Guten Abend, ich möchte alle herzlich zu diesem Bibelstudienabend begrüßen. Wir beschäftigen uns mit dem ersten Johannesbrief und haben bereits den ersten von vier Teilen betrachtet. Dieser erste Teil umfasst 1. Johannes 1,1 bis 2,11.
Wir haben gesehen, dass dieser gesamte Abschnitt in fünf Teile aufgeteilt ist. Diese Teile entsprechen in ihrer Abfolge den fünf Büchern Mose. Dieses Muster zieht sich viermal durch den gesamten ersten Johannesbrief hindurch.
Nun kommen wir zu Kapitel 2, Vers 12. Hier erkennen wir zunächst eine Parallele zum ersten Buch Mose. Das Buch heißt auf Hebräisch „Bereshit“. Dabei handelt es sich um eine Wiederholung. Man sagt im Hebräischen nicht „Erstes“, „Zweites“, „Drittes Mose“, sondern jedes Buch hat einen eigenen Titel. Dieser Titel wird aus einem Wort des ersten Verses des Buches entnommen. „Bereshit“ bedeutet „Anfang“.
Beim Durchlesen wird man darauf achten, wie oft von diesem „Anfang“ gesprochen wird. Die Parallele bezieht sich auf Kapitel 2, Vers 12 im ersten Johannesbrief und das Buch Bereshit, also den ersten Mose, bis Kapitel 2, Vers 27.
Darf ich bitten, das Ganze gerade vorzulesen, Sascha?
Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden um seines Namens willen vergeben sind. Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt.
Ich schreibe euch, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt. Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt.
Liebt nicht die Welt noch, was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm. Denn alles, was in der Welt ist – die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens – ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.
Und die Welt vergeht mit ihrer Lust. Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.
Kinder, es ist die letzte Stunde. Wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden. Daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.
Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie wohl bei uns geblieben sein. Aber damit sie offenbar würden, dass sie alle nicht von uns sind.
Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles. Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht wisst, sondern weil ihr sie wisst und dass keine Lüge aus der Wahrheit ist.
Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht. Wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater.
Ihr, was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben.
Und dies ist die Verheißung, die er uns gegeben hat: das ewige Leben.
Dies habe ich euch im Hinblick auf die geschrieben, die euch verführen. Und ihr, die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch. Ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehrt, sondern wie dieselbe Salbung euch über alles belehrt und wahr ist und keine Lüge ist.
Und wie sie euch belehrt hat, so bleibt in ihm.
Anfang gefunden. Also nicht in diesem Abschnitt, du meinst jetzt insgesamt im ersten Johannesbrief, aber jetzt in diesem Abschnitt, wo wir eben speziell die Parallele zu 1. Mose, dem Buch des Anfangs, haben.
Ja, nämlich im Vers 13: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Jawohl, und dann?
Vers 14. Vers 24. Jawohl, noch vorher? Vers 14. Vers 14. Man muss sich nur am Rand in seiner Bibel ein Zeichen machen, zum Beispiel ein großes A. Da findet man diese Schlüsselstellen.
Also Vers 14: „Ich habe euch Väter geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Und schließlich hast du gesagt, Vers 24: „Ihr nun, was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch.“
„Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben.“
Ganz am Anfang des Briefes, in diesem ersten Abschnitt, der parallel geht zu dem ersten Buch Mose, nämlich 1. Johannes 1,1-5, da beginnt es mit: „Was von Anfang an war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens.“
Der Herr Jesus, das Wort, das von Ewigkeit hier ist, alles erschaffen hat, wie das Johannes-Evangelium am Anfang erklärt. Dieses Wort ist in die Welt gekommen, Fleisch geworden.
Und Johannes sagt: Wir Apostel haben von ihm gehört. Wir haben ihn sogar mit unseren Augen gesehen, das meint er in Vers 1. Wir haben ihn angeschaut, ganz genau, und wir haben ihn sogar berührt. Er war wirklich Mensch geworden, nicht ein Geistwesen.
Und jetzt wird klar aus diesem ersten Vers: Das Kommen von Jesus Christus war der grundlegende Neuanfang. Man kann sagen, das war der Anfang der neuen Schöpfung.
So wie 1. Mose 1 beginnt mit: „Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“, das war der Beginn der alten Schöpfung, so ist durch das Kommen von Jesus Christus ein völliger Neuanfang geschehen.
Und nun eben in unserem Abschnitt wird viermal wieder darauf hingewiesen, dass Jesus Christus als Mensch in die Welt gekommen ist, von Anfang an. Und das, was er da verkündigt hat, das ist das Wort, das wir festhalten müssen.
Das meint er eben in Vers 24: „Ihr nun, was ihr von Anfang an gehört habt, bleibe in euch.“
Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben.
Das heißt, besser: Vielen Dank! Wenn in euch bleibt, was von Anfang an verkündigt wurde, dann werdet ihr in dem Sohn und in dem Vater bleiben.
Das bedeutet, wenn wir dieses Wort, das der Herr Jesus gebracht hat, festhalten und nicht denken, wir müssten uns weiterentwickeln, dann bleiben wir in dem Sohn und in dem Vater.
Das Typische bei den Irrlehren ist, dass sie glauben, es gebe eine ständige Entwicklung der Wahrheit. Die Wahrheit jedoch ändert sich nicht und entwickelt sich auch nicht.
Darum sagt derselbe Apostel im zweiten Johannesbrief ab Vers 7, wo er von Verführern spricht, nämlich von Antichristen, in Vers 9: „Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht. Wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“
Das Typische an einem Irrlehrer ist also, dass er weitergeht. Ebenso typisch ist, dass viele auf neue Offenbarungen hoffen. Doch es gibt keine mehr. Johannes schreibt noch das Buch der Offenbarung, und damit wird das, was Gott uns Menschen sagen wollte, abgeschlossen.
