
Guten Abend, ich möchte alle herzlich begrüßen. Wir befinden uns gerade noch im Leben von König Amatija, Zweite Chronik 25, und betrachten nun die zweite Hälfte seines Lebens. In dieser Zeit ist er vom Herrn abgefallen.
Wir wiederholen noch einmal kurz ab Vers 14. Darf ich bitten, Jerry?
2. Chronik 25,14: Nachdem Amasja von der Schlacht gegen die Edomiter zurückgekehrt war, brachte er die Götter der Kinder Seth mit. Er stellte sie als Götter neben sich auf, beugte sich vor ihnen nieder und räucherte ihnen. Daraufhin entbrannte der Zorn des Herrn gegen Amasja. Gott sandte einen Propheten zu ihm, der zu ihm sprach: „Warum hast du die Götter dieses Volkes gesucht, die dein Volk nicht aus deiner Hand erretten konnten?“
Während der Prophet zu ihm redete, erwiderte Amasja: „Haben wir dich zum Ratgeber des Königs gemacht? Lass ab! Warum sollte man dich erschlagen?“ Daraufhin ließ der Prophet ab und sagte: „Ich weiß, dass Gott beschlossen hat, dich zu verderben, weil du dies getan und auf meinen Rat nicht gehört hast.“
Bis hierhin haben wir gesehen, dass Amasja einen gewaltigen Sieg gegen die Feinde Israels errungen hatte, nämlich gegen die Kinder Seir (Vers 11). Diese sind dieselben wie die Kinder Edoms oder die Nachkommen Esaus. Ein großer Sieg – und dann das Erstaunliche: Er brachte Götterstatuen der Edomiter als Kriegsbeute mit und begann, sie zu verehren. Er verfiel dem Götzendienst.
Man fragt sich, wie das möglich ist. Israel war doch die Basis, auch in der Erziehung, das Gesetz, die fünf Bücher Mose, und daraus die Zusammenfassung der Zehn Gebote. Dort beginnt es ja mit: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Außerdem ist dort festgelegt, dass man sich vor keinen Statuen verbeugen darf (das zweite Gebot).
Amasja hatte zudem eine Mutter. Das wird in Kapitel 25, Vers 1 genannt. Immer wieder sehen wir, dass die Mutter bei Königen speziell und namentlich erwähnt wird. Dort heißt es: „Amasja war 25 Jahre alt, als er König wurde, und er regierte 29 Jahre in Jerusalem. Der Name seiner Mutter war Joadan von Jerusalem. Er tat, was recht war in den Augen des Herrn, jedoch nicht mit ungeteiltem Herzen.“
Die Mutter wird also erwähnt, und gerade dieser Refrain gibt eine Übersicht über sein Leben: Er tat, was recht war in den Augen des Herrn. Das deutet darauf hin, dass die Mutter einen wichtigen Einfluss hatte. Das gilt sowohl bei gottlosen Königen als auch bei denen, die Gott treu blieben. Der Einfluss der Mutter kann sehr unterschiedlich sein – er kann sehr schlecht oder auch sehr gut sein. Natürlich gibt es alles dazwischen. Aber hier wird das besonders vermerkt.
Man fragt sich, wie es möglich ist, dass jemand trotzdem in Götzendienst verfällt. Wenn man sich die ganze Geschichte Israels anschaut, sieht man das von Anfang an: Schon beim goldenen Kalb, unmittelbar nach dem Auszug aus Ägypten. Auch während der Richterzeit sehen wir ständig, wie Israel vom einwahren Gott abkam und andere Götter verehrte.
Wenn wir die Geschichte der Christenheit betrachten, sehen wir genau dasselbe. Es ist fast unglaublich, wie bereits in den frühen Jahrhunderten, besonders ab dem dritten und vierten Jahrhundert, die Marienverehrung und die Verehrung von Heiligen aufkam. Das ist nichts anderes als Götzendienst.
Jetzt sehen wir bei Amasja, dass er diesen Götzendienst in seinem Leben einführte. Aber wir haben schon eine Schwachstelle entdeckt: In der Parallelstelle in 2. Könige 14 lesen wir, dass die Höhen in Israel, also die götzendienerischen Heiligtümer, unter dem Volk nicht verschwunden waren. Er hat diese nicht beseitigt. Als König hätte er dort durchgreifen müssen, aber das tat er nicht.
