Die Bedeutung von zweiten Chancen im Leben
Zweite Chancen können etwas Wunderbares sein. Wenn ein Projekt richtig schiefgelaufen ist oder wenn man einen Menschen bitter enttäuscht hat und dann die Möglichkeit bekommt, es noch einmal zu versuchen und viel besser zu machen – das ist gut.
Ich erinnere mich an eine zweite Chance in meinem Leben, die mich sehr geprägt hat. Es war in der neunten Klasse zum Halbjahr. Ich bekam ein Zeugnis, bei dem man kein Prophet sein musste, um zu sagen: Wenn das so weitergeht, bleibt der Junge sitzen.
Ich durfte die Schule wechseln und kam an eine neue Schule. Dort sagte man mir, dass mein vorheriger Jahrgang das Abitur in acht Jahren statt in neun Jahren machen sollte. Man könne das nicht mit dem vergleichen, was hier gemacht wird, nämlich G9. Deshalb streichte man mir alle meine Noten zum Halbjahr, und ich durfte noch einmal neu anfangen.
Am Ende des Schuljahres hatte sich aus einem wirklich schlechten Zeugnis ein sehr gutes entwickelt. Dieser Neuanfang hat mich sehr geprägt.
Es kann aber auch ganz anders laufen mit zweiten Chancen, das wissen wir ebenfalls. Manchmal bekommen wir eine zweite Chance – das ist mir auch schon oft passiert – und wir machen es nicht besser. Manchmal setzen wir sogar die zweite Chance ebenfalls in den Sand.
Wie oft wünschen wir uns, wenn etwas schiefgegangen ist, noch einmal die Möglichkeit, es besser zu machen. Doch manchmal gibt es diese Möglichkeit nicht mehr. Das kennen wir auch.
Gottes wiederholte Chancen für Israel
Wir haben in den letzten Wochen intensiv über Gottes Geschichte mit Israel nachgedacht. Diese Geschichte ist eine Geschichte von zweiten Chancen, von dritten Chancen und von vierten Chancen. Wir haben gesehen, dass Gott seinem Volk immer wieder Neuanfänge schenkt.
Gleichzeitig haben wir beobachtet, wie Israel oft versagt hat und schlecht mit diesen Chancen umgegangen ist. Zum Beispiel führte Gott sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten heraus und durch das Meer. Doch nur drei Tage später zweifeln sie schon wieder an Gottes Güte und daran, dass er sie wirklich versorgt. Sie murren, klagen und sind undankbar. Trotzdem macht Gott weiter mit ihnen.
Dabei handelt er nicht einfach irgendwie weiter, sondern sagt: „Mit diesem Volk möchte ich einen Bund schließen.“ In Exodus 24 sagt das Volk zu Gott: „Alles, was der Herr gesagt hat, das wollen wir tun und darauf hören.“ Wie geht die Geschichte weiter?
Nur wenige Tage später macht sich das Volk einen Gott nach seinem Bild – ein goldenes Kalb. Sie sagen: „Das ist unser Gott, der uns geführt hat aus Ägypten.“ Sie versagen also erneut. So setzt man einen Neuanfang wirklich in den Sand.
Was macht Gott? Er gibt ihnen eine neue Chance. Er wendet sich nicht von ihnen ab, sondern sagt: „Ich möchte ein Heiligtum mitten in diesem Volk haben, und dort will ich wohnen.“
Die entscheidenden Fragen am Ende des Buches Exodus
Das ist heute die letzte Predigt dieser Serie durch das Buch Zweiter Mose. Am Ende dieses Buchs stellen sich zwei zentrale Fragen: Wird das Volk dieses Mal seine Chance nutzen? Schafft es das Volk, nach Gottes Geboten zu leben und seinen Anweisungen zu folgen?
Die noch wichtigere Frage lautet: Wird Gott sein Versprechen einhalten? Wird er bei seinem Volk wohnen? Gerade wenn wir in unserer Beziehung zu Gott versagt haben, darf uns das eine große Ermutigung sein, die dieser Text uns gibt.
Wir werden sehen, dass ein Neuanfang mit Gott immer wieder möglich ist. Er ist der Gott der zweiten Chance, der dritten Chance, der vierten Chance und der tausendsten Chance. Mit Gott ist ein Neuanfang wirklich immer möglich.
Bevor ich den Abschnitt lese, den ersten Teil unseres Textes, möchte ich noch einmal beten.
