
Guten Abend, ich begrüße alle herzlich. Wir beschäftigen uns weiterhin mit Josaphat.
Im Kapitel 17 haben wir gesehen, welche wunderbare Erweckung Josaphat in Juda ausgelöst hat und wie Gott ihn auf seinem Weg des Glaubens und der Treue gestärkt hat.
Doch dann folgt das dunkle Kapitel 18. Dort verbündete er sich mit dem gottlosen König Ahab aus dem Zehnstämme-Reich Israel. Das war vollkommen falsch. Es war das Prinzip der Ökumene – Einheit um jeden Preis und auf Kosten der Wahrheit.
Diese Entscheidung hätte Josaphat fast das Leben gekostet. Ahab starb in diesem Krieg. Josaphat wäre beinahe getötet worden, wenn der Herr nicht in seine Treue eingegriffen hätte.
Und jetzt kommt Kapitel neunzehn. Liest du, Jerry, uns einmal die Verse eins bis sieben?
Josaphat, der König von Juda, kehrte in Frieden zurück in sein Haus nach Jerusalem. Da ging ihm Jehu, der Sohn Hananis, entgegen und sprach zum König Josaphat: „Hilfst du den Gottlosen und liebst du die, die den Herrn hassen? Darum ist Zorn über dir von Seiten des Herrn. Doch Gutes ist an dir gefunden worden, weil du die Aschera aus dem Land weggeschafft und dein Herz darauf gerichtet hast, Gott zu suchen.“
Josaphat blieb in Jerusalem. Dann zog er wieder aus unter das Volk von Beerscheba bis zum Gebirge Ephraim und führte sie zurück zu dem Herrn, dem Gott ihrer Väter.
Er bestellte Richter im Land, in allen festen Städten Judas, Stadt für Stadt. Und er sprach zu den Richtern: „Gebt Acht, was ihr tut, denn nicht für den Menschen richtet ihr, sondern für den Herrn. Er ist mit euch im Rechtsspruch. So sei denn der schreckende Herr auf euch. Habt Acht, wie ihr handelt, denn bei dem Herrn, unserem Gott, gibt es kein Unrecht, kein Ansehen der Person und kein Annehmen von Geschenk.“
Ja, danke, bis hierhin.
Wir sehen also: Josaphat kehrt in Frieden zurück. Das war vorausgesagt worden. Für Ahab war es anders: Er würde nicht im Frieden zurückkehren, sondern starb im Krieg. Das haben wir letztes Mal betrachtet.
Und jetzt sehen wir: Kaum ist Josaphat zuhause, kommt ein Prophet und hält ihm ganz klar den Spiegel des Wortes Gottes vor. Die Bibel ist ja ein Spiegel, sagt Jakobus 1. Und hier wird ihm der Spiegel vorgehalten.
Jehu sagt: „Hilfst du den Gottlosen und liebst du die, die den Herrn hassen?“ Und nun etwas Erstaunliches: Er sagt weiter: „Darum ist Zorn über dir von Seiten des Herrn.“
Frage: Wenn ein Erlöster heute einen falschen Weg geht, so wie Josaphat, kann man dann sagen, dass der Zorn Gottes über ihn kommt? Die Frage klingt vielleicht ein bisschen suggestiv, aber man muss jetzt im Detail argumentieren.
In 1. Thessalonicher 1, Vers 9 steht: „Jesus, der uns rettet vor dem kommenden Zorn.“ Ich wiederhole das, weil manche auf dem Livestream dich nicht unbedingt hören, darum. Ich wiederhole das nicht, weil ich ein Papagei bin oder so etwas Ähnliches.
Dieses Wort bezieht sich auf den kommenden Zorn, der also niemals über die Gläubigen kommen kann. Aber die Frage lautet: Kann es so sein, dass gewissermaßen jetzt im Moment der Zorn Gottes über einem Wiedergeborenen steht? Züchtigung, ja, natürlich.
Zum Beispiel in 1. Korinther 11 heißt es: „Darum sind etliche unter euch schwach und krank, ein Gutteil sogar schläft.“ Das war wegen Sünde. Aber diese sind nicht verloren gegangen. Paulus sagt, wir werden vom Herrn gezüchtigt. Das griechische Wort paideia bedeutet Kindererziehung. Er sagt, das geschieht, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden.
Vorzeitiger Tod ist die schärfste Form von Zucht, die es bei einem Wiedergeborenen geben kann.
Ich hätte noch Johannes 3, Vers 36 genannt: Dort bleibt der Zorn Gottes auf dem Ungläubigen, und im Umkehrschluss eben nicht auf dem Gläubigen.
Also Johannes 3, letzter Vers: Der Zorn Gottes bleibt auf dem Ungläubigen. Aber eben meine Frage war ja: Wie ist es mit dem Wiedergeborenen? Dort sagst du im Umkehrschluss eben nein. Warum nicht?
Weil der Zorn Gottes den Herrn Jesus am Kreuz getroffen hat. Das lesen wir zum Beispiel in Jesaja 53, Vers 10.
Wie ist es, Jerry? Doch dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er hat ihn leiden lassen. Wenn seine Seele das Schuldopfer gestellt haben wird, so wird er Samen sehen. Ja, also bis dahin.
Dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen – das muss sofort erklärt werden. Das heißt nicht, dass Gott der Vater Gefallen daran gefunden hätte, dass das Gericht am Kreuz über unsere Sünden auf den Herrn Jesus kam. Was ihm gefallen hat, war, uns zu erretten, und er war bereit, diesen Preis zu bezahlen. In diesem Sinn gefiel es ihm.
Man sieht also, dass der Zorn Gottes den Herrn Jesus getroffen hat. In Psalm 88 sagt er sogar: „Deine Zorngluten“. Das ist ein messianischer Psalm, den wir auch noch kurz aufschlagen können. Es ist ein Psalm, der die Leiden des Herrn Jesus prophetisch am Kreuz beschreibt. Dort steht tatsächlich in Vers 17: „Deine Zorngluten sind über mich hingegangen. Deine Schrecknisse haben mich vernichtet. Deine Zorngluten sind über mich hingegangen.“
In Vers 19 wird beschrieben, wie seine Freunde, die ihn liebten, weit abseits vom Kreuz standen: „Freund und Genossen hast du von mir entfernt, meine Bekannten sind Finsternis.“ Aber eben Vers 17 sagt, dass die Zorngluten, der Zorn Gottes, den Herrn Jesus getroffen haben.
