Zum Inhalt

Zephanja, Haggai, Sacharja und Maleachi

Drohnenflug über alle Bücher der Bibel, Teil 9/20
17.06.2023
SERIE - Teil 9 / 20Drohnenflug über alle Bücher der Bibel
Zephanja behandelt in seinem Buch das weltweite Gericht am „Tag des HERRN“ und den darauffolgenden weltweiten Segen für die übrig gebliebenen Menschen. Das Buch Haggai lehrt uns: Der Herr soll in unserem Leben den ersten Platz einnehmen. Das Buch Sacharja behandelt Gottes tröstliche Zukunftsabsichten für die Stadt Jerusalem. Maleachi spricht über Gottes Liebe und Israels kaltes Herz.

Einführung und Überblick über die Bibelbücher

Guten Morgen, ich begrüße alle herzlich zu diesem Bibelstudientag mit dem Thema „Drohnenflug über alle Bücher der Bibel“.

Heute beschäftigen wir uns mit Zephanja, dann Haggai, Sacharja und Maleachi. Es ist wichtig zu sagen, dass wir eine Übersicht über die Bibelbücher machen. So vermeiden wir, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Es geht darum, den Wald, also den Zusammenhang, zu erkennen.

Dabei können wir nicht auf alle Details eingehen. Stattdessen betrachten wir ausgewählte Details und bei jedem Buch die Hauptbotschaft sowie die Hauptbedeutung innerhalb der biblischen Bücher.

Wer es ausführlicher möchte, findet seit Jahren bereits eine Übersicht über alle Bibelbücher online. Diese begann bei „Sie haben“ und ist auf meinem Kanal „Roger Liby Live“ zu finden. Dort sind schließlich alle Bibelbücher ausführlicher behandelt.

Jetzt, wo wir bei den kleinen Propheten sind, gibt es auch zu jedem einzelnen kleinen Propheten eine genauere Betrachtung im Detail. Dazu gehört eine Übersetzung, ein beigefügtes Skript sowie eine ganz wörtliche Übersetzung der kleinen Propheten. Dabei wird sogar das poetische Versbild bei der Druckgestaltung berücksichtigt.

Zephanja: Gericht und Hoffnung im Kontext der babylonischen Bedrohung

Nun wenden wir uns dem Buch Zephanja zu. Wenn wir Vers 1 lesen, sehen wir, wie die Datierung erfolgt: „Das Wort des Herrn, das an Zephanja erging, den Sohn Kuschis, des Sohnes Gedaljas, des Sohnes Ammarias, des Sohnes Hilkias, in den Tagen Josias, des Sohnes Ammons, des Königs von Juda.“

Wir befinden uns hier also in den Jahren kurz bevor die Babylonier begannen, Jerusalem mit Krieg zu bedrängen und schließlich zu zerstören. König Josia war der letzte König in der Reihe der Könige von Juda, bei dem es noch eine Erweckung, eine Umkehr und eine Erneuerung gab. Doch gleich danach ging es wieder total bergab.

Als Josia im Jahr 609 starb, vergingen noch drei Jahre, bis die babylonische Armee vor den Toren Jerusalems stand. In mehreren Kriegsphasen kam es dann im Jahr 586 zum Untergang Jerusalems und zur Wegführung der Juden nach Babylon.

Ich lese weiter in den Versen 2 und 3: „Ich werde alles von der Fläche des Erdbodens ganz und gar wegraffen, spricht der Herr. Ich werde Menschen und Vieh wegraffen, ich werde wegraffen die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres und die Anstößigen samt den Gottlosen, und ich werde die Menschen ausrotten von der Fläche des Erdbodens, spricht der Herr.“

Nun lese ich aus dem Skript meine kurze Zusammenfassung von Zephanja vor: Zephanja behandelt in seinem Buch das weltweite Gericht am Tag des Herrn und den darauf folgenden weltweiten Segen für die übrig gebliebenen Menschen.

Ich unterbreche kurz zur Erklärung: Zephanja lebte in der Zeit, als unmittelbar das Gericht der Babylonier über das Königreich Juda kam. Dieses Gericht von damals war ein Vorgeschmack auf das weltweite Gericht, das Gott am Tag des Herrn bringen wird. So ist der Zusammenhang zwischen der Zeitgeschichte und dem, was in Zephanja erzählt wird.

Zephanja spricht in seinem Buch nicht über den Krieg der Babylonier und den Untergang des Judenstaates, sondern über etwas, das noch schrecklicher ist. Damals war das ein tiefer Einschnitt in die Geschichte des jüdischen Volkes. Doch was in der Zukunft kommen wird, ist der tiefste Einschnitt durch das Gericht Gottes. Dieses wurde durch das, was in der Zeit von Zephanja geschah, vorausgezeichnet.

In den Versen 2 und 3 von Kapitel 1 „Ich werde alles von der Fläche des Erdbodens ganz und gar wegraffen, spricht der Herr“ fällt auf, wie viele Ausdrücke, Wörter und Begriffe aus 1. Mose 6 stammen, wo Gott die Sintflut ankündigt als weltweites Gericht.

Gott gab Noah und seiner Familie, als sie aus der Arche ausgestiegen waren und noch oben auf dem Berg Ararat waren, die Verheißung am Ende von 1. Mose 8, dass er nie mehr eine weltweite Sintflut schicken wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass es nie mehr ein weltweites Gericht geben wird.

