Syrien
Inhalt
1) Die geographischen Verhältnisse
2) Das Alte Testament
3) Einzelne Teile Syriens
4) Syrien unter fremder Herrschaft
5) Das Seleukidenreich
6) Die Zeit der Römer
7) Die Griechisch-römische Zeit
8) Das heutige Syrien
Allgemein
Syrien bezeichnet in der deutschen Bibel einen Landstrich oder vielmehr eine Mehrheit von Landschaften im Osten des Mittelmeers, für welche der hebräische und griechische Text verschiedene Namen — Aram, Syrien — mit verschiedener Begrenzung hat.
1) Die geographischen Verhältnisse
Es handelt sich hier um das kontinentale Übergangsgebiet zwischen dem südlichen Hochland von Arabien und dem Hochland von Vorderasien. Man kann darin drei Teile unterscheiden:
a. Mesopotamien
Der Name, der im weiteren Sinn das ganze Stufenland des Euphrat und Tigris bis zum Persischen Golf umfasst. Gewöhnlich aber — und auch hier handelt es sich nur um diesen Teil — bezeichnet der von den Griechen nach Alexander dem Großen gebildete rein geographische Name das Gebiet zwischen dem mittleren Lauf des Euphrat und Tigris mit Ausschluss von Babylonien (welches Plinius konsequenterweise unter jenem Namen mitbegreift).
Mesopotamien zerlegt sich in drei Teile: in den südöstlichen Teil vom Chabor abwärts bis zur medischen Mauer und den Kanälen Babyloniens; den mittleren Teil von der Mündung des Chabor aufwärts bis in das Gebiet seiner dem Masiosgebirg entströmenden Duellen und Nebenflüsse — am grössten dieser Masiosflüsse, dem Hirmas, liegt Nisibis (assyr. Nazībīna) — dieser ganze jetzt wüst liegende Oasenstrich des Chabor war in assyrischer Zeit, wie zahlreiche dort gefundene assyrische Bauten bezeugen, vorzüglich kultiviert; — endlich in den westlichen Teil zwischen Chabor und Euphrat, mit dem Hauptflusse Belich und den Städten Urrhai (Edessa) und Haran, ein überaus fruchtbares, obwohl schmales Ackerland, eingeschlossen von nackten, steinigen Hügelzügen.
Im wesentlichen entspricht dieses Mesopotamien (siehe auch Apg 2,9) der heutigen Provinz Al-Dschezireh, „die Insel“. Mesopotamien ist nur zum kleineren Teil, an den Strömen und im Nordwesten, fruchtbares Land; im Innern herrscht der Steppen-charakter vor, und im Süden wird die Steppe mehr und mehr zu eigentlicher Wüste. Im Norden etwa 500 m hoch senkt es sich allmählich nach Süden, so dass erst am Ende des eigentlichen Mesopotamiens entschiedenes Tiefland sich ausbreitet. Übrigens sei bemerkt, dass Mesopotamien im Alten Testament einen begrenzteren Sinn hat (siehe unten Aram Naharaim).
b. Die Wüste
Die syrische Wüste breitet sich westlich und südlich davon zwischen dem eben besprochenen Stufenland des Euphrat und Tigris, Arabien und Syrien im engeren Sinn ohne scharfe Grenzlinien gegen die anstoßenden Gebiete aus. Namentlich gegen Syrien lässt es sich nicht scharf abgrenzen, da diese „Wüste“ mehr ein ausgedehntes Steppenland ist, dessen Boden im Norden an sich gar nicht unfruchtbar, sondern ganz kulturfähig ist und bei genügender Bewässerung Oasen prachtvollen Grüns hervorbringt.
c. Die Landschaft
Der dritte Teil ist die Landschaft Syrien im engern Sinn, das ist der schmale Plateaurücken, der, zum Teil mit hohen Bergketten besetzt, in einer Längenausdehnung von 6 Graben (31-37º) oder 90 Meilen (650 km) bei nur 10-15 Meilen Breite die Ostküste des Mittelmeeres begleitet. Obgleich im allgemeinen nicht sehr hoch, reichen die Erhebungen dieser Landschaft doch aus, von dem Hinterlande im Osten den Regen abzuhalten und ihm den Charakter der Wüste oder doch Steppe aufzudrücken.
Im einzelnen sind in diesem Gebiete besondere Abteilungen zu unterscheiden: eine große Spalte, in der nach Norden der Orontes, nach Süden der jetzige Nahr Litâni und der Jordan fließen, scheidet eine östliche und westliche Hälfte, von denen die westlichere die bedeutenderen Erhebungen in sich schließt.
