
Guten Tag, ich begrüße alle ganz herzlich zu dieser Bibelklasse über das Leben Abrahams. Wir sind bisher bis Kapitel 15 gekommen und beginnen heute mit Kapitel 16.
Ich möchte jedoch noch ein paar kleine Nachträge zu Kapitel 15 machen, die mir am Herzen liegen. Aber beginnen wir zunächst damit, die Verse 1 bis 6 aus Kapitel 16 zu lesen.
Darf ich bitten, Max? Ja, sechzehn, eins bis sechs.
1. Mose 16,1-6:
Und Sarai, Abrahams Frau, gebar ihm keine Kinder. Aber sie hatte eine ägyptische Magd, die hieß Hagar.
Sarai sprach zu Abram: „Sieh doch, der Herr hat mich verschlossen, dass ich keine Kinder gebären kann. Geh doch ein zu meiner Magd, vielleicht werde ich durch sie Nachkommen empfangen.“
Abram hörte auf die Stimme Sarais.
Da nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische Magd Hagar, nachdem Abram zehn Jahre lang im Land Kanaan gewohnt hatte, und gab sie Abram, ihrem Mann, zur Frau.
Er ging ein zu Hagar, und sie wurde schwanger.
Als sie nun sah, dass sie schwanger war, wurde ihre Herrin verächtlich in ihren Augen.
Da sprach Sarai zu Abram: „Das Unrecht, das mir zugefügt wird, treffe dich! Ich habe dir meine Magd in den Schoß gegeben. Da sie nun aber sieht, dass sie schwanger ist, bin ich verächtlich in ihren Augen. Der Herr sei Richter zwischen mir und dir!“
Abraham aber sprach zu Sarai: „Siehe, deine Magd ist in deiner Hand. Tue mit ihr, was gut ist in deinen Augen.“
Da nun Sarai sie demütigte, floh sie von ihr.
Danke. Wir haben beim letzten Mal Kapitel 15 betrachtet und dabei gesehen, wie Gott den Bund mit Abraham in einer weiteren Phase bestätigt. Dies geschah durch ein ganz besonderes Ritual, wie es im Nahen Osten im zweiten Jahrtausend vor Christus üblich war – und sogar noch weiter zurück.
Man schloss einen Bund zwischen zwei Parteien, zum Beispiel einem König und seinem Vasallen, einem ihm untergeordneten König. Der Bund wurde folgendermaßen geschlossen: Man nahm Opfertiere, schlachtete sie und schnitt sie in der Mitte entzwei. Die entsprechenden Stücke legte man einander gegenüber auf den Boden. So entstand eine sogenannte Bundesstraße – nicht eine Autobahn, sondern eine Straße des Bundes.
Die Abmachungen zwischen dem König und dem Vasallen wurden vorgelesen. Beide Parteien mussten dann zwischen den Opferstücken hindurchgehen, um zu bestätigen: Wir halten uns an diese Abmachungen. Falls es zu einem Bruch kommt, soll mit der schuldigen Partei geschehen, was mit diesen Tieren geschehen ist. Das ist klar und muss nicht weiter erklärt werden.
Nun haben wir gesehen, dass Abraham, von Gott bewirkt, in einen Tiefschlaf fiel. Dann ging eine Feuerflamme zwischen den Opferstücken hindurch. Schließlich steht in Kapitel 15, Vers 18: „An diesem Tag schloss der Herr einen Bund mit Abram.“
Dieser Bund ist eindeutig einseitig. Gott hat alle Verpflichtungen auf sich genommen. Selbst wenn Abraham und seine Nachkommenschaft Israel versagen würden, würde der Bund trotzdem gelten. Gott nimmt alles auf sich und übernimmt das Schicksal, das mit den geschlachteten Tieren geschah.
Darum ist auch der Messias gekommen, zweitausend Jahre nach Abraham. Er ist am Kreuz gestorben und hat genau das erlebt: Er ist gestorben.
Und ich habe ja letztes Mal schon erklärt, was es bedeutet, einen Bund zu schließen. In 1. Mose 15,18 heißt es: „An diesem Tag schloss der Herr einen Bund mit Abraham.“
Da lohnt es sich, ein bisschen Hebräisch zu können, denn der Ausdruck „einen Bund schließen“ heißt auf Hebräisch „karat brit“. „Brit“ bedeutet Bund, „karat“ heißt schneiden – also „einen Bund schneiden“. Warum? Das stammt von einem Ritual her. Die Opfertiere werden geschlachtet und in zwei Teile geschnitten. Das ist ein normaler Ausdruck.
Was wir beim letzten Mal noch nicht betrachtet haben, ist in dem Zusammenhang Daniel 9. Das ist diese großartige Prophetie über den genauen Zeitpunkt des Kommens des Messias. Wenn man diese Jahrwochen durchrechnet, kommt man auf das Jahr 32 nach Christus, als Jesus Christus als Fürst, wie es dort heißt, aufgetreten ist.
In Daniel 9,25-26 steht:
„So wisse und verstehe: Vom Erlass des Befehls zur Wiederherstellung und zum Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten, dem Fürsten, vergehen sieben Wochen und zweiundsechzig Wochen. Straßen und Gräben werden wieder gebaut, und zwar in bedrängter Zeit. Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteilwerden. Die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören.“
Das reicht schon, vielen Dank. Es geht um Folgendes: Diese Zeitangabe hat sich genau so erfüllt. Das habe ich anderswo ausführlich dargelegt – bis auf den Messias, den Fürsten. Und das hat sich wirklich bis auf Palmsonntag erstreckt.
Aber was sollte danach geschehen? In Vers 26 heißt es: „Und nach den 62 Jahrwochen, die auf die sieben ersten direkt gefolgt sind, wird der Messias weggetan werden und nichts haben.“ Das heißt, die Prophetie macht klar: Genau am Ende der sieben und dann 62 Jahrwochen soll der Messias als Fürst kommen. Aber danach sollte der Messias ausgerottet werden, sterben.
