Einführung in das Buch Joel und seine Endzeitbotschaft
Wir fahren jetzt mit dem Buch Joel fort. Was man bisher verstehen sollte, ist, dass Joel 1 und 2 den endzeitlichen Angriff der israelfeindlichen Nationen von Norden her am Anfang der großen Langsalzzeit beschreiben. Dies ist der Tag des Herrn.
Bei diesem Angriff wird das ganze Land verbrannt und verwüstet. Ich lese dazu noch Kapitel 1, Vers 19: „Zu dir, Herr, rufe ich, denn ein Feuer hat die Auen der Steppe verzehrt und eine Flamme alle Bäume des Feldes versenkt.“
Durch diese Vernichtung der Vegetation Israels ist es nicht mehr möglich, Speisopfer und Trankopfer herzustellen. Es ist sehr eindrücklich, wie in diesen zwei Kapiteln der Tempel und der Tempeldienst mit ganz spezifischen Ausdrücken immer wieder erwähnt werden.
Es gibt keine Opfer mehr, aber dafür ist es möglich, eine Gebetsbusversammlung auch auf dem Tempelberg abzuhalten. Von dieser haben wir jetzt gelesen.
Nun folgt die Wende im Buch, Kapitel 2, Vers 18: „Dann eifert der Herr für sein Land, und er hat Mitleid mit seinem Volk.“
Aufbau und thematische Gliederung des Buches Joel
Das führt uns zum Thema Aufbau des Buches, Punkt vier auf unserem Blatt. Das Buch Joel gliedert sich in zwei Hauptteile: Römisch I, das vom Anfang bis Kapitel 2, Vers 17 reicht, und Römisch II, das von Kapitel 2, Vers 18 bis zum Schluss reicht.
Den ersten Teil habe ich mit dem Titel „Finsternis über Juda und Jerusalem – die Verwüstung des Landes in der Drangsalzeit“ überschrieben. Der zweite Teil trägt den Titel „Licht über Juda und Jerusalem – Gott greift ein und führt Israel aus der Verzweiflung heraus“. Das entspricht unserem Kurztitel für das ganze Buch: „Aus der Finsternis zum Licht“.
Nun schauen wir uns die Priester in Kapitel 2, Vers 17 am Schluss an. Dort beten sie: „Warum soll man unter den Völkern sagen, wo ist ihr Gott?“ Danach folgt Kapitel 2, Vers 18: „Dann eifert Yahweh für sein Land.“
Gott, Elohim, ist der Name für Gott als Schöpfer und Erhalter des Weltalls. Schon im ersten Kapitel der Bibel wird Gott als Elohim bezeichnet, wenn es heißt: „Es werde Licht.“ JHWH ist der Gottesname für den Gott, der mit Menschen in ein Bundesverhältnis tritt. Deshalb hat sich Gott Israel in 2. Mose 3 und 6 ganz speziell mit dem Namen JHWH, dem Herrn, dem Ewigen, offenbart.
Die Wende im Buch Joel: Gottes Eingreifen und Verheißungen
Und nun haben wir hier die Frage: Sie rufen, wo ist ihr Gott, wo ist ihr Elohim? Dann eifert der Gott, der Herr, Jachwe, in seinem Land. Der Gott, der einst ein Bündnis mit Israel eingegangen ist, erinnert sich an seine Verheißungen und Versprechungen.
Der Name Joel bedeutet „Jachwe ist Gott“. „Jo“ ist die Abkürzung für „Jachwe“ und bedeutet, wie „Elohim“, Gott. Somit haben wir hier eine Anspielung auf den Eigennamen des Propheten – und zwar genau an dem Punkt, an dem die Wende im Buch kommt.
Ja, wo ist ihr Gott? Dann eifert Jachwe für sein Land. Jo-eh, Jachwe ist Gott. Er hat Mitleid mit seinem Volk. Jachwe antwortet und spricht zu seinem Volk: „Siehe, ich sende euch das Korn und den Most und das Öl, dass ihr davon satt werdet, und ich werde euch nicht mehr zum Hohn machen unter den Nationen.“
Er fährt fort: „Ich werde den von Norden Kommenden von euch entfernen und ihn in ein dürres und wüstes Land vertreiben, seinen Vortrab in das vordere Meer und seinen Nachttrab in das hintere Meer. Sein Gestank wird aufsteigen, und aufsteigend wird sein übler Geruch, weil er Großes getan hat.“
Gott greift ein und wird diese Armee vernichten – diese Armee, die von Norden herkommt. Er verspricht, dass das Land wieder aufleben wird und erneut Korn und Most bringen wird. Dies geschieht nicht nur zum Essen, sondern auch mit Blick auf den Tempeldienst: Korn für das Speisopfer und Most, also Weinmost, für das Trankopfer.
Die Drangsalzeit und die Verheißung des Regenwunders
Nun ist noch Folgendes interessant: Die große Drangsal wird ja dreieinhalb Jahre dauern. Während dieser dreieinhalb Jahre wird es in Israel nicht mehr regnen. Es wird eine völlige Dürrezeit sein.
Offenbarung 11 beschreibt die Zeit, in der die zwei Zeugen ihren prophetischen Dienst in Jerusalem während der Drangsal ausüben. Dort heißt es in Offenbarung 11, Vers 6: „Diese haben Gewalt, den Himmel zu verschließen, auch dass während der Tage ihrer Weissagung kein Regen falle.“
In Vers 3 steht: „Und ich werde meinen zwei Zeugen Kraft geben, und sie werden weissagen tausendzweihundertsechzig Tage mit Sacktuch bekleidet.“ Das sind genau dreieinhalb Jahre.
Gott verspricht jedoch nach dieser Hungersnot von dreieinhalb Jahren, dass er ihnen wieder Korn und Most zurückgeben wird. Zunächst wird jedoch die Armee zerstört werden.