Dieses „Krebsgeschwür“ breitete sich in seinem Leben aus. Der Zorn Gottes entbrannte gegen Amasja (Vers 15). Gleichzeitig sehen wir aber auch die Gnade Gottes: Gott schickt einen Propheten. Wir haben letztes Mal gesehen, dass der Prophet ihm eine Frage stellte. Er sagte nicht einfach, was falsch war, sondern fragte: „Warum hast du die Götter des Volkes gesucht, die dein Volk nicht aus deiner Hand erretten konnten?“
Die Edomiter hatten vertraut, dass ihre Götter ihnen gegen Israel helfen würden. Doch sie verloren. Nun zeigt sich die Torheit Amasjas: Er nimmt diese Götter, die offensichtlich den Edomitern nicht geholfen haben, und verbeugt sich vor ihnen.
Der Prophet stellt eine Frage. Wenn man mit anderen Menschen in eine Konfrontation gerät, ist es oft hilfreich, eine Frage zu stellen, anstatt eine direkte Aussage zu machen. Eine Frage bringt das Gegenüber zum Nachdenken und kann die Situation entschärfen.
So sehen wir hier auch die Gnade Gottes, dass er einen Propheten schickt, der eine Frage stellt: „Warum hast du das getan? Es ist unlogisch.“ Doch Amasjas Reaktion ist: „Wer hat dich zum Ratgeber des Königs gemacht?“ Er meint, ob der Prophet sprechen darf oder nicht, sei eine politische Frage. Wenn er nicht als Ratgeber eingesetzt sei, dürfe er nichts sagen.
Gott muss uns jedoch nicht fragen, ob er uns etwas sagen darf. Trotzdem versucht Amasja, den Propheten mundtot zu machen. Er sagt ihm nicht nur, dass er nichts zu sagen habe, sondern fragt auch, warum man ihn erschlagen sollte.
Der Prophet reagiert darauf und lässt ab. Er schweigt, gibt Amasja aber noch ein letztes Wort mit: „Ich weiß, dass Gott beschlossen hat, dich zu verderben, weil du dies getan und auf meinen Rat nicht gehört hast.“ Er kündigt das Gericht Gottes an und zeigt, dass Amasja wegen seiner Verhärtung unter Gottes Gericht kommen wird.
Nun lies weiter in Vers 17 und den folgenden.
Und Amasja, der König von Juda, beriet sich und sandte zu Joas, dem Sohn des Jehus, dem König von Israel, und ließ ihm sagen: „Komm, lass uns miteinander ins Angesicht ziehen.“
Da sandte Joas, der König von Israel, zu Amasja, dem König von Juda, und ließ ihm sagen: „Der Dornenstrauch auf dem Libanon ist nicht besser als die Zeder auf dem Libanon. Gib meinen Sohn deine Tochter zur Frau!“
Dann fuhr er fort: „Da liefen die Tiere des Feldes, die auf dem Libanon sind, vorüber und zertraten den Dornenstrauch. Du sagst: ‚Siehe, du hast Edom geschlagen.‘ Und dein Herz erhebt sich, dir Ruhm zu erwerben. Bleib nun in deinem Haus! Warum willst du dich mit dem Unglück einlassen, dass du fällst, du und Juda mit dir?“
Aber Amasja hörte nicht auf ihn, denn es war von Gott, damit er sie preisgebe, weil sie die Götter von Edom gesucht hatten.
Da zog Joas, der König von Israel, herauf. Sie sahen einander ins Angesicht: er und Amasja, der König von Juda, bei Be-Tschemesch, das zu Juda gehört. Und Juda wurde vor Israel geschlagen, und sie flohen, jeder zu seinen Zelten.
Joas, der König von Israel, nahm Amasja, den König von Juda, den Sohn des Joas, des Sohnes des Joachas, bei Bet-Schemesch gefangen und brachte ihn nach Jerusalem. Dort machte er einen Bruch in der Mauer Jerusalems vom Tor Ephraim bis an das Ecktor, vierhundert Ellen lang.
Er nahm alles Gold und Silber und alle Geräte, die sich im Haus Gottes bei Obed-Edom befanden, sowie die Schätze des Hauses des Königs und Geiseln. Dann kehrte er nach Samaria zurück.
