Die Bedeutung des biblischen Propheten im Unterschied zur Alltagssprache
Wir verwenden das Wort „Prophet“ heute oft in einem stark abgeschwächten Sinn. Das beeinflusst uns viel mehr, als wir selbst merken. Wenn wir zum Beispiel sagen: „Am Essen liegt ein kleiner Prophet“, meinen wir damit einen Nachtischlöffel, der signalisiert, dass noch ein Nachtisch kommt. Oder wenn jemand fragt: „Wie wird das Wetter morgen?“, antwortet ein anderer: „Weiß ich doch nicht, ich bin doch kein Prophet.“
In diesem Sinne ist ein Prophet jemand, der uns etwas von der Zukunft voraussagt. Das hat durchaus mit dem Begriff „Prophet“ zu tun, da besteht kein Zweifel. Es gibt also einen Bezug. Aber der biblische Prophet ist etwas ganz anderes.
Wenn wir die Propheten insgesamt betrachten, sehen wir, dass nicht jeder im Alten Bund ein Prophet war. Es gab nur einzelne Personen, die diese Rolle innehatten. Außerdem gab es auch falsche Propheten, die einfach irgendetwas daherredeten.
Was macht den richtigen Propheten aus? Er muss keine besondere Vorbildung mitbringen. Ein Beispiel ist der Amos, ein Viehhirte aus Tekoa. Tekoa liegt auf der Hochebene, auf der Jerusalem-Ebene, von der es steil zum Toten Meer hinuntergeht. Auf den Israelreisen kommt man dort eigentlich nie vorbei. Amos war Viehhirte in Tekoa, und der Herr redete mit ihm. Es war eine Begegnung mit dem lebendigen Gott.
Am Sonntag habe ich kurz von Gerhard Terstegen erzählt. Das hat mich auch im Urlaub sehr bewegt. Es lohnt sich immer, wenn man etwas Wertvolles liest. Gerhard Terstegen wollte fünf Jahre lang in Stille allein mit Gott sein und hat ihn gesucht. In dieser Zeit hat er eine tiefe Erfahrung gemacht, die sich in seinen Wortschriften widerspiegelt. Er hat nichts Übersinnliches erlebt, sondern in den Worten den heiligen Gott entdeckt. Den Gott, der sein Leben löst und die unwahrscheinliche Freude der Lebenskraft in Gott schenkt. Diese Freude zieht sich durch alle Terstegenlieder hindurch.
Als die fünf Jahre vorbei waren, wurde Terstegen ein Mensch der Gemeinschaft, der unzählige Menschen anzog. Ähnlich war es auch bei dem Propheten, der eine Begegnung mit Gott hatte, die ihn tief geprägt hat.
Die Berufung und Erfahrung der Propheten
Wir wissen es von Jesaja: Er hatte eine Erscheinung, und was er eigentlich sah, kann er kaum beschreiben. Er sagt: „Ich sah Gott auf seinem Thron.“ Doch wenn er Gott beschreibt, fügt er hinzu, dass der Saum seines Gewandes den Tempel füllte. Natürlich kann Gott nicht wirklich gesehen werden. Jesaja nimmt nur den äußersten Rand der göttlichen Realität wahr und ist überwältigt. Er erkennt, dass er sterben müsste, dass er im Grunde vergehen müsste. Voll Wehmut klagt er: „Weh mir, ich vergehe!“
Dann spricht der Herr zu ihm: „Ich nehme dich in Dienst.“ Diese Erfahrung prägt einen Propheten tief. Es ist kein Luftgespinst, was Jesaja erlebt, sondern umgekehrt: Wir leben oft in Luftgespinsten, während er die Wirklichkeit geschaut hat.
Aus dieser unheimlichen Erfahrung kommt auch Jeremia. Er hat Gott erkannt, und aus seiner Berufung erhält er seine Festigkeit. Gott sagt zu ihm: „Ich mache dich zur Ehrenmauer, niemand kann dich mehr umschmeißen.“ Jeremia wird zu einer Gestalt mit ungeheurer Standhaftigkeit. Die Berufung prägt einen Propheten. Seine persönliche Natur ist dabei nicht entscheidend; die Berufung wird ihm so fest.
Bei Jeremia sehen wir zudem, dass er selbst sagt, er könne sein Amt kaum ausüben. Er könne nicht ständig dem Volk die schreckliche Botschaft vom Gericht Gottes verkünden. Seine Psyche und seine Nerven würden das nicht aushalten. Am Ende gesteht er in tiefen Bekenntnissen: „Ich wünschte, ich wäre nie geboren und müsste diese Last nicht tragen.“ Doch dem Auftrag Gottes kann er auf keinen Fall entfliehen.
Man sollte also das Bild loslassen, dass ein Prophet nur jemand ist, der in die Zukunft blickt. Natürlich schaut er in die Zukunft, aber vor allem ist er jemand, der die Wirklichkeit Gottes erlebt hat. Das kommt der Realität der biblischen Propheten viel näher.