Übrigens steht im Titel des Psalms, der ebenfalls inspiriert ist – darum wird dieser als Vers 1 gezählt –: „Ein Psalmlied von den Söhnen Korahs, dem Vorsänger, nach Machalat-le-Anott, ein Maskil von Hemann, dem Esrachiter.“ Machalat-le-Anott bedeutet, in schwermütiger Weise mit gedämpfter Stimme vorzutragen. Im Blick auf Golgatha musste dieser Psalm alttestamentlich nur mit gedämpfter Stimme gesungen werden und eben in einer schwermütigen Weise. So hatte Herr Jesus das erlebt.
Jetzt müssen wir sehen: Zur Zeit, als Josaphat lebte, war das Opfer am Kreuz noch nicht geschehen, und darum war der Zorn noch da. Das Opfer des Herrn Jesus hat aber eine rückwirkende Bedeutung für alle Gläubigen im Alten Testament.
Wo steht das? Im Hebräerbrief. Hebräer – er hilft wo? Kapitel 11, ein bisschen früher, Vers 9 und zwar Vers 15.
Und darum ist er Mittler eines neuen Bundes, damit, da der Tod stattgefunden hat, zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund die Berufenden die Verheißung des ewigen Erbes empfingen.
Ja, empfingen. Es ist natürlich ein schwieriger Satz, aber hier wird gesagt, dass Jesus, der den neuen Bund in seinem Blut gestiftet hat, der Mittler des neuen Bundes ist. Er ist gestorben, und dieser Tod hat die Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund bewirkt. Das heißt also, die Sünden wurden da wirklich getilgt – auf Golgatha rückwirkend für alle, die im Alten Testament gelebt haben als Gläubige.
Und es gibt noch eine Stelle, die diese gleiche Wahrheit bezeugt: Römer 3,25-26. Ja, jetzt kommt es dir, siehst du, Aha-Effekt. Vers 25: Es geht um die Erlösung, die in Christus Jesus ist (Vers 24). Und dann sagt Paulus von dem Herrn Jesus, den Gott dargestellt hat als ein Sündopfer durch den Glauben an sein Blut zur Erweisung seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden.
„Unter der Nachsicht Gottes zur Erweisung seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, dass er gerecht sei und an den Rechtfertigen des Glaubens an Jesus.“
Ja, auch wieder schwierig formuliert, sehr dicht, wie typisch im Römerbrief, aber auf den Punkt gebracht. Es geht in Vers 25 um die Sünden in der Vergangenheit, vor dem Kreuz von Golgatha. Und dann in Vers 26 geht es um die jetzige Zeit.
Also hat Gott erwiesen, dass er gerecht ist, obwohl er die Sünden der Gläubigen im Alten Testament nie bestraft hat. Das ist wegen des Hingehenlassens der zuvor geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes. Gott hat diese Sünden nachsichtig ertragen, kann man sagen, im Blick auf Golgatha.
Also die alttestamentlichen Gläubigen haben ihre Sünden auch bekennen müssen, wie im Neuen Testament. Der Grundsatz gilt durch alle Heilszeitalter hindurch: 1. Johannes 1,9: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Aber eben bei den alttestamentlichen Gläubigen hat Gott das einfach dahingehen lassen? Und das ließ die Frage offen: Ist Gott gerecht, wenn er das nicht alles Böse bestraft?
Und jetzt hat Gott eben erwiesen, dass er gerecht ist, obwohl er diese Sünden einfach dahingehen ließ. Auf Golgatha sind sie bestraft, gesühnt worden.
Und Gott zeigt auch in der jetzigen Zeit (Vers 26), dass er gerecht ist, weil er jeden, der an den Herrn Jesus glaubt, gerecht spricht. Das heißt, er rechtfertigt. Er sagt: Du bist ein Gerechter, weil alle Sünden weg sind, gesühnt und nicht mehr da.
Und darum muss man als Gläubiger nicht denken, jetzt kommt ein Zorn Gottes über mich. Es gibt ja Gläubige, die – so bildlich gesprochen – immer ein bisschen mit dem Kopf denken: „So, ja, jetzt kommt dann ein Schlag.“
Aber zu wissen: Da, wo Gott mit Wonne ruht, bin auch ich zur Ruh gebracht. Es ist alles gut.
Und im Blick auf die alttestamentlichen Gläubigen war das anders.
Ein weiterer Schlüsselvers, der hilft, dieses Phänomen zu verstehen, ist Psalm 32. König David sagt dort: „Glückselig“ – ein Maskil von David – „glückselig ist der, dessen Übertretung vergeben und dessen Sünden zugedeckt sind, glückselig der Mensch, dem der Herr die Ungerechtigkeit nicht zurechnet und in dessen Geist kein Trug ist.“
Dieses Thema wird auch in Römer 4 aufgegriffen. Paulus erklärt dort die Glückseligkeit, also das tiefe innere Glück, das aus der Vergebung entsteht. Dabei ist wichtig zu beachten, dass David hier „glückselig“ sagt – also überglücklich ist der, dessen Übertretung vergeben ist. In der parallelen Verszeile, die das Gleiche mit anderen Worten ausdrückt, heißt es: „dessen Sünde zugedeckt ist.“
Das bedeutet, die Sünden waren im Blick auf Golgatha zwar noch da, wurden aber durch die Nachsicht Gottes zugedeckt und am Kreuz gesühnt. Hebräer 9 erklärt dazu, dass Jesus durch sein Opfer die Sünde abgeschafft hat. Das ist eine sehr entlastende Erkenntnis: Es ist wirklich alles gut, Gott hat gar nichts mehr gegen mich.
In Hebräer 9, Vers 26 heißt es: „Jetzt aber ist er einmal in der Vollendung der Zeit der Zeitalter offenbart worden zur Abschaffung der Sünde durch sein Opfer.“ Dieser Ausdruck „Abschaffung der Sünde durch sein Opfer“ ist sehr kraftvoll.
Auch in Sacharja 3 kann man nachschlagen. Der letzte Vers spricht von dem einen Tag, an dem Gott alle Sünden des Landes – im Hebräischen „Erez“, also Land oder Erde – wegnehmen wird. An diesem Tag sind alle Sünden weg, und das war der Freitag, Karfreitag.
An diesem Freitag hat der Sohn Gottes, der gemäß Johannes 1, Vers 3 der Ausführer der Schöpfungspläne des Vaters war, alles erschaffen und dem Menschen das Leben eingehaucht. Doch an Karfreitag hat der Mensch dem Sohn Gottes als Mensch das Leben genommen. Dennoch wurde an diesem einen Tag alle Ungerechtigkeit weggenommen.
