Herr Präsident! Heute ist bereits der letzte Abend. Ich danke Ihnen für die Zeit, die ich hier bei Ihnen verbringen durfte.
Morgen werde ich in die Schweiz fahren. In zwei Wochen werde ich jedoch einige von Ihnen wieder in Höningen sehen. Ich bin dankbar, wenn Sie für diese Begegnung beten. Dort werden wir das Buch Josua betrachten.
Heute Abend möchte ich noch einmal kurz auf die Kapitel 11, Verse 11 bis 15 eingehen und diese wiederholen. Anschließend werden wir die Verse 16 bis 32 lesen.
Die teilweise Verwerfung Israels und die Treue Gottes
In Kapitel 11, in den Versen 1 bis 10, zeigt Paulus uns, dass die Verwerfung Israels nur teilweise ist, also nicht vollständig, und dass sie nicht alle Israeliten betrifft. In den Versen 11 bis 32 erklärt er, dass Israels Verwerfung nicht notwendigerweise endgültig ist. Ich betone „notwendigerweise“, weil eine Bedingung gegeben ist: der Glaube.
Die heidnischen Christen in Rom hatten den Eindruck, dass Israel als Ganzes von Gott unwiderruflich verworfen wurde. Das führte zu Fragen bezüglich der Treue Gottes zu seinen Verheißungen, die er dem Volk Israel im Alten Testament gegeben hatte. Darauf antwortet der Apostel in den Kapiteln 9 bis 11 des Römerbriefs. Er zeigt, dass das, was gegenwärtig mit dem Volk Israel geschieht und geschehen ist, genau mit Gottes Verheißungen übereinstimmt. Ebenso stimmt es mit seinem bisherigen Handeln in der Geschichte mit Israel überein.
Paulus verdeutlicht, dass die göttlichen Verheißungen in Bezug auf Israel nur dem treuen Überrest gelten, dem frommen Kern der Juden. Nicht denen, die im Götzendienst abgefallen sind, wie zur Zeit Elias, als viele den Baal anbeteten. Damals bestand der treue Kern aus siebentausend Israeliten, die dem Herrn treu blieben. Die Erfüllung der Verheißungen bezieht sich auf diesen treuen Überrest.
Nicht alles, was aus Israel stammt, ist wirklich Israel. Denjenigen, die das wahre Israel sind, gelten die alttestamentlichen Verheißungen weiterhin. Das rebellische Volk hat Gott immer wieder bestraft und ihre Herzen verhärtet. Zum Beispiel lesen wir in Jesaja 6 davon, dass Gott ihr Herz in alter Zeit verhärtete. Dennoch erreichte er immer wieder sein Ziel, indem er einen kleinen Überrest retten konnte.
Auch bei der Rückführung aus der babylonischen Gefangenschaft war es so: Das ganze Volk war damals nach Babylon verschleppt worden, aber nicht das ganze Volk kehrte zurück. Ein Teil kehrte unter Serubbabel zurück, ein weiterer Teil folgte unter Esra und Nehemia. Doch es war dieser treue Überrest, der den Tempel baute und als ein einig Volk im Land lebte, bis der Messias kam.
So ist es auch jetzt, sagt Paulus: Das wahre Gottesvolk, dem die Verheißung gilt, ist der an den Messias glaubende jüdische Überrest. Paulus möchte aber auch den verhärteten Teil, also die anderen, unbedingt gewinnen. Durch die Heidenmission will er sie zur Eifersucht reizen.
Ich möchte hier noch einmal Vers 11 lesen: „Sie sind gestolpert, damit sie fallen und liegen bleiben sollten – das sei ferne!“ Israel wird wieder aufstehen, mit Ausnahme derer, die persönlich bis zum Tod stur und hart bleiben gegenüber dem Messias. Nur die, die an den Messias glauben, werden gerettet werden. Sie werden schließlich zu dem ganzen Israel gehören, von dem wir heute noch hören.
Die Hoffnung auf Israels Wiederherstellung
Vers 11
Ich sage also: Sie sind nicht gefallen, damit sie endgültig zu Fall kommen und liegen bleiben. Das sei ferne! Durch ihren Fehltritt ist vielmehr das Heil zu den Heiden gekommen, um sie zur Eifersucht zu reizen.