Amasja wurde durch diesen Sieg, den der Herr ihm über die Edomiter gegeben hatte, sehr arrogant. Das machte ihn so stolz, dass er dachte: „Jetzt gehe ich als nächstes gegen die zehn Stämme vor, die gottlosen Stämme, genannt Israel.“
Er forderte den König dort heraus, Joas ben Joas, und sagte ihm: „Komm, lass uns einander ins Angesicht sehen.“ Dieser Ausdruck bedeutet, dass sie ihre Heere aufmarschieren lassen, er auf der einen Seite und du auf der anderen Seite. So schauen sie sich in die Augen und messen ihre Kräfte.
Joas warnte ihn. Wie? Er erzählte ihm eine Fabel.
Eine Fabel. Aber Fabeln sind doch ein Problem, oder? Wenn wir kurz in den zweiten Brief an Timotheus schauen, werden wir vor Fabeln gewarnt. Genauer gesagt in 2. Timotheus 4, Vers 4.
Lies doch am besten ab Vers 3, um den Zusammenhang zu verstehen: „Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Begierden sich selbst Lehren aufhäufen werden, indem sie ihnen in den Ohren kitzeln. Sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich den Fabeln zuwenden.“
Weiter heißt es: „Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst!“
Paulus sagt also, es wird eine Zeit kommen – er meint damit die Endzeit, von der er schon in 2. Timotheus 3, Vers 1 ausdrücklich spricht. In dieser Endzeit werden die Menschen in der Christenheit nicht mehr gerne gesunde Lehre hören. Sie ertragen sie nicht. Trotzdem hören sie gerne Dinge und bürden sich selbst Lehren auf, die ihnen angenehm sind, indem es ihnen in den Ohren kitzelt. In Vers 4 wird dann gesagt, dass sie sich von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zuwenden.
Nun stellt sich die Frage: Meint der Apostel Paulus mit „Fabeln“ solche Geschichten wie die Fabel von Joas? Hier muss man argumentieren. Schweigen! Ja, wir helfen einander, bringen ein bisschen Licht ins Dunkel.
In der Literatur spricht man von Fabeln, wenn Tiere plötzlich sprechen können – und auch Pflanzen. Genau das macht ja die Fabel von Joas aus: Dort haben wir den Dornstrauch, die Zeder, und sie können miteinander kommunizieren.
Eine weitere berühmte Fabel in der Bibel findet sich im Buch der Richter, die Fabel von Jotham, in Richter 9. Jotham, ein treuer Mann, geht auf den Berg Garizim und verkündet von dort eine Fabel, um den Feinden des Herrn Klarheit zu geben, was Sache ist. Es ist eine sehr schöne Fabel, in der der Dornstrauch, der Weinstock und der Feigenbaum sprechen können. Man spricht also tatsächlich von einer Fabel.
Aber jetzt ist es ganz wichtig: Welches griechische Wort benutzt der Apostel Paulus für „Fabeln“? Mythos. Mythos meint ein religiöses Konstrukt, zum Beispiel die griechische Mythologie. Dabei handelt es sich um Fantasiegeschichten über Götter, die miteinander Krieg führen – man könnte sagen, ähnlich wie Star Wars.
Es gibt übrigens erstaunliche Parallelen zum Okkultismus. Mythos bezeichnet religiöse Phantastereien, in denen übernatürliche Wesen und Kräfte auf magische Weise wirken.
Wenn man heute das Filmprogramm studiert, sieht man, wie stark genau dieses Element des Mythologischen präsent ist. Ich denke dabei auch an „Herr der Ringe“ oder „Narnia“. Das sind typische Beispiele für den Begriff Mythos.
Diese Geschichten sprechen die Menschen heute, also die großen Massen, sehr stark an. Davor wird gewarnt. Das ist eine Prophetie, dass in der Endzeit die Menschen gerade auf solche mythologischen Geschichten aus sind und sich dabei von der Wahrheit der Bibel abwenden.
Auch in 1. Timotheus 4 wird der Begriff „Fabeln“ immer negativ verwendet. Es geht um Mythos im Gegensatz zur Wahrheit des Wortes Gottes. Der Begriff hat oft einen starken Bezug zu Esoterik und Okkultismus.