Vater im Himmel, wir danken dir so sehr, dass du uns jetzt durch deinen Geist nahe bist. Wir danken dir für dein Wort, durch das wir dich besser kennenlernen. Du zeigst uns, wer du bist: wie gut, barmherzig, treu und geduldig du bist.
Wir beten, Herr, dass du unsere Herzen durchdringst und dass wir dich durch dieses Wort mehr lieben lernen. Wo wir es brauchen, schenke uns heute einen Neuanfang mit dir. In Jesu Namen, Amen.
Die Vollendung der Stiftshütte und der Gehorsam Israels
Ich möchte uns aus Kapitel 39, Vers 32 lesen, also 2. Mose 39,32:
So wurde das ganze Werk der Wohnung der Stiftshütte vollendet. Die Israeliten taten alles, was der Herr dem Mose geboten hatte. Sie brachten die Wohnung zu Mose: das Zelt und alle seine Geräte, Haken, Bretter, Riegel, Säulen und Füße. Ebenso die Decke von rot gefärbten Widderfellen, die Decke von Dachsfellen und den Vorhang.
Weiterhin brachten sie die Lade mit dem Gesetz samt ihren Stangen, den Gnadenthron, den Tisch und alle seine Geräte sowie die Schaubrote. Auch den Leuchter aus feinem Gold mit den Lampen zum Aufsetzen und all seinem Gerät und das Öl für den Leuchter.
Außerdem den goldenen Altar, das Salböl und das wohlriechende Räucherwerk, die Decke für den Eingang des Zeltes, den kupfernen Altar mit seinem kupfernen Gitter, seinen Stangen und dem ganzen Gerät. Das Becken mit seinem Gestell, die Behänge des Vorhofs mit seinen Säulen und Füßen, die Decke vor dem Tor des Vorhofs mit seinen Seilen und Zeltpflöcken sowie alles Gerät zum Dienst der Wohnung der Stiftshütte.
Auch die Amtskleider der Priester Aaron für den Dienst im Heiligtum und die Kleider seiner Söhne für den priesterlichen Dienst hatten die Israeliten ganz so hergestellt, wie der Herr es Mose geboten hatte. Sie hatten alle Arbeiten ausgeführt.
Mose sah dieses ganze Werk an, und siehe, sie hatten es gemacht, wie der Herr geboten hatte. Er segnete sie.
Nun folgt der nächste Abschnitt: Gott sagt Mose noch einmal ganz ausführlich, wie er all diese Elemente der Stiftshütte aufbauen soll. Im Detail gibt er immer wieder Anweisungen, wo etwas hingestellt oder gebaut werden soll. Er gibt ihm den genauen Bauplan.
Ab Vers 17 lesen wir, was Mose tut:
Also wurde die Wohnung aufgerichtet im zweiten Jahr am ersten Tag des ersten Monats. Mose richtete die Wohnung auf, setzte ihre Füße hin, stellte die Bretter darauf, brachte die Riegel an und richtete die Säulen auf. Dann breitete er das Zeltdach über der Wohnung aus und legte die Decke des Zeltes oben drauf, wie der Herr es ihm geboten hatte.
Er nahm das Gesetz, legte es in die Lade, tat die Stangen an die Lade und setzte den Gnadenthron oben auf die Lade. Dann brachte er die Lade in die Wohnung und hängte den Vorhang auf, um die Lade des Gesetzes zu verhüllen, wie der Herr es ihm geboten hatte.
Mose setzte den Tisch in die Stiftshütte an die Seite der Wohnung nach Norden, außen vor dem Vorhang, und legte die Schaubrote darauf vor dem Herrn, wie der Herr es ihm geboten hatte. Den Leuchter stellte er gegenüber dem Tisch an die Seite der Wohnung nach Süden und setzte die Lampen auf, ebenfalls vor dem Herrn, wie ihm der Herr geboten hatte.
Den goldenen Altar stellte er hinein vor den Vorhang und räucherte darauf mit wohlriechendem Räucherwerk, wie ihm der Herr geboten hatte. Die Decke hängte er in die Tür der Wohnung.
Den Brandopferaltar setzte er vor die Tür der Wohnung der Stiftshütte. Darauf opferte er Brandopfer und Speisopfer, wie ihm der Herr geboten hatte.
Das Becken stellte er zwischen die Stiftshütte und den Altar und füllte es mit Wasser zum Waschen. Mose, Aaron und seine Söhne wuschen ihre Hände und Füße darin. Denn sie mussten sich waschen, wenn sie in die Stiftshütte gingen oder zum Altar hinzutreten, wie der Herr es Mose geboten hatte.