Auf der letzten Seite lesen wir: Wer jetzt noch etwas hinzufügt, dem wird Gott Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind. Trotzdem geht der Irrlehrer weiter und glaubt, es gebe nach dem Neuen Testament weitere Enthüllungen Gottes und Offenbarungen.
Halt! Das sind diejenigen, die weitergehen. Das Wichtige, was uns hier im Johannesbrief vermittelt wird, ist: Wir müssen an dem festhalten, was von Anfang an ist. Dabei gibt es keine Evolution.
Also, das zu dem Begriff „Anfang“. Jetzt noch ein paar Erklärungen, die uns helfen, diesen ganzen Abschnitt gut zu erfassen.
In Kapitel 2, Vers 12 nennt Johannes alle Gläubigen „Kinder“. Er schreibt: „Ich schreibe euch, Kinder, weil auch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen.“ Mit diesem Ausdruck meint er alle Gläubigen, die er anspricht. Wo hatten wir das auch schon im Brief? Genau, in Kapitel 2, Vers 1. Dort steht: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand gesündigt hat, wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“ Danke.
Das griechische Wort, das hier verwendet wird, ist „Teknion“. Dieses Wort bezeichnet ein Kind ohne Bezug zum Geschlecht und auch nicht zum Alter. Wenn ich zum Beispiel sage: „Wir haben sechs Kinder großgezogen“, und auch jetzt noch von unseren Kindern spreche, dann ist das nicht irgendwie beleidigend. Denn auch wenn sie alle erwachsen sind, bleiben sie unsere Kinder. Im Deutschen verwenden wir das Wort „Kinder“ ebenfalls so, dass es keinen Bezug zum Alter hat. Sie bleiben unsere Kinder. Auch in Bezug auf das Geschlecht gilt das nicht, denn unter unseren Kindern gibt es drei männlichen und drei weiblichen Geschlechts.
Genau das ist bei dem Wort „Teknion“ im Griechischen typisch. Johannes spricht also alle an, macht aber Unterschiede im Reifegrad. Ist euch das aufgefallen? Welche Stufen gibt es da? Jünglinge – wo werden die erwähnt? Ja, in Vers 13. Dort schreibt er: „Ich schreibe euch Jünglinge.“ Und das kommt übrigens noch öfter vor, zum Beispiel auch in Vers 14 am Schluss: „Ich habe euch Jünglinge geschrieben, weil ihr stark seid.“
Das griechische Wort „Neaniskos“ bezeichnet einen jungen Menschen nach der Pubertät, vor der Heirat. Man kann das also ziemlich genau einordnen. Im Griechischen gibt es viele Wörter, die unterschiedliche Nuancen ausdrücken.
Neben den Jünglingen gibt es noch andere Reifestufen. Zum Beispiel die „Kinder“ in Vers 14. Hier wäre es wichtig, sich mindestens eine Notiz an den Rand zu machen. Dieses Wort in Vers 14 ist nämlich nicht dasselbe wie in Vers 12 und Kapitel 2, Vers 1. Die alte Elberfelder Übersetzung hat hier „Kindlein“ verwendet. Die Elberfelder CSV, eine sehr genaue und sanfte Revision der Elberfelder, hat hier „Ich schreibe euch Kinder“ übersetzt. Wer diese Version hat, sieht daneben eine kleine Markierung, ein Ringchen. Das gibt es nicht in Vers 12 und Kapitel 2, Vers 1.
Im Anhang wird dann erklärt, dass es eigentlich „Kindlein“ heißt. Das griechische Wort ist „Paideion“. Es bezeichnet ein Kind vor der Pubertät, also die ganze Bandbreite vom Neugeborenen bis kurz vor dem Beginn der Pubertät. Diese Gruppe sind die Neubekehrten, die noch nicht so lange auf dem Weg sind. Die Jünglinge hingegen sind solche, die schon länger im Glauben unterwegs sind, mehr Erfahrungen gesammelt und auch Siege errungen haben. Denn Johannes sagt in Vers 13b: „Ich schreibe euch Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt.“
Wer ist „der Böse“? Das ist der Satan. Im ersten Johannesbrief wird der Satan immer wieder so genannt, zum Beispiel auch in Kapitel 5, Verse 18 und 19: „Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt, sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“
Der Wiedergeborene muss also keine Angst vor Satans Macht haben, auch nicht vor irgendwelchen Flüchen oder Ähnlichem. Der Böse tastet ihn nicht an. Wir sind geschützt in dem Herrn.
In Sacharja 2 wird von Jerusalem, der Stadt nach Gottes Gedanken in der Zukunft, gesagt, dass Gott um sie herum eine feurige Mauer ist. So ist es auch für die Erlösten: Gott ist eine feurige Mauer um uns herum. Das kann man sich ähnlich vorstellen wie im Computer, wo es einen Schutz vor Angriffen gibt – eine sogenannte Firewall. Diese Bezeichnung stammt von einem Israeli, der sie aus Sacharja 2 übernommen hat.
An diese Firewall muss man denken, so wie es in Sacharja 2 beschrieben wird: Gott ist eine feurige Mauer zum Schutz, und der Böse tastet uns nicht an.
Ich habe das auch sehr eindrücklich erfahren, als ich in Togo war. Dort erzählte mir ein Einheimischer, dass der Schamane schreckliche Dinge bewirken kann. Die Menschen in den Stämmen fürchten den Zauber des Schamanen, denn er kann zum Beispiel eine nichtgiftige Riesenschlange auf eine bestimmte Person schicken. Wenn die Schlange beißt, stirbt die Person. Oder auch eine Wespe, deren Stich tödlich sein kann.
