Hosea (Gott hilft).
1) Der unter dem Namen Josua bekannte Sohn Nuns (s. Art. Josua), 4 Mo. 13,9. 17. —
2) Sohn Elas, letzter König des Zehnstämmereichs, nach Sturz und Tötung seines Vorgängers Pekah auf den Thron gelangt, 2 Kö. 15,30; nach dieser Stelle geschah dies „im 20. Jahr Jothams“ von Juda; dies stimmt mit den übrigen Angaben des Buches, 15,33; 17,1, 18,1. 9, nicht überein, diese führen vielmehr in das Jahr 730.
Hosea, von dessen Regierung 17,1-6 handelt, war zwar etwas besser als sein Vorgänger, tat aber auch, was dem Herrn übel gefiel. Seine Treulosigkeit gegen Salmanassar von Assyrien, dem er tributpflichtig geworden war, von dem er aber im Bund mit Ägypten abzufallen gedachte, führte zur Belagerung und Zerstörung Samarias und Gefangensetzung des Königs. Die Darstellung in 17,4 f. macht den Eindruck, als sei Hoseas Gefangennehmung vor Eroberung der Stadt erfolgt. Aber vielleicht will der Erzähler — wie das in der alttestamentl. Geschichtschreibung häufig der Fall ist — nur zunächst die Geschichte der einen Person zum Abschluß bringen, ehe etwas Neues berichtet wird, und hat man sich Hoseas Gefangennehmung als erst nach Einnahme der Stadt im Jahr 722 erfolgt zu denken. —
3) Der Prophet, Sohn des Beeri, Bürger des nördlichen Reichs (vgl. zum Beispiel 7,5 „unser König“ vom König Israels), begann als ein jüngerer Zeitgenosse des Amos, an dessen Weissagungen seine Rede öfters anklingt (vgl. zum Beispiel Hos. 4,3 mit Am. 8,8; 4,15 mit 5,5; 8,14 mit 2,5), seine prophet. Wirksamkeit unter Jerobeam II. im Reich Israel und setzte dieselbe unter dessen Nachfolgern fort. Nach der Überschrift seines Buchs hat sie bis in die Tage Hiskias von Juda gewährt, somit wenigstens 60 Jahre lang; doch führen in dem Buch selbst keine sichere Spuren so weit hinab. Dafür, daß die auf Gottes Geheiß eingegangene Ehe des Propheten mit einem der Hurerei ergebenen Weib, Gomer, Tochter von Diblaim (Kap. 1), und die Erwerbung eines ehebrecherischen Weibes, an dem der Prophet ernste Zucht übt (Kap. 3), nur Einkleidung prophetischer Gedanken, ein Gleichnis sei, fehlt jede Andeutung. Der Prophet berichtet hier Erlebtes und zwar wahrscheinlich nicht nur innerlich in prophetischem Gesicht Erlebtes, sondern äußere Vorgänge. Wenigstens wird diese Auffassung nahegelegt dadurch, daß 1) der Prophet in Kap. 1, von sich selbst in der dritten Person redet, wodurch die Sache nicht nur als etwas von dem Propheten Erlebtes, sondern als äußerer Vorgang erscheint; 2) der Name des Weibes sich nur mit Mühe sinnbildlich deuten läßt, somit ein einer wirklich lebenden Person angehöriger Name zu sein scheint; 3) der Zug in V. 8 „sie entwöhnte die Lo-Ruhama“, weil ohne sinnbildliche Bedeutung, sich am einfachsten als Wiedergabe eines geschichtlichen Umstandes erklärt. Vielleicht ist das ehebrecherische Weib in Kap. 3, das der Prophet „lieben“ (es heißt nicht „heiraten“) soll, eben sein Weib, die Gomer, welche sich einem andern ergeben hat und vom Propheten erst wieder zurückerworben werden muß. Der Grundgedanke seines Buches ist der Liebesbund Gottes mit Israel, durch dessen Bruch Israel schweres Gericht auf sich bringt, den aber Gottes barmherzige Liebe wieder herstellt. Keinem Propheten war es gegeben, Gottes Erbarmung gegen sein abtrünniges Volk schöner und ergreifender auszusprechen als dem Hosea (vgl. 2,21 f.; 11,8 f.; 14,5 ff.). Gerne nimmt Hosea Bezug auf Israels Vorzeit, die Zeit der Patriarchen, des Mose, Josua und der Richter (vgl. 2,17; 9,9. 10; 10,9; 11,1. 8; 12,4 f.; 10,13 f.; 13,4 f.). Seine Sprache mit den oft kurzen, abgerissenen Sätzen verrät die innere Erregtheit des den Schaden seines Volks mit tiefem Schmerz empfindenden Propheten. Das Buch zerfällt in zwei Hauptteile, Kap. 1-3 und 4-14; der 1. Teil gehört in die frühere Zeit des Propheten, die Regierungszeit Jerobeams II. In drei Abschnitten (1,2 bis 2,3; 2,4-25; 3) redet er von dem Treubruch Israels, seiner Verstoßung und Wiederbringung; jeder Abschnitt schließt mit herrlicher Verheißung, In Kap. 1 erscheint des Propheten Ehe mit dem Hurenweib als Abbild von Gottes Bund mit dem beständig treubrüchigen Israel; die Unglücksnamen der Kinder aus dieser Ehe deuten auf die Unglücksfrüchte hin, welche aus der Verbindung Gottes mit dem bundbrüchigen Volk diesem erwachsen. Der in Kap. 2 ausgesprochene Gedanke, daß Gott das untreue Volk durch einen Strafzustand in der Verbannung läutert, wird in Kap. 3 dargestellt durch das Verfahren des Propheten, der das ehebrecherische Weib in einen Zustand versetzt, in dem sie sich des Verkehrs sowohl mit ihren Buhlen als mit ihrem Eheherrn enthalten muß. Der 2. Teil enthält Reden aus der Zeit nach Jerobeam II., da zu dem sich steigernden sittlich-religiösen Verderben, von dem besonders auch die Priesterschaft ergriffen war (vgl. zum Beispiel 4,8; 6,9), politische Zerrüttung, Empörung, Königsmord und vergebliches Hilfesuchen des sinkenden Reichs bald bei Ägypten, bald bei Assur (vgl. 5,13; 7,7. 11; 8,9; 10,4; 12,2) gekommen war. Sie bezeugen die Schuld des Volks, das göttliche Strafgericht, die schließliche Begnadigung und Wiederherstellung, wobei in Kap. 4-8 der erste, in 9-11 der zweite, in 12-14 der dritte Gesichtspunkt am stärksten hervortritt.