Der nächste Punkt ist, dass ein Prophet den heiligen Gott in seiner großen Majestät erlebt hat – einen heiligen Gott, vor dem man kaum sprechen kann. Wenn wir einmal vor dem lebendigen Gott stehen, was wir nach dem Tod erleben werden, dann werden wir diese Wahrheit erfahren: „Schau auf den lebendigen Gott!“ Die Propheten haben etwas von dieser großen Wirklichkeit und Realität Gottes erlebt.
Die Offenbarung Gottes und die Botschaft der Propheten
Und das ist so beeindruckend, wenn man das immer wieder liest. Zum Beispiel bei Jesaja, wenn Gott durch den Mund der Propheten spricht: „Mit wem wollt ihr mich eigentlich vergleichen? Wem soll ich denn gleich sein?“ Er sagt, dass die Bilder, die ihr euch von Gott macht, doch lächerlich sind. „Ich bin ganz anders. Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, wird nicht müde und matt.“
Die Propheten haben eine Offenbarung Gottes zu verkünden, nicht irgendwelche Spielereien über gestern, vorgestern oder morgen, sondern zuerst einmal die Realität Gottes. Er ist derjenige, der die Welt zusammenhält und in seiner Hand hält. Dann kommt die Heiligkeit Gottes, vor der wir Menschen so klein werden. Wir werden, wie Jesaja sagt: „Weh mir, ich vergehe, ich bin unreiner Lippen.“ Beim Hesekiel ist es genauso, als Gott ihn ruft – ein ungeheures Erleben.
Dann sagt Gott: „Ich mache dich ganz hart, so hart wie ein Kieselstein, dass niemand etwas gegen dich ausrichten kann.“ Im Gegenteil: An dir werden die Menschen sich brechen und an dir werden sie scheitern – an deinem Wort, das du verkündigen musst. Das ist die Realität Gottes.
Dann folgt das Gericht Gottes, unbarmherzig über alle Fehlentwicklungen. Darum hat Gott Propheten gesandt. Jesus hat es ja selbst im Gleichnis gedeutet: Gott ruft in seiner Liebe. Nun haben wir Propheten, die den Irrweg des Volkes aufzeigen. Und der Prophet nennt ganz klipp und klar die Missstände beim Namen. 1. Korinther 5,3-12.
Die soziale und moralische Kritik der Propheten
Das beginnt bereits beim sozialen Verhalten gegenüber Mitmenschen: Ihr betrügt einander, ihr fälscht die Waage, jeder sucht nur sein Geld und seinen Vorteil. Es geht um Unrecht bis hin zu den heimlichen Sünden im Leben, wie Ehebruch, Raub und vieles mehr.
Wir kennen das aus Jesaja, besonders aus Jesaja 5, wo die Frauen von Jerusalem beschrieben werden mit ihren Riechfläschchen und ihrem Aufputz. Es ist nicht verboten, sich zu schmücken, aber wenn das zum Lebensinhalt wird, wenn sie sich nur noch darin gefallen, verstehen sie nicht mehr, dass sie Menschen des Todes vor dem heiligen Gott sind.
Im Alten Testament finden wir wunderbare Prophetenbilder, wenn wir an Elija, Elisa oder Samuel denken. Genau das wird bestätigt, was ich hier sage: Samuel muss dem König Saul sagen: „Du hast töricht gehandelt!“ Das ist übrigens das schlimmste Wort in Israel in der Bibel – für Sünde wird Torheit gesagt. Sünde ist etwas ganz Furchtbares, Blödes, Dummes, was man getan hat. Man hat sich etwas eingebrockt, das man selbst nicht mehr lösen kann.
Die zwei Punkte haben wir schon angesprochen, aber jetzt geht es weiter. Der Geist Gottes war im Leben des Propheten wirksam und hat ihn gesalbt. Der Geist des Herrn ist offenbar, darum hat er mich gesalbt. Der Gegenwartsgott im Herzen des Propheten gibt ihm Weisheit, das Wort, den Durchblick. Man kann es nicht anders erklären. Manchmal sagen die Propheten: „Gott ruft es mir in die Ohren.“ Natürlich steht Gott nicht hier, aber sie hören diese Stimme und müssen sie weiterverkünden. Sie können die Botschaft nicht nach ihrem Ermessen anpassen.
Dann kommt etwas Besonderes: Auf der einen Seite das furchtbare Strafgericht, das sich vollzieht. Manchmal werden die Worte der Propheten bei den Schriftlesungen im Gottesdienst abgekürzt. Fällt Ihnen das auf? Wir sind oft feige, den Ernst des Gerichtes so zu sagen, wie er in der Bibel steht – ohne Hoffnung. Gott richtet den, der sein Recht bricht, weil Gott heilig ist und nicht zum Unrecht Ja sagen will.
Alle Propheten sehen das Heil durch dieses schreckliche Unheilsgericht hindurch. Zerbrochen, tot, zerschlagen liegen sie auf dem Feld, verwesen, niemand begräbt sie mehr. Das schreckliche Geschehen über Israel kann man kaum beschreiben – der Untergang Jerusalems und alles, was damit zusammenhängt.
Und dann, mitten in diesem Geschehen, fangen die Propheten ohne Überleitung an zu sagen: Gott wird sich über sein Volk erbarmen. Da ist nichts Liebenswertes mehr daran – das ist das Wunder der Gnade Gottes. Bei allen Propheten kann man nur staunen, wie sie das noch einmal betonen.