Schließlich richtete er den Vorhof auf, rings um die Wohnung und den Altar, und hängte die Decke in das Tor des Vorhofs.
So vollendete Mose das ganze Werk.
Israel nutzt seine zweite Chance durch Gehorsam
Unser Predigttext zeigt, dass Israel seine zweite Chance nach dem schrecklichen Versagen am Berg Sinai wirklich genutzt hat. Damals hatten sie sich das goldene Kalb gemacht. Matthias hat uns vor ein paar Wochen darüber gepredigt: diesen Götzendienst, den sie begangen hatten, und auch, wie zornig Gott über sie war. Doch sie kehrten um und empfanden tiefe Reue über das, was sie getan hatten.
Das, was wir hier sehen, sind die guten Früchte ihrer Umkehr. Sie tun jetzt das, was Gott gefällt und was er von ihnen möchte. Das ist der erste Punkt: Israel baut Gottes Wohnung.
Ich hoffe, ihr habt gehört und gesehen, wie sich das wiederholt. Immer wieder wird der Gehorsam des Volkes betont. Sie haben alles genau so gemacht, wie Gott es von ihnen wollte. Das sehen wir besonders in den Versen 32 bis 43 von Kapitel 39. Dort wird dreimal wiederholt, dass sie alles taten, wie der Herr es geboten hatte – in den Versen 32, 42 und 43.
Es war so wichtig, dass die Israeliten in diesen Versen nicht ihre eigenen Ideen umgesetzt haben, sondern wirklich Gottes Plan folgten. Wir haben darüber nachgedacht: Jedes Element dieser Stiftshütte, alles, was darin aufgebaut war, hatte eine besondere Bedeutung.
Ich habe euch noch einmal das Bild mitgebracht, damit wir eine Nachbildung der Stiftshütte sehen können. Zum Beispiel den bronzenen Altar im Eingangsbereich, den Brandopferaltar. Dort kamen die Menschen in den Vorhof und wurden damit konfrontiert: Wir können nicht einfach zu Gott kommen, wir haben Schuld. Wir brauchen ein Opfer, Blut muss fließen, um für unsere Schuld zu bezahlen.
Dann gibt es das bronzene Becken, an dem sich die Priester ganz regelmäßig wuschen. Das macht anschaulich: Wir Menschen sind von Natur aus unrein. Wir begegnen einem reinen, heiligen Gott, und wir können ihm nur begegnen, wenn wir wirklich gereinigt sind. Dieses Wasser veranschaulicht das sehr gut.
Wenn man dann in das Zelt hineinging, kam man zuerst in das Heilige und dann in das Allerheiligste. Ganz im Allerheiligsten stand die Bundeslade mit den zehn Geboten Gottes. Sie machen deutlich: Ich habe mich mit euch verbündet. Wir gehören zusammen, Gott und Israel. Wir haben einen Bund miteinander.
Ich gehe jetzt nicht mehr auf alle Details ein, aber wir haben sie hier noch einmal aufgelistet. Sie sind nicht nur da, damit die Bibel noch ein bisschen dicker wird oder damit Gott uns mit den Details langweilen möchte. So kann es dir beim Lesen vielleicht vorkommen, wenn du denkst: Schon wieder dieser ganze Sermon, wir haben doch schon mal gehört, was alles drin ist.
Aber es ist wichtig, dass das hier noch einmal steht. Die Botschaft ist: Sie haben wirklich alles hergestellt, es war alles da, und sie haben es gut gemacht.
Mose kommt und inspiziert das. Er schaut nicht nur, ob jedes Teil vorhanden ist, sondern es ist auch eine Qualitätskontrolle. Mose sieht: Alles ist da, jeder Riegel, jeder Zeltpflock, alles bis ins Detail. Und sie haben es richtig gut gemacht.
Weil sie es richtig gut gemacht haben, sagt Mose: Ich kann euch Gottes Segen dafür zusprechen. Er segnet sie mit Gottes Segen, denn es hat nicht nur Moses Wohlgefallen gefunden, sondern auch Gottes Wohlgefallen.
Alles war da, und es war sehr gut. Was für ein Kontrast zu dieser Rebellion, als sie sich das goldene Kalb gemacht hatten! Damals hatte Mose keinen Segen für sie. Er konnte ihnen nur Gottes Zorn predigen. Sie erlebten eine Strafe, denn Gott kann nicht segnen – und Menschen können nicht segnen –, was Gott nicht gefällt.
Aber hier, zumindest für eine gewisse Zeit, hat Israel seine Lektion wirklich gelernt. Sie leben nach Gottes Wort, tun, was er sagt, und erleben, dass das Segen bringt.