Denkt man zum Beispiel an „Star Wars“ und die Lichtschwerter, dann kommt das nicht von ungefähr. In der Bibel lesen wir, dass Cherubim den Garten Eden nach dem Sündenfall mit einem kreisenden Schwert aus Feuer bewachten. Das sind Realitäten in der unsichtbaren Welt, aber sie werden so eingesetzt, dass sie von der Wahrheit des Wortes wegführen.
Davor wird gewarnt: „Du aber sei nüchtern in allem.“
Das hat nichts zu tun mit der Fabel von Joas. Diese Fabel war wirklich gut, obwohl ein gottloser König versucht, seinen Feind mit ihr zu beschwichtigen. Er will einen Krieg verhindern und probiert es mit einer Fabel.
Das ist eine Möglichkeit: Man kann mit einer Frage oder mit einer Beispielgeschichte beruhigen – hier sehr künstlerisch und poetisch. In Vers 19 sagt er ihm dann auch sehr direkt ins Gesicht: „Du bist hochmütig geworden.“
Und das ist erstaunlich: Die Welt erkennt es ebenfalls, wenn wir hochmütig sind. Sie sehen das Problem, wenn es vorhanden ist. Dafür braucht es kein geistiges Unterscheidungsvermögen; man muss sich einfach selbst beobachten. Die Welt weiß genau, was Hochmut bedeutet, aus eigener Erfahrung. Deshalb bemerken sie es auch bei anderen.
Hier sagt er ihm ganz klar, dass er hochmütig und arrogant geworden ist. In Vers 17 fordert er ihn auf: „Komm, lass uns einander ins Angesicht sehen.“ Er sagt ihm, dass sein Herz sich erhebt, um Ruhm zu erlangen. „Du möchtest groß herauskommen.“ Und er gibt ihm den Rat: Bleib in deinem Haus. Auch das ist Gnade Gottes, dass er sogar einen Ungläubigen benutzen kann, um zu warnen – einen Propheten, aber sogar einen ungläubigen König.
In Vers 20 heißt es, dass Amatia so verhärtet ist, doch Amatia hört nicht. Dann folgt ein erstaunlicher Satz: „Denn es war von Gott, damit er sie preisgäbe, weil sie die Götter von Edom gesucht hatten.“ Es war also ein Gericht Gottes, dass er sich so verstockt hat, damit er unter das Gericht kommt.
Wir finden das auch im Buch Josua, wo im Zusammenhang mit den Kanaanäern gesagt wird, dass es vom Herrn war, dass er das Gericht über sie brachte. Die Kanaaniter hatten ab Abraham vierhundert Jahre Gnadenzeit und das Zeugnis von Abraham, Isaak und Jakob, vom wahren Gott. Das hätte sie von ihrem Okkultismus, Götzendienst, Kinderopfern und ihrer schlimmen Unmoral im Zusammenhang mit ihrer Religion abbringen sollen. Doch sie verpassten diese Chance, und schließlich kam unter Josua das Gericht Gottes über sie. Das war auch dort verbunden mit einer Verhärtung.
Manchmal denke ich daran, wie aktuell das ist: Die Hamas hat in den vergangenen Monaten immer wieder die Chance bekommen, den Krieg zu beenden. Sie hätten nur klar zusagen müssen: „Jetzt, als Verlierer des Krieges, müssen wir uns entwaffnen lassen.“ Das kann der Sieger von einem Besiegten verlangen: Entwaffnung und Freilassung aller Geiseln. Doch sie sagten ständig Nein – zu ihrem eigenen Verderben. Man sieht hier eine gewaltige Verstockung. Das kann ein Gericht Gottes sein: diese Verbocktheit, diese Verstockung.
Interessant ist auch, dass wir gesehen haben, dass König Amazia sich vor den edomitischen Göttern verbeugt hatte. Hier wird gesagt, dass sie die Götter von Edom gesucht hatten. Der König zog natürlich auch die anderen mit; er war nicht der Einzige. So kam es zum Krieg, doch Juda wurde von den zehn Stämmen Israels geschlagen (Vers 22). Sie flohen alle zu ihren Zelten.
Zelten? Das ist erstaunlich – leben sie nicht in Häusern? Solche Dinge überliest man manchmal einfach. Aber man muss sich fragen: Warum zu den Zelten und nicht in ihre Häuser? Der Auszug aus Ägypten und die Landnahme unter Josua lagen schon lange zurück. Da hatten sie doch Häuser gebaut. Warum steht hier dann „zu ihren Zelten“?
