Guten Morgen, ich möchte alle herzlich zu diesem Bibelstudientag begrüßen. Heute beschäftigen wir uns mit einer Übersicht über die neutestamentlichen Bücher ab dem Römerbrief.
Ich erinnere an den letzten Teil: Wir haben eine Übersicht über die vier Evangelien gehabt und dabei gesehen, dass diese den Höhepunkt der Heiligen Schrift darstellen. Das gesamte Alte Testament hat darauf hingearbeitet, auf den kommenden Erlöser hinzuweisen. In den vier Evangelien wird die Erfüllung davon gezeigt – und zwar aus vier verschiedenen Blickwinkeln.
Im Matthäusevangelium wird Jesus besonders als der König vorgestellt. Markus zeigt ihn als den Knecht, im Lukasevangelium wird Jesus als Mensch dargestellt. Im Gegensatz dazu präsentiert das Johannesevangelium Jesus als den ewigen Gott.
Anschließend haben wir gesehen, dass die Apostelgeschichte uns die ersten dreißig Jahre zeigt, wie die Botschaft des gekommenen Messias von etwa 32 bis 62 nach Christus in die Welt hinausgetragen wurde.
Außerdem haben wir festgestellt, dass die Apostelgeschichte einen offenen Schluss hat. Das bedeutet, der Heilige Geist hat das bewusst so inspiriert. Am Ende des Buches sehen wir Paulus in Rom in Gefangenschaft für zwei Jahre. Die Antwort darauf, was schließlich bei seinem Prozess geschah, wird nicht gegeben. Die Freilassung von Paulus wird nicht berichtet.
Somit endet das Buch mit einer offenen Frage. Dies soll zeigen, dass die Missionsgeschichte, die in der Apostelgeschichte beschrieben wird, nur der Anfang dessen ist, was bis heute weitergehen sollte.
Und jetzt kommen wir zu einem ganz neuen Teil im Neuen Testament, nämlich zu den Briefen der Apostel und neutestamentlichen Propheten. Es ist wichtig, dass wir stets vor Augen haben, dass der Herr Jesus am Vorabend der Kreuzigung, als er mit den Jüngern im Obersaal war, auf Zion 2 angekündigt hat, dass der Heilige Geist kommen wird. Damit hat er auch die Inspiration des Neuen Testaments angekündigt.
Schlagen wir kurz Johannes auf. In Vers 26 sagt der Herr Jesus: „Der Sachwalter aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Diese übernatürliche Erinnerung an die Worte des Herrn hat sich in der Abfassung der vier Evangelien niedergeschlagen.
Immer noch an diesem selben Abend im Obersaal sagt der Herr Jesus in Johannes 15, Vers 26: „Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen, aber auch ihr zeugt, weil ihr von Anfang an bei mir seid.“
Der Heilige Geist wird nicht nur an die Worte des Herrn Jesus erinnern, wie wir sie in den Evangelien haben, sondern er wird auch das Zeugnis in dieser Welt ermöglichen. Das hat sich in der Apostelgeschichte niedergeschlagen. Dort erleben wir das Zeugnis in dieser Welt durch den Heiligen Geist und durch die Jünger, die der Heilige Geist als Zeugen gebraucht hat.
In Johannes 16, Vers 12 sagt der Herr Jesus: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“ Damit macht er klar, dass er in den Evangelien nicht alles mitgeteilt hat, was uns mitzuteilen ist. Es bleibt noch etwas übrig. Er sagt, jetzt könnt ihr es noch nicht ertragen, aber nach Pfingsten wird es anders sein.
So steht es in Vers 13: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden.“
Genau das hat sich in der Abfassung der 21 Briefe der Apostel und neutestamentlichen Propheten niedergeschlagen. Dort haben wir die ganze Wahrheit. Insbesondere enthalten diese Briefe auch die Enthüllung von Geheimnissen, das heißt Wahrheiten, die im Alten Testament verschwiegen waren, aber im Neuen Testament offenbart wurden.
Schließlich heißt es im selben Kapitel, Vers 13: „Und das Kommende wird er euch verkündigen.“ Das hat sich besonders in der Abfassung der Offenbarung niedergeschlagen. Sie ist das einzige vollständig prophetische, auf die Zukunft gerichtete Buch im Neuen Testament.
So können wir das Neue Testament einteilen in: die Erinnerung – die vier Evangelien; das Zeugnis – die Apostelgeschichte; die ganze Wahrheit – die 21 Briefe (dreimal sieben Briefe); und das Kommende – die Offenbarung.
