Die Unzuverlässigkeit menschlicher Zukunftsdeutungen und die wahre Gewissheit
Einmal im Jahr, so um den Jahreswechsel, fragt das christliche Nachrichtenmagazin idea, ob die Astrologen, Hellseher und Wahrsager in diesem Jahr mit ihren Prognosen richtig lagen. Die Antwort ist jedes Jahr dieselbe. Diesen Artikel gibt es nämlich jedes Jahr wieder, und jedes Jahr lautet die Antwort erneut: Nein, sie lagen fast komplett daneben.
Zum Beispiel: 2021 folgte nicht Markus Söder auf Angela Merkel, so wie es eine Kartenlegerin vorausgesagt und in ihren Karten gesehen haben wollte. Schottland trat 2023 nicht aus dem Vereinigten Königreich aus, und Nordirland trat nicht in die EU ein, obwohl eine Seherin dies vorhergesagt hatte. Russland begann 2022 einen Krieg gegen die Ukraine, obwohl ein österreichischer Astrologe für dasselbe Jahr ausgeschlossen hatte, dass es einen Krieg mit oder gegen Russland geben würde.
Wenn sie doch einmal richtig lagen, kann man sich fragen, ob das wirklich ein Wunder war, das sie da gesehen haben. 2022 haben viele Hellseher vorausgesagt, dass Queen Elisabeth sterben wird. Mit 96 Jahren haben viele in den Jahren zuvor Jahr für Jahr vorausgesagt, dass es irgendwann so kommen müsse. Irgendwann trifft man dann eben auch einmal.
Die Krise der Astrologen und Wahrsager macht uns etwas deutlich, das uns eigentlich schon klar ist: Wir Menschen können die Zukunft nicht sehen, nicht einmal das, was in den nächsten Tagen oder Wochen passiert. Wir sind da ziemlich hilflos. Trotzdem boomt dieses Geschäft erstaunlicherweise in einem aufgeklärten Land wie Deutschland, im aufgeklärten Westen.
Die Wahrsager verdienen richtig gutes Geld, weil die Menschen gerade in so unsicheren Zeiten wissen wollen, was kommt und was passiert. Sie wollen sich darauf vorbereiten, die richtigen Schritte gehen, klug sein, vielleicht noch schnell auswandern oder die richtige Investition tätigen. Das Geschäft boomt, und doch: Sie sagen nicht die Zukunft voraus. Sie können es nicht!
Unser heutiger Bibeltext aus Daniel 11 sagt uns auch nicht, was in den nächsten Tagen und Wochen genau passiert. Er lässt uns zunächst ein Stück weit ratlos zurück. Nach der Lektüre dieser Visionen wissen wir es auch nicht genau.
Doch dieser Bibeltext zeigt uns den, der die Zukunft wirklich kennt, der die Geschichte kennt und sie in seiner Hand hält. Vor ihm liegt sie offen wie ein Buch. Er ist der Autor der ganzen Weltgeschichte.
Wenn wir das an uns heranlassen, darf uns das sehr trösten, ermutigen und stärken. Wenn wir ihn kennen, wenn wir den Herrn aller Zeit kennen, wenn wir Gott kennen, dann wissen wir, dass er weiß, wohin das Ziel geht. Er zeigt uns auch das Ziel und bereitet uns darauf vor – nicht im Detail, aber doch gibt er uns die große Übersicht, was noch kommt und wohin unsere Lebensreise mit Jesus Christus führt, worauf wir zu leben haben.
Die prophetische Vision Daniels als Beweis göttlicher Kenntnis der Geschichte
Was an diesem Text jedoch besonders erstaunlich ist, sind die Prophetien, die uns gegeben werden. Daniel durfte Dinge sehen, die im sechsten Jahrhundert vor Christus offenbart wurden und sich über einen Zeitraum von Jahrhunderten erstrecken. Gott zeigte ihm durch seinen Engel die Entwicklung der Weltgeschichte.
Die Details, die Daniel sah, sind beeindruckend, wenn man sich Kapitel 11 anschaut. Es ist erstaunlich, wie sich diese Prophezeiungen in den Jahrhunderten nach Daniel erfüllt haben. Man muss wirklich staunen und darin erkennen, dass Gott die Geschichte in seiner Hand hält. Er ist der wahre Autor der Geschichte.
Uns ist dies gegeben, damit wir großes Vertrauen in den Herrn aller Zeiten gewinnen. Dafür möchte ich jetzt beten, dass der Herr uns seine Wahrheit in unser Herz schreibt.
Vater, wir danken dir für dein mächtiges Wort, das absolut vertrauenswürdig ist. Wir dürfen heute, besonders in Daniel 11, grandiose Prophezeiungen in der Vision sehen, die Daniel erhalten hat und die sich in der Weltgeschichte erfüllt haben.
Herr, wir beten, dass du unser Vertrauen in dich stärkst. Du hast alles in der Hand, bist der Herr der Geschichte. Bereite uns vor auf das, was kommt, ermutige uns und schenke uns Hoffnung für den Tag, an dem Jesus wirklich zurückkommt und alles gut macht.
Herr, stärke uns durch dein Wort. Amen.
Vorbereitung auf die Vision: Rückblick auf Kapitel 10 und Einführung in Kapitel 11
Erinnern wir uns kurz an letzte Woche: Wir haben gesehen, dass ein Engel Gottes zu Daniel gekommen ist und ihm eine Vision gegeben hat. Das ganze Kapitel 10 war eine Vorbereitung auf das, was jetzt in Kapitel 11 kommt.
In Kapitel 10, Vers 14 heißt es: „Nun aber komme ich, um dir Bericht zu geben, wie es deinem Volk gehen wird am Ende der Tage.“ Das bedeutet, die Vision bezieht sich auf eine ferne Zeit. Das ist der Auftrag dieses Boten Gottes. Er kommt, um Daniel vorzubereiten und ihm zu zeigen, was in ferner Zeit mit dem Volk Gottes passieren wird.