Das Gestein ist meist das Kalkgebirge der Kreideformation, neben welchem vulkanische Eruptivmassen mehr vereinzelt im Norden (Amanus) und Süden (die Basalte und Dolomite des Hauran, des Dscholan, der Gegenden von Safed, Tiberias und der Ebene Jesreel) sich finden. Zwei deutliche Querlinien scheiden von Norden nach Süden drei Landschaften voneinander: eine Linie, die dem unteren Litanital folgend etwa von Tyrus bis in den Süden des Hermon zieht, begrenzt im Norden → Palästina, von dem hier nicht weiter zu reden ist. Nördlich davon in dem bis zur Einsenkung zwischen Tripolis und Emesa (Höms) oder bis zum Küstenfluß Eleutherus (Nahr el-Kebir) sich erstreckenden Teil, dem mittleren Syrien, finden sich die höchsten Erhebungen des syrischen Hochlandes in zwei einander parallelen Gebirgen. Im Osten des phönizischen Küstenlandes erhebt sich der 150 km lange Gebirgszug des Libanon bis zu 3063 m Höhe, während der niedrigere Antilibanus zu 2760 m und im Hermon zu 2759 m aufsteigt. Zwischen beiden breitet sich ein 500-1000 m hohes, 20 km breites Hochtal, jetzt el-Bekaa, „die Spalte“, genannt, aus. In diesem fruchtbaren, wohlbewässerten Tal fließt nach Süden der Litani, nach Norden der Orontes, während vom Antilibanus nach Osten Bäche, wie der Barada und der el-Awadsch (Amana und Pharphar), fließen und die fruchtbare Gartenlandschaft von Damaskus bewässern. Im nördlichen Drittel von Syrien werden die Höhen niederer; westlich vom unteren Orontes erhebt sich der Dschebel Akra, 1628 m, während der Antilibanus keine entsprechende Fortsetzung findet. Nördlich von der Mündung des Orontes finden wir Ausläufer des Taurus, wie den Basaltrücken des Amanus, 1850 m. Wichtige Heerstraßen gingen vom Busen von Issus und der Orontesmündung durch diese Landschaft nach Osten. In dem überblickten Ländergebiet haben wir zu suchen, was die Bibel von Syrien berichtet.
2) Das Alte Testament
Im Alten Testament deckt sich Syrien so ziemlich mit dem hebräischen Aram, daher der ethnologische Begriff der Aramäer; nur in der Völkertafel ließ Luther den Namen Aram stehen (ebenso auch in der Notiz über Gesur und Aram (1Chr 2,23), wo aber die revidierte Übersetzung Gessuriter und Syrer einsetzte), sonst steht in seiner Übersetzung überall Syrer, und für Paddan-Aram und Aram Naharaim (siehe unten) Mesopotamien. Die Völkertafel führt 1Mo 10,22 = 1Chr 1,17 den Aram als letzten Sohn Sems auf und gibt ihm 1Mo 10,23 die Gebiete Uz, Chul, Geter und Mas (siehe die Ausführung darüber → Uz und vgl. zu Chul und → Mas eher das arabische Chavilah u. Massa als das Masiusgebirge) zu Söhnen.
Als weitere Ausführung einer Genealogie der Aramäer darf 1Mo 22,21-24 gelten (siehe dazu teilweise auch schon den Artikel → Uz), wonach speziell der dritte Sohn Nahors (des Bruders Abrahams), Kemuel, der Vater Arams heißt (vgl. auch 1Mo 29,1, wo das Land Labans als Land der Söhne von Kedem (Grundtext), wofür wohl Kemu-el zu korrigieren, bezeichnet ist); auch 1Mo 22,24 sind mit den vier Kindern Nahors von seinem Nebenweib Re’ûmah (vgl. 2Sam 10,6 nach der griechischen Übersetzung noch ein Baith-raam vor Aram-Bet-Rehob und Aram-Zoba): Tebah, Gaham, Thahas und Mancha deutlich vier Aramäergegenden (siehe besonders → Tebah und → Thahas) gemeint.
Der Name Aram bedeutet weder Hochland noch hat er etwas mit Armenien, dem Land des in den assyrischen Inschriften erwähnten Königs Arimi, etwas zu tun; eher könnte die arabische Redensart „worin von ihren Leuten kein aram, das heißt kein Mensch, mehr ist“ verglichen werden, so dass Aram (ursprünglich wohl Iram) einfach eine dialektische Nebenform von adam Mensch (arabisch auch anâm) sein dürfte, wie ja auch Sabäer (vgl. äthiopisch sab’e Mensch) ursprünglich wohl nur Menschen bedeutet hat. Für die älteste Heimat und überhaupt für die Wanderungen der Aramäer ist von grösster Wichtigkeit die biblische Angabe Am 9,7 (und vgl. die Drohung Am 1,5, dass sie als Deportierte wieder an ihren alten Herkunftsort sollen zurückgebracht werden, die dann 2Kön 16,9 als tatsächlich ausgeführt berichtet wird), wonach das Jes 22,6 als Grenzland von Elam erwähnte Kir als Ausgangspunkt der Aramäer galt. In der Tat saßen noch zur Assyrerzeit im Ost-Tigris-Gebiet zwischen Babylonien und Elam eine ganze Menge von nomadisierenden Aramäerstämmen, die von den Arabern und Chaldäern abgezweigt, sich hier frühzeitig, wohl schon um 2000 v. Chr., niedergelassen hatten; ihre nächsten Verwandten waren die Scheiche und Stämme der kleinen Chaldäerstaaten westlich des Euphrat, zu denen unter andern auch der biblische Merodach-Baladan, der sich sogar der babylonischen Herrschaft bemächtigte, gehörte.