Beim Jeremia geht es so weit, dass er in Jeremia 33 sagt: „Sie werden sich entsetzen über all das Gute, wenn sie hören, was ich mit meinem Volk tue.“ Zuvor hatte Jeremia gesagt, Gott werde alles kurz und klein machen, alles kaputt machen. Aber am Ende will Gott wieder bauen und sein Volk sammeln.
Dann werden die Rückkehrenden über die Höhen Zions kommen, sie werden heulen, wenn sie Jerusalem wieder sehen. Alte und Junge werden wieder auf der Gasse spielen. Gott will sein Volk wieder in Jerusalem zusammenziehen.
Und Sie wissen ja, dass ich immer wieder betone: Kein Buchstabe, kein Haken dieser Prophetie wird aufgehoben. Sie können in den Propheten lesen, wie Sie wollen. Lesen Sie auch die Gerichtsbotschaft, weichen Sie nicht aus. Lesen Sie, wie Gott Geschichte macht und wie er am Ende alles wieder zusammenführt, damit er sein Volk Israel heilt.
Die große Gnadenzusage der völligen Vergebung ist völlig unfassbar. Gott nimmt ohne Grund, nur weil er lieben will, die ganze Schuld weg. Aber es wird nur ein Rest gerettet, nur ein Rest.
Die Berufung und Lebensgeschichte des Propheten Hosea
Kommen wir nun zum Buch Hosea. Wir wollen nicht weiter theoretisieren, sondern direkt lesen. Das schwierige Kapitel Hosea 1 ist unser Ausgangspunkt. Die Seitenangaben sind hier nicht so einfach zu bestimmen, denn nach Hesekiel und Daniel folgt Hosea. Das ist manchmal verwirrend, aber helfen Sie einander dabei – das ist keine Schande.
Dies ist das Wort des Herrn, das zu Hosea, dem Sohn Beris, kam in der Zeit der Könige Usija, Jotam, Ahas und Hiskia von Juda. Diese Könige kennen wir gut. Besonders Hiskia können wir genau aus den Königs- und Chronikbüchern datieren. Außerdem war Hosea zur Zeit Jerobeams, des Sohnes Joachs, des Königs von Israel, tätig. Jerobeam II. starb etwa 747 v. Chr. Wenn Sie sich die Zeittafel anschauen, die hinten im Buch ist, können Sie das gut nachvollziehen. Es ist zwar nicht unbedingt für die Seligkeit wichtig, aber für Interessierte sehr hilfreich.
Unter dem Nordreich Israel steht dort: 787 bis 747 Jerobeam, Prophet Amos und Prophet Hosea. 722 v. Chr. wurde dann Samaria, die Hauptstadt des Nordreichs, endgültig zerstört. Die Juden wurden in die babylonische Gefangenschaft geführt, und die Assyrer kamen. Diese geschichtlichen Ereignisse sind klar lokalisierbar und können Sie in Ruhe zu Hause noch einmal nachlesen.
Als der Herr anfing, durch Hosea zu sprechen, sagte er zu ihm: „Geh hin und nimm dir ein Hurenweib und Hurenkinder, denn das Land läuft vom Herrn weg und treibt Hurerei.“ Hosea ging hin und nahm Gomer, die Tochter Diblaims, zur Frau. Sie wurde schwanger und gebar seinen Sohn. Der Herr sprach zu Hosea: „Nenne ihn Jezreel, denn es ist nur noch eine kurze Zeit, dann will ich die Blutschuld von Jezreel am Hause Jehu heimsuchen und mit dem Königreich des Hauses Israel ein Ende machen.“
König Jehu war der, der die Jezebel und ihre Anhänger richten musste. Doch er handelte aus menschlicher Leidenschaft und übertrieb sein Gericht. Gott wird diese Blutschuld wieder heimsuchen. Das ist hochinteressant und kann heute Abend ausführlich behandelt werden: Wie Gott seine Fäden zieht und Sünde heimsucht, wenn sie nicht vor ihm geklärt ist. Das ist eine furchtbare Sache, von der sich niemand freisprechen kann.
Heutzutage ist es Mode zu sagen, dass Gottes Vergebung nur dort gilt, wo die Sünde wirklich im Licht Gottes erkannt wird. Nur dann kann Befreiung geschehen. Die Blutschuld am Hause Jehu – also an der Familie Jehu, den Nachkommen Jehus – wird ein Ende finden. Elisa hat Jehu eingesetzt; er war Bataillonskommandeur und wurde von Elisa gesalbt. Das ist eine spannende Geschichte in den Königsbüchern. Elisa schickte ihn in einen Nebenraum des Offizierskasinos, um ihn zu salben. Dort endet die Geschichte der Familie Jehu.
Gott sagt: „Ich will mit dem Königreich des Hauses Israel ein Ende machen.“ Das stand kurz bevor. 747 v. Chr. starb Jerobeam II., und 722 v. Chr. folgte die endgültige Zerstörung Samarias. Es ist schade, dass man Samaria heute nicht besuchen kann. Bei Israelreisen ist das wichtig, denn so versteht man die Geschichte der Propheten besser.