Der Feldzug des Königs des Nordens im Buch Daniel
In Daniel 11 wird dieser Feldzug so detailliert beschrieben, dass man einen Schlachtplan zeichnen könnte. Es kommt dabei besonders auf eine genaue Übersetzung an. Ich lese hier nach der alten Elberfelder Übersetzung, die an dieser Stelle so lautet: „Und zur Zeit des Endes, also in der Endzeit, wird der König des Südens, Ägypten, mit ihm zusammenstoßen.“
Das „ihm“ bezieht sich hier auf den König aus den Versen 36 bis 39. Dieser König ist der Antichrist, der falsche Messias in Israel. Ägypten wird also mit Israel unter der Herrschaft des Antichristen zusammenstoßen.
Infolge dessen ist die israelische Armee im Süden abgelenkt. Das bietet die Gelegenheit für einen Überraschungsangriff aus dem Norden. Der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen – mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen. Er wird in die Länder eindringen, sie überschwemmen und überfluten.
Er wird in das Land der Zerbe eindringen – das ist das schönste Land, nämlich Israel, nicht die Schweiz. Viele Länder werden zu Fall kommen, doch einige werden seiner Hand entrinnen: Edom, Moab und die vornehmsten der Kinder Ammon.
Interessant ist, dass der Überrest aus Juda nach Matthäus 24,15 im Folgenden fliehen wird, sobald das Götzenbild im Tempel steht. Sie werden auf die Berge fliehen. Diese Berge befinden sich hauptsächlich im Westjordanland. Von dort aus gehen sie nach Jesaja 16 hinüber nach Moab und werden dort für die dreieinhalb Jahre ernährt werden.
Ausgerechnet Moab, also Mitteljordanien, wird in diesem Angriff verschont bleiben. Hier haben sie also ein Refugium, eine Zuflucht: Edom, Moab und die vornehmsten der Kinder Ammon.
Der König des Nordens wird seine Hand an viele Länder legen, aber das Land Ägypten wird nicht entrinnen. Er wird die Schätze – Gold, Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens – in seine Gewalt bringen.
Libyen und Kusch werden in seinem Gefolge sein. Libyen ist klar, Kusch ist das Land südlich von Ägypten, also der Sudan. Der Sudan kann sich bis nach Äthiopien und Eritrea erstrecken. Interessant ist, dass der Sudan islamisch ist.
Libyen und Sudan werden also mit dem König des Nordens verbündet sein, also mit Syrien. Syrien wird gegen Ägypten vorgehen.
Die geopolitische Lage und der bevorstehende Krieg
Was geschieht in Ägypten? Gerüchte aus dem Osten und Norden werden ihn erschrecken.
Wenn man von Ägypten nach Norden reist, kommt man in die EU. Es wird so sein, dass nach Daniel 9,27 zwischen Israel und dem kommenden Diktator des wiedererstandenen Römischen Reiches ein Bund für sieben Jahre besteht. Nach dreieinhalb Jahren werden die Opfer im Tempel eingestellt. Das entspricht genau dem Zeitpunkt, an dem der Antichrist sein Götzenbild in Jerusalem aufstellt und damit den Tempel entweiht.
Dann beginnt die zweite Hälfte der sieben Jahre, eine dreieinhalbjährige Drangsalzeit. Wenn der Westen, also die EU, mit Israel unter dem Antichristen verbündet ist, müssen sie Militärhilfe leisten.
Derzeit sind Syrien und Ägypten involviert, und aus dem Norden kommen nun Gerüchte über ein Eingreifen. Die Truppen müssen nach Israel verlegt werden. Wohin genau? Der größte Militärhafen Israels liegt in Haifa. Früher war der Hafen in Joppe, südlich von Tel Aviv, doch heute ist Haifa der wichtigste Hafen.
Im Hinterland von Haifa liegt eine große Ebene, etwa so groß wie das Bundesland Bremen. Dieses Gebiet wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt. In der Dürrezeit ist die Landwirtschaft jedoch kaum möglich. Dafür ist die Ebene ideal für einen Großaufmarsch. Hier können in Hamagedon die Truppen Israels aufmarschieren.
Vor einigen Tagen habe ich meinen kleinsten Kindern den Flughafen gezeigt. Es ist einer der größten Militärflughäfen Israels, ebenfalls in Hamagedon gelegen, mit Start- und Landebahnen in alle Himmelsrichtungen. Damit ist der Flughafen auch ideal für einen Aufmarsch mit Flugzeugen.
Diese Entwicklungen erschrecken den König des Nordens. Er muss seine Position in Jerusalem festigen, denn es geht um die Rückeroberung des Tempelbergs. So wird er laut Daniel 11 zurückkehren.
Die Endschlacht und das Eingreifen Gottes
Aus Ägypten lese ich Daniel 11,44: „Aber Gerüchte von Osten und von Norden werden ihn erschrecken, und er wird ausziehen in großem Grimm, um viele zu verderben und zu vertilgen. Er wird sein Palastgezelt aufschlagen zwischen dem Meer, das ist das Mittelmeer, und dem Berg der heiligen Zierde, das ist der Tempelberg.“
Man kann auf der Karte gut erkennen: Da ist Jerusalem, dort das Mittelmeer. In diesem Zwischenbereich wird er seine Armee stationieren. Nördlich, in Galiläa, in Harmagedon, ist die EU mit ihren Truppen. Das funktioniert also so: Die eine Armee im Süden, die andere im Norden.
Wie ist das möglich? Es ist so, dass der Krieg des Nordens Großsyrien ist. Das umfasst also viel mehr und kann bis nach Pakistan reichen, denn Großsyrien in Daniel 11 ging bis nach Pakistan. Die Türkei können wir noch offenlassen, ob sie zu diesem oder jenem Block gehören oder vielleicht zu beiden. Das wird nicht genau spezifiziert. Klar ist aber, dass diese beiden Blöcke aufeinandertreffen werden.
Man kann also sagen, die islamische Welt wird mit der westlichen Welt zusammenstoßen. Und jetzt wird es interessant: Er wird sein Palastgezelt aufschlagen zwischen dem Meer und dem Berg der heiligen Zierde. Er wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm helfen.