Und das ergänzt sich wunderbar mit dem, was der Herr Jesus über das Alte Testament sagt. In Lukas 24 teilt er das Alte Testament genauso ein, wie es in der hebräischen Bibel gemacht wird.
Dort sind die Bücher etwas anders angeordnet im Vergleich zu den deutschen Bibeln. Sie beginnen zwar ebenfalls chronologisch mit den fünf Büchern Mose. Wenn man die Bibel chronologisch liest, beginnt man also mit den fünf Büchern Mose, gefolgt von Josua, Richter, Rut, 1. und 2. Samuel und so weiter. In der hebräischen Bibel gibt es jedoch eine andere Anordnung, in der die Bibel in drei Teile eingeteilt wird: die Tora, das Gesetz, die Nevi'im, die Propheten, und die Ketuvim, die Schriften. An der Spitze der Ketuvim stehen die Psalmen.
Schauen wir einmal in Lukas 24, Vers 44. Da spricht der Auferstandene zu den Jüngern: „Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht im Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen.“ Hier finden wir genau diese drei Teile wieder: die Tora, dann die Propheten, also die Nevi'im, und schließlich die Psalmen.
In der hebräischen Bibel unterscheidet man bei den Propheten zwischen den vorderen und den hinteren Propheten. Die vorderen Propheten sind Josua, Richter, Samuel und Könige. Diese Bücher sind zwar historische Bücher, wurden aber von Schriftpropheten verfasst. Deshalb nennt man sie die vorderen Propheten.
Die hinteren Propheten sind Jesaja, Jeremia, Ezechiel und die zwölf kleinen Propheten. Ursprünglich gehörte auch das Buch Daniel dazu.
Dann beginnt die Ketuvim mit den Psalmen. Deshalb nennt der Herr Jesus diesen dritten Teil „Psalmen“. So ergeben sich die drei Teile.
Im Hebräischen nennt man das Alte Testament „Tanach“. Das ist eine Abkürzung, die sich aus den Anfangsbuchstaben der drei Teile zusammensetzt: T für Tora, N für Nevi'im und K für Ketuvim. Im Hebräischen schreibt man oft nur die Konsonanten, daher T N K, was Tanach ergibt.
Jetzt ist klar: Die gesamte Bibel besteht aus sieben Teilen. Drei davon gehören zum Alten Testament, vier zum Neuen Testament.
Und jetzt kommen wir also zu Teil sechs: die ganze Wahrheit. Dieser Abschnitt beginnt mit dem Römerbrief.
Es ist interessant, dass die Apostelgeschichte mit Paulus in Rom endet. Sie zeigt, dass der Apostel für die Völker in der Hauptstadt des Römischen Reiches wirkte. Dieses Reich erstreckte sich damals nicht nur weit über Europa, sondern auch bis nach Nordafrika und Teile von Asien. Die Hauptstadt des Reiches war Rom in Italien. Das Zeugnis des Völkerapostels wurde auch in Rom gefestigt.
So endet die Apostelgeschichte mit Paulus, der zwei Jahre in Rom verbrachte. Ich lese die letzten Verse aus Apostelgeschichte 28: Er blieb zwei volle Jahre in seinem eigenen gemieteten Haus, nahm alle auf, die zu ihm kamen, und predigte das Reich Gottes. Er lehrte mit aller Freimütigkeit und ungehindert die Dinge, die den Herrn Jesus Christus betreffen.
Diese zwei Jahre waren eine Art Gefangenschaft, aber Paulus war nicht einfach abgeschnitten. Gott führte es so, dass Paulus während dieser Zeit auf die Anklagen aus Israel warten musste, die jedoch nicht kamen. Das römische Recht besagt, dass wenn nach zwei vollen Jahren keine Anklage erhoben wird, der Gefangene freigelassen werden muss. Dass Lukas „zwei volle Jahre“ betont, deutet darauf hin. Doch ein Urteil oder eine Freilassung werden nicht erwähnt. Der Schluss bleibt offen.
Wie gesagt, dies zeigt, dass die Missionsgeschichte hier nicht endet, sondern weitergeht. Es wird angedeutet, dass Paulus nach diesen zwei Jahren wieder reisen konnte – und das tat er auch. Zu den vier Missionsreisen, die in der Apostelgeschichte beschrieben sind, kamen weitere Reisen hinzu.
Schließlich wurde Paulus erneut verhaftet und kam in die Todeszelle, wieder in Rom. Aus dieser Zeit stammen die letzten seiner 21 Briefe, nämlich der zweite Timotheusbrief. Darin deutet er an, dass er bald in die Herrlichkeit eingehen werde, nachdem er seinen Lauf vollendet hat.
