Einleitung und Kontextualisierung des Propheten Joel
Dann haben wir den Propheten Joel, und zwar die erste Hälfte. Den findet man ein wenig schwer, denn er steht vor Amos. Zwischen Hosea und Amos haben wir den Joel.
Joel umfasst zwei Kapitel. Immer wieder lesen wir dazwischen ein Stück. Ich möchte Sie aber nicht mit zu viel Text überschwemmen. Ich hoffe dennoch, dass es klar wird.
Beim Joel gibt es ein kleines Problem: Wir wissen nichts über den Mann, außer dass sein Name und der Name seines Vaters im ersten Kapitel, im ersten Vers, erwähnt sind: Joel, der Sohn Petuels. Die zwei Punkte bedeuten nur, dass man nicht „Petül“ liest, also nicht als Ü, sondern als „Petuel“, dass man das auseinanderliest. Im Neuen Luther ist das so vermerkt.
Wann Joel gelebt hat, darüber streiten sich die Fachleute. Das heißt schon, man kann es auch aus dem Inhalt nicht sagen, weil keine zeitlichen Bezüge vorhanden sind. Manche sagen, es wird nur von Priestern und Führern des Volkes gesprochen, aber nicht mehr vom König in Juda oder Israel. Das würde bedeuten, dass der König schon nicht mehr da war. Manche datieren das etwa auf 300 vor Christus, gerade in der Zeit, als der Hasmonäer-Tunnel entstanden ist. Andere sagen, es war vor Amos, ganz am Anfang, als das Nordreich begann.
Das spielt aber überhaupt keine Rolle. Das Wort des Propheten Joel weist weit über seine Zeit hinaus und hat für uns eine ganz wesentliche Bedeutung.
Persönliche Erfahrungen und die Bedeutung von Hoffnung
Und zwar fange ich mal an, bevor ich etwas lese, zu sagen: Ich habe im Jahr 1995 einmal über ein Wort aus dem Buch Joel gepredigt. Dabei habe ich Ihnen die Geschichte von Mardochai Gur erzählt, dem stellvertretenden israelischen Verteidigungsminister, der sich erschossen hat.
Ich habe gesagt, dass dies ein Bild unserer Zeit sei: Ein Mann mit Karriere, der die Befreiung der Geiseln von Entebbe geleitet hat. Mardochai Gur war in Israel so etwas wie der Rambo-Typ, der alles macht. Doch sein Leben endete aus welchem Grund auch immer in der Verzweiflung.
Das war für mich der richtige Einstieg in das Buch Joel. Heute Abend möchte ich noch einmal darauf zurückkommen, weil ich glaube, dass wir dem Propheten Joel so am besten begegnen können.
Der moderne Mensch hat, genauso wie zur Zeit von Joel – und das ist durch alle Zeiten so gewesen – keine Hoffnung und keine Zukunft. Wenn etwas Schlimmes im Leben passiert, worauf soll er dann noch hoffen können?
Ist Ihnen bewusst, dass auch der moderne Mensch keine Hoffnung hat? Das gilt für jeden, dem Sie begegnen. Darüber sollten Sie öfter nachdenken, auch für Ihre Gespräche, wenn Sie mit Feingefühl und Klugheit einem anderen Menschen ein wenig weiterhelfen wollen.
Menschen haben eine Zukunft, wenn sie sagen: "Wir stehen vor dem Urlaub" oder "Wir bauen ein Haus." Dann haben sie große Ideen. Aber was ist, wenn jemand sagt: "Ich habe eine unheilbare Krankheit"? Für die meisten Menschen bleibt dann im Ernst nur noch die Frage, wie sie ihr Leben möglichst rasch beschließen können.
Auch am Grab hat man oft keine Hoffnung – außer der, dass jetzt alles super sein wird. Ich habe das oft karikiert, wenn ich gefragt habe, woher die Leute das haben. Sie glauben noch nicht wirklich daran, dass es dem Verstorbenen jetzt gut geht.
Es ist eigentlich nur eine verdrängte Frage: Was ist mit dem toten Menschen? Er hat heute keine Zukunft und keine Hoffnung.
Die Offenbarung Gottes und die prophetische Botschaft
Die Offenbarung Gottes hat den Menschen zunächst gezeigt, was Gott tun will. Wenn man die biblische Prophetie verstehen möchte, erkennt man, dass Gott Abraham berufen hat und sagte: „Schau, ich werde etwas in deinem Leben bewirken. Du wirst einen Sohn bekommen.“ Doch Abraham bekam ihn nicht sofort. Er musste warten, bis es geschah. So richten sich die Menschen auf die Zukunft aus, die Gott für sie bereithält.
Das Volk Israel in Ägypten bekam ebenfalls eine Zukunftsverheißung: Gott wollte sie zurück in ihr Land führen. Zur Zeit Davids versprach Gott, einen Nachfolger zu geben. So wurde die Zukunft gesetzt.
Nun wollen wir das Ganze von einer anderen Seite betrachten. Gestern hatten wir ein Gespräch mit einem Mitarbeiter. Er berichtete, dass einer unserer Mitarbeiter selbst ein wenig in den Propheten der Bibel gelesen hat. Wir sprachen über die frommen Propheten, die es auch heute in verschiedenen religiösen Gruppierungen gibt und die Zukunftsweisungen machen. Dieser Mitarbeiter sagte im Büro: „Ich habe Jakob Kröger gelesen, einen großartigen Schriftausleger.“
Das war interessant, denn Jakob Kröger meint, die Zukunftsaussagen wollen gar nichts Wunderbares verkünden. Sie sagen nichts davon, wann die Welt untergeht oder liefern einen genauen Fahrplan der Ereignisse. Vielmehr ringen die alttestamentlichen Propheten mit einer Sache: Gott will meine Zukunft gestalten. Gott will die Zukunft des Volkes gestalten. Wer sich von Gott abwendet, ist verloren.
