
Wir fahren weiter. In 1. Mose 15 haben wir gesehen, dass Abraham in einen tiefen Schlaf fiel. Dadurch war er nicht in der Lage, zwischen den Opferstücken hindurchzugehen. Stattdessen ging Gott selbst durch die Opferstücke hindurch, begleitet von Feuer, wie in Vers 17 beschrieben.
Das war entscheidend, denn Vers 18 sagt: An diesem Tag schloss der Herr einen Bund. Weiß jemand, wie man auf Hebräisch „einen Bund schließen“ sagt? Der übliche Ausdruck lautet Karat-Brit. „Brit“ bedeutet Bund, und „Karath“ heißt schneiden. Man sagt also wörtlich „einen Bund schneiden“. Warum? Das geht auf das Ritual zurück, bei dem die Opfertiere geschlachtet und in zwei Teile geschnitten wurden. Das ist der normale Ausdruck.
So steht es auch in Vers 18: An diesem Tag schnitt der Herr einen Bund mit Abram und sprach. Und nochmals die Verheißung: Deinem Samen. Wie gesagt, „Samen“ wird oft mit „Nachkommenschaft“ übersetzt, was grundsätzlich richtig ist. Es ist aber hilfreich zu wissen, dass hier wirklich die biologische Nachkommenschaft gemeint ist. Es geht um die leiblichen Nachkommen.
Jetzt wird aber Folgendes klar: Dieser Bund ist einseitig. Gott hat die ganze Verantwortung übernommen. Das bedeutet, die Erfüllung der Bundeszusagen hängt nicht vom Gelingen oder Versagen Abrahams ab. Wenn Gott sich verpflichtet, dann ist das hundertprozentig sicher. Das macht deutlich: Dieser Bund kann nicht plötzlich brechen oder scheitern.
Das ist ein ganz entscheidender Kontrast zum Bund mit Israel am Sinai. In 2. Mose 19 und 20 verkündet Gott die Zehn Gebote. In den weiteren Kapiteln folgen hunderte von Geboten, die zum Gesetz Mose gehören. Die Zehn Gebote fassen das Gesetz zusammen und wurden Gott gegeben auf zwei Steintafeln.
Warum zwei Tafeln? Bei Verträgen ist es üblich, zwei Exemplare zu haben, damit jede Partei ein Exemplar besitzt. Diese beiden Tafeln wurden nach 2. Mose 25 in die Bundeslade gelegt, weil es sich um einen zweiseitigen Bund handelt.
Und da hat Gott gesagt: Wenn Israel sich nicht an diese Verheißungen hält, dann wird dies und das geschehen. Zum Beispiel werden sie das Land verlieren.
Fünfter Mose 28,64 – Verzeihung – liest du, Christian, das ist nur ein Beispiel von den vielen Folgen, die Gott wegen der Nichteinhaltung dieses Bundes vom Sinai vorausgesagt hat.
Vers 64: „Und der Herr wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde. Du wirst dort anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, weder du noch deine Väter, Göttern aus Holz und Stein. Unter jenen Nationen wirst du nicht ruhig wohnen, und deine Fußsohle wird keinen Rastplatz finden. Der Herr wird dir dort ein zitterndes Herz geben, erlöschende Augen und eine verzagende Seele. Dein Leben wird in Gefahr schweben, du wirst dich Nacht und Tag fürchten und deines Lebens nicht sicher sein. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘, und am Abend wirst du sagen: ‚Wäre es doch Morgen!‘, wegen des Zitterns deines Herzens, mit dem du zitterst, und wegen des Anblicks dessen, was deine Augen erblicken müssen. Und der Herr wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückkehren lassen, auf dem Weg, von dem ich dir gesagt habe, du sollst ihn nie mehr wiedersehen.“
Und ihr werdet euch dort euren... Ja, das reicht bis dahin.
Also: Zerstreuung Israels unter alle Völker, und zwar von dem entferntesten Festland, von Israel aus gesehen, bis wieder rüber zum entferntesten Festland. Und das ist geschehen.