Also gehen wir zurück. Das war so ein kleiner Exkurs aus dieser Bemerkung von dem Propheten Jehu: „Zorn ist über dir von Seiten des Herrn.“
Aber der Herr hat nicht vergessen, dass Josaphat ein wahrgläubiger Mann ist. Er hat Treue im Aufräumen von Götzendienst gezeigt, und das wird hier auch nochmals betont. Das ist nicht ausgelöscht.
Er sagt jedoch: „Es ist Gutes an dir gefunden worden, weil du die Ascherott aus dem Land weggeschafft und dein Herz darauf gerichtet hast, Gott zu suchen.“
Wie reagiert Josaphat auf diese Ermahnung? Ermahnung ist etwas vom Unangenehmsten, was es gibt. Für mich gibt es manche, die sagen, sie hätten es gern, wenn man sie ermahnt. Ich sage nie, dass ich das gern habe. Ich sage auch nicht, dass es nicht nötig ist, aber gern habe ich es nicht. Josaphat hat es auch nicht gern gehabt.
Aber wie hat er reagiert? Er hat sich ermutigen lassen durch den Zuspruch, dass dennoch etwas Gutes an ihm gefunden wurde. Er ist ermutigt worden, noch mehr aufzuräumen. Er hat super reagiert.
Es steht ja nicht ausdrücklich da, dass er ermutigt wurde, nicht wahr? Aber man schließt das daraus, weil gerade in den Anschlussversen gesagt wird, dass er weiter aufgeräumt hat. Habe ich dich richtig verstanden? Ja. Es fällt auf, dass keine direkte Reaktion beschrieben wird.
Man erinnert sich vielleicht daran, dass sein Vater Asa auch ein treuer Mann war, der eine Erweckung ausgelöst hat. Als Asa dann selbst einen falschen Weg gegangen ist, kam ein Prophet und hat ihm das klar vorgestellt. Schlagen wir auf, 2. Chronik Kapitel 16. Er hat nämlich im Prinzip genau das Gleiche gemacht wie später sein Sohn. Er hatte sich nicht mit dem gottlosen Ahab verbündet, aber mit dem gottlosen syrischen König hat er gemeinsame Sache gemacht.
Und da kam auch ein Prophet. Lies 2. Chronik 16, Vers 9: „Denn die Augen des Herrn durchlaufen die Erde, die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“
„Hierin hast du töricht gehandelt, denn von nun an wirst du Kriege haben.“
Asa wurde ärgerlich über den Seher und legte ihn in das Stockhaus, denn er war deswegen gegen ihn erzürnt. Auch tat Asa zu jener Zeit einigen vom Volk Gewalt an.
Da ist klar: Er nahm die Ermahnung überhaupt nicht an und wurde richtig zornig darüber.
Dann hat Gott auch eingegriffen, wie wir damals gesehen haben, mit Krankheit als Zuchtmittel. In Vers 12 wird berichtet, dass er krank an den Beinen wurde. Er suchte nicht den Herrn, sondern richtete sein ganzes Vertrauen auf die Ärzte. Dann starb er. Tragisch.
Dann sieht man seinen Sohn Josaphat, der das gute Vorbild seines Vaters nachahmt. Doch auch er macht denselben Fehler, indem er Gemeinschaft mit dem Bösen sucht. Er wird ermahnt, reagiert jedoch nicht gewalttätig oder wütend auf die Ermahnung. Stattdessen lesen wir in Vers 4 und 19:
Josaphat blieb in Jerusalem. Er zog wieder unter das Volk bis nach Beerscheba und bis zum Gebirge Ephraim und führte sie zurück zu dem Herrn, dem Gott ihrer Väter.
Sein Anliegen ist es also, dass alle in seinem Reich eine persönliche Beziehung zu Gott bekommen. Es steht nicht, dass er Buße getan oder seinen falschen Weg bereut hat. Dennoch sieht man, dass in seinem Leben eine echte Wende eingetreten war.
Diese Rückkehr zum Herrn ist eine Reformation, eine Erweckung, wenn die Einzelnen in eine persönliche Beziehung mit dem Herrn geführt werden. Er führte sie zurück zu dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Was hat er weiter getan? Er ordnete die Rechtsprechung an. Und zwar wo? Im ganzen Land Juda, in den Städten Judas, Stadt für Stadt.
Weiter lesen wir in den Versen 8 bis 11:
Auch in Jerusalem bestellte Josaphat Leviten, Priester und Häupter der Väter Israels für das Gericht des Herrn und für den Rechtsstreit. Sie waren nach Jerusalem zurückgekehrt, und er gebot ihnen: So sollt ihr tun, in der Furcht des Herrn, mit Treue und mit ungeteiltem Herzen. Was auch immer für den Rechtsstreit vor euch kommt, vonseiten eurer Brüder, die in ihren Städten wohnen, zwischen Blut und Blut, zwischen Gesetz und Gebot, Satzungen und Recht, so sollt ihr sie verwarnen, damit sie sich nicht an dem Herrn schuldig machen und damit kein Zorn über euch und eure Brüder komme. So sollt ihr handeln, damit ihr euch nicht schuldig macht.
Und siehe, Amaria, der Hauptpriester, ist über euch in allen Angelegenheiten des Herrn, und Sebadja, der Sohn Ismails, der Fürst des Hauses Juda, in allen Angelegenheiten des Königs. Als Vorsteher sind die Leviten vor euch. Seid stark und handelt, und der Herr wird mit dem Guten sein.
Josaphat setzte also Richter in der Hauptstadt Jerusalem ein. Zu diesen Richtern gehörten Priester und die Häupter der Väter, also Älteste.
Wie kam er auf die Idee, das so einzurichten? Die Grundlage dafür lieferte Mose. Genauer gesagt, Jethro, der Schwiegervater von Mose, hatte ihm schon geraten, Richter einzusetzen. Mose selbst ordnet in seinen Abschiedsreden im 5. Buch Mose an, wie das Gerichtswesen im Land aussehen sollte.
Im 5. Mose 16,18 heißt es:
Richter und Vorsteher sollst du dir einsetzen nach deinen Stämmen in allen deinen Toren, die der Herr, dein Gott, dir gibt, damit sie das Volk richten mit gerechtem Gericht. Du sollst das Recht nicht beugen, du sollst die Person nicht ansehen und keine Geschenke nehmen. Denn das Geschenk blendet die Augen der Weisen und verdreht die Worte der Gerechten. Der Gerechtigkeit sollst du nachjagen, damit du lebst und das Land besitzt, das der Herr, dein Gott, dir gibt.