Die Dramatik der Propheten liegt darin, dass sie Evangelisten sind, die zur Buße rufen. Wenn du Gott verlierst, ist dein Leben leer. Du musst Gott finden, sonst bleibst du verloren. Denken Sie an Jesaja: „Euer Zustand ist verzweifelbar.“ Oder an Hosea: „Ihr seid wie Hurer, ihr rennt überall hin und bindet euch an jeden. Eure Liebe ist nicht mehr auf Gott ausgerichtet.“
Das müssen wir immer wieder sehen, denn wir neigen dazu, Propheten anders zu verstehen, als sie es meinen. Darum ist das prophetische Wort für uns so wichtig. Es ist ein Wort, das uns wieder unseren Platz zuweist. Es zeigt uns, wo wir heute Gott finden und mit ihm leben können – um Zukunft und Hoffnung zu haben.
Biblische Zukunftslinien und das letzte Gericht
Und jetzt wissen Sie, dass die Bibel auch noch weitergeht und in der Offenbarung des Johannes, im Buch Daniel sowie in einigen prophetischen Büchern Zukunftslinien Gottes offenbart. Diese können wir nur sehr sorgfältig nachverfolgen.
Zum Beispiel wird beschrieben, dass die Juden sich wieder im Land ihrer Väter sammeln, dass die Vertriebenen zurückgebracht werden (Jeremia 31, Sacharja 12). Jerusalem wird als der „Laststein der Völker“ bezeichnet, der nicht gelöst werden kann. Im Buch der Offenbarung wird genau diese Thematik erneut aufgegriffen und als Grundlinie festgehalten.
Es wird immer wieder betont, dass das Böse zunehmend die Welt beherrschen wird. Das Böse entwickelt sich immer stärker in seiner antichristlichen Dichte. Trotzdem baut Gott seine Gemeinde auf. Dabei kommt es auch zum Martyrium.
Am Ende zeigt die Offenbarung ein erschütterndes Bild: Die Gottesgemeinde lässt sich verführen und wird zur „Hure Babylon“, die mit den Mächtigen der Welt paktiert. Danach folgt die Wiederkunft Jesu und das Weltgericht.
Wir haben also bestimmte Linien, die uns wunderbar bekannt sind, damit wir uns darauf einstellen können. Ich bin überzeugt, dass sich alles bis zum letzten Detail erfüllen wird. Man kann dies ablesen, weil uns das Wort Gottes gegeben wurde. Gott wollte, dass wir eine Richtung und Orientierung haben.
Diese Orientierung muss niemanden aus Sekten oder Sondergruppen überlassen werden. Jeder kann es ganz einfach verstehen, wenn er die Lutherbibel liest – nicht die Erklärungen, sondern die Lutherbibel selbst. Gute Erklärungen finden sich zum Beispiel in kleinen Bibelauslegungen, der Wuppertaler Studienbibel oder der neuen Reihe von Gerhard Meyer.
So können Sie beim Bibellesen wunderbar weiterkommen.
Das Gericht Gottes und die Heuschreckenplage als Warnung
Und jetzt kommen wir zum Buch Joel. Joel kündigt das Gericht Gottes an. Das heißt, Gott wird einen Tag festlegen, an dem alles in der Welt gerichtet wird. Das ist unheimlich, aber noch viel mehr sagt er zuerst im ersten Kapitel: Auch gewisse schlimme Katastrophen dieser Welt sind Vorboten des göttlichen Gerichtes.
Herr Präsident! Es ist ja immer wieder eine Diskussion bei uns. Vor ein paar Jahren gab es in der Stuttgarter Zeitung Meldungen mit der Frage: Ist eine solche Katastrophe eine Strafe Gottes? Ein wichtiger evangelischer Kirchenvertreter hat damals gesagt: Nein, es ist keine Strafe Gottes. Doch natürlich sind es vielfach Busrufe Gottes.
In unserer freizügigen Welt ist es so, dass Gott uns irgendwo wieder stoppt und sagt: Komm! Der letzte Krieg 1945 wurde von den meisten doch als ein Busruf Gottes empfunden. Es war Gottes Gericht. Die Teilung Deutschlands – haben wir das überhaupt als Aufruf zur Buße und Umkehr begriffen?
Ich bedauere immer noch, dass wir damals in der großen Zeit der Terrorangst, als in Stuttgart die Angst vor einer großen Bombe herrschte, die Kofferräume aller Autos untersucht wurden und Straßensperren errichtet waren, keine abendlichen Bitt- oder Bussgottesdienste gefeiert haben. Denn das Volk spürte offen, dass alles zusammenzubrechen droht und wir keine Sicherheit mehr haben.
Ich denke, dass Gott uns durch viele äußere Erscheinungen immer wieder zur Umkehr rufen will. Wir leben auf einem Vulkan, unser Leben selbst ist bedroht. Joel greift eine große Heuschreckenplage heraus, die damals über Israel zog. Diese lesen wir jetzt.
Die Heuschreckenplage als Zeichen göttlichen Gerichts (Joel Kapitel 1)
Kapitel 1
Hört zu, ihr Ältesten, und merkt auf, alle Bewohner des Landes! Ob solches Geschehen zu euren Zeiten oder zu der Zeit eurer Väter stattgefunden hat, erzählt es euren Kindern. Lasst eure Kinder es ihren Kindern weitergeben, und diese wiederum ihren Nachkommen.
Was die Raupen übriglassen, fressen die Heuschrecken. Was die Heuschrecken übriglassen, fressen die Käfer, und was die Käfer übriglassen, frisst das Geschmeiß. Sie wissen, wie in diesen heißen Ländern, wie Ägypten und anderen, diese Heuschrecken alles im Nu verwüsten. Wie eine Wolke kommen sie heran, und die Sonne wird schnell verfinstert. Dann ist das Land leergefressen, und eine große Hungersnot bricht an.
