Baal
Sowohl dieses Wort als auch das entsprechende babylonische Wort → Bel bedeutet Herr (eigentlich Besitzer, Gebieter, Gemahl); nicht nur im Phönizischen, Aramäischen und Arabischen, sondern auch im Hebräischen selbst war diese Bedeutung noch ganz lebendig. Bei den Kanaanäern und Aramäern jedoch hieß der eng mit der → Astarte verbundene Hauptgott Baal (genauer Ba‛al), das heißt „Herr“ schlechthin, im Alten Testament dann gewöhnlich mit dem hebräischen Artikel hab-ba‛al „der Herr“ (also ähnlich wie arabisch Allah „der Gott“ schlechthin); dann auch als Majestätsplural hab-be‛alîm, was Luther ungenau durch "die Baale" übersetzt, also wörtlich „die Herren“ im Sinn von „der Herr“, wie ja auch elohim Gott eigentlich Götter bedeutet.
In ältester Zeit war Baal wohl der Mondgott (dann Astarte seine Tochter, der Venusstern), aber allmählich wird er wohl auch als Sonnengott (und dann Astarte als Mondgöttin) aufgefasst worden sein; beide symbolisierten als Astralgottheiten die durch die Gestirne zum Gedeihen gebrachte Vegetation und Zeugungskraft.
Unter den dem Baal dargebrachten mancherlei Opfern befanden sich nach Jeremia 19,5 auch Menschenopfer. Mit dem Dienst des Baal war (wie mit dem der Astarte auch) vielfach Unzucht verbunden. Der deshalb von den Propheten so besonders bekämpfte Baalskult erreichte seinen Höhepunkt unter Ahab und Isebel, was durch die bei den Ausgrabungen des Ahab-Palastes in Samaria zutage gekommenen mit Baal zusammengesetzten Personennamen noch direkt bestätigt wird. Charakteristisch für seine Verehrung war auch das Küssen seiner Statuen (1. Könige 19,18) und sein Kult auf Hügeln und Bergen, den sogenannten Höhen, ebenso auf den Dächern der Häuser, was auf den auf Bergen verehrten „Baal des Himmels“ weist.
Von den Ausschreitungen abgesehen, hatte der Dienst dieses Himmelsherrn viele Ähnlichkeiten mit dem Dienst Jahwehs, weshalb sich auch der so häufige Abfall zu Baal um so leichter erklärt; dahin gehört auch sein Beiname Baal-Berith, der Bundesbaal (Richter 8,33; 9,4.46), während der Name Baal-Peor (4. Mose 25,3.18; Hosea 9,10) auf den Berggott des Peor (4. Mose 23,28) anspielt. Ein dritter Beiname ist → Baal-Sebub; weitere Beinamen (Baal-Gad, Baal-Hermon usw.) haben sich wenigstens in einer Reihe von Ortsnamen (siehe unten) erhalten.
Unter den vielen phönizischen und auch aramäischen mit Baal zusammengesetzten Personennamen erwähnen die Keilinschriften auch einen nordsyrischen König Ammi-Baal (unter Assurnasirpal), dem jetzt aus Hammurapis Zeit (ca. 2000 v. Chr.) ein für eben diese Gegend bezeugter Ammi-Baïl zur Seite tritt; in den südarabischen Inschriften begegnet ein Gott Nab‛al, dessen Name wahrscheinlich auch eine Ableitung von Baal darstellt.