Doch sie wissen, dass bei den Gläubigen, bei den Kindern Gottes, das nicht funktioniert. Das ist wunderbar! Sie sind sich bewusst, dass ihre dunkle Macht, die mit dem Bösen zusammenhängt, bei den Kindern Gottes nicht wirkt.
Johannes sagt: „Wir wissen, dass wir aus Gott sind, wir Wiedergeborenen, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“ Im Griechischen steht hier „in dem Bösen“ im Dativ, was den Machtbereich bezeichnet. Die gottlose Welt liegt also im Machtbereich des Bösen.
So viel zunächst zu den Jünglingen.
Aber dann haben wir gesehen, dass es die Kindlein oder kleinen Kinder gibt. Das würde Pai Dion gut wiedergeben. In Vers 14 heißt es: „Ich schreibe euch, kleine Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt.“
Wo kommen die kleinen Kinder noch vor? Ja, in Vers 18. Der ausführlichste Abschnitt richtet sich an die Kleinkinder: „Kindlein, es ist die letzte Stunde. Und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden.“ Der ganze Abschnitt bis Vers 27 richtet sich an sie.
Dann spricht Johannes wieder zu allen Gläubigen und sagt: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm.“ Das ist wieder das Wort „Technion“, das alle bezeichnet. Ab Vers 28 geht es dann um den Abschnitt, der parallel zum zweiten Buch Mose bis einschließlich Kapitel 3, Vers 3 verläuft.
Die dritte Stufe, die noch nicht genannt wurde, sind die Väter. Wo finden wir die Väter? In Vers 13: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Und in Vers 14, in der Mitte, steht: „Ich habe euch Väter geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“
Ist das zweimal dasselbe? Ja, wir müssen genau lesen und die Grammatik beachten. In Vers 13 steht es im Präsens: „Ich schreibe euch, Väter.“ Das bedeutet, dass das, was er jetzt ab Vers 13 schreibt, sich eben auch an die Väter richtet.
In Vers 14, in der Mitte, sagt er: „Ich habe euch Väter geschrieben, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Damit will er sagen, dass auch alles, was von Kapitel 1, Vers 1 an steht, für die Väter geschrieben wurde.
Die Väter sind diejenigen, die sehr reif im Glauben geworden sind. Aber sie werden nie den Grad erreichen, wo sie denken: „So, jetzt brauchen wir nichts mehr.“ Nein, er schreibt ihnen, dass auch sie lernen müssen – nicht nur die Kindlein und nicht nur die Jünglinge.
Wir müssen unser ganzes Leben lang lernen. Und das Wort Gottes ist sowieso unerschöpflich. Darum gibt es diesen Unterschied.
In den Minderheitshandschriften, das sind die Handschriften, die hauptsächlich aus Ägypten stammen und unter diesen rund fünf Handschriften, die wir vom Neuen Testament haben, eine kleine Minorität bilden, gibt es leider einige Probleme. Seit dem 19. Jahrhundert behaupten viele, dass diese die besten Handschriften seien. Doch man kann zeigen, dass sie sehr ungenau sind. Ihr Text ist sogar „fließend“, das heißt, die Handschriften widersprechen sich untereinander stark.
Das hängt damit zusammen, dass nie Originalhandschriften nach Ägypten geschickt wurden. Die Christen in Ägypten hatten daher keine Referenz, um ihre Manuskripte zwischendurch abzugleichen. Kurt Aland, der den Nestle-Aland-Text mitverantwortet, schreibt in seinem wichtigen Standardwerk über die neudeutschöpfigen Handschriften, dass der ägyptische Text fließend sei.
Im Gegensatz dazu gibt es den Mehrheitstext, der die große Mehrheit von über 90 Prozent der Handschriften umfasst. Dieser Text weist eine unglaubliche Übereinstimmung auf. Er stammt typischerweise aus Gebieten wie der heutigen Türkei, Griechenland und Italien. Dort wurden auch Originale hingeschickt, zum Beispiel in die Türkei nach Ephesus.
Was wurde dort geschrieben? Der Epheserbrief wurde dorthin gesandt, ebenso der Kolosserbrief. Der Philipperbrief stammt bereits aus europäischem Gebiet, nämlich Griechenland. Ein weiteres Beispiel ist der Galaterbrief, der ebenfalls in die heutige Türkei geschickt wurde. Pergamon ist ebenfalls ein wichtiger Ort, dort wurde der Pergamonbrief verfasst, der zur Offenbarung gehört. Die Offenbarung wurde an die sieben Gemeinden in Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea geschickt.
Auch die Johannesbriefe stammen aus dieser Region. Johannes verfasste sie, als er in Ephesus wirkte, am Ende seines Lebens, also ebenfalls in der heutigen Türkei. Weiterhin wurden der Philipperbrief, der erste und zweite Korintherbrief, die zwei Thessalonicherbriefe und der Römerbrief in Italien verfasst.
Diese Handschriften waren mindestens 300 Jahre lang vorhanden. In der frühchristlichen Literatur wird zum Beispiel aufgerufen, dass man seine Handschriften an bestimmten Orten überprüfen solle. In Korinth gab es Originale, und man konnte dort immer wieder abgleichen – nicht über zweitausend Jahre, sondern etwa dreihundert Jahre.