In Afrika, dem furchtbaren Kontinent, kommt eine solche Katastrophe. Jetzt sagt Joel: Pass auf! Dieses Geschehen ist nicht nur eine Naturkatastrophe, sondern dahinter steht Gott, der euch zur Umkehr mahnt.
Er sagt zuerst: Was bedeutet das? Versöhnt euch! Wacht auf, ihr Trunkenen, und weint und heult, alle Weinsäufer, um den süßen Wein. Denn er ist von eurem Munde weggenommen.
Ich glaube, das meint nicht nur die, die betrunken sind. In der Bibel ist Wein und Trinken oft ein Zeichen des Gottesfriedens. Euch ist der Gottesfrieden genommen worden. Ihr befindet euch jetzt in einer unsicheren Lage und spürt, wie alles bei euch wackelt. Denn es zieht ein Volk in mein Land ein – das sind diese Heuschrecken.
Das ist ein mächtiges Volk, ohne Zahl. Es hat Zähne wie Löwen und Backenzähne wie Löwinnen. Es verwüstet meinen Weinstock und frisst meinen Feigenbaum kahl. Es schält ihn ganz ab, so dass seine Zweige weiß dastehen.
Jetzt wird wieder durchgegriffen. In diesem Augenblick zeigt sich, dass das Volk Israel keine Geborgenheit mehr in Gott hat. Im alten Bild der bräutlichen Liebe – der Jungfrau Israel mit dem Bräutigam Gott – ein altes Prophetenbild dieser Liebe Gottes zu seinem Volk, heißt es:
"Heule wie eine Jungfrau, die Trauer anlegt um ihres Bräutigams Willen."
Jetzt merkt Israel erst, dass es Gott verloren hat. In eurem Leben ist der Segen Gottes nicht mehr da.
Speisopfer und Trankopfer gibt es nicht mehr im Haus des Herrn. Die Priester des Herrn, seine Diener, trauern. Das Feld ist verwüstet, der Acker ausgedörrt, und das Getreide verdorben. Der Wein steht jämmerlich da, und das Öl ist kläglich.
Die Ackerleute sehen traurig aus, und die Weingärtner heulen um den Weizen und die Gerste, weil auf dem Feld keine Ernte mehr zu erwarten ist.
Der Weinstock ist verdorrt, der Feigenbaum verwelkt. Auch die Granatbäume, Palmen und Apfelbäume – ja, alle Bäume auf dem Feld sind verdorrt. So ist die Freude des Menschen zum Jammer geworden.
Doch diese äußeren Katastrophen haben ein Reden Gottes hinter sich. Hört ihr diese Botschaft? Was will Gott durch diese äußeren Lebenskatastrophen sagen?
Umgürtet euch und klagt, ihr Priester! Wer zuerst die Katastrophen erkennen muss, ist nicht die Zeitung, nicht der Fernseher, sondern das Volk Gottes. Das Volk Gottes muss sagen, wann die Wirtschafts- und Naturkatastrophen kommen.
Wir haben auch Gott mit Füßen getreten. Es ist kein Wunder, dass Gott seine Hand von uns abgezogen hat. Darum sollen die Priester anfangen zu klagen und zu weinen.
Ich kann es von den Gottlosen nicht erwarten, aber die Priester sollen es doch merken.
Die Beamten, die Leiter des Volkes Gottes, heult, ihr Diener des Altars! Behaltet auch im Schlaf das Trauergewand an, ihr Diener meines Gottes! Denn Speisopfer und Trankopfer gibt es nicht mehr im Haus eures Gottes.
Sagt ein heiliges Fasten an! Ruft die Gemeinde zusammen! Versammelt die Ältesten und alle Bewohner des Landes zum Haus des Herrn, eures Gottes, und schreit zum Herrn.
Sagt es vor Gott: Herr, wir haben es verdient, dass du uns schlägst. Wir waren unrecht, wir haben dein Wort nicht befolgt.
Das wäre ein echter Bußtag. Wenn wir uns so verhalten würden, bräuchten wir kein Gelinder dafür, sondern würden es wirklich zum Anlass nehmen, auch über die schweren Abläufe nachzudenken, die geschehen sind.
Der Tag des Herrn und die Dringlichkeit der Umkehr
Oh weh des Tags, denn der Tag des Herrn ist nahe und kommt wie ein Verderben vom Allmächtigen. So spricht Joel.
Schon im Alten Bund wurde ganz klar gesagt: Es gibt einen großen Gerichtstag, vor dem wir alle erscheinen müssen. Wir müssen alle vor dem Richterstuhl Gottes antreten. Dann wird offenbar werden, was in uns verborgen ist. Paulus hat es so gedeutet und gesagt, dass an diesem Tag jedes unnütze Wort zur Rechenschaft gezogen wird. Merkwürdig ist, dass man heute so wenig Furcht davor spürt.
Ich möchte mein Leben vor dem ewigen Gott ordnen. Sind Sie jeden Abend, wenn Sie einschlafen, fertig und bereit? Können Sie sagen: Ich kann vor Gott antreten, auch mit den Verborgenen in meinem Herzen? Ich habe seine Vergebung empfangen und Ruhe in seinem Frieden gefunden.
Was ganz Wichtiges ist: Der Tag des Herrn ist nahe, und er kommt wie ein Verderben vom Allmächtigen. Das Wort „Allmächtiger“ bezeichnet den Pantokrator, der die ganze Welt durchwaltet und alles in seiner Hand hält.
