Abgötterei
Definition
Abgötterei heißt die Verehrung eines andern Gottes als des wahren. Abgötterei treiben die Heiden ohne Ausnahme und zwar nicht ohne Schuld, da sie bessere Erkenntnis haben könnten (Röm. 1,19 ff.). Noch schlimmer aber ist die Abgötterei Israels, welches im Unterschied von der Heidenwelt besondere Offenbarungen des wahren Gottes geschaut und ein vollkommeneres Gesetz von ihm empfangen hat. Vollends sollen die Christen sich davon rein halten.
Altes Testament
Im Gesetz Moses lautet das erste der zehn Grundgebote: Du sollst keine anderen Götter vor mir (das heißt neben mir, Luth.) haben (2 Mo. 20,3; 5 Mo. 5,7). Dies wird (im vorhergehenden Vers) damit begründet, dass Jahweh Israel aus Ägypten geführt und sich so ein besonderes Eigentumsrecht auf dieses Volk erworben habe. Die Verehrung anderer Götter in Israel ist daher
eine streng zu ahnende Untreue, ein Betrug gegen Gott, wodurch ihm etwas entzogen wird, was ihm gebührt (vgl. Hi. 31,28, wo Luth. „verleugnet“ für „betrogen“);
ein Hochverrat an Israels König und Landesherr Jahweh, daher mit dem Tode zu bestrafen (vgl. 5 Mo. 18,20). Unter diesem Gesichtspunkte, dass auf dem Boden des gelobten Landes Abgötterei Todsünde war als Empörung wider den rechtmäßigen Herrn und Gott, will auch das strenge Verfahren des Elia, 1 Kö. 18,40, verstanden sein;
ein Ehebruch, indem die Gemeinde als Gottes Braut oder Eheweib dargestellt ist. Oft steht daher der Ausdruck „huren nach anderen Göttern“, mit ihnen buhlen, unerlaubten Umgang haben (3 Mo. 17,7 usw.). Am ausführlichsten haben Hosea Kap. 1-3 und Hesekiel Kap. 16 die lasterhafte Untreue des Bundesvolkes am Bild einer gebrochenen menschlichen Ehe dargestellt.
eine wahnwitzige Torheit, da die anderen Götter nichtig sind, weder helfen noch schaden können, während der Gott Israels der allmächtige ist (5 Mo. 32,6). Besonders der Götzendienst, das heißt die Anbetung von Bildern wird von den Propheten als Torheit verspottet (s. d. Art. Bilderdienst.
Nicht mit Unrecht lehrt Weisheit Kap. 13 zwischen einer feineren und einer gröberen und gemeineren Abgötterei bei den Heiden unterscheiden. Stets ist aber nicht bloß verzeihlicher Irrtum, sondern auch Sünde des Undanks und der Untreue dabei, wie Paulus Röm. 1 lehrt, und es versinkt der Mensch, der sich der Abgötterei hingibt, immer mehr ins Niedrige und Gemeine. Damit hängt zusammen, dass die Art, wie die heidnischen Götter, die ungeheiligten Naturmächte, verehrt wurden, großenteils eine unsittliche war. Leidenschaftliche Wollust und Ausgelassenheit, daneben auch Grausamkeit, fanden hier ihre Pflege. Gerade das machte freilich für die der Sinnlichkeit und Sündlichkeit Ergebenen in Israel diesen heidnischen Kultus besonders anziehend.
Beispiele
Von besonderen Arten des Abfalls vom wahren Gott sind zu nennen:
- die Verehrung von Sonne (), Mond u. Sternen (vgl. Hi. 31,26. 27; Jer. 8,2);
die Anbetung der Gottheiten anderer Völker, wie des Baal (allgemeine semitische Gottheit, Ri. 6,25; Jer. 7,9 und sehr oft), der Astarte, des weibl. Gegenbilds Baals (1 Kö. 11,5), des Kamos (des Gottes der Moabiter 11,7), des Moloch (des Gottes der Ammoniter 11,7), des Philistergottes Dagon (Ri. 16,23 f.) usw.;
die Verehrung von Götzen aus Holz, Stein, Metall, welche bei den verschiedenen heidnischen Götterdiensten vorkam, besonders bei den Babyloniern. Eine besondere Art von Götzen waren die Teraphim, puppenartige Hausgötter, vielleicht Ahnenbilder, 1 Mo. 31,19;
4. auch die Verehrung Jahwehs unter einem Bilde gilt als Abgötterei, Hurerei im obigen Sinne, vgl. Ri. 8,27, wo auch ein ungesetzliches Priesterkleid Gegenstand der Abgötterei ist;
göttliche Verehrung von Menschen, bes. Despoten (Esth. 3,2; Dan. 6);
von Verstorbenen (Weish. 14,15);
endlich im geistigen Sinn ist Abgötterei noch das Vertrauen auf die eigene Kraft, Hab. 1,11 (im Grundtext: „es verschuldet sich der, dem die eigene Kraft sein Gott ist“), vgl. Jer. 17,5, oder auf Gold und Silber, den später personifizierten Mammon (Hi. 31,24).