Richter und Vorsteher sollten also das örtliche Gericht bilden in allen Toren, das heißt in den Städten mit Schutzmauer. Im Stadttor war typischerweise der Ort des Gerichts. Dort klärten die Richter öffentlich die zu klärenden Angelegenheiten.
Die Aufgabe der Richter war es, anhand der Bibel zu entscheiden, nicht anhand eines menschlichen Gesetzbuches. Josaphat brachte die Menschen in seinem Reich mit dem Herrn in Verbindung und führte sie zur Heiligen Schrift zurück, damit alles nach der Bibel geregelt wurde.
Im 5. Mose 19,15-19 steht:
Wenn ein ungerechter Zeuge gegen jemanden auftritt und ein Vergehen gegen ihn bezeugt, so sollen die beiden Männer, die den Streit haben, vor den Herrn treten, vor die Priester und Richter, die in jenen Tagen da sein werden. Die Richter sollen genau nachforschen. Ist der Zeuge ein falscher Zeuge und hat Falsches gegen seinen Bruder bezeugt, so sollt ihr ihn tun, wie er seinem Bruder zu tun beabsichtigte. So sollt ihr das Böse aus eurer Mitte wegschaffen.
Und in 5. Mose 17,8-13 heißt es:
Wenn eine Sache zwischen Blut und Blut, zwischen Rechtssache und Rechtssache oder zwischen Verletzung und Verletzung zu schwierig ist für das Urteil irgendwelcher Streitsachen in deinen Toren, so sollst du dich aufmachen an den Ort hinaufziehen, den der Herr, dein Gott, erwählen wird. Du sollst zu den Priestern, den Leviten, und zu den Richtern kommen, die in jenen Tagen da sein werden, und dich erkundigen. Sie werden dir den Rechtsspruch verkündigen, und du sollst entsprechend dem Spruch tun, den sie dir verkünden. Du sollst darauf achten, nach allem zu tun, was sie dich lehren, entsprechend dem Gesetz und dem Recht, das sie dir sagen. Du sollst weder zur Rechten noch zur Linken abweichen.
Hier sehen wir, dass die örtlichen Gerichte manchmal nicht ausreichten. Bei schwierigen biblischen Fragen wussten die Richter nicht mehr weiter. Dann gab es ein höchstes Berufungsgericht, zu dem man an den vom Herrn erwählten Ort hinaufziehen sollte.
Dieser erwählte Ort wird im 5. Buch Mose einundzwanzigmal erwähnt, aber nie namentlich genannt. Erst später, in der Zeit von König David, offenbart Gott durch Propheten, dass dieser Ort Jerusalem ist.
Dort soll also ein Gericht aus Priestern und Leviten sein. Josaphat hat die Bibel genau gelesen und sagt: Priester und Leviten in Jerusalem, an diesem auserwählten Ort. Nach den Aussagen dieses Gerichts musste man handeln. Dabei sollte man weder nach rechts noch nach links abweichen.
Abweichen nach rechts bedeutet, den Weg enger zu machen als die Bibel und eigene menschliche Gebote hinzuzufügen. Abweichen nach links heißt, Abstriche im Wort Gottes zu machen.
Im Neuen Testament gab es zwei große Gruppen in Israel: die Sadduzäer und die Pharisäer. Die Pharisäer fügten Rechte und Gebote hinzu. Die Sadduzäer waren eher liberal und akzeptierten nur die fünf Bücher Mose als inspiriert. Sie glaubten nicht einmal an ein Leben nach dem Tod.
Das entspricht genau dem, was hier gesagt wird. Das oberste Gericht in Israel hieß Sanhedrin und bestand aus 71 Männern. Der oberste Richter war der Hohepriester, so wie Josaphat es anordnete.
In 2. Könige 19,8 lesen wir:
Siehe, Amaria, der Hauptpriester, ist über euch in allen Angelegenheiten des Herrn.
Der Hohepriester war typischerweise ein Sadduzäer. Unter ihm gab es 24 führende Priester, ebenfalls Sadduzäer, 24 Älteste, die Pharisäer waren, und 22 Schriftgelehrte, auch Pharisäer. Die Pharisäer waren in der Mehrheit, aber die Sadduzäer hatten die Führung.
Diese sollten für Gerechtigkeit sorgen, aber das Wort Gottes verbietet, nach rechts oder links abzuweichen. Genau das geschah zur Zeit Jesu.
Schließlich brachte dieses oberste Gericht den Herrn Jesus ans Kreuz. Unglaublich!
Nun wird die ganze Dramatik deutlich. Im 5. Mose steht, dass wer auf den Rechtsspruch an dem Ort, den der Herr erwählt, nicht hört, des Todes ist.
Nach Pfingsten, als die Gemeinde in Jerusalem entstand, gab es eine Verfolgung. Die Apostel wurden wiederholt vor den Sanhedrin gezerrt und ermahnt, nicht mehr im Namen Jesu zu sprechen oder die Auferstehung zu verkündigen.
Wie reagierten Petrus und Johannes in Apostelgeschichte 4 und 5? Sie sagten: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Unfassbar! Sie widersetzten sich dem Sanhedrin, obwohl sie eigentlich des Todes hätten sterben müssen.
Wie konnten sie das? Weil klar wurde, dass der Sanhedrin offensichtlich gegen das Wort Gottes verstoßen hatte.
Sie warfen den Sanhedrin jedoch nicht einfach als Obrigkeit ab. Nach Römer 13 soll man einer Obrigkeit auch dann loyal sein, wenn sie gottlos ist. Der Römerbrief wurde geschrieben, als Kaiser Nero herrschte, der damals noch kein Christenverfolger war.
Später, in den sechziger Jahren, wurde der erste Petrusbrief geschrieben, in der Zeit der Verfolgung. Dort heißt es, man solle dem König und Statthalter gehorchen und sich allen menschlichen Einrichtungen unterwerfen – auch wenn Nero Christen verfolgte.
Doch natürlich gilt das nur, wenn die Regierung nichts verlangt, was gegen das Wort Gottes verstößt. In solchen Fällen gilt: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Das macht Christen nicht staatsgefährdend. Manche könnten denken, wenn Christen sagen, man müsse Gott mehr gehorchen, führe das zu Anarchie. Das ist nicht so.
Es ist klar definiert: Wo die Regierung etwas verlangt, was gegen Gottes Wort geht, gilt das nicht. Christen müssen dann die rote Linie ziehen.
Petrus und Johannes warfen den Sanhedrin nicht einfach als Regierung ab, setzten aber klar, dass an dieser Stelle die Grenze überschritten war.