Ich habe heute immer wieder darüber nachgedacht, wenn man die Nachrichten aus Israel hört. Ich möchte keine Panik verbreiten, aber es ist klar, dass wir in einer antichristlichen Zeit leben. Selbst die meisten Christen, die sich noch für gläubig halten, haben keine Gottesfurcht mehr und leben den Ernst des Evangeliums nicht.
Ist nicht die Speise vor unseren Augen weggenommen, und ist nicht die Freude und Wonne im Haus unseres Gottes verschwunden? Der Same ist unter der Erde verdorben, die Kornhäuser stehen leer und wüst, die Scheunen verfallen, denn das Getreide ist verdorben. Oh, wie seufzt das Vieh! Die Rinder sähen kläglich drein, denn sie haben keine Weide, und die Schafe verschmachten.
In der Geschichte unseres Volkes hat es immer wieder schwere Stunden gegeben. Ich denke an die großen Türkenkriege, als die moslemische Macht vor Wien stand. Das war eine antichristliche Bedrohung. Auch das Kriegsgeschehen und das völlige Zerschlagen der Würde des deutschen Volkes sind Zeichen dieser Zeit.
Die Güte des Herrn ist, dass wir nicht völlig untergegangen sind. Ich habe immer noch Menschen kennengelernt, die sagen: Das war noch einmal die große Gnadenstunde unseres Volkes. Haben wir das verstanden?
Wenn Gott seine Hand von uns abzieht, dann bedeutet das nicht nur, dass wir die Arbeitsplätze nicht mehr regulieren oder die Geldangelegenheiten nicht mehr in Ordnung bringen können. Ist unser Volk wirklich noch ein Deut besser als das, was in Sodom war? Das kann man kaum glauben.
In Sodom gab es noch andere Perversionen, die heute schon gang und gäbe sind. Es herrschen Lästerungen Gottes, Gottlosigkeit, das Zerreden der Ordnungen Gottes und Gleichgültigkeit.
Herr, ich rufe dich an, denn das Feuer hat die Auen in der Steppe verbrannt. Die Flamme hat alle Bäume auf dem Feld angezündet. Auch die wilden Tiere schreien zu dir, denn die Wasserbäche sind versiegt, und das Feuer hat die Auen in der Steppe verbrannt.
Nur von Gott her kann die Lösung unserer Lebensfragen kommen. Von niemand anderem kann sie mehr kommen.
Erneuter Aufruf zur Buße und die Posaune als Warnsignal
Kapitel: Noch einmal ein Aufruf zur Buße
Die Posaune wurde geblasen, wenn die Feinde angerückt sind. Jetzt wird noch einmal gesagt: Es ist nur eine Naturkatastrophe, aber blast die Posaune zu Zion und ruft laut auf meinem heiligen Berg! Erschüttert alle Bewohner des Landes, denn der Tag des Herrn kommt und ist nahe. Ihr braucht keine Angst vor dem Feind zu haben.
Vor vielen Jahren hatten wir auf dem Killesberg eine Hochwacker-Konferenz, bei der Klaus Vollmer gesprochen hat. Er sagte so eindrücklich: Wir haben Angst vor den Umweltgefahren und vor der Atombombe. Doch das sind nicht die schlimmsten Gefahren. Die schlimmste Gefahr ist, dass Gott uns richten muss.
Der zornige Gott – so beginnt Paulus im Römerbrief – die Welt steht mit Gott im Streit. Und sie hat selbst seine versöhnende Hand zurückgewiesen. Die schlimmste Sünde, die ein Mensch begehen kann, ist nicht ein moralisches Vergehen, sondern Jesus von sich zu weisen, die ausgestreckte, blutende Hand Jesu, der Liebe.
Wenn man den Römerbrief liest, in dem so viel vom Zorn Gottes steht, ist das kein altes Bild, sondern eine Wahrheit. Geht hinaus in die Welt, dann seht ihr, wie Gott zürnt. Gott lässt nicht zu, dass das Recht des Armen gebrochen wird und dass jeder nur auf seinen eigenen Vorteil schaut.
Deshalb ist es so wichtig, wenn wir ein Buch wie Joel lesen. Das ist für unsere Zeit ein ganz wichtiges Wort: Blast die Posaune! Und jetzt hört das auf dem heiligen Berg: Der Herr kommt, und der Herr wird uns richten. Ein finsterer Tag, ein dunkler Tag, ein wolkiger Tag, ein nebeliger Tag.
So hat das Volk Israel es erlebt, als sie am Sinai standen und das Gesetz verkündet wurde. Im Hebräerbrief wird das noch einmal aufgenommen: Der ganze Berg erzitterte, es blitzte und donnerte, die Menschen schrien und sagten: „Da fürchten wir uns vor Gott!“
Wir dürfen dieses Wissen und gleichzeitig auch die Liebe Jesu annehmen. Es ist ein Wunder, dass er uns mit seiner Barmherzigkeit begegnet. Jesus hat dadurch nichts von seiner Kraft und dem großen, heiligen Ernst verloren.
Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen – so heißt es im Neuen Testament. Jesus hat gesagt: „Fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.“ Genau das steht hier.
Ein unheimlicher Tag steht bevor. Wie die Morgenröte sich über die Berge ausbreitet, so kommt ein großes und mächtiges Volk, das seinesgleichen nicht gehabt hat und hinfort niemals haben wird – auf ewige Zeiten.
Surreale Bilder und das letzte Gericht
Jetzt wird es merkwürdig: Diese Erfahrung der Heuschreckenplage ist Teil des Prophetenbildes. Dabei vermischen sich die Bilder, ähnlich wie in der modernen Malerei. Es entsteht ein surrealistisches Bild, bei dem man plötzlich nicht mehr weiß, ob es sich um eine Armee handelt, die anrückt.