Gomer wurde wieder schwanger und gebar eine Tochter. Gott sagte zu Hosea: „Nenne sie Loruhama, denn ich will mich nicht mehr über das Haus Israel erbarmen, sondern ich will sie wegwerfen. Doch will ich mich über das Haus Juda erbarmen und ihnen helfen durch den Herrn, ihren Gott. Ich will ihnen aber nicht helfen durch Bogen, Schwert, Rüstung, Ross und Wagen.“
Als Loruhama entwöhnt war, wurde Gomer erneut schwanger und gebar einen Sohn. Gott sprach: „Nenne ihn Loami, denn ihr seid nicht mehr mein Volk, so will ich auch nicht mehr euer Gott sein.“
Die Symbolik und Realität in Hoseas Leben
Wenn jemand eine Doktorarbeit schreiben möchte, kann er dieses Kapitel als Grundlage nehmen. Unzählige Menschen haben bereits viele kluge Bücher darüber verfasst, was hier eigentlich passiert ist. Beim Lesen mag man sich kurz wundern: Was war eigentlich los? Die Theorien dazu sind so vielfältig wie die Menschen auf der Welt. Eine große Gruppe behauptet, das Ganze sei nur symbolisch zu verstehen und habe sich nicht wirklich so zugetragen. So erzählt es eben der Prophet.
Das sind typische Europäer, die nicht verstehen, dass in Israel vieles anders ist als bei unseren Gedankenspielen. In Israel ist alles Zeichenhafte tatsächlich durchlitten und durchlebt, so wie wir auch Wert darauf legen, dass beim Abendmahl, obwohl es nur Brot ist, Christus wirklich zu uns kommt. Das sind Realitäten, keine bloßen Zeichenhandlungen. Andere wiederum sagen, es sei wirklich so gewesen – dieser Meinung bin ich natürlich auch.
Der Prophet heiratet eine Prostituierte, die mitten in einem schrecklichen Gewerbe steht, in dem jede Nacht viele Männer verkehren – das Abscheulichste, was man sich vorstellen kann. Warum muss er das tun? Bei den Propheten findet man oft verrückte Zeichenhandlungen. Zum Beispiel Micha ben Jimla, der einmal vor Ahab auftrat, oder der Sohn des Knäners, der sich eiserne Hörner anlegte und herumrannte mit der Botschaft: So wirst du deine Feinde bezwingen.
Die Propheten haben solche Zeichenhandlungen gerne vorgelebt, denn die Juden waren viel mehr in der Praxis verwurzelt. Sie lernten am anschaulichen Beispiel. Jetzt müssen Sie sich die Situation vorstellen: Wie heute herrscht auch damals eine große Gleichgültigkeit. Das ist mir immer unheimlicher. Wie kann das überhaupt passieren, dass bis weit hinein in christliche Kreise jeder sagt: Ach, der liebe Gott, der wird mich schon freisprechen. Wir können doch so sündigen, wie wir wollen, das ist alles nicht schlimm. Und wenn es ans Sterben geht, hofft man nur, dass die Not nicht zu groß ist.
Doch was dann kommt, das Gericht, das wird einfach ignoriert. Dass Menschen unvorbereitet sterben, ist eine furchtbare Sache. Diese enorme Gleichgültigkeit war damals nicht anders. Es war ein großes Wirtschaftswunder, unter Jerobeam II. schon protestierte Amos dagegen. Sie lagen in Elfenbeinbetten, sammelten Reichtümer, und niemand fragte, was Gott will. Sie lebten ihr Leben wie in einem Traum, im Rausch, ohne ernsthaft vor Gott zu treten und nach Heiligkeit zu fragen.
Schon damals war es schlimm, dass sie nicht mehr zum Tempel gehen konnten und stattdessen Kälber in Bethel und Dan anbeteten. Sie praktizierten merkwürdige Naturfruchtbarkeitsrituale, der Baalskult war verbreitet – all das, was Isebel mitgebracht hatte. Und dann heiratet Hosea wirklich diese Frau.
Im Kapitel drei steht, dass er zunächst gar keine eheliche Gemeinschaft mit ihr hatte. Er blieb erst einmal ruhig. Jeder wusste, Hosea war ein Mann, der gut lebte. Und dann plötzlich wird berichtet, dass sie doch geheiratet haben. Das verwirrte viele. Danach werden drei Kinder geboren, und diesen Kindern gibt er Namen.
Ich habe mir vorgestellt, wie das war, wenn die Kinder eingeschult wurden. Sie wissen ja, wie das beim Schulanfang ist: „Wie heißt du?“ – „Lo-Ruhama.“ Die ganze Klasse würde lachen. Es war, als wäre er auf einem Kinderspielplatz.
Mir erzählte gestern ein russischer Aussiedler, der bei unseren Kandidaten ist, dass er sich in der Schule immer schämte, wenn er sagen musste, er komme aus Sibirien. Er fragte sich selbst: Warum eigentlich? Sibirien ist doch wunderschön. Ich beneide jeden, der den Duft der weiten Welt mit sich trägt. Aber Kinder schämen sich oft, wenn sie Außenseiter sind.