Aber eben gehen wir zurück zu 2. Chroniker 19. Josaphat war es ein Anliegen, das gesamte Rechtssystem zu ordnen. Das klingt vielleicht trocken, nicht wahr? Aber es war ein Zurückführen zur Bibel, zu dem, was die Bibel sagt. Er richtete es so ein, weil es ihm wichtig war, die Menschen mit dem Herrn und seinem Wort in Verbindung zu bringen.
Jetzt gehen wir weiter zu Kapitel 20. Doch vorher, Verzeihung, in Vers 10 haben wir etwas vom Zorn gelesen, nicht wahr? Lies nochmals Vers 10 in der Mitte: „So sollt ihr sie verwarnen, dass sie sich nicht an den Herrn schuldig machen und dass nicht ein Zorn über euch und über eure Brüder komme.“
Ist es nicht interessant, dass hier der Ausdruck „Zorn“ verwendet wird? So wie der Prophet Jehu in Vers 2 sagt: „Und darum ist Zorn über dir von Seiten des Herrn.“ Jetzt warnt er die anderen, dass sie seinen Fehler nicht wiederholen. Wenn sie sich nicht ans Wort halten und nicht nach der Bibel Recht sprechen, dann wird ein Zorn über sie kommen. Das soll aber nicht geschehen.
Daran können wir erkennen, dass Josaphat wirklich eine Umkehr erlebt hat. Obwohl es nicht ausdrücklich gesagt wird, können wir aus dem Text erkennen, dass der Heilige Geist das so beschreibt, dass tatsächlich eine eindrückliche Wende stattgefunden hat. Ich mache das oft so in meiner Bibel: Ich ziehe Pfeile oder Doppelpfeile von einem Wort zum anderen. So sieht man die inneren Strukturen und Zusammenhänge auf einen Blick. Das ist natürlich sehr wichtig.
Zorn, Zorn – und wir wissen, dass es diesen Zorn für die Erlösten heute nicht mehr gibt. Dieser Zorn ist gesühnt. Aber damals war er noch vorhanden.
Wie hat sich dieser Zorn geäußert? Der Zorn war da, aber er hätte sich auf verschiedene Weise zeigen können. Zum Beispiel hätte Gott sein Volk gegen Feinde nicht mehr geschützt. Das wäre eine Möglichkeit gewesen. Oder es hätten Strafen über Israel kommen können. Aber in diesem Fall war der Zorn zwar vorhanden, aber noch nicht ausgeführt. Genau so war es.
Gut, gehen wir weiter zu Kapitel zwanzig. Liest du dort die Verse 1 bis 7?
Und es geschah danach, dass die Kinder Moab und die Kinder Ammon mit den Menuitern gegen Josaphat zum Kampf kamen. Man kam und berichtete Josaphat und sprach: „Eine große Menge ist gegen dich gekommen von jenseits des Meeres, von Syrien, und siehe, sie sind bei Hazezon Tamar, das ist Engedi.“
Da fürchtete sich Josaphat und richtete sein Angesicht darauf, den Herrn zu suchen. Er rief ein Fasten aus über ganz Juda, und Juda versammelte sich, um vom Herrn Hilfe zu suchen. Sogar aus allen Städten Judas kamen sie, um den Herrn zu suchen.
Josaphat stand in der Versammlung Judas und Jerusalems im Haus des Herrn vor dem neuen Vorhof und sprach: „Herr, Gott unserer Väter, bist du es nicht, der Gott im Himmel ist? Bist du nicht der Herrscher über alle Königreiche und Nationen? In deiner Hand ist Kraft und Macht, und niemand vermag dir zu widerstehen. Hast du nicht, unser Gott, die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und es den Nachkommen Abrahams, deines Freundes, gegeben auf ewig?“
Danke! Jetzt sehen wir, dass es eine Wende im Leben von Josaphat gegeben hat. Er hat sich nach dem Herrn und seinem Wort ausgerichtet, und plötzlich treten riesige Probleme auf. Das zeigt uns, dass nicht alle Probleme, die kommen, eine Folge davon sind, dass man einen falschen Weg gegangen ist. Der Herr kann Probleme in unserem Leben zulassen, auch wenn wir gerade auf dem guten Weg sind.
Aber nun kommen die von Moab und Ammon. Ganz kurz zur Geographie: Wo liegt das Gebiet von Moab? Ja, genau, noch einfacher gesagt, es liegt im heutigen Jordanien. Das Gebiet von Moab befindet sich jenseits des Toten Meeres, auf einem Hochplateau. Auf der anderen Seite des Toten Meeres liegt das Gebiet der Kinder Ammon, also Moab.
Die Ammoniter kann man einfach erklären: Sie sind die Bewohner von Amman. Ja, die Stadt Amman trägt ihren Namen von Ammon, der Hauptstadt. Das Gebiet von Ammon liegt nördlich des Toten Meeres in Jordanien.
Sie kamen also von jenseits des Meeres, wie es in Vers 2 heißt. Dabei ist mit „Meer“ das Tote Meer gemeint. Sie versammelten sich in Engedi. Oh, wie lieblich ist dieser Ort! Es ist eine erfrischende Oase in der Wüste Judäa, direkt am Westufer des Toten Meeres, also in Israel. Das ist der Ort, an dem es schon damals Klippendechsen und Steinböcke gab. Dort hat David Erfrischung erlebt in der Zeit seiner Verfolgung durch Saul. In 1. Samuel wird beschrieben, wie er in dieser ganzjährigen Quelle von Engedi Zuflucht fand.
Aber nun kommen die Feinde. Gerade dort, wo es so idyllisch ist, wird alles ganz bedrohlich. Engedi hat einen zweiten Namen: Hazezon Tamar. Tamar ist ein Mädchenname und bedeutet Palme – ein Bild für einen aufrechten Menschen. Im Psalm 92 wird der Gerechte beschrieben wie eine Palme, gerade und aufrecht.
Hazezon Tamar bedeutet „beschnittene Palme“. Das heißt, schon damals gab es am Toten Meer riesige Palmenplantagen. Die Palmen müssen, wenn man Datteln gewinnen will, zugeschnitten werden. Also wurden in Engedi Palmen gezüchtet.
Das zeigt uns auch, wie man die Bibel lesen muss. In 1. Mose 14, der Geschichte von Abraham, liest man über die Schlacht der vier gegen fünf Könige, bei der Abraham eingriff und Lot aus der Gefangenschaft befreite. Dort wird Hazezon Tamar ebenfalls erwähnt.