Damals war es teuer, ein Haus zu bauen. In den ummauerten Städten wohnte vor allem die Oberschicht, während die anderen in Zelten rund um die Stadt lebten. Im Kriegsfall flüchteten sie in die ummauerte Stadt, was dann sehr eng wurde. So funktionierte das damals.
Das ist wichtig, weil archäologische Untersuchungen in ausgegrabenen Städten aus biblischer Zeit gezeigt haben, dass dort viel weniger Menschen lebten, als die Bibel in den Volkszählungen angibt. Die Städte hätten gar nicht so viele Menschen aufnehmen können. Daraus wurde geschlossen, dass die Zahlen der Bibel falsch und viel zu hoch seien.
Man sollte sich von solchen Argumenten aber nicht beeindrucken lassen, sondern abwarten, bis eine gute Antwort kommt. Diese Antwort kam: Man stellte fest, dass die meisten Menschen in Zelten wohnten. Zelte aus Ziegenhaar und Holzpfählen verfallen im Lauf der Zeit, sodass nichts davon übrigbleibt. Häuser aus Stein bleiben hingegen erhalten.
So ging das Zeugnis über die Präsenz in Zelten verloren, und es blieb nur das mit den Steinen. Wenn man das zusammennimmt, erkennt man, dass die Zahlen der Bibel sehr wohl korrekt sind. Es gab so viele Menschen, aber die Bibel selbst bezeugt, dass selbst nach vielen Jahrhunderten im Land Israel die Masse noch in Zelten wohnte.
In Vers 23 wird beschrieben, was mit Joas geschieht, beziehungsweise mit Amazia durch Joas: Er nimmt ihn gefangen und bringt ihn nach Jerusalem, in seine eigene Hauptstadt. Später regiert Joas dort weiter. Einerseits ist das sehr gnädig, aber es war natürlich auch eine bewusste Demütigung des Feindes.
Man muss sich vorstellen: Amazia ging als König mit seiner Armee in den Krieg. Nun kommt er in Ketten nach Jerusalem zurück. Das sollte ihn richtig demütigen und verletzen. Joas bringt ihn also zurück nach Jerusalem.
Außerdem lässt Joas einen Teil der Stadtmauer abreißen – 400 Ellen, das sind etwa 180 Meter. Die kleine Elle, die für den Alltag und Gebäude verwendet wurde, misst etwa 45 Zentimeter. Beim Tempel nutzte man die große Elle, die Königselle, mit 52,5 Zentimetern.
Er hat nicht die ganze Stadtmauer zerstört, aber symbolisch gerade den Nordteil von Jerusalem. Das war die strategische Schwachstelle der Stadt. Immer wenn Jerusalem angegriffen und erobert wurde – etwa durch Nebukadnezar aus Babylon oder später durch die Römer – erfolgte der Durchbruch von Norden her.
Warum? Weil Jerusalem von Bergen umgeben ist. Ein Angriff von Osten, Süden oder Westen erfordert das Überwinden von Höhen. Von Norden her jedoch nicht. Daher konnte Jerusalem dort einfach angegriffen werden.
Dieser Schutz im Norden war besonders wichtig, und Joas ließ ihn abbrechen. Zudem machte er Kriegsbeute: alles Gold, Silber und alle Geräte aus dem Haus Gottes, also aus dem Tempel. Die Tempelschätze wurden geplündert, ebenso die Schätze des Königspalastes.
Außerdem nahm er Geiseln mit nach Samaria, der Hauptstadt der zehn Stämme Israels damals.
Jetzt können wir das übertragen. Gold und Silber sprechen in der Bibel symbolisch wovon? Von der Herrlichkeit und der Erlösung.
Dabei denkt man ganz besonders an Gold oder an Silber? An die Herrlichkeit im Gold und die Erlösung im Silber. Warum gerade Erlösung im Silber? Weil das Wort für Silber im Hebräischen „Kesef“ ist, und es steht auch für Geld. Beim Wort „Kesef“ denkt man sofort an Kaufen und Verkaufen. Den Kaufpreis der Erlösung hat der Herr Jesus bezahlt, und darum spricht das Silber ganz besonders von der Erlösung.