Ab dem Jahr 70 wurde das jüdische Volk aus einem Land herausgerissen und wirklich von Südamerika bis nach China, Thailand, Philippinen, Indonesien und von Kanada, USA bis nach Australien, Neuseeland und von Schweden, Norwegen, Finnland bis nach Südafrika zerstreut. Wirklich weltweit, über alle fünf Kontinente hinweg.
Man könnte wirklich meinen, Mose wäre im Konzentrationslager gewesen, in Auschwitz.
„Dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten, Nacht und Tag. Am Morgen wirst du sagen: ‚Wäre es doch Abend!‘, und am Abend: ‚Wäre es doch Morgen!‘, wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchtest, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“
Und wir wissen: Es ist alles schrecklich in Erfüllung gegangen.
Und jetzt stellt sich die Frage: Hat Israel noch ein Anrecht auf das Land? Nach dem Gesetz Mose wäre dieses Anrecht verwirkt. Dort, wo es um die Verantwortlichkeit des Menschen geht, ist alles verloren.
Doch im Galaterbrief Kapitel 3 wird erklärt, dass dieser Bund, der 430 Jahre später entstanden ist, den von Gott bestätigten Bund mit Abraham nicht aufheben kann. Dieser Bund bleibt bestehen und sagt: „Deine Nachkommenschaft, deinem Samen, gebe ich das Land auf ewig.“ Das wurde nicht im Jahr 70 annulliert.
Man kann sagen: Aufgrund von Leistung hat Israel kein Recht auf das Land. Aber aufgrund von Gottes Verheißung hat Israel dieses Recht vollständig.
Darum sagt Hesekiel 36: „Um meines Namens willen werde ich euch aus allen Ländern sammeln und euch in euer Land bringen.“ Wir sind Zeugen, wie das geschehen ist. Ab 1882 bis heute sind aus allen fünf Kontinenten über drei Millionen Juden nach Israel eingewandert.
Und die Welt sagt, Israel sei ein Problem – gelinde gesagt. Besonders die jungen Leute, die oft nicht viel von Geografie verstehen, rufen „From the river to the sea“. Da muss man sich fragen: Welcher Fluss ist gemeint?
Ich kann es euch sagen: Ihr meint den Jordan, und der See ist das Mittelmeer. Das heißt, ihr wollt ganz Israel auslöschen.
Dieses Mitschreien bei antiisraelischen Kundgebungen ist furchtbar. Aber Gott sagt: „Um meines Namens willen, siehe hier in Kapitel 36, bringe ich euch zurück.“ Und dann in Vers 24: „Ich sammle euch aus allen Ländern in euer Land.“
Das heißt, Gott bringt das jüdische Volk wieder heim – aufgrund der Verheißung an Abraham und weil Gott alle Verantwortung übernommen hat.
Aber wie macht das Gott? Gott kann nicht sterben. Deshalb wurde Gott „Gott der Sohn“ Mensch, damit er sterben konnte. Vor den Toren Jerusalems ist er im Jahr 32 am Kreuz gestorben.
Das Erlösungswerk am Kreuz hat auch dazu geführt, dass Gott seine Verheißungen an Abraham, Isaak und Jakob heute erfüllen kann – und zwar aufgrund reiner Gnade. Was wir daraus lernen, ist: Aufgrund von Leistung werden wir vor Gott alles verlieren, aufgrund von Gnade können wir alles gewinnen.
So lässt sich das Evangelium erklären und wirklich veranschaulichen.
Seht ihr, über 2000 Jahre war das Bild des Juden das eines heimatlosen Menschen, der von Ghetto zu Ghetto wanderte – gehasst, geächtet, zuhause nirgends, nirgends erwünscht. Doch Gott hat sein Volk zurückgeführt. Es ist Gottes Werk, weil er des Bundes an Abraham, Isaak und Jakob gedenkt.
Und jetzt ganz eindrücklich: Es kommt ja nicht nur dieser tiefe Schlaf über Abraham in Vers 12, sondern siehe, Schrecken und dichte Finsternis überfielen ihn. Und Gott sagt: Deine Nachkommenschaft wird schwere Zeiten durchmachen.