Wenn aber ihr Fehltritt der Reichtum der Welt bedeutet und ihr Heilsverlust der Reichtum der Heiden, wie viel mehr bedeutet dann ihre Heilsfülle, also die Fülle Israels! Diese Heilsfülle steht der Heilslehre gegenüber. Bei ihnen herrscht Verlust – das ist richtig übersetzt. Sie haben gegenwärtig einen Heilsverlust, sie haben etwas verloren, sie sind leer.
Das Wort kann auch Wertminderung bedeuten; sie haben Schaden erlitten. Wenn sie sich jedoch bekehren, erlangen sie Heilsfülle, also Gewinn, einen Wertzuwachs.
Israels Unglaube führte zu Israels Schaden, und Israels Umkehr führt zu Israels Heilsfülle. Das ist es, was der Apostel Paulus hier in Vers 12 sagt.
Das heißt also: Wenn Israels Heilsverlust für die Heidenchristen so viel Reichtum bringt, wie viel mehr Reichtum bringt dann Israels Heilsgewinn?
Das war schon zur Zeit des Apostels Paulus so, wie wir gestern betont haben. Schon damals musste Israels Heilsverlust als Reichtum für die Heiden betrachtet werden, denn die Heiden erhielten dadurch das Evangelium.
Paulus fragt: Wenn Israels Heilsverlust heute für die Heidenchristen so viel Reichtum zutage bringt, wie viel mehr Reichtum bringt dann Israels Heilsfülle hervor? Wie viel mehr stellt sich das als Reichtum heraus, wenn Israeliten zum Heil in Jesus Christus kommen?
Israels Fülle, nämlich durch die Bekehrung, zeigt den großen Reichtum dieses Heils noch deutlicher. Es ist nicht mehr ein exklusives kleines israelitisches Heil, das sie verworfen haben, und auch nicht ein kleiner exklusiver jüdischer Messias, den sie abgelehnt haben. Nein, es wurde klar, dass dieser Messias für alle Völker gilt.
Durch ihren Fall, durch ihren Fehltritt, ist also das Heil zu allen Völkern hinausgekommen. Jetzt wurde dieser jüdische Messias zum Messias der ganzen Welt.
Das Heil kommt also hinaus, aber es kommt von den Juden. Das dürfen wir nie vergessen. Es geht hinaus in die ganze Welt. Wenn Israeliten sich bekehren, dann bekehren sie sich zu einem Heil, das ein jüdisches Heil ist, das aber für die ganze Welt gilt – welch großer Reichtum!
Paulus spricht also von seiner Zeit, und am Ende wird es ein gerettetes ganzes Israel geben. Das wird er in diesen Versen noch zeigen; wir werden in Vers 26 davon erfahren.
Für uns stellt sich die Frage: Wie kommt Israel zu dieser Heilsfülle, zu diesem Heilsgewinn? Wie kommt es zur Rettung von ganz Israel?
Vers 13 hat uns gestern schon geholfen, denn dieser Vers beginnt mit „Denn euch, die ihr von den Völkern seid, sage ich“. Paulus sagt: „Insofern ich der Apostel der Heiden bin, verherrliche ich meinen Dienst, ob ich auf irgendeine Weise sie, die mein Fleisch sind, zur Eifersucht reizen und etliche aus ihnen retten möge.“
Das „Denn“ zeigt, dass die Heilsfülle für Israel auf diese Weise erreicht werden soll – genau auf die Weise, die hier beschrieben wurde, nämlich indem sie zur Eifersucht gereizt werden, damit etliche von ihnen gerettet werden.
Paulus hat sich dafür eingesetzt, er lebte dafür, betete dafür und rang dafür, Israel zur Eifersucht zu reizen. Sein Dienst unter den Heiden soll also dazu beitragen, dass einzelne Israeliten gerettet werden und auf diese Weise zur Heilsfülle kommen.
Dieser Reichtum soll dadurch zum Ausdruck kommen. Paulus ist stolz auf seinen Dienst und rühmt ihn deshalb. Er ist stolz, dass er dazu beitragen darf.
Ich wiederhole Vers 12 in eigenen Worten: Wenn Israels Weigerung, den Messias anzunehmen, für die Völkerwelt so viel Reichtum bringt, und wenn Israels Heilsverlust für die Heidenchristen so viel Reichtum bringt, wie viel mehr Reichtum bringt dann Israels Heilsgewinn – Israels Heilsfülle in Christus?