Was ist Hazezon Tamar? Wenn man die Bibel liest, findet man in 2. Chronik 20, dass Hazezon Tamar Engedi ist. Das ist der Zusammenhang: Es ist derselbe Ort, der in 1. Mose 14 mit einem anderen Namen genannt wird. Orte können manchmal mehr als einen Namen haben, ebenso wie Personen. Das kann manchmal verwirrend sein, wenn man denkt, es gebe Widersprüche in der Bibel, weil an einer Stelle ein anderer Name steht als an einer anderen. Das ist aber normal. Auch ich habe mehrere Namen, und unser Jüngster hat sogar vier Namen bekommen – einfach alle schönen, die wir kannten. Verschiedene Namen, aber dieselbe Person. Dasselbe gilt für Orte.
Also, gerade dort, wo es so idyllisch ist, wird alles dunkel und bedrohlich. Wir sehen, Josaphat war wirklich wieder in Gemeinschaft mit dem Herrn. Seine erste Reaktion ist nicht militärisch. Er hatte zwar, wie wir in Vers 17 sehen, eine starke Armee Israels aufgebaut, aber er verlässt sich nicht auf die Armee.
Er hat zwar Angst – dürfen wir Angst haben? Bist du sicher? Ist das keine Sünde? Es gibt Gläubige, die haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie Angst haben. Dürfen wir Sorgen haben? Ja, aber manche Gläubige fühlen sich schuldig, wenn sie Sorgen haben, und sagen sich: „Ich darf eigentlich keine Sorgen haben.“ Dadurch bekommen sie noch mehr Sorgen – eine Spirale.
Der Punkt ist: 1. Petrus 5,7 sagt, wir sollen unsere Sorgen auf den Herrn werfen. Das ist ein Befehl. Das müssen wir immer wieder tun. Wenn die Sorgen zurückkommen, werfen wir sie wieder auf den Herrn.
Wir dürfen also Angst haben, aber das Wort Gottes sagt uns an vielen Stellen: Fürchte dich nicht, schau nicht ängstlich umher, ich bin mit dir, ich habe deine rechte Hand ergriffen (Jesaja 41,10). Es gibt viele Stellen mit „Fürchte dich nicht“ und ebenso viele mit „Sei guten Mutes“. Das griechische Wort im Neuen Testament ist Tarseo. Jesus erscheint Paulus nachts in der Burg Antonia, nachdem Paulus einen lebensgefährlichen Angriff überlebt hat, und sagt: „Sei guten Mutes! So wie du hier in Jerusalem von mir Zeugnis gegeben hast, musst du auch in Rom Zeugnis geben.“
Der Herr will uns Mut machen und unsere Angst immer wieder wegnehmen. Darum fürchtet sich Josaphat, aber richtet dann sein Angesicht darauf, den Herrn zu suchen. Er ruft ein Fasten aus über ganz Juda, und es gibt eine riesige Versammlung. Juda versammelt sich, um vom Herrn Hilfe zu suchen. Sogar aus allen Städten Judas kommen sie, um den Herrn zu suchen. Sie kommen nach Jerusalem, zu dem Ort, den Gott erwählt hat – der 21-mal in 5. Mose erwähnt wird, und an dem Gott seinen Namen im Tempel wohnen ließ.
Warum ruft Josaphat ein Fasten aus? Für das Gebet. Braucht es Fasten für das Gebet? Nicht unbedingt gleichzeitig, aber nacheinander. Wird das Gebet durch Fasten stärker und wirkungsvoller? Ja, natürlich. Die Zeit für Einkaufen, Zubereiten, Kochen, Essen, Abwaschen und Aufräumen wird eingespart.
Ich habe das mal erlebt bei den Tamilen. Ich wurde eingeladen, einen Vortrag zu halten. Sie trafen sich regelmäßig aus der ganzen Schweiz in Zürich und machten einen Fastentag, damit sie nicht für alle kochen mussten. Sie hatten ihre Konferenz und aßen nichts. Man spart viel Zeit.
Mich haben sie dann zur Seite genommen und mir etwas auf den Tisch gestellt – ein etwas komisches Gefühl. Aber es zeigte, dass man so vieles einsparen kann. Hier ging es wirklich um größte Not. Nach Jerusalem zu kommen, aber all die Tausenden von Menschen dort zu versorgen – darum wurde gefastet. Viele hatten gewisse Reserven, manche nicht.
Im Haus des Herrn, also im Tempel, betet Josaphat. Das Gebet wird uns hier wiedergegeben. Liest du nochmals ab Vers 6 bis zum Schluss des Gebets?
Und er sprach: „Herr, Gott unserer Väter, bist du es nicht, der Gott im Himmel ist? Bist du nicht der Herrscher über alle Königreiche und Nationen? In deiner Hand ist Kraft und Macht, und niemand vermag gegen dich zu bestehen. Hast du, unser Gott, die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und es den Nachkommen Abrahams, deines Freundes, gegeben auf ewig? Sie haben darin gewohnt und dir ein Heiligtum gebaut für deinen Namen. Wenn Unglück über uns kommt – Schwert, Strafgericht, Pest oder Hungersnot – und wir treten vor dieses Haus und vor dich, denn dein Name ist in diesem Haus, und schreien zu dir aus unserer Bedrängnis, so wirst du hören und retten.
Nun siehe, die Kinder Ammon und Moab und die vom Gebirge Seir, die du Israel nicht gestattet hast, als du sie aus dem Land führte, als sie durch diese Gebiete zogen. Du hast sie ausgewichen und nicht vertilgt. Siehe, sie vergelten es uns, indem sie kommen, um uns aus deinem Besitz zu vertreiben, den du uns zum Besitz gegeben hast. Unser Gott, willst du sie nicht richten? Denn in uns ist keine Kraft vor dieser großen Menge, die gegen uns kommt, und wir wissen nicht, was wir tun sollen. Unsere Augen sind auf dich gerichtet!“
Ganz Juda stand vor dem Herrn samt ihren kleinen Kindern, ihren Frauen und Söhnen.
Von den Söhnen Asaphs kam der Geist des Herrn mitten in der Versammlung, und er sprach: „Hört zu, ganz Juda, ihr Bewohner Jerusalems und du, König Josaphat! So spricht der Herr zu euch: Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht vor dieser großen Menge, denn nicht euer Kampf ist es, sondern Gottes.“
Vers 12.
Wo lernen wir beten, wenn nicht in der Bibel? Die Jünger fragten den Herrn, ob er sie nicht beten lehren würde. Er zeigte ihnen das „Vaterunser“ in Lukas 11, in einer kürzeren Version. In der Bergpredigt (Matthäus 6) gibt Jesus eine längere Version mit sieben Bitten.