Das ist die Rede von 400 Jahren, wie man in Vers 13 sieht. Die Zahl ist interessant, denn 430 Jahre haben wir schon gesehen — also 430 Jahre vom Abrahamsbund in 1. Mose 12 in Sichem bis zum Bund am Sinai. 430 Jahre, aber hier sind es 400 Jahre. Nun müssen wir aber beachten: Es lohnt sich, die Bibel genau zu lesen.
Es gab mal ein Buch, das hieß „Die Bibel als Roman“. Das kann man vergessen. Nein, die Bibel ist kein Roman, und man muss sie auch nicht zum Roman machen. Darum muss man sie eben sehr sorgfältig lesen, weil es Gottes Wort ist.
In Vers 13 heißt es: Du sollst sicher wissen, dass deine Nachkommen Fremde sein werden. Und hier steht wieder für Nachkommen, so wie in der alten Elberfelder Übersetzung: Samen, dein Same. Ach so, hier spricht Gott nicht über Abraham selbst, sondern über seine Nachkommenschaft. Und der Erste, der den Titel Same verdiente, war Isaak. Er ist zu dem Zeitpunkt noch nicht da, das konnte noch Isaak sein.
Und wie lange musste Abraham warten, bis Isaak kam? Er kam ja ins Land Kanaan. Wie alt war Abraham? Das ist die Wiederholung, wir haben es durchgenommen, 1. Mose 12,75. Ja, also 75 Jahre. Dann, wie alt war er, als ihm schließlich Isaak geboren wurde? Hundert, ja? Also, er musste fünfundzwanzig Jahre warten, bis der Same kam.
Also 430 minus 25, das gibt 405. Wir sind schon nahe bei den 400 Jahren. Aber irgendwie passt es noch nicht ganz, ja? Aber dann werden wir uns das in den späteren Kapiteln noch anschauen. Darum kann ich das jetzt einfach erzählen.
Dann war es ja so: Das kleine Baby wurde gestillt von Sarah, und die konnte ja nicht mehr loslassen. Wir haben volles Verständnis, wenn man ein Leben lang auf ein Baby wartet, einen tiefen Kinderwunsch hat, der nie, nie, nie erfüllt worden war, und dann mit neunzig Jahren bekommt sie ein Baby, und sie kann stillen. Das können auch nicht alle Mütter, wenn sie jünger ein Baby bekommen. Aber sie konnte stillen, und dann versteht man, dass man nicht mehr aufhören will.
Ein Jahr ist sie hilfreich für das Baby, zwei Jahre, drei Jahre, vier Jahre, fünf Jahre. Und dann kam dieses Fest. In 4. Mose 21 wurde Isaak abgestellt, und das war dann auch der Moment, wo der falsche Ismael gehen musste. Und da war klar anerkannt, wer der Same Abrahams ist — nicht Ismael, sondern Isaak. Das war der Beginn der 400 Jahre.
Und da wird also gesagt: Dein Same, deine Nachkommenschaft, werden Fremde sein in einem Land, das nicht das ihre ist. Und so geht die Geschichte von Isaak als Fremdling weiter. Die Nachkommenschaft geht ja schließlich nach Ägypten, nicht wahr, mit Jakob. Dort ändert sich nach einiger Zeit die politische Lage, und Israel in Ägypten wird versklavt.
Das hat sich erfüllt in „Fremde sein in einem Land, das nicht das ihre ist“, und sie werden ihnen dienen. Den Ägyptern haben sie als Sklaven gedient, und sie werden sie bedrücken. Das Ganze ist eigentlich poetisch aufgebaut in Verszeilen, und es heißt also:
Dein Same (Vers 13):
Denn ein Fremdling wird sein dein Same
in einem Land, das ihnen nicht gehört.
Sie werden ihnen dienen und sie bedrücken.
Und dann die letzte Zeile:
Arba me'od shena — 400 Jahre.