Das Gericht am Tag des Herrn, das über die ganze Welt kommen wird und hier in Zephanja beschrieben wird, wird nicht mit Wasser geschehen, sondern mit anderen Mitteln: Feuer, Krieg und weltweite Katastrophen – nicht durch Wasser, sondern durch Krieg.

Ich lese weiter aus Vers 7: „Still vor dem Herrn, dem Ewigen, denn nahe ist der Tag des Herrn. Denn der Herr hat ein Schlachtopfer bereitet, er hat seine Geladenen geheiligt. Und es wird geschehen: Am Tag des Schlachtopfers des Herrn werde ich die Fürsten und die Königssöhne heimsuchen und alle, die sich mit fremdländischer Kleidung bekleiden. An jenem Tag werde ich jeden heimsuchen, der über die Schwelle springt, alle, die das Haus ihres Herrn mit Gewalttat und Betrug erfüllen.“

„Und an jenem Tag, spricht der Herr, wird ein Geschrei vom Fischtor erschallen, ein Geheul von der Unterstadt und lautes Jammern von den Hügeln.“

Man merkt, wie oft der Begriff „Tag“ vorkommt. In Vers 7 haben wir den „Tag des Herrn“. Ich lese weiter in Vers 8: „Nahe ist der große Tag des Herrn, er ist nahe und eilt sehr. Horch, der Tag des Herrn! Bitterlich schreit dort der Held. Ein Tag des Grimmes ist dieser Tag, ein Tag der Drangsal und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels, ein Tag der Posaune und des Kriegsgeschreis gegen die festen Städte und gegen die hohen Zinnen.“

„Und ich werde die Menschen ängstigen, und sie werden umhergehen wie die Blinden, weil sie gegen den Herrn gesündigt haben. Ihr Blut wird verschüttet werden wie Staub und ihr Fleisch wie Kot. Auch ihr Silber und ihr Gold werden sie nicht retten können am Tag des Grimmes des Herrn. Durch das Feuer seines Eifers wird das ganze Land verzehrt werden, denn ein Ende – ja, ein plötzliches Ende – wird er mit allen Bewohnern des Landes machen.“

Hier wird der Tag des Herrn als weltweites Gericht eindrücklich beschrieben. Es ist eine Zeit des Weltkrieges, und es wird der letzte Weltkrieg sein.

Der Herr Jesus sagt in Matthäus 24 folgendes und nennt diese Zeit des Tages des Herrn die große Drangsal.

Der Tag des Herrn und die grosse Drangsal

 Matthäus 24, ab Vers 15: Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung seht, von dem durch den Propheten Daniel die Rede ist, stehen am heiligen Ort – wer es liest, der merke es –, dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge fliehen.

Wer auf dem Dach ist, steige nicht hinab, um die Sachen aus seinem Haus zu holen. Und wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, um sein Oberkleid zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Säugenden in jenen Tagen!

Betet aber, dass eure Flucht nicht im Winter stattfindet, noch am Sabbat. Und jetzt kommt es: Denn dann wird große Drangsal sein, wie sie seit Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist und auch nicht wieder sein wird.

Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch errettet werden. Aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden. Gott hat diese Zeit der großen Drangsal in seinem Plan auf dreieinhalb Jahre verkürzt. Das sind die letzten dreieinhalb Jahre vor der Wiederkunft Christi.

Jetzt verstehen wir: Der Höhepunkt des Tages des Herrn ist das Kommen des Herrn Jesus als Richter und König der Welt. Aber die dreieinhalb Jahre große Drangsal – der letzte Weltkrieg –, der die Menschheit an den Rand der Selbstvernichtung führen wird.

Jesus sagt, wenn Gott diese Zeit nicht verkürzt hätte, nämlich auf dreieinhalb Jahre, würde kein Fleisch errettet werden. Er sagt nicht „keine Seele“, sondern „kein Fleisch“ – das heißt, kein Mensch würde überleben.

Die Menschheit hat heute die Mittel, um die ganze Menschheit mehrmals zu vernichten. Und wir realisieren alle, wie Massenvernichtungswaffen heute an Bedeutung täglich zunehmen. So wird das hier beschrieben als Tag des Grimmes, als Tag des Wolkendunkels, des Kriegsgeschreis gegen die festen Städte und die hohen Zinnen usw.

Symbolik des Tages des Herrn und das Licht vor der Sonne

2015 – und wie soll man sich das genau vorstellen? Ich habe das am vergangenen Montag so erlebt: Nach ein Uhr nachts sind wir losgezogen, um den Gipfel des Arra zu erreichen. Es verging einige Zeit, bis plötzlich über dem Horizont – dem ganz steilen Horizont, der ständig steil hinaufging – das Licht des Morgens erschien.

Doch es dauerte noch lange, bis die Sonnenscheibe tatsächlich über dem Horizont aufging. Dabei dachte ich genau daran: So ist es am Tag des Herrn. Das Licht, bevor die Sonne aufgeht, gehört bereits zum Tag. Das wird hier in Stephania 1 beschrieben. Dort wird noch nicht das Kommen des Herrn selbst erwähnt. Dieses kommt erst dreieinhalb Jahre später, so wie es in Sacharja 14 beschrieben ist.