Diese Armee wird plötzlich zum Feind aus dem Norden, und wir finden ganz ähnliche Beschreibungen dann auch in der Offenbarung 9. Dort werden unheimliche Wesen beschrieben, die über die Erde herfallen und große Zerstörung anrichten. Im fünften Posaunengericht, Offenbarung 9, Verse 2 bis 9, wird das Klappern ihrer Flügel erwähnt. Man kann darin schon die ganzen modernen Kampfhubschrauber erkennen.
Wir wollen uns jedoch nicht in diesen Deutungen verlieren. Diese Kriegsgeschehen dieser Welt sind Vorboten des letzten Gerichtstages Gottes. Sie sollten die Gemeinde zur Buße führen, nicht zum Politisieren. Es geht darum zu sagen: Wir wollen den Herrn suchen. Wir wollen, dass das Gericht des Herrn uns nicht trifft. Wir haben es alle verdient.
Auf ewige Zeiten war so etwas nicht da. Vor ihm her geht ein verzehrendes Feuer, das kennen wir schon vom Wagen, mit dem Elia in den Himmel geholt wird. Dieses verzehrende Feuer Gottes ist wie eine brennende Flamme. Das Land ist vor ihm wie der Garten Eden, aber nach ihm wie eine Wüste, eine Einöde. Gott kann zerstören und zerbrechen.
Deshalb genügt es mir nicht, dass wir immer wieder bei Naturkatastrophen wie Hurrikanen und Taifunen nur sagen, das sei eine Sache der Natur. Die Menschen dort empfinden das viel stärker als einen Bußruf Gottes, vor dessen Gericht wir stehen – spätestens in der Stunde unseres Todes. Vor ihm müssen wir Rechenschaft ablegen. Er ist ein heiliger Gott und nimmt uns beim Wort.
„Sie sind gestaltet wie Pferde und rennen wie die Rosse, sie sprengen daher über die Höhen der Berge. Wie die Wagen rasseln, wie eine Flamme prasselt ihr Lauf. Sie sind ein mächtiges Volk, das zum Kampf gerüstet ist.“ Dieses Bild geht ganz nah an Offenbarung 9 heran, wenn man es zuhause liest.
„Völker werden sich vor ihm entsetzen, und jedes Angesicht erbleicht. Sie werden laufen wie Helden und die Mauern ersteigen wie Krieger. Ein jeder zieht unentwegt voran und weicht von seiner Richtung nicht.“ Es ist also ein irdisches Geschehen, das kommen wird.
Ist es der letzte Kampf gegen Israel? So könnte man es auch verstehen, diese große Armee, von der die Propheten oft sprechen. Keiner wird den anderen drängen, sondern jeder zieht auf seinem Weg daher. Sie durchbrechen die feindlichen Waffen, und dabei reißt ihr Zug nicht ab. Sie werden sich stürzen auf die Stadt, die Mauern erstürmen und in die Häuser einsteigen. Wie ein Dieb kommen sie durch die Fenster.
Vor ihm erzittert das Land und bebt der Himmel. Sonne und Mond werden finster – das ist auch ein Zeichen des Gerichts. So hat Jesus davon gesprochen: Da wird Sonne und Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne halten ihren Schein zurück.
Denn der Herr wird seinen Donner vor seinem Heer erschallen lassen. Sein Heer ist sehr groß und mächtig und wird seinen Befehl ausführen. Ja, der Tag des Herrn ist groß und voller Schrecken. Wer kann ihn ertragen?
Aufruf zur Umkehr trotz des nahenden Gerichts
Und jetzt kommen wir zu dem Punkt, an dem wir einfach noch verweilen müssen. Doch auch jetzt noch spricht der Herr: „Bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen, mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen.“
Ist es wirklich so, dass in unserer Kirche das Wort „Bekehrung“ bloß noch ein Spezialwort von ein paar Spinnern ist? Das biblische Schlüsselwort von den ersten Seiten der Bibel, das Hauptwort, das Jesus benutzt hat: „Kehrt um!“ – das heißt „Bekehrt euch!“ Im Hebräischen bedeutet es „kehrt um“, eine Lebenswende muss her. Das müsste das Dringendste unserer Verkündigung sein.
Auch für das Volk Gottes brauchen sowohl Outsider als auch Insider fortwährend Bekehrung. Umkehr und Buße heißt es, und zwar eine fortwährende Buße, wie Luther in den Thesen behauptet hat. Eine fortwährende Buße muss unser Leben sein. Das heißt eine fortwährende Bekehrung zu Gott.
Die äußeren Katastrophen müssen uns immer wieder dazu mahnen: Ich muss mein Leben mit Gott in Ordnung bringen, auch wenn wir im täglichen Leben immer wieder durch gewisse Ereignisse erschüttert werden. Mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen. Das Essen ist nicht mehr wichtig, die äußeren Dinge sind nicht mehr wichtig – das ist Fasten.
Machen Sie bitte aus dem Fasten keinen bloßen Brauch. Es wird jetzt auch wieder ganz anders gesehen. Ich habe jetzt wieder ein Buch in der Hand gehabt, da heißt es: „Mal 40 Tage fastet, dann kommt die Erweckung.“ Es steht doch nicht in der Bibel! Warum sagen die Leute immer etwas anderes als das, was im Wort Gottes steht?
Sie wollen immer mit einer menschlichen Methode etwas erreichen. Fasten ist ja gut, es ist ja gut, wenn man abnimmt, wenn man zu viel auf dem Kasten hat. Verstehen Sie, es ist doch alles positiv. Es dauert zur Sammlung mal. Da sagen wir, wir brauchen das nicht mehr sonntags, das komplizierteste Essen. Fasten kann ja auch eine schöne Sache sein, aber wir sollten es aus Freude tun, aus Dankbarkeit.