Wie kommt er zu seinem Ende? Nicht das römische Reich wird ihn zerschlagen, sondern der Herr Jesus kommt wieder. Das führt uns zu Sacharja 14, wo wir ein bisschen in den kleinen Propheten vorgehen. Ich lese schon Sacharja 13,8: Dort wird die große Drangsal beschrieben. Es wird geschehen im ganzen Land Israel, spricht der Herr, dass zwei Drittel davon ausgerottet und umkommen werden. Aber der dritte Teil wird übrig bleiben.
Ich werde den dritten Teil ins Feuer bringen und sie läutern, wie man Silber läutert, und sie prüfen, wie man Gold prüft. Sie werden meinen Namen anrufen, und ich werde ihnen antworten. Ich werde sagen: „Ami“, mein Volk, und sie werden sagen: „Yahweh ist mein Gott.“
Jetzt können wir Puzzlestücke zusammenfügen. Das fügen wir mit Hosea zusammen und dann noch mit Joel, wenn wir weiterfahren. Siehe, ein Tag kommt für den Herrn, da wird eine Beute verteilt werden in der Mitte, und ich werde alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg versammeln.
Das „alle“ ist hier im Sinn von Kapitel 12, Vers 2 gemeint: „Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum.“ So heißt es in Sacharja 14,2: „Ich werde alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg versammeln. Die Stadt wird eingenommen, die Häuser werden geplündert, die Frauen geschändet, und die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft weggeführt. Aber das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet.“
Wenn Israel überrannt wird, wird er Jerusalem erobern. Dann zieht er weiter nach Ägypten. Dort hört er diese Gerüchte, kehrt zurück und wird Jerusalem ein zweites Mal belagern. Doch dann kommt Sacharja 14, Vers 3: „Der Herr wird ausziehen und gegen jene Nationen streiten, wie an dem Tag, an dem er streitet, an dem Tag der Schlacht. Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem gegen Osten liegt. Der Herr, mein Gott, wird kommen, und alle Heiligen mit ihm.“
Jesus wird also eingreifen und den König des Nordens, diese Koalition, vernichten. Das entspricht Daniel 11,45: „Er wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm helfen.“ Ebenso entspricht es Joel 2,20: „Ich werde den von Norden Kommenden von euch entfernen und ihnen ein Beispiel geben.“
Man hat sich am Orient orientiert: Vorne ist der Orient, hinten der Westen. So versteht man auch, warum es in Hesekiel heißt, vom Süden rechts und vom Norden links. Das sind die Himmelsrichtungen, wie man sich früher am Orient orientiert hat.
Für jemanden, der damals lebte, war das kein Problem: Das vordere Meer ist das Mittelmeer, das hintere Meer das Tote Meer. Das hintere Meer ist das Mittelmeer.
Die Verheißung der Wiederherstellung und des Segens
Und jetzt lese ich weiter, Vers 21: Fürchte dich nicht, Erde oder Land, verlocke und freue dich, denn der Herr tut Großes.
„Fürchtet euch nicht, ihr Tiere des Feldes, denn es grünen die Auen der Steppe, der Baum trägt seine Frucht, der Feigenbaum und der Weinstock geben ihren Ertrag. Und ihr, Kinder Zions, frohlockt und freut euch in dem Herrn, eurem Gott“, so heißt es bei Joel.
Dann folgt wieder die Anspielung: Denn er gibt euch den Frühregen nach rechtem Maß und lässt euch den Regen herabkommen – Frühregen und Spätregen wie zuvor.
Der Frühregen ist der Regen, der in Israel im Herbst nach dem Laubhüttenfest einsetzt, also ab jetzt. Das, was jetzt herunterkommt, ist der Frühregen. Die Regenzeit in Israel dauert die ganze Winterzeit hindurch, und der Schluss dieser Regenzeit heißt Spätregen. Das sind die letzten Regenschauer vor dem Passafest, danach folgt die Ernte.
Zuerst wird die Gerste geerntet, und dann schon im Juni die Weizenernte. Also Früh- und Spätregen bedeuten, dass die Regenzeit wiederkommen soll, denn sie war ja dreieinhalb Jahre nicht mehr da.
Merken wir, wie das alles schön ineinander greift: Offenbarung mit Hosea, mit Sacharja, mit Amos – und wir werden noch mehr sehen. Wir haben ja noch einiges vor.
Vers 24: Und die Tennen werden voll Getreide sein, und die Kufen überfließen von Most und Öl für das Speisopfer und das Dankopfer. Ich werde euch die Jahre erstatten, welche die Heuschrecke, der Abfresser, der Vertilger und der Nagel gefressen haben – mein großes Heer, das ich unter euch gesandt habe.
Diese Jahre sind die dreieinhalb Jahre, ja. Ihr werdet essen, essen und satt werden und werdet den Namen des Herrn, eures Gottes, preisen – eine weitere Anspielung auf Joel –, der Wunderbares an euch getan hat.
Und mein Volk, Amen, soll nimmermehr beschämt werden. Ihr werdet wissen, dass ich in Israels Mitte bin und dass ich der Herr, euer Gott, bin und keiner sonst. Wieder heißt es: Yahweh, euer Gott. Und mein Volk soll nimmermehr beschämt werden.
Die zukünftige Ausgießung des Heiligen Geistes
Jetzt kommt in den meisten Bibelübersetzungen Kapitel 3, bei mir geht es noch ein bisschen weiter, aber es steht genau dasselbe da:
„Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch. Eure Söhne und eure Töchter werden weiss sagen, eure Greise werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichter sehen. Selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen.“
Ich unterstreiche das in eurer Bibel schön dick und auffällig: „Und danach wird es geschehen.“
Wann kommt diese Geistesausgießung? Nicht heute und auch nicht seit den Achtzigerjahren. Sie hat mit der dritten Welle überhaupt nichts zu tun, sondern findet nach der großen Trauersalzzeit statt. Das ist alles noch nie erfüllt worden (Joel 1 und 2).