 Sacharja 14,1 sagt: „Siehe, ein Tag kommt für den Herrn. Da wird er deine Beute in deiner Mitte verteilen, und ich werde alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg versammeln. Die Stadt wird eingenommen, die Häuser geplündert und die Frauen vergewaltigt.“ Dieser Tag hier ist der Tag des Herrn. Der Höhepunkt dieses Tages wird in Vers 3 beschrieben: „Und der Herr wird ausziehen und gegen jene Nation kämpfen, wie an dem Tag, an dem er kämpft, an dem Tag der Schlacht. Und seine Füße werden an jedem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt.“

Jesus wird kommen und sichtbar sein auf dem Ölberg. Er wird dort als Mensch stehen. Das entspricht gewissermaßen dem Morgen in Jerusalem, wenn die Sonne über dem Ölberg als Sonnenscheibe sichtbar wird. Doch auch dort gibt es zuerst diese Zeit, in der man nur das Licht sieht, ohne dass die Sonne schon aufgegangen ist. Dieses Licht gehört bereits zum Tag des Herrn.

Der Begriff „Tag des Herrn“ bezeichnet nicht einen 24-Stunden-Tag. Wir haben noch weitere solche heilsgeschichtlichen Tage. In 2. Korinther 6 wird über den Tag des Heils gesprochen. Man kann sagen: Die vergangenen zweitausend Jahre seit Pfingsten haben die Nachfolger des Herrn Jesus den Auftrag, das Evangelium weltweit zu verbreiten. Das ist der Tag des Heils.

Was nun vor der Tür steht, ist der Tag des Herrn. Dieser letzte Weltkrieg – man kann sagen, die Schachfiguren sind weltweit aufgestellt. Was noch fehlt, ist die Gemeinde der wahren Gläubigen. Diese muss noch entrückt werden. Danach werden sich die Ereignisse überstürzen und es wird zum Tag des Herrn kommen.

Jesus Christus wird dann auf dem Höhepunkt dieses Tages als König und Richter der Welt erscheinen. Er wird tausend Jahre in Frieden als Herr über diese Welt regieren. Auch das wird in der Bibel immer noch zum Tag des Herrn gerechnet. Das sieht man aus 2. Petrus 3, wo erklärt wird, dass, wenn der Tag des Herrn vorbei ist, Himmel und Erde aufgelöst werden.

Darum steht in 2. Petrus 3, dass am Tag des Herrn Himmel und Erde aufgelöst werden. Dann spricht 2. Petrus 3 vom Tag Gottes. Das bedeutet, dass Gott ein neues Universum schaffen wird – einen neuen Himmel und eine neue Erde. Schließlich spricht 2. Petrus 3 noch über einen weiteren Tag: den Tag der Ewigkeit.

Die verschiedenen „Tage“ in der Heilsgeschichte

Ich gebe das ganz kurz und im Detail an, damit man die Verse vor sich hat.

 2. Petrus 3,10: Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb. Das ist dann, wenn die Drangsal kommt und Jesus Christus schließlich erscheint. Für die Welt ist das eine böse Überraschung, denn es ist wie das Kommen eines Diebes. Man weiß nicht wann, die Welt weiß nicht wann. Aber es ist kein schöner Besuch für die Welt, darum wird dieser Tag mit einem Dieb verglichen. Jesus ist kein Dieb, aber er kommt wie ein Dieb.

Dann sagt Petrus, dass an diesem Tag die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, und die Elemente in Brand aufgelöst werden. Das geschieht erst am Ende des tausendjährigen Reiches. Das macht klar, dass der Tag des Herrn also auch das tausendjährige Reich umfasst.

In Vers 12 heißt es: Indem ihr erwartet und sorgfältig vorbereitet die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen die Himmel in Feuer geraten werden, sich auflösen und die Elemente im Brand zerschmelzen werden. Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.

Hier steht also: Am Tag Gottes, ja, am Tag des Herrn endet etwas, und dann beginnt der Tag Gottes. Das ist der Moment, in dem das Universum aufgelöst wird. Er wird dann Tag Gottes genannt, weil Gott der Schöpfer ist. Wie es in 1. Mose 1 heißt: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“ – nicht „im Anfang schuf der Herr Himmel und Erde“. Das ist der Tag Gottes, an dem das Universum aufgelöst wird. Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen (Vers 13).

Weiter heißt es in Vers 18: Wacht aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus; ihm sei die Herrlichkeit sowohl jetzt als auch am Tag der Ewigkeit. Dann folgt mit dem neuen Himmel und der neuen Erde die Ewigkeit.

Das soll einfach helfen, die Begriffe Tag des Heils, Tag des Herrn, Tag Gottes und Tag der Ewigkeit einordnen zu können.

Literarische Struktur und zentrale Aussagen in Zephanja

Und nun ein ganz wichtiger Hinweis zu Zephanja: In Vers 18 finden wir den Refrain. In der Mitte steht: „Und durch das Feuer seines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden.“

Das hebräische Wort „Eretz“ bedeutet Land oder Erde. Hier muss man mit „Erde“ übersetzen, denn es geht um das weltweite Gericht, das in Zephanja beschrieben wird.

Der Refrain erscheint dann noch einmal in Kapitel 3, Vers 8 am Schluss: „Denn durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden.“

Dieser Refrain teilt das Buch in drei Teile. Man muss genau darauf achten, denn immer wieder werden in biblischen Büchern durch solche literarischen Markierungen, wie einen Refrain, die von Gott her gegebene Einteilung deutlich gemacht.