Bis zum Ende von Kapitel 10 haben wir also die Einleitung. Heute geht es um den Inhalt: Was hat der Engel Daniel über die Zukunft von Gottes Volk gezeigt?
Der Predigttext ist sehr lang. Wer Kapitel 11 schon einmal gelesen hat, hat vielleicht gedacht: „Boah, da haben wir was zu tun.“ Heute wird es ein längeres Abendmahl geben, und wir gehen später nach Hause.
Ich möchte nicht das ganze Kapitel lesen, sondern mich auf einige Abschnitte beschränken. An diesen Abschnitten wollen wir einige Dinge zeigen, die wirklich die Kernpunkte dieses Abschnitts sind.
Wir lassen größere Teile sogar aus und gehen auch auf einige Details, die wirklich spannend wären, heute nicht ein. Aber ich hoffe, dass wir die große Botschaft besser verstehen.
Gottes souveräne Kenntnis der Geschichte (Daniel 11,2-6)
Und das Erste, was wir in den Versen zwei bis zwanzig sehen, ist – ja, das ist ein bisschen Etikettenschwindel in meiner Predigtgliederung, denn eigentlich erkennen wir es im ganzen Kapitel – dass Gott die Geschichte kennt.
Ich möchte uns das tatsächlich sogar nur an den Versen zwei bis sechs zeigen. Denn wir könnten hier jeden Vers durchgehen und darin erkennen, dass Gott die Geschichte kennt. Wir schauen uns drei Beispiele an, die Verse zwei bis sechs.
Ich lese uns Daniel 11,2-6 vor:
„Und nun will ich dir kundtun, was gewiss geschehen soll. Siehe, es werden noch drei Könige in Persien aufstehen, der vierte aber wird größeren Reichtum haben als alle anderen. Und wenn er in seinem Reichtum am mächtigsten ist, wird er alles gegen das Königreich Griechenland aufbieten.
Danach wird ein mächtiger König aufstehen und mit großer Macht herrschen, und was er will, wird er ausrichten. Aber wenn er emporgekommen ist, wird sein Reich zerbrechen und in die vier Winde des Himmels zerteilt werden, nicht auf seine Nachkommen, auch nicht mit solcher Macht, wie er sie hatte, denn sein Reich wird zerstört und Fremden zuteil werden.
Und der König des Südens wird mächtig werden, aber gegen ihn wird einer seiner Fürsten noch mächtiger werden und herrschen, dessen Herrschaft wird groß sein. Nach einigen Jahren aber werden sie sich miteinander befreunden, und die Tochter des Königs des Südens wird kommen zum König des Nordens, um die Einigkeit zu festigen.
Aber sie wird keinen Erfolg haben, und auch ihr Nachkomme wird nicht bleiben, sondern sie wird preisgegeben werden, samt denen, die sie gebracht haben, und mit dem, der sie erzeugt hat, und mit dem, der sie zur Frau genommen hat zu der Zeit.“
Die Verse entfalten ihre Sprengkraft erst, wenn wir sie mit einem Geschichtsbuch in der Hand studieren.
Ich weiß, manche sagen: Geschichte, das ist furchtbar langweilig. Da bin ich in der Schule immer eingeschlafen und war froh, als ich das nicht mehr lernen musste.
Aber ich hoffe, dass das, was wir hier lesen, wenn wir schauen, wie sich die Geschichte, die Weltgeschichte, entwickelt hat, uns doch ein bisschen begeistern kann – wenigstens ein bisschen für Geschichte.
Ich muss das ja sagen als studierter Historiker, der drei Jahre in Bayreuth europäische Geschichte studieren durfte.
Aber es ist wirklich grandios, was Gott hier Daniel zeigt – weit über seine Zeit hinaus.
Historische Erfüllung der Vision: Perser, Griechen und die Teilung Alexanders Reiches
Ich möchte es an drei Beispielen deutlich machen. Das erste Beispiel steht in Vers 2. Dort lässt der Engel Daniel wissen, dass nach dem aktuellen Herrscher, unter dem Daniel gelebt hat – und das war Kyros II. von Persien –, noch drei weitere Könige folgen würden. Danach würde ein vierter König kommen, der sehr mächtig sein würde. Er würde seine Macht mit seiner Armee gegen die Griechen, gegen das Königreich Griechenland, einsetzen.
Und genau so geschah es in der Geschichte: Nach Kyros II. folgten drei weitere Herrscher in Persien, und dann kam Xerxes I. Manche kennen ihn vielleicht noch aus dem Geschichtsunterricht. Er führte eine große Seeschlacht gegen Griechenland, die Schlacht bei Salamis. Seine Flotte kämpfte gegen die Griechen, und obwohl er verlor, setzte er seine ganze Macht und alle verfügbaren Mittel ein, um den Sieg zu erringen.
Dieser Herrscher ist wirklich gekommen – der vierte König –, und er erhob sich gegen Griechenland. Es dauerte noch etwa 150 Jahre, bis ein neuer Weltherrscher aufstieg. Das sehen wir in Vers 3. Dort lesen wir, dass ein mächtiger König aufstehen und herrschen werde. Das ist ein Hinweis auf Alexander den Großen und sein Reich.
Wir haben das schon in anderen Visionen in Daniel gesehen und schon manchmal darüber nachgedacht, zum Beispiel im Kapitel 2, dass nach den Babyloniern die Perser kommen und dann die Griechen. Hier wird es aber sehr konkret und detailliert beschrieben. Es ist erstaunlich. In Vers 4 heißt es: Wenn er emporgekommen ist, wird sein Reich zerbrechen und in die vier Winde des Himmels zerteilt werden – nicht an seine Nachkommen, auch nicht mit solcher Macht, wie er sie hatte. Denn sein Reich wird zerstört und Fremden zuteilwerden.