Israel
Auch Israels Geschichte ist eine Geschichte der Abgötterei. Schon die Stammutter Rahel hatte aus Aram Teraphim eingeschleppt, und solche geheim gehaltene Lieblinge des Aberglaubens tauchen in der Folgezeit immer wieder auf (vgl. zum Beispiel 1 Sa. 19,13). Schon unter Mose war aber auch öffentlicher Bilderdienst eingerissen (2 Mo. 32), der freilich durch sein kraftvolles Einschreiten unterdrückt wurde. Stephanus, Apg. 7,42 f., bezieht auch die Anklage des $$Amos (5,26)::Am 5,26$$ auf die Zeit des Wüstenzuges. In der Richterzeit ließ sich Israel oft von heidnischem Unwesen umgarnen (Ri. 2,11 ff.) und verunstaltete auch den Jahwehdienst durch heidnische Gebräuche (vgl. 17,3 f.; 18,20). Unter König Salomo drang das Heidentum besonders durch des Königs fremde Weiber ins Land (1 Kö. 11,1 ff.).
Bei der Spaltung des Reiches wurde im ephraimitischen Teil der Bilderdienst sogar von Staats wegen eingeführt. Dies die „Sünde oder der Weg Jerobeams, des Sohnes Nebats“ (1 Kö. 12,26 ff.), deren sich auch seine Nachfolger schuldig machten, so Nadab (15,26), Baesa (Vers 34), Omri (16,26). Ahab aber fügte zur bildlichen Verehrung Jahwehs noch eigentlichen Baalsdienst hinzu (16,31 ff.), ebenso Ahasja (22,53 f.). Dagegen beseitigte Joram (2 Kö. 3,2 f.) den Baalskultus, verharrte jedoch in den „Sünden Jerobeams“, so auch Jehu (10,28 f. 31), Joahas (13,2), Jerobeam II. (14,24), Sacharja (15,9), Menahem (Vers 18), Pekahja (Vers 23). Unter Ahab kämpfte namentlich Elia wider den Baalsdienst, unter Jerobeam II. und seinem Nachfolger die Propheten Amos und Hosea gegen den Bilderdienst mit all seinen heidnischen Unsitten.
Aber auch im Reich Juda duldeten und begünstigten manche Könige die Abgötterei, so außer Salomo sein Sohn Rehabeam (1 Kö. 14,22 ff.), Abiam (15,3), Joram (2 Kö. 8,18), Ahasja (Vers 27), Ahas (16,2-4), Manasse (21,2 ff.), Amon (21,20 f.), Jojakim (23,37), Jojachin (24,9), Zedekia (Vers 19). Hier aber fanden energische Reaktionen oder Reformationen nach dem Gesetze des Herrn statt, so von Seiten des Königs Asa (1 Kö. 15,12 f., vgl. Josaphat 22,43), des Priesters Jojada (2 Kö. 11,18) vgl. die Haltung der Könige Amazja 14,3, Asarja oder Usia 15,3, Jotham 15,34), des Königs Hiskia (18,3 ff.) und des Josia (22,2 ff.; 23,4 ff.).
Im Exil hatten die Propheten noch Anlass, ihr Volk ernstlich vor Abgötterei zu warnen. Dagegen nach der Heimkehr aus der Verbannung zeigte sich das jüdische Volk gründlich von diesem schlimmen Hange geheilt, da die fremden Kulte ihren Reiz für dasselbe verloren hatten.
Neues Testament
Im Neuen Testament wird ebenso ernstlich gewarnt vor Abgötterei, die den durch Christus zur Wahrheit Geführten und Geheiligten noch weniger ansteht als dem Volk des Alten Bundes, nämlich
vor eigentlichem Götzendienst, das heißt Beteiligung an heidnischem Kultus, der Idolen, in Wahrheit Dämonen galt, zum Beispiel Teilnahme an Mahlzeiten zu Ehren dieser Mächte (1 Kor. 10,14 ff.; Gal. 5,20);
vor Anbetung der widergöttlichen Weltmacht, des „Tieres“ (Offb. 13,15 usf.), welches die Art des kleinen Hornes, Dan. 7,8, an sich hat und selber im Dienst des Drachen, das heißt des Satans steht, Offb. 13,4. Zu vergleichen ist auch die Anbetung des Satans selbst als Fürsten dieser Welt, welche der Herr Mt. 4,9; Luk. 4,7 f. als Abgötterei von sich weist.
vor Abgötterei im übertragenen sittlichen Sinn des Worts, wohin der Mammonsdienst gehört, der den wahren Gottesdienst ausschließt nach Mt. 6,24; der Dienst des Bauches, Röm. 16,18; Phi. 3,19 u. dgl.
Vgl. auch die Art. Astarte, Baal, Bilderdienst, Dagon, Höhen, Kalb usw.