Das wird alles zukünftig geschehen und zwar nach der Entrückung der Gemeinde. Bei der Entrückung der Gemeinde wird der Heilige Geist, der heute auf Erden in der Gemeinde wohnt, weggehen. Darum kann er danach wieder ausgeschüttet, also ausgegossen werden.
Die Charismatiker bringen den ganzen Heilsplan Gottes durcheinander, und das ist verheerend – gerade weil sie die Zeiten durcheinanderbringen.
Ich möchte das vielleicht noch etwas drastischer zeigen: In 2. Timotheus 2 heißt es von falschen Lehren, dass sie behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen, und dadurch den Glauben mancher zerstören.
Ja, was haben sie gemacht? Sie haben ein Durcheinander in den Heilszeiten angerichtet. Die Auferstehung kommt noch, sie ist noch nicht jetzt. Aber sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen.
Dieses Durcheinanderbringen der Heilszeiten kann verheerende Auswirkungen auf das Glaubensleben der Einzelnen haben. Das wird auch hier gemacht, wenn gesagt wird, diese Ausgießung sei für unsere heutige Zeit, wir müssten sie jetzt erleben oder sie sei schon gekommen. Doch hier steht: „Danach wird es geschehen.“
Gut, jetzt müssen wir uns aber auch prüfen lassen.
In Apostelgeschichte 2 sagt doch Petrus, das sei an Pfingsten erfüllt worden.
Apostelgeschichte 2, Vers 14: Petrus aber, mit den Elf aufstehend, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: „Männer von Juda und ihr alle, die ihr zu Jerusalem wohnt, dies sei euch kund, und nehmt zu Ohren meine Worte! Denn diese sind nicht trunken, wie ihr meint; denn es ist die dritte Stunde des Tages.“ (Das ist neun Uhr morgens.)
Man durfte in Israel kein Frühstück essen und nichts trinken, bevor das Morgenbrandopfer um die dritte Stunde in Jerusalem dargebracht worden war – erst danach. Niemand hat Wein getrunken; das macht kein Jude zu Tempelzeiten. Man musste warten, bis die dritte Stunde vorüber war. Normalerweise hat man um zehn Uhr gefrühstückt im alten Israel.
Es ist also die dritte Stunde, und Petrus sagt: „Dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist.“
„Und es wird geschehen in den letzten Tagen“, spricht Gott, „dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weiss sagen usw.“
Und dann in Vers 19: „Ich werde Wunder geben im Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten, Blut und Feuer und Rauchdampf. Die Sonne wird verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt.“
Petrus sagt nicht, dies sei die Erfüllung, wie an vielen Stellen im Matthäusevangelium, wo gesagt wird, dass das, was durch die Propheten geredet war, erfüllt wurde. Er sagt: „Dies ist es.“
„Wieso seid ihr so erstaunt über diese Erscheinung?“ Eine Geistesausgießung, das kennt ihr doch alles aus der Bibel. Das ist genau die Erscheinung, die in Joel beschrieben wird.
Aber er sagt nicht, das sei die Erfüllung, sondern er sagt: „Das ist es, das ist diese Erscheinung, wie sie in Joel beschrieben war.“
Wir können also sagen: Die Gemeinde hat eine Vorerfüllung von Joel erlebt. Aber all die Verfinsterungen der Sonne, Blut und Feuersäulen gab es damals nicht.
Petrus zitiert das alles, aber er sagt: „Das ist es, was ihr schon längst kennt und auch erwartet aus den Propheten.“
Also die Erfüllung wird erst nach der großen Drangsal kommen, am Anfang des Tausendjährigen Reiches. Aber die Gemeinde hat eine Vorerfüllung dieses Phänomens erlebt.
Ja, oder sogar die gleiche. Es ist die gleiche Erscheinung der Geistesausgießung. Ganz genau, ganz genau. Also sehr wichtig.
Die Endzeitzeichen und die Rettung aller Völker
Und nun wird in einem weiteren Vers im Buch Joel gesagt: „Und ich werde Wunder geben im Himmel und auf der Erde, Blut und Feuer und Rauchsäulen. Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der Tag des Herrn kommt, der große und furchtbare.“
Hier wird nochmals Bezug genommen auf die schrecklichen Ereignisse aus Joel 1 und 2. Es wird gesagt: „Und es wird geschehen, jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“ Denn auf dem Berg Zion, wie diesem Tempelberg in Jerusalem, wird Rettung sein.
Bedeutsam ist, dass Joel hier ankündigt, dass das Heil sich nicht auf Israel beschränkt, sondern auf jeden Menschen. So wird alttestamentlich bereits der Heilsuniversalismus gelehrt. Das bedeutet, dass das Heil allen Menschen zukommt, die zum Glauben und zur Bekehrung kommen, aus allen Völkern.
Dieses Wort wird im Neuen Testament wiederholt aufgenommen, zum Beispiel in Apostelgeschichte 2, aber auch in Römer 10, um zu zeigen, dass das Evangelium Bedeutung für alle Völker hat und nicht nur auf ein Volk beschränkt ist. Diese Lehre ist im Kern bereits im Buch Joel vorbereitet worden.
Ausblick auf Kapitel 3 und die Endzeitwende
Nun noch ein paar Bemerkungen zu Kapitel 3. Ich werde übrigens nicht bei allen Propheten so ausführlich sein wie bei Joel. Das war von Anfang an so geplant, keine Angst. Nur noch einer wird so ausführlich behandelt, und das ist Obadja. Aber er hat nur ein Kapitel.
Joel 3 beziehungsweise 4: „Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich das Schicksal Judas und Jerusalems wenden werde.“
Dieser Ausdruck „in jenen Tagen und zu jener Zeit“ ist ein Refrain, der immer wieder in der Bibel vorkommt. Er bezeichnet speziell die Endzeit, die letzten Tage, das Ende der Jahre, das Ende der Zeit. Das sind alles ähnliche Ausdrücke, die sich auf die Zeit beziehen, wenn die Welt untergeht – nein, genauer gesagt, wenn das jüdische Volk zurückkehrt ins Land der Väter und der Messias als König der Welt wird.