So sehen wir, wie der Apostel Paulus seinen Auftrag und sein Zeugnis in Rom auf eine besondere Weise ausführen durfte. Wenn es jedoch um den Römerbrief geht, führt uns das zurück in das Jahr 57, also einige Jahre vor seinem Besuch in Rom.
In Römer 1 sagt Paulus, dass er schon länger nach Rom kommen wollte, es ihm aber bisher nicht möglich gewesen ist. Deshalb hat er das Anliegen, den Gläubigen in Rom ganz systematisch die Wahrheit des Evangeliums zu erklären.
Ich lese nun eine kurze Zusammenfassung. Im Skript, das die Teilnehmer über den Livestream auf der rechten Seite herunterladen können, habe ich versucht, jedes Bibelbuch in einigen Sätzen zusammenzufassen.
Der Römerbrief ist eine umfassende Darstellung der Bedeutung des Kreuztodes des Herrn Jesus im Blick auf die Menschen aus allen Völkern der Welt. Zunächst zeigt er, dass sowohl die Nichtjuden als auch die Juden ohne Ausnahme vor Gott schuldig sind.
Im Anschluss daran wird eindrücklich dargestellt, wie die Befreiung von der Sündenlast und der Macht der Sünde im Menschen möglich ist. Diese Belehrung findet sich in den Kapiteln eins bis acht.
Ausführlich wird auch über Gottes Plan mit Israel gesprochen, und zwar in den Kapiteln neun bis elf. Der Schluss des Briefes zeigt, welche praktischen Auswirkungen die Erlösung im alltäglichen Leben der Gläubigen hat beziehungsweise haben muss. Das sind die Kapitel zwölf bis sechzehn.
Weil Gott jedoch erlaubt hat, dass Paulus’ Wunsch, nach Rom zu gehen, lange Jahre nicht erfüllt wurde, hatte Paulus im Herzen den Wunsch, einen systematischen Brief über das Evangelium zu schreiben. Damit wollte er die im Alten Testament in Hiob 9 gestellte Frage neu-testamentlich beantworten.
Schlagen wir Hiob 9,2 auf. Denken wir daran: Hiob lebte offensichtlich noch vor Abraham, also im dritten Jahrtausend vor Christus, in den Jahrhunderten nach der Sintflut. Wenn man die Bibel chronologisch liest, findet man die fünf Bücher Mose, die Mose Israel gegeben hat. Doch Mose hatte, wie wir aus der jüdischen Überlieferung wissen, Israel auch das Buch Hiob übergeben dürfen – und das aus einem ganz besonderen Grund.
Mose musste Israel erklären, dass der Herr sie auf eine besondere Weise geliebt und auserwählt hat. Das hätte leicht dazu führen können, dass das jüdische Volk von Anfang an dachte, sie seien etwas Besseres als andere Völker. Dieses Denken wurde später tatsächlich zu einem Problem. Das Buch Hiob zeigt uns jedoch einen Mann, von dem es heißt, dass keiner wie er war – so treu und gottesfürchtig. Er war vollkommen. Das bedeutet nicht sündlos, denn das Buch zeigt, dass das nicht gemeint ist. Das hebräische Wort für „vollkommen“ heißt auch „vollständig“. Das heißt, Hiob war kein einseitiger Mensch. Es gibt Menschen, die sehr einseitig sind und dadurch oft als schwierig empfunden werden. Bei Hiob war das anders: Er war in allem ausgeglichen, und darum wird er so beschrieben.
Er mied das Böse. Das heißt, er spielte nicht mit der Sünde, sondern wo er sah, dass etwas Sünde war, ging er davon weg. Hiob war kein Israelit. So sollte das Buch Hiob zeigen: Seht ihr, Israel? Als auserwähltes Volk seid ihr nicht etwas Besonderes im Sinne davon, dass andere Völker nicht zählen würden. Nein, Gott liebt alle Völker. Aus allen Völkern können Menschen wie Hiob hervorgehen, wenn sie ihr Herz ganz dem Herrn zur Verfügung stellen.
Mose hat auch den Psalm 90 geschrieben. Das war die Bibel, die Israel am Anfang hatte. Man kann also lesen: 1. Mose Kapitel 1 bis 11. In dieser chronologischen Liste von Noah bis Abraham, die in Kapitel 11 endet, passt das Buch Hiob hinein – in die letzten Generationen, gerade vor Abraham. Psalm 90 passt dann ans Ende der Wüstenwanderung, also zu den Schlusskapiteln des Berichts von 4. Mose.
Nun zur Frage, die Hiob stellte – das war ein kleiner Exkurs. Hiob 9,2: Ich lese ab Vers 1: „Und Hiob antwortete und sprach: Wirklich, ich weiß, dass es so ist.“ Und dann die Frage: „Wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott?“ Wie kann ein Mensch wirklich vor Gott gerecht sein?