Vom Lande Kir aus, dem auch → Ros genannten Gebiete , rückten verschiedene Scharen nach Mesopotamien, dem weiten Steppengebiete zwischen Tigris und Euphrat nördlich von Babylonien und westlich von Assyrien, vor, wo sie schon in der zweiten Hälfte des 2. vorchristlichen Jahrtausends eine den Assyrerkönigen viel zu schaffen gebende Macht bilden. Mesopotamien, wo auch später die sogenannte syrische Literatur der dort ansässigen aramäischen Christen entstand, blieb, bis es durch den Islam arabisiert wurde, aramäisch. Um 1000 v. Chr., zu den Zeiten Sauls und Davids, sehen wir dann die Aramäer von Mesopotamien aus in jenes Land vordringen, welches wir noch heute ausschließlich Syrien nennen, und zwar war es das Reich von Zoba im südlichen Cölesyrien (also zwischen Damaskus und Sidon), welches dort ihr erster Stützpunkt gewesen sein wird (s. auch noch unten im Abschnitt Aram-Zoba) und unter dem mächtigen König Hadadeser auch noch Verbindungen bis hin nach Mesopotamien (vgl. besonders 2Sam 8,3; 10,16) besaß, wie es andererseits neue, nach dem Süden zu (offenbar von Damaskus aus), mit den Ammonitern anknüpfte (2Sam 10,6ff.).
In Nordsyrien herrschte neben dem hethitischen (ursprünglich kleinasiatischen) Einfluß in Rivalität mit ihm noch lange kanaanitischer Einfluss, wie man besonders gut aus den in Sindschirli an der syrischcilicischen Grenze gefundenen altsemitischen Inschriften ersehen kann, und erst im 8. Jahrhundert v. Chr. brach sich daneben der aramäische Einfluß mehr Bahn, bis auch diese ehemals hethitischen Gebiete allmählich ganz aramaisiert wurden. In der Gegend von Karchemisch und in Mesopotamien westlich vom Belichfluss, dem sogenannten Mitannistaat, auch ehemals nichtsemitischen Gebieten, wird die Aramaisierung wohl schon früher erfolgt sein.
Die Religion
Die Religion der Aramäer war, soweit wir aus vereinzelten Notizen und aus den mit Gottesnamen zusammengesetzten Personennamen schließen können, der der übrigen Westsemiten auf das nächste verwandt: Mond- und Gestirnkult mit besonderem Hervortreten des Wettercharakters des abnehmenden Mondes (vgl. → Dagon, → Hadad und → Rimmon), daneben aber auch Mischprodukte, wie die später in Hierapolis (bei Karchemisch) verehrte Göttin Atargatis oder Derketo (halb aramäisch, da Atar = Astarte, und halb hethitisch, vgl. Gate = Attis) und auch babylonisch-assyrische Entlehnungen (vgl. zum Beispiel den Götterboten Naschuch in Harran, babylonisch Nasuku, Nusku), wie ja ein solcher Synkretismus durch Geschichte und Lage nur zu begreiflich ist.
Die Sprache
Was endlich die Sprache anlangt, so ist das Altaramäische uns nur aus Inschriften bekannt, von denen die in Nordsyrien gefundenen (8. u. 7. Jahrhundert v. Chr.), die von Sindschirli und Nerab noch den Übergang des ehemals in diesen Gebieten herrschenden kanaanitischen Idioms zu dem aramäischen aufweisen; nur die Bauinschrift des Königs Bar-rokeb von Sam’al (Zeit Tiglatpilesers) ist von den aus Sindschirli stammenden bereits als rein aramäisch zu bezeichnen. Auch die Schrift ist in diesen Denkmälern noch ganz die phönikisch-kanaanäische. Eine von Pognon in Nordsyrien gefundene Inschrift des Königs Zakir von Hamath und La῾asch (letzteres das griechische Larissa bei Hamath, arabisch Schaizar, aber auch schon in den Tell-el-Amarnabriefen als Sinsar vorkommend) gehört ebenfalls hierher. Aus der Assyrerzeit stammen ferner aramäische Beischriften auf assyrischen Kaufkontrakten aus Mesopotamien, in denen bereits die Umwandlung der phönikischen Schrift zu der aramäischen (siehe → Schreiben, Schrift auftritt.