Die Notwendigkeit des Gehorsams gegenüber Gottes Weg
Wir Menschen haben alle ein Problem. Dabei unterscheiden wir uns nicht von Israel damals und auch nicht von den ersten Menschen, Adam und Eva. Wir denken oft, dass es Segen gibt, wenn wir unseren eigenen Weg gehen. Manchmal glauben wir sogar, unser Weg sei besser als Gottes Weg. Wir meinen, es sei besser, das zu tun, was wir für richtig halten, als das, was Gott sagt, was gut und richtig ist.
Doch die Geschichte Gottes mit seinen Menschen zeigt immer wieder, dass das eine Lüge ist. Es kann auf diesem Weg keinen wirklichen Segen geben. Das sehen wir schon im Paradies bei den ersten Menschen, die Gottes Wort untreu werden. Was ist die Folge? Sie werden aus diesem Segensort vertrieben und verlieren die enge Beziehung mit Gott. Er bestraft sie, wie er es angekündigt hat, und sagt: Ihr könnt nicht mehr hier sein.
Auch die Israeliten erleben Gottes Zorn und Strafe, als sie sich ein goldenes Kalb machen und damit gegen das erste Gebot verstoßen: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ So ist es für jeden Menschen: Früher oder später führt der Weg, der nicht Gottes Weg ist, ins Chaos. Du erlebst, dass es auf diesem Weg keinen Segen gibt. Den finden wir nur auf Gottes Weg.
Gott ist der, der uns gemacht hat, unser Erfinder. Er hat uns gebaut, kennt uns besser als wir uns selbst kennen und weiß, was wir brauchen und welcher Weg gut für uns ist.
Ich gehe davon aus, dass die meisten von uns kein Flugzeug fliegen können. Manche vielleicht schon – das sollte man in so einer großen Gemeinde nie ausschließen –, aber die meisten können es nicht. Stell dir vor, du sitzt in einem Cockpit und sollst das Flugzeug fliegen. Das wäre heillose Überforderung, über den Wolken, übernehmen!
Jetzt stell dir vor, neben dir sitzt ein erfahrener Pilot, der genau weiß, was zu tun ist. Er sagt dir detailliert, was die nächsten Schritte sind: Tu dies, tu das, mach jenes. Wie gut hörst du zu? Ich wette, ihr hört sehr gut zu. Jedes Detail ist wichtig, damit das Flugzeug sicher landet, wieder sicher am Boden ankommt und ihr unterwegs hoffentlich einen guten Flug habt.
Mit Gott machen wir das oft ganz anders. Wir hören nicht auf ihn, obwohl er genau weiß, was richtig und gut ist. Wir hören nicht auf den, der den Plan hat – und das ist absolut fahrlässig.
Doch Israel hier nutzt die zweite Chance. Sie hören auf den, der den Plan hat, und tun, was er sagt. So erleben sie den Segen. Auch Mose macht das, wie wir im zweiten Abschnitt gehört haben. Auch er ist gehorsam und damit noch einmal dieser vorbildliche Leiter, den wir immer wieder in Exodus kennenlernen: einer, der dem Volk vorangeht und gehorsam ist.
Wir wissen aus der Geschichte, dass er nicht perfekt gehorsam war. Er hat auch gesündigt und Gottes Gnade genauso gebraucht wie jeder Mensch. Doch auch hier wird sein Gehorsam betont: Er tat, was Gott gefiel.
Alles baut darauf auf, wie es ihm der Herr geboten hat. Das ist der Refrain, der siebenmal wiederkehrt: „Er macht dies, wie es ihm der Herr geboten hat“, „er macht das, wie es ihm der Herr geboten hat.“
Und in Vers 33 heißt es dann als Fazit: „Also vollendete Mose das ganze Werk.“
Parallelen zur Schöpfung und die Wiederherstellung der Gemeinschaft mit Gott
Vielleicht ist es dem einen oder anderen aufgefallen, dass dieser Bericht eine deutliche Parallele zur Schöpfungserzählung aufweist. In Kapitel 39, Vers 32 und auch hier in Kapitel 40, Vers 33 heißt es jeweils, dass dieses ganze Werk vollendet wurde.
Ganz am Anfang der Bibel, als die Schöpfung fertig ist, heißt es ebenfalls: So vollendete Gott alles, Himmel und Erde wurden so vollendet. Und was macht Gott dort? Er segnet die ersten Menschen.