Ein weiteres Detail zu Vers 18: Wenn der Tag des Herrn, der vor der Tür steht, über diese Welt kommen wird, gilt Vers 18 besonders: „Auch ihr Silber, auch ihr Gold wird sie nicht retten können am Tag des Grimmes des Herrn.“

Viele Menschen versuchen heute, ihren Reichtum zu sichern, indem sie in die besten Fonds oder die besten Aktien investieren. Es gibt auch andere Möglichkeiten, die als noch sicherer gelten. Doch hier wird klargemacht: Auch wenn man sich in Silber und Gold rettet, wird das am Tag des Herrn nichts mehr nützen (Zephanja 1,18).

Dabei denke ich an eine Eselsbrücke, denn die Einteilung in Verse und Kapitel stammt aus dem Mittelalter und dient nur als Hilfe beim Bibellesen.

Im Neuen Testament finden wir in 1. Petrus 1,18 die Antwort auf das Dilemma von Zephanja 1,18: „Indem ihr dieses wisst, dass ihr nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern durch das kostbare Blut Jesu Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken.“

Das zeigt, dass es eine Möglichkeit gibt, wie man gerettet werden kann vor dem Tag des Herrn – durch das Blut des Messias, des Herrn Jesus.

Gericht über die Nationen und die Zukunft Israels

Ich lese im Skript weiter: Der Ewige wird die ganze Welt und insbesondere das jüdische Volk im Land Israel richten (Zephanja 1,2-18). Zephanja betont besonders das Gericht über den Gazastreifen (2,4-7), über Nord- und Mitteljordanien, nämlich Ammon und Moab, das in Kapitel 2,8-11 behandelt wird. Dann folgt das Gericht über Kusch, das in der Bibel speziell den Sudan bezeichnet, das Land südlich von Ägypten (2,12). Auch Assyrien und Ninive, das Gebiet des heutigen Nordirak, werden erwähnt (2,13-15), ebenso wie Jerusalem (3,1-8).

 Zephanja 1 sagt, das Gericht kommt über die ganze Welt, über die ganze Erde. Anschließend werden bestimmte Regionen hervorgehoben, die in der Bibel eine besondere und zentrale Bedeutung haben. Das erste ist der Gazastreifen.

Ich lese Kapitel 2, Vers 4: „Denn Gaza wird verlassen, und Aschkelon wird eine Wüste sein. Aschdot wird am hellen Mittag vertrieben, und Ekron wird entwurzelt werden.“

Dann folgt die Warnung: „Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meer, der Nation der Kretiter oder der Kreter! Das Wort des Herrn kommt über euch, Kanaan, Land der Philister, und ich werde dich vernichten, dass kein Bewohner mehr bleibt. Der Landstrich am Meer wird zu Weideplätzen voller Hirtenzisternen und Kleinviehhürden werden. Er wird ein Landstrich für den Überrest des Hauses Juda sein. Sie werden darauf weiden und sich am Abend in den Häusern Aschkalons lagern, denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihr annehmen und ihr Schicksal wenden.“

Man sieht, dass ausgerechnet diese Landstriche am Meer, der bekannte Gazastreifen, erwähnt werden. Dort wird es zu einer totalen Katastrophe kommen. Für Israel wird dann die Zeit des bleibenden Friedens anbrechen, denn Gott wird ihr Schicksal wenden, so Vers 7.

Dazu ist noch zu sagen: In Hesekiel wird erklärt, was der Grund für diese Totalvernichtung des Gazastreifens nach dem prophetischen Wort ist. Hesekiel 25,15 lautet: „So spricht der Herr, der Ewige: Weil die Philister mit Rachsucht gehandelt und Rache geübt haben mit Verachtung der Seele.“

Ich muss erklären: Palästinenser heißt auf Arabisch „Filastini“, und das ist dasselbe Wort wie in der Bibel für Philister. Weil also die Philister mit Rachsucht gehandelt und Rache geübt haben, mit Verachtung des Lebens, zur Zerstörung in ewiger Feindschaft – das ist das große Problem heute: eine Rachsucht, ein Hass gegen Israel, einfach der Wunsch, Juden auszulöschen, zu vernichten, wer es auch sei.

Darum sagt der Prophet: „Darum so spricht der Herr, der Ewige: Siehe, ich werde meine Hand gegen die Philister ausstrecken, und ich werde die Keretiter ausrotten und den Überrest an der Küste des Meeres vertilgen. Ich werde durch Züchtigungen des Grimms große Rache an ihnen üben, und sie werden wissen, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Rache über sie bringe.“

Wir haben jetzt gesehen, hier wird wieder „Keretiter“ gesagt, ebenso wie in Zephanja, der alteständische Ausdruck für Kreta. In der Geschichte, besonders Ende des zweiten Jahrtausends vor Christus, kam es aus dem Gebiet der Ägäis, dem Gebiet von Kreta, zu einer großen Einwanderungswelle. Zunächst nach Ägypten, dann entlang des Mittelmeers, wo sie Wohnsitz im Land Kanaan im Gebiet des heutigen Gazastreifens nahmen. So wurde das Land der Philister, der Palästinenser.

