggai, das ist ja schön und gut, aber lass uns erst die Ernte einbringen, und dann reden wir weiter.“ Doch die Botschaft Haggais ist dieselbe, die Jesus in Matthäus 6,33 sagt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, und alles andere wird euch hinzugefügt werden.“ Diesen Vers kennen wir alle, doch in der Regel leben wir nicht danach.

Salomo sagt in Sprüche 3: „Ehre den Herrn mit deinem Besitz.“ Ich glaube, es ist wichtig, dass wir für uns selbst Prioritäten setzen und überlegen, was wirklich wichtig in unserem Leben ist. Oft habe ich den Eindruck, dass Geschwister die Gemeindestunden nur besuchen, wenn sie gerade Zeit haben, also wenn sie sonst nichts zu tun haben.

Ich muss sagen, wenn ich so gelebt hätte, wäre ich nie in die Gemeinde gekommen. Denn wenn man selbstständig ist, hat man immer zu tun. Gleich zu Beginn meiner Selbstständigkeit habe ich mir die Gemeindetermine wie Kundentermine in meinen Kalender eingetragen. Wenn zum Beispiel donnerstags abends Bibelstunde war, stand der Termin fest, und ich habe an diesem Nachmittag keine Kundentermine angenommen, um keine Terminprobleme zu bekommen.

Ich glaube, man kann durchaus planen und sollte nicht sagen: „Mal sehen, ob ich Zeit habe.“ Was steht an erster Stelle? Haggai sagt: „Baut das Haus des Herrn, dann werde ich Gefallen daran haben und mich verherrlichen.“

Das ist eigenartig, denn das Thema ist auch heute noch sehr aktuell. Ich glaube, in Deutschland könnte es ganz anders aussehen. Warum klagen wir darüber, dass der Islam immer mehr zunimmt und sich behaupten kann? Das liegt nicht daran, dass die Muslime so eifrig sind, sondern weil die Christen so passiv sind.

Wenn die Christen in Deutschland wirklich so leben würden, wie Christus es gesagt hat, hätten die Salafisten keine Chance. Aber viele Christen wissen gar nicht mehr, was sie glauben. Und warum sind die Kirchen so leer? Bei uns am Berg steht eine riesige Lutherkirche, in der sonntags vielleicht dreißig Leute sind. Es sind nur ein paar mehr, wenn kein Taufgottesdienst oder Konzert stattfindet.

Sind wir denn besser? Wie gut sind unsere Gebetsstunden besucht? In unseren Gemeinden sind die Gebetsstunden meist die schlechtest besuchten Stunden. Vielleicht ist das bei euch anders, aber die meisten Menschen kommen zur Predigt, weil sie etwas haben wollen. Zur Gebetsstunde gehen die wenigsten. Glauben wir nicht mehr an die Wirksamkeit des Gebets?

Haggai spricht seine Botschaft zu Beginn der Erntezeit. Man merkt, dass die Menschen sich getroffen fühlen. In Vers 13 predigt Haggai die kürzeste Predigt in der Bibel: „Ich bin bei euch.“ Das heißt, wenn ich im Herzen durch das Wort Gottes getroffen werde, darf ich wissen: Gott ist bei mir und wird mich unterstützen, auch wenn es aus volkswirtschaftlicher Sicht völliger Unsinn ist.

Es ist doch die dümmste Entscheidung, während der Erntezeit Bauarbeiten am Haus Gottes zu machen. Was ist mit unserer Ernte? Wovon sollen wir dann im Winter leben? Man merkt, dass Glauben manchmal gegen unsere Logik geht. Doch sie hören auf Gottes Stimme und fangen an zu handeln.

In Vers 15 lesen wir einen weiteren Termin. Nach der jüdischen Zeitrechnung ist das der 21. Tag des sechsten Monats, also umgerechnet der 21. September, etwa dreieinhalb Wochen später. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die Erntezeit, und sie fangen an zu bauen.

Ich glaube, das ist Glaube. Sie lassen ihre Felder liegen, gehen nach Jerusalem und beginnen, den Tempel weiterzubauen – obwohl das Verbot des Königs Ahasveros noch besteht. Sie setzen sich über dieses Gebot hinweg, weil Gott es gesagt hat.

Ermutigung und prophetische Verheißungen für den Tempelbau

Kapitel 2, Vers 1 nennt den nächsten Termin: den einundzwanzigsten Tag des siebten Monats. Umgerechnet ist das der 18. Oktober.