Das war aber nicht so gemeint, dass dieses Gebet das einzig richtige ist. Mit diesen beiden Gebeten hat der Herr den Jüngern grundsätzlich gezeigt, was wichtig für ein Gebet ist. Das Gebet soll frei sein.
Aus diesen Gebeten lernen wir, dass zuerst die Ehre Gottes gesucht wird: „Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name“, bevor persönliche Bitten kommen. Die Ehre Gottes und dass sein Wille geschieht, stehen an erster Stelle – im Himmel und auf der Erde.
Aber wenn wir im Gebet mit unseren Bedürfnissen beginnen, haben wir nicht gesündigt. Viele Psalmen beginnen damit, dass die Nöte vor Gott gebracht werden. Der Herr zeigt uns das Prinzip, dass wir daran denken, die Ehre Gottes vor unsere Bedürfnisse zu stellen.
Im Alten und Neuen Testament gibt es viele Gebete, von denen wir lernen können. Was lernen wir hier? Den schönen Namen, den Gott gibt: „Herr“ mit Großbuchstaben (Vers 6), der ewige, unwandelbare Yahweh. Dann „Gott unserer Väter“, also nicht der Gott von Mekka, sondern der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Er fragt: „Bist du nicht der Gott im Himmel?“ Das ist im Hebräischen ein interessanter Ausdruck, der bedeutet, dass Gott ewig und unveränderlich ist. In der Fußnote der Elberfelder Bibel steht: „Bist du nicht er, Adahu?“ Wörtlich heißt das: „Du bist der ewig Unveränderliche, der immer derselbe ist.“ Vergleiche Nehemia 9,6, wo derselbe Ausdruck vorkommt.
Der „Gott im Himmel“ steht über allem, über allen Problemen und über allen Königreichen der Nationen. Er regiert. Es ist wichtig, immer wieder daran zu denken, dass nicht Herr Putin oder Herr Trump oder wer auch immer das Sagen hat, sondern der Gott im Himmel.
So stellt Josaphat Gott im Gebet auf verschiedene Weise vor. Verschiedene Namen Gottes bereichern das Gebet, weil jeder Name etwas über Gott aussagt.
Dann sagt er: „In deiner Hand ist Kraft und Macht, und niemand vermag gegen dich zu bestehen.“ Josaphat hat zwar Angst, aber er macht sich selbst durch die Wahrheit des Wortes Mut. Unser Herr ist größer als alle Probleme.
Dann betet er biblisch heilsgeschichtlich. In Vers 7 geht er zurück ins Buch Josua: „Hast nicht du, unser Gott, die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben?“ Er fasst quasi das Buch Josua zusammen.
„Hast du es nicht den Nachkommen Abrahams, deines Freundes, gegeben auf ewig?“ Zum ersten Mal in der Bibel wird Abraham hier „Freund Gottes“ genannt. Später wird das Jesaja aufnehmen. Der große Prophet Jesaja nennt Abraham in Jesaja 41,8 ebenfalls „Freund Gottes“. Noch später im Jakobusbrief, wenn Jakobus an die zwölf Stämme Israels schreibt (Jakobus 2,25), wird Abraham ebenfalls „Freund Gottes“ genannt – dreimal in der Bibel.
Wir dürfen daran denken, dass der Herr Jesus in Johannes 15 gesagt hat: „Ich habe euch Freunde genannt, wenn ihr tut, was ich euch sage.“ Wenn wir dem Herrn gehorsam nachfolgen, wissen wir, dass wir Freunde Gottes sind.
Dann fährt Josaphat in der Heilsgeschichte fort: Sie haben darin gewohnt und dir ein Heiligtum gebaut – das fasst zusammen, was in Josua, Richter, 1. und 2. Samuel sowie 1. Könige beschrieben wird. Er fasst die Heilsgeschichte zusammen, um für den Namen Gottes zu beten.
In Vers 9 heißt es: „Wenn Unglück über uns kommt – Schwert, Strafgericht, Pest oder Hungersnot.“ Woher hat er das? Von Salomo, der bei der Einweihung des Tempels in 2. Chronik 6 und 7 genau diese Ausdrücke verwendet hat.
So betet Josaphat biblisch, indem er die Heilsgeschichte und die biblischen Ausdrücke verwendet, um Gottes Gedanken und Willen zu illustrieren. Er beruft sich darauf und sagt: „Wenn wir gegen dieses Haus hin beten, wirst du hören und retten.“
Dann in Vers 10: „Und nun siehe, die Kinder Ammon und Moab und die vom Gebirge Seir.“ Wo liegt das Gebirge Seir geografisch? Südlich vom Toten Meer.
Ammon liegt nördlich vom Toten Meer, Moab jenseits des Toten Meeres, und südlich davon liegt das Gebiet von Edom. Nun kommen diese Feinde. Heilsgeschichtlich betet Josaphat: Du hast Israel nicht gestattet, durch diese Gebiete zu ziehen, sondern sie haben sie schonend umgangen. Diese Freundlichkeit Israels haben sie nicht belohnt, sondern kommen jetzt, um Israel aus seinem Erbteil, dem verheißenden Land, zu vertreiben.
So macht Josaphat im Gebet klar: Diese Feinde sind eigentlich Feinde Gottes, weil sie sich gegen Gottes Pläne richten. Er macht sein Problem zum Problem Gottes.
In Vers 12 sagt er: „Wir haben keine Kraft und wissen nicht, was wir tun sollen.“ Haben wir uns nicht auch schon einmal in solchen Situationen befunden, in denen wir sagen mussten: „Ich weiß nicht, was ich tun soll“? Genau das ist hier gemeint.
Dann sagt er: „Unsere Augen sind auf dich gerichtet.“ Das ist eine Vorwegnahme von Hebräer 12,2, wo es heißt, wir sollen auf Jesus schauen, den Anfänger und Vollender des Glaubens.
In Vers 13 steht, dass ganz Juda vor dem Herrn stand, samt ihren kleinen Kindern, Frauen und Söhnen. Die Kinder wurden nicht nach unten geschickt, sondern alle waren da, auch die kleinen Kinder. Ich liebe dieses hebräische Wort für „kleine Kinder“, das eigentlich „die, die wackeln“ bedeutet – die mit den ganz kleinen Schritten gehen, eben die Kleinen, die sehr flink sind. Sie waren alle da. Niemand sagte: „Die verstehen das nicht, sie verstehen unsere Probleme nicht.“ Nein, sie sollten sehen, wie die Erwachsenen handeln, wenn sie nicht mehr weiterwissen.