Hier stellt Mose fest, dass alles sehr gut ist. Gott stellt es am Anfang der Bibel fest, und hier bestätigt Mose, dass alles sehr gut ist. Außerdem segnet er dieses Volk. Diese Parallele ist sicher kein Zufall.
Dass das hier Beschriebene dem Anfang der Geschichte Gottes mit den Menschen ähnlich ist, ist kein Zufall. Das macht etwas kaum Fassbares für uns deutlich: Was Gott hier mit der Stiftshütte geschaffen hat, war in einem begrenzten Rahmen eine Wiederherstellung der paradiesischen Verhältnisse.
Ein Ort, an dem Gott mit seinen Menschen zusammen sein will – ein Stückchen Himmel auf Erden, ein neuer Garten Eden, wenn man so will. Ein Ort, an dem sie seine Herrschaft in besonderer Weise erleben und seine Gegenwart sowie seinen Segen erfahren.
Die ersten Menschen wurden aus dem Paradies vertrieben, weil sie seinen Geboten nicht gehorcht hatten. Hier jedoch sehen wir, dass der Gehorsam etwas Wunderschönes entstehen lässt: die Stiftshütte, in der Gott und Mensch sich begegnen können. Eine Begegnung, die die Beziehung wieder möglich macht – viel näher als je zuvor.
Gottes Einzug in die Stiftshütte als Zeichen seiner Gegenwart
Und wir sehen, dass genau das in den letzten fünf Versen von 2. Mose geschieht: Gott kommt in die Wohnung, die Israel für ihn gebaut hat, wie er es versprochen hatte.
Ich möchte uns das vorlesen, Kapitel 40, ab Vers 34:
Als alles fertig war und vollendet wurde, bedeckte die Wolke die Stiftshütte, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte die Wohnung. Mose konnte nicht in die Stiftshütte hineingehen, weil die Wolke darauf ruhte und die Herrlichkeit des Herrn die Wohnung erfüllte.
Immer wenn sich die Wolke von der Wohnung erhob, brachen die Israeliten auf, solange ihre Wanderung andauerte. Wenn sich die Wolke jedoch nicht erhob, zogen sie nicht weiter, bis zu dem Tag, an dem sie sich wieder erhob.
Denn die Wolke des Herrn war bei Tag über der Wohnung, und bei Nacht erschien sie vor den Augen des ganzen Hauses Israel voll Feuer, solange die Wanderung andauerte.
Die Nähe Gottes trotz der Heiligkeit und Trennung
Gott bezieht seine Wohnung. Ich habe noch nie ein Haus gebaut und werde es wahrscheinlich auch nie tun – sage niemals nie, aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht. Wer das schon einmal gemacht hat, weiß sicher, dass man viel plant und viel investiert. Vielleicht hat man sogar selbst Hand angelegt beim Hausbau. Wenn das Haus dann fertig ist, kann man es kaum erwarten, einzuziehen, die Schlüssel zu übergeben und endlich dieses Reich zu beziehen.
Gott scheint es hier genauso zu gehen. Sobald das Zelt der Begegnung fertiggestellt war, zog er in Gestalt dieser Wolke ein. In diesem ganzen Buch sehen wir immer wieder, wie Gott seinem Volk in Gestalt dieser Wolke begegnet. Er führt sein Volk in dieser Wolke, begegnet ihnen auf dem Berg Sinai ebenfalls in Gestalt dieser Wolke.
Diese Wolke war dabei immer auch etwas Gefährliches, etwas Bedrohliches für das Volk. Sie mussten Distanz halten und durften nicht zu nahe kommen. Doch jetzt kommt diese Wolke mitten hinein in das Lager der Israeliten, mitten in die Stiftshütte. Gott kommt ihnen näher als je zuvor. Offensichtlich will er so schnell wie möglich dort einziehen. Kaum ist das Werk vollendet, kommt er mit seiner ganzen Herrlichkeit in dieses Zelt.
Dabei lag es nicht daran, dass dieses Zelt so prächtig oder toll war. Wenn wir uns vorstellen – und es fällt uns schwer, uns vorzustellen –, wie prächtig und schön die Herrlichkeit im Himmel ist: Stell dir vor, du wohnst in einer wunderschönen Villa mit Pool, Golfplatz und Reitstall. Dann ziehst du von dieser Villa in ein schäbiges Einzimmer-Apartment. So ist das, und dieser Vergleich ist noch zu klein.