Hier haben wir eine ganz interessante Aussage: „Siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich die Gefangenschaft oder besser übersetzt das Schicksal Judas und Jerusalems wenden werde, dann werde ich alle Nationen versammeln und in das Tal Josaphat hinabführen.“
Das Schicksal der Juden war furchtbar: fast zweitausend Jahre Leid. 13 Millionen Tote in dieser Zeit, von 70 nach Christus bis heute, durch Verfolgung, Krieg und Hass gegen die Juden. Aber dann sagt Gott, es kommt die Zeit, in der er das Schicksal Judas und der Stadt Jerusalem wenden wird.
1967, im Sechstagekrieg, wurde die Altstadt und der Tempelberg in israelische Hand überführt. Nach fast zweitausend Jahren wird das Schicksal Jerusalems gewendet. Es ist ein Prozess. Man kann sagen, seit der ersten Rückführungswelle 1882, als die ersten Juden aus Russland zurück ins Land der Väter kamen, begann sich dieses Schicksal der Juden zu wenden. Es ist ein Prozess, der noch andauert.
Die Stelle hier sagt: Diese Zeit, wenn das Schicksal Judas und Jerusalems gewendet wird, ist die Zeit, in der Gott die Nationen ins Tal Josaphat versammeln wird. Und dann wird er selbst da sein, der Messias. Zuerst auf dem Ölberg (Sacharja 14,3), und dann wird er vom Ölberg hinunter ins Tal gehen.
Welches Tal ist gemeint? Nein, Jezreel ist das gleiche wie Harmagedon. Das ist die Ebene in Galiläa, im Hinterland von Haifa. Das Tal, von dem hier die Rede ist, ist das Tal Kidron, das in 1. Mose auch Tal Chave genannt wird. Das ist das Königstal, wie Mose erklärt. In Joel wird es Tal Josaphat genannt. Es ist also dasselbe Tal.
In Sacharja 14 lesen wir, dass die Völker ringsum gegen Jerusalem kommen werden. Damit werden sie ins Tal Kidron, ins Tal Josaphat kommen. Dann wird der Herr ausziehen auf den Ölberg und gegen sie kämpfen.
In dieser Zeitperiode, wenn das Schicksal der Juden und Jerusalems gewendet wird, geschieht das. Das ist eine wunderbare Stelle, um zu zeigen: Wir sind wirklich in dieser Zeit. Wir können nicht genau rechnen, aber was sind schon 120 Jahre im Vergleich zu 2000 Jahren? Das ist eine Endzeitperiode, und sie geht noch weiter. Aber uns ist klar, wir leben in der Zeit, in der der Messias als König der Welt kommen wird.
Dann wird er mit den Völkern abrechnen wegen dem, was sie Israel angetan haben: „Ich werde selbst mit Ihnen rechnen, weil Sie mein Volk und mein Erbteil Israel unter die Nationen zerstreut haben, vom Jahr siebzig an, und mein Land haben Sie geteilt.“
Wow, Gott wird abrechnen, weil sie sein Land geteilt haben. Und die letzte Landteilung haben die Völker wann gemacht? Im November 1947, da fand der UNO-Teilungsplan statt, die Abstimmung. Dabei wurde das Land nochmals geteilt. Man wollte nur einen kleinen Teil den Juden für einen Staat geben, den Rest für einen zweiten palästinensischen Staat reservieren.
Ja, und Gott wird abrechnen, weil sie sein Land geteilt haben.
Die Berufung der Nationen zum Gericht und die Endzeitvision
Nun, wir können nicht jeden Vers einzeln betrachten. Dennoch möchte ich einige wichtige Stellen hervorheben.
Vers 9 ruft aus: „Ruft aus unter den Nationen, heiligt einen Krieg, erweckt die Helden. Es sollen herankommen und heraufziehen alle Kriegsmänner.“ Hier werden die Völker rund um Israel aufgerufen, zum Kampf gegen Jerusalem zu kommen.
Doch dann folgt die Überraschung in Vers 12: „Die Nation soll sich aufmachen und hinabziehen in das Tal Josaphat. Denn dort werde ich sitzen, um alle Nationen ringsum zu richten.“ Jetzt haben wir eine klare Bestätigung: Die Völker, die gegen Jerusalem kommen, sind nicht alle Völker der Welt, wie oft behauptet wird. Es sind die Völker von ringsum. Ja, da steht es deutlich.
Und schließlich in Vers 14 heißt es: „Getümmel, Getümmel im Tal der Entscheidung. Denn nahe ist der Tag des Herrn im Tal der Entscheidung. Die Sonne und der Mond verfinstern sich, und die Sterne verhalten ihren Glanz. Und der Herr brüllt aus Zion.“ Das bedeutet, der Herr geht hinüber auf den Tempelberg. Zion ist der Tempelberg. Er kommt auf den Ölberg, dann wird er sein Sitzen im Tal Josaphat einnehmen. Danach geht er rüber auf den Tempelberg, auf Zion.
So können wir den Ablauf gut nachvollziehen: Der Herr brüllt aus Zion, was bedeutet, er brüllt wie ein Löwe. Er lässt aus Jerusalem seine Stimme erschallen, und Himmel und Erde erbeben. Der Herr ist eine Zuflucht für sein Volk und eine Feste für die Kinder Israel. Ihr werdet erkennen, dass ich, der Herr, euer Gott bin.
Noch einmal eine Anspielung auf Joel: Ein Drittel aus Israel wird überleben, zwei Drittel werden umkommen. Doch dieses Drittel wird umkehren und den Herrn erkennen.
Dann möchte ich noch Vers 18 lesen: „Es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Berge von Most triefen und die Hügel von Milch fließen, und alle Bäche Judas werden von Wasser fließen. Und eine Quelle wird aus dem Haus des Herrn hervorbrechen und das Tal Schittim bewässern.“
Warum wird es plötzlich wachsen? Weil die Bäche Judas von Wasser fließen. Warum fließen diese Wadis von Wasser? Weil es nach dreieinhalb Jahren wieder regnen wird. Dann wird eine Quelle neu aus dem Tempelberg hervorbrechen.