In der neubabylonischen Zeit muss sich sodann die Ausgestaltung des mesopotamischen Aramäisch zur Schriftsprache angebahnt haben, wie sie uns in den aramäischen, besonders in Ägypten (vgl. den Papyrusfund von Elephantine, die sogenannten Assuan-papyri) gefundenen Urkunden der Perserzeit begegnet und ebenso in den biblisch-aramäischen Abschnitten (Dan 2,4-7,28; Esr 4,8-6,18; 7,12-26), woraus man vor allem sieht, dass die Erlasse der Perserkönige nach den Außerbabylonischen Ländern des Westens in diesem Idiom abgefaßt worden sind. Als frühere Analogie dazu mag angeführt sein, dass in assyrischen Listen der Bibliothek Asurbanipals neben dem assyrischen Sekretär ein aramäischer Sekretär aufgeführt wird, und dass in einem andern assyrischen Text sechs aramäische Sekretärinnen erwähnt werden. Das biblisch-Aramäische, das also die aramäische Kanzleisprache der Perserzeit darstellt, kann mit Fug und Recht auch, wie es schon früher geschah, als chaldäisch bezeichnet werden, da es gewiss von Babylonien, das ja in der neubabylonischen Epoche von Chaldäern regiert wurde, seinen Ausgang nahm.
Erst in der nachchristlichen Zeit hat sich dann der uns bekannte Unterschied zwischen west- und ostaramäisch (das westaramäische der älteren Zeit kennen wir auf palästinensischem Boden gar nicht) herausgebildet: zu ersterem gehört unter anderem die aramäische Volkssprache der Zeit Christi, von der einzelne Wendungen in den Evangelien vorliegen, zu letzterem die weitverzweigte christlich-syrische Literatur (ursprünglich der mesopotamische Dialekt von Edessa bei Harran). Auch die nabatäischen und palmyrenischen Inschriften (von der Zeit um Christi Geburt an) sind aramäisch; die Nabatäer waren nach Nordwest-Arabien, wahrscheinlich vom Euphrat aus, eingewandert, wie der Name des dort keilinschriftlich bezeugten Aramäerstammes Nabatu nahelegt. Heut lebt das Aramäische nur noch in dürstigen Überresten im Antilibanon, in Mesopotamien (Tur Abdin) und am Urmiasee fort, dem sogenannten Neusyrischen.
3) Einzelne Teile Syriens
Im Alten Testament erscheint Aram außer der Völkertafel nicht als Gesamtname, sondern immer nur als Bezeichnung einzelner Teile, als welche genannt werden:
a. Aram Naharaim
Das ist Aram der beiden Ströme (ursprünglich aber wohl besser als Plural, Aram Naharim, vgl. die altägyptische Wiedergabe Naharina, also Aram der Ströme, zu fassen). Die Wiedergabe Mesopotamien (wonach Euphrat und Tigris und ihr Zwischenland gemeint wäre) ist nicht ganz korrekt, da das ägyptische Naharina allgemein das Gebiet des Euphrat und seiner Nebenflüsse und Nachbargebiete, vor allem die Gegend zwischen Euphrat und Chabor und auch einen Teil Nordsyriens westlich vom Euphrat bezeichnete. Auch ist der assyrische Name „Land Nairi“ speziell für den nördlichsten Teil Mesopotamiens bis an die armenischen Berge gewiß nur eine der dortigen Volkssprache angehörende Benennung (also etwa aus Naharî statt Naharîn entstanden) des gleichen geographischen Terminus gewesen.
Wo die Königsbücher von Mesopotamien reden (2Kön 17,6; 18,11), da gebrauchen sie nicht den Ausdruck Aram-Naharaim, sondern „am Chabor, dem Wasser Gosans“ (siehe → Gosan), so dass es fast scheint, als sei Gosan für ganz Mesopotamien (als pars pro toto) gesagt worden. Die Hauptstadt Mesopotamiens war Haran (siehe → Haran), und der von Luther ebenfalls Mesopotamien übersetzte Name Paddan-Aram (1Mo 25,20; 28,2.6f. 31,18; 33,18; 35,9.26; 46,15), der in gewissen Partien des 1. Buches Mose statt Aram Naharaim begegnet, war wohl ursprünglich nur ein Beiname Harans, der aber dorthin vom Ost-Tigrisgebiet (was wiederum mit den ältesten Wanderungen der Aramäer zusammenhängt) übertragen gewesen ist; um 1600 v. Chr. nennt sich nämlich ein kassitischer Babylonierkönig Agum der Zweite (Agum-Kakrimi), König von Padan und Aram, und ein anderer Text erklärt ausdrücklich Padan als das vor dem Berg Arman gelegene Gebiet östlich vom Tigris.
Tiergeschichtlich interessant ist, dass der Assyrerkönig Tiglatpileser I. (um 1100 v. Chr.) in der Steppe des Chaburflusses noch Wildochsen und Elefanten jagt, welche letztere auch als Jagdwild der Pharaonen in der Gegend westlich vom Euphrat für die Mitte des 2. vorchristlichen Jahrtausends ausdrücklich bezeugt sind. Eine große Rolle in der Geschichte Mesopotamiens spielte zur Zeit der Tell-el-Amarnabriefe das Land und der Staat Mitanni (zwischen Euphrat und Belich), um 1400 v. Chr. Es dehnte seine Macht zeitweilig bis Ninive aus (schon in der ältesten Geschichte Assyriens streiten sich Mitanni-Einflüsse und solche der ursprünglich westsemitischen, dann erst babylonisierten Assyrer), und andererseits buhlten die mächtigen Pharaonen der 18. Dynastie, die ihre Feldzüge bis zum mittleren Euphrat führten, um seine Gunst.