Diese 400 Jahre beziehen sich auf die gesamte Prophetie, die sich im Verlauf von 400 Jahren erfüllt hat. Und so ist das genau geschehen. Nach diesen 400 Jahren kam der Auszug aus Ägypten. Das wird dann auch hier erklärt, und danach werden sie ausziehen mit großer Habe.
Das ist geschehen: der Auszug aus Ägypten. Die Ägypter, die schließlich mit Geschenken überhäuft wurden, waren so froh, dass die Israeliten endlich gehen würden. Man kann sich kaum vorstellen, wie schlimm diese zehn Plagen waren. Sie führten zum Zusammenbruch des gesamten ägyptischen Reiches.
Die Ägypter waren so erleichtert, dass sie die Israeliten gehen ließen und ihnen sogar Geschenke mitgaben. Gott hatte jedoch gesagt, dass die Israeliten die Ägypter berauben sollten. Sie nahmen nicht nur das, was ihnen gegeben wurde, sondern verlangten noch mehr. Sie ließen sich Gold, Silber, Schalen und Geräte aufladen und zogen davon.
Das war natürlich kein illegaler Raub. Gott schützt das private Eigentum. Im Gegensatz zu den Kommunisten, die sagen, Eigentum sei Diebstahl, zeigt die Bibel eine andere Wahrheit. In den Zehn Geboten heißt es: "Du sollst nicht stehlen." Das zeigt, dass Gott möchte, dass wir Privateigentum haben, und dass er dieses Eigentum schützt.
Die Bibel spricht auch sehr ernsthaft darüber, wenn jemand sich mit Ellbogen mehr aneignet, als ihm zusteht. Ebenso verurteilt sie zu geringe Löhne oder vorenthaltene Löhne. Jakobus 5 sagt, dass der vorenthaltene Lohn schreit und vor die Ohren des Herrn Zebaoth gekommen ist. Gott will gerechte Löhne und schützt das Eigentum.
Die Israeliten nahmen das Gold und Silber, weil sie Sklavenarbeit leisten mussten und nicht bezahlt wurden. Die Auszahlung ihres Lohnes erfolgte erst beim Exodus aus Ägypten. Deshalb hatte Gott Abraham vorausgesagt, dass sie mit großer Habe ausziehen würden. Glücklicherweise erhielten sie den Lohn nicht vorher, sonst hätten sie ihn wahrscheinlich schon längst vergeudet.
Gott hatte das Vermögen sozusagen auf ein Konto gelegt, das beim Auszug freigegeben wurde. Damit hatten sie nicht nur für sich selbst viel Gold und Silber, sondern auch für die Stiftshütte. Diese war das transportable Heiligtum, hergestellt aus Gold, Silber und vielen weiteren feinen Materialien.
So zogen sie mit großer Habe aus Ägypten aus. Dann sagt Gott zu Abraham: "Und du wirst zu deinen Vätern eingehen in Frieden und in gutem Alter begraben werden." Abraham durfte wissen, dass er schließlich ohne schreckliche Krankheit in Frieden sterben würde. Diese Verheißung erhielten nicht alle, aber Abraham bekam sie von Gott zugesagt.
Und dann weiter: „Und in der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren.“ Ha, wie geht das? Vierte Generation. Nun schlagen wir mal auf, im zweiten Buch Mose. Dort wird die Sklaverei in Ägypten beschrieben, in 2. Mose 1,2. Es wird die Abstammungslinie von Mose beschrieben, und dort werden vier Generationen angegeben. Das bedeutet, dass es im Stamm Levi tatsächlich vier Generationen gab.
Das Ganze passt also nicht für 430 Jahre, sondern nur für die Hälfte, nämlich 215 Jahre. Aber jetzt haben wir noch ein Problem. Schlagen wir mal auf in 2. Mose 12, dem Auszug aus Ägypten. Im Vers 40 liest du, nachdem das Passah beschrieben ist, Folgendes: „Die Zeit des Aufenthalts der Söhne Israel, die sie in Ägypten zugebracht hatten, betrug 430 Jahre.“ Und es geschah am Ende der 430 Jahre, ja, es geschah an eben diesem Tag, dass alle Heerscharen des Herrn aus dem Land Ägypten auszogen.