In der Türkei, also im Gebiet der heutigen Türkei, konnte man ebenfalls mit den Originalen abgleichen. Deshalb ist der Mehrheitstext so fest. Früher, im 19. Jahrhundert, behaupteten Westcott und Hort, dass der Mehrheitstext nur so einheitlich sei, weil im vierten Jahrhundert eine Rezension gemacht wurde. Die Kirche habe gesagt: „Das ist der Text, und jetzt bitte nur noch diesen Text kopieren.“
Diese Theorie ist jedoch Schnee von gestern. In der kirchengeschichtlichen Forschung, auch an liberalen Universitäten, spricht heute niemand mehr von einer solchen Rezension. Die Theorie ist längst überholt und hat es in Wirklichkeit nie gegeben. Trotzdem ist der Text so einheitlich. Das wirft die Frage auf: Wie kann ein Text so einheitlich sein, wenn es keine Rezension gab?
Die Antwort ist, dass man sich am Original abgleichen konnte. Es gab einen Maßstab, an dem man sich orientieren konnte. Diejenigen, die heute noch sagen, dass man sich am Nestle-Aland-Text, dem Minderheitstext, und besonders an den ägyptischen Handschriften orientieren muss – dazu gehören die frühen Papyri, der Vatikanus, der Alexandrinus, der Sinaitikus und auch die Alexandrinus-Handschrift – müssen erklären, wie diese Einheit entstanden ist.
Heute spricht man von der Prozesstheorie. Demnach habe es mit der Zeit eine Angleichung gegeben, bis schließlich ein Standardtext erreicht wurde. Doch diese Theorie ist problematisch. Mathematiker bekommen bei solchen Behauptungen oft „Hühnerhaut“. Wie soll das statistisch funktionieren?
Wenn abgeschrieben wird, ist der natürliche Prozess, dass die Handschriften immer mehr auseinandergehen. Automatisch entstehen Schreibfehler. Eine allmähliche Annäherung ist daher nicht möglich. Das widerspricht allen mathematischen Modellen.
Typischerweise sind diejenigen, die diese Theorie vertreten, keine Mathematiker. Oft sind es Menschen, die eine Abneigung gegen Naturwissenschaften, Mathematik und Physik haben. Doch man muss diese Bereiche zusammenbringen. Dann merkt man: Das geht gar nicht.
Dies ist ein sehr starkes Argument dafür, dass der Mehrheitstext der ursprüngliche Text ist.
Im Mehrheitstext ist es ganz klar so: In Vers 13 sagt Johannes in der Gegenwartsform: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Dann folgt: „Ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt.“ Auch hier wieder Präsenz. Und in Vers 14, ebenfalls in Präsenz: „Ich schreibe euch, Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt“ oder „kleine Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt.“
Anschließend kommt dreimal das Perfekt: „Ich habe euch Väter geschrieben“, also abgeschlossen, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist. Und zu den Jünglingen: „Ich habe euch Jünglinge geschrieben, weil ihr stark seid.“ Ab Vers 18 kommen die kleinen Kinder, und zu denen sagt er in Vers 26: „Dies habe ich euch im Hinblick auf die geschrieben, die euch verführen.“
Also dreimal Väter, Jünglinge, Kindlein in Präsenz, und dann dreimal im Perfekt, „ich habe geschrieben“ an die Väter, Jünglinge, Kindlein. Ist das bei euch in allen neuen Bibeln genau so? Ja? Also ich habe nichts Neues erzählt. Ich habe euch bei Kindlein oder? Aber ich habe euch geschrieben. Ja, und dann haben wir diese schöne Harmonie nicht mehr: Zweimal Präsenz, Perfekt und dann Perfekt. Nein, es ist dreimal Präsenz, dreimal korrekt übersetzt mit Perfekt, also Vergangenheitsform.
Gut, jetzt schauen wir uns das genauer an.
Die Väter – was kennzeichnet sie? Sie sind länger im Glauben und kennen das Wort gut. Und was sagt er zu ihnen? Sie haben den erkannt, der von Anfang an ist, nämlich Gott. Und zwar, der von Anfang an ist, das ist? Ja, Herr Jesus. Der Sohn Gottes, der ewige Sohn Gottes, das Wort von Ewigkeit, der Mensch geworden ist.
Nun, zweimal wird das gesagt: „weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“ Aber das haben ja doch auch die Kindlein bei der Bekehrung erkannt, wer Jesus Christus ist, ebenso die Jünglinge. Aber warum sagt er das jetzt speziell bei den Vätern? Der Grund ist folgender: Die Väter sind so erfüllt von dem Herrn Jesus, dass für sie eben nichts mehr wert ist in dieser Welt als der Herr Jesus.
Für sie ist Wirklichkeit geworden, was der Apostel Paulus schreibt in Kolosser 1. Liest du, Sascha, Verse 18 und 19? Es geht um den Herrn Jesus. Er ist das Haupt des Leibes der Versammlung, der Anfang, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe. Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in ihm zu wohnen.
Das ist Gottes Plan: Der Herr Jesus soll in allem den Vorrang haben.
Es ist auch interessant, was der Heilige Geist, der selbst Gott ist, sagt. In Johannes 16, Vers 13 heißt es, dass er kommen wird und „er wird mich verherrlichen“, sagt der Herr Jesus. Der Heilige Geist stellt sich von sich aus in den Hintergrund und stellt den Herrn Jesus in den Mittelpunkt.
Ebenso das Lamm Gottes, wie wir in Offenbarung 5 finden. Johannes steht im Himmel vor dem Thron Gottes und sieht in der Mitte des Thrones jemanden. Wer ist dort? Das Lamm.
Schauen wir in Offenbarung 5, Vers 6: Johannes wird entrückt in den Himmel (Kapitel 4, Vers 1) und sieht den Thron Gottes, den er in Kapitel 4 beschreibt. Ohne Unterbrechung geht es direkt weiter zu Kapitel 5, wo er in Vers 6 schreibt: „Und ich sah inmitten des Thrones unter vier lebendigen Wesen und inmitten der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet, das sieben Hörner hatte und sieben Augen, die die sieben Geister Gottes sind, die gesandt sind über die ganze Erde.“
Das Lamm Gottes steht also inmitten des Thrones. Jesus wird so in den Mittelpunkt gestellt.