Das Entscheidende ist jedoch, uns vor Gott zu beugen und umzukehren. Auch mit Weinen kann ich es nicht erzwingen. Aus China habe ich einen Bericht von Hausgemeinden gelesen, da gibt es Evangelisten, die sagen: „Nur wenn man drei Tage geweint hat, bekommt man Vergebung der Sünden.“ Das ist erschrecklich, dass Menschen immer ein Gesetz daraus machen wollen und dann eine Methode.
Es geht gar nicht um die äußeren Dinge, sondern um ein Erschrecken über seine Versäumnisse. Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider! Gerade nicht bloß in frommen Methoden und religiösen Praktiken. Bekehrt euch zum Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte.
Und es reut ihn bald die Strafe. Mitten im Gericht darf ich die gnädig ausgestreckte Hand Gottes erfahren. Darum sind die großen Katastrophen in der Weltgeschichte immer auch große Erweckungszeiten gewesen.
Als der Herzog Eberhard Ludwig unser Württemberg so furchtbar ausgebeutet hat mit seiner schrecklichen Mätresse Gräfin von Gräfenitz, war das der Punkt, an dem viele völlig gottlose Leute Gott gefunden haben. Sie waren erschrocken, dass es gar nicht mehr weitergehen kann. Dann haben sie den Herrn gesucht.
Und es soll auch unsere Bitte sein: Wenn Israel in Bedrängnis kommt, dass es Anlass ist, für Menschen Gott zu suchen und sich nicht auf Raketen und Waffensysteme zu verlassen, sondern auf den Herrn. Er sucht sein Volk heim – auch bei uns und in Ihrem Leben gibt es viele Erschütterungen.
Dann wollen wir den Leuten nicht sagen: „Ach, das ist alles nicht so schlimm.“ Sondern sagen: Gott kann hart mit uns reden, er kann uns auch schwer schlagen. Es gibt Dinge in unserem Leben, die wir nie verstehen. Gott bleibt uns auch ein Rätsel.
Sie wissen, wie viele große gläubige Leute, selbst der große William Booth, über den Tod seiner Frau sagten: „Gott, ich verstehe dich nicht.“ Aber sie haben das Vertrauen in Gott nicht aufgegeben. Es war für sie ein Anlass, sich neu Gott zu weihen.
Sie haben mit Gott auch nicht gerechtet und gesagt: „Ich habe das nicht verdient.“ Sondern sie haben gesagt: „Doch, du kannst mir alles nehmen, aber ich behafte dich bei deiner Güte und bei deiner Barmherzigkeit.“
Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig. Wer ihn anruft, kann es erfahren. Und wenn er der schlimmste Gauner ist, wer ihn ehrlich sucht mit der Herzensbekehrung, der Herr wartet darauf – auch im schlimmsten Gericht.
Aber es gibt ein Verhängnis, obwohl es zu spät ist. Auch das ist immer so schwer.
Gleichnis vom untergehenden Schiff und die Dringlichkeit der Rettung
Früher, als ich im Jugendkreis hier in Stuttgart Andacht gehalten habe, erzählte ich den jungen Leuten gern die Geschichte von einem Schiff, das untergeht. Alle rennen zusammen, wie man es von der Titanic kennt, und steigen auf die Ober- und Rettungsboote.
Da ist ein pflichteifriger Steuermann, der sagt: „Ich schaue noch unten im ersten Klassedeck nach. Vielleicht gibt es dort noch Hilfsbedürftige oder Gehbehinderte, denen ich helfen kann.“ Das Schiff liegt quer, und er will sie noch hochbringen.
Er geht durch den Salon und will in die letzte Kabinenreihe. Dort sieht er einige Leute am Tisch sitzen, der schon ganz schräg steht. Es sind etwa 18 bis 20 Personen, die müde Skat spielen. Er ruft ihnen zu: „Das Schiff geht unter, spielt weiter eure Karten!“
Da sagt er: „Leute, ihr müsst raus, es bleiben nur noch Minuten.“ Doch sie antworten: „Der ist so aufdringlich, er brüllt so schrecklich.“ Ein anderer sagt: „Der hat so eine unangenehme Stimme, das gebe ich mir nicht auf den Wecker.“ Sie können Leute nicht ausstehen, die immer so hektisch sind.
Sie begreifen nicht, dass es darum geht, vor dem lebendigen Gott sein Leben zu retten. Die Bibel spricht immer wieder von der Dringlichkeit dieses Rufes. Vielleicht habe ich es auch nicht immer ganz klar gesagt: Es ist ein dringlicher Ruf. Es gibt ein Zu-spät, die Tür wird verschlossen, sagt Jesus.
Weh denen, wie die Brautjungfern, die draußen stehen und klopfen und sagen: „Herr, ich kenne euch nicht.“ Dieser Einladungsruf bleibt bestehen. Wer weiß, ob er nicht erneut ertönt und einen Segen zurücklässt, sodass sie Opfer bringen können, Speisopfer und Trank aufnehmen, die Posaune blasen und ein heiliges Fasten ausrufen.
Die Gemeinde soll beginnen, nicht die Welt. Die Gemeinde soll mit der Buße beginnen. Die beste Methode zur Evangelisierung der Welt ist, dass die Gemeinde ihren Glauben lebt. Das zieht die Welt an. Wenn die Gemeinde sich vor Gott demütigt, ist es Zeit, etwas zu tun.
Die Lage der Kirche und die Notwendigkeit der Heiligung
Unsere Lage in der Kirche ist nicht dramatisch, weil die Finanzen versiegen oder weil Menschen austreten. Die Situation unserer evangelischen Kirche ist vielmehr deshalb so kritisch, weil sich hier unter uns so viel Gottlosigkeit und Unglauben ausbreitet.