Es wird hier nicht gesagt, wie viel später, aber wir können aus dem Rückblick genau rechnen. Es waren fünf Tage – Karfreitag, fünf Tage nach Palmsonntag.
Der Punkt, auf den ich hinaus will, ist das Wort „ausgerottet werden“. Max, du hattest noch zwei Übersetzungsmöglichkeiten angegeben: „Der Messias wird bei Vers 26 nach den 62 Wochen ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteilwerden.“ Hattest du nicht noch ein anderes Wort gesagt? „Ausgerottet“ und „abgeschnitten“?
„Abgeschnitten“ – warum? Es ist das Wort „karat“ in der Passivform, „jikaret Maschiach“. Also es wird ausgerottet, aber auch abgeschnitten werden. Das ist das Wort „karat“, genau wie für „einen Bund schließen“.
Jesus hat alle Verantwortung für das Versagen Abrahams und seiner Nachkommen auf sich genommen. Das ist der Grund, warum all die Verheißungen an Abraham nie von Gott annulliert worden sind – trotz allem Versagen in der Vergangenheit.
Und das ist auch der Grund, warum Gott heute Israel, das jüdische Volk, aus aller Welt heimführt, obwohl es noch nicht ein bekehrtes Volk ist. Natürlich gibt es viele Bekehrte unter den Juden, aber die große Masse ist nicht bekehrt.
Hesekiel 36 sagt, dass Gott um seines Namens willen das jüdische Volk heimführt in ihr Land. Das sehen wir heute, und erst später im Land wird er sie reinigen. Die große Bekehrung Israels wird erst noch in der Zukunft kommen. Ein Drittel der Bevölkerung wird sich bekehren, nach Sacharja 13,8 und folgende.
Und da wird Gott alle seine Zusagen an Abraham erfüllen.
Aber warum ist es so bedeutsam, dass der Herr Jesus als Stellvertreter gestorben ist?
Darum ist es so schwerwiegend, wenn man die Ersatztheologie annimmt, die an vielen Orten in der Christenheit gelehrt wird. Diese besagt, dass Israel versagt hat und deshalb alle Verheißungen für Israel nicht mehr gültig seien. Eine solche Ansicht ist eine Leugnung dessen, dass Gott sich verpflichtet hat.
Als in 1. Mose 15 die Feuerflamme zwischen den Opferstücken hindurchging, war das nichts anderes als die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit, die auch als Feuersäule erscheinen konnte. Dieses Feuer ging hindurch, und der Herr Jesus hat das auf sich genommen. Das bedeutet: Christus ist für unsere Sünden gestorben, aber Sein Werk umfasst weit mehr.
Das Neue Testament beschreibt viele Auswirkungen davon. Eine davon ist, dass die Verheißungen an Abraham alle erfüllt werden. Deshalb ist es so wichtig, den Ausdruck in Daniel 9 zu verstehen: „Der Messias wird abgeschnitten werden.“ Ich habe es ganz wörtlich gesagt: Jikaret Maschiach wird abgeschnitten werden, der Messias, Ve’en Lo, das heißt „und nichts ihm“.
In der deutschen Übersetzung, zum Beispiel in der Elberfelder Bibel, heißt es: „Er wird ausgerottet werden und nichts haben.“ Was bedeutet das? Er wird kein Friedensreich haben.
Das ist ganz wichtig. Wenn man mit orthodoxen Juden spricht, hört man oft die Aussage, Jesus von Nazareth könne nicht der Messias gewesen sein, weil wir seit zweitausend Jahren keinen Frieden auf Erden hätten. Darauf habe ich einem orthodoxen Juden gesagt: „Nein, sonst wäre die Bibel falsch, denn hier steht, dass der Karet Maschiach nichts haben wird, kein Friedensreich.“
Das heißt: Wäre es anders, hätte er die messianische Prophetie nicht erfüllt. Es musste so sein, wie es ist. Natürlich werden all die Verheißungen an Abraham in der Zukunft noch erfüllt werden, aber es ist noch nicht so weit, dass alles erfüllt wäre. Das war wichtig zu ergänzen.
Noch mehr: Jemand hat letztes Mal zwischendurch die Frage gestellt – ich war es –, was in den Pausen und danach geschieht. Das ist enorm wichtig, nicht nur für die Bibelklasse selbst. Dort geschieht viel.
Dann kam die Frage: „Was bedeutet das, als diese Opfertiere am Boden lagen?“ In 1. Mose 15, Verse 10 bis 11 steht dazu etwas. Max, liest du bitte diese Verse?
Und er brachte das alles und zerteilte es mittendurch. Dann legte er jedes Teil dem anderen gegenüber. Die Vögel zerteilte er jedoch nicht.
Da stießen die Raubvögel auf die toten Tiere herab, aber Abraham verscheuchte sie. Ja, es kamen Geier, die sich an toten Tieren laben. Auch wenn ein Tier gerade frisch geschlachtet ist, sobald die Geier merken, dass es tot ist, kommen sie herbei. Und wenn es dann zu riechen beginnt, ist das eine wahre Freude für die Geier.
Doch in diesem Fall hatten die Geier noch nicht gerochen, und trotzdem kamen diese Raubvögel. Abraham scheuchte sie weg. Was bedeutet das?
Wir haben verstanden, dass diese Opfertiere – die fünf Tiere: eine dreijährige Kuh, eine dreijährige Ziege, Wachteln, Turteltauben und junge Tauben – alle auf das Opfer des Herrn Jesus hinweisen.
Das Opfer des Herrn Jesus und auch unsere Botschaft des Evangeliums, in der zentral steht, dass Jesus Christus in diese Welt gekommen ist, um für unsere Sünden als Stellvertreter zu sterben, wird massiv angegriffen.