Ich erinnere mich, dass ich vor Jahren bei einem Autor gemerkt habe, dass da etwas faul ist. Er sagte zwar nie deutlich in seinen Schriften – er war ein Berichterstatter aus Israel –, aber irgendwie merkte man, da stimmt etwas nicht. Bis ich bei ihm las: Wie kann man eigentlich aus dem, der zu Rechten Gottes ist, den im Mittelpunkt machen? Wie bitte?
Er stört sich daran, wenn der Herr Jesus im Mittelpunkt verherrlicht wird. Aber er ist das Lamm in der Mitte des Thrones und auch der, der in der Mitte war am Kreuz. Zwischen den zwei Verbrechern war Jesus in der Mitte.
Wenn man den Plan des Hesekiel-Tempels, des Endzeit-Tempels in Hesekiel 40 bis 48 betrachtet, sieht man, dass die inneren Vorhöfe ein 500 Ellen Quadrat sind. Wenn man die Diagonale zieht, trifft der Schnittpunkt genau den Altar, der auf Jesus Christus und sein Opfer im Mittelpunkt hinweist.
In der Stiftshütte war es ähnlich: Die Stiftshütte war ein Rechteck mit einem Vorhof von 100 auf 50 Ellen. Das ergibt zwei Quadrate von je 50 mal 50 Ellen. Wenn man das so korrekt verteilt – Stiftshütte, Altar, Waschbecken –, ergibt sich Folgendes: Im hinteren Quadrat schneiden sich die Diagonalen genau in der Bundeslade, dem Ort, an dem das Blut des Opfers am Jom Kippur gesprengt werden musste. Das ist das Zentrum.
Das Erste ist so zu verstehen, dass der Altar den Mittelpunkt, die Schnittstelle der Diagonalen bildet: Jesus Christus und sein Opfer im Mittelpunkt. Gott möchte, dass Jesus in allem den Vorrang hat.
Die Väter sind dadurch gekennzeichnet, dass sie einfach erfüllt sind von dem Herrn Jesus. Wir können sagen, mit dem Apostel Paulus in Galater 2, Vers 20: „Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“
Darum werden sie schlicht dadurch gekennzeichnet, dass sie „den erkannt habt, der von Anfang an ist“. Sie haben eine tiefe Erkenntnis seiner Person bekommen.
Erfahrungsgemäß ist es so: Manche kommen zum Glauben und welche Bücher lesen sie am Anfang in der Bibel? Die Evangelien. Wir haben uns ja nicht abgesprochen, aber du sagst es jetzt auch.
Natürlich kann es auch sein, dass jemand mit dem ersten Korintherbrief beginnt. Aber wenn mich jemand fragt, der nicht gläubig ist und die Bibel lesen möchte, sage ich: Lies doch das Johannesevangelium. Ich würde ihm nicht sagen, er soll mit der Offenbarung beginnen.
Das habe ich auch schon erlebt: Ein Schulkollege damals auf dem Gymnasium kam zu mir und sagte: „Du, ich habe in der Bibel gelesen und verstehe kein Wort.“ Ich fragte: „Was hast du gelesen?“ Er antwortete: „Die Offenbarung.“ Ich sagte ihm: „Die musst du ja nicht lesen. Das ist nur für Leute, die gehorchen.“
Es steht nämlich am Anfang: „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss.“ Knechte sind solche, die Jesus Christus gehorchen. Für die ist die Offenbarung geschrieben, und darum können sie sie auch verstehen.
Wer kein Knecht ist, kann sie nicht verstehen.
Lies das Johannesevangelium. Dort heißt es in Kapitel 20 am Schluss: „Diese Dinge sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist und dass ihr durch den Glauben an ihn ewiges Leben habt.“
Im Fortschreiten vom Kindlein zum Jüngling beginnt man dann wirklich gründlich die Briefe zu lesen: Römerbrief, erster und zweiter Korintherbrief, Galaterbrief – einfach alle Briefe – und lernt so die Lehre der Bibel kennen. Das sind die Lehrbriefe.
Interessant ist es zu beobachten, wie Gläubige später wieder anfangen, die Evangelien ganz speziell zu studieren. Sie tun dies auf eine ganz neue Art, viel tiefer und noch mehr ergriffen als damals bei der ersten Liebe nach der Bekehrung.
Das ist wirklich das Kennzeichen: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang an ist.“
Alles, was in diesem Brief zuvor geschrieben wurde und auch was danach kommt, richtet sich an die Väter. Die müssen das auch lernen und studieren. Sie sind nicht am Ende angekommen.
Jetzt die Jünglinge. Was ist das Kennzeichen der Jünglinge? Sie sind stark. Ja, wo steht das? Vers 14, zweite Hälfte. Jawohl, Vers 14b. Liest nochmals, Sascha: "Ich habe euch Jünglinge geschrieben, weil ihr stark seid. Und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt."
Also, erstes Kennzeichen: Sie sind geistlich stark. Das sind so richtig voll fitte, nachpubertäre junge Leute, noch nicht verheiratet, aber sie haben es drauf, sind stark.
Zweiter Punkt, zweites Kennzeichen. Ja, wo steht das? Vers 14 am Schluss. Und? Ja, genau. Also zweimal wird dieses Kennzeichen genannt: Sie haben den Bösen überwunden. Das ist der dritte Punkt, genau.
Also drei Kennzeichen: Sie haben das Wort Gottes bleibend in sich. An welcher Stelle könnte das jemanden erinnern? Das Wort in sich haben, wohnen, bleiben – das griechische Wort, das ja sehr oft im Johannesbrief vorkommt, auch im Johannesevangelium. Es heißt eigentlich wohnen, "meno", bleiben, wohnen.
