Joel. Von mehreren Trägern dieses Namens sind hervorzuheben;
1) Der erstgeborene, seinem Vater unähnliche Sohn Samuels, 1 Sa. 8,2 f.; 1 Chr. 6,18. —
2) Der Prophet, Sohn Pethuels, über dessen Person nichts weiteres bekannt ist. Sein Buch zeichnet sich durch Reinheit der Sprache, Ebenmaß des Satzbaus, durch Lebendigkeit und dichterische Kraft aus. Ausgehend von einer mit Dürre verbundenen unerhört schweren Heuschreckenplage, Kap. 1, einem Vorboten des Tages des Herrn V. 15, schildert der Prophet, 2,1-11, diesen Tag mit seinen Schrecken als nahe bevorstehend in Zügen, die er der gegenwärtigen Heuschreckenplage entnimmt, und ruft zur Abwendung des Gerichtstags und Wiedererlangung des göttlichen Segens, V. 12-17, das ganze Volk zur Begehung eines Bußtages in den Tempel, Zerreißen der Herzen und nicht der Kleider fordernd und im Anschluß an 2 Mo. 34,6 die göttliche Barmherzigkeit bezeugend. Da ließ sich Gott erbitten: „Jahveh eiferte für sein Land und verschonte seines Volkes usw.“ (nicht wie Luther: der Herr wird eifern usw.). Die Worte: „Es antwortete Jahveh und sprach zu seinem Volk“ leiten dann zu den Verheißungen über, die Gott seinem bußfertigen Volk gab und welche die zweite Hälfte des Buches ausmachen. Ihr Inhalt ist
a) Wiederherstellung des durch die Plage Verlorenen durch reichen Natursegen nach Vernichtung der Heuschreckenschwärme, 2,19-27;
b) Verleihung geistlichen Segens (vgl. jedoch schon 2,23), übrigens erst in einer späteren Zukunft (3,1), durch Ausgießung des Geistes Gottes über alles Fleisch, verbunden mit Errettung aller den Namen des Herrn Anrufenden an dem „großen und schrecklichen Tag des Herrn“, Kap. 3 (vgl. dazu $$Apg. 16 ff.::Apg 16$$, wo Petrus die Erfüllung dieser Weissagung in der Geistesausgießung bezeugt;
c) Gericht Gottes zunächst über einzelne Feinde Israels, dann aber überhaupt über die sich wider das Bundesvolk sammelnde heidnische Welt im Tal Josaphat (= Jahveh richtet), während Juda den Schutz und reichen Segen seines Gottes genießt, Kap. 4. Das Buch Joels enthält keine Angabe über die Zeit seiner Entstehung. Die großen Weltmächte Assur und Babel erscheinen nicht in dem Gesichtskreis des Propheten, was darauf führte, ihn in die vorassyrische Periode zu versetzen. Da nun die 4,2 ff. erwähnten Gewalttaten heidnischer Völker gegen Juda Ereignissen wie den 2 Kö. 8,20-22; 2 Chr. 21,8-10. 16 berichteten entsprechen, dagegen von der 2 Kö. 12,18 f.; 2 Chr. 24,23 f. erwähnten Bedrängnis durch Hasael nichts angedeutet ist, so nahm man an, daß die Wirksamkeit Joels in die Zwischenzeit falle, und zwar am wahrscheinlichsten in die Zeit der Minderjährigkeit Joas, da der Hohepriester Jojada die Regierung führte, weil in dieser Zeit der Tempeldienst, wie das Buch vorauszusetzen scheint, in Blüte stand und weil es sich dann natürlich erklärt, daß der König in dem Buch nicht genannt ist. Nach dieser Ansicht, die in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts führen würde, wäre das Buch eines der ältesten unter den prophetischen, dagegen sind neuere Forscher geneigt, es der Zeit der babyl. Gefangenschaft zuzuweisen und für eines der jüngsten zu halten.