Die Sprache der in assyrischen Schrift geschriebenen Mitannibriefe ist ein den Kaukasussprachen und dem vorindogermanischen Armenisch verwandtes Idiom. Die Namen der Könige von Mitanni klingen fremdartig genug: Tuschratta, Artatama, Suttarna usw., und es ist ganz gut möglich, dass in dem Namen des Ri 3,10 erwähnten Königs von Aram, Kuschan-Rischathaim („Araber oder Äthiopier des Doppelunglücks“ ist natürlich nur eine hebräische Volksetymologie) oder Kusarsathaim (so die Septuaginta) ein verkappter mitannischer Königsname (Tuschrisch-Ate oder ähnlich) steckt.
Bis etwa 800 v. Chr. hatten die Assyrerkönige die Unterwerfung Mesopotamiens vollendet, von da ab finden wir dann auch assyrische Statthalter in Nisibis (zwischen Mosul und Amid-Diarbekr), → Rezeph und → Gosan. Noch größere Schwierigkeiten hatten die Assyrer besonders unter Assurnazirpal und seinem Sohn Salmanassar III. mit der Unterwerfung des östlichen Teiles von Nordsyrien, der Gegend von Bit-Adin (siehe → Eden), → Karchemis, → Arpad usw. bis hin zum Orontestal (Hamath und andere Städte), alles bereits mehr oder weniger aramaisierte Reste des einstigen großen hethitischen Staatenbundes. Die endgültige Eroberung von Karchemis gelang sogar erst dem mächtigen Sargon (717 v.Chr.).
Dass das 4Mo 22,5 als Heimat Bileams erwähnte Petor nur zufällig mit dem von den Assyrern als Euphratfestung genannten Pitru zusammenklingt (23,7 ist Edom statt Aram zu korrigieren), wurde schon früher (siehe → Pethor) erwähnt. Auf die zweite Heimat Abrams, Haran, weist auch die Bezeichnung 5Mo 26,5: „dein Vater (o Israel) war ein wandernder Aramäer“
, falls nicht noch eher dabei an die Erlebnisse Jakobs bei Laban gedacht war. Die späteren Schicksale Mesopotamiens und Syriens sind aus der Weltgeschichte bekannt; hier sei nur noch bemerkt, dass Mesopotamien nach dem Sturz Ninives zunächst in die Hände der medischen Horden, die den altheiligen Sin-Tempel in Haran zerstörten, gefallen war; dann baute Nabonid, der letzte Babylonierkönig, diesen Tempel wieder auf, aber mit dem Ende der babylonischen Herrschaft kam natürlich auch Mesopotamien in den Besitz der Perser.
b. Aram-Damaskus
Luther: die Syrer von Damaskus, (2Sam 8,5), der für Israel wichtigste Teil, der deswegen auch oft kurz mit Aram bezeichnet wird (Jes 7,8; Am 1,5). Dieses damaskenische Aram unterwarf David (2Sam 8,5f). Ein neues damaskenisches Reich begründete um 950 Reson, der unter Salomo abfiel (1Kön 11,23ff). Als weitere Könige von Damaskus werden genannt ein Hesion (den man schon mit Reson identifizieren wollte), ein Tabrimmon, der mit Abia verbündet war, dann Benhadad I., selbst zuerst mit Baesa von Israel, dann mit Asa von Juda verbündet (1Kön 15,18ff.); ein Benhadad II., mit dem Ahab wiederholt kämpfte, 1Kön 20,22 (Hugo Winckler erklärt, vielleicht mit Recht, die Unterscheidung dieser zwei Benhadad für unbegründet, der eine würde etwa 885-844 anzusetzen sein); Hasael (ca. 844), der das Reich Israel schwer bedrängte (1Kön 19,15.17; 2Kön 8,7ff.; 10,32f.), dessen Sohn Benhadad II. oder III. (ca. 804) dem Joas einen Teil der Eroberungen wieder abnahm (2Kön 13,24.25). Israel war in diesen langen Kämpfen siegreich, wenn Damaskus von Assyrien bedrängt wurde. So unter Benhadad III. (II.), wenn dieser mit dem Mari der Inschriften identisch ist, der von Hadad-nirari IV. 803 unterworfen und zur Zahlung eines riesigen Tributes gezwungen wurde. Das ermöglichte die Erfolge der Könige Joas und Jerobeam II. von Israel (2Kön 13,14), über deren Umfang aber aus der Darstellung des Königsbuchs keine klare Vorstellung zu bekommen ist. Der letzte König war Rezin, der im Bund mit Pekach von Israel um 735 Ahas von Juda bekriegte, aber dem assyrischen Könige Tiglathpileser (745-727) erlag. Damaskus wurde nach monatelangem tapferen Widerstand 733-732 erobert, das Reich fortan ein Teil Assyriens.