Verzeihung? "Bleibet in mir und ich in euch, denn ohne mich könnt ihr nichts tun." Ja, "Bleibet in mir und ich in euch", Johannes. Das ist auch das gleiche Wort "meno" und das heißt eben bleiben und wohnen mit ihm, also in einer zur Ruhe gekommenen Weise fest und kontinuierlich verbunden.
Ja, aber jetzt eben: Das Wort Gottes bleibt in euch, wohnt in ihnen. Da klingt doch irgendwie gerade so wie ein Leitmotiv in der Musik.
Welchen Vers meinst du mit dem Bleiben? Johannes 17, such mal die Stelle, die du uns zeigen willst. Und in der Zwischenzeit können wir noch aufschlagen.
Das Wort, das wohnt, Kolosser 3,16: "Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt und ermahnt, mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern Gott singend in euren Herzen in Gnade."
Ja, lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen. Also das Wort Gottes muss in unserem Herzen zuhause sein. Das ist das Kennzeichen von Jünglingen. Sie kennen das Wort, sie haben es erforscht und es ist ihnen ein Herzensanliegen, es wohnt in ihrem Herzen.
Und dann können wir gleich noch die Brücke schlagen zu Psalm 119. Während wir aufschlagen, erkläre ich gleich: Psalm 119 besteht aus 22 Strophen. Das sind so viele Strophen wie Buchstaben im Hebräischen. Und es ist so, dass die erste Strophe mit dem ersten Buchstaben jeden Vers achtmal beginnt. Die zweite Strophe mit dem zweiten Buchstaben, jeder Vers achtmal, und so geht das nach diesem Prinzip weiter bis zum letzten Buchstaben in der letzten Strophe.
Jetzt ist es so: Im Althebräischen, also in der Zeit, als Mose Hebräisch schrieb, konnte man die Bilder, die die Buchstaben darstellen, noch klar als Bildzeichen erkennen. Diese Bildzeichen sind ganz wichtig für Psalm 119, weil es Zusammenhänge zwischen den Bildern und dem Inhalt gibt.
Jetzt die zweite Strophe ab Vers 9, die beginnt mit dem Buchstaben Bet. Bet heißt ja auf Hebräisch Haus, und es war ursprünglich ein Haus. Und da steht in Vers 11: "In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige."
Ja, das Herz ist das Haus, und das Wort wohnt im Haus. Und das ist eine Hilfe, um nicht gegen Gott zu sündigen. Also, wer hat sich schon vorgenommen: Ich studiere die Bibel, damit ich nicht gegen Gott sündige? Es gibt verschiedene Motivationen, warum wir die Bibel lesen, aber eine ist diese: Damit ich nicht gegen dich sündige.
Ja, diese Jünglinge haben den Bösen überwunden. Und übrigens, gerade in dieser zweiten Strophe, Vers 9 davor, lautet es: "Wodurch wird ein Jüngling seine Fahrt in Reinheit wandeln? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort."
Ja, es geht hier gerade um den jungen Menschen, dass ich mir ganz klar vornehme: Ich möchte nach der Bibel konsequent leben, damit ich bewahrt bleibe und mich rein erhalte.
Und denken wir gerade nochmals: Nianiskos meint den Nachpubertären vor der Heirat, der sich vornimmt, ich möchte mich nicht irgendwie verunreinigen, bevor ich heirate. Das wird…
Da sind wir sogar in direktem Zusammenhang mit dem ersten Johannesbrief. Die Jünglinge, die haben den Bösen überwunden, sie sind stark und sie verwahren das Wort in ihren Herzen.
Hast du es gefunden, Johannes 17? Johannes 17, Vers 8, schlägt uns Jerry vor, in dem Gebet des Herrn Jesus als ewiger Sohn zum ewigen Vater.
Liest du, Sascha? "Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast."
Danke! Also, dieses Wort, das eben die Jünger wirklich aufgenommen haben, angenommen haben und eben in der Konsequenz dann in ihren Herzen verwahrt haben.
Gut, jetzt wird zu den Jünglingen aber noch mehr gesagt. Sie werden jetzt ermahnt in Vers 15 von 1. Johannes 2. Liest du nochmals Vers 15 und 16?
"Liebt nicht die Welt noch, was in der Welt ist! Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt."
Danke!
Johannes sagt zu denen, die den Bösen, den Satan, in seinen massiven Angriffen überwunden haben: Lebt nicht in der Welt, noch liebt, was in der Welt ist. Wenn der Satan uns versucht anzugreifen, etwa durch einen Frontalangriff, bei dem er die Bibel und die Wahrheit der Bibel in Frage stellt, dann muss man ihm mit dem Wort Gottes widerstehen. Dabei muss man sich auf Bibelstellen stützen, die ganz klar von der Inspiration der Bibel sprechen, wie zum Beispiel 2. Timotheus 3,16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben.“ Das ist nur ein Beispiel von vielen, wie man den Bösen überwinden kann.
Wenn der Teufel mit solchen direkten Angriffen nicht zum Ziel kommt, versucht er es nicht als brüllender Löwe, sondern als zischende Schlange mit Verführung. Deshalb sagt Johannes: „Jetzt müsst ihr aufpassen: Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist.“
Man könnte jetzt sagen: Das ist eigenartig, denn der gleiche Johannes schreibt doch in Johannes 3,16: „Gott hat die Welt geliebt.“ Und hier sagt er, liebt nicht die Welt. Wie passt das zusammen? Eine Erklärung: Johannes 3,16 sagt, dass Gott die Menschheit geliebt hat und seinen Sohn gegeben hat. Das griechische Wort für „Welt“ dort ist „Kosmos“. Dasselbe Wort steht hier in „Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist“. Auch dort ist „Kosmos“ gemeint.