Vers 13: „Denn euch Heidenchristen sage ich: Insofern ich der Heidenapostel bin, ehre ich meinen Dienst in der Hoffnung, dass ich auf irgendeine Weise sie, die meine Stammesgenossen sind, zur Eifersucht reizen und etliche aus ihnen retten möge, damit sie zu dieser Heilsfülle kommen, damit Israel gerettet wird.“
Vers 15 beginnt erneut mit einem „Denn“: „Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt bedeutet, was bedeutet ihre Annahme anderes als Leben aus den Toten?“
Wenn Israeliten, zur Eifersucht gereizt, sich bekehren, bedeutet das Leben aus den Toten für Israel. Denn sie sind geistlich tot. Sie kommen gleichsam zu einer geistlichen Auferstehung, wenn sie zum Messias kommen – eine geistliche Auferstehung Israels.
Paulus gebraucht nicht das Wort „Auferstehung“, um nicht missverstanden zu werden. Man könnte meinen, es gehe um eine leibliche Auferstehung, doch es geht um eine geistliche Auferstehung Israels, also Leben in Christus, Leben aus den Toten.
Man muss verstehen, dass Israel geistlich tot ist, wenn es den Messias ablehnt. Es stirbt geistlich, wenn man es so ausdrücken darf. Im Alten Testament wurde so gesprochen.
Ich habe heute Hosea gelesen, Hosea 13. Dort steht:
„Wenn Ephraim redete, war Schrecken, es erhob sich in Israel. Ephraim ist das nördliche Israelreich, Nordisrael. Es machte sich schuldig durch Baal und starb.“
Das heißt: Durch den Götzendienst ist es geistlich gestorben. Es hat sich von Gott getrennt, weil es Gott verlassen hat, die Quelle des Lebens. Es starb.
In Hosea 13, Vers 12 heißt es:
„Die Ungerechtigkeit Ephraims ist zusammengebunden, aufbewahrt ist seine Sünde. Wehen einer Gebärenden werden ihn ankommen, den Ephraim. Er ist ein unweiser Sohn, und wenn es Zeit ist, tritt er nicht ein in den Durchbruch der Kinder, er kann nicht geboren werden.“
Und dann heißt es in Hosea 13, Vers 14:
„Da kommt das Licht: Von der Gewalt des Totenreiches werde ich sie erlösen, vom Tod werde ich sie befreien.“
Es gibt also noch Hoffnung für das tote Israel.
Dasselbe Bild vom Tod Israels finden wir in Jesaja 26, Vers 17:
„Wie eine Schwangere, die dem Gebären nahe sich windet und schreit in ihren Wehen, so sind wir gewesen.“
Vers 18:
„So sind wir gewesen, ferne von deinem Angesicht, Herr. Wir gingen schwanger, wir wandten uns; es war, als ob wir Wind geboren hätten. Rettung verschafften wir dem Lande nicht, und die Bewohner des Erdkreises sind nicht gefallen.“
Vers 19 bringt das Licht:
„Deine Toten werden aufleben, meine Toten, mein Leichnam, sie werden wieder aufstehen.“
Israel war wie ein Leichnam. Nun blickt Jesaja in die Zukunft, in die messianische Zeit, wenn der Messias kommen wird:
„Sie werden aufstehen aus den Toten. Sie werden wieder aufstehen. Wachet auf und jubelt, die ihr im Staube liegt, denn ein Tau des Lichtes ist ein Tau, und die Erde wird die Schatten herausgeben.“
Diese toten Schatten werden also lebendig werden.
Die Nichtisraeliten waren ebenfalls tot – tot in Sünden –, doch sie waren vorher nie mit Gott in Verbindung. Israel war vorher mit Gott verbunden.
Deshalb ist es für Israel so wichtig, dass gesagt wird: Wenn Israel sich bekehrt, dann ist das Leben aus den Toten.
Hosea hat auch davon gesprochen, in Hosea 6, Vers 2:
„Ich werde sie wieder lebendig machen am dritten Tag.“
Aber wir kehren jetzt zurück zu Römer 11, Vers 15:
„Wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt bedeutete, was bedeutet ihre Annahme anderes als Leben aus den Toten?“
Das ist die Zeit des Messias. Jetzt ist der Messias gekommen. Jesus Christus kam nach Israel, und die Zeit der Erlösung war gekommen.