Im siebten Monat, am einundzwanzigsten Tag, geschah das Wort des Herrn durch den Propheten Haggai. Er sagte zu Serubabel, dem Sohn Shealtiels, dem Statthalter von Juda, zu Jeschua, dem Sohn Jotzadaks, dem Hohenpriester, und zu dem Rest des Volkes: „Wer ist unter euch noch übrig geblieben, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen hat? Und wie seht ihr es jetzt? Ist es euch wie nichts in euren Augen?“

Dann sprach der Herr: „Seid stark, Serubabel! Seid stark, Jeschua, Sohn Jotzadaks, du Hoher Priester! Seid stark, alles Volk des Landes! Arbeitet, denn ich bin mit euch, spricht der Herr der Heerscharen. Das Wort, das ich mit euch vereinbart habe, als ihr aus Ägypten zogt, und mein Geist bleibt in eurer Mitte bestehen.“

„Fürchtet euch nicht“, so spricht der Herr der Heerscharen, „noch einmal, wenig Zeit ist es noch, und ich werde den Himmel und die Erde und das Meer und das Trockene erschüttern. Dann werde ich alle Nationen erschüttern, und die Kostbarkeiten aller Nationen werden kommen. Ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit füllen, spricht der Herr der Heerscharen. Mein ist das Silber und mein ist das Gold, spricht der Herr der Heerscharen.“

„Größer wird die Herrlichkeit dieses künftigen Hauses sein als die des früheren“, spricht der Herr der Heerscharen. „An diesem Ort will ich Frieden geben, spricht der Herr der Heerscharen.“

Hier merken wir, dass Haggai eine Prophezeiung gibt, die weit über die Bauvollendung dieses Tempels hinausgeht. Er blickt in die Zeit, die wir heute das sogenannte Tausendjährige Reich nennen, wenn der Tempel in Jerusalem steht und der Messias, der König Israels, herrscht.

Doch es wird ihnen bewusst: „Mein ist das Silber und mein ist das Gold.“ Das heißt, überlasst euer Konto dem Herrn Jesus, dass er die Macht über euer Portemonnaie hat. Vielleicht denken wir: „Wenn ich den Zehnten abgebe, ist das doch gut, der Rest gehört mir.“ Aber Gott sagt: „Mein ist es.“ Natürlich gibt er uns, was wir zum Leben brauchen, aber wir sollten nicht glauben, dass das, was wir haben, unser Verdienst ist. Es ist Verdienst Gottes.

Wie viele Menschen auf dieser Erde arbeiten und haben doch nicht das Nötige! Dass wir etwas besitzen, ist nicht unser Verdienst, sondern Gnade Gottes. Dessen sind wir uns oft gar nicht bewusst. Ich muss auch sagen, ich vergesse das oft, gerade wenn man Rentner ist. Man wacht am ersten des Monats auf und hat sein Geld schon verdient. Man kann sich daran gewöhnen. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass uns klar wird: Es gehört Gott.

Das Wort, das er hier spricht, fällt praktisch auf den letzten Tag des Laubhüttenfestes. Das war das letzte Fest im Kalender der Israeliten. Haggai macht Mut zum Bau am Haus Gottes. Er sagt, dass Gottes Wort und Gottes Geist dabei sein werden. Er macht deutlich: Kümmert euch nicht um euer Portemonnaie, sondern um das Haus Gottes.

Wahrscheinlich wisst ihr auch, dass es nicht einfach ist, wirklich zu glauben: Wenn ich Gott etwas anvertraue, dann sorgt er für mich. Aber vielleicht hast du das auch schon erlebt: Alles, was wir von unserem Vermögen, Können, unserer Zeit und Kraft Gott geben, ist uns nie zum Verlust. Ich habe das nie vermisst.

Gott lässt sich nichts schenken. Wenn du ihm etwas schenkst, wird er dich dafür segnen. Ich glaube, das ist ein Prinzip, das auch gerade wir Deutschen – vielleicht auch die Schweizer – vergessen haben. Wie sehr hat Gott nach dem Krieg gesegnet, das sogenannte Wirtschaftswunder!

Und was strampeln sich die Deutschen und die übrigen Völker in Europa jetzt bei der Eurokrise ab? Keiner hat einen Ausweg. Im Grunde müsste ein Haggai auch heute sagen: „Kümmert euch nicht um das Geld, sondern um Gottes Reich! Die Prioritäten sind verschoben.“ Und Gott hatte gesagt: Deswegen geht es euch schlecht.