Hiob war ein eindrücklich treuer Gläubiger, so wird er beschrieben, aber er wusste, dass er nicht sündlos war. Hiob stellt die Frage, wie ein Mensch vor Gott gerecht sein kann, sodass gar nichts Sündiges an ihm ist. Diese Frage wird im Römerbrief näher beschrieben.
Zuerst wird die Diagnose beschrieben, bevor die Therapie dargestellt wird – so ist es auch in der Medizin. Man muss zunächst eine Bestandsaufnahme machen, die Anamnese durchführen und dann die Diagnose stellen. Erst danach kann man über die Therapie sprechen.
In Römer 1, 2 und 3 wird gezeigt, dass die ganze Welt – sowohl die Heidenvölker als auch Israel – alle Sünder sind und verloren gehen. Dies führt zum Höhepunkt in Kapitel 3, Vers 22 am Schluss. Dort beginnt der Satz: „Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“
Der Satzteil „Denn es ist kein Unterschied“ bedeutet, dass es keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden gibt. Alle sind vor Gott schuldig und alle sind unfähig, sich selbst allmählich zu Gott hinaufzuarbeiten. Deshalb ist die Übersetzung der Elberfelder Bibel hier richtig, im Unterschied zu manchen anderen Übersetzungen.
Der Sinn ist also folgender: Sie erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes. Sie können sich nicht aus eigener Kraft zu Gott hinaufarbeiten, um dann sagen zu können: „Ich bin gerecht vor Gott, Gott sieht an mir keine Schuld.“ Das ist unmöglich!
Doch dann wird die Therapie gezeigt: Sie werden umsonst, gratis und ohne etwas zu bezahlen, gerechtfertigt durch seine Gnade – durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.
Jetzt haben wir den Ausdruck „rechtfertigen“, der ein Hauptwort im Römerbrief ist. Interessant ist, dass Rom als Hauptstadt des Römischen Reiches eine Stadt war, die besonders stolz auf das römische Recht und das römische Rechtssystem war. Die Römer waren fest davon überzeugt, dass ihre Gesetze wunderbar sind und dass sie weitere Völker erobern sollten. Sie hatten einen richtigen Sendungsauftrag. Doch die Frage ist: Wer hat sie geschickt?
Man kann zwar einen Sendungsauftrag haben oder das Gefühl davon, aber niemand hat sie tatsächlich geschickt. Sie sahen ihren Auftrag darin, den Barbaren zu zeigen, was Zivilisation und Recht sind. Doch wenn man das römische Recht studiert, entdeckt man darin unglaubliche Ungerechtigkeiten. Im Zwölftafelgesetz wird beispielsweise empfohlen, behinderte Kinder zu töten. Und das ist nur der Anfang. Es gäbe noch viele weitere Beispiele, denn es steckt viel Ungerechtigkeit darin.
Nun kommt der Römerbrief nach Rom und zeigt Gottes Gerechtigkeit im Gegensatz zur Gerechtigkeit des Menschen. Deshalb lese ich auch noch aus Kapitel 1, Vers 16: „Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“
Hier geht es um die Gerechtigkeit Gottes. Im nächsten Vers beginnt der Apostel zu zeigen, wie die ganze Welt schuldig ist. Er spricht zuerst über die Heidenvölker, die keine Bibel haben. „Denn Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit besitzen.“
Den Römern wird gezeigt: Auch wenn sie meinen, sie hätten ein wunderbares Rechtssystem, verurteilt die Gerechtigkeit Gottes sie. Gottes Zorn steht über ihnen. Was danach aufgezählt wird, beschreibt die ganze Unmoral, die im römischen Reich an der Tagesordnung war und auch im Kaiserhaus üblich war. Gottes Zorn.
So wird den Römern, die dachten, sie wüssten, was Gerechtigkeit ist, klargemacht, dass sie in Wirklichkeit unter Gottes Zorn stehen. Alle sind Sünder, die sich nicht zu Gott hinaufarbeiten können.
Jetzt kommt der Begriff „rechtfertigen“. Dieser Begriff stammt aus dem Rechtssystem. Er bedeutet übrigens nicht, jemanden gerecht zu machen. Ein Richter kann einen Angeklagten nicht gerecht machen. Rechtfertigen heißt vielmehr, jemanden als gerecht erklären.
