Bel
Bel. Es gab mehrere babyl. Götter, die bêl „Herr“ (vgl. auch den Art. Baal) hießen, vor allem En-lil, der Herr der Luft (sumerisch en Herr und lil Wind), der zweite Gott der hohen Götterdreiheit Anu, Enlil und Ea, dann En-ki (Herr der Erde = Ea) und En-zu (Herr des Wissens = Sin, der Mondgott). Von diesen wurde besonders Ea, aber gelegentlich auch Enlil der „Herr“ (en, semit. bêlu) schlechthin genannt; doch schon bald, veranlaßt durch das Emporkommen Babels und seines Lokalgottes Marduk, des Sohnes Ea’s, unter dem König Hammurapi, wurde dieser Ehrentitel „Herr“ von Enlil und Ea auf Marduk übertragen (vgl. schon im Hammu-rapi-Gesetz 1,1 ff.: Anu und Enlil haben dem Marduk die En-lil-schaft, das heißt die Herrschaft, über die Menschen bestimmt und zuerkannt), und so finden wir auch im Alten Testament Bel stets von Marduk gebraucht, Jes. 46,1 (in Parallelismus mit seinem Sohn Nebo), Jer. 50,2 (dort Bel und Merodach = Marduk als Synonyma), 51,44 und im apokryphen Traktat „Bel zu Babel“, V. 2 u. ö. und in seiner Fortsetzung, dem Drachen zu Babel, V. 27. Vgl. auch den Art. Merodach. Irrtümlich wird von den Assyriologen der Gott Enlil (auch Ellil, Illil, bei Damascius noch Ἴλλινος) meist Bel transkribiert und nicht genügend vom Gott En = Marduk getrennt; wenn es einmal bei Assurbanipal „En, Sohn des En“ heißt, so ist hier Marduk, Sohn des Ea, gemeint.