Das ist auch der Grund, warum Pfarrerskinder oft ungewöhnliche Namen haben. Deshalb habe ich meine Frau den Namen aussuchen lassen. Ich bin kein Pfarrerskind mit einem seltsamen Vornamen. Doch oft heißen solche Kinder so, weil der Vater etwas verkündigen will. Das sind ja beides Prophetenkinder, ganz schlimm. Sie müssen etwas durch ihren Namen verkünden.
Ich möchte über diese Dramatik jetzt nicht länger sprechen, aber auf dem Schicksal der Kinder lastet viel. Es ist furchtbar, was diese Kinder aushalten müssen. Jeder denkt sich: Das darf doch nicht wahr sein, dass ein Kind mit so einem Namen leben muss. Unsere Namen sind doch schön: Friedrich oder andere wohlklingende Namen wie Solbeig, Andreas, Jörgen und so weiter. Namen, die wir uns bewusst aussuchen.
Ich habe noch nie gehört, dass jemand „Kein“ heißt. Wir geben unseren Kindern immer schöne Namen, ohne etwas Schlimmes darin. Doch hier bekommen die Kinder Namen, die bedeuten: „Ich bin der von Gott Verstoßene.“ Ist das wirklich wahr?
Hosea macht an den Kindern sinnbildlich deutlich, wie furchtbar es ist, wenn man die Gnade Gottes verwirft. Die Kinder bleiben nicht einfach so stehen in diesem schrecklichen Schicksal. Gottes Güte hat ihnen hoffentlich später noch einmal Gnade geschenkt. Aber die Sprachkraft der Namen funktioniert nur, wenn das wirklich gelebt wird. Jeder soll im Grund sagen: Das darf doch nicht wahr sein!
Hosea sagt: So ist es aber. So lebt ihr. Ihr seid Menschen, die die Gnade Gottes verworfen haben. Das Schreckliche beginnt mit Israel, dann folgt Gottes Gericht, und schließlich heißt es: Ihr seid nicht mehr mein Volk. Gott hat sich zurückgezogen.
Man kann nicht einfach sagen: Wir haben doch einen lieben Gott. Das ist nicht wahr. Gott lässt uns laufen in unserer Gottlosigkeit. Wer heute einen Blick in unsere Welt wirft, sieht eine Welt, wie Paulus sie in Römer 1 beschreibt: eine Welt, die Gott in ihre Sünde, Perversion, Gemeinheit und ihr Machtstreben gegeben hat.
Die Menschen versündigen sich aneinander, und Gott hält sie nicht mehr auf. Dann kommt der Schreck: „Dann geh doch zum Teufel, wenn er will.“ Dieses Gleichnisgeschehen.
So haben wir die Botschaft des Hosea, die immer wieder durchbricht: die erschütternde Gerichtsbotschaft. Für uns heute will ich daran anknüpfen und sagen: Den Ernst Gottes dürfen wir nie aus der Bibel herausnehmen. Sonst fällt die ganze Bibel zusammen.
Bei Jesus ist dieser Ernst genauso furchtbar da. Er spricht viele ernste Worte von einem Mann, der sein Haus auf Sand baute und es zusammenfallen sah. Von Leuten, die mit Heulen und Zähneklappern in die Verdammnis gehen.
Das ist ein ganz, ganz großer Ernst. Sie brauchen jetzt nicht sagen: „Die anderen leben so.“ Sondern leben Sie in der Furcht Gottes! Es ist eine große Hilfe, wenn man vor mancher schlimmen Sünde bewahrt wird, weil Menschen sagen: Ich möchte nicht in Sünde und Schande fallen. Ich möchte vor meinem Gott stehen, wenn er kommt, untadelig, wie wir es am Sonntag besprochen haben.
Gottes Umgang mit Israel und die Hoffnung auf Erneuerung
Und jetzt kommt das zweite Kapitel. Ich will jetzt gar nicht mehr alles lesen, sondern nur auf die Wirklichkeit der Sünde eingehen und dann die schreckliche Geschichte erzählen. Es ist mir immer wieder schwer. Wir können Israel nicht anschauen und sagen: „Guck, bei den Juden kann man es ablesen.“ Da hat der Goldhaken vielleicht dann doch Recht, dass die Deutschen noch tiefer in der Schuld stecken, obwohl er sonst sicher vieles verkürzt. Wir leben doch alle in einer heillosen Welt heute. Oft ist man erschreckt, wie alles in riesigen Ausmaßen in Abgründe entgleitet: Korruption, Unfähigkeit, die ganzen Staatsangelegenheiten zu steuern. Und wo ist Erbarmen?