Gott kommt in dieses Zelt nicht, weil es so wunderbar ist. Es war ein schönes Zelt, keine Frage, aber es steckt eine große Erniedrigung darin, dass Gott sagt: „Ich, der lebendige, heilige Gott, komme in dieses Zelt und wohne bei meinen Menschen.“ Er lässt sich tief, tief herab zu seinen Menschen – und zwar, weil er sie liebt und eine Sehnsucht hat, bei ihnen zu sein. Und das, obwohl sie ihm so schrecklich untreu waren.
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Gott ihnen wirklich vergeben hat – diese Gottlosigkeit, diesen Bundesbruch am Sinai –, hier ist der Beweis: „Ich komme bei euch wohnen, ich will mit euch zusammen sein.“ Gott hat sie viel gesegnet, hat ihnen Brot und Wasser geschenkt und sie gut geführt. Aber tatsächlich ist der größte Segen, den Gott seinem Volk geschenkt hat, dass er bei ihnen war.
Wir sehen dann, dass er sie weiterführt – ganz treu. Es ist hier schon angedeutet: Wenn sich diese Wolke von der Stiftshütte erhob, dann bedeutete das Aufbruch für das Volk, und sie gingen ihrem Gott nach. Wenn sie ruhte, dann ruhte auch das Volk.
Doch so nah Gott hier seinem Volk gekommen ist, gab es immer noch eine Trennung. Obwohl er mitten im Lager war, bestand diese Trennung weiter. Das sehen wir in Vers 35: Mose konnte nicht in die Stiftshütte hineingehen, weil die Wolke darauf ruhte und die Herrlichkeit des Herrn die Wohnung erfüllte.
Wie genau wir uns das vorstellen müssen, wie die Herrlichkeit Gottes das Zelt erfüllte, wissen wir nicht. Aber eins ist ganz offensichtlich: Gottes Präsenz war so stark, dass kein Mensch – nicht einmal Mose, der Vorzeigeleiter – in seine heilige Gegenwart hineingehen konnte. Gott ist immer noch der Heilige, zu dem sündige Menschen nicht einfach so hineingehen können. Das geht nicht.
In diesem Zelt der Begegnung mit Gott, wo Gott wohnte, gab es immer noch Grenzen. Es gab Barrieren, die nur durch Opfer, Reinigung und Priester überwunden werden konnten, die den Dienst taten. Das nächste Buch beschreibt das besonders ausführlich: das Buch Levitikus (3. Mose). Dort wird der Priesterdienst, die Reinigungen und die Opfervorschriften genau erklärt.
Diese Regelungen blieben bestehen. Das ganze Alte Testament war davon geprägt – in der Stiftshütte und später im Tempel, der ihr Nachfolger war. Auch dort gab es Zäune, Regeln und Barrieren. Diese Barrieren waren notwendig, weil die Stiftshütte nicht nur ein Ort der Begegnung war, an dem die Menschen Gott näherkamen als je zuvor, sondern auch auf eine größere Realität hinwies.
Sie zeigte, dass Gott seinen Menschen noch näherkommen wollte. Das hier war schon großartig. Ich hoffe, ihr könnt sehen, wie großartig es war, als Gott in die Mitte seines Volkes kam. Wer hätte das nicht gerne miterlebt?
Doch Gott hat noch etwas viel Größeres getan: Er hat die Trennung, die in der Stiftshütte noch bestand, wirklich aufgehoben.
Jesus Christus als Erfüllung der Nähe Gottes zu den Menschen
Wir lesen im Neuen Testament, im Johannesevangelium, Kapitel 1, Vers 14, dass das Wort Fleisch wurde. Mit dem Wort ist Jesus Christus gemeint. Es ward Fleisch und wohnte unter uns. Wörtlich heißt es: Es zeltete unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.
Gott ist den Menschen noch viel näher gekommen, als er seinen Sohn, Jesus Christus, in diese Welt sandte. Er tat dies, um Gemeinschaft mit den Menschen zu haben und um die Gemeinschaft mit dem heiligen Gott wiederherzustellen.
Jesus Christus, Gottes Sohn, lebte ein heiliges und gerechtes Leben, vollkommen nach dem Willen Gottes. Er war der einzige Mensch, der nie eine zweite Chance brauchte – ganz anders als wir.
Dann opferte er sein heiliges und perfektes Leben am Kreuz von Golgatha. Dort trug er das, was wir alle verdient hätten: die Trennung vom Vater. Als Jesus am Kreuz hing, betete er. Er richtete sich nicht einmal mehr an den Vater, sondern sagte: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Der größte Schmerz, den Jesus dort am Kreuz ertrug, war die totale Gottverlassenheit. Etwas, das wir uns kaum vorstellen können: total verlassen von Gott zu sein. Jesus trug diesen Schmerz nicht, weil er es verdient hatte, sondern weil wir es verdient hatten.