Das heißt also: Wenn jemand vor dem römischen Gericht angeklagt ist und der Richter erkennt, dass es keine berechtigte Anklage gibt, dass der Angeklagte absolut unschuldig ist, dann kann er ihn rechtfertigen. Er erklärt, er ist gerecht, hat das und das nicht getan und muss freigesprochen werden.
Rechtfertigen bedeutet also, jemanden als gerecht zu erklären. Das versteht man auch heute noch. In unserer Umgangssprache benutzen wir den Ausdruck „jemand rechtfertigt sich selbst“. Was heißt das? Sich selbst rechtfertigen bedeutet nicht, sich gerecht machen, sondern zu erklären: „Nein, ich habe das nicht falsch gemacht, und aus diesen Gründen war es richtig.“ So rechtfertigt man sich selbst.
Hier aber wird gesagt: Alle Menschen sind Sünder und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes. Der Zorn Gottes steht über ihnen. Nun heißt es, sie werden gerechtfertigt durch den Glauben an den Herrn Jesus. Das bedeutet, Gott erklärt diese Menschen für gerecht. Alle Sünden sind weg, weil Jesus sie am Kreuz getragen hat und dadurch Erlösung möglich gemacht hat.
Nochmals Römer 3, Vers 24: „Sie werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.“ Das heißt, Gott rechtfertigt einen Menschen, indem er sagt: Alle seine Sünden sind weg. Der gerechte Zorn Gottes hat diese Sünden an dem Stellvertreter, dem Herrn Jesus, bestraft.
Darum ist man in unserer Stellung vor Gott, wenn man an Jesus glaubt und diese Vergebung in Anspruch nimmt, grundsätzlich eine Person ohne Sünde. Denn der Herr Jesus hat am Kreuz nicht nur die Sünden bis zu unserer Bekehrung getragen, sondern auch alle Sünden bis heute und sogar alle zukünftigen Sünden bis zum Tod. Deshalb ist alles weg.
Es ist ganz wichtig, dass wir zwischen Stellung und praktischem Zustand unterscheiden. Die Bibel zeigt uns: Durch den Glauben an den Herrn Jesus sind wir vollkommen gemacht. Gott hat uns grundsätzlich alles vergeben, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft. Darum sind wir von ihm gerecht gesprochen.
In der Praxis ist es jedoch so, dass sobald etwas Unrechtes in unser Leben kommt, die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn getrübt wird. Deshalb ist es als Kind Gottes immer nötig, nach 1. Johannes 1,9 unsere Sünden zu bekennen und zu bereuen. Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt – immer wieder – und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.
Das bedeutet: Wir sind zwar nicht praktisch vollkommen gerecht, aber in der Stellung sind wir es. Gott sieht uns in Christus als vollkommen an. Dabei kommt es nicht auf unser Gefühl an, sondern auf Gottes Urteil über unsere Stellung.
In der Praxis zeigt sich der Unterschied zwischen Stellung und Zustand. Es kommen Dinge in unser Leben, die uns straucheln lassen. Jakobus 3,1 sagt: „Seid nicht viele Lehrer, denn wir alle straucheln oft.“ Das beschreibt den praktischen Zustand. Deshalb müssen wir ständig Dinge in Ordnung bringen. Durch unser Bekenntnis erfahren wir Vergebung, sodass die praktische Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn wieder freudig wird.
Dieser Unterschied ist sehr wichtig, doch viele machen ihn nicht. Gerade der Römerbrief verdeutlicht das. Schlagen wir Römer 5,19 auf: „Denn so wie durch den Ungehorsam des einen Menschen Adam die vielen in die Stellung von Sündern gesetzt worden sind, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen in die Stellung von Gerechten gesetzt werden.“
Von Natur aus waren wir also stellungsmäßig Sünder. Aber durch den Herrn Jesus und sein Gehorsam bis zum Tod sind wir in die Stellung von Gerechten gesetzt worden.
Das ist auch die Antwort auf Hiob 9, wo gefragt wird: Wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott? Durch den Glauben, wie wir in Römer 3 gelesen haben, hat Gott uns das Erlösungswerk des Herrn Jesus zugerechnet. Er hat uns in die Stellung gesetzt, gerecht zu sein, und sieht uns in Christus als perfekt an.
Ich möchte das noch umschreiben und eine Stelle aus dem Hebräerbrief hinzufügen: Hebräer 10,14: "Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden." Das ist eine unglaubliche Aussage. Durch das Opfer des Herrn Jesus am Kreuz sind wir auf immerdar vollkommen gemacht.