c. Aram Zoba
Luther: Syrer zu Zoba, (2Sam 10,6.16; Ps 60,2), Hamath-Zoba (2Chr 8,3), oder Zoba allein (1Sam 14,47; 2Sam 8,3), über dessen Lage man bis in die neuere Zeit unsicher war. Während man es nach 2Sam 8 früher im NO. von Damaskus, südlich von Hamath zwischen dem Euphrat und dem Orontes suchte, wobei es so weit nach Süden gereicht haben müsste, dass die Ammoniter sich dort Hilfe holen konnten (2Sam 10,6; 1Chr 19,6), glaubt Schrader es jetzt in dem Zubiti auf Inschriften Asurbanipals zu finden und setzt es nördlich von Palästina, südlich von Damaskus, zwischen Mittelmeer und Euphrat, an. Ohne Zweifel ist das richtig, und zwar wird es von den einen (zum Beispiel Buhl, Hommel und Öttli) an der Ostseite des südlichen Libanon im südlichsten Teil von Colesyrien gesucht, während andere mit H. Winckler es am Haurangebirge oder westlich davon gelegen denken. Um einen großen Aramäerstaat scheint es sich bei diesem Aram Zoba nicht zu handeln, wie man nach 2Sam 8,3ff. und 10,15ff. vermutet, sondern um eins von mehreren kleinen Aramäerstädtchen.
d. Aram Beth-Rehob
Luther: Syrer des Hauses Rehob (2Sam 10,6). Es wird in der Nähe von Beth-Rehob zu suchen sein. Nun lag nach Ri 18,28 das bekannte Dan in der Niederung von Beth-Rehob. Moore und Buhl halten es für das heutige Banijas. Guthe vergleicht Rihab in Bilad es-Suwet östlich von Dscherasch. (Solange man Zoba im Norden suchte, musste auch Beth-Rehob im Norden gesucht werden. Man dachte an eine Stadt nordöstlich von Damaskus, an ein Dorf Ruhaiba oder, weil 1Chr 19,6 statt Aram Beth-Rehob Aram Naharaim steht, an das „Rehobot des Stromes“ (= am Euphrat; 1Mo 36,37). Davon kann keine Rede sein. Neuerdings sind überhaupt Zweifel laut geworden, ob Beth-Rehob ein besonderes Reich ist. Da der König von Zoba 2Sam 8,3 als Sohn Rehobs bezeichnet ist, halten Ed. Meyer, Winckler und andere Zoba und Beth-Rehob für identisch.
e. weitere Teile
Als Teile Arams werden endlich auch Aram Maacha (revidierte Übersetzung: Syrien von Maecha; 1Chr 19,6; 2Sam 10,6), und Gessur in Aram (2Sam 15,8), aufgeführt, beide Landschaften in derselben Gegend, jenes am obersten Jordan und dem Hulehsee, dieses etwa östlich vom See Genezareth.
Die aramäischen Staaten konnten dem Reich Israel Gefahr bringen, sie waren dem assyrischen Reich nicht auf die Dauer gewachsen. Schon Assurnasirpal (885-860) und Salmanassar III. (860-825) unterwarfen die nordsyrischen Staaten bis gegen Hamath hin. Dann tat Damaskus mit seinen Verbündeten dem assyrischen Vordringen für einige Zeit Einhalt. Im Jahr 854 — dem ersten sicheren Datum der Geschichte des Orients — kam es zwischen Salmanassar III. und Benhadad von Damaskus, unter dessen Verbündeten der Fürst von Hamath und Ahab von Israel die mächtigsten waren, zu der Schlacht bei Karkar, die dem Assyrer keinen Erfolg brachte; ebensowenig wiederholte Versuche der nächsten Jahre. Bei einem Feldzug von 842 kam es zu einer Belagerung von Damaskus, wo jetzt Hasael gebot; Phönizien und Jehu zahlten Tribut; Damaskus blieb unbezwungen; auch 839. Eine Zeitlang hatte Damaskus Ruhe vor den Assyrern und konnte Israel bedrängen, dem damals das Ostjordanland genommen wurde. Unter Adad-nirari IV. (812-783), der sich rühmt, das Hattiland, Tyrus, Sidon, Israel, Edom, Philistäa tributpslichtig gemacht zu haben, musste auch Benhadad von Damaskus (Mari) 803 sich Assyrien beugen. Unter Jerobeam II. wurde Damaskus auch von Israel bedrängt. Noch einmal machte sich Syrien von den schwachen assyrischen Herrschern unabhängig. Aber 738 erschien Tiglathpileser (745-727) wieder siegreich im Westen und nötigte Damaskus, Hamath und andere zur Huldigung. Als Rezon während eines medischen Feldzugs Tiglath-Pilesers abfiel, zog dieser heran und brachte 733-732 Damaskus zur Ergebung. Sargon (721-705) machte den letzten Unabhängigkeitsbestrebungen der syrischen Staaten ein Ende.