Hm, aber jetzt haben wir ein Problem. Hier steht doch 430 Jahre Ägypten. Das passt jetzt aber nicht so ganz zu den 430 Jahren ab Sichem, 1. Mose 12. Was machen wir da?
Ja gut, im Kommentar von Raschi – einem der besten Ausleger im Judentum, der in jeder Rabbinerbibel enthalten ist – wird erklärt, dass diese Zeit die Zeit in Kanaan und in Ägypten meint. In der ältesten griechischen Übersetzung, der von Juden erstellten Septuaginta aus dem dritten Jahrhundert vor Christus, wird ebenfalls Kanaan erwähnt. Im hebräischen Text steht jedoch nichts davon, dort steht wirklich Ägypten.
Aber Folgendes mag helfen: Ich erkläre Vers 40. Die Zeit, die die Kinder Israel in Ägypten gewohnt haben, ist 430 Jahre. Wörtlich ist das so – das ist zwar nicht Deutsch, sondern Hebräisch, aber manchmal ist es wichtig, genau zu schauen, wie es formuliert ist. Dort steht nämlich „Umoschaw bene Israel“ und „Der Wohnsitz der Kinder Israel, Asher Jashwu we Mitzrayim“. Das bedeutet, sie wohnten in Ägypten. „Shloschim Shana we Arba Me'od Shana“ – das sind 430 Jahre.
Das heißt nicht einfach die Zeit, sondern es steht nicht wörtlich so, sondern es heißt einfach: „Der Wohnsitz der Kinder Israel ist 430 Jahre.“ Nun war das so: Wir haben doch vor nicht langer Zeit studiert, dass Abraham ins Land Kanaan kam. Gott machte diesen Bund in Sichem. Danach kam eine große Hungersnot. Abraham ging ungehorsam, wie wir gesehen haben, nach Ägypten hinunter. Dort wollte der Pharao angeblich seine Schwester Sara heiraten. Abraham wurde mit großzügigen pharaonischen ägyptischen Geschenken überschüttet.
Als die Sache aufflog, musste Abraham diese Geschenke nicht mehr zurückgeben. Er kam nämlich wieder zurück ins Land. Plötzlich hatten die Hirten von Abraham und die Hirten von Lot nicht mehr genug Land, weil so viel Vieh da war. Abraham durfte all diese Geschenke behalten. Nun hatte Abraham also einen Wohnsitz in Ägypten. Noch im gleichen Jahr gingen andere nach Ägypten hinunter. Es wird nicht gesagt, wie lange Abraham dort war, aber er hatte einen Wohnsitz.
Und 2. Mose 12 sagt: Der Wohnsitz der Kinder Israel war 430 Jahre. Darum wird von dort aus gerechnet. Jetzt versteht man, warum Raschi und auch die Septuaginta sagen, dass die Zeit in Kanaan und in Ägypten gemeint ist. Ja, natürlich, Abraham war in Ägypten, hatte dort einen Wohnsitz, dann kam er zurück nach Kanaan. Mit Vater Jakob gingen sie dann hinunter, um in Ägypten zu wohnen.
Die gesamte Wohnsitzzeit ist also von 1. Mose 12 an bis zum Exodus 430 Jahre. Wenn man die Chronologie durchrechnet, dann sind es ab der Reise von Jakob und der Großfamilie hinunter nach Ägypten genau 215 Jahre, also genau die Hälfte vor dem Exodus. In dieser Zeit gab es im Stamm Levi vier Generationen, bis Mose kam.
So passt alles schön zusammen: Die 400 Jahre hier, die 430 Jahre in 2. Mose 12, und auch, dass sie in der vierten Generation hierher zurückkehren werden. Und der Josua, nicht wahr?