Er nahm die Strafe auf sich. Er ist das Opfer, auf das alle anderen Opfer hinwiesen. Er ist der Priester, der wirklich den Weg frei macht. Das hat er am Kreuz getan – er hat den Weg frei gemacht zum Vater.
Das sehen wir auch im Neuen Testament, als Jesus am Kreuz stirbt und seinen letzten Atemzug tut. Es heißt, der Vorhang im Tempel zerriss von oben nach unten. Dieser Vorhang war schon in der Stiftshütte vorhanden.
Das Zerreißen des Vorhangs ist Gottes große Einladung und sein Ruf an uns Menschen: Der Weg ist frei, ihr dürft kommen. Gemeinschaft mit mir, die Beziehung zu mir, zu eurem Schöpfer, ist möglich. Kommt!
Einladung zum Neuanfang mit Gott
Vielleicht bist du in deinem Leben bis heute deinen eigenen Weg gegangen. Du hast gedacht: „Ich mache das, was ich für richtig halte.“ Vielleicht hast du sogar gedacht, dass du eigentlich nicht möchtest, dass dir irgendein Gott oder sonst jemand sagt, wie du dein Leben zu führen hast.
Es ist möglich, dass du dir noch nie Gedanken darüber gemacht hast, ob es überhaupt Gott gibt. Und wenn ja, wer er ist und wie er ist. Vielleicht hast du dir auch noch nie überlegt, dass du Gottes Nähe wirklich brauchst.
Ich möchte dich ermutigen, deinen Weg zu überdenken und zu hinterfragen. Die Bibel zeigt uns, dass es einen Weg zu Gott gibt – aber nur einen Weg. Es geht nur nach Gottes Idee, nach seinem Plan. Und dieser Weg ist Jesus. Jesus sagt über sich selbst: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Johannes 14,6)
Durch Jesus kommen wir zum Vater und erhalten Frieden mit Gott. Ich möchte dich einladen, zu Jesus zu kommen und dich mit Gott versöhnen zu lassen. Es ist ein bisschen so wie damals in der Schule, wenn das Zeugnis neu geschrieben wird, die alten schlechten Noten, das Ungenügend, herausradiert werden und du ganz neu anfangen darfst.
So macht es Gott mit uns. Es ist erstaunlich, dass er uns diese neue Chance schenkt.
Es kann aber auch sein, dass dir das alles schon sehr klar ist, du aber trotzdem gerade große Schwierigkeiten hast, das in Anspruch zu nehmen. Ich weiß, dass das in meinem Leben so war.
Es gab eine Zeit, da dachte ich, das gilt vielleicht für andere, aber nicht mehr für mich. Weil ich so viel falsch gemacht hatte, so oft nicht nach Gottes Willen gefragt hatte – und das, obwohl ich einmal für Gott gebrannt habe und mein Leben wirklich für ihn gelebt habe.
Dann bin ich von Gott weggegangen. Ich habe andere Dinge getan, aber sicher nicht das, was Gott wollte. Ich dachte, die Gnade Gottes gilt vielleicht für andere, aber ich kann sie nicht mehr in Anspruch nehmen – nicht nach dem, wie ich gelebt habe. Umkehr schloss ich für mich aus.
Doch dann hat Gott Menschen in mein Leben geschickt. Sie sagten zu mir: „Matthias, das stimmt nicht, du glaubst eine Lüge. Ja, du warst wirklich untreu, das können wir festhalten. Wenn wir dein Leben sehen, können wir bestätigen, dass du untreu warst. Aber Gott ist treu, barmherzig und ein Gott der zweiten Chance – der dritten, vierten und wenn es sein muss, auch der tausendsten Chance. Es gibt immer wieder einen Neuanfang. Kehr um, heute!“
Das hat mein Leben tief verändert – ganz tief. Dass ich das verstehen durfte, war ein großer Segen.
Wenn du gerade in einer ähnlichen Situation bist und denkst: „Für mich geht es nicht mehr weiter, ich kann nicht mehr zurückkommen, nicht nach allem, was war“, dann möchte ich dir sagen: Gott ist jetzt nah! Und ein Neuanfang ist wirklich möglich.