Ich habe euch meine Karte mitgebracht, und vielleicht kann sie kurz eingeblendet werden, weil wir hier wirklich von Zeitgeschichte sprechen. Was ihr hier seht, ist das Reich Alexanders, zerteilt nach seinem Niedergang. Alexander hat in Windeseile dieses Weltreich erobert, das wir hier sehen. Innerhalb weniger Jahre nahm er es ein. Dann starb er mit 32 Jahren, ausgerechnet in Babylon.
Sein Reich ging, wie es in dieser Verheißung heißt, nicht an seine Nachkommen. Seine Söhne wurden getötet. Stattdessen übernahmen vier Generäle von Alexander in den vier Himmelsrichtungen das Reich. Sie teilten dieses Großreich auf. Es war nicht mehr so mächtig wie das Reich Alexanders, sondern ein zerteiltes Reich.
Im Verlauf dieser Vision treten nun zwei Reiche besonders hervor, die groß und stark waren und für Israel relevant sind, weil Israel direkt zwischen ihnen lag. Das eine ist das Königreich des Nordens, das Königreich der sogenannten Seleukiden. Seleukos war einer der Generäle, die das Reich übernahmen. Das ist das gelb markierte Gebiet auf der Karte. Man kann es auch kurz als Syrien bezeichnen, obwohl es viel mehr umfasst. Das ist das Königreich des Nordens.
Das andere ist das Königreich des Südens, das blau markierte Gebiet unten. Es gehörte Ptolemäus und seinen Nachfolgern. Das ist das Königreich in Ägypten. Wenn ihr auf die Karte schaut, seht ihr, dass Israel genau dazwischen liegt. In den nächsten Jahrzehnten und Jahrhunderten war Israel ein Spielball zwischen diesen beiden Mächten, die sich ständig bekriegten. Mal war der eine obenauf, mal der andere. Diese Reiche kämpften miteinander.
Politische Allianzen und Intrigen zwischen Nord und Süd
Es kam genauso, wie in dieser Vision beschrieben: Das Reich Alexanders, dieses großen Königs, wurde aufgeteilt in die vier Himmelsrichtungen an vier Generäle.
Noch eine letzte Vision, ein letztes Beispiel: In Vers 6 lesen wir von einer Allianz zwischen dem König des Südens und dem König des Nordens. Schon damals schmiedeten sie Ränke, schlossen Pakte und versuchten, ihre Macht zu festigen. Der König des Südens, also der König von Ägypten, gab seine Tochter dem König im Norden, dem Seleukidenherrscher Antiochus II.
Antiochus II. ließ sich dafür extra von seiner Frau scheiden, trennte sich von Laodike und nahm Berenike aus dem Königreich Ägypten zur Frau. Das kam ihm jedoch nicht zugute, wie in dieser Vision angekündigt. Seine Ex-Frau Laodike vergiftete ihn. Der Sohn von Laodike ließ daraufhin den Nachkommen von Berenike umbringen. Der Vater von Berenike starb zu dieser Zeit. Es kam genau so, wie es in Vers 6 beschrieben wird.
Dort lesen wir noch einmal: Nach einigen Jahren werden sie miteinander befreundet sein, und die Tochter des Königs des Südens wird zum König des Nordens kommen, um die Einigkeit zu festigen. Doch sie wird keinen Erfolg haben. Auch ihr Nachkomme wird nicht bleiben, sondern sie wird preisgegeben und umgebracht werden – zusammen mit denen, die sie gebracht haben, mit dem, der sie erzeugt hat, und mit dem, der sie zur Frau genommen hat. Sie sind alle gestorben. Diese Festigung der Macht ist nicht gelungen.
So könnten wir jetzt Vision für Vision, Vers für Vers durchgehen und sehen, wie sich alles in der Geschichte erfüllt hat. Dann kamen noch die Römer ins Spiel, es gab Schlachten, Paktierereien und vieles mehr. Viele Details sind in diesem Kapitel elf genau vorausgesagt.
Wir haben nicht die Zeit, uns das alles genau anzuschauen, aber es ist erstaunlich, dass Daniel das schon im sechsten Jahrhundert vor Christus sehen durfte. Viele sagen, dieses Buch könne gar nicht aus dieser Zeit stammen, weil die Prophezeiungen so genau seien. Sie vermuten, es sei viel später geschrieben worden, nachdem alles schon passiert war.
Doch wir dürfen wissen und es als Beweis nehmen: Der Herr kennt die Geschichte, denn er ist der Autor dieser Geschichte. Er kennt sie nicht so, wie wir eine Geschichte kennen. Wir können ein Buch lesen, es dann ein zweites Mal lesen und sagen: „Ah, ich weiß schon, was passiert.“ Aber Gott kennt diese Geschichte, weil er sie schreibt.
In Daniel 2,21 steht: Er ändert Zeit und Stunde, er setzt Könige ab und er setzt Könige ein. Diese Vision, die Daniel hier erhält, zeigt Könige, die groß werden, eine Zeit lang über ein Reich herrschen und dann abgesägt werden. Ein neuer Herrscher kommt, und die früheren verlieren wieder ihre Macht. Wir sehen Gottes Hand hinter alldem.
Vertrauen in Gottes Herrschaft trotz Unsicherheit der Gegenwart
Wir müssen uns das immer wieder bewusst machen, gerade in einer Zeit wie dieser, in der wir leben. Es gibt so viel Unsicherheit, und viele fragen sich, was mit den aufstrebenden Weltmächten passiert. Immer wieder erscheinen Artikel, die sich mit China, Russland und ähnlichen Themen beschäftigen.
Wir müssen uns klarmachen: Wir wissen nicht, was kommt. Wir wissen nicht, ob es Krieg geben wird, und wir wissen nicht, welche Krisen noch auf uns zukommen. Doch eines können wir ganz gewiss wissen: Der Herr hält alles in seiner Hand. Wenn du das an dein Herz lässt, wird es zu einem Trost und schenkt dir Sicherheit.