Und jetzt noch ein Detail zu 1. Mose 15, Vers 16b: „Denn die Ungerechtigkeit der Amoriter ist bis hierher noch nicht voll.“ Die Elbefelder erklärt in der Fußnote, dass die Amoriter häufig für alle Kanaaniter stehen. Die Amoriter waren der wichtigste Stamm des kanaanitischen Stammesverbandes.
Hier sagt Gott, dass die Ungerechtigkeit noch nicht voll ist, das Maß also noch nicht erreicht wurde. Die Kanaaniter waren schon damals tief im Götzendienst verwurzelt. Dann schickte Gott Abraham in dieses Land. Als Fremdling wohnte er dort, doch er war ein Zeugnis.
Schauen wir, was über ihn gesagt wird in 1. Mose 23. Da spricht er mit den Bewohnern des Landes, hier mit den Hethitern. Was sagen sie ihm in Vers 5? „Da antworteten die Söhne Heth dem Abraham und sagten zu ihm: ‚Höre uns an, mein Herr, du bist ein Fürst Gottes unter uns. Begrabe deine Tote in dem Auserlesensten unserer Gräber.‘“
Als Sarah gestorben war, wollte Abraham ein Grab kaufen, denn er hatte keinen Landbesitz. Gott hatte gesagt, dass seine Nachkommenschaft das Land besitzen würde. Abraham war als Fremdling dort und wollte deshalb ein Grab erwerben. Die Hethiter sagten ihm selbstverständlich, dass er es gratis bekommen könne. Diese Immobilie wollten sie nicht bezahlt haben.
Sie sagten zu ihm: „Du bist ein Fürst Gottes unter uns.“ Sie wussten, was für ein besonderer Mann Abraham war. Genauso wie wir beim letzten Mal gesehen haben, wusste auch Melchisedek, wer Abraham war. Dieser kanaanitische König kam ins Tal Schave, ins Kittontal, brachte Brot und Wein und segnete Abraham bei Gott, dem Höchsten, dem Schöpfer von Himmel und Erde.
Auch bei Isaak sehen wir Ähnliches. Wenn wir kurz in 1. Mose 26, Vers 29 nachschlagen, sprechen die Philister mit Isaak: „Du bist nun einmal ein Gesegneter des Herrn.“ Das ist ein „Gesegneter des Herrn“ mit Großbuchstaben, was im Hebräischen „Yahweh“ bedeutet. Sie haben den Eigennamen des wahren Gottes ausgesprochen. Diesen Namen verwendeten die Kanaaniter, Ägypter oder andere Völker in ihren Religionen nie. Sie sprachen zwar von Gott, aber nicht von Yahweh.
Die Philister sagten zu Isaak: „Du bist nun einmal ein Gesegneter des Herrn.“ So waren Abraham, Isaak und Jakob gewissermaßen Missionare in Kanaan. Die Kanaaniter hätten den wahren Gott erkennen können, von dem sie abgefallen waren. Melchisedek hielt noch an dem wahren Gott fest, doch die Kanaaniter waren in Perversionen gefallen. Der Baalskult war ein Prostitutionskult für das ganze Volk. Man kann sich kaum vorstellen, wie schlimm das war.
Außerdem opferten sie Kinder dem Baal. Darum sagt Gott in 5. Mose 18: Wegen dieser Kinderopfer, des Spiritismus und des Götzendienstes wird er die Kanaaniter vernichten. Aber nicht sofort. Gott gab ihnen über diese 430 Jahre hinweg Zeit, umzukehren.
Nachdem die Gnadenzeit vorbei war, kam Israel am Ende der Wüstenwanderung ins verheißene Land und brachte das Gericht über die Kanaaniter. Doch sogar dann gab es Gnade: Eine Hure, Rahab aus Jericho, erkannte den wahren Gott, erlebte eine Umkehr und ihre Verwandtschaft durfte überleben.
So müssen wir das sehen: Das war Gnadenzeit. Gott richtete nicht einfach. Aber nachdem das Zeugnis über Jahrhunderte verworfen wurde, kam schließlich das Gericht. Dann war das Maß der Amoriter voll, doch damals war es noch nicht soweit.