4) Syrien unter fremder Herrschaft
Seitdem wurde Syrien nicht mehr selbständig. Es gehörte dem assyrischen, babylonischen, persischen, macedonischen Reich an. In dieser Zeit bekam das Land bei den Griechen den Namen Syrien. Dieser Name stammt nicht von einer assyrischen Bezeichnung des Landes, sondern von den griechischen Geographen: sie nannten das von Assyrien aus schon vor 2000 kolonisierte Küstenland zu beiden Seiten des Halys Assyrien, nannten die Bewohner des späteren Kappadokiens Syrer (verkürzt aus Assyrer) oder auch, zum Unterschied von den Syrern südlich des Taurus „weiße Syrer“. So bekam Syrien bei den Griechen nach und nach die jetzige Bedeutung; der Name Aram ist ihnen sogar fast durchaus unbekannt geblieben. So kam es, dass die Griechen diese Gebiete, auch als dem assyrischen Reich das babylonische, persische, macedonische hier gefolgt waren, entweder mit dem Namen des alten Reiches als Assyrien oder gewöhnlich mit Weglassung der ersten Silbe als Syrien bezeichneten. Diese neue Benennung unserer Gebiete gehört erst der Diadochenzeit an, in der Bibel findet sie sich in den Apokryphen und im Neuen Testament. Im Vergleich zu dem alten Namen war der neue einer sehr weiten Ausdehnung fähig. Hieß doch das ganze große Reich, das vom Erbe des Perserreichs und Alexanders den Löwenteil an sich riss und zu Zeiten nicht viel kleiner als das alte Perserreich war, Syrien! Während der Name Aram im Gegensatz stand zu den kanaanitischen und israelitischen Gebieten, wurde der neue so ziemlich auf das ganze Gebiet ausgedehnt. Nur Mesopotamien wurde bloß zum Teil hereingezogen, und als Syrien bis zum Euphrat zur römischen Provinz wurde (64 v. Chr.), wurde vollends Syrien regelmässig mit Ausschluss von Mesopotamien verstanden.
5) Das Seleukidenreich
In den Büchern der Makkabäer wird des syrischen Reiches häufig Erwähnung getan. Sein Begründer war Seleukos, nach Alexanders Tod Statthalter von Babylon, der, von Antigonus vertrieben (312), nach dem Siege bei Gaza zurückkehrte (Aera Seleucidarum), 306 den Königstitel annahm, bei Ipsus mitsiegte (301), und seitdem über das weite Ländergebiet vom Taurus bis zum Indus herrschte, ja am Abend seines Lebens durch den Sieg bei Kurupedion (281), sogar in den Besitz von Kleinasien und Macedonien gesetzt wurde, welch letzteres er freilich nicht mehr einnehmen konnte. Er hinterließ seinen Nachfolgern, den Seleuciden, die Ausführung der von Alexander in Angriff genommenen Aufgabe, das Riesenreich zu hellenisieren und zu einem lebensfähigen Staatswesen zu machen. Die ersten leisteten in der Tat viel: durch Städtegründungen (Antiochia am Orontes, Seleucia am Tigris, waren die wichtigsten neben vielen gleichen Namens), durch Handels- und Verkehrsstraßen, durch Kanalverbindungen, durch Ansiedelungen von Griechen wurde namentlich in der Westhälfte des Reiches, im eigentlichen Syrien, hellenische Sprache und Kultur verbreitet.
Freilich im übrigen lenkten die Seleuciden bald genug in die Bahnen des alten Perserreiches ein: die Könige waren trotz der Ehrenbezeugungen, die man in niedriger Schmeichelei ihnen zollte (vgl. Beinamen wie Antiochos Theos, der Gott), meist recht unbedeutend; der Hof viel weniger als der in Alexandria eine Stätte höherer Geistesbildung, sondern ein Sumpf sittlicher Versunkenheit, ein Tummelplatz hässlicher Ränkesucht; die Länder ohne inneres Einheitsband und darum, sobald die Zügel der Regierung nicht mehr in starken Händen ruhten, in offener Auflösung. Der Reihe nach trennten sich von dem Reiche los die indischen Reichsteile, Medien, Baktrien, Parthien. In Kleinasien erstanden selbständige Reiche, wie das pergamenische, bithynische, galatische. Namentlich mit den Ptolemäern, die anfangs einen Teil von Kleinasien, Syrien, Phönicien, Palästina beherrschten, wurde oft und unglücklich gestritten. Dem bekanntesten der späteren Seleuciden, Antiochus III., dem Großen (222-187), gelang es zwar, den Osten bis Indien wieder seiner Herrschaft zu unterwersen und Judäa samt Phönicien aus der fast ein Jahrhundert alten Verbindung mit Ägypten zu lösen (198) und seine Herrschaft über den Hellespont auszudehnen; aber der Krieg mit den Römern offenbarte die Schwäche des Reiches und brach seine Macht für immer.