Da redet Gott vom Erbarmen, Kapitel 2: Gottes Treue überwindet Israels Untreue. Es wird aber die Zahl der Israeliten sein wie der Sand am Meer, den niemand zählen kann. Es soll geschehen, dass dieses heillose, verfluchte Volk, die Nachkommen Abrahams, die Juden, plötzlich von den anderen Völkern bezeichnet werden mit den Worten: „Ihr seid ja Kinder des lebendigen Gottes.“
Es ist mir immer so anschaulich, wie ich einmal unten in der Doppelstraße von einem Mann gefragt wurde, der nach einem Konsulat oder so fragte. Da schaute ich wieder hinaus und fragte: „Wo kommen Sie denn her?“ Er antwortete: „Ich bin Israeli.“ Da sagte ich zu ihm: „Dann haben Sie ja den ganzen Segen Abrahams.“ Er sagte: „Auch, wissen Sie, die Dinge interessieren mich eigentlich nicht.“ Das ist genau die Situation. Da werden Leute kommen, die von den Heiden kommen, die nicht aus dem Geschlecht Abrahams sind, und die zu den Juden sagen: „Ihr seid ja Gesegnete.“ Die Juden antworten: „Nein, wir haben eigentlich eine heillose Geschichte.“
Es werden die Judäer und die Israeliten vereint zusammenkommen und ein gemeinsames Haupt erwählen und aus dem Land heraufziehen, denn der Tag Israels wird ein großer Tag sein usw. Und sie kommen nun zusammen. Überall bei den Propheten finden sich herrliche Gnadenzusagen, die sich zuerst auf das Volk Israel beziehen, aber in der Rückführung des Volkes Israel einen Segen für alle Völker der Welt haben. Das ist ganz wunderbar, für alle Geschlechter.
Und dann wird es, und das ist auch wieder beim Hosea ganz toll, wie er das beschreibt, ab Vers 10: „Aber sie will nicht erkennen.“ Es kommt wieder das Bild von Mann und Frau, das Liebesbild. Die Juden wollen nicht erkennen, dass ich es bin, der ihr Korn, ihren Wein und ihr Öl gegeben hat und viel Silber und Gold, das sie zu Ehren dem Baal gebraucht haben. Darum will ich meinen Korn und meinen Wein mir wieder nehmen und zu seiner Zeit meine Wolle und meinen Flachs entreißen, womit sie ihre Blöße bedeckt haben. Dann will ich ihre Scham aufdecken vor den Augen ihrer Liebhaber, und niemand soll sie aus meiner Hand erretten.
Ein ganz drastisches Bild: Irdische Dinge, unser Wohlstand, unser Geld, unsere Berufsfragen, all unser Zusammenleben – alles, was unser menschliches, irdisches Leben ausmacht – kommt von Gott. Und Hosea sagt: Ihr könnt im Irdischen, im Äußeren nur Segen haben, wenn euer Verhältnis mit Gott in Ordnung ist. Ihr müsst das durch eure ganzen Krisen hindurch entdecken.
Ich finde es ganz toll, dass unsere Familie Flath sogar die Möglichkeit hatte, den amerikanischen Außenminister zu begrüßen – das ist ja toll, am Samstag noch. Aber wenn man mit solchen Menschen zusammen ist, irgendwo, wo sie Gelegenheiten haben, müssen sie mal, wenn es im vertraulichen Ton wäre, auch bei unseren deutschen Politikern sagen: „Wisst ihr noch, dass ein Volk nicht bewahrt bleiben kann, wenn es von den Bahnen Gottes abweicht?“
Gerechtigkeit erhöht ein Volk, und die Sünde führt dazu, dass Leute verderben. Da kann einer noch so sehr versuchen, Dämme aufzubauen und zu regieren, irgendwo wird es immer wieder in einen Abgrund eilen. Wenn ein Volk seine Lebensquelle verlässt – und so ist es bei uns Menschen –, dann ist es umso wichtiger, nicht zu glauben, man könne Sozialprobleme, äußere Sozialprobleme oder menschliche Sozialprobleme einfach mit Geld lösen. Das ist ein Geldproblem, eine Wirtschaftsfrage, ein Berufsproblem. Man muss irgendwo helfen mit ein paar Marken. Aber wenn ich nicht zurückgehe und von Gott her einen völligen Neubau beginne, wird es nichts. Da ist der Grund falsch gelegt.
Das ist so wunderbar bei den Worten der Propheten. Nicht, dass man das Äußere geringachtet; keiner von uns ist gering, das sind alle gute Rechner. Aber ich muss zuerst das tun. Und ich weiß, was das oft bedeutet. Man hat ja irgendwo in der Seelsorge auch mit Geschäftsleuten zu tun. Wenn einer sagt: „Ich habe die Möglichkeit, mit einer krummen Sache Geld zu machen, und ich kann mit Schwarzgeld etwas machen.“ Und ich weiß, wenn er das nicht macht, lassen die Banken ihn hopsgehen. Ich muss ihm sagen: Du darfst keinen Weg der Sünde gehen. Ich weiß nicht, wie es ausgeht, aber du darfst keinen Betrug machen. Wenn du vor Gott betrügst, dann geht es nicht.
Wir haben tolle Dinge erlebt von Menschen, die bewahrt wurden vor schrecklichen wirtschaftlichen Zusammenbrüchen, aber nicht alle. Manche sind hopsgegangen. Ich weiß, wie es manchem geht, wenn Schulden bis zum Hals stehen und sie nicht mehr weiterwissen und sagen: „Ich hätte die Möglichkeit, mit etwas Gemeinem und Schmutzigem Geld zu machen.“ Das ist schwierig, und wir wollen das wissen: Der Weg des Friedens ist nur dort.