Nichts liegt außerhalb von Gottes Herrschaftsbereich. Das bedeutet: Vertraue dem Herrn. Diese konkrete Vision ermutigt uns noch einmal dazu, ihm zu vertrauen, weil er alles in der Hand hat.
Das heißt aber nicht, dass seine Wege mit dieser Welt und auch mit uns immer leicht sind. Das ist nicht so. Das musste auch Daniel hier erleben. Die Hoffnung der Juden war, dass sie nach einer Zeit im Exil in Babylon zurückkehren und dann in Freiheit und Frieden im gelobten Land leben können.
Marvin hat uns letzte Woche schon gesagt, dass zu der Zeit, in der Daniel diese Vision erhält, bereits einige Juden zurückgekehrt waren. Der persische König hatte ihnen erlaubt, zurückzugehen. Dennoch sehen sie jetzt: Es wird keine einfache Zeit in Israel werden. Von Anfang an haben sie das so erlebt, und auch die Geschichte hat es gezeigt.
Es gab Kriege, und es gab harte Bedrängnisse für Gottes Volk.
Die kommende Bedrängnis für Gottes Volk (Daniel 11,21; 30-35)
Und das sehen wir jetzt vor allem auch in dieser Vision ab Vers 21, wo eine besonders schwere Bedrängnis für die Juden angekündigt wird, die weit in der Zukunft liegt. Daniel sieht diese Vision, doch sie ist auch schon eingetreten.
Ich möchte uns aus dem zweiten Abschnitt nur den Vers 21 und dann ab Vers 30 vorlesen. Das heißt, ab Vers 30. Nachdem viele Könige im Süden und im Norden kamen und es hin und her ging, heißt es dann in Vers 21:
„Dann wird an seiner Stadt ein verächtlicher Mensch emporkommen, dem die Ehre des Throns nicht zugedacht war. Er wird unerwartet kommen und sich durch Ränke die Herrschaft erschleichen.“
Ein neuer Herrscher, der an die Macht kommt und auch Kriege führt, wird beschrieben. Er bedrängt das Gottesvolk hart.
Wir gehen nun zu Vers 30. Dort heißt es ab der Hälfte von Vers 30:
„Dann wird er gegen den Heiligen Bund ergrimmen und danach handeln und sich denen zuwenden, die den Heiligen Bund verlassen. Seine Heere werden kommen und Heiligtum und Burg entweihen, das tägliche Opfer abschaffen und das Gräuelbild der Verwüstung aufstellen. Er wird mit Ränken alle zum Abfall bringen, die den Bund übertreten.“
Doch „die vom Volk, die ihren Gott kennen, werden sich ermannen und danach handeln. Die Verständigen im Volk werden vielen zur Einsicht verhelfen.“
Darüber werden sie verfolgt werden mit Schwert, Feuer, Gefängnis und Raub – eine Zeit lang. Während sie verfolgt werden, wird ihnen eine kleine Hilfe zuteilwerden. Aber viele werden sich nicht aufrichtig zu ihnen halten. Einige von den Verständigen werden fallen, damit viele bewährt, rein und lauter werden für die Zeit des Endes. Denn es geht ja um eine befristete Zeit.
Wir sehen hier Bedrängnis und Verfolgung für die Gläubigen, aber auch, dass viele diese harte Bedrängnis durchstehen.
(Daniel 11,21; 11,30-35)
Der König des Nordens: Antiochus IV. Epiphanes und seine Methoden
Ja, wir sehen, dass Gott sie in dieser Bedrängnis bewahrt. Es handelt sich bei diesem König, der hier beschrieben wird, erneut um einen König des Nordens in Syrien. Sehr sicher ist es Antiochus IV.
Wir haben bereits in dieser Predigtserie über ihn nachgedacht. Er war der König, der sich den Beinamen Theos Epiphanes gab, der erscheinende Gott. Das zeigt ein großes Selbstbewusstsein, wenn man sich so bezeichnet. Doch so hat er sich selbst gesehen – als gottgleich. Ein großer, brutaler Herrscher, der vor allem die gläubigen Juden radikal bekämpft hat.
Seine zwei Methoden, mit denen er gearbeitet hat, sehen wir hier: Versuchung und Verfolgung. Er hat Menschen aus dem Volk Israel in Versuchung geführt, von Gott abzufallen. Sie sollten Gott untreu werden und mit ihm, also mit Antiochus Epiphanes, paktieren, sich seinen Weisungen fügen und sich ihm unterordnen.
In Vers 30 heißt es: Er wird sich denen zuwenden, die den Heiligen Bund verlassen. Der Heilige Bund ist die Beziehung, die Israel zu seinem lebendigen Gott hatte. Es gab solche, die diesen Bund verlassen hatten. Epiphanes hat sie gelockt und gesagt: Tut doch, was ich euch sage. Er machte ihnen Angebote, er gab ihnen Zuckerbrot und Peitsche – man kann sagen, Zuckerbrot. Wenn ihr euch mir fügt, meine Kultur annehmt, meine Lebensweise mitmacht und euch mir unterordnet, dann geht es euch gut in diesem Land. Viele haben mitgemacht.
In Vers 32 heißt es: Er wird mit Ränken alle zum Abfall bringen, die den Bund übertreten. Er hat jene bekommen, die schon ein Stück weit lau waren gegenüber Gott, die es nicht ernst meinten mit diesem Bund, mit dem Bundesgott. Er hat sie gelockt und sie gekriegt.