Es ist daher immer wichtig, dass die Gemeinde sich vor Gott beugt und ihre Schuld anerkennt. Wir müssen selbst vor Gott treten und alles ins Licht bringen. Das wird hier gemahnt: Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde, sammelt die Ältesten, bringt zusammen die Kinder und die Säuglinge. Der Bräutigam soll aus seiner Kammer kommen und die Braut aus ihrem Gemach. Lasst die Priester des Herrn, seine Diener, weinen zwischen Vorhalle und Altar und sagen: Herr, schone dein Volk und lass dein Erbteil nicht zu Schanden werden, damit die Heiden nicht über sie spotten. Warum soll man unter den Völkern sagen: Wo ist nun ihr Gott?
Die Lage in unserem Stuttgart ist sonst zum Heulen, wenn man daran denkt, was für gesegnete Predigtplätze es früher gab. Es versammelt sich noch eine kleine Schar, die aber auch nicht mehr sehr vom Glauben ergriffen ist. Unser Stuttgart, das Gott so gebraucht hat – Herr, lass doch deine Hand nicht von unserer Stadt abziehen!
Das Einzige, worauf wir hoffen können, ist die Barmherzigkeit Gottes. Gott könnte seinen Leuchter von uns wegnehmen, vom Volk der Reformation. Doch wir wollen immer wieder rufen und sagen: Herr, zieh deine Hand nicht ab! Das sind große Abläufe. Nur dann kann Gott uns wieder etwas schenken.
Er wird uns keine Erweckung schenken, mit der wir uns brüsten und sagen, wir seien die besten Evangelisten und machen alles super. Vielmehr wird Er uns dazu bringen, uns vor dem Herrn zu beugen und zu weinen. Es geht nicht nur um die Tränen, aber auch um die Emotionen, die ins Herz dringen.
Ich habe mir einige Bibelstellen aufgeschrieben, die ich Ihnen nennen möchte: Psalm 119, Vers 69; Sprüche 3, Vers 5; Jeremia 28, Vers 13. Das Wort muss immer das Herz erreichen. Das heißt, in der Tiefe meines Bewusstseins, ganz innen drin, muss eine Erneuerung stattfinden.
Warum soll man unter den Völkern sagen: Wo ist nun ihr Gott? Gott hat seine Ehre in der Welt mit seinem Volk verbunden. Es ist in der Tat so, dass der Name Gottes gelästert wird, weil wir als Christen oft ein schlechtes Bild in der Welt abgeben. Doch irgendwo muss man sagen: Herr, das darf nicht so bleiben! Wir möchten eine Erweckung mit dir erleben.
Die Erweckung beginnt nicht mit irgendwelchen Phänomenen. Es fällt mir schwer, wenn heute so viel darüber gesprochen wird und jeder meint, sie käme durch merkwürdige Evangelisten oder abstruse Wunder. Die Erweckung beginnt mit der Heiligung des Volkes Gottes – mit einem großen Ernst, wo Sünde und Ungehorsam erkannt werden, wo man Gott dienen muss und sein Leben vor Gott in Ordnung bringt.
Wenn wir anfangen, das zu tun, wird es Auswirkungen haben, sodass Gott sich zu seinem Volk bekennen kann. Ich könnte von vielen Erweckungsgeschichten erzählen, bei denen genau das der Anfang war. Die Menschen haben lebenslang unter dem Kreuz Jesu ihre Schuld bereinigt. Das ist das größte Wunder: Dass Gott zerbrochene Menschen heilt und sündige Menschen neu macht.
Auch die Erweckung in Ostafrika oder in der Mission in Sumatra oder anderswo geschah immer so – in der Erkenntnis der Schuld und in der Heiligkeit Gottes. Wer hat das immer erzählt? War es nicht Hans Bruns? Oder in Nordrheinland, wo Heinrich Kemmer und andere berichteten, dass in den Dörfern plötzlich Menschen sagten: Ich kann nachts nicht mehr schlafen, mich treiben die Dinge meines Lebens um, ich brauche jemanden, dem ich es bekennen kann, ich brauche Frieden mit Gott.
Das ist heute die brennendste Frage. Wir leben oft oberflächlich und nicht gründlich. Wir verdrängen vieles und meinen, alles sei irgendwie nur ein Spiel.
Die Gnadenzusage Gottes und der Aufruf zur Dankbarkeit
Und die letzten Verse enthalten noch die Gnadenzusage Gottes. Dann wird der Herr um sein Land eifern und sein Volk verschonen.
Gerade diese Art, dass Gott sein Gericht noch einmal zurückzieht, führt viele Menschen dazu, zu spotten. Sie sagen, man müsse es ja nicht ernst nehmen, weil Gott ja noch einmal vergeben würde. Nein, es gibt ein Zu-spät. Er greift die ausgestreckte Hand Gottes nicht mehr.
Ich habe Ihnen auch eine schöne Geschichte erzählt von einem jungen Mann, der lange hier in unserer Gemeinde war. Als er sich aus dem Bibelkreis verabschiedete – inzwischen hat er eine große Karriere als Journalist gemacht – schrieb er mir einen Brief. Darin sagte er: Bei euch ist es wie im Tunnel. Wenn man hineinfährt, wird es dunkel. Wenn man herausfährt, wird es hell. Ihr droht den Menschen mit dem Gericht, damit ihr sie unter das Kreuz treiben könnt.
So kannst du sehen, die Realität des Lebens wird anders sein. Du kannst in der Finsternis bleiben, ich kann es nicht mehr sagen. Ich sage es Ihnen freimütig: Es gibt allen Spott. Es gibt Leute, selbst Theologen, die es Ihnen so sagen werden.
Der Ernst der Bibel ist es. So sagten sie auch bei Jesu Verkündigung: Der möchte uns ja bloß Angst machen. Nein, es ist die ausgestreckte Hand. Sie können diese Hand Gottes erfahren. Und das Wunderbare steht da geschrieben: Der Herr wird antworten und zu seinem Volk sagen: „Siehe, ich will euch Getreide, Wein und Öl in Fülle schicken.“
Er will auch ihre Lebensprobleme ändern und heilen. Er will ihnen wieder aushelfen aus den wirtschaftlichen Schwierigkeiten und aus ihren gesundheitlichen Problemen, damit ihr genug davon habt. Er will euch nicht mehr unter den Heiden zur Schande werden lassen.