Ich will ein Ende machen, sagt Gott, ich will ihre Weinstöcke verwildern lassen, Vers 14. Wenn du ohne mich lebst, wird dein Acker keine Frucht bringen. Wir hatten das ja schon mal im fünften Mosebuch, bei dem Segen und bei dem Fluch. Und das ist wirklich so. Die Propheten reden nicht ihre Gedanken, sie haben eine Gotteserfahrung. Gott zeigt ihnen die aktuelle Botschaft, die wir immer wieder haben: Rückkehr! Ja, das war doch der Sinn eines Bußtages: „Lass uns zurückgehen zu Gott!“ Aber ich brauche keinen extra Feiertag dafür. Ich kann es jeden Tag beginnen: „Lass uns zurückziehen, zu Gott neu anfangen.“
Liebe Freunde, das ist für mich eine ganz wichtige Botschaft: Jeden Tag umkehren, neu anfangen, wieder die Grundlinien ausrichten auf den lebendigen Gott, unser tägliches Leben und Teilhaben an den Segnungen Gottes.
Und Vers 16: „Ich will sie locken und will sie in die Wüste führen und freundlich mit ihr reden.“ Das ist die nächste Methode, die Gott anwendet. Wo kann Gott überhaupt wieder anfangen, mit uns neu zu reden?
Ich hoffe, dass Sie auch in Ihrem Urlaub etwas Stille gehabt haben und sich erholen konnten und zur Ruhe gekommen sind. Aber normalerweise kommt die größte Erfahrung mit Gott in der Wüste. Und was ist die Wüste? Die Wüste heißt: nichts mehr von Leben, Einsamkeit. So hat das Volk Israel den Wüstenzug erlebt: 42 Jahre lang nicht gewusst, was sie am nächsten Tag essen, die Füße wund vom Laufen, keinen Ausweg mehr wissen.
Warum dürfen wir unsere Kranken nicht allein lassen? Weil das Stunden der Wüste sind, und da müssen wir ihnen helfen – nicht mit Blumenströssel und Säftchen, sondern damit sie den gnädigen Gott in seiner Liebe erkennen, obwohl sie selbst in der Wüste sind, wo sie herumstehen und sagen: „Ich sehe keinen Ausweg.“ Und sie sollen hören: „Der Herr ist bei dir.“
Es ist auch so wichtig, bis in die Sterbestunde hinein – das ist auch eine Wüstenstunde, durch die man durchzieht –, dass einer einem beisteht und einem das Wort des Herrn zuruft in der Wüste. Denn Gott will in der Wüste mit seinen Leuten reden. Er hat sein Volk aus der Wüste geholt, im Sinai hat er sein Wort ihnen wichtig gemacht. In Ägypten hatte er gar nicht reden können.
Es ist heute für uns einfach schwer, dass wir auch sicher gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Wenn Sie in einer Krise sind, schauen Sie Fernsehen an oder lesen, unterhalten sich und suchen Freunde. Man kommt gar nicht an den letzten Punkt des Verzweifelns und Verzagens an sich selbst.
Gott hat eigentlich vor, er gibt in unserem Leben auch die schrecklichen Krisenzeiten. Ich bin auch so froh, dass es immer wieder Leute gibt, unter Ihnen viele, die dann so beten wie jetzt für die Heike-Holzwart-Familie, die so schrecklich verunglückt ist in dieser Baugrube. Auch Verbindungen in unserer Gemeinde. Sie ist heute beerdigt worden.
Was das ist, wenn aus so einem Abijahrgang im Heidehof so ein junger Mensch stirbt! Was es für die Klassenkameraden bedeutet, die doch ganz viele aus unserer Gemeinde sind, die jungen Leute. Wie empfinden die das, die doch zusammen mit ihr waren? Es gibt so viele Erschütterungen. Wie es für die Eltern ist! Man betet: „Herr, gib du in solch einer Wüste. Es ist so furchtbar, dass diese Wüste gar nicht mehr aufhört für Menschen, die davon betroffen sind. Gib doch du dein Heil!“
Und das hat Gott versprochen, so wie er sich in ihrem Leben in Wüstenzeiten ganz wunderbar selbst geoffenbart hat. Wie er sagt, wie damals, als ihr aus Ägypten gezogen seid, in Vers 17: „Dass ich dich mit einem Bund mein eigen nenne, mit einem Vertrag, einem rechtsgültigen Vertrag.“
Sie müssen immer wissen, dass Gott das nicht bloß als Spruch sagt. Wenn Gott sich zu ihnen erklärt und Jesus sie liebt und annimmt, dann möchte er es nicht mit Tinte und Siegellack machen, sondern er will es unverbrüchlich machen: „Du bist mein, ich bin dein, niemand kann uns scheiden.“
Und das ist mit seinem Blut am Kreuz so festgeschehen. „Du bist mein, und wenn du durchs Feuer gehst, ich will bei dir sein. Und wenn deine Sünde blutrot wäre, ich will sie schneeweiß machen.“
Ich kann das Handeln Gottes nur verstehen in diesen komischen, schrecklichen Verschiedenheiten im Gericht, in der Wüste und dann in der Gnade. Und da kommt dieses unvergleichliche Hosea-Wort: „Ich will mich mit dir verloben für alle Ewigkeit.“ Das ist eine Sache, die nie mehr umgestoßen werden kann.