Sein Ziel war wohl, eine Kultur zu schaffen, die dieses Volk ihm unterordnet. Diese Methode wird immer wieder angewandt. Das sehen wir auch heute in großen Diktaturen. Da passt Gott nicht hinein. Zum Beispiel in Nordkorea, wo ich mir vor ein paar Wochen etwas angeschaut habe: Dort gibt es eine Art Staatsreligion. Jeder hat zu Hause ein Bild vom großen Führer hängen. Solange man das hat und mitmacht, geht es einem gut. Aber wehe, man macht nicht mit oder sagt, man habe einen anderen Gott. Dann wird man verfolgt. So war es auch damals hier.
Wer sich nicht von Antiochus Epiphanes gewinnen ließ, litt fürchterlich unter ihm. Er verfolgte die gläubigen Juden grausam und ließ zigtausende töten. Das wissen wir auch aus den Geschichtsberichten. Er schränkte den Gottesdienst massiv ein. Der Besitz von Bibelschriftrollen war bei Todesstrafe verboten. Die täglichen Opfer im Tempel wurden abgeschafft – genau wie es in Vers 31 heißt: Er wird das tägliche Opfer abschaffen und das Gräuelbild der Verwüstung aufstellen.
Dieses Gräuelbild der Verwüstung wurde ganz konkret im Tempel Israels sichtbar. Er stellte im Allerheiligsten ein Zeusbild auf und ließ Schweine opfern. Wir können uns heute im 21. Jahrhundert kaum vorstellen, was das für die frommen Juden damals bedeutete. Der Zugang zu Gott war entweiht. Der Ort, an dem man dem Herrn Opfer brachte, um Vergebung zu erhalten und ihm zu begegnen, wurde entheiligt. Stattdessen stellte er eine Götzenstatue hinein und opferte Schweine. Das war grausam, traf sie ins Herz und verursachte ein tiefes Trauma in dieser Gesellschaft.
Die Versuchung zum Abfall und die Notwendigkeit, Gott zu kennen
Wir erleben momentan hier in Deutschland zwar keine Verfolgung, aber die Versuchung gibt es heute wie damals. Marvin hat uns letzte Woche gesagt, dass ein Kampf hinter den Kulissen tobt – ein geistlicher Kampf in dieser Welt. In diesem Kampf stehen auch wir als Christen.
Petrus sagt es in 1. Petrus 5,8: „Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“ Die Bibel warnt uns an vielen Stellen, wachsam zu sein gegenüber den Versuchungen, die es heute gibt – genauso wie damals.
Manchmal kommen diese Versuchungen durch eine Staatsreligion, manchmal durch den Fernseher oder durch die Kultur in der Gesellschaft – ganz egal wie. Die Versuchung, von Gott abzufallen und ihm den Rücken zu kehren, gibt es heute wie damals. Deshalb sollten wir nicht naiv sein und auch nicht wegschauen.
Wahrscheinlich kennen wir fast alle Menschen, die mal Teil einer Gemeinde waren, sich vielleicht sogar taufen ließen und Gottes Wort gelesen haben. Ich denke an einen guten Freund von mir, der jeden Tag stundenlang die Bibel studierte. Er war sehr engagiert, hat sogar evangelisiert. Doch irgendwann sagte er: „Ich will das nicht mehr, ich bin damit durch.“ Andere Dinge haben ihn versucht und in die Irre geführt.
Er lebt noch und kann wieder umkehren, aber die Versuchungen sind real. Sie können ganz unterschiedlich aussehen und uns auf verschiedene Weise locken. Doch das Muster ist immer das gleiche: Der Satan flüstert uns ein, dass Gott es nicht gut mit uns meint. Er will uns etwas vorenthalten – eine Freude im Leben, Ruhe, Frieden, Erfüllung oder Einfluss. Er sagt: „Gott meint es nicht gut mit dir. Geh meinen Weg, wende dich von Gott ab, komm ein bisschen mit mir.“
Wir machen Kompromisse. Nicht jeder Kompromiss bedeutet Abfall oder dass wir uns endgültig vom Herrn entfernen, aber sie sind gefährlich. In dieser Vision sehen wir eine Warnung: Wir sollen diese Kompromisse nicht eingehen. Wenn wir merken, dass wir einen Kompromiss leben, dann müssen wir schnell zu unserem Herrn umkehren.
Darf ich dich ganz persönlich fragen: Wo stehst du in Bezug auf die Versuchung, den Versuchungen nachzugeben und dich vom Herrn weglocken zu lassen? Es ist wichtig, sich das ehrlich zu fragen und ehrlich in deinem Leben anzuschauen. Dann kannst du sagen: „Ich will dieser Versuchung nicht glauben. Ich glaube der Lüge des Satans, dieser Schlange, nicht. Ich wende mich neu meinem Herrn zu, der so gut ist.“
Die Kraft des Glaubens an Gott in Verfolgung und Versuchung
Die große Ermutigung in diesen Versen, in dieser Vision, ist: Die wahren Gläubigen werden nicht vom Weg abkommen. Das heißt hier in Vers 32b: „Aber die vom Volk, die ihren Gott kennen, werden sich ermannen und danach handeln.“
Es gab Menschen in diesem Volk, in dieser Versuchung und in aller Bedrängnis, die es schafften, bis ans Ziel zu kommen. Sie schafften es, den geraden Weg, den schmalen Weg zu gehen.
Und was war ihr Geheimnis? Hier steht es: Sie kannten Gott. Sie kannten Gott. Das ist der Schlüssel in Verfolgung und das ist der Schlüssel in Versuchung. Du musst Gott kennen.
Wenn Satan dir Lügen einflüstert, wie zum Beispiel: Gottes Wege sind nicht gut für dich, für Gott zu leiden lohnt sich doch nicht, dann brauchst du eine gute Antwort. Dafür musst du ganz tief in deinem Herzen wissen: Wer ist Gott? Wie ist er? Wie gut, wie wertvoll ist er? Wie viel kostbarer ist er als alles andere? Kostbarer und besser als ein bequemes Leben, besser als Geld, feines Essen, ein schönes, gemütliches Haus, toll eingerichtet, besser als ein guter Ruf in der Gesellschaft. So viel besser als ein Leben ohne Schmerzen und Schwierigkeiten, besser als alles andere.