Zacharias hat es schon gesagt: „Jetzt kommt der Aufgang aus der Höhe, er hat uns besucht, er wird Israel erlösen.“
Im Tempel waren Simeon und Hanna, und sie warteten auf die Erlösung Israels.
Da kam der Messias ins Land, ließ verkünden, Johannes der Täufer hatte alles vorbereitet. Jetzt kam der Herr ins Land, die Erlösung Israels wurde vorbereitet.
Der Messias kam nach Jerusalem auf einem herrlichen Zug, mit Teppichen vor sich ausgebreitet. „Hosianna dem Sohne Davids“ wurde gesungen.
Dann wurde der Messias gekreuzigt, statt als König angenommen zu werden. Israel hat seine Erlösung verscherzt, aber nicht ganz. Einige haben ihn angenommen. Für diese treuen Kern begann das Heil.
Begann die Heilszeit? Liebe Geschwister, mit dem Kommen Jesu Christi beginnt die Endzeit.
Vielleicht sagen manche: „Nein, die Endzeit haben wir erst heute.“
Nein, die Endzeit im heilsgeschichtlichen Sinne ist die Zeit seit dem Kommen des Messias. Er kam für Israel. Der Messias wurde am Ende der Tage geoffenbart, um Israel zu erlösen.
Als der Geist zu Pfingsten ausgegossen wurde, war das eine jüdische Geistausgießung, die Joel vorausgesagt hatte: Er wird den Geist ausgießen auf alles Fleisch von Israel, sogar auf Knechte und Mägde, nicht nur auf ein paar Könige, wie es im Alten Testament der Fall war.
Was geschah zu Pfingsten? Haben sich alle Juden bekehrt? Nein, aber dreitausend kamen zum Glauben, und sie alle empfingen den Geist.
Petrus verkündete ihnen, dass der Sohn Gottes zur Rechten Gottes sitzt und zitierte Psalm 110:
„Setze dich zu meiner Rechten, bis ich lege alle deine Feinde zum Schemel deiner Füße.“
Diese Verheißung war die Erfüllung dieser Verse aus Psalm 110. Der Messias hat sich auf den Thron Davids gesetzt.
Das ist eine jüdische Verheißung. Der jüdische Messias setzt sich auf den Thron Gottes, der zugleich der Thron Davids war. Es war die Verheißung, die Gott David gegeben hatte: „Auf deinem Thron wird es nie fehlen. Es wird einmal ein König herrschen auf dem Thron Davids in alle Ewigkeit.“
Jetzt sitzt der Messias auf dem Thron, und Israel darf sich bekehren. Doch es bekehrte sich nur ein Überrest.
Nur ein Überrest. Und in diesen letzten Tagen, so sagen Petrus und die Apostel, ist die Zeit, in der Israel sich bekehrt.
Heute ist der Tag des Heils, der Tag des Heils für Israel. Er begann zu Pfingsten und endet mit der Wiederkunft Jesu Christi.
Das ist der Tag des Heils für Israel – es geht immer um Israel.
Das will der Apostel Paulus den gläubigen Heidenchristen und den gläubigen Judenchristen zeigen: Wir leben in der Erfüllungszeit der alttestamentlichen Verheißungen.
Deshalb hat er sich so viel Mühe gegeben. Er sagt: Wenn sich jetzt die Juden bekehren, dann bekommen sie die Verheißungserfüllung.
Wenn jüdische Menschen zu Jesus Christus kommen, kommen sie zum Heil. Das Heil ist für die Juden und kommt von den Juden.
Das war nur die Einleitung. Jetzt wenden wir uns dem Text in Vers 16 zu.
Das Bild vom Erstlingsteig und der ganzen Teigmasse
Vers 16: Der Apostel Paulus wendet sich nun den Heidenchristen zu. Er möchte, dass auch diese Heidenchristen noch einiges lernen.
In Vers 16 heißt es: „Wenn der Erstling heilig ist, so ist es auch die Teigmasse.“ Hier ist die Rede von einem Erstlingsteig und von einer ganzen Teigmasse. Paulus verwendet ein Bild aus der Erntezeit. Wenn die Israeliten das Erntedankfest feiern – sie feiern es zweimal im Jahr, einmal am Anfang und einmal am Ende der Ernte – gibt es am Anfang die Erstlinge. Das heißt, die ersten Körner werden zu Mehl verarbeitet, daraus wird ein Teig gemacht, der Erstlingsteig.