Die einzelnen Könige des syrischen Reiches bis auf diese Zeit, die zwar im Alten Testament nicht genannt werden, auf die aber Dan 11,5ff. hingewiesen wird, sind im Artikel → Israel genannt. Unter Antiochus’ III. Nachfolger, Seleukus IV. Philopator (187-176), begann die Bedrückung der Israeliten, die ihren Grund in den steigenden Finanznöten der Seleuciden, wie in ihrer Hellenisterungspolitik hatte. Sie steigerte sich unter Antiochus IV. Epiphanes (176-164), unter dem die ruhmvolle Erhebung der → Makkabäer, 167, begann, vgl. darüber die entsprechenden Artikel. Das syrische Reich, dem gleichzeitig Mithradates I. von Parthien Persien, Medien, Babylonien entriss, war nicht imstande, das kleine Palästina zu unterwerfen und fristete unter endlosen Thronstreitigkeiten ein kümmerliches Dasein, bis des Pompejus Machtwort dem Reiche, über das sich zuletzt Tigranes von Armenien die Herrschaft angemaßt hatte, ein Ende machte (65 v.Chr.).
6) Die Zeit der Römer
Die römische Provinz Syrien, an die zu denken sein wird, wo im Neuen Testament der Name erwähnt wird (Mt 4,24; Lk 2,2; Apg 15,23.41), mitunter auch mit Ausschluss des palästinensischen Landes, war übrigens kein einheitliches und einheitlich verwaltetes Gebiet. „Der Bau des asiatischen Römerstaates mit seinen Lehnkönigen und Vasallen, den gefürsteten Priestern und der Reihe ganz und halb freier Städte, erinnert lebhaft an das heilige römische Reich deutscher Nation.“ Eine Reihe von Fürstentümern blieb bestehen: Kommagene im Norden mit Samosata am Euphrat unter einer, wie es scheint, seleucidischen Familie; Chalkis zwischen Libanon und Antilibanus; Abilene östlich davon; Damaskus; Emesa im Jordantal; die verschiedenen jüdischen Staaten der Herodianer; manche Städte wie Antiochia am Orontes, das nahe Seleucia, Gaza und andere erhielten Autonomie. Unter Augustus wurde Syrien eine der kaiserlichen Provinzen, an deren Spitze ein legatus Augusti pro praetor stand. (Cäsarianische Provinzen hießen die äußeren Provinzen des Reichs, in denen der Friede noch nicht gesichert war und daher die 25 Legionen standen, denen der Kaiser als Imperator gebot. Die Provinzen, in denen keine größeren Truppenmassen waren, standen unter dem Senat.) —
7) Die Griechisch-römische Zeit
wegen der einzelnen dazu gehörigen Ortschaften, die hier nur genannt werden, wird auf die besonderen Artikel verwiesen:
a. Das nördliche Syrien
„Das obere Syrien“, im Süden des Taurus um den unteren Taurus bis zum Euphrat, ein vielbenutztes Durchzugland: hier führten die Wege auf die wichtigsten Übergänge über den Euphrat zu, Karkemisch im Norden, weiter südlich Thiphsach, wo der jüngere Cyrus und Alexander den Fluß überschritten, und das späte Circesium. An der Küste lag Seleucia als Borhafen des mächtigen Antiochia, der seleucidischen Hauptstadt, beide griechische Gründungen. Zwischen Antiochia und dem Euphrat lag eine alte Stadt, die neuerdings die wichtigste geworden, von deren Namen Chalep, Chalybon, Beröa, Haleb, Aleppo der mittlere einmal in der Bibel genannt ist, nördlich davon Arpad; im Tal des Orontes das oft genannte Hamath.
b. Colesyrien
Nach Süden folgte das hohle Syrien, Colesyrien, eigentlich nur das Hochtal zwischen Libanon und Antilibanus, aber in der Zeit der Römerherrschaft wurde der Name auch auf die Landschaften östlich vom Antilibanus, ja auch auf die Ebene bis zum Euphrat und das Ostjordanland ausgedehnt. Hier lagen Baalbek und Berothai, Riblah in der Tallandschaft selbst, östlich Damaskus mit dem nahen Chelbon. Von Damaskus führte der Weg nach Thiphsach über Thadmor-Palmyra und Rezeph. Dass der Name Syrien noch weiter ausgedehnt wurde, beweist die Bezeichnung Syria Phoenice (Syrophönice siehe → Phönicien) und Syria Palaestina. In Makk. wird die Landschaft öfters erwähnt (2Makk 3,5.8; 4,4; 8,8; 10,11).
8) Das heutige Syrien
Eist 296.700 km² groß und zählt 2.890.400 Einwohner. Es zerfällt in folgende Teile:
1) Wilajet Aleppo mit 86.600 km², 995.800 Einwohner;
2) Wilajet Beirut 16.000 km², 533.500 Einwohner (Beirut, siehe Tafel 10, die wichtigste Hafenstadt Syriens, mit Damaskus durch die Eisenbahn verbunden, hat 120.000 Einwohner, vgl. Gebal);
3) Mutesarriflik Libanon 3100 km², 200.000 Einwohner;
4) Mutesarriflik Jerusalem 17.100 km² 341.600 Einwohner.;
5) Wilajet Syrien 95.900 km² 719.500 Einwohner;
6) Mutesarriflik. Sor 78.000 km², 100.000 Einwohner. Die Einwohner zerfallen in Syrer, die Nachkommen der einst aramäisch redenden Einwohner, seßhafte und nomadisierende Araber, wenig Türken, Juden und Europäer.