„Er ist die Quelle des Lebens“, sagt uns die Bibel. Er ist der, der wahre Erfüllung schenkt, sagt uns Jesus selbst. Er ist der, bei dem unser Herz echte Ruhe und tiefen Frieden findet – und nur er.
Jeder, der sich auf die Versuchung einlässt, merkt das früher oder später: Es trägt nicht, es erfüllt nicht wirklich. Er ist der, der es allein verdient hat, dass wir ihn Gott nennen, dass wir ihn als Gott verehren und anbeten.
Und Gott ist so gut, dass er einen Weg für uns geschaffen hat, damit wir diese Beziehung überhaupt haben können mit ihm. Denn tatsächlich haben wir ja alle, wie wir hier zusammen sind, der Lüge des Satans und den Versuchungen geglaubt. Jeder Mensch, der in diese Welt kommt, glaubt und vertraut der Lüge des Satans, dass es etwas Besseres gibt als das, was Gott für uns hat.
Und wir hätten es verdient gehabt, alle miteinander, dass Gott sagt: „Ich streiche euch raus aus meiner Geschichte. Ihr habt euch abgewandt von mir, ich wende mich von euch ab. Ich will nichts mehr mit euch zu tun haben.“
Aber Gott macht etwas anderes: Er wendet sich nicht von uns ab, sondern er wendet sich uns zu. Er ist uns nachgegangen. Er ist in diese Welt gekommen. Jesus Christus wurde Mensch, Gottes Sohn kam in unsere Welt, um uns zu retten und um uns in diese Beziehung zum lebendigen Gott, zur Quelle des Lebens, zu bringen.
Jesus hat Versuchungen erlebt. Menschen haben ihn in Versuchung geführt, der Satan selbst hat ihn in Versuchung geführt. Aber Jesus hat ihm widerstanden mit Gottes Wort. Er hat ihm Wahrheiten über Gott entgegengehalten und hat gesagt: „Ich lasse mich von dir nicht täuschen.“
Jesus wurde verfolgt, verspottet, bespuckt und brutal getötet. Und Jesus hat keine Ausflucht genommen, auch wenn er es hätte tun können, sondern er hat sein Leben aus Liebe zu uns gegeben.
Du willst wissen, wie gut Gott ist? Schau aufs Kreuz von Golgatha: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Das gilt für uns als Christen als Ermutigung an diesem Tag ganz neu: So sehr hat er uns geliebt. Und es gilt für dich, wenn du Gott noch gar nicht kennst. Daran musst du glauben: Jesus hat sein Leben gegeben, auch für dich, am Kreuz von Golgatha. Er hat die Versuchung getragen, hat die Verfolgung getragen für dich, um dich in die Beziehung zu Gott zu bringen.
Glaub an ihn, und du findest die wahre Erfüllung, das, was du wirklich brauchst.
Gottes Zusage der Bewahrung in Verfolgung (Römer 8,31-39)
Wenn du dir Sorgen machst, ob du die Versuchung oder vielleicht auch die Verfolgung, die in der Zukunft noch kommen mag, überstehen wirst, möchte ich dir zusprechen: Wenn du Jesus vertraust und Gott kennst, dann wirst du das überstehen.
Gott gibt uns diese wunderbare Verheißung im Neuen Testament im Römerbrief, wo es ab Vers 31 heißt: „Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“
Und dann, zwei Verse weiter, in Vers 35: „Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst? Oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert?“ All das müssen Christen in dieser Welt in Kauf nehmen. Sie müssen damit rechnen, dass es nicht immer leicht ist. Dass es Dinge gibt wie Hunger, Gefahr, Verfolgung oder das Schwert.
Aber wie es weiter heißt, in Vers 36: „Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wir sind geachtet wie Schlachtopfer.“ Das bedeutet, es gibt Verfolgung. Doch es heißt dann in Vers 37: „In dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.“
Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukunftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.
Die Menschen damals unter Antiochus Epiphanes kannten Jesus Christus nicht so, wie wir ihn kennen. Aber sie hatten dieselbe Gewissheit, und das hat sie ausharren lassen. Sie wussten, dass Gottes Liebe größer ist und dass Gott sie durchgetragen hat.
Sie kannten ihn. Wir lesen hier davon, dass die Verständigen auch andere gelehrt haben. Sie haben sie unterwiesen gegen alle Bedrohungen darin, was Gottes Wille ist, wie Gott ist, dass er gut ist und dass er sie durchträgt. Auf dieses Wort ist Verlass.
Wenn wir Beweise brauchen: Dieses Kapitel elf gibt uns wirklich einen großen Beweis, wie vertrauenswürdig Gottes Wort ist, weil es uns diese ganzen Visionen zeigt und Gott uns damit zeigt. Daniel hat noch nicht alles gesehen. Er hat nur gesehen, dass es kommen wird, aber er hat es nicht miterlebt.
Wir dürfen jedoch zurückschauen und sehen, wie sich alles erfüllt hat. Das soll uns große Gewissheit geben, dass auch alles andere wahr ist in der Bibel, auch dieses Kapitel Römer 8 und alles, was uns die Bibel sonst über Gott sagt.
Seine Liebe bewahrt dich in allen Umständen – auch dann, wenn Verfolgung kommt. Dass so eine Verfolgung, so eine harte Bedrängnis auch für uns kommen kann, sollten wir auf dem Schirm haben.
Die Endzeit und der letzte Herrscher: Ein Blick auf Daniel 11,36-45
Ich habe das schon vor ein paar Wochen gesagt und möchte es heute noch einmal betonen, weil es in Daniel sehr deutlich ist, dass uns eine Zeit großer Verfolgung und Bedrängnis bevorsteht. Die letzten Verse in Kapitel 11 zeigen davon. Ich möchte sie komplett vorlesen: Kapitel 11, Vers 36.
