Heiden. Alle Menschen außerhalb Israels heißen im Alten Testament „die Völker“, in der luther. Übers. die Heiden (Im Hebräischen steht für das „Volk“ Israel fast ohne Ausnahme ein anderes Wort als für die „Völker“.) Dieselben sind durch eigene Schuld von Gott, dem wahren Licht, abgekommen und in Abgötterei versunken (s. Abgötterei), weswegen das Volk Israel von dem Verkehr mit den übrigen Völkern möglichst abgeschlossen wurde. Das Alte Testament weiß aber wohl, daß Gott (wie Paulus Röm. 3,29 sagt) „auch der Heiden Gott“ ist, vgl. Ps. 2,8; 113,4; Jer. 10,7. Gott hat die Völker nicht bloß zum Gericht bestimmt, 4 Mo. 24,20; 5 Mo. 7,1 ff.; Ps. 44,3; 79,6, er will sie auch nicht bloß als Zuchtrute für Israel gebrauchen, Jes. 5,26 ff.; Am. 9,9, sondern wenn er sie auch eine Zeitlang ihre eigenen Wege gehen ließ, Apg. 14,16, so hat er sich doch nicht unbezeugt an ihnen gelassen, V. 17, indem er ihnen Wohltaten erwies, auch zu ihnen durch das Gewissen sprach, Röm. 2,14, und sie durch die Werke der Schöpfung zum Nachdenken über den Schöpfer aufforderte, Röm. 1,19 f. So entschieden die heilige Schrift alles heidnische Wesen verurteilt, so werden doch die Heiden nicht als solche schon verworfen oder verächtlich angesehen, wie dies jüdische Unart war. Wenn Jesus sich von den Heiden im allgemeinen ferne hielt, so tat er es nur im Gehorsam gegen den ihm vom Vater innerhalb enger Grenzen gegebenen Beruf, und Äußerungen wie Mt. 15,26, 18,17 (vgl. Gal. 2,15) finden im Zusammenhang ihre Erklärung. Gerade durch den Heiland ist die Verheißung, welche von der ältesten Zeit auch die Heiden umschloß, 1 Mo. 12,3, vgl. Jes. 11,10; Sach. 9,10; Ps. 22,28 f. uss. in Erfüllung gegangen. Die Inseln der Heiden, 1 Mo. 10,5, sind die in der Nähe von Borderasien gelegenen Inseln des Mittelländ. Meeres.