Doch an der Stelle in Johannes 3,16 bedeutet „Kosmos“ die Menschheit, während es hier die Welt im Sinne von Zeitgeist meint. Ein Wort kann in einer Sprache verschiedene Bedeutungen haben. Man kann sich ein Wort nicht als Punkt vorstellen, sondern eher als einen Kreis oder ein Feld, ein sogenanntes Wortfeld. In der Sprachwissenschaft gibt es viele Bedeutungen für ein Wort.
Das Wort „Kosmos“ hat im Neuen Testament etwa zehn verschiedene Bedeutungen, je nach Bibelstelle. Deshalb brauchen wir Wörterbücher, die ein Wort mit seinen verschiedenen Bedeutungen aufführen. In der Übersetzung wird dann angegeben, was es jeweils bedeuten kann. Zum Beispiel liefert das Standardwörterbuch von Hermann Menge, dem Übersetzer der Menge-Bibel, außergewöhnlich viele Bedeutungen und Nuancen – mehr als viele andere Wörterbücher. Es gibt auch andere Spezialwörterbücher, die viele Bedeutungen aufführen. Als Bibelübersetzer muss man dann schauen, welche Bedeutung im jeweiligen Zusammenhang am besten und natürlichsten passt.
Übrigens: Lehrer haben eine ganze Trickkiste, um die Bibel anders auszulegen. Einer ihrer Tricks ist, eine Nebenbedeutung eines Wortes zu nehmen und die Bibel dadurch etwas ganz anderes sagen zu lassen. So wird die Trickkiste immer wieder verwendet. Zum Beispiel die Zeugen Jehovas glauben, dass der Mensch mit dem Tod aufhört zu existieren, dass die Seele nicht weiterlebt. Sie kommen an die Tür und fragen: „Was würden Sie sagen, wenn die Bibel sagt, dass die Seele stirbt?“ Antwort: „Das steht doch nirgends.“ „Aber wenn es da stehen würde, würden Sie es glauben?“ „Nein, es steht ja nicht.“ „Aber wenn es da stünde?“ Natürlich, wenn es in der Bibel steht.
In Hesekiel 18 heißt es: „Die Seele, welche sündigt, soll sterben.“ Damit haben sie einen Fuß in der Tür. Früher durften sie so etwas offen sagen, später mussten sie höflicher auftreten. Aber im übertragenen Sinn ist der Fuß schon drin.
Das Problem ist, dass „Nefesh“ auf Hebräisch vieles bedeuten kann. Es kann die Seele im Sinn von dem Sitz der Persönlichkeit sein, die nach dem Tod weiterexistiert. Aber „Nefesh“ bedeutet an vielen Stellen einfach „Leben“. Das Leben als Fleisch ist im Blut. Blut ist der Inbegriff des Lebens. Wenn man mir das Blut ablässt, bin ich definitiv tot.
Wenn es heißt, „die Seele, welche sündigt, soll sterben“, ist damit die Person gemeint, die sündigt. In Apostelgeschichte 2 heißt es zum Beispiel, dass sich an Pfingsten dreitausend Seelen bekehrten. Dabei sind nicht dreitausend Persönlichkeiten gemeint, sondern dreitausend Personen. Im älteren Deutsch sprach man von einem „dreitausend Seelendorf“, was einfach dreitausend Personen bedeutete.
Ähnlich ist es mit dem Wort „reden“. Wenn in 1. Korinther 14,34 Paulus sagt, Frauen sollen in der Gemeinde nicht reden, sagt man heute: „Ja, das griechische Wort ‚Laleo‘ kann auch ‚schwatzen‘ bedeuten. Also sollen Frauen nicht schwatzen, aber Männer dürfen das.“ Das geht nicht. Man muss schauen, wie „Laleo“ im Neuen Testament verwendet wird. Gerade in 1. Korinther 14 wird es rund zwanzigmal für das Reden von Gottes Wort, für das Beten und Ähnliches benutzt. Es wird sogar verwendet, wenn Gott spricht. „Laleo“ bedeutet also im Neuen Testament das normale Wort für „reden“. Im Altgriechischen konnte es auch „schwatzen“ bedeuten. Das ist so ein Trick.
Oder nehmen wir Römer 13: „Jede Seele unterwerfe sich den obrigkeitlichen Einrichtungen.“ Vor Corona war klar, dass es um die staatlichen Behörden geht. Doch plötzlich suchte man nach einer anderen Auslegung und schaute im Wörterbuch, was es sonst noch bedeuten kann. So funktioniert das immer wieder.
Und nun zurück zu „Welt“ – „Kosmos“ kann die Menschheit bedeuten, wie in Johannes 3,16. Es kann das ganze Weltall bedeuten, wie in Epheser 1, wo Gott die Gläubigen vor Grundlegung der Welt, also vor Erschaffung des Kosmos, auserwählt hat. Es kann einfach die ganze Erde bedeuten. Im Römerbrief kann es alle Nationen im Kontrast zu Israel bedeuten. In 1. Petrus 3 kann es sogar „Schmuck“ bedeuten – ein seltsames Wort für „Kosmos“.
Das kommt daher, dass „Kosmos“ vom Verb „schmücken“ stammt. Das Universum ist etwas Geordnetes, kein Chaos. Überall gelten Gesetze und Ordnungsprinzipien. Deshalb nannten die Griechen es „Kosmos“ und nicht Chaos. So bedeutet „Kosmos“ auch „Schmuck“. Im Zusammenhang wird aber klar, dass es nicht um das Weltall geht, wenn es um den Schmuck von Frauen geht. Der Zusammenhang entscheidet.