Dort heißt es: „Und der König wird tun, was er will, und sich überheben und großtun gegen alles, was Gott ist. Gegen den Gott aller Götter wird er ungeheuerliche Dinge reden, und es wird ihm gelingen, bis sich der Zorn ausgewirkt hat, denn es muss geschehen, was beschlossen ist. Auch die Götter seiner Väter wird er nicht achten. Er wird weder den Lieblingsgott der Frauen noch einen anderen Gott achten, denn er wird sich über alles erheben.
Dagegen wird er den Gott der Festungen verehren, den Gott, von dem seine Väter nichts gewusst haben. Diesen wird er ehren mit Gold, Silber, Edelsteinen und Kostbarkeiten, und er wird die starken Festungen dem fremden Gott unterstellen. Denen, die ihn erwählen, wird er große Ehre antun und sie zu Herren machen über viele. Ihnen wird er Land zum Lohn austeilen.
Zur Zeit des Endes wird sich der König des Südens mit ihm messen. Der König des Nordens wird mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen gegen ihn anstürmen. Er wird in die Länder einfallen, sie überschwemmen und überfluten, und in das herrliche Land einfallen, sodass viele umkommen. Aber seine Hand werden entrinnen Edom, Moab und der Hauptteil der Ammoniter.
Er wird seine Hand ausstrecken nach den Ländern, doch Ägypten wird ihm nicht entkommen. Er wird Herr werden über die goldenen und silbernen Schätze und über alle Kostbarkeiten Ägyptens. Libyer und Kuschiter werden ihm folgen müssen. Es werden ihm aber Gerüchte aus Osten und Norden erschrecken. Er wird mit großem Kriegsheer ausziehen, um viele zu vertilgen und zu verderben.
Er wird seine prächtigen Zelte aufschlagen zwischen dem Meer und dem herrlichen heiligen Berg. Doch es wird mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen.“
In diesen Versen stecken viele Details. Ich möchte nicht auf alle eingehen, obwohl es sich sicher lohnt, sie im Detail anzuschauen. Die große Botschaft in diesen letzten Versen ist jedoch klar: Gott wird den letzten Feind besiegen. Ein letzter Feind wird aufstehen, aber Gott wird ihn besiegen.
Deutung des letzten Herrschers: Antichrist und Endzeit
Die Ausleger sind sich uneinig, auf welchen König sich diese Vision bezieht. Manche meinen, es geht hier immer noch um den Antiochus Epiphanes, von dem wir gerade gehört haben. Ich glaube das nicht, weil die Beschreibung hier nicht zu dem passt, wie es sich in der Geschichte zugetragen hat. Es gibt einfach zu viele Dinge, die nicht mit der Herrschaftszeit von Antiochus Epiphanes übereinstimmen.
Zum Beispiel heißt es hier, dass er sich von den Göttern seiner Väter abgewandt hat. Doch er hat das Zeus-Bild aufstellen lassen. Es deutet nichts darauf hin, dass er mit diesen antiken Göttern gebrochen hat. Vielmehr hat er sie weiterhin in die Tempel gestellt und anbeten lassen. Auch andere Beschreibungen hier passen nicht wirklich.
Gerade wenn wir aber genau schauen, wie gut die anderen Visionen auf das, was in der Geschichte passiert ist, zutreffen, sollte uns das zweifeln lassen, ob hier tatsächlich noch von Antiochus die Rede ist oder von einem anderen Herrscher, der regiert.
Für die viel bessere Auslegung halte ich, dass es sich hier um den Antichrist der Endzeit handelt. Wir haben vorhin die Worte aus Thessalonica gelesen, aus 2. Thessalonicher 2. Dort wird er beschrieben – und zwar mit ganz ähnlichen Worten, wie dieser Herrscher hier beschrieben wird.
Ich lese noch einmal 2. Thessalonicher 2,3-4: "An die Christen, lasst euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise! Denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch des Frevels offenbart werden, der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott."
Das ist eine ganz ähnliche Beschreibung, wie wir sie hier in den Versen 36 und 37 finden: Ein Herrscher, der sich über alle erhebt und alle alten Götter ablehnt. Genauer gesagt, wird hier gesagt, dass er den Gott der Festungen verehrt. Aber das ist kein Gott wie alle anderen. Das sehen wir auch in dieser Prophetie, denn er setzt den Krieg anstelle von Gott. Er bringt Gewalt und Terror über diese Welt.
Das ist eine sehr ähnliche Beschreibung. Legt es noch einmal nebeneinander, vielleicht auch heute Nachmittag, und schaut euch an, wie der Antichrist in 2. Thessalonicher 2 beschrieben wird und wie dieser Herrscher an dieser Stelle beschrieben wird.
Ich möchte das offenlassen, weil ich weiß, dass viele das unterschiedlich auslegen. Aber ich denke, dass hier wirklich der Antichrist beschrieben ist. Und zwar auch deshalb, weil es in Kapitel zwölf heißt, dass zu der Zeit, in der dieser Herrscher regiert, eine Bedrängnis in der Welt herrscht, wie sie die Menschheit vorher nicht kannte.
Schauen wir uns nächste Woche Kapitel zwölf an – Sammy wird uns das predigen – aber ich greife vorweg: Es heißt, es gibt eine Bedrängnis, die es vorher nicht gab. Außerdem wird gesagt, dass, wenn dieser Herrscher gestorben ist, Menschen auferstehen werden zum ewigen Leben und zur ewigen Schande.
Das klingt nicht so, als wäre das schon passiert. Es klingt nach dem, was uns die Bibel über die Endzeit sagt, über den Tag, an dem Jesus Christus wiederkommt, um die Lebenden und die Toten zu richten. Die einen gehen ein in seine ewige Herrlichkeit, die anderen in die ewige Verdammnis.