Ein weiteres, sehr wichtiges Detail findet sich in Vers 18: Gott schließt den Bund und sagt deinem Samen: „Wie gebe ich dieses Land vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Euphrat?“
Was ist der Strom Ägyptens? Ist es der Nil? Es gibt jedoch auch Stellen, die vom Bach Ägyptens sprechen. Genau, dieser Bach heißt El Arish. Dort verläuft ganz in der Nähe die heutige Grenze zwischen Israel und Ägypten, also in der Negevwüste. El Arish ist der Bach Ägyptens.
Ich gebe noch eine Stelle an: In 4. Mose werden die Grenzen Israels beschrieben, wie sie zur Zeit der Landnahme unter Josua sein sollten. Das ist ein geographisch sehr wichtiges Kapitel, 4. Mose 34. Dort wird in Vers 5 die Südgrenze beschrieben: „Und die Grenze wende sich von Atzmon zum Bach Ägyptens, und ihr Ende sei zum Meer hin.“
Der Bach Ägyptens ist nicht dasselbe wie der Strom Ägyptens. Das ist Nachal Mitzraim. Mitzraim ist Ägypten, auch heute noch. Auf Arabisch sagt man für Ägypten „Misr“. Das klingt ähnlich wie „Mitzr“. Auf Hebräisch heißt es aber „Mitzraim“. „-aim“ ist die Dualform, die Zweizahl. So haben wir zum Beispiel zwei Ohren, „Osnaim“, zwei Augen, „Enaim“, zwei Lippen, „Sfataym“, zwei Hände, „Yadaym“. „Mitzraym“ bedeutet also, dass Ägypten aus Ober- und Unterägypten besteht.
Der Bach Ägyptens, Nachal Mitzraym, ist El Arish, ein Wadi in der Negevwüste. Der Fluss Ägyptens, Nachar Mitzraym, ist der Nil.
Das heißt, Gott verheißt Abraham, dass Israel das Land vom Nil bis zum Euphrat erhalten soll. Das lässt aufhorchen: „from the river to the river“, also vom Nil bis zum Euphrat. Aber solche Grenzen hatte Israel nie. 4. Mose 34 zeigt, dass die Südgrenze der Bach Ägyptens war, nicht der Strom Ägyptens.
Bei Salomo reichte das Gebiet bis zum Euphrat, aber nicht bis zum Nil. Das hatte Israel nie. Diese Grenzen sind also noch zukünftig.
Es ist sogar so, dass in Hesekiel 47, wir befinden uns dort im Tausendjährigen Reich, beschrieben wird, wie die Landverteilung unter den zwölf Stämmen vom Euphrat bis zum Bach Ägyptens erfolgt. Hesekiel Kapitel 40 bis 48 beschreibt den Tempel im Tausendjährigen Reich in allen Details. In den letzten Kapiteln wird dann die Landverteilung beschrieben.
Das bedeutet, am Anfang des Tausendjährigen Reiches wird die Grenze Israels noch bei El Arisch sein. Israel wird sich jedoch vermehren. Die Menschen werden nicht mehr kinderfeindlich sein wie die säkulare Gesellschaft heute. Sie werden wachsen, und dann wird es nötig sein, dass die Verheißung an Abraham in Erfüllung geht: vom Nil bis zum Euphrat.
Die Sinaiwüste ist allerdings nicht gerade ideal zum Wohnen. Sie ist auch nicht gerade eine Riviera. Jesaja 35 sagt dazu in Vers 1: Die Zukunft dieser Welt ist grün im Tausendjährigen Reich. Grün, aber nicht durch die Grünen bewirkt, sondern durch Gott.