Moab, das Gebiet Mitteljordaniens, und Ammon werden in Kapitel 2,8-11 ebenfalls erwähnt. Auch dieses Gebiet wird völlig vernichtet werden, weil sie großes Unrecht gegen das Land Israel getan haben. In der modernen Geschichte hat sich Jordanien sehr dafür eingesetzt, dass Israel nicht entstehen soll. Und als Israel entstand, dass es sofort vernichtet wird. Die Aktualität der Prophetie ist wirklich beeindruckend.

Nun noch der letzte Satz auf dem Blatt: Der Überrest Israels und der Überrest aus den übrigen Völkern wird von Gott schließlich gesegnet werden. Der Herr wird in der Mitte seines Volkes wohnen.

Ich lese Kapitel 3, Vers 9: „Denn dann werde ich die Lippen der Völker in reine Lippen verwandeln, damit sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen. Von jenseits der Ströme Äthiopiens, von Kusch, werden sie mir meine flehenden, meine zerstreute Schar als Opfergabe darbringen. An jedem Tag wirst du nicht mehr all deine Handlungen schämen müssen, womit du gegen mich übertreten hast. Denn dann werde ich deine Stolzverlockenden aus deiner Mitte wegnehmen, und du wirst dich fortan nicht mehr überheben auf meinem heiligen Berg. Ich werde in deiner Mitte ein elendes und geringes Volk übriglassen, und sie werden zum Namen des Herrn Zuflucht nehmen. Der Überrest Israels wird kein Unrecht tun und keine Lüge reden.“

Durch die Drangsal hindurch wird ein Überrest aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen – sagt Offenbarung 7,9 – gerettet werden. Das sind Menschen, die das Evangelium nicht schon vor der Entdrückung gehört haben. Diejenigen, die es gehört haben, werden sich verhärten, sagt 2. Thessalonicher 2.

Aber es gibt so viele Menschen, die bis heute nicht erreicht sind. Dort wird eine unzählbare Schar – sagt Offenbarung 7 – aus allen Nationen, Völkern, Stämmen und Sprachen zum Glauben an den Herrn Jesus kommen. Dieser Überrest wird dann in das tausendjährige Reich eingehen. Das ist der Überrest, dessen Lippen in reine Lippen verwandelt werden.

Aus Israel wird ein Drittel der Bevölkerung in der Drangsal zum Glauben kommen, von Gott als sein Volk anerkannt und gesegnet werden. Schließlich sagt Zephanja 3,15-17: Der Herr wird dann in der Mitte seines Volkes wohnen – für das tausendjährige Friedensreich.

Haggai: Ermutigung zum Tempelbau und Prioritäten im Glaubensleben

Nun wenden wir uns weiter dem Propheten Haggai zu. Haggai, Sacharja und Maleachi bilden eine besondere Gruppe, denn diese drei Propheten lebten in der Zeit des Persischen Weltreiches. Die Perser hatten das Babylonische Reich erobert, das zur Zeit von Zephanja noch von Bedeutung war, weil Israel damals bedroht und deportiert wurde.

Die Perser erlaubten den Juden, den Tempel im Land wieder neu aufzubauen. Genau das zeigt uns Haggai. Die Jahre nach der babylonischen Gefangenschaft waren geprägt vom Wiederaufbau des Tempels.

Im Skript lese ich: Das Buch Haggai lehrt uns, dass der Herr in unserem Leben den ersten Platz einnehmen soll. Das Volk hatte nach der babylonischen Gefangenschaft begonnen, den Tempel wieder aufzubauen. Doch schwere politische Spannungen führten zu einem Baustopp. Die damit verbundene allgemeine Frustration bewirkte eine Verschiebung der Prioritäten. Persönlicher Komfort trat an die Stelle der Sache des Herrn.

Haggai bewegte das Volk zur Umkehr und motivierte es zur Liebe und Hingabe an den Herrn. Diese Hingabe äußert sich in der aktiven Arbeit am Bau des Tempels. Haggai ermutigte die Menschen, den Tempel zu bauen, auch wenn er bescheiden war. Gleichzeitig richtete der Prophet den Blick auf die Zukunft. In der Endzeit wird der Tempel in Jerusalem eine Herrlichkeit tragen, die alles Frühere in den Schatten stellen wird (Haggai 2,5-9).

Es war also so: Die Perser gaben den Juden die Erlaubnis, in ihr Land zurückzukehren (vgl. Esra 1). Dann begannen sie, den Tempel wieder aufzubauen (vgl. Esra 3). Doch es gab Widerstand von feindlichen Nationen (vgl. Esra 4). Dieser Widerstand führte schließlich dazu, dass die persische Regierung einen Baustopp verhängte.

Was machten die Juden daraufhin? Sie sagten: „Jetzt können wir den Tempel nicht mehr bauen, dann bauen wir eben unsere eigenen Häuser.“ Diese bauten sie sehr schön. An dieser Stelle setzt Haggai ein und sagt, dass das falsch ist, was sie tun.