Ermutigung zur Umkehr und Gemeinschaft mit Gott
Ich muss an die Christen in Laodizea denken. In der Offenbarung spricht Jesus sie selbst mit einem Brief an. Diese Christen waren ziemlich lau unterwegs, aber immer noch Christen. Sie haben sich jedoch kaum dafür interessiert, was Gott eigentlich will. Jesus sagt, das kann er nicht loben, und dass sie auf einem wirklich gefährlichen Weg sind.
Aber er gibt ihnen auch eine wertvolle Ermutigung. Jesus sagt ihnen: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn mir jemand die Tür öffnet, werde ich zu ihm hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten, und er mit mir.“ Das ist ein Wort für Christen. Es wird oft für Nichtchristen gepredigt, aber es ist ein Wort für Christen.
Wir dürfen die Tür öffnen. Jesus ist so nah und sagt: „Ich klopfe an.“ Wenn du in Sünde verstrickt bist und so gelebt hast, als gäbe es keinen Gott, obwohl du ihn kennengelernt hast, dann öffne die Tür. Lass ihn neu in dein Leben. Gott ist nah.
Manchmal hilft es, das mit jemandem zu besprechen. Vielleicht ist da Sünde in deinem Leben, und du denkst: „So, wie will Gott mir das vergeben?“ Ich ermutige dich, sprich mit jemandem darüber – mit einem Glaubensbruder, einer Glaubensschwester oder einem der Ältesten, wem auch immer du vertraust.
Bring es ins Licht! Es ist ein großer Segen, dass wir einander die Sünden bekennen dürfen. Gott sagt uns in seinem Wort: Wenn wir unsere Sünden bekennen, wenn wir sie vor Gott bekennen, dann ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.
Auch das durfte ich erleben: Was für ein Geschenk es ist, wenn dir jemand zuspricht, dass dir vergeben ist, wenn du diese Last nicht selbst tragen kannst. Das ist Beichte im guten Sinn.
Ich ermutige dich, nimm das in Anspruch und lass dir den Neuanfang schenken.
Gottes Geduld und Treue trotz menschlichem Versagen
Ihr Lieben, das Buch Exodus, Kapitel 1, zeigt uns, dass der heilige und gerechte Gott zugleich barmherzig, gnädig, treu und unfassbar geduldig ist. Er hat gesehen, wie sein Volk in Ägypten in der Sklaverei gelitten hat. Und er sagt: Das geht mir zu Herzen, ich rette sie aus dieser Not.
Dann hat er ihren Undank ertragen, ihr Murren und Klagen. Ihren ganzen Zweifel, ob Gott wirklich gut mit uns meint. Gott hat es ertragen und noch mehr: Er hat sie weiter gesegnet und beschenkt. Er hat ihnen Chance um Chance gegeben, Neuanfang um Neuanfang geschenkt.
Er hat ihnen den Bundesbruch am Sinai vergeben, wirklich vergeben. Und er ist gekommen und hat bei ihnen gewohnt. Dieser Gott Israels ist unser Gott. Er ist nah und sagt uns das: Er ist durch seinen Heiligen Geist in jedem einzelnen Christen. Du bist ein Tempel des Heiligen Geistes, wenn du Jesus nachfolgst. Er wohnt in seiner Gemeinde, seinem Haus aus lebendigen Steinen.
Ist das nicht atemberaubend? Gott ist mit uns. Lasst uns ihn anbeten.
Vater im Himmel, wir danken dir von ganzem Herzen, dass du bist, wie du bist, und dass wir das durch dein Wort erkennen dürfen. Du zeigst uns: Du bist heilig, heilig, heilig und gleichzeitig barmherzig, geduldig, gnädig und treu. Du schenkst uns das Wertvollste, was du geben kannst: die verlorene Beziehung zu dir. Das, was wir uns nicht erarbeiten können und nicht ungeschehen machen können.
Du nimmst uns die Sünde und bringst uns zu dir. Wir loben dich, preisen dich und danken dir dafür, dass Jesus für uns eingetreten ist als unser Priester. Dass er sein Leben als Opfer für uns gegeben hat, damit wir frei aus deinem Gericht gehen und mit dir als deine Kinder leben dürfen.
Ich möchte für jeden unter uns beten, der sich gerade schwer tut, deine Gnade anzunehmen, weil er sagt: Ich habe so viel falsch gemacht, ich habe so viel Sünde in meinem Leben. Herr, ich bitte dich, überführe uns davon, dass deine Gnade größer ist als all unser Versagen.
Wir loben dich, preisen dich und beten um ein Herz wie das der Israeliten damals, die getan haben, was dir gefällt und dich ehrt. Hilf uns, so zu leben – aus Dank für das, was du für uns getan hast.
In Jesu Namen, Amen.