Hier meint "vollkommen" im neutestamentlichen Sinn nicht nur, dass wir so weitgehend passend gemacht sind für die Gegenwart Gottes, sondern vollkommen! Gott sieht keine Sünde mehr an uns, stellungsgemäß. Gleichzeitig wird jedoch noch hinzugefügt: "die geheiligt werden." Das ist ein Durativ, also ein andauernder Prozess. "Vollkommen gemacht" ist punktuell, ein abgeschlossener Akt. Wir sind vollkommen gemacht, alle Sünden sind weg – Vergangenheit und Zukunft.
In der praktischen Stellung sieht es jedoch anders aus. Da muss immer wieder etwas in Ordnung gebracht werden, und wir sollen auch Fortschritte machen, dem Herrn das ganze Leben hindurch immer näherkommen. Das ist Wachsen in der Heiligung, "die geheiligt werden". So haben wir also Stellung und praktischen Zustand gerade in einem Vers beieinander.
Übrigens, um das noch zu illustrieren: Das ist ein Exkurs vom Vogelflug. Jetzt schauen wir uns das mit dem Mikroskop an, zwischendurch. Am Fuß eines Baumes, wenn wir den Wald überfliegen, gehen wir hin und betrachten mit dem Mikroskop ganz kleine Details, die es dort gibt.
Epheser 5,8: "Denn einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn." Früher waren wir in der Stellung der Sünde, wir waren Finsternis. Jetzt aber sind wir in der Stellung der Gerechten versetzt und sind Licht. Welch ein Gegensatz!
Ich habe "Licht" zu Ende gelesen, und dann kommt eine praktische Ermahnung: "Wandelt als Kinder des Lichts." Jetzt sollen wir das auch praktisch umsetzen, damit man dieses Licht in unserem Leben sieht. Also: Stellung – jetzt seid ihr Licht in dem Herrn; Praxis – wandelt als Kinder des Lichts. Praktischer Zustand.
So könnte man weitere Stellen aus verschiedenen Bibelbüchern zeigen, die immer wieder diesen Unterschied zwischen Zustand und Stellung deutlich machen. Das ist sehr wichtig, weil viele Christen eigentlich aus einem inneren Krampf heraus leben. Sie versuchen, weil sie den Herrn lieben, Fortschritte zu machen, um besser zu werden. Dabei geraten sie leicht in einen Zustand, in dem sie von sich selbst völlig enttäuscht werden.
Darum ist es wichtig, dass man diese Belehrung aus dem Neuen Testament hat: Nein, wir müssen unterscheiden. Es gibt die Stellung, und in dieser Stellung sind wir vor Gott vollkommen gemacht, in die Stellung der Gerechten versetzt, eben von Gott gerechtfertigt. Das ist ein gerechter Mensch.
Wenn wir diese Stellung sehen – wir sind auf immerdar vollkommen gemacht in Gottes Augen –, dann fällt eigentlich die Verkrampfung weg. Das ständige Bemühen, noch besser zu werden, wird überflüssig. Es wird eine ganz andere, viel gelassenere Haltung möglich, die dem entspricht, was wir als Sprichwort kennen: noblesse oblige – Würde verpflichtet.
Kinder, die in einer adligen Familie aufwachsen, haben es zwar nicht einfach, aber ihnen wird gesagt, sie müssen sich auch so verhalten. Es ist einfach schlimmer, wenn sie sich falsch verhalten. Das haben wir in den letzten Jahren gerade in der Königsfamilie in England gesehen – eine Katastrophe nach der anderen. Das hat das Selbstbewusstsein in der königlichen Familie in den Grundfesten erschüttert.
Seit Jahrhunderten war es klar: In der Königsfamilie sind wir die oberste adlige Schicht von England und aller Kolonien bis nach Kanada, Australien, Neuseeland. Wir sollten in einer besonderen Würde leben. Diese Würde verpflichtet. Wenn das nicht funktioniert, ist das für eine Königsfamilie schlimm.
Wir wissen aber aus diesem Hintergrund, dass wir leben und handeln, indem wir unsere Würde, die Gott uns geschenkt hat, als ein reines Geschenk sehen. In Epheser 1 möchte ich das noch erwähnen, um diesen Gedanken der Stellung noch schöner, noch lieblicher und noch wertvoller zu machen.
Dort heißt es in Epheser 1,6: "Zum Preis der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten." Wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen nach dem Reichtum seiner Gnade.
Ganz wichtig: In der Elberfelder Bibel gibt es eine Fußnote zu Vers 6 bei "begnadigt". Das Wort "begnadigen" bedeutet nämlich nicht nur begnadigen, sondern auch "angenehm machen". Gott hat uns also "angenehm gemacht in dem Geliebten."