Dieser Erstlingsteig wird für den Herrn geweiht, er gehört dem Herrn. Damit wird ausgedrückt, dass auch alle übrigen Brote, die gebacken werden, dem Herrn gehören. Wenn der erste Teil des Teiges dem Herrn gehört, ist das ein Symbol dafür, dass der ganze Teig dem Herrn gehört. Das war die Aussage beim Fest im Frühling, dem Erstlingserntefest, auch Wochenfest genannt, das im Mai stattfand.
Von dem ersten Teig wurden Ehren genommen, Körner gerieben und Brot gebacken. Dieses Brot wurde als Schwingopfer, als Wogeopfer, vor dem Herrn dargebracht. Paulus sagt, dadurch wurde der ganze Teig geheiligt. Die Heiligkeit des Erstlingsteigs liegt darin, dass er für den Herrn abgesondert ist und vom Herrn angenommen wurde. Jetzt ist der ganze Teig dem Herrn heilig, er gehört dem Herrn. Wenn der Erstlingsteig heilig ist, dann ist auch die ganze Teigmasse heilig, so sagt Paulus hier.
Nun folgt die Anwendung: Paulus sagt, die Treuen aus dem Alten Testament, die treuen Israeliten, die den Messias angenommen haben, sind der Erstlingsteig. Die unbekehrten Israeliten sind der restliche Teig. Wenn der Erstlingsteig heilig ist und dem Herrn gehört, dann gehört doch auch der unbekehrte israelitische Teig dem Herrn. Das stimmt. Aber Achtung: Deshalb sind sie nicht automatisch gerettet. Es gibt Dinge, die heilig sein können, ohne dass sie gerettet sind.
Im Tempel gab es verschiedene Gegenstände, die zwar heilig waren, aber nicht gerettet. Paulus verwendet dieses Bild auch anders und sagt: Da ist eine gläubige Frau, die einen ungläubigen Mann hat. Der ungläubige Mann ist durch die gläubige Frau geheiligt. Ist er deshalb gerettet? Nein, natürlich nicht. Was heißt dann „geheiligt“? Es bedeutet, dass er Gott zugeordnet ist und eine Chance hat, leichter zum Glauben zu kommen.
Kinder, die in christlichen Häusern aufwachsen, aber sich noch nicht bekehrt haben, haben eine viel bessere Chance, gläubig zu werden. Sie sind in gewissem Maße Gott zugeordnet, hören das Wort Gottes und haben eine besondere Gelegenheit, zum Glauben zu finden.
Wisst ihr noch, was man tun muss, um gerettet zu werden? Es sind zwei Dinge: Mit dem Mund muss man den Herrn anrufen, und mit dem Herzen muss man glauben. Wunderbar, jetzt haben wir es!
Der Erstlingsteig sind die gläubigen Juden, die Teigmasse die ungläubigen Juden. Wenn der Erstlingsteig heilig ist, also Gott zugeordnet, dann sind auch die anderen Gott zugeordnet. Das heißt, sie haben eine besondere Gelegenheit, sich zu Christus zu wenden, und die Tür wird ihnen geöffnet. Sie haben eine große Hoffnung.
Paulus sagt das, weil die Heidenchristen dachten, die Juden hätten keine Hoffnung mehr. Jetzt sei das Heil für die Heiden da, und mit den Juden sei es vorbei. Nein, so ist es nicht.
Vers 16 in der Mitte: „Und wenn die Wurzel heilig ist, dann sind es auch die Zweige.“ Eigentlich müsste man übersetzen: „Wenn die Wurzel mit dem Stamm heilig ist, dann sind es auch die Zweige.“ Denn im Wort „Wurzel“ steckt auch der Stamm mit drin. Es geht hier um die Baumwurzel, und wenn man die Wurzel verlängert, hat man den Stamm. Wenn Wurzel und Stamm heilig sind, dann sind auch die Zweige heilig.
Paulus nimmt hier das Bild eines Baumes. Später wird er sagen, dass es ein Ölbaum ist. Die Wurzel ist das alttestamentliche Volk Gottes, die Wurzel mit dem Stamm ist das Volk Gottes im Alten und Neuen Testament.
Die Wurzel ist die Herkunft des Volkes Gottes. Wo kommt es her? Von Abraham. Gott hat Abraham eine Verheißung gegeben, einen Segen und Nachkommen, und dieser Segen soll für alle Völker kommen. Der Ölbaum ist ein Bild von Israel, aber von einem Israel, in dem Gott regiert.