Und zwar nicht nur von außen, sondern auch innerhalb der Christenheit. Man muss zum Beispiel Pfarrer in der evangelischen Kirche fragen. Dort stellt man oft fest, dass viele von ihnen gar nicht wirklich bekehrt sind. Sie haben einen Beruf erlernt, aber die meisten sind nicht bekehrt. Es gibt natürlich auch solche, die bekehrt sind und den Herrn lieben und sein Wort schätzen.
Doch in ihrer Ausbildung, wenn sie an den normalen Universitäten ausgebildet wurden, haben sie gelernt, dass die Bibel nicht Gottes Wort ist. Sie gilt als Menschenwort, voller Fehler.
Es wird gelehrt, Mose habe gar nicht die fünf Bücher Mose geschrieben – das sei eine Fälschung. Obwohl es so in der Bibel steht, wird gesagt, es sei falsch. Jesus Christus habe das auch nicht so gesagt. Vielmehr sei die Bibel eine Zusammensetzung aus verschiedenen Quellen, die sich zum Teil widersprechen.
Diese Bibelkritik zieht sich weiter durch das ganze Alte Testament bis ins Neue Testament. Es gibt Dozenten, die sagen, das mit dem stellvertretenden Tod und Opfer sei etwas Primitives. Ein Gott, der ein Opfer verlangt, habe für moderne Menschen und Christen nichts zu tun.
Es ist ganz üblich, dass das stellvertretende Opfer Christi geleugnet wird. Doch das ist genau die Entsprechung zu den Raubvögeln, die sich auf die Opfertiere stürzen.
Was tut Abraham, der Vater der Gläubigen? Das Neue Testament sagt ja, er ist der Vater Israels, des irdischen Volkes, und auch der Gläubigen aus den Nationen. Er verscheucht die Raubvögel.
Davon lernen wir: Sobald das Evangelium angegriffen wird, stehen wir dazu. Wir verscheuchen diese Angriffe auf das Opfer des Herrn Jesus.
Das ist auch heute sehr aktuell, besonders im Zusammenhang mit dem Islam. Der Islam lehrt Jesus – sie nennen ihn Isa, den islamischen Jesus – sei gar nicht gestorben. Stattdessen sei jemand gestorben, der ihm ähnlich gesehen habe.
Diese Lehre können sie nicht akzeptieren. Warum wird das so gelehrt? Es ist ein Frontalangriff auf das Zentrum des Evangeliums.
Denn ohne das stellvertretende Opfer können wir gleich aufgeben. Es ist der einzige Weg, wie wir mit Gott versöhnt werden können. Jesus meint das, wenn er sagt in Johannes 14,6: „Ich bin der Weg, nicht ein Weg, der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“
Und das ist nur möglich, weil er als Opfer gestorben ist.
So ist diese Auseinandersetzung zu verstehen. Ich sage Auseinandersetzung, nicht Streit. Wir sollen nie mit Muslimen streiten, sondern in Gnade umgehen, so wie der Herr es auch gemacht hat – auch mit denen, die eine andere Meinung hatten. Er hat aber ganz klar die Wahrheit vertreten.
Wir lernen von ihm und müssen hinstehen und diese Angriffe abwehren. Wir vertreiben die Raubvögel, die das Opfer angreifen wollen.
Und dann noch ein dritter Punkt: Wir haben diese Prophetie in Kapitel 15, Vers 13 angeschaut. Liest du sie nochmals bis Vers 16? Da sprach er zu Abram: „Du sollst mit Gewissheit wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird in einem Land, das ihm nicht gehört, und man wird sie dort zu Knechten machen und demütigen – vierhundert Jahre lang. Aber auch das Volk, dem sie dienen müssen, will ich richten, und danach sollen sie mit großer Habe ausziehen. Und du sollst in Frieden zu deinen Vätern eingehen und in gutem Alter begraben werden. Sie aber sollen in der vierten Generation wieder hierherkommen, denn das Maß der Sünden der Amoriter ist noch nicht voll.“
Ja, eine grandiose Prophetie. Und wir haben es ja letztes Mal schon gesagt: Die Prophetie bezieht sich nicht auf Abraham, sondern auf seine Nachkommenschaft. Es beginnt nämlich in Vers 13, das ist sehr wichtig: „Du sollst sicher wissen, dass dein Same“ – so steht es in der alten Elberfelder Übersetzung. Die neue Elberfelder hat jetzt „deine Nachkommen“, aber wörtlich steht hier „dein Same“. Und wer ist zunächst einmal der Same Abrahams? Wie wir in den folgenden Kapiteln noch sehen werden, ist es Isaak. Das heißt also, diese Prophetie hier zielt auf Isaak und weiter.
Darum spricht Gott hier von 400 Jahren bis zum Auszug aus Ägypten. Nun ist es so: Wir haben das schon betrachtet, in 1. Mose 12, als Abraham nach Kanaan kam, da hat Gott mit ihm in Sichem einen Bund geschlossen. Das ist eben der Abrahamsbund, der dann bestätigt wird. Wir haben das gesehen, er wurde bestätigt in Kapitel 13, 14 bis 18. Dann wurde er bestätigt in Kapitel 15, was wir letztes Mal betrachtet haben. Das war also die zweite Bestätigung des Abrahambundes.
Dann werden wir vielleicht heute dazukommen, Kapitel 17, die weitere Phase der Bestätigung durch den Beschneidungsbund. Und später, in Kapitel 22, Verse 16-18, nach der Darbringung Isaaks, bestätigt Gott diesen Bund noch einmal. Also wir haben einen Bund und hier vier Bestätigungen an Abraham.
Aber später wird dieser Bund noch bestätigt gegenüber Isaak in Kapitel 26, Verse 3-5 und 24, und schließlich gegenüber Jakob in Kapitel 28, Verse 13 und folgende sowie Kapitel 35, Verse 9 und folgende. Das heißt: Ein Bund und insgesamt sieben Bestätigungen.