Hier haben wir die Parallele zu Hesekiel 47, wo der Endzeit-Tempel beschrieben wird. Dort heißt es, aus dem Haus des Herrn wird eine Quelle entspringen, die zu einem Fluss wird. Dieser Fluss fließt hinunter ins Tote Meer und teilt sich; ein Arm geht ins Mittelmeer.
In Sacharja steht das Tal Schittim, das ist das Tote Meer. Welche Bäume sieht man dort immer wieder? Die typischen Bäume sind Akazien, die Schittim-Bäume. Darum ist es das Tal Schittim.
So sehen wir, wie sich alles schön mit Hesekiel vereinigt. Es passt alles wie ein Puzzle zusammen.
Dann wird Einöde und Edom, Südjordanien, zu einer öden Wüste wegen der Gewalttat an den Kindern Judas, weil sie in ihrem Land unschuldiges Blut vergossen haben.
Doch Juda soll ewiglich bewohnt werden und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht. „Ich werde sie von ihrem Blut reinigen, von dem ich sie nicht gereinigt hatte.“ Die Übersetzung, wie ich sie lese, ist absolut korrekt nach dem Hebräischen, auch wenn es bei euch vielleicht etwas anders klingt.
Ich lese nochmals: „Ich werde sie von ihrem Blut reinigen, von dem ich sie nicht gereinigt hatte.“ Und der Herr wird in Zion wohnen.
Das ist ein eigenartiger Vers. Aber denken wir an Matthäus 27, wo das Volk in Vers 24-25 vor Pilatus sagt: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ Sie wollten die Verantwortung für den Tod des Messias auf sich nehmen. Das kann niemand ertragen.
Doch Gott sagt: Ich werde diese Blutschuld von diesem Volk als Volk einmal wegnehmen. Ich werde sie reinigen von dem Blut, von dem ich sie nicht gereinigt hatte.
All die Abertausenden von Juden, die sich in den vergangenen zweitausend Jahren bekehrt haben, sind bei ihrer Bekehrung sofort von diesem Blut gereinigt worden. Aber es wird noch eine nationale Reinigung geben.
So kommt Israel in den vollen Segen des tausendjährigen Reiches – aus der Finsternis zum Licht.
Einführung in das Buch Amos und seine Hauptaussagen
Jetzt wenden wir uns dem Buch Amos zu. Wie bereits erwähnt, haben wir heute viel Arbeit vor uns. Ich halte es für wichtig, sich von jedem Bibelbuch zumindest einige Hauptaussagen zu merken, die eine praktische Lehre enthalten. Das gilt auch für das Buch Joel.
Erstens: Jede Not hat ein Ende. Für Gläubige gibt es einen gewissen Ausblick auf eine lichte Zukunft. Auch wenn wir durch Dunkelheit hindurchgehen müssen, so wie Israel es tun wird, wissen wir doch, dass der Herr uns letztendlich in sein Licht führt. Diese Gewissheit gibt uns Kraft in der Not.
Ein zweiter Punkt, den ich bereits erwähnt habe, ist, dass Gottes Gnade weltumspannend ist. Das haben wir aus Joel 3 gelernt. Wenn man für jedes Bibelbuch mindestens zwei praktische Lehren ableitet, hat man schon über hundert praktische Belehrungen beisammen. Das ist mehr, als man oft über einzelne Verse gepredigt hat. So kann man sehr praktisch werden.
Kommen wir nun zum Buch des Propheten Amos. Vers 1 lautet: Worte des Amos, der unter den Hirten von Tekoa war, welche er über Israel geschaut hat, in den Tagen Usias, des Königs von Juda, und in den Tagen Jerobams, des Sohnes Joas, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben.
Wir können das Buch also auf die Zeit Usias datieren, der von 767 bis 739 v. Chr. regierte, und Jerobams II., der von 782 bis 753 v. Chr. herrschte.
Das Thema des Buches lässt sich mit einem Satz zusammenfassen: Eine bevorrechtigte Stellung schützt nicht vor verdienter Strafe, doch Gottes Gnadenbeschlüsse stehen felsenfest.
Ein etwas ausführlicheres Resümee lautet: Wer Unrecht sät, muss mit Gottes Gericht rechnen. Ob man Nachbar des auserwählten Volkes oder mit ihm im Stammesverband verbunden ist, ändert daran nichts. Das gilt auch für das auserwählte Volk selbst. Je größer die Vorrechte, desto größer die Verantwortung.
Das sündige Versagen des Menschen kann jedoch Gottes Gnadenverheißungen nicht verhindern. Das Kommen des messianischen Reiches mit all seinem Segen steht fest – für die Endzeit.
Aufbau des Buches Amos und erste Gerichtsankündigungen
Nun wenden wir uns dem Aufbau des Buches zu. Nach dem einleitenden Vers, den ich jeweils als Titel bezeichne, 1,1, folgt zunächst ein großer Teil, der mit Römisch I gekennzeichnet ist. Insgesamt gibt es vier große Abschnitte unter Römisch I.
Kapitel 1 und 2 behandeln die Frage, worum es geht. Hier finden wir acht Gerichtsankündigungen, die ich nochmals gruppiert habe.
Zuerst steht das Gericht über drei Nachbarvölker: Aram, Philistäer und Phönizier. Ich lese aus Kapitel 1, Vers 3:
"So spricht der Herr: Wegen drei Freveltaten von Damaskus und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen. Weil sie Gilead mit eisernen Dreschschlitten gedroschen haben, so werde ich ein Feuer senden in das Haus Haseins, und es wird die Paläste Ben Haddads verzehren. Ich werde den Riegel von Damaskus zerbrechen und die Bewohner aus dem Tal Awen ausrotten. Den, der das Zepter hält aus Beth-Eden, das Volk von Aram oder Syrien, wird man nach Kir wegführen, spricht der Herr."