Zacharjas Ruf zur Umkehr und die innere Erneuerung

Und noch einmal wird ein Termin genannt, wobei der genaue Zeitpunkt nicht angegeben wird. Es heißt nur, am letzten Tag beim Laubhüttenfest steht plötzlich jemand auf. Das ist der nächste Prophet in unserer Bibel, der Prophet Zacharja.

Das ist ein interessantes Gespann. Haggai war ein alter Mann, der in der babylonischen Gefangenschaft gewesen ist und mit den anderen zurückgekehrt war. Dann tritt Zacharja auf, ein junger Mann, der praktisch im Anschluss an das, was Haggai gesagt hat, im gleichen Jahr predigt. Er ruft den Israeliten zu: „Kehrt um zu mir, und ich will zu euch umkehren!“

Zacharja macht deutlich: Es reicht nicht, nur gehorsam zu sein und das Haus Gottes zu bauen. Gott möchte auch, dass sich etwas in euch verändert. Es geht nicht nur darum, äußerlich etwas zu verändern, indem ihr statt für euch selbst zu arbeiten, das Haus Gottes baut. Ihr sollt euch selbst anschauen. Gott möchte, dass euer Inneres verändert wird.

„Kehrt um zu mir, und ich will zu euch umkehren!“ – das ist erstaunlich. Die Predigten dieser beiden Propheten bewirken in diesem einen Jahr, im Jahr 520 v. Chr., Buße und Umkehr. Sie bewirken sozusagen eine Erweckung.

Der nächste Termin, der uns im Buch Zacharja genannt wird, ist der 24. September, umgerechnet der 18. Dezember. Das ist sieben Wochen später, nachdem sie mit dem Bau begonnen haben. Dort heißt es, dass sie umkehren – und das ist das, was Gott im Grunde erwartet.

Gott erwartet nicht nur, dass ich äußerlich vielleicht am Reich Gottes mithelfe, um eine Pflicht zu erfüllen. Gott möchte, dass unser Herz zu ihm umkehrt. Deshalb hatte ich eingangs die Frage gestellt: Was geschah am 18. Dezember 520 v. Chr., als sie wirklich umkehrten?

Wenn ein Mensch zu Gott umkehrt, kann Gott nicht schweigen. Man sagt allgemein, Gott kann alles, aber es gibt etwas, was Gott nicht kann: Wenn ein Mensch zu ihm umkehrt und Buße tut, dann kann Gott nicht schweigen. Er reagiert und spricht die große Verheißung aus: „Von diesem Tag an will ich segnen.“

Wir merken, dass er das nicht sagt, als sie anfangen zu bauen, sondern an dem Tag, an dem sie Buße tun. Und das ist das Wesentliche: „Von diesem Tag an will ich segnen.“

Zacharjas Ermutigung und die Kraft des Geistes

Und dann, wenn wir wieder zurückschlagen in Haggai, ist die Antwort darauf die Botschaft „Haar Geist“. Jetzt schaut nach vorne. Beide machen dem Volk Mut, weiterzuarbeiten.

Einige Tage später, am fünfzehnten Februar umgerechnet, am vierundzwanzigsten Elften des Jahres fünfhundertzwanzig – also acht Wochen später – hat man vielleicht den Eindruck, dass die Israeliten am Bau des Hauses erschöpft sind. Sie haben sich sehr eingesetzt.

Zacharja macht ihnen Mut und sagt: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist. Gott erwartet, dass wir für ihn da sind und am Reich Gottes bauen. Aber wir werden merken, dass wir aus eigener Kraft nichts vollbringen können. Deshalb macht er Mut und sagt: Okay, ich möchte eure Bereitschaft, ich möchte euren Einsatz, aber das Übrige mache ich. Ich gebe euch die Kraft durch meinen Geist.

So schaffen sie es, innerhalb von vier Jahren den Tempel neu aufzubauen. Siebzig Jahre nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 586, also im Jahr 516, wird der Tempel eingeweiht – nach nur vier Jahren Bauzeit. Sie feiern das mit einem großen Passafest, einer Rückbesinnung auf den Auszug der Kinder Israel aus Ägypten.

Die Wirkung der Propheten und die Notwendigkeit ständiger Ermahnung

Als ich diese beiden Propheten gelesen habe und mir gleichzeitig die entsprechenden Termine notiert habe, fand ich es faszinierend, wie innerhalb weniger Monate ein ganzes Volk eine innere Reformation und eine Erweckung erlebt.