Von diesem bestätigten Bund haben wir gelesen in Galater 3. Schlagen wir das auf – Galater 3, Vers 17: „Das aber sage ich: Ein von Gott auf Christus hin zuvor bestätigtes Testament wird durch das 430 Jahre danach entstandene Gesetz nicht ungültig gemacht, so dass die Verheißung aufgehoben würde.“
Ja, es ist nicht ganz einfach, die Formulierung. Aber schon Petrus sagte ja in 2. Petrus 3, dass die Paulusbriefe schwer zu verstehen sind. Und wenn ein Apostel das sagt, dann müssen wir nicht beschämt sein, wenn wir das auch schwierig finden. Aber man kann das alles verstehen. Man muss einfach schön Schritt für Schritt vorgehen.
Hier wird also gesprochen von einem von Gott bestätigten Bund. Damit ist gemeint der Abrahamsbund in Sichem, 1. Mose 12, der siebenmal bestätigt wurde. Und dann heißt es, dieser von Gott bestätigte, vorher bestätigte Bund wird eben durch das Gesetz vom Sinai, durch den Bund, den Gott in 2. Mose 19 mit Israel machte nach dem Auszug aus Ägypten, nicht ungültig.
Nicht wahr, der Bund mit Abraham war ja in Kapitel 15 einseitig; Gott hat die ganze Verantwortung auf sich genommen. Aber der Sinai-Bund war zweiseitig. Darum hat Gott ja auch die zehn Gebote gegeben in zwei Ausführungen, zwei Tafeln, hinten und vorne von Gott beschrieben.
Warum? Wenn wir einen zweiseitigen Vertrag machen, ist es doch auch heute wichtig, dass man den Vertrag in zwei Exemplaren macht. Da muss dann das Gleiche draufstehen, zweimal. Und diese Tafeln wurden ja dann schließlich in die Bundeslade getan.
Warum? Weil das das Symbol dieses Bundes war, der zweiseitig war. Israel hat sich ab 2. Mose 19 schließlich dreimal verpflichtet: „Alles, was der Herr gebietet, wollen wir tun.“ Und aufgrund dieses Bundes hat Israel alles verloren.
In 5. Mose steht: „Wenn Israel sich nicht an dieses Gesetz hält, wird Gott sie unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen.“ Und wir wissen, das ist geschehen, ab dem Jahr 70.
Und jetzt kommt die Ersatztheologie und sagt: „Seht, sie haben alles verloren, und Israel hat keine Bedeutung mehr.“ Was ich an Zuschriften bekomme: „Alles falsch, was Sie da sagen mit Israel. Das ist vorbei, Israel hat keine Bedeutung mehr.“
Ja, aber es ist eben so: Aufgrund des Gesetzes, aufgrund eigener Leistung hat Israel alles verloren. Aber dieser Bund, 430 Jahre nach dem Abrahamsbund, hat diesen Bund mit Abraham nicht annulliert oder aufgelöst. Er besteht immer noch, und darum gibt es eine Zukunft für Israel.
Ich habe diesen Vers aus einem bestimmten Grund gelesen. Wir wissen also genau, dass vom Bund in Sichem (1. Mose 12) bis zum Bund am Sinai nach dem Auszug aus Ägypten (2. Mose 19) 430 Jahre liegen. Doch in 1. Mose 15 spricht Gott von 400 Jahren. Warum?
Weil hier nicht ab Abraham gerechnet wird, sondern ab Isaak. Wie viele Jahre nach dem Bund in Amsinaj beziehungsweise dem Bund in Sichem bekam Abraham schließlich das Kind von Sarah? Wie lange dauerte das? Er musste ziemlich lange warten. Das ist fast ein bisschen zu viel. Jemand hat gesagt: Wie viele Jahre hast du gesagt? Fünfundzwanzig. Ja, fünfundzwanzig Jahre. Mit fünfundsiebzig kam Abraham ins Land, erst in Mose zwölf. Mit hundert Jahren bekam er Isaak, also fünfundzwanzig Jahre später.
Damit kommen wir der Sache schon näher: 430 minus 25 ergibt 405 Jahre. Nun haben wir noch ein Problem mit fünf Jahren. Aber es war so, dass als Isaak geboren wurde, er einen älteren Bruder hatte. Wir kommen gleich auf das Thema in Kapitel sechzehn zu sprechen.
Also sehen wir, dass die Verknüpfung sehr wichtig ist: Ismael, Bader – das war ebenfalls ein Same Abrahams, jedoch nicht über Sarah, sondern über die Magd Hagar. Aber hier haben wir noch eine Diskrepanz von fünf Jahren, und das ist folgendermaßen zu verstehen: Isaak wurde geboren, aber Ismael war bereits da. Ismael wurde erst ausgetrieben, nachdem Isaak abgestillt worden war. Sarah hat ihn ziemlich lange gestillt. Ich glaube, das war eine Mutter, die sich sehr an ihr Kind klammerte. Das kann ich gut verstehen. Wenn man mit neunzig Jahren ein Baby bekommt, und zwar das erste, dann möchte man es so lange stillen, wie es nur geht. Aber das ist nicht gut.
Es ist zwar wichtig, dass man Kinder stillt – im Psalm 22 sagt der Herr Jesus in diesem prophetischen Psalm: „Du ließest mich Vertrauen fassen an meiner Mutterbrüste.“ Darum sollten Mütter, die stillen können – und nicht alle können das, da gibt es Probleme, das muss man verstehen – unbedingt stillen.
Wie lange? Meine Mutter hat mit acht Monaten aufgehört. Unsere älteste Tochter wollte auch irgendwie nicht mehr aufhören, aber schließlich hat sie doch begriffen: Drei Jahre, das reicht. Sarah hingegen hat weitergemacht, und zwar bis zu dem Punkt, an dem auch Ismael ausgetrieben wurde. Das war offensichtlich eine Periode von weiteren fünf Jahren.