Gott sieht uns nicht nur einfach als Gerechte – das könnte kalt aufgefasst werden – oder als vollkommen gemacht auf ewig, sondern er sieht etwas Liebliches. Die ganze Lieblichkeit und Schönheit des Herrn Jesus ist uns gewissermaßen wie ein Kleid geschenkt worden.
Ganz im Sinn von Jesaja 61,10: "Hoch erfreue ich mich in dem Herrn, denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils." Er hat uns angenehm gemacht in dem Geliebten. Die Schönheit und Herrlichkeit des Geliebten ist uns geschenkt worden.
Genau so wie in der Stiftshütte die Bretter aus Akazienholz – ein knorriger Baum – überzogen mit Gold, so sind wir in Christus. Ja, das Holz ist mit Gold bekleidet, mit seiner Herrlichkeit. So viel als Exkurs zu diesem Gedanken der Stellung.
Und jetzt zur Rechtfertigung. Ich möchte noch aus Römer 5,1 lesen: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Ganz wichtig ist, dass der Ausdruck „Rechtfertigen“ oder „Rechtfertigung“ sich wie ein roter Faden durch den Römerbrief zieht. Das sind grundlegende Hauptwörter dieses Briefes.
Hier wird gesagt: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben.“ Das ist ein Aorist, also ein punktuelles Ereignis. Es ist kein Prozess, bei dem wir allmählich immer ein bisschen gerechter werden. Stattdessen hat Gott uns gerecht gesprochen in dem Moment, in dem wir mit unserem Herzen geglaubt haben.
Der Herr Jesus hat alles gut gemacht am Kreuz, und wir haben unsere Sünden bekannt, was uns vor Gott bewusst war. Dann hat Gott uns das zugerechnet – in einem ganz bestimmten Moment sind wir gerechtfertigt.
Und zwar nicht durch eine bestimmte Leistung, sondern einfach dadurch, dass wir im Glauben das in Anspruch genommen haben. Nun haben wir Frieden mit Gott.
Ich habe das jetzt Schritt für Schritt versucht, etwas mühsam aufzuarbeiten, um endlich zur Pointe zu kommen.
Das Ganze wurde nach Rom geschickt, im Römerbrief. Gott wusste im Voraus, wie die Missionsgeschichte nach der Apostelgeschichte 28 mit Rom weitergehen würde. Er wusste, dass der Zeitpunkt kommen würde, an dem ein Bischof von Rom um 440 nach Christus sagen würde: „Ich bin der oberste Bischof über alle Bischöfe der ganzen Welt.“ Auch über die Bischöfe von Alexandria, Jerusalem und Konstantinopel. Damit war das Papsttum geboren.
Diese Stadt Rom sollte in der Geschichte der Christenheit eine solch dominante Bedeutung erlangen, dass die Christen ab dem vierten Jahrhundert die Machtstrukturen des römischen Reiches übernahmen. Diese Machtstruktur hatte die Form einer Pyramide: Unten stand das einfache Volk, um nicht zu sagen das „dumme“ Volk, darüber die niedrigen Beamten, noch höher die höheren Beamten und an der Spitze der Kaiser – die Spitze der Pyramide.
Im vierten Jahrhundert kopierte die Christenheit diese Machtstruktur und übertrug sie auf sich selbst. An der Spitze stand nicht mehr der Kaiser, sondern der Papst. Dieses Machtsystem wollte die Christenheit weltweit beherrschen. Man muss bedenken, dass es damals noch keine Abspaltung der orthodoxen Kirchen gab. Die Spaltung mit den griechisch-orthodoxen Kirchen kam erst 1054. Rom hatte also wirklich die Christenheit im Griff.
Man begann zu lehren, dass der Mensch nicht durch Glauben gerechtfertigt wird, sondern etwas leisten muss. Die Rechtfertigung ist ein lebenslanger Prozess bis zum Tod, aber auch dann ist man noch nicht fertig. Es geht danach noch weiter im Fegefeuer. Die Gnade wird also tröpfchenweise gegeben, je nachdem, wie viele gute Werke man tut. Man erreicht nie das Ziel. Man kann nie sicher sagen: „Jetzt bin ich von Gott angenommen.“ Diese totale Unsicherheit wurde betont.
Es wurde gelehrt, dass die Rechtfertigung durch Werke geschehen muss. Durch Werke trägt man zur Erlösung bei. Der Römerbrief wurde im Jahr 54 nach Rom geschickt. In Rom hatte man das Vorrecht, das Original des Römerbriefes zu besitzen. Christen aus anderen Orten kamen nach Rom, um dort die richtigen Kopien der Handschriften herzustellen.