Diese Prophetie und auch andere Prophetien in der Bibel weisen darauf hin, dass am Ende der Weltzeit ein mächtiger Herrscher kommen wird – ob das nun ein einzelner König ist oder eine ganze Weltregierung, ist offen. Es wird jemand sein, dem nichts heilig ist. Er wird den lebendigen Gott verhöhnen und verspotten, und zwar auf eine Weise und in einem Ausmaß, wie wir das bisher nicht gesehen haben, wie es die Menschheit noch nicht erlebt hat.
Dieser Herrscher wird sich selbst als Gott verehren lassen. Er wird Krieg, Zerstörung und Terror über die Welt bringen – in einem Ausmaß, das wir bisher nicht erlebt haben. Wir sehen solche Ansätze in der Geschichte immer wieder, etwa im Naziterror oder im Terror in Russland. Aber das ist nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird.
Die Christen, Gottes Volk, werden es unter dieser Regierung nicht leicht haben. Sie werden schwere Bedrängnis erleben. Das ist keine leichte Perspektive für einen wohlstandsverwöhnten Christen im Jahr 2024 in München. Ich sage das ehrlich.
Es kann sein, dass wir das gar nicht miterleben. Wir wissen es nicht. Es gibt Christen, die immer wieder versuchen, den Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu Christi zu berechnen. Ihr glaubt nicht, wie viele Christen für fast jedes Jahr eine Berechnung haben, wann Jesus wiederkommt.
Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, ob wir diese Bedrängnis erleben werden. Aber sie kann kommen, und das sollten wir im Blick behalten. Wir sollten das nicht einfach wegdrücken.
Trost und Ermutigung durch Gottes souveräne Herrschaft und den Sieg Jesu
So herausfordernd diese Aussicht auch ist, diese letzten Verse bieten uns großen Trost und eine riesige Ermutigung. Denn auch dieser letzte Herrscher, der Antichrist, kann nicht tun, was er will. Letztendlich untersteht auch er Gott.
Das heißt in Vers 36: Es muss geschehen, was beschlossen ist. Von wem beschlossen? Nicht vom Antichristen, sondern von Gott selbst. Es ist Teil von Gottes Plan – so wie auch das Leid für seinen eigenen Sohn Teil von Gottes Plan war. Jesus gab sein Leben am Kreuz, und das war kein Unfall in der Geschichte, sondern die große Rettungstat Gottes.
Ebenso ist es in seinem Plan enthalten, dass seine Kinder, seine Nachfolger, auch Leid in dieser Welt erfahren. Doch der Herr steht darüber, er hat alles in der Hand. Das darf uns trösten: Es bleibt seine Geschichte bis zum Schluss.
Das wird besonders deutlich im letzten Vers, der beschreibt, wie dieser Herrscher endet. Er hat sich so aufgeschwungen, gottlos regiert und viel Macht und Einfluss gehabt. Doch es heißt fast lapidar: „Aber es wird mit ihm ein Ende nehmen, und niemand wird ihm helfen.“
Es gibt keinen ewig langen Kampf mehr. Vielmehr ist es wie ein Fingerschnippen – dann ist es mit ihm vorbei. Ähnlich beschreibt es der Zweite Thessalonicherbrief. Vielleicht habt ihr die Worte noch im Ohr, die sagen, was Jesus mit diesem Antichristen tun wird.
In 2. Thessalonicher 2,8 heißt es: „Ihn wird der Herr Jesus töten mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenn er kommt.“ Das ist kein Kampf auf Augenhöhe. Es geht nicht darum, noch einmal Kräfte zu messen. Sondern mit dem Hauch seines Mundes, mit seiner Erscheinung wird er diesen letzten Herrscher vernichten.
Zu diesem Herrn Jesus gehören wir. Wir stehen auf der Seite des Siegers. Ist das nicht gut? Tröstet und ermutigt uns das nicht? Wir wissen nicht, was kommt, was die nächsten Tage bringen werden. Aber wir wissen ganz sicher: Dieser Herr Jesus kommt wieder, er regiert, er triumphiert, und wir werden mit ihm sein in Ewigkeit.
Schlussgebet um Vertrauen und Stärkung im Glauben
Lasst uns beten!
Vater im Himmel, wir danken dir von Herzen, dass du uns alles zeigst, was wir wirklich wissen müssen. Du lässt uns nicht im Dunkeln tappen, wenn es um die Zukunft geht. Du zeigst uns, was wir erwarten müssen und was wir erwarten dürfen.
Herr, du zeigst uns, dass auch schwierige Zeiten kommen werden. Diese können uns betreffen. Wir wollen dir sagen, dass uns das herausfordert. Du kennst unsere Herzen, du weißt um unsere Sorgen und Ängste. Du weißt, wie weich wir in dieser Gesellschaft sind – allgemein, aber auch als Christen.
Ich möchte für uns beten, Herr, dass du unsere Herzen stärkst. Hilf uns, dich immer besser kennenzulernen, damit wir wirklich solche sind, die ihren Gott gut kennen. Mach uns durch deinen Heiligen Geist bereit, alles zu ertragen, was du für uns in unserer Geschichte vorhast – einer Geschichte, die auch deine Geschichte ist und die du mit uns schreibst.
Herr, mach uns fest in dir. Mach Jesus Christus groß in unserem Leben. Zeig uns immer mehr, wie reich beschenkt und gesegnet wir durch ihn sind. Herr, das ist das Größte, was du in unserem Leben schon getan hast: Dass wir durch ihn mit dir versöhnt sein dürfen, deine Gemeinde sein dürfen und deine Kinder sind.
Wir vertrauen dir, dass seine Liebe, die Liebe Christi, uns bis zum Ziel durchträgt. So beten wir dich an, loben dich, ehren dich und preisen dich.
Amen.