Damit beginnen die 400 Jahre, als Isaak als Same Abrahams klar erwiesen war, als der Erbe, und nicht Ismael. So müssen wir das Wort verstehen: „Du sollst sicher wissen, dass dein Same ein Fremdling sein wird.“ Isaak war ein Fremdling in Kanaan. Er hat das Land zu Lebzeiten nicht in Besitz genommen. Auch Jakob hat das Land nicht in Besitz genommen, war ebenfalls ein Fremdling.
Jakob ging mit seiner Großfamilie dann nach Ägypten hinunter. Auch dort waren sie in einem fremden Land. Übrigens steht im Hebräischen hier, also in der masoretischen Textausgabe: „Dein Same wird ein Fremder sein in einem Land, das nicht das Ihre ist.“ Es heißt einfach „Be’eretz“, was „in Land, das nicht das Ihre ist“ bedeutet. Es wird nicht bestimmt „in dem Land“, sondern allgemein „in Land“. Das bezieht sich sowohl auf die Zeit in Kanaan als auch auf die in Ägypten. Beides gehörte ihnen nicht – Kanaan nicht und auch Ägypten nicht.
Dann wird hinzugefügt: „Und sie werden ihnen dienen.“ Wer sind „sie“? Das ist geheimnisvoll. Plötzlich werden Leute eingeführt, die sie vierhundert Jahre bedrücken. Es heißt: „Sie werden ihnen dienen und sie werden sie bedrücken.“ Die 400 Jahre sind also wie ein Gedicht im Hebräischen:
„Du sollst wissen: Dein Same wird ein Fremder sein in Land, das nicht das Ihre ist.
Sie werden ihnen dienen.
Und sie werden sie bedrücken.
Und dann 400 Jahre.“
Diese 400 Jahre beziehen sich auf die gesamte Geschichte des Samens bis zum Auszug aus Ägypten. Danach heißt es: „Aber ich werde die Nation auch richten, der sie dienen werden.“ Jetzt wird erklärt, wer „sie“ sind. Zuvor war das unverhofft: „Sie werden ihnen dienen und sie werden sie bedrücken.“ Es handelt sich um eine bestimmte Nation.
Aber Gott sagt: „Ich werde die Nation auch richten, der sie dienen werden, und danach werden sie ausziehen mit großer Habe.“ Die Israeliten haben von den Ägyptern viel mitgenommen und sogar nach Gottes Anweisung gefordert: „Gebt uns noch mehr, noch mehr.“ Das haben wir letztes Mal gesehen. Das war die Bezahlung für die unbezahlte Sklavenarbeit. Gott will gerechte Löhne.
Jetzt kommen wir der Sache immer näher. Die 400 Jahre bezeichnen also die ganze Zeit ab dem Moment, in dem Isaak abgestillt wurde und als Same etabliert war, klargestellt wurde, dass er der Erbe ist und Ismael gehen musste.
Aber wir müssen noch 2. Mose 12 lesen. Es gibt ein bisschen Knochenarbeit, aber das lohnt sich. Wir werden gleich sehen: In 2. Mose 12 wird das Passah beschrieben und der Auszug aus Ägypten. Dann wird zusammenfassend gesagt in 12, Vers 40: „Die Zeit aber, welche die Kinder Israels in Ägypten gewohnt hatten, betrug 430 Jahre.“ Vers 41: „Und es geschah, als die 430 Jahre verflossen waren, da zog das ganze Heer des Herrn aus dem Land Ägypten.“
Hier wird also gesagt, die Israeliten waren 430 Jahre in Ägypten, was so nicht ganz stimmt. Galater sieht ganz klar: Zwischen dem Bund mit Abraham bis zum Auszug sind 430 Jahre, die Geschichte ab Isaak bis zum Auszug 400 Jahre, wie es hier steht, und die Kinder Israel haben 430 Jahre in Ägypten gewohnt.
Interessanterweise steht in der ältesten griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, übersetzt von Juden in Ägypten – diese Übersetzung wird auch oft im Neuen Testament zitiert, allerdings nur dann, wenn sie richtig ist, sonst nicht –, dass „die Zeit der Kinder Israels in Kanaan und in Ägypten 430 Jahre betrug.“ Die Übersetzer gingen davon aus, dass auch die Zeit von Abraham, Isaak und Jakob in Kanaan dazu gehört, und dann die Zeit in Ägypten.
Ist das der bessere Text? Nein, man sollte die Septuaginta nie gegen den hebräischen Text nehmen. Der hebräische masoretische Text, den ich hier habe, ist der beste Text, den es gibt. Wir können heute zeigen, dass er auf den Tempeltext zurückgeht – den Text, den man im Tempel in Jerusalem als Vorlage hatte. Das war der Referenztext. Alle Handschriften der Synagogen mussten sich daran orientieren.
Im Judentum ist man beim hebräischen Text sehr streng. Es gibt eine rabbinische Anweisung für Abschreiber: „Wehe, wenn du einen Buchstaben veränderst, dann bist du ein Zerstörer der Welt.“ Darum hat man sich streng an den hebräischen Text gehalten.
Aber im Judentum ist man bei Übersetzungen sehr frei. Zum Beispiel gibt es in jeder Rabbinerbibel neben dem hebräischen Text in großen Buchstaben die Targumim, das sind die aramäischen Übersetzungen. Diese sind sehr frei, denn sie übersetzen nicht nur, sondern erklären auch viel, also mit Kommentaren dazu.
Das war bei der Septuaginta nicht anders. Dort wurden auch Kommentare eingefügt, und die Ergänzung „in Kanaan und Ägypten“ ist eine Erklärung, dass in dieser Zahl die ganze Zeit enthalten ist.
Übrigens sagt der Text der Samaritaner – die Samariter, ein Mischvolk, haben die fünf Bücher Mose von den Juden übernommen und sind bis heute stolz darauf. Sie gehen auf den Berg Garizim und schauen, wie stolz sie auf ihre samaritanische Bibel sind. Diese ist ebenfalls auf Hebräisch, aber in der samaritanischen Schrift geschrieben. Dort wird auch „Kanaan und Ägypten“ erwähnt. Irgendwie hat das schon etwas auf sich.