Ungläubige Menschen werden aus dem Baum ausgebrochen, also abgebrochen. Es geht um das treue Israel, ein Bild für das gläubige, treue Israel des Alten und Neuen Testaments. Es ist nicht so, wie manche sagen, dass die einen Zweige die Israeliten seien und die anderen die Christenheit, egal ob bekehrt oder nicht. Nein, darum geht es nicht. Es geht um die Treuen, die Gläubigen, die in diesem Baum sind. Die Ungläubigen werden ausgebrochen.
Wir lesen weiter: „Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen wurden, und du, der du ein Zweig vom wilden Ölbaum warst, unter sie eingepfropft und Mitteilhaber der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums geworden bist, rühme dich nicht gegen die Zweige. Wenn du dich aber gegen sie rühmst, trägst du nicht die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“
Hier haben wir also einen Ölbaum. Wenn ein Ölbaum älter wurde, schnitt man oft einen Zweig ab und pfropfte einen Zweig eines jungen, guten Ölbaums hinein. So wurde der alte Baum verjüngt und konnte nach drei Jahren wieder Frucht tragen. Das nennt man Veredeln.
Paulus sagt jetzt: Hier ist der edle Ölbaum, der israelitische Ölbaum. Zweige von einem wilden Ölbaum, dessen Oliven nicht so groß werden, werden eingepfropft. Er verwendet dieses Bild, um die Beziehung zwischen Israel und den Heiden zu erklären.
Er sagt: Wenn ein Jude nicht an den Messias glaubt, ist er wie ein Zweig, der abgebrochen wird. Wenn ein Heide zum Glauben kommt, ist das wie ein Zweig vom wilden Ölbaum, der in den guten Ölbaum eingepfropft wird. Ich weiß nicht genau, wie das gemacht wird, aber es wächst an. Man nennt das Einpfropfen.
„Wenn einige der Zweige ausgebrochen wurden“ – das sind die ungläubigen Israeliten – „und du, der du ein Zweig vom wilden Ölbaum warst“ – das ist der Heide –, „unter sie eingepfropft und Mitteilhaber der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums geworden bist, so rühme dich nicht.“
Wenn ein Heide zum Glauben kommt, bleibt er ein Heide, aber er wird in den israelitischen Baum eingepfropft. Was heißt das?
Paulus spricht auch im Epheserbrief Kapitel 2 davon. Dort heißt es über die Heiden: „Ihr wart früher fern, ihr wart weg von Gott, hattet kein Bürgerrecht, wart ausgeschlossen aus der Bürgerschaft Israels, hattet keine Verheißungen und wart ohne Gott in der Welt“ (Epheser 2,12).
„Ihr wart ohne Christus, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und Fremde den Bündnissen der Verheißung, hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.“
Jetzt aber, mit der Bekehrung, heißt es: „Nun aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden.“ Die Heiden sind zu dem israelitischen Erlöser Jesus Christus gekommen und durch sein Blut nahe geworden.
Er ist unser Friede, der die beiden eins gemacht hat: Juden und Griechen, Juden und Nichtjuden hat er in Christus eins gemacht. In Kapitel 3, Vers 6, berichtet Paulus den Christen in Ephesus, dass die von den Völkern, also die Heiden, Miterben, Mitleib und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christus sind.
Vorher waren sie Nichtbürger, hatten keinen Anteil an den Verheißungen Israels und waren keine Erben, hatten keine Hoffnung. Jetzt sind sie Miterben dieser herrlichen jüdischen Verheißung in Christus, sie sind Mitleib mit dieser jüdischen Volksgemeinschaft in Christus und Mitteilhaber der jüdischen Verheißung, die für alle gilt, die an den jüdischen Jesus Christus glauben.
Es ist eine ganz jüdische Sache, aber wir sind eingepfropft, gehören jetzt dazu und dürfen an den israelitischen Heilsgütern teilhaben. Wir sind keine Juden, bleiben Heiden, aber sind Teilhaber an den jüdischen Gütern.
Das ist, was Paulus auch hier im Römerbrief mit dem Bild des Ölbaums und den Zweigen sagt.
Nun haben wir viel gearbeitet. Eine kleine Pause ist verdient. Wir wollen jetzt eine kurze Pause machen, ein Lied singen und dann geht es weiter.