 Haggai 1,2: So spricht der Herr der Heerscharen: „Dieses Volk spricht: Die Zeit ist nicht gekommen, das Haus des Herrn zu bauen.“ Und das Wort des Herrn erging durch den Propheten Haggai, indem er sprach: „Ist es für euch selbst Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus wüst liegt?“ Im Weiteren sagt er: „Geht, holt das Baumaterial und baut an dem Haus des Herrn!“

Doch die Juden argumentierten: „Ja, aber wir dürfen ja nicht.“ Was heißt hier „wir dürfen nicht“? Gott hatte doch gesagt, dass sie den Tempel bauen müssen. Die Regierung verbietet es – aber das Prinzip aus Apostelgeschichte 4 und 5 gilt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Grundsätzlich sollen wir der Regierung gehorchen (Römer 13). Doch wenn die Regierung etwas verlangt, das gegen Gottes Gebote verstößt, gibt es eine Ausnahme. Wichtig ist dabei, dass diese Ausnahme nicht dazu führt, die Autorität der Regierung grundsätzlich nicht mehr anzuerkennen. Es geht nur um die Ausnahme.

Hier wird also klar: Der Befehl hätte umgesetzt werden sollen. Doch die Juden sagten „Wir dürfen nicht.“ Haggai zeigte, und das lesen wir auch im Buch Esra, Kapitel 5, dass er zusammen mit Sacharja ans Werk ging und einfach weiter am Tempel baute.

Was geschah dann? Nach kurzer Zeit gab es erneut eine Klärung bei der persischen Regierung, und offiziell wurde die Erlaubnis zum Weiterbau gegeben. Wichtig war, dass die Juden den ersten Glaubensschritt taten. Dann half der Herr, dass das Projekt durchgeführt werden konnte.

Was bedeutet dieser Tempelbau für uns heute? Nach 1. Korinther 3,16 ist heute die Gemeinde der Tempel Gottes. Am Haus Gottes zu bauen heißt: evangelisieren, das Wort Gottes verbreiten und Menschen, die zum Glauben kommen, in örtliche Gemeinden einfügen. Das ist Tempelbau.

Doch die Menschen damals sagten: „Jetzt können wir nicht, also bauen wir an unseren eigenen Häusern.“ Der Herr sagt dazu, dass sie ihre Prioritäten verschoben hatten. Es war nicht falsch, an den eigenen Häusern zu bauen, aber die Priorität sollte auf dem Haus Gottes liegen – heute die Gemeinde – und auf der Evangelisation. Diese Prioritäten dürfen auch vom Staat nicht verhindert werden.

So sehen wir bei Haggai, wie Gott Gelingen schenkte. Das Erstaunliche ist, dass Haggai diese Botschaft gab und die Reaktion umwerfend war. Alle hörten darauf und taten, was er sagte.

Dann gibt es eine zweite Botschaft (Haggai 1,13): Da sprach Haggai, der Bote des Herrn, kraft der Botschaft des Herrn zum Volk und sagte: „Ich bin mit euch, spricht der Herr.“

Das war eine Botschaft im Hebräischen von nur vier Wörtern. Ist das nicht wunderbar? Alle gehorchen, und das Wort hat eine solche Kraft! Man stelle sich vor, wie viele Predigten es manchmal über dasselbe Thema gibt, und es ändert sich nichts. Hier aber reicht eine kurze Predigt, und alle sagen: „Ja, machen wir!“

Das zeigt, dass das Wort Gottes die Kraft hat, auf Herzen und Gewissen zu wirken. Dann kommt noch eine Ermutigungsbotschaft, die im Hebräischen ebenfalls aus vier Wörtern besteht. Das ist gewaltig.

„Ich bin mit euch, spricht der Herr“ – das sind auf Hebräisch nur vier Wörter. Und das unterbietet sogar 1. Korinther 14,19. Paulus sagt dort, dass er in der Gemeinde lieber fünf verständliche Worte sprechen möchte, sodass alle verstehen, als zehntausend Worte in einer fremden Sprache, die niemand versteht.

Es bringt nichts, wenn jemand zehntausend Worte spricht, die niemand versteht. Fünf verständliche Worte wären zum Beispiel: „Der Herr ist mein Hirte“ – fünf Wörter. Aber hier sind es nur vier: „Ich bin mit euch, spricht der Herr.“

In Kapitel 2 wird berichtet, dass die alten Leute unter dem Volk, die noch den Salomonischen Tempel kannten, traurig waren, weil der Tempel mit so ärmlichen Mitteln wieder aufgebaut wurde. Ihnen wurde Mut gemacht: Gott hat vor, den Tempel in der Zukunft noch herrlicher zu machen als den Salomonischen Tempel.

Das Haus in seiner letzten Herrlichkeit wird großartiger sein als der Salomonische Tempel. Das ist ein Hinweis auf den letzten Tempel, den dritten Tempel, nach Ezechiel, der alles bisher Dagewesene völlig in den Schatten stellen wird.

Sacharja: Gottes Zukunftsplan für Jerusalem und den Messias

Wir gehen weiter zu Sacharja. Das Buch Sacharja behandelt Gottes tröstliche Zukunftsabsichten für die Stadt Jerusalem. Diese Stadt wird zwar lange Zeit ein Spielball der Weltmächte sein und dabei viel Elend erleben, doch eine bestimmte Zeit wird kommen, in der der Ewige sich Jerusalems in Gnade annehmen wird.

Er selbst wird für diese Stadt kämpfen, der gläubige Überrest wird ebenfalls kämpfen. Der Messias wird sein herrliches Weltreich errichten und Jerusalem zu dessen Hauptstadt erheben. Das Buch Sacharja stellt den Messias auf wunderbare Weise dar: Einerseits wird er als der leidende Messias vorgestellt, doch in der Endzeit wird er der herrschende Messias sein, der von Jerusalem aus über die ganze Welt regieren wird.