In jeder Rabbinerbibel findet man den wichtigsten Kommentator des Judentums, Raschi. Raschi schreibt in einem Kommentar, dass diese Zeit die Zeit in Kanaan und in Ägypten umfasst. Wie kommt er darauf? Nun, im Galaterbrief sind es ja 430 Jahre, also umfasst diese Zeit Kanaan und Ägypten.
Der Punkt ist, dass wörtlich in 2. Mose 12 steht – ich lese mal vor, 12, Vers 40 – ich habe 1. Mose noch offen: „U-Moschaw B'nei Israel Asher Jashvu b'mitzraim shloschim shana we arba'ameot shana.“ Wörtlich heißt das: „Und der Wohnsitz der Kinder Israel, wo sie wohnten, in Ägypten, ist 430 Jahre.“
Hier steht nicht „die Wohnzeit“, sondern „der Wohnsitz“. Nochmals in der Elberfelder Übersetzung 12, Vers 40: „Und die Zeit, die die Kinder Israel in Ägypten gewohnt haben“ – das ist eine deutsche Einfügung, damit man es versteht.
„Zeit“ steht gar nicht, es steht tatsächlich „der Wohnsitz der Kinder Israel in Ägypten, 430 Jahre.“ „Moschaw“ meint also einen Ort, wo man wohnt. Das ist eigentlich keine zeitliche Angabe, sondern eine geografische.
Der Wohnsitz war 430 Jahre. Und jetzt ist es so: Als Gott mit Abraham den Wohnsitz in Sichem schloss (1. Mose 12), kam eine Hungersnot – wir haben damals gesehen, eine schwere Hungersnot. Was macht Abraham? Er geht nach Ägypten. Er war ein Fürst, und der Pharao wollte seine angebliche Schwester oder nur Schwester, nicht Ehefrau, heiraten. Abraham bekam riesige Geschenke.
Abraham hatte also einen Wohnsitz in Ägypten. Es wird in der Schrift nicht gesagt, wie lange er in Ägypten blieb. Die Sache flog auf, und schließlich kehrte er mit großem Besitz nach Kanaan zurück. Dieser Wohnsitz gehörte Abraham in Ägypten, und die Zeit von Abraham in Ägypten bis zum Auszug der Kinder Israel aus Ägypten betrug eben 430 Jahre. Das ist der Punkt.
Darum erklärt die Septuaginta das so, darum erklärt Raschi das so, darum erklärt der amerikanische Pentateuch das so: 430 Jahre umfassen natürlich auch die Zeit in Kanaan. Es wird ab Abraham im Jahr des Bundes gerechnet, in Ägypten.
Dann kommen die 400 Jahre ins Spiel.
Aber jetzt haben wir noch ein Problem. Wir gehen ein Problem nach dem anderen an. In 1. Mose 15, Vers 15 heißt es: „Du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden, wirst begraben werden in gutem Alter, und in der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren.“
Das habe ich letztes Mal erwähnt. Man kann zeigen, dass es vier Generationen in der Zeit gab, ab dem Zeitpunkt, als Jakob mit seiner Familie nach Ägypten ging, bis zum Auszug aus Ägypten. Aber ich habe die Stelle nicht angegeben. Machen wir das noch als Nachtrag.
2. Mose 6: Jakob ging hinab mit den zwölf Patriarchen, und einer davon war Levi. Liest du bitte 2. Mose 6,16-20.
Dies sind die Namen der Söhne Levis nach ihren Geschlechtern: Gerson, Kahad und Merari. Levi wurde 137 Jahre alt. Die Söhne Gersons sind Libni und Simei nach ihren Geschlechtern. Die Söhne Kahads sind Amram, Ishar, Hebron und Usiel. Karam wurde 133 Jahre alt. Die Söhne Meraris sind Machli und Muschi. Das sind die Geschlechter Levis nach ihrer Abstammung.
Amram nahm Jochebed, die Schwester seines Vaters, zur Frau. Sie gebar ihm Aaron und Mose. Amram wurde 137 Jahre alt.
Also, Levi ging mit Vater Jakob nach Ägypten. Die nächste Generation war Kehat, danach Amram und schließlich Mose. Das sind vier Generationen.
Natürlich hatten nicht alle Familien vier Generationen. Es gab auch Familien, bei denen das anders war. Zwischen dem Zug von Jakob nach Ägypten und dem Auszug liegen genau 215 Jahre. Das ist die Hälfte von 430 Jahren.
Für Mose, der aus dem Stamm Levi war, waren das genau vier Generationen. Das bestätigt auch 1. Mose 15. Jeder Punkt ist zutreffend in dieser Prophetie.
Übrigens behandele ich all diese chronologischen Probleme und Fragen in einem neuen Buch, das sich gerade in der Schlussphase befindet und bald gedruckt werden soll – in den nächsten Monaten. Dort kann man alles in Ruhe nochmals nachlesen, falls beim Schreiben etwas zu schnell ging oder man nicht alles mitbekommen hat.
Es ist sehr wichtig für eine saubere biblische Chronologie, dass alle Zahlen der Bibel ohne Abstriche aufgehen. Die 430 Jahre müssen stimmen, die 400 Jahre müssen stimmen, und die vier Generationen in Ägypten müssen stimmen. Das sind scheinbar Konfliktpunkte, aber es geht auf, und das wird in dem Buch behandelt.
Gut, jetzt gehen wir weiter zu Kapitel 16. Das war unsere Intention, und das war jetzt einfach eine 55-minütige Einleitung und Überleitung zu unserem Thema.
Nochmal 1. Mose 16,1: Sarai, Abrams Frau, gebar ihm keine Kinder. Aber sie hatte eine ägyptische Magd, die hieß Hagar.