Jesaja 35,1 lautet: „Freuen werden sich die Wüste und das dürre Land, frohlockend wird die Steppe und aufblühen wie eine Narzisse. Sie wird in voller Blüte stehen und frohlockend, ja frohlockend und jubelnd. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon. Sehen werden sie die Herrlichkeit des Herrn, die Pracht unseres Gottes. Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie!“
Er sagt zu denen, die ein ängstliches Herz haben: „Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, da ist euer Gott. Rache kommt, die Vergeltung Gottes. Er selbst kommt und wird euch retten.“
Das Tausendjährige Reich bedeutet also, dass die Wüste und das Dürreland aufblühen werden. Die ganze Negevwüste bis nach Eilat wird aufblühen. Die gesamte Sinaiwüste wird aufblühen. Die Sahara-Wüste in Nordafrika wird ebenfalls aufblühen. Diese Gebiete waren einst grün und fruchtbar – die Spuren davon sind noch da.
All das wird wieder grün werden. Auch die Wüste Gobi wird grün werden. Alle Wüsten der Welt werden im Tausendjährigen Reich begrünt und bewohnbar sein.
So wird Gott sein Programm wahrmachen und die Verheißung an Abraham erfüllen – eine Verheißung, die nicht zeitlich begrenzt ist, sondern seinem Samen dieses Land in Ewigkeit gibt.
Auch die anderen Völker sind in Gottes Fürsorge eingeschlossen. Das zeigt Jesaja 19 deutlich. Dort heißt es in Bezug auf Ägypten und Assyrien:
„An jenem Tag wird es eine Straße von Ägypten nach Assur geben. Assur wird nach Ägypten kommen, und die Ägypter werden nach Assur kommen. Die Ägypter werden mit Assur dem Herrn dienen. An jenem Tag wird Israel der Dritte sein, zusammen mit Ägypten und Assur, ein Segen inmitten der Erde. Denn der Herr der Heerscharen segnet es und spricht: Gesegnet sei Ägypten, mein Volk, und Assur, mein Werk, und Israel, mein Erbteil.“ (Jesaja 19,23-25)
Das ist ein Bild eines neuen Nahen Ostens, das die UNO offenbar nicht kennt. Es gibt also noch viel Stoff für Reden bei der UNO, für diejenigen, die die Gelegenheit haben.
Es wird also eine Straßenverbindung geben, die von Ägypten durch Israel bis zum Nordirak, dem Gebiet Assyriens, führt. Gott wird von Ägypten sagen: „Gesegnet sei mein Volk Ägypten“, und von Assyrien: „meiner Hände Werk“. Israel wird in der Mitte als Segen in der Welt stehen.
Gott wird die Grenzen gerecht verteilen, und Israel wird noch mehr Land erhalten – ob die UNO das will oder nicht. Das ist Gottes Plan. Er sorgt auch für die anderen Völker.
Sehr wichtig ist auch, was Ezechiel 47 sagt: Dort erklärt Gott, dass diejenigen, die in dem Land Israel leben, das neu unter den zwölf Stämmen verteilt wird, bis zum Euphrat hinauf, auch die Fremden, die nicht zu Israel gehören, und deren Kinder, gezeugt von diesen Fremden, geachtet werden wie Bürger Israels. Das bedeutet, dass die Araber in Israel nicht einfach ausgeschlossen sind. Gott hat auch mit ihnen einen Plan. Im Tausendjährigen Reich werden sie rechtlich gleichgestellt sein.
Diese Dinge müssen erwähnt und hervorgehoben werden, denn so spricht die Bibel. Israel wird ein besonderer Segen inmitten der Völker sein. Dort wird Harmonie herrschen.
Das Straßenprojekt wird es geben, wenn auch noch nicht jetzt. Die Chinesen bauen derzeit viele Straßen, etwa in Zentralasien, wie ich in Tadschikistan gesehen habe. Man fragt sich, was die Chinesen dort machen. Sie sind überall sehr aktiv und bauen Straßen, auch in Afrika. Wozu brauchen sie diese Straßen? Natürlich für Handel, für neue Handelswege, aber auch für militärische Zwecke, um Truppen zu transportieren.
Doch die Straße, von der Jesaja spricht, wird eine Straße des Segens sein – von Ägypten bis zum Irak, durch Israel hindurch. Das sind Gottes Pläne.
Damit schließen wir.
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