Dazu möchte ich einen kleinen, feinen Hinweis geben: In Sacharja 1,1 heißt es: „Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des Herrn an Sacharja, den Sohn Berechias, des Sohnes Iddos, den Propheten, in dem er sprach.“ Dann folgt die Botschaft. Diese hat Jerusalem ganz besonders zum Zentrum, die von Gott erwählte Stadt.

Schauen wir uns die Namen an: Sacharja bedeutet „Der Ewige gedenkt“, Berechia heißt „Der Ewige segnet“ und Iddo bedeutet „Zur bestimmten Zeit“. Im Kern ist damit schon erfasst, worum es hier geht. Es geht darum, dass Gott seinen Plan für Israel und für die Stadt Jerusalem nicht vergessen hat. Gott erfüllt alle seine Verheißungen, die er Abraham, Isaak und Jakob in Bezug auf Israel gegeben hat, und er wird sie erfüllen.

Israel wird unter den vollen Segen Gottes kommen – aber das alles nach einem bestimmten Zeitplan, zur bestimmten Zeit.

Das haben wir bereits in Sacharja 14 gelesen: Am Tag des Herrn wird der Messias Jesus kommen. Er wird seine Füße auf den Ölberg setzen und das Reich Gottes hier auf der Erde aufrichten.

Ich lese Sacharja 14,9: „Und der Herr wird König sein über die ganze Erde. An jenem Tag wird der Herr einer sein, und sein Name einer.“ Und Vers 11: „Und man wird darin wohnen, und kein Bann wird mehr sein. Jerusalem wird in Sicherheit wohnen.“ Das ist das tausendjährige Friedensreich.

Aber wie gesagt, Sacharja beschreibt nicht nur das Kommen des Herrn Jesus in Macht und Herrlichkeit als den herrschenden Messias, sondern auch den leidenden Messias. Dazu schlagen wir Kapitel 9, Vers 9 auf: „Jauchze laut, Tochter Zion, jauchze, Tochter Jerusalems! Siehe, dein König wird zu dir kommen, gerecht und ein Retter ist er, demütig und auf einem Esel reitend.“

Das ist das erste Kommen des Messias. Wir wissen, dass sich das am Palmsonntag erfüllt hat, als Jesus vom Ölberg her auf einem Esel nach Jerusalem einzog.

Im Talmud, dem wichtigsten theologischen Werk im Judentum, gibt es eine interessante Diskussion über diese Stelle. Dort wird gefragt: In Daniel 7,13 steht, dass der Messias, der Sohn des Menschen, auf den Wolken des Himmels kommen wird. Hier hingegen steht, er kommt auf einem Esel. Was gilt nun? Das scheint schwer zusammenzupassen.

Im Talmud wird erklärt, dass es zwei verschiedene Möglichkeiten gibt: Wenn der Messias kommt und Israel nicht bereit ist, nicht treu ist und die Tora nicht hält, dann wird er auf einem Esel kommen. Wenn Israel jedoch bereit ist, ihn zu empfangen und nach der Tora lebt, dann wird er auf den Wolken des Himmels kommen.

Eine Korrektur zum Talmud: Es sind nicht zwei Möglichkeiten, sondern zwei verschiedene Phasen.

Vor zweitausend Jahren ist der Messias als der leidende Messias gekommen, um durch sein Werk am Kreuz Rettung zu bringen. Das steht hier: „Er wird zu dir kommen, gerecht, und ein Retter ist er.“ Tatsächlich war die Masse des Volkes damals nicht bereit. Israel war durch eine tote Religiosität der Pharisäer und Sadduzäer geprägt. So kam der Messias auf dem Esel.

Wenn er aber auf den Wolken des Himmels kommen wird, dann wird ein Drittel von Israel, der Überrest, sich in der Drangsal bekehrt haben. Sie werden ihn würdig empfangen. Dann wird er auf den Wolken des Himmels kommen.

Malachi: Gottes Liebe und Israels kaltes Herz

Und jetzt gehen wir noch zu Malachi, ja, machen noch Gewitter. Malachi fällt also auch in dieselbe Zeit hinein, wobei Hagai und Zacharia ganz eng zusammenarbeiteten. Sie haben zusammengearbeitet, sagt Esra 5.

Während Hagai mehr auf die damalige Situation gesprochen hat, richtete Zacharia seinen Blick ganz besonders auf die Endzeit. Wir brauchen in der Verkündigung beides: das Wort Gottes angewendet auf die gerade im Moment notwendige Situation und immer wieder auch den Blick in die Zukunft.

Manchmal gibt es Gläubige, die das gegeneinander ausspielen wollen, aber das ist, als würden wir Hagai gegen Zacharia ausspielen. Wir brauchen beides, Hagai und Zacharia. Diese beiden Propheten führten damals beim jüdischen Volk zu einem Aufbruch, zu einer Erweckung.

Das Traurige ist: Die Erfahrung zeigt, dass eine Erweckung normalerweise nicht länger als zwanzig Jahre anhält. Danach schadet sich schon viel, und es kommt wieder ein Niedergang. Das ist bei Malachi der Fall.