Das Problem setzt sich also fort. Wir haben gesehen, dass Abram und Sarai in Ur in Chaldäa lebten. Dort glaubten sie an die Götter von Ur, unter anderem an Nanna, den Mondgott. Das wurde bereits bei 1. Mose 11 betrachtet. Der sumerische Mondgott wurde in den Inschriften als der Gott gepriesen, der Menschen und Vieh zahlreich macht.
Doch Mose schreibt in 1. Mose 11, dass Sarai unfruchtbar war. Der Mondgott hatte also versagt. Dann aber erschien der wahre Gott, der Gott der Herrlichkeit. Wie die Apostelgeschichte 7 ausdrücklich sagt, erschien der Gott der Herrlichkeit Abraham und sagte ihm: „Ich werde dich zu einer großen Nation machen.“
Das bedeutet nicht nur, dass Abraham ein Kind bekommen und zahlreich werden würde, sondern dass er eine große Nation hervorbringen würde. Abraham glaubte Gott, verließ Ur in Chaldäa und zog ins Land Kanaan. Mit fünfundsiebzig Jahren kam er dorthin, doch Jahr um Jahr erwartete er vergeblich ein Kind.
Jetzt sind wir an diesem Punkt: Jahre später wird der Glaube Abrams geprüft. Abrams Frau gebar ihm kein Kind. Mose erklärt im nächsten Satz: Sarai sprach zu Abram: „Sieh doch, der Herr hat mich verschlossen, dass ich keine Kinder gebären kann. Geh doch ein zu meiner Magd, vielleicht werde ich durch sie Nachkommen empfangen.“
Abraham hörte auf die Stimme Sarais. Wie schon erwähnt, hatte sie eine ägyptische Magd namens Hagar. Plötzlich kommt Sarai auf die Idee, dass Abraham diese ägyptische Magd heiraten könnte. So würde sie doch noch ein Kind bekommen.
Wie kommt Sarai auf diese Idee?
Da hilft uns die Archäologie weiter. Wir brauchen die Archäologie nicht, um die Bibel zu verstehen, aber sie ist hilfreich.
Man hat zum Beispiel die Hammurabi-Gesetze gefunden, die in Babylon aus dem 18. Jahrhundert vor Christus stammen. Damit sind wir sehr nah an der Zeit von Abraham, nicht wahr? Wir haben gesehen, dass Abraham bei seinem Einzug nach Kanaan 75 Jahre alt war, das war 2034 v. Chr. Jetzt sind wir noch weiter und somit ziemlich nah an der Zeit, aus der wir diese Hammurabi-Gesetze haben, nämlich dem 18. Jahrhundert.
Dort wird erklärt: Wenn eine Herrin unfruchtbar ist, kann der Herr die Magd der Herrin heiraten, und das Kind wird der Herrin zugerechnet. Das war aber ein heidnisches Gesetz; so etwas gibt es in der Bibel nicht.
Man hat außerdem weitere Inschriften entdeckt, die wichtig sind. Im Nahen Osten wurden die sogenannten Nuzi-Tafeln gefunden, Texte aus dem 15. Jahrhundert. Auch dort findet man dieses Gesetz. Offensichtlich ist das der Hintergrund, dass Sarai auf die Idee kommt: Wir haben Gott wahrscheinlich falsch verstanden. Muss es so wörtlich sein? Es ginge ja auch anders.
Wir haben ja diesen ägyptischen Markt. Warum hatten sie überhaupt einen ägyptischen Markt? Sie kamen ja aus dem Südirak, aus Ur und Chaldäa. Dort war eben diese falsche Reise. Wir haben gesehen, dass Abraham wegen der schweren Hungersnot Gott nicht gefragt hat, was das zu bedeuten hat. Stattdessen verlässt er den Ort, an dem Gott ihn haben wollte, und geht nach Ägypten. Er flüchtet also aus der Schwierigkeit.
Dort hat er seine Frau angeleitet zu lügen. Schließlich hat er selbst gelogen. Dann kam die ganze Sache, dass der Pharao Sarah zur Frau nehmen wollte. Das Ganze flog auf, und es kam eine Schande über das Zeugnis von Abraham. Es war alles falsch.
Aber der scheinbar liebe Bruder von Sarah bekam riesige Hochzeitsgeschenke, nicht wahr? Wir haben gesehen, Knechte, Mägde und viele Tiere. Deshalb ging Abraham steinreich, also noch reicher, als er schon war. Er war ja schon vorher ein Fürst. So verließ er Ägypten.
Wir haben gelesen in 1. Mose 13: Von da an ertrugen die Hirten Lots und die Hirten Abrahams einander nicht mehr, weil sie zu viele Vieh hatten. Abraham musste diese Hochzeitsgeschenke nicht zurückgeben. So großzügig war der Pharao, und auch diese Knechte und Mägde behielt er.
Man kann also sagen: Hagar war auf Schweizerdeutsch, sagen wir, ein Mitbringsel. Wie sagt man das richtig, in Schriftsprache? Mitgift. Aber das ist ja im Zusammenhang mit Heiraten. Ein Mitbringsel ist, wenn man nach Thailand geht und wirklich etwas Schönes von dort mit nach Hause bringt. Ein Souvenir, das versteht ihr. Ihr versteht Französisch, ja gut, das sagen wir auch. Also, das war ein Souvenir aus Ägypten.
Wir sehen, eine Sünde gibt die andere. Abraham ging weg, weil er Gott nicht fragte, warum diese Prüfung da ist. Er ging an den falschen Ort, er lügt deswegen, und es kommt Schande über sein Zeugnis. Jetzt sehen wir, dass Sarah auf die Idee kommt: Du könntest die Hagar heiraten.
Und wir sehen dann in Vers 2 am Schluss: Abraham hört auf die Stimme Sarais – und das war falsch. Also eine gute Nachricht für Männer: Es ist nicht immer richtig, wenn man auf die Frau hört.
Aber später werden wir noch sehen, dass Gott Abraham sagen wird: Höre auf die Stimme deiner Frau Sarai. Der Punkt ist: Man muss als Mann herausfinden, wann man auf die Frau hören muss und wann nicht. Das ist die Schwierigkeit.