Hier, wo es heißt „Liebt nicht die Welt“, geht es um den Zeitgeist. Man kann auch sagen, die Welt ist eine Organisation Satans, die Menschen von Gott abhalten will. Der Teufel ist nach Johannes 12,31 der Fürst dieser Welt. Er möchte die Welt so regieren, dass er alle Menschen von Gott abziehen kann.
Am Kreuz hat sich diese Welt unter der Leitung Satans gegen den Herrn Jesus zusammengetan. Pilatus formulierte die Anklage in drei Sprachen: Griechisch, Hebräisch und Lateinisch. Hebräisch war die Sprache der Religion, damals eine sehr organisierte Religion, die sich schließlich gegen den Messias stellte. Griechisch war die Sprache der Philosophie und Wissenschaft, Lateinisch die Sprache der Politik der Besatzungsmacht.
Der Satan wirkt in dieser Welt über Religion, Wissenschaft, Philosophie und Politik. Er steht dahinter und versucht, die Menschen von Gott wegzuziehen. Vor diesem System warnt Johannes und sagt: „Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist.“ Denn der Teufel ist der Fürst dieser Welt (Johannes 12,31).
Diese Organisation ist durchdacht und geordnet – das Wort „geschmückt“ bedeutet eben auch „geordnet“. Satan hat alles hinterhältig geplant, wie er die Menschen genau nach ihrer Fasson, ihrem Geschmack und ihren Vorlieben hineinziehen kann. Für jeden hat er etwas.
Weiter heißt es: „Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Dieses System steht vollkommen im Gegensatz zu Gott, dem Vater. Denn alles, was in der Welt ist – jetzt folgt ein Dreipunkte-Programm:
Erstens: die Lust oder Begierde des Fleisches.
Zweitens: die Lust der Augen.
Drittens: der Hochmut des Lebens.
Dieses Dreipunkte-Programm setzt der Teufel seit dem Sündenfall ein und führt es bis heute fort, weil es so erfolgreich ist. Es begann bei Eva in 1. Mose 3. Satan hat Gottes Wort geleugnet und Gott als Lügner hingestellt. Das führte dazu, dass wir in 1. Mose 3,6 lesen:
„Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise sei, dass er eine Lust für die Augen sei und dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben. Und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß.“
Hier sehen wir: Die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise sei – das ist die Lust des Fleisches. Es entstand ein falsches Verlangen. Plötzlich wurde gerade dieser eine Baum wichtig, der verboten war. Gott hatte alles in seiner Freundlichkeit gegeben, nur eine kleine Ausnahme. Aber plötzlich wurde die verbotene Frucht begehrenswert – das ist die Lust des Fleisches.
Dann haben wir den Ausdruck „Lust für die Augen“ und schließlich „dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben“. Die Schlange hatte im Vers davor gesagt: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Höhere Erkenntnis, mehr als die anderen, besser informiert als die anderen. Das ist der Hochmut des Lebens.
Diese drei Prinzipien kann jeder für sich betrachten. Es gibt viele Variationen, wie in der Musik, aber immer sind es dieselben Prinzipien: Lust des Fleisches, Lust der Augen und Hochmut des Lebens. Diese drei treten auch oft kombiniert auf, zum Beispiel in Verbindung mit Wissenschaft und Philosophie, Politik oder Religion – wobei mit Religion hier wirklich der weiteste Sinn gemeint ist, also eine Religion, die sich nicht unter das Wort Gottes, die Bibel, stellt.
Dieses System ist bis heute erfolgreich. Es hat den Sündenfall ausgelöst und wirkt weiter. Johannes erklärt: „Die Welt vergeht und ihre Lust. Wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“
Adam und Eva sind gefallen, und das Ganze ging weiter. Ihr Erstgeborener Kain wurde zum ersten Mörder. Er war sehr religiös und dachte: „Ich bringe Gott das, was ich errungen habe, aber sicher kein blutiges Opfer wie mein Bruder. Ich brauche kein stellvertretendes Opfer, ich leiste selbst.“ Er war religiös. Doch der erste Johannesbrief sagt später: „Kain war aus dem Bösen“ (1. Johannes 3,12).
Die Bosheit breitete sich in der Menschheit aus, bis schließlich die Sintflut kam. Zum ersten Mal konnte man sehen, dass die Welt vergeht und ihre Lust. Noah, seine Söhne und ihre Frauen blieben in Ewigkeit, sie durften überleben und die Erde neu bevölkern – wie eine neue Erde.
Diese Parallelen zum ersten Buch Mose illustrieren sehr gut, worum es hier geht.
Nun wollen wir beim nächsten Mal mit diesem ausführlichen, genau auf die Kleinkinder zugeschnittenen Abschnitt, den Versen 18 bis 27, weitermachen.
Wir werden sehen, dass auch die Jünglinge daraus lernen, denn für sie ist dieser Abschnitt ebenfalls geschrieben. Ebenso werden die Väter daraus lernen, denn auch für sie ist er bestimmt.
Anschließend beschäftigen wir uns mit ganz aktuellen Fragen. Zum Beispiel spricht Johannes über die letzte Stunde. Viele meinen, dass Johannes damit schon meinte, wir würden in der Endzeit leben. Sie sagen: „Seht ihr, Johannes meinte schon, heute ist die Endzeit.“
Doch Johannes sagt: „Kinder, Kindlein, es ist die letzte Stunde.“ Beim nächsten Mal werden wir ganz genau untersuchen, was mit der letzten Stunde gemeint ist und welche hochaktuellen Belehrungen daraus gerade für unsere Zeit hervorgehen.
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