So wirkte der Römerbrief als Korrektiv in der ganzen Christenheit. Daraus entstand auch der Mehrheitstext – ein übereinstimmender Text, der geographisch weit verbreitet war, weil das Korrektiv in Rom vorhanden war. Ausgerechnet in Rom entstand aber dieses Machtsystem, in dem genau das Gegenteil gelehrt wurde: Nein, wir sind nicht gerechtfertigt, das ist ein Prozess.
Man kann nicht sagen, Rechtfertigung geschieht durch Glauben, sondern sie geschieht in ständigem Bemühen. Durch Werke tragen wir zur Erlösung bei. Ist das nicht ironisch? Der Römerbrief wurde ausgerechnet nicht nach Korinth oder Ephesus geschickt, sondern nach Rom – um schließlich im sechzehnten Jahrhundert die Reformation auszulösen.
Die Reformation wurde am 31. Oktober 1517 durch die Verse aus dem Römerbrief ausgelöst, insbesondere durch Römer 1,17: „Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart, aus Glauben zu glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“
Ein Mönch in seinem Turmzimmer las diese Verse. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, wie ein Schalter, der umgelegt wurde. Seine Frage war: „Wie kann Gott mir gnädig sein? Wie kann ein zorniger Gott mir gnädig gesinnt sein?“ Dann wurde ihm klar: Durch Glauben.
Er musste sich nicht auf seine eigenen Bemühungen stützen. Wenn es um die Rettung geht, dann geschieht sie nur durch Glauben. So erfuhr die Reformation im sechzehnten Jahrhundert ihre Auslösung. Das Evangelium wurde neu entdeckt und verbreitete sich weltweit.
Die wahre Lehre, dass man nur durch Glauben an Jesus Christus errettet wird und von Gott wirklich gerecht gesprochen wird, wurde seither weltweit verbreitet – alles aufgrund des Römerbriefes.
So sehen wir, dieser Brief war sehr wichtig, und für Paulus war es schwer. Er wollte nach Rom gehen und hätte das gerne dort mündlich erläutert. Das schreibt er in Kapitel 1. Doch Gott hat es nicht erlaubt, sondern hat ihn durch den Heiligen Geist getrieben, den Römerbrief zu schreiben. Das wurde zum Segen für die ganze Welt.
Wenn man Römer 1 bis 8 liest, sieht man schließlich in Kapitel 8, wie man völlige Heilsicherheit und Heilsgewissheit bekommen kann. Man weiß dann, dass es nichts mehr gibt, was uns irgendwie von der Liebe Gottes scheiden kann.
Römer 8, Vers 37: „Aber in diesem allem sind wir mehr als Überwinder.“
Römer 8, Vers 37 weiter: „Aber in diesem allem sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“
So ist diese Übersicht abgeschlossen. Danach kommen Römer 9 bis 11, die sich mit Israel beschäftigen. Warum das? Ich erinnere nochmals an Römer 3, Vers 22: „Denn es ist kein Unterschied; denn alle haben gesündigt.“ Es gibt keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden.
Jetzt stellt sich die Frage: Ja, aber Gott hat doch das jüdische Volk auserwählt. Wenn es keinen Unterschied gibt, was ist dann mit der Auserwählung Israels? Hat Israel alles verloren, vielleicht dadurch, dass der Messias von den jüdischen Führern zum Tod verurteilt und den Römern überliefert wurde?
Römer 9 bis 11 erklärt dazu: Nein. Das „Es ist kein Unterschied“ bezieht sich darauf, dass alle Sünder sind und man nicht automatisch gerettet wird, nur weil man jüdische Wurzeln hat. Es braucht das Gleiche: Man muss umkehren und an das Evangelium glauben. Das gilt für Juden und Nichtjuden.
Trotzdem hat Israel als Nation Verheißungen bekommen, die an Abraham, Isaak und Jakob gegeben wurden. Diese gelten weiterhin und werden nicht zurückgenommen. Darum sagt Römer 11, Vers 27: „Denn die Gnadengaben und Berufungen Gottes sind unbereubar.“
Israel ist also nicht verworfen worden. Es ist ironisch, dass die römisch-katholische Kirche über Jahrhunderte hinweg die Ersatztheologie verbreitet hat. Sie behauptete, Israel sei für immer verworfen, und die Kirche habe alle Segnungen geerbt.
Im Römerbrief steht jedoch: Römer 11, Vers 1: „Ich sage nun: Hat Gott etwa sein Volk verworfen? Das sei ferne!“ Gerade der Römerbrief zeigt also, dass diese römische Lehre falsch ist.
Jetzt machen wir eine Pause. Danach folgt noch eine kurze Ergänzung zum Römerbrief, und dann gehen wir gleich weiter zum ersten Korintherbrief.
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