Hier geht es also um die Aramäer, die Syrer, deren Hauptstadt Damaskus ist. Auffällig ist der Zahlenspruch: "Wegen drei Freveltaten von Damaskus und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen." Das ist ein Zahlenspruch. Das bedeutet, mit der vierten Freveltat ist das Maß voll, und Gott muss nun eingreifen und richten.
Solche Zahlensprüche kennen wir zum Beispiel aus Sprüche 30. Ich möchte das kurz an einem Beispiel aus Sprüche 30, Vers 18 erläutern:
"Drei sind es, die zu wunderbar für mich sind, und vier, die ich nicht erkenne:
Der Weg des Adlers am Himmel, der Weg einer Schlange auf dem Felsen, der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres und der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau."
Das sind vier Wege, die man einfach nicht verstehen kann. Der vierte Weg ist dabei der am meisten unverständliche. Darum heißt es: "Drei sind es, die zu wunderbar sind, und vier, die ich nicht verstehe." Der Akzent liegt auf dem Letzten.
Der Weg des Adlers am Himmel: Wie ist es möglich, dass so ein schwerer Vogel so majestätisch in der Luft fliegen kann? Wie kann man das mit Aerodynamik erklären? Das bleibt ein Wunder, ein Wunder der Physik.
Der Weg einer Schlange auf dem Felsen: Wie kann ein Tier ohne Beine, das sich nicht einmal in den Boden eingraben kann, sich so schnell auf dem Felsen fortbewegen? Das ist ein Wunder, ein Wunder der Biologie.
Der Weg eines Schiffes im Herzen des Meeres: Wie kann ein so schweres Ding auf hoher See schwimmen? Das ist zwar erklärbar durch Auftrieb, aber dennoch ein Wunder, dass es nicht untergeht. Wieder ein Wunder der Physik.
Und dann der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau: Wie geschieht das? Das ist verschlungen und geheimnisvoll. Für Agur ist das das Unverständlichste.
Zurück zu den Zahlensprüchen: "Wegen drei Freveltaten, wegen vier ist das Maß voll." So ist es auch bei Damaskus.
In Vers 6 heißt es: "Wegen drei Freveltaten von Gaza und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen." Gaza ist eine der Hauptstädte der Philister im Gazastreifen. Hier werden also die Philister ins Visier der Prophetie genommen.
Vers 9 sagt: "So spricht der Herr: Wegen drei Freveltaten von Tyrus und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen." Tyrus liegt im Libanon und ist eine phönizische Stadt. Hier wird der Libanon ins Visier der Prophetie genommen.
Somit sind Syrien, Philistäa und Phönizien die ersten drei Völker, über die Gericht gehalten wird.
Auf dem Blatt finden wir zweitens das Gericht über drei stammverwandte Völker. Dabei handelt es sich um Edom, Ammon und Moab. Das waren nicht nur Nachbarvölker, sondern stammverwandte Völker. Auch hier gilt wieder der Zahlenspruch: "Wegen drei Freveltaten, wegen vier."
Die Edomiter sind die Nachkommen von Esau, dem Bruder Israels, Jakobs. Ammon und Moab waren die zwei Söhne von Lot, einem Neffen Abrahams, des Stammvaters Israels. Hier werden also drei stammverwandte Völker gerichtet.
Drittens folgt das Gericht über Juda, Kapitel 2, Verse 4-5, und viertens das Gericht über die zehn Stämme Israels, Kapitel 2, Verse 6-16.
Wir sehen also, es ist ein Vorrecht, Nachbar des ausgewählten Volkes zu sein. Doch das macht auch verantwortlich. Mehr verantwortlich als zum Beispiel die Indianer in Südamerika, die keinen Kontakt zum Volk des Buches hatten.
Diese Völker hatten den Kontakt mit Israel. Noch mehr Verantwortung hatten diejenigen, die sogar eine Stammesverwandtschaft mit Israel hatten, wie Edom, Ammon und Moab. Sie waren Israel nahe und haben ihre Verantwortung nicht wahrgenommen. Deshalb kommen sie vor das Gericht Gottes.
Doch man darf nicht denken, dass nur die anderen gerichtet werden. Auch Juda selbst und Israel selbst kommen unter das Gericht Gottes, wenn sie nicht auf Gottes Wort hören und danach handeln.
Amos’ Predigten gegen Israel und der Abschluss des Buches
Jetzt kommen wir zu Römer 2, wo drei wunderbare Predigten des Amos gegen Israel folgen. Diese lassen sich gut einteilen. Die erste Predigt, Kapitel 3, beginnt mit: „Hört dieses Wort!“ Die nächste Predigt findet sich in Kapitel 4, Vers 1, ebenfalls mit dem Aufruf: „Hört dieses Wort!“ Und die dritte Predigt steht in Kapitel 5, Vers 1, wiederum mit „Hört dieses Wort!“ Damit haben wir eine literarische Markierung, die im Text selbst zeigt, wo ein neuer Abschnitt beginnt.
In Römer 3 haben wir eine Reihe von Visionen über das Schicksal Israels, die sich in den Kapiteln 7 bis 9, Vers 10, erstrecken. Viertens, in Römer 4, geht es um Israels herrliche Wiederherstellung, die in den Schlussversen des Buches beschrieben wird.
Ich lese Amos 9, Vers 11: „An jenem Tag“ – das ist wieder ein solcher Refrain, der speziell Bezug auf die Endzeit nimmt, mit Formulierungen wie „in jenen Tagen“, „zu jener Zeit“ und „an jenem Tag“. Dort heißt es:
„Ich werde die verfallene Hütte Davids aufrichten, ihre Risse vermauern und ihre Trümmer aufrichten, und ich werde sie bauen wie in den Tagen vor Alters.“
Was ist die Hütte Davids? Das ist die Dynastie, die Königsdynastie, das Königshaus Davids. Gott hat David auserwählt, König nach seinem Herzen über Israel zu sein. Seine Dynastie sollte weitere Könige hervorbringen, bis hin zum Messias – das war ihm verheißen. Der Messias sollte von ihm abstammen.