Gold: Der älteste Freund von Hiob hieß Eliphas, und das bedeutet ja, es drückt die Herrlichkeit Gottes aus. Dann können wir natürlich auch daran denken, dass in Psalm 19 das Wort Gottes mit Gold verglichen wird. Man kann also sagen, Silber und Gold sprechen von all den Reichtümern der Bibel.
Darin werden ja die Erlösung und die Herrlichkeit Gottes beschrieben. Das heißt also, dem Feind gelingt es, ganz viele Reichtümer, die von den Reichtümern des Glaubens sprechen, zu rauben. Und das kann der Feind auch bei Erlösten. Bei den Wiedergeborenen kann er das Heil nicht rauben, aber er kann die Freude des Heils rauben.
Darum sagt David in Psalm 51: „Lass wiederkehren die Freude meines Heils.“ Vor kurzem musste ich das jemandem erklären, der Probleme hat, immer wieder mit der Frage der Heilsgewissheit oder es kommen Zweifel. Ich habe ihm erklärt: Dort steht nicht „Lass wiederkehren das Heil“, sondern „die Freude des Heils“. Man kann als Gläubiger die Freude am Heil verlieren, aber das Heil hat man dann nicht verloren.
Darum ist das Gebet wichtig, dass die Freude am Heil zurückkehrt. Der Feind kann diese Freude rauben. Ich denke zum Beispiel auch an solche Fälle: Ein Gläubiger, der eigentlich über Jahre hinweg in gesunder Lehre aufgewachsen und belehrt worden ist, wird plötzlich so gescheit, dass er sagt, das sei alles ein Märchen gewesen. Märchen von Heilszeitaltern, Dispensationen und all dem, was gesagt wurde, dass Israel Gottes Zeiger an der Weltenuhr ist und klar macht, dass wir in der Endzeit leben. Alles falsch, Israel ist vorbei, hat alles verloren, die Gemeinde hat das alles geerbt usw.
Also jemand, der zur sogenannten Bundesteologie übergeht, obwohl diese gerade eben nicht die unterschiedlichen Bündnisse, die immer am Anfang von einem Zeitalter stehen, beachtet. Deshalb trägt sie zu Unrecht diesen Namen Bundestheologie. Er ist zur Überzeugung gekommen, das sei die Wahrheit, hat einen eigenen Verlag und produziert Bücher, die jetzt das, was er einmal als Wahrheit erkannt hatte, alles über Bord geworfen haben.
Das ist traurig. Das ist vergleichbar damit, dass dem Feind gelungen ist, so viel Gold und Silber, die Schätze aus dem Tempel, dem Bild der Gemeinde und aus dem Palast – das war sein Privathaus –, das, was wir eben an persönlichem Glaubensgut in unserem Leben haben, alles zu verlieren. Traurig.
Liest du weiter, Vers 25?
Amasja, der Sohn des Joas, König von Juda, lebte nach dem Tod Joas’, des Sohnes Joahas, des Königs von Israel, noch fünfzehn Jahre. Das Übrige der Geschichte Amasjas, sowohl der erste als auch der letzte Teil, ist im Buch der Könige von Juda und Israel niedergeschrieben.
Von dem Zeitpunkt an, als Amasja von der Nachfolge des Herrn abwich, entstand in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn. Er floh nach Lachis, doch sie sandten Verfolger hinterher, die ihn dort töteten. Man hob ihn auf, brachte ihn auf Pferden zurück und begrub ihn bei seinen Vätern in der Stadt Juda.
Er kehrte gedemütigt nach Jerusalem zurück, konnte aber weiterhin regieren – und zwar noch 15 Jahre über seinen Feind hinaus. Dieser Joas aus dem Nordreich starb, doch Amasja lebte noch 15 Jahre darüber hinaus. Diese Zeit hätte Gott ihm gewährt, damit er umkehren konnte. Doch er kehrte nicht um.
Das erinnert an eine Stelle in Offenbarung 2,21. Dort geht es um die Gemeinde von Thyatira, die eine Frau in ihrer Mitte hatte. Diese Frau predigte und lehrte mit Autorität, jedoch falsch, und verführte die Gemeinde sehr stark. In Offenbarung 2,20 heißt es: „Aber ich habe gegen dich, dass du die Frau Isebel duldest, die sich eine Prophetin nennt und lehrt und meine Knechte verführt, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen. Ich gab ihr Zeit, damit sie Buße tue, doch sie will nicht Buße tun von ihrer Hurerei.“
Weiter heißt es: „Siehe, ich werde sie in einem Bett strafen, und die, die Ehebruch mit ihr treiben, in großer Drangsal, wenn sie nicht Buße tut von ihren Werken.“ Hier wird von einer falschen Prophetin gesprochen, die lehrt und verführt.