Ich habe mich gefragt, wodurch das möglich war. Dabei dachte ich, dass es eigentlich Teamwork gewesen ist. Serubbabel motiviert das Volk zum Baubeginn, Haggai ermutigt zum Weiterbau, und Zacharja ruft zur Buße auf und macht Mut zur Vollendung. Drei Männer, die Gott gebraucht, damit ein Volk wieder zurechtkommt.

Wir wissen jedoch, dass das nicht lange anhielt. Die nächste Generation lebte wieder in eigenen Häusern. Etwa neunzig Jahre später müssen Esra und Nehemia erneut zur Buße aufrufen. Wir merken, dass wir Menschen ähnlich sind wie die Israeliten. Salopp gesagt: Wir brauchen immer einen Tritt in den Hintern, wir brauchen immer einen Rippenstoß. Es läuft nicht von alleine.

Wir brauchen Brüder, die uns motivieren, wir brauchen Männer, die uns ermahnen, die uns ermutigen und immer wieder zur Buße rufen und zurück zum Herrn führen. Zacharja ist nicht nur ein kleiner Prophet wie Haggai. Haggai predigte nur in einem Jahr innerhalb von sieben Monaten und wurde dann wieder still.

Zacharja war ein junger Mann, der sich gebrauchen ließ. Das wäre vielleicht ein Bibelstudium für sich, was Zacharja alles sieht. In Kapitel 9, Vers 9 sieht er den Herrn Jesus: „Siehe, dein König kommt.“ In Kapitel 11 schildert er detailliert den Verrat an Jesus, der für dreißig Silberlinge verkauft wird.

Dann blickt er noch viel weiter in die Zeit, wenn der Herr Jesus in Macht und Herrlichkeit wiederkommen wird. Die, die ihn zerstochen haben, werden ihn dann sehen (Kapitel 12, Vers 10). In Kapitel 14, Vers 4 beschreibt Zacharja den Augenblick, in dem der Herr Jesus vom Himmel wiederkommen wird. Seine Füße werden auf dem Ölberg stehen, wenn er das sogenannte tausendjährige Reich einleitet. Dort wird eine Herrschaft in Gerechtigkeit stattfinden, weil der Teufel für tausend Jahre gebunden ist.

Zacharja ist einer der letzten Propheten. Danach kam nur noch Maleachi, und dann schweigt Gott über 450 Jahre, bis der Herr Jesus geboren wird. Diese letzten Propheten haben jedoch eine Schau, die weit über die Geburt des Herrn Jesus hinausgeht. Damit geben sie dem Volk Israel Hoffnung: Es geht weiter, Gott hat seinen Plan.

Zusammenfassung der Lehren aus Haggai und Zacharja

Man könnte das Buch Haggai und Zacharie in etwa sechs Punkten zusammenfassen.

Erstens: Setze deine Prioritäten im Leben und strebe zuerst nach Gottes Reich.

Zweitens: Verlass dich auf den Herrn, denn er hat zugesagt: „Ich bin bei euch.“

Drittens: Sei ein Mitarbeiter Gottes. Haggai 2,4 fordert uns auf: „Baut das Haus Gottes.“

Viertens: Lass Gott über dein Konto verfügen. In Haggai 2,8 heißt es: „Mein ist das Silber.“

Fünftens: Bleib in der Umkehr zu Gott. In Sacharja 1,1-3 ruft Gott: „Kehrt um zu mir!“

Sechstens: Bleib abhängig von Gott, nicht durch deine eigene Macht, sondern durch seinen Geist.

Ich wünsche euch, dass dieser Tag für euch ein besonderer Tag wird – ähnlich wie damals der 18. Dezember 520 v. Chr., an dem Gott sagte: „Von diesem Tag an will ich segnen.“

Dabei erwartet Gott bestimmte Voraussetzungen von uns. Er handelt nicht einfach so. Wenn wir darüber nachdenken, was er für uns getan hat, ist es nur gerecht, dass wir uns ihm zur Verfügung stellen und für ihn da sind. Die Arbeit am Reich Gottes sollte Priorität vor unseren eigenen Plänen haben.

Vielleicht begleitet euch dieser Gedanke bis zu unserem Wiedersehen im nächsten Jahr.

© Autor, Referent: Eberhard Platte

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