Ich lese aus dem Skript: Malachi spricht über Gottes Liebe und Israels kaltes Herz. Ich lese Malachi 1,1: Ausspruch des Wortes des Herrn an Israel durch Malachi: „Ich habe euch geliebt, spricht der Herr, aber ihr sprecht: Worin hast du uns geliebt?“ Das ist eine unfassbare Frechheit, und damit endet das Alte Testament.

Malachi lebte um 420 vor Christus. Es ist eine Erklärung der Liebe Gottes an sein Volk: „Ich habe euch geliebt“ – und die Reaktion: „Woran können wir sehen, dass Gott uns liebt?“ Nach Malachi schweigt Gott.

In den folgenden Jahrhunderten gibt es keine Schriftpropheten mehr. In dieser Zeit entstanden übrigens die Bücher, die man Apokryphen nennt. Das sind jüdische Bücher, die aber nicht den Anspruch erheben, Gottes Wort zu sein.

In 1. Makkabäer 9 wird die traurige Zeit im zweiten Jahrhundert vor Christus beschrieben, und da heißt es: „Und war solch Trübsal in Israel, wie nicht gewesen, seitdem man keine Propheten mehr hat.“

Im Traktat Sanhedrin im Talmud steht: Nach dem Tod der Propheten Hagai, Zacharia und Malachi wich der Heilige Geist von Israel. Das sind die sogenannten 400 stummen Jahre zwischen dem Alten und dem Neuen Testament.

Wenn wir sehen, wird hier in Malachi noch einmal der Messias angekündigt. Malachi 3,1: „Siehe, ich sende meinen Boten“, da spricht der Messias selbst: „Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir bereite.“

Der Messias sagt: Ich sende einen Propheten – und das nach jahrhundertelanger Zeit ohne Propheten. Dieser wird den Weg vorbereiten. Das hat sich durch Johannes den Täufer erfüllt, der als Prophet ganz Israel in Bewegung brachte.

Das wird auch außerbiblisch betont, nicht nur im Neuen Testament. Bei Josephus Flavius heißt es, ganz Israel war in Bewegung wegen Johannes dem Täufer. Sein Auftreten war eine solche Sensation, und er hat auf Jesus Christus hingewiesen.

In Johannes 1 sagt er: „Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.“ Siehe, ich sende meinen Boten, damit er den Weg vor mir bereite.

Dann wird weiter erklärt: „Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr sucht, ja, der Bote des Bundes, den ihr begehrt. Siehe, er kommt, spricht der Herr der Heerscharen.“

Hier wird klar gemacht: Wenn der Messias kommt, dann muss der Tempel in Jerusalem stehen. Seit dem Jahr 70 nach Christus steht kein jüdischer Tempel mehr.

Das heißt, alle diese etwa 50 falschen Messias, die im Judentum seit dem Jahr 70 bis heute aufgetreten sind, konnten gar nicht der Messias sein – nur aus diesem Grund, denn sie kamen nicht zum Tempel.

Aber Jesus Christus ist vor dem Jahr 70 zum Tempel in Jerusalem gekommen und hat diese Prophezeiung erfüllt.

Gott sagt noch einmal in diesem letzten Propheten: „Ich habe euch geliebt“ – und die freche Antwort: eine Gegenfrage: „Worin hast du uns geliebt?“

Dann schweigt Gott mit Schriftpropheten 400 Jahre. Jetzt lesen wir noch Römer 5,8: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“

Das ist Gottes neutestamentliche Antwort auf Malachi 1,2: „Worin hast du uns geliebt?“ Gott schweigt, und dann, 400 Jahre später, sendet er seinen Sohn in die Welt und macht Römer 5,6 und 5,8 wahr: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“

Also noch ein letzter Hinweis in Malachi: Der Messias kommt, und so wird das Alte Testament feierlich abgeschlossen.

Ich lese noch aus dem Skript: Schon kurze Zeit nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verkam das Volk. Fehlende Gottesfurcht, unwürdige Opfer, treulose Priester, Ehescheidungen und „Mischehen“, also mit ungläubigen Götzendienern, kennzeichnen den unseligen Zustand des Volkes.

Erweckungen halten nur für kurze Zeit an. Gott kündigt das Kommen des Messias und dessen Wegbereiter an – in Malachi 3,1 haben wir das gelesen. Er ruft ferner auf zur Rückbesinnung auf das Wort Gottes, um einem zukünftigen schonungslosen Gericht entgehen zu können.

Das fasst den Inhalt von Malachi zusammen, wo dieser Niedergang beschrieben wird, der für Gott so furchtbar war und der dazu führte, dass Gott freche Fragen gestellt werden.

Wir finden immer wieder in der Heiligen Schrift, wie Menschen Fragen stellen – aber in Gottesfurcht. Das dürfen und sollen wir. Aber sobald Gott herausgefordert wird, gehen diese Fragen gar nicht. „Worin hast du uns geliebt?“

Hier zeigt sich Gottes Liebe in einer so umwerfenden Weise, dass er dennoch diese herausfordernde, freche Frage nach 400 Jahren beantwortet durch die Sendung seines Sohnes. Das Höchste, was er hatte, den Messias, den ewigen Sohn Gottes, hat er gegeben.

An dieser Stelle wollen wir mit dem Alten Testament schließen, um dann nach einer Viertelstunde Pause mit dem Neuen Testament weiterzufahren.

Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Noch mehr Inhalte von Roger Liebi gibt es auf seiner Webseite unter rogerliebi.ch