Da sind wir uns eben auch nicht immer einig. Ich meine, da nicht, und meine Frau denkt gerade da anders. Ich sage ja, es ist gar nicht so einfach, Mann zu sein und auch nicht Haupt zu sein. Denn wenn man das durchzieht, dann ist man schließlich ein Tyrann – und das ist ein schreckliches Wort: ein Tyrann. Aber wenn man einfach nicht Haupt sein will, dann ist man eben ein Waschlappen.
Vom Tyrann bis zum Waschlappen gibt es noch einen Zwischenbereich. Aber ich will sagen: Ich möchte einfach ein bisschen Mitleid anwerben. Es ist nicht so ganz einfach.
Hier war es jetzt tatsächlich falsch. Nun liest du nochmals weiter, Vers 3.
Ich wollte noch sagen: Es gibt eine hilfreiche Möglichkeit. Man kann den Ehepartner fragen: Hast du mit dem Herrn gesprochen, bevor du mir diese Idee bringst?
Ja, aber es ist natürlich auch so, dass eine Frau – aber auch ein Mann – sagen kann: Ja, natürlich habe ich gebetet, aber ich bin der Meinung... Darum sage ich: Diese Frage ist hilfreich, aber nicht immer sicher. Habe ich bewusst das Wort hilfreich gesagt? Danke, du warst genau.
In Vers drei lesen wir: „Und Sarai, Abrams Frau, nahm Hagar, die Ägypterin, ihre Magd, nach Verlauf von zehn Jahren, die Abram im Land Kanaan gewohnt hatte, und gab sie Abram, ihrem Mann, ihm zur Frau.“ Das bedeutet, dass Abram Hagar heiratete. Es handelte sich nicht um eine Konkubine, sondern um eine Ehefrau.
Wir wissen jedoch, dass Polygamie von Anfang an in der Bibel als falsch dargestellt wird. Es gibt keine Möglichkeit zur Polygamie. Gott hat im Schöpfungsbericht klar festgehalten, dass er einen Mann und eine Frau erschaffen hat, nicht zwei Evas. Mose erklärt dann den Grundsatz in 1. Mose 2,24, der für alle Zeiten gültig ist: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“
Im Neuen Testament wird dieser Vers sogar zitiert, und zwar in Matthäus 19. Dort heißt es: „Die zwei werden ein Fleisch sein.“ Das wird noch deutlicher gemacht. Der Text ist eigentlich schon klar: Der Mann verlässt Vater und Mutter und hängt an seiner Frau. Das sind zusammen zwei. Doch im Zitat in Matthäus 19 wird ausdrücklich gesagt: „Die zwei werden ein Fleisch sein.“
Der Erste, der diese Schöpfungsordnung durchbrochen hat, war Lamech, dieser freche Mann. Er war auch ein Mörder. In 1. Mose heißt es, dass Lamech sich zwei Frauen nahm: Ada und Zilla. Sie bekamen Söhne, ja, aber das rechtfertigt nichts. Es war falsch, und Lamech war wirklich ein böser Mann. Er war die siebte Generation nach Kain, dem Brudermörder.
Lamech selbst war auch ein Mörder. Er tötete einen jungen Mann, der ihn verletzt hatte, und schlug ihn tot. Danach verfasste er ein Gedicht darüber. Dieses Gedicht ist das erste menschliche Gedicht in der Bibel nach dem Sündenfall. Vielleicht hat er die Tat darin idealisiert. Diese Geschichte setzte sich fort, etwa in Filmen und Musik. Ob klassische Musik oder Opern, dort gibt es viel Verherrlichung von Unrecht und Unzucht. Auch in Pop- und Rockmusik wird das Thema oft aufgegriffen. Der Fall von Unzucht wird durch Kunst oft schön dargestellt.
Zurück zu Lamech: Nach ihm kam die Sintflut. Und nach der Sintflut finden wir, nicht als einzige, aber hier deutlich beschrieben, Polygamie bei Abraham. Das war falsch.
Lesen wir noch Vers vier: „Und er ging ein zu Hagar, und sie wurde schwanger. Als sie nun sah, dass sie schwanger war, wurde ihre Herrin verächtlich in ihren Augen.“ Sarai sagt zu Abram: „Das Unrecht, das mir zugefügt wird, treffe dich. Ich habe dir meine Magd in den Schoß gegeben, da sie nun aber sieht, dass sie schwanger ist, bin ich verächtlich in ihren Augen.“
Sarai hatte nicht damit gerechnet, dass die Sache so eskalieren würde. Es entstand eine riesige Rivalität zwischen Sarai und Hagar. Hagar war zunächst eine Magd, doch als sie schwanger wurde, fühlte sie sich in einer höheren Position als Sarai. Jetzt merkt Sarai, welchen Unsinn sie angerichtet hat.
Klar ist: Abram hätte nie auf diesen Vorschlag hören dürfen. Doch Sarai sagt: „Das Unrecht, das kommt jetzt auf dich.“ Es entsteht ein Konflikt zwischen den beiden Frauen. Das war wirklich hart.
Abraham möchte seine Frau, so wie Gott sie ihm gegeben hat, ehren. Er sagt in Vers 6: „Siehe, deine Magd ist in deiner Hand, tu ihr, was gut ist in deinen Augen.“ Das hätte er nicht sagen sollen. Nun hatte Sarai freie Hand, ihre Eifersucht böse auszuleben. Sie wurde hart zu Hagar.
Wie hast du Vers 6 in deiner Übersetzung gelesen, Max? Am Schluss heißt es: „Und Sarai demütigte sie.“ Sie behandelte sie hart, und zwar in einer Weise, die Hagar demütigte. Die Demütigung wurde so schlimm, dass Hagar halsüberkopf aus prekären familiären Problemen floh – in die Wüste.
Nach der Pause mehr.
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