In Vers 21 steht nochmals: „Und ich gab ihr Zeit, damit sie Buße tue.“ Es ist erstaunlich, wie viel Zeit Gott geben kann. Gerade wenn wir in Offenbarung 2 und 3 lesen, wissen viele, dass diese beiden Kapitel sieben Briefe an sieben Gemeinden enthalten, die es zur Zeit Johannes’ gab. Diese Briefe haben prophetische Bedeutung. Sie zeigen, dass sich die gesamte Kirchengeschichte von den Tagen der Apostel bis zur Entrückung der Gemeinde – bevor dann die Gerichte der Endzeit beginnen (Offenbarung 4, 5, 6 usw.) – in sieben Zeitabschnitte einteilen lässt. Diese Zeitabschnitte stimmen genau mit den sieben Briefen überein.
Thyatira steht für die Zeit, in der die Christenheit durch die katholische Kirche geprägt war. Das Papsttum begann im vierten Jahrhundert, als der Bischof von Rom erklärte, er sei der höchste Bischof über alle Bischöfe der Welt. Damit war das Papsttum geboren. Es dauerte sehr lange, bis die Reformation kam und diese Machtkonzentration aufspaltete.
Wenn man bedenkt, dass dies über tausend Jahre waren, in denen Gott eigentlich Zeit gab, Buße zu tun, wird deutlich, wie viel Geduld Gott zeigt. Diese Geduld sehen wir auch im persönlichen Rahmen von König Amasja, der 15 Jahre über Joas hinaus lebte – und diese Zeit nicht als Gelegenheit zur Umkehr nutzte.
Lesen wir noch einmal 2. Könige 14,26-28: „Und das Übrige der Geschichte Amasjas, die erste und die letzte, siehe, ist nicht geschrieben im Buch der Könige von Juda und Israel. Von der Zeit an, als Amasja von der Nachfolge des Herrn abwich, machten sie in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn. Er floh nach Lachis, doch sie sandten ihm nach bis Lachis und töteten ihn dort. Sie hoben ihn auf, brachten ihn auf Pferden zurück und begruben ihn bei seinen Vätern in der Stadt Juda.“
Hier wird also zusammenfassend gesagt, dass die Geschichte Amasjas aus zwei Teilen besteht: einem ersten und einem letzten Teil. Das Traurige ist, dass er im ersten Teil noch eine Verbindung zum Herrn hatte, wenn auch nicht mit ganzem Herzen. Er durfte in seinem Leben Großes vollbringen.
Doch dann wich er von der Nachfolge des Herrn ab. Schließlich endet sein Leben mit einer Verschwörung – genauso wie das Leben seines Vaters Joas. Joas hatte ebenfalls gut begonnen, doch sein Leben verlief in zwei Teilen: einem guten ersten und einem schlechten zweiten Teil. Auch bei ihm gab es einen Wendepunkt, und eine Verschwörung beendete sein Leben.
Amasja, der seinen Vater Joas kopierte, endet ebenfalls mit einer Verschwörung. Als die Lage gefährlich wurde, floh er aus Jerusalem nach Lachis.
Doch wo liegt Lachis? Lachis befindet sich an der Grenze zum heutigen Gazastreifen. Man kann sagen, dass Lachis eine besondere Festung war. Sie liegt im Zwischenbereich zwischen Jerusalem und Tel Aviv, südlich der Autobahn Nummer eins.
Diese Festungsstadt war militärisch im Alten Testament von großer Bedeutung. Auch später, als Nebukadnezar das Land eroberte, blieb Lachis eine Festung, die enormen Widerstand gegen die Babylonier leisten konnte.
Amasja fühlte sich in Lachis sicher und floh deshalb dorthin. Doch auch das half nichts. Die wahre Sicherheit wäre der Herr gewesen, nicht irgendwelche von Menschen gebauten Festungen.
So endet die Geschichte sehr traurig. Dies führt uns zur nächsten Geschichte.
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