Und jetzt verstehen Sie auch, warum wir heute immer wieder den jungen Menschen sagen, dass die Ehe nur von den göttlichen Dingen her verstanden werden kann. Die Ehe hat nichts mit dem Standesamt zu tun. Das hat Bismarck eingeführt, so jung ist sie. Was der Staat auch noch erfindet, ob er eines Tages homosexuelle Paare segnet oder was – das ist alles Staatssache.
Eine Liebe, eine Ehe gründet sich auf das, was Gott an Ehe mit uns Menschen macht. Und wie Paulus wieder sagt: Wie Christus seine Gemeinde liebt, ist ein Bild ungeheurer Heiligkeit, eines Bundes, wo es keine Zwischenflirts mit anderen gibt. Gott hat sich für dich erklärt und ein Verlöbnis geschlossen. Was ist das? Jesus sagt in so klarer Weise: „Ich wünsche, dass ich unseren jungen Leuten erkläre, was ein Verlöbnis ist und was dann eine Ehe ist.“
In Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit – das kann man gar nicht mehr ausschöpfen – in der Unverbrüchlichkeit, in der Gültigkeit und in dem ganzen Offenbaren seines Herzens bis in die Tiefe, seiner ganzen Zuwendung, ja, in Treue. Das Wort „treu“ kommt von Gott her. Wir Menschen haben es ganz wenig kapiert. Gott ist der Treue. Sind wir untreu, so ist er dennoch treu.
In Treue will ich mich mit dir verloben, und du wirst den Herrn erkennen. Es ruft Gott über dem zerbrechenden Nordisrael zu, die haben es nicht verstanden. Wir können es erst in der Linie der Heilsgeschichte wieder begreifen und sagen: wunderbar, dass uns das in Jesus wieder ganz groß geworden ist.
Jesus als Erfüllung des prophetischen Amtes
Wenn ich Sie noch einmal bitten darf, 5. Mose 7,7 aufzuschlagen: Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker. Denn ihr seid das kleinste unter allen Völkern, sondern weil er euch geliebt hat.
Und dass wir singen: Gott ist die Liebe, er liebt auch mich. Das ist ein ganz, ganz schwieriges Erkennen. Denn bloß der kann das erkennen, der Gott auch in seinem heiligen Ernst des Richtens sieht.
Und dann heißt es in Vers 23: Zu derselben Zeit will ich erhören, und ich will den Himmel erhören, und die Erde soll Korn, Wein und Öl hervorgeben, und soll Israel erhören. Und über dem Lo-Ruhama und dem Lo-Ami heißt es: Du bist doch mein Volk, du heilloser Mensch, du Mensch mit einer ganzen Untreue, du bist doch geliebt!
Ich möchte hier abbrechen, weil das einfach genügt, um einmal den ersten Einblick in den Hosea zu haben. Wir werden ja noch einmal besonders von der Liebe sprechen und dann auch noch einmal von der Zukunftshoffnung des Hosea. Es ist einfach schwer, dass dieses Wort des Hosea verhallt ist und dass es durch die Generationen weiterwirkt. Wir können hoffentlich die Kraft sehen, und es verhallt nicht an unserem Ohr. Wir wissen, dass es mit hineingehört in den herrlichen Bund der Gnaden-Zusagen: Gott ist für uns.
Wenn wir vorher von Propheten gesprochen haben, habe ich etwas Wichtiges vergessen. Ich habe heute mein Manuskript daheim gelassen, obwohl ich so schöne Stellen herausgeschrieben hatte. Aber ich hoffe doch, dass ich das Meiste noch im Kopf habe.
Jesus ist der Prophet. Wir bleiben immer bei drei Bezeichnungen für Jesus: König, Priester und Prophet. Im Lied „Welcher ein Freund ist unser Jesus“ heißt es: Unser Jesus ist König, Priester und Prophet.
Wir sehen, dass Jesus wieder das prophetische Amt erfüllt, genauso wie im Alten Bund. Er ist König, der Herrscher über alles, und Priester, der uns versöhnt. Aber er ist auch derjenige, der die alttestamentliche Prophetie zur Erfüllung bringt.
Deshalb ist all das, was Hosea dort sagt, von den Fehlwegen, die wir gehen, so wichtig. Auf einem Fehlweg kann kein Mensch glücklich werden. Es gibt keinen anderen Weg. Gott kann sich nur finden lassen auf den Wegen, wo er sich finden lassen will. Und er will mit uns dieses Bündnis der Liebe machen.
Das muss man festmachen. Und es ist nichts weiter nötig, als immer wieder zu sagen: Herr, danke, dass du den Bund so festmachst.
Wir haben ja so gern das Lied „Stark ist meine Jesu-Hand, und er fasst meine Hand und lässt sie nicht mehr los“ oder „Beim guten Hirten“. Das ist noch einmal die Prophetie, klar. Nicht weil ich größer wäre oder besser wäre, sondern bloß, weil er mich lieb hat. Und er liebt den, wann immer liebenswert ist.
Das ist das große Geheimnis der Liebe Gottes.