„Ich will den Feind aus dem Norden von euch wegtreiben und ihn in ein dürres und wüstes Land verstoßen, seine Spitzen das östliche Meer und seine Enden das westliche Meer. Er soll verfaulen und stinken, denn er hat Gewaltiges getan.“
„Fürchte dich nicht, liebes Land!“ Das war das Vormerja, unser Predigttext. „Sei fröhlich und getrost, der Herr kann auch Gewaltiges tun. Ja, tun! Fürchtet euch nicht, ihr Tiere auf dem Feld, denn die Auen in der Steppe sollen grünen und die Bäume ihre Früchte bringen. Die Feigenbäume und Weinstöcke sollen reichlich tragen. Und ihr Kinder, freut euch und seid fröhlich im Herrn, eurem Gott, der euch gnädigen Regen gibt und euch Frühregen und Spätregen herabsendet, wie zuvor. Damit die Tennen voll Korn werden und die Keltern Überfluss an Wein und Öl haben sollen.“
„Ich will euch die Jahre erstatten“, so hat uns Gott unverdient das auch geschenkt nach diesen schrecklichen Zeiten, nach unserer ganzen Gottlosigkeit. „Ich will die Jahre erstatten, deren Ertrag die Heuschrecken, Käfer und Rauben gefressen haben, ein großes Heer, das ich unter euch schickte. Ihr sollt genug zu essen haben und den Namen des Herrn, eures Gottes, preisen, der Wunder unter euch getan hat.“
„Mein Volk soll nicht mehr zur Schande werden, und ihr sollt erfahren, dass ich mitten unter Israel bin und dass ich der Herr, euer Gott, bin und sonst keiner mehr. Mein Volk soll nicht mehr zur Schande werden.“
Abschlussgedanken und Ermutigung
Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch etwas vorlesen. Heute habe ich eine Drucksache von einem alten Mann erhalten. Es handelt sich um Paul Gerhard Möllermann, den ich noch als Missionsmann kenne. Er war einmal Missionsdirektor in Liebenzell. Nach seinem Geburtstag hat er noch ein paar Freunde gegrüßt und dabei hinten etwas geschrieben. Das ist immer interessant, wenn ein alter, geistreicher Mann seine Gedanken teilt.
Er schreibt: Was mich im Alter meines Lebens bewegt – ich glaube, er ist etwa 95 Jahre alt – die Bibel nennt einen Menschen, der nur nach sich selbst fragt, der nur seinen Neigungen und seinem Begehren folgt, einen Sünder. Sünde bedeutet Absonderung von der Quelle des Lebens, vom lebendigen Gott. Die Nähe Gottes ist mein Glück.
Psalm 73 beschreibt so eindrücklich, was Leben bedeutet: Nähe zu Gott, Gemeinschaft mit ihm. Jesus hat das Leben wiedergebracht, jubelt ein altes Osterlied, und bezeugt uns damit das Geheimnis eines lebenswerten Lebens – gerade von einem alten Menschen, der viel erlebt hat.
Vor ein paar Jahren fragte ich ihn: „Was machen Sie denn so?“ Er antwortete: „Ach, ich habe gerade noch die Kunst in Sizilien bewundert.“ Ein Mann, der schon viel von der Welt gesehen hat, sagt, dass das Wichtigste ist, dass Christus ihm das Leben bringt – auch gerade, wenn das Alter zerfällt.
Ein Mensch, der seinen Lebensweg änderte und seinen Alltag in den Fußspuren Jesu lebte, bekannte es so: Petrus sagte: „Herr, du hast Worte des ewigen Lebens.“ Sein Weg mit Jesus war ein unaufgebbares Zeugnis. Das Wort des Meisters „Folge mir“ führte ihn in die Gemeinschaft mit Gott.
Bis heute ist es so: Das Wort, das Jesus spricht, ist wie frischer Wind, der in die muffige Atmosphäre unserer menschlichen Geschwätzigkeit weht. Sein Helfen, Heilen, seine Leidenschaft, das Leben, das sich lohnt, sein Sieg von Karfreitag und Ostern sind unser Leben.
Der Auferstandene hat seine Jünger begrüßt mit den Worten: „Friede sei mit euch.“ Damit hat er die Verzagten, Mutlosen und Verzweifelnden in seinen Sieg hineingenommen.
Einer von ihnen, später selbst ein alter Mann, schrieb: „Wer den Sohn Gottes hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ (1. Johannes 5,12)
Lassen Sie mich meinen langen und dringenden Brief beenden. Ich möchte Mut machen zum forschenden Bibellesen, zu wachem Bibellesen und zu gutem Austausch – zu zweit, zu dritt.
Das unvergessliche Wort des Mannes, der mich gelehrt hat, Seelsorger zu sein, bis auf diesen Tag, Hermann Betzel, sei Ihnen auf Ihrem weiteren Weg gegeben: „Ein fröhliches Christentum gibt der Herr dem Menschen, der auf die Heimat zugeht. Heimweh und Heimat machen nicht trübe, unfrohe Leute, sondern freudige und getrostete Menschen.“
Und darum geht es auch dem Propheten Joel: Er deutet unser Leben. Die Propheten haben nicht ihre Fantasie erzählt, sondern Gott hat sie gedrängt. Oft wollten sie gar nicht reden, mussten es aber dem Volk sagen. Seien Sie die Warnzeichen Ihres Lebens und ergreifen Sie die Barmherzigkeit Gottes, solange es heute heißt.
So, jetzt ist es doch länger geworden.