Doch die Nachkommen Davids fielen in Götzendienst, was zum Ende des Königtums Judas führte. Das Jahr 586 vor Christus war das schicksalhafte Jahr, in dem Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht wurde. Der erste Tempel wurde zerstört, und damit war das endgültige Königtum Judas beendet.
Der letzte König, der direkt von David abstammte, war Jechonja. Er wurde verflucht. In Jeremia 22, im letzten Abschnitt, heißt es: Jechonja ist verflucht, weil er ein übler Mensch war. Nie wird jemand von seinem Samen auf dem Thron Davids sitzen.
Aus dieser Linie stammt Joseph ab, der Mann Marias. Er war aus königlichem Geschlecht, über Salomo die ganze Königslinie bis zu Joseph. Aber Joseph hätte nie König werden dürfen, denn er war ein Same Jechonjas.
Nun verheißt Gott hier dem Propheten, dass die Hütte Davids verfallen und völlig zerstört werden wird. Aber Gott wird sie wieder aufrichten. Wie ist das möglich? Der Fluch lastet auf der Königslinie.
Es ist wunderbar: Maria und Joseph haben sich verliebt. Wie genau das geschah, wissen wir nicht – das ist zu wunderbar für uns. Ja, der Weg eines Mannes zu einer Jungfrau. Sie selbst realisierten nicht, dass neben ihren Gefühlen dahinter ein Heilsplan Gottes stand.
Maria stammte nämlich auch von David ab, jedoch nicht über die Königslinie, sondern über Nathan, einen Bruder Salomos. Sie wurde die Mutter des Messias. So erfüllte sich, dass der Messias ein Nachkomme, ein Same Davids sein sollte, aber nicht über Jechonja.
Dadurch, dass Joseph Maria heiratete, wurde er zum juristischen Vater Jesu. Deshalb wird im Geschlechtsregister von Joseph in Matthäus 1 Jesus Christus zugerechnet. Er hat juristischen Anspruch auf die Linie, ist aber kein Same Jechonjas.
So kommt Jesus als König. Er ist zum ersten Mal gekommen, wurde aber von der Masse verworfen. Er wird ein zweites Mal kommen, und dann wird sich die Verheißung erfüllen:
„An jenem Tag werde ich die verfallene Hütte Davids aufrichten, ihre Risse vermauern und ihre Trümmer aufrichten, und ich werde sie bauen wie in den Tagen vor Alters, damit sie den Überrest Edoms und alle Nationen in Besitz nehmen, so wie David es getan hat.“
„Über welche mein Name genannt werden wird, spricht der Herr, der dieses tut. Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, da der Pflüger an den Schnitter und der Traubentreter an den Sämann reichen wird, und die Berge werden träufeln von Most, und alle Hügel werden zerfließen.“
Das haben wir schon in Joel gelesen. Merken wir, wie schön das miteinander zusammengeht.
Weiter heißt es: „Und ich werde das Schicksal meines Volkes Israel wenden.“ Das kennen wir auch schon – etwa aus Römer 3 und 4.
„Sie werden die verwüsteten Städte wieder aufbauen.“ Nach langer Zeit werden sie also die alttestamentlichen Städte wieder errichten. Das geschah ab 1882. Bis heute ist eine alttestamentliche Stadt nach der anderen wieder aufgebaut worden. Diese Städte sind heute pulsierende Zentren des Lebens.
Die ältesten männlichen Städte werden wieder errichtet und bewohnt. Sie pflanzen Weinberge und trinken deren Wein. Israelische Weine wurden bereits mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Es ist alles genau so gekommen.
Die Wüste wurde in einen Garten verwandelt, und viele Rebberge wurden gepflanzt. Weiter heißt es: „und deren Wein trinken und Fruchtgärten anlegen und deren Frucht essen.“
Habt ihr schon mal Jaffa-Orangen gegessen? Das ist die Erfüllung! Es gibt Plantagen von internationaler Bedeutung, die sogar die Bundesrepublik Deutschland beliefern.
„Und Gärten anlegen und deren Frucht essen.“ Ich werde sie in ihrem Land pflanzen, und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Land, das ich ihnen gegeben habe, spricht der Herr, dein Gott.
Die endzeitliche Rückkehr ist definitiv. Wenn jemand sagt, die Prophetien über Israels Rückkehr hätten sich erfüllt, weil die Juden aus Babylon zurückgekehrt sind, dann muss man diese Argumentation widerlegen.
Denn was steht da? „Sie sollen nicht mehr herausgerissen werden.“ Die Juden kamen zwar aus Babylon zurück. Dann kam der Messias, der verworfen wurde. Danach folgte die größte aller Zerstreuungen in alle Welt – nicht nur in eine andere Nation, sondern auf alle fünf Kontinente.
Das bezieht sich hier also nicht auf die Rückkehr aus Babylon, sondern auf die Endzeit. Diese Rückkehr sehen wir heute – und sie ist die definitive Rückkehr.
Praktische Lehren aus Amos
Dann wollen wir die praktischen Lehren betrachten. Wir sehen: Was man sät, das muss man ernten. Diesen Grundsatz finden wir in Kapitel 1 und 2 sowie im Galater 6,7-8.
Ob man Nachbar ist, ob man Stammesverwandter ist oder ob man zum Volk Gottes selbst gehört – was man sät, muss man ernten.
Das können wir auch auf die Nachbarn von Gläubigen heute beziehen. Diese Nachbarn macht Gott besonders verantwortlich. Ebenso sind die Verwandten, die nicht gläubig oder bekehrt sind, speziell verantwortlich, weil sie mit wahren Gläubigen verwandt sind.
Aber die Gläubigen selbst macht Gott noch mehr verantwortlich, weil sie eine besondere Beziehung zu Gott haben.
Ein zweiter Punkt lautet: Je größer das Vorrecht, desto größer die Verantwortung.
In Kapitel 3, Vers 2 sagt Gott in dieser ersten Predigt: „Hört dieses Wort: Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt, darum werde ich alle eure Missetaten an euch heimsuchen.“
Ein Kind Gottes zu sein, macht uns vor Gott ganz besonders verantwortlich.
Machen wir eine Pause.