Dann kommt der Prophet Jahasiel, der Mut macht: „Fürchtet euch nicht, erschreckt nicht!“ Lies bitte noch weiter ab Vers 16.
„Zieht gegen sie hinab! Siehe, sie kommen! Die Anhöhe zieht herauf, und ihr werdet sie am Ende des Tals vor der Wüste Jeruel finden. Ihr werdet nicht zu kämpfen haben. Tretet hin, steht und seht die Rettung des Herrn an euch, Juda und Jerusalem! Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht! Morgen zieht ihnen entgegen, und der Herr wird mit euch sein!“
Da neigte sich Josaphat mit dem Gesicht zur Erde, und ganz Juda und die Bewohner Jerusalems fielen nieder vor dem Herrn, um ihn anzubeten.
Die Leviten von den Söhnen Kehat und Korah standen auf, um den Herrn, den Gott Israels, mit überaus lauter Stimme zu loben.
Sie machten sich frühmorgens auf und zogen zur Wüste Tekoa.
Beim Auszug sprach Josaphat: „Hört mich, Juda und ihr Bewohner Jerusalems! Glaubt an den Herrn, euren Gott, und ihr werdet befestigt werden. Glaubt seinen Propheten, und es wird euch gelingen.“
Er beriet sich mit dem Volk und bestellte Sänger für den Herrn, die in heiligem Schmuck lobten, während sie vor dem gerüsteten Heer auszogen und sprachen: „Preist den Herrn, denn seine Güte währt ewig!“
Als sie mit Jubeln und Lobgesang begannen, stellte der Herr einen Hinterhalt gegen die Kinder Ammon, Moab und die vom Gebirge Seir, die gegen Juda gekommen waren, und sie wurden geschlagen.
Die Kinder Ammon und Moab standen gegen die Bewohner des Gebirges Seir auf, um sie zu vertilgen und zu vernichten. Als sie mit den Bewohnern von Seir fertig waren, half jeder dem anderen bei der Vernichtung.
Juda kam von den Bergwarten gegen die Wüste herab und sah sich nach der Menge um. Sie sahen Leichname auf der Erde liegen, und niemand war entkommen.
Josaphat und sein Volk kamen, um ihre Beute zu rauben. Sie fanden unter den Gefallenen sowohl Habe als auch kostbare Geräte in großer Menge und plünderten, bis sie nichts mehr tragen konnten.
Drei Tage lang raubten sie die Beute, denn sie war groß. Am vierten Tag versammelten sie sich im Tal Beraka, denn dort priesen sie den Herrn. Deshalb gab man diesem Ort den Namen Tal Beraka bis auf diesen Tag.
Alle Männer von Juda und Jerusalem kehrten mit Josaphat an der Spitze mit Freuden nach Jerusalem zurück, denn der Herr hatte ihnen Freude an ihren Feinden gegeben.
Sie kamen nach Jerusalem zum Haus des Herrn mit Harfen, Lauten und Trompeten.
Der Schrecken Gottes fiel auf alle Königreiche der Länder, als sie hörten, dass der Herr mit den Feinden Israels gekämpft hatte.
Das Königreich Josaphat hatte Ruhe, denn Gott verschaffte ihnen Ruhe ringsumher.
So regierte Josaphat über Juda. Er war fünfunddreißig Jahre alt, als er König wurde, und regierte fünfundzwanzig Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Asuba, die Tochter Schilchis.
Er wandelte auf dem Weg seines Vaters Asa und wich nicht davon ab, indem er tat, was recht war in den Augen des Herrn. Nur die Höhen wichen nicht.
Das Volk hatte sein Herz noch nicht auf den Gott ihrer Väter gerichtet.
Danke, bis hierhin. Den Rest schauen wir uns nächstes Mal an.
Ganz kurz: Ein ungewöhnlicher Krieg, bei dem levitische Sänger ganz vorne mitgehen. Sie singen: "Hodul Adonai ki chasto leolam" – preist den Herrn, denn seine Güte und Freundlichkeit währen ewiglich. Wo hat man das schon einmal erlebt, dass eine Armee so in den Krieg zieht?
Aber es ist das Prinzip, das man so zusammenfassen kann: Danken schützt vor Wanken, Loben zieht nach oben. Gott greift ein, und es entsteht ein Bürgerkrieg – inmitten des Chaos und der Verwirrung geraten die verschiedenen Armeen, die gegen Israel kamen, aneinander. Israel erlebt einen überwältigenden Sieg.
Dazu gibt es ein wunderbares Wortspiel. Wo fand dieser Sieg statt? In welchem Tal? Im Lobetal, genau. Im Text steht: im Tal Beraka, ja? Beraka oder Bracha. Heute spricht man es so aus; das „K“ war früher hart, im Neuhebräischen weich. Bracha bedeutet Lobetal.
Dieses Tal liegt im Gebiet der Wüste Tekoa (Vers 20). Es ist so: In Jerusalem haben sie den Herrn angerufen. Wenn man von Jerusalem durchs Kittim-Tal geht, auf den Ölberg beziehungsweise den Skopusberg, sieht man bis zum Toten Meer hinunter. Von dort sind die Feinde gekommen. Man hat also praktisch von Jerusalem aus Sichtverbindung bis dorthin.
Dann ist die ganze Armee in die Wüste Tekoa gezogen. Das heißt, sie sind südlich von Jerusalem gegangen. Tekoa liegt ganz nahe bei Bethlehem. Tekoa liegt direkt gegenüber dem Palast von Herodes, dem späteren Herodion. Dort gibt es ein Tal, das bis zum Toten Meer hinunterführt. Dort haben sie den Herrn gelobt.
Dazu gibt es ein wunderbares Wortspiel, mit dem wir schließen wollen: Psalm 84, Vers 7. Jerry liest das noch zum Schluss:
„Glückselig der Mensch, dessen Stärke in dir ist, in dessen Herzen gebahnte Wege sind. Wenn er durchs Tränental geht, macht er es zu einem Quellenort, ja, mit Segnungen bedeckt ihn der Frühregen. Er geht von Kraft zu Kraft, er erscheint vor Gott in Zion.“
Wenn sie durchs Tränental gehen – und das ist auf Hebräisch das Bachatal, klingt fast wie Bracha, Bacha. Bachatal ist das Tränental, Brachatal das Lobetal. So werden aus Tränentälern, durch die wir hindurchgehen, immer wieder, wenn wir erleben, wie der Herr eingreift, Lobetäler gemacht.
Das ist ein wunderbares Wortspiel zwischen Psalm und Zweiter Chronik. Damit wollen wir schließen.
